SlideShare une entreprise Scribd logo
1  sur  8
Helaba Volkswirtschaft/Research



                                                   Wochenausblick                                                                29. Juni 2012




                                                   Haftungsunion
                              Redaktion:
                                                   1     Die Woche im Überblick                                                                  1
            Dr. Stefan Mitropoulos
             Tel.: 0 69/91 32-46 19                      1.1        Chart der Woche                                                              1
              research@helaba.de                         1.2        Wochen-Quartals-Tangente                                                     2
                                                         1.3        Finanzmarktkalender KW 27 mit Prognosen                                      3
                                                   2     Im Fokus                                                                                4
                                                         2.1        Aktienmärkte am Scheideweg                                                   4
                                                         2.2        Renten: Druck auf Bundesanleihen nimmt zu                                    5
                          Herausgeber:
                                                         2.3        USA: Die Zeichen stehen weiter auf moderates Wachstum                        6
               Dr. Gertrud R. Traud
                                                   3     Charttechnik                                                                            7
Chefvolkswirt/Leitung Research
                                                   4     Prognosetabelle                                                                         8
Landesbank Hessen-Thüringen
                        MAIN TOWER
         Neue Mainzer Str. 52-58
        60311 Frankfurt am Main
       Telefon: 0 69/91 32-20 24
       Telefax: 0 69/91 32-22 44                   1 Die Woche im Überblick
                                                       1.1         Chart der Woche

                                                   Schwaches Wachstum und gesunkene Inflation: Bank of England gibt wieder Gas
                                                   % gg. Vorjahr                                                                             Index




                                                   Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research
        Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
  unverbindliche Analysen und Prognosen zu
   den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
                                                   Anfang Mai ließ die Bank of England noch ihr Wertpapierkaufprogramm aus dem Herbst 2011
     verhältnissen. Die Angaben beruhen auf        bzw. Februar 2012 auslaufen. Im Juni wurde eine Fortsetzung dieser quantitativen Maßnahme mit
    Quellen, die wir für zuverlässig halten, für   5 zu 4 Stimmen knapp abgelehnt. Nun hat sich der Wind aber endgültig gedreht. Die britische
 deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
                                                   Wirtschaft befindet sich –auch dank der europäischen Schuldenkrise – in einem schwierigen
 lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
 nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
                                                   Fahrwasser, die Erholung der Stimmungsindikatoren ist verpufft. Immerhin fiel die Teuerungsrate
     nen Angaben dienen der Information. Sie       zuletzt und dürfte angesichts der gesunkenen Rohölpreise weiter zurückgehen. Die britische No-
 dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für      tenbank hat damit mehr Handlungsspielraum bzw. -druck. Sie wird daher auf der anstehenden
  Anlageentscheidungen verstanden werden.
                                                   Sitzung Wertpapierkäufe um vermutlich 50 Mrd. auf dann insgesamt 375 Mrd. Pfund beschließen.
Wochenausblick




       Claudia Windt        1.2               Wochen-Quartals-Tangente
Tel.: 0 69/91 32-25 00
                          Eine turbulente Woche liegt nicht nur hinter den Fußballfans, sondern auch hinter den Anlegern:
                          Bankenunion, Eurobonds und weitere EZB-Kaufprogramme für bedrängte Euromitglieder – fast
                          scheint es, als gäbe es für das Lager der „Euroretter“ keine Tabus mehr, wie man den bedrängten
                          Euroländern Italien und Spanien zu Hilfe zu kommen hat. Nun zum Wochenausklang haben sich
                          die Regierenden auf dem EU-Gipfel in altbewährter Manier geeinigt: Getroffene Vereinbarungen
                          werden – zum wiederholten Male – aufgeweicht. Um den Druck der Finanzmärkte von Spanien
                          und Italien zu nehmen, besteht nun die Möglichkeit der direkten Kapitalversorgung von Banken
                          durch die Rettungsfonds. Darüber hinaus soll es den Staaten ermöglicht werden, ohne offizielles
                          Hilfsprogramm auf den Rettungsfonds zuzugreifen bzw. Hilfen aus den Rettungsfonds künftig
                          generell mit weniger Auflagen zu versehen. Während die Entscheidung an den Aktienmärkten für
                          Erleichterung sorgte, gerieten Bundesanleihen unter Druck. Der Euro konnte hingegen seine zuvor
                          erlittenen Verluste wettmachen.

                          Abseits von dieser kurzfristigen Reaktion stellt sich die Frage, wie es weitergeht: Vermutlich so
                          wie bisher. Laut einer aktuellen forsa-Umfrage glauben 90 % der Bundesbürger nicht, die Euro-
    Euro-Schuldenkrise
                          Staatsschuldenkrise sei ausgestanden. Vielmehr gehen die Befragten davon aus, dass bald weitere
     noch nicht vorüber
                          Länder vor dem Bankrott gerettet werden müssen. Und immerhin bereits 22 % rechnen mit einem
                          Scheitern der Gemeinschaftswährung. Vertrauen in Europa und dessen politische Leistungsfähig-
                          keit spiegelt sich darin nicht wieder. Das ist aber u. E. das zentrale Problem dieser Krise: Der im-
                          mense Reputationsverlust, der mit den bislang erfolgten Gipfelbeschlüssen und deren immer ge-
                          ringeren Halbwertszeit von Vereinbarungen und Regeln einhergeht. So überzeugt man keine In-
                          vestoren, ihr Geld in Europa zu investieren. Da man sich nun auf Zahlungen ohne Auflagen geei-
                          nigt hat bleibt offen, ob man Investoren überhaupt noch überzeugen möchte. Dies kann nur gelin-
                          gen, wenn notwendigen Strukturreformen konsequent umgesetzt werden.

                          In der Berichtswoche wird die EZB (S. 4) die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken bzw. eine
                          Senkung ankündigen. Auch die Tür für weitere expansive Maßnahmen wird wohl offen gehalten.
                          Darüber hinaus werden die Daten zum US-Arbeitsmarktbericht (S. 6) bestätigen, dass sich die
                          Wirtschaft erholt. Davon dürften Aktien (S. 5) profitieren.

                          Finanzmarktrückblick und -prognosen
                                                          Veränderung seit...  aktueller
                                                         30.12.2011 21.06.2012 Stand*                           Q3/2012             Q4/2012                   Q1/2013
                                                         (in %)                          Index

                          DAX                                      4,3            -3,0      6.150              7.000              7.200                     7.300
                                                         (in Bp)                         (in %)

                          3M Euribor                               -70             0         0,65                0,5                  0,5                      0,7
                          3M USD Libor                             -12            -1         0,46                0,4                  0,4                      0,4
                          10 jähr. Bundesanleihen                  -32            -2         1,51                1,8                  2,1                      2,3
                          10 jähr. Swapsatz                        -43             3         1,95                2,3                  2,5                      2,7
                          10 jähr. US-Treasuries                   -30            -4         1,58                2,1                  2,4                      2,7
                                                         (jew eils gg. Euro, %)          (jew eils gg. Euro)

                          US-Dollar                                4,3            1,1        1,24               1,30                1,35                      1,40
                          Japanischer Yen                          1,1            2,1            99             104                  110                      115
                          Britisches Pfund                         4,2            0,4        0,80               0,85                0,88                      0,87
                          Schweizer Franken                        1,3            0,0        1,20               1,20                1,20                      1,25
                                                         (in %)

                          Brentöl $/B                         -15,4               3,3            92              95    (105)         100    (103)             103
                          Gold $/U                                -0,7            -0,9      1.553              1.600              1.650                     1.650
                          *Schlusskurse vom 28.06.2012                                                          Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt

                          Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research




                          Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba                                                                                                2
Wochenausblick




  1.3            Finanzmarktkalender KW 27 mit Prognosen

                                                                             Helaba- Bloom berg
    Zeit         Land       Periode      Indikator                                              Vorperiode
                                                                            Prognose Consensus

  Montag, 02.07.2012
    11:00         EZ           Mai       Arbeitslosenquote; %                 11,0       11,1      11,0
    16:00         US           Jun       ISM-Index Verarb. Gew erbe           52,0      52,0       53,5
                                         San Francisco Fed Präsident
    19:15         US
                                         Williams
  Dienstag, 03.07.2012
                                         Produzentenpreise
    11:00         EZ           Mai       % m/m                                -0,3       -0,3       0,0
                                         % y/y                                2,5         2,5       2,6
    16:00         US           Mai       Aufträge in der Industrie; % m/m      0,8       -0,2      -0,6
    23:00         US           Jun       PKW-Absatz; JR, Mio.                 14,0      14,0       13,7
  Mittw och, 04.07.2012
                                         Independence Day - Märkte
                  US
                                         geschlossen
                                         Einzelhandelsumsätze
    11:00         EZ           Mai       % m/m, s.a.                           0,3       0,3       -1,0
                                         % y/y, s.a.                          -0,6       k.A.      -2,5
  Donnerstag, 05.07.2012
                                         Auftragseingänge
    12:00         DE           Mai       % m/m, s.a.                           0,3       0,0       -1,9
                                         % y/y, s.a.                          -5,9       k.A.       3,7
    13:00         UK                     Bank of England Zinsentscheid; %      0,5       0,5        0,5
    13:45         EZ                     EZB-Sitzung mit PK                              0,75      1,00
                                         Erstanträge auf
    14:30         US         30. Jun                                          385        k.A.      386
                                         Arbeitslosenunterstützung, Tsd
                                         ISM-Index außerhalb des
    16:00         US           Jun                                            52,0      52,9       53,7
                                         Verarbeitenden Gew erbes
  Freitag, 06.07.2012
                                         Industrieproduktion
    12:00         DE           Mai       % m/m, s.a.                           0,5       0,0       -2,2
                                         % y/y, s.a.                          -1,2       k.A.      -0,7
                                         Beschäftigung außerhalb der
    14:30         US           Jun                                            100        93         69
                                         Landw irtschaft; m/m Tsd.
    14:30         US           Jun       Arbeitslosenquote; %                 8,2        8,2        8,2
                                         Durchschnittliche Stundenlöhne
    14:30         US           Jun       % m/m                                0,2        0,2        0,1
                                         % y/y                                1,8        k.A.       1,7
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research




Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba                                                 3
Wochenausblick




Markus Reinwand, CFA
   Tel.: 0 69/91 32-4723
                                     2 Im Fokus
                                         2.1          Aktienmärkte am Scheideweg


                                         Übertriebene Wachstumserwartungen sind inzwischen korrigiert und Aktien sind sehr niedrig
                                         bewertet. Sofern größere Konjunkturenttäuschungen und Anspannungen im Finanzsystem
                                         ausbleiben, besteht somit wieder interessantes Potenzial.


                                     Wie gewonnen, so zerronnen – so könnte man die Entwicklung an den internationalen Aktien-
                                     märkten im ersten Halbjahr zusammenfassen. Die Hoffnungen vieler Anleger auf eine Überwin-
               Aktien erst hui
                                     dung der Euro-Schuldenkrise haben sich mit dem Beginn des Frühlings ebenso verflüchtigt wie
                     dann pfui
                                     die Anzeichen auf eine Konjunkturerholung. Nach einem überdurchschnittlich starken ersten
                                     Quartal an den Aktienmärkten kamen die Notierungen wieder deutlich unter Druck. Neben Finanz-
                                     titeln traf es auch zyklische Werte, während defensive Branchen relative Stärke entwickelten. Hat
                                     sich der Aktienmarkt damit bereits für ein schwaches zweites Halbjahr in Stellung gebracht? Si-
                                     cherlich wurden die zwischenzeitlich überzogenen Wachstumserwartungen im Zuge der Aktien-
                                     marktkorrektur im zweiten Quartal deutlich nach unten geschraubt. Auch die wieder sehr niedrige
                                     Bewertung von Dividendentiteln zeugt von Wachstumsskepsis. Anders als im Herbst letzten Jah-
                                     res, als sich Anleger panikartig von Aktien trennten, scheinen sie gegenwärtig aber eher eine ab-
                                     wartende Position einzunehmen. Gemessen am Ausmaß negativer Überraschungen bei den globa-
                                     len Konjunkturindikatoren fällt die Kursreaktion bislang nämlich vergleichsweise moderat aus. So
                                     notiert das weltweite Aktienbarometer MSCI World derzeit nahe der 200-Tage-Linie. Im Herbst
                                     2011, als ähnlich viele Konjunkturdaten in den Industrieländern hinter den Erwartungen zurückge-
                                     blieben waren, korrigierten Aktien deutlich stärker. Dies spricht dafür, dass die Anleger gegenwär-
                                     tig die Weltkonjunktur noch nicht völlig abgeschrieben haben. Allzu viele Enttäuschungen darf es
                                     nun aber nicht mehr geben.

Deutsche Aktien niedrig bewertet                                                     Anleger in Warteposition
Anzahl Standardabweichungen                                            Index         Saldo                                                                       %

  2,5                                                                  9000             60 G10-Konjunkturüberraschungen                                         20
             Bewertungsindikator*                                                                  (linke Skala)
  2,0          DAX (linke Skala)               DAX (rechte Skala)                       40
                                                                       8000                                                                                     10
  1,5                                                                                   20
  1,0
                                                                       7000              0                                                                        0
  0,5
                                                                                       -20
  0,0                                                                  6000                                                                                     -10
                                                                                       -40
 -0,5
                                                                       5000            -60                                                                      -20
 -1,0                                                                                                                         MSCI World Aktienindex,
 -1,5                                                                                  -80                                Abweichung von der 200-Tage-Linie
                                                                       4000                                                       (rechte Skala)                -30
 -2,0                                                                                 -100
 -2,5                                                                  3000           -120                                                                      -40
                                                                                                 2007    2008        2009          2010        2011      2012
        04      05     06    07     08    09    10     11     12

* Mittelwert aus z-standardisiertem KGV, KCV, KBV und Kehrwert der                   Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Dividendenrendite jeweils auf Basis der 12M.-Konsensschätzungen
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                     Notwendige Bedingungen für mittelfristig steigende Notierungen sind eine Entschärfung der Euro-
                                     Staatsschuldenkrise sowie eine Verbesserung der weltweiten Konjunkturerwartungen. Die flankie-
                Kurschancen
                                     renden Maßnahmen durch die Geldpolitik in Form ultraniedriger Zinsen und unkonventioneller
                  überwiegen
                                     Maßnahmen sind dafür ebenso erforderlich wie eine glaubwürdige Inangriffnahme der Strukturre-
                                     formen in den angeschlagenen Euroländern. Die nachlassende Risikoaversion dürfte angesichts
                                     klarer Bewertungsvorteile zu spürbaren Umschichtungen in Aktien und damit zu steigenden Notie-
                                     rungen führen. Trotz insgesamt gewachsener Risiken messen wir diesem Szenario die höchste
                                     Wahrscheinlichkeit bei.




                                     Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba                                                                        4
Wochenausblick




             Ulf Krauss            2.2             Renten: Druck auf Bundesanleihen nimmt zu
  Tel.: 0 69/91 32-4728


                                   Wieder ein Schritt in Richtung Haftungsunion: Die Chancen, dass die Währungsunion über-
                                   lebt, haben sich durch die jüngsten EU-Beschlüsse erhöht. Der Druck auf deutsche Staatsan-
                                   leihen wächst. Auch der Wachstumspakt in Kombination mit einer vermutlich nochmals gelo-
                                   ckerten EZB-Geldpolitik erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturwende und spricht
                                   für tendenziell steigende Renditen bis Jahresende.


                                Beim EU-Verhandlungspoker in Brüssel hatten Italien und Spanien offenbar die besseren Karten
                                und konnten eine weitere Aufweichung der „No-Bail Out“-Klausel des Maastricht-Vertrags errei-
    Bund-Future erleidet
                                chen: Der Zugriff auf die Rettungstöpfe wird erleichtert. Angeschlagene Banken können Gelder
         Schwächeanfall
                                direkt aus dem ESM-Fonds erhalten. Da auch das Thema Eurobonds nicht explizit vom Tisch
                                gewischt wurde – der italienische Präsident sieht durch die jüngsten Beschlüsse sogar eine Basis
                                hierfür geschaffen – stellt sich aus Anlegersicht erneut die Frage eines sich allmählich veränderten
                                Risikoprofils deutscher Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger Bunds lag zuletzt erstmals wieder
                                seit Jahresanfang über der Rendite ihres US-Pendants. Der Kursrückgang des Bund-Futures um
                                über ein Prozent als Reaktion auf die Beschlüsse dürfte in diesem Umfeld nicht der letzte gewesen
                                sein.

Bundesanleihen büßen Vertrauen ein                                              Schwache Kreditvergabe ruft EZB auf den Plan
CDS-Prämien für 10-jährige Staatsanleihen in USD, Bp                            %-Abweichung vom Trend

 140                                                                 140           10                                                                   4.50
                                                                                               Euro-Leitzins (rechte Skala)
                                          Deutschland                               8                                                                   4.00
 120                                                                 120
                                                                                    6                                                                   3.50
 100                                                                 100
                                                                                    4
                                                                                                                                                        3.00
  80                                                                  80
                                                                                    2
                                                                                                                                                        2.50
  60                                                                  60            0
                                                        USA                                                                                             2.00
  40                                                                  40           -2
                                                                                   -4                                                                   1.50
  20                                                                  20
                                                                                   -6                                                                   1.00
   0                                                                   0                                  Kreditvergabe an privaten Sektor (Euroraum)
          2008        2009         2010            2011       2012                 -8                                                                   0.50
                                                                                        2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research                             Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                Der gestiegene Druck auf die Währungsgemeinschaft hat zuletzt auch die Forderungen an die EZB
                                anwachsen lassen. Nun soll sie die europäische Bankenaufsicht übernehmen, was aufgrund mögli-
  Geld- und Fiskalpolitik
                                cher Interessenkonflikte nicht ganz problemlos ist, sowie als Vertreter des EFSF/ESM Staatsanlei-
       geben wieder Gas
                                hen kaufen. Die Sorgen, dass die Notenbank ihre Belastungsgrenze erreicht und eine dauerhaft
                                expansive Geldpolitik die Inflationserwartungen langsam aber stetig aus ihrer Verankerung löst,
                                dürften daher kaum geringer werden. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die EZB noch tiefer in
                                einen rechtlichen und demokratischen Graubereich begibt, in dem auch Verteilungsaspekte eine
                                immer größere Rolle spielen. Tragfähige Lösungen für die Währungsunion können letztlich nur
                                von den gewählten Volksvertretern ausgehen. Die EZB kann durch das Zins- und Liquiditätsma-
                                nagement lediglich etwas Zeit verschaffen. Vermutlich wird die EZB in ihrer Not auch wieder auf
                                das klassische Steuerungsinstrument zurückgreifen und den Leitzins senken. Damit würde sie
                                erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 1 % unterschreiten. Ob dies dem Bund-Future jedoch
                                viel nützt, darf bezweifelt werden. Zusammen mit dem Euro-Wachstumspakt könnte die psycholo-
                                gische Stimmungswende im Euroraum eingeleitet werden. Zumal, wenn die Angst vor einem Aus-
                                einanderbrechen der Währungsunion deutlich abnimmt.




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba                                                                      5
Wochenausblick




            Patrick Franke           2.3            USA: Die Zeichen stehen weiter auf moderates Wachstum
       Tel.: 0 69/91 32-4738


                                         Mit dem Monatsanfang stehen die wichtigen Einkaufsmanagerindizes des ISM und der Ar-
                                         beitsmarktbericht auf dem Programm. Sie sollten die Eintrübung der vergangenen Monate
                                         bestätigen, ohne jedoch größeres Abwärtspotenzial für die Konjunktur in Aussicht zu stellen.


                                   Die regionalen Stimmungsindikatoren sind in der Regel nicht wie der ISM aus einzelnen Kompo-
                                   nenten zusammengesetzt, sondern beruhen auf den Antworten auf eine separate Frage nach der
  Regionale Indikatoren
                                   Gesamtlage. Dadurch sind sie stärker allgemeinen temporären Stimmungsschwankungen unter-
überzeichnen Schwäche
                                   worfen. Allerdings lassen sich für den Empire State und den Philly Fed Index dem ISM vergleich-
                                   bare Indikatoren berechnen, bei denen die Expansionsmarke ebenfalls bei 50 liegt. Wie das Schau-
                                   bild zeigt, sind diese modifizierten Indizes aber noch immer deutlich volatiler als der nationale
                                   ISM-Index. Dies liegt an der kleineren Stichprobe und der regionalen Konzentration der teilneh-
                                   menden Firmen – sie sind kein repräsentatives Abbild der US-Wirtschaft. Zwar ist der modifizierte
                                   Philly Fed Index im Juni auf den Tiefstand vom Sommer 2011 gefallen. Wie das Schaubild zeigt,
                                   blieb der ISM für das Verarbeitende Gewerbe damals aber komfortabel oberhalb der Expansions-
                                   linie. Im Juni dürfte der ISM-Index leicht von 53,5 auf 52 Punkte gefallen sein.

Regionale Daten zappeln um den ISM-Index herum                                     Normale Expansion am Arbeitsmarkt
Stimmungsbarometer im Verarbeitenden Gewerbe, Index                                Veränderung gegenüber Vorjahr in Tsd.

 75                                                                    75
                  Philly Fed                                                           6000                                                          600
 70               (gewichtet)                                          70                                              Zeitarbeiter (rechte Skala)
                                                                                       4000                                                          400
 65                                                                    65
 60                                                                    60              2000                                                          200
                                         ISM
 55                                                                    55                 0                                                          0

 50                                                                    50             -2000                                                          -200
                                                                                               Beschäf tigte in
 45                                                                    45             -4000    der Privatwirtschaf t                                 -400
                           Empire                                                              (linke Skala)
 40                                                                    40             -6000                                                          -600
                           (gewichtet)
 35                                                                    35
                                                                                      -8000                                                          -800
 30                                                                    30                 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
   Jan 10     Jul 10    Jan 11      Jul 11      Jan 12   Jul 12

Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                                Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research


                                   Am Arbeitsmarkt hat sich die Lage zuletzt eingetrübt: Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstüt-
                                   zung sind wieder gestiegen und scheinen sich zunächst knapp unterhalb der 400.000 einzupendeln.
      Geringere Dynamik:
                                   Auch die Beurteilung der Arbeitsmarktlage durch Unternehmen (ISM-Umfragen) und Verbraucher
      Ursachenforschung
                                   (Conference Board) hat sich verschlechtert. Der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft hat erheblich
                                   an Schwung eingebüßt: In den drei Monaten bis zum Februar 2012 stieg die Stellenzahl per Saldo
                                   um 255.000 pro Monat. In den vergangenen drei Monaten wurden hingegen netto monatlich nur
                                   105.000 Stellen geschaffen. Umstritten ist allerdings, wie diese Entwicklung zu interpretieren ist.
                                   Einerseits könnte der sehr milde Wetter eine temporäre Verzerrung mit sich gebracht haben, auf
                                   die nun die Korrektur gefolgt ist. Andererseits hat Ben Bernanke die Theorie ins Gespräch ge-
                                   bracht, die vorherige hohe Dynamik sei ihrerseits ein Aufholprozess nach dem ungewöhnlich
                                   starken Stellenabbau in der Rezession 2007-2009 gewesen – wobei jedoch unklar ist, wieso dieser
                                   Prozess ausgerechnet zu den beobachteten Zeitpunkten erst ein- und dann wieder ausgesetzt haben
                                   sollte. Schließlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Die Schuldenkrise in Europa belastet die
                                   Stimmung in Amerika so sehr, dass der gesamte Aufschwung dort in Gefahr gerät. Bislang spre-
                                   chen die Daten aber noch nicht für ein solches Szenario. Bisher bewegen sich die Zahlen zum
                                   Arbeitsmarkt im Rahmen der normalen Schwankungsbreite während einer Expansion. Vorlaufen-
                                   de Indikatoren wie die Zahl der Zeitarbeiter senden keine Alarmsignale. Im Juni dürfte sich mit
                                   einem Plus von gut 100.000 Stellen in der Privatwirtschaft die Entwicklung der vergangenen Mo-
                                   nate fortgesetzt haben. Die Arbeitslosenquote bleibt wohl bei 8,2 % konstant.




                                   Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba                                                                6
Wochenausblick




                                 3 Charttechnik
Bund-Future: Abwärtsrisiken dominieren                                           Widerstände:              142,01      142,26 143,09
MACD                                                 Bund-Future (weekly)        Unterstützungen:          139,49      137,70 136,56
                                                                                 Der Bund-Future steht zum Wochenschluss unter starkem
                                                                                 Verkaufsdruck und so sind die Stabilisierungstendenzen der
                                                                                 laufenden Woche ad acta zu legen. Aktuell steht das bei
                                                                                 139,71 lokalisierte 61,8 %-Retracement der Bund-Future-
                                                                                 Hausse von März bis Mai im Test. Angesichts der Ver-
                                                                                 kaufssignale der Trendfolger im Tageschart sind Kurse
                                                                                 darunter ins Kalkül zu ziehen. Auch die Wochentechnik ist
                                                                                 nicht überzeugend. Hier sind Stochastic und MACD im
                                                                                 Verkauf. Die nächsten Haltemarken finden sich bei 139,49
                                                                                 und 137,70.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research                                Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)



EUR-USD: Erholung, aber noch kein Befreiungsschlag                               Widerstände:              1,2748      1,2821 1,2904
MACD                                                    EUR-USD (wekly)          Unterstützungen:          1,2407      1,2287 1,1875
                                                                                 Eine turbulente Woche liegt hinter dem Euro. Zunächst
                                                                                 musste der Rutsch unter 1,2440 konstatiert werden und ein
                                                                                 Wochentief bei 1,2407 steht zu Buche, letztlich führte die
                                                                                 Gegenbewegung den Euro aber auf Kurse um 1,26 zurück.
                                                                                 Auf Wochenbasis bleibt das Bild aber getrübt. So sind
                                                                                 MACD und DMI im Verkauf. Da die Unterstützung bei
                                                                                 1,2440 bereits einmal gebrochen wurde, sollte das Jahres-
                                                                                 tief bei 1,2287 nicht aus den Augen verloren werden. Erst
                                                                                 eine Stabilisierung jenseits des Junihochs bei 1,2748 würde
                                                                                 das Bild etwas freundlicher gestalten.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research                                Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)



DAX: Reicht die Kraft für weitere Kursgewinne?                                   Widerstände:              6.350       6.440   6.482
DMI                                                            DAX (daily)       Unterstützungen:          6.260       6.227   6.160
                                                                                 Begünstigt durch die Nachrichten vom EU-Gipfel ist der
                                                                                 DAX heute fulminant in den Handel gestartet. Dies hat auch
                                                                                 Spuren im Chartbild hinterlassen. So wurde die zuletzt etab-
                                                                                 lierte Range mit einem „gap“ nach oben verlassen, wodurch
                                                                                 eine „Insel“ entstanden ist. Zudem wurden sowohl die 21-
                                                                                 als auch die 200-Tage-Linie überwunden, was positiv zu
                                                                                 werten ist. Hingegen stellt sich die Situation bei den Indika-
                                                                                 toren widersprüchlich dar. Entsprechend wird sich zeigen
                                                                                 müssen, ob der DAX die abwärts gerichtete Widerstandsli-
                                                                                 nie bei 6.350 Punkten nachhaltig überwinden kann.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research                                Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)




                                 Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
                                 Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.




                                 Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba                                                   7
Wochenausblick




4 Prognosetabelle
                                 Bruttoinlandsprodukt                         Verbraucherpreise

                                                                               Veränderung gg.
                         reale Veränderung gg. Vorjahr in %
                                                                                 Vorjahr in %

                         2010        2011        2012p       2013p     2010     2011    2012p     2013p

Euroland                  1,9         1,5         0,2          1,3     1,6       2,7      2,4      2,1
  Frankreich              1,6         1,7         0,7          1,5     1,7       2,3      2,4      2,1

  Italien                 1,8         0,5         -1,1         0,7     1,6       2,9      3,0      2,2

  Spanien                 -0,1        0,7         -0,8         0,5     2,0       3,1      2,0      2,2

  Griechenland            -3,5        -6,9        -5,0         0,0     4,7       3,1      0,5      0,5

  Irland                  -0,4        0,7         0,5          1,5     -1,6      1,2      1,8      1,9

  Portugal                1,4         -1,6        -3,5        -1,0     1,4       3,6      2,5      1,5

  Deutschland*            3,6         3,1         1,2          1,7     1,1       2,3      2,0      2,0

Großbritannien            1,8         0,8         0,4          1,5     3,3       4,5      2,6      2,3
Schw eiz                  2,7         2,1         1,2          1,2     0,7       0,2      -0,6     0,8

Schw eden                 6,2         3,9         1,0          1,3     1,2       3,0      1,5      1,8

Polen                     3,9         4,3         2,7          3,0     2,7       4,2      4,0      3,3

Ungarn                    1,3         1,7         -0,5         1,0     4,9       3,9      5,7      4,0

Tschechien                2,7         1,7         0,5          1,7     1,5       1,9      3,4      2,5

Russland                  4,3         4,3         3,5          4,0     6,9       8,4      5,0      6,0

USA                       3,0         1,7         2,2          2,0     1,6       3,1      1,6      1,7

Japan                     4,4         -0,7        2,3          1,0     -0,7     -0,3      0,5     -0,2

Asien ohne Japan          8,4         6,5         6,0          6,5     5,1       6,0      5,0      5,0

  China                   10,4        9,2         8,4          8,8     3,3       5,3      4,0      4,4
  Indien                  9,6         7,0         6,5          7,0     12,0      8,9      7,5      7,5

Lateinamerika             6,0         4,3         3,0          4,0     5,9       6,5      6,5      6,0

  Brasilien               7,5         2,7         2,3          3,8     5,0       6,6      5,8      5,5

Welt                      4,9         3,4         3,2          3,6     2,9       3,9      3,1      3,0
s = Schätzung, p = Prognose; *Deutschland: arbeitstäglich bereinigt;
Quellen: EIU, EcoWin, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research 




Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba                                                 8

Contenu connexe

Plus de unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH

Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 

Plus de unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20)

Über den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdfÜber den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf
 
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdfAL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
 
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
 
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdfPresseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
 
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
 
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdfZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
 
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
 
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
 
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
 
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdfPrinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
 
PI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdfPI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
 
01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
 
Text EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdfText EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdf
 
PM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdfPM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdf
 

Wochenausblick.pdf

  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Wochenausblick 29. Juni 2012 Haftungsunion Redaktion: 1 Die Woche im Überblick 1 Dr. Stefan Mitropoulos Tel.: 0 69/91 32-46 19 1.1 Chart der Woche 1 research@helaba.de 1.2 Wochen-Quartals-Tangente 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 27 mit Prognosen 3 2 Im Fokus 4 2.1 Aktienmärkte am Scheideweg 4 2.2 Renten: Druck auf Bundesanleihen nimmt zu 5 Herausgeber: 2.3 USA: Die Zeichen stehen weiter auf moderates Wachstum 6 Dr. Gertrud R. Traud 3 Charttechnik 7 Chefvolkswirt/Leitung Research 4 Prognosetabelle 8 Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche Schwaches Wachstum und gesunkene Inflation: Bank of England gibt wieder Gas % gg. Vorjahr Index Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- Anfang Mai ließ die Bank of England noch ihr Wertpapierkaufprogramm aus dem Herbst 2011 verhältnissen. Die Angaben beruhen auf bzw. Februar 2012 auslaufen. Im Juni wurde eine Fortsetzung dieser quantitativen Maßnahme mit Quellen, die wir für zuverlässig halten, für 5 zu 4 Stimmen knapp abgelehnt. Nun hat sich der Wind aber endgültig gedreht. Die britische deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- Wirtschaft befindet sich –auch dank der europäischen Schuldenkrise – in einem schwierigen lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- Fahrwasser, die Erholung der Stimmungsindikatoren ist verpufft. Immerhin fiel die Teuerungsrate nen Angaben dienen der Information. Sie zuletzt und dürfte angesichts der gesunkenen Rohölpreise weiter zurückgehen. Die britische No- dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für tenbank hat damit mehr Handlungsspielraum bzw. -druck. Sie wird daher auf der anstehenden Anlageentscheidungen verstanden werden. Sitzung Wertpapierkäufe um vermutlich 50 Mrd. auf dann insgesamt 375 Mrd. Pfund beschließen.
  • 2. Wochenausblick Claudia Windt 1.2 Wochen-Quartals-Tangente Tel.: 0 69/91 32-25 00 Eine turbulente Woche liegt nicht nur hinter den Fußballfans, sondern auch hinter den Anlegern: Bankenunion, Eurobonds und weitere EZB-Kaufprogramme für bedrängte Euromitglieder – fast scheint es, als gäbe es für das Lager der „Euroretter“ keine Tabus mehr, wie man den bedrängten Euroländern Italien und Spanien zu Hilfe zu kommen hat. Nun zum Wochenausklang haben sich die Regierenden auf dem EU-Gipfel in altbewährter Manier geeinigt: Getroffene Vereinbarungen werden – zum wiederholten Male – aufgeweicht. Um den Druck der Finanzmärkte von Spanien und Italien zu nehmen, besteht nun die Möglichkeit der direkten Kapitalversorgung von Banken durch die Rettungsfonds. Darüber hinaus soll es den Staaten ermöglicht werden, ohne offizielles Hilfsprogramm auf den Rettungsfonds zuzugreifen bzw. Hilfen aus den Rettungsfonds künftig generell mit weniger Auflagen zu versehen. Während die Entscheidung an den Aktienmärkten für Erleichterung sorgte, gerieten Bundesanleihen unter Druck. Der Euro konnte hingegen seine zuvor erlittenen Verluste wettmachen. Abseits von dieser kurzfristigen Reaktion stellt sich die Frage, wie es weitergeht: Vermutlich so wie bisher. Laut einer aktuellen forsa-Umfrage glauben 90 % der Bundesbürger nicht, die Euro- Euro-Schuldenkrise Staatsschuldenkrise sei ausgestanden. Vielmehr gehen die Befragten davon aus, dass bald weitere noch nicht vorüber Länder vor dem Bankrott gerettet werden müssen. Und immerhin bereits 22 % rechnen mit einem Scheitern der Gemeinschaftswährung. Vertrauen in Europa und dessen politische Leistungsfähig- keit spiegelt sich darin nicht wieder. Das ist aber u. E. das zentrale Problem dieser Krise: Der im- mense Reputationsverlust, der mit den bislang erfolgten Gipfelbeschlüssen und deren immer ge- ringeren Halbwertszeit von Vereinbarungen und Regeln einhergeht. So überzeugt man keine In- vestoren, ihr Geld in Europa zu investieren. Da man sich nun auf Zahlungen ohne Auflagen geei- nigt hat bleibt offen, ob man Investoren überhaupt noch überzeugen möchte. Dies kann nur gelin- gen, wenn notwendigen Strukturreformen konsequent umgesetzt werden. In der Berichtswoche wird die EZB (S. 4) die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken bzw. eine Senkung ankündigen. Auch die Tür für weitere expansive Maßnahmen wird wohl offen gehalten. Darüber hinaus werden die Daten zum US-Arbeitsmarktbericht (S. 6) bestätigen, dass sich die Wirtschaft erholt. Davon dürften Aktien (S. 5) profitieren. Finanzmarktrückblick und -prognosen Veränderung seit... aktueller 30.12.2011 21.06.2012 Stand* Q3/2012 Q4/2012 Q1/2013 (in %) Index DAX 4,3 -3,0 6.150 7.000 7.200 7.300 (in Bp) (in %) 3M Euribor -70 0 0,65 0,5 0,5 0,7 3M USD Libor -12 -1 0,46 0,4 0,4 0,4 10 jähr. Bundesanleihen -32 -2 1,51 1,8 2,1 2,3 10 jähr. Swapsatz -43 3 1,95 2,3 2,5 2,7 10 jähr. US-Treasuries -30 -4 1,58 2,1 2,4 2,7 (jew eils gg. Euro, %) (jew eils gg. Euro) US-Dollar 4,3 1,1 1,24 1,30 1,35 1,40 Japanischer Yen 1,1 2,1 99 104 110 115 Britisches Pfund 4,2 0,4 0,80 0,85 0,88 0,87 Schweizer Franken 1,3 0,0 1,20 1,20 1,20 1,25 (in %) Brentöl $/B -15,4 3,3 92 95 (105) 100 (103) 103 Gold $/U -0,7 -0,9 1.553 1.600 1.650 1.650 *Schlusskurse vom 28.06.2012 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 2
  • 3. Wochenausblick 1.3 Finanzmarktkalender KW 27 mit Prognosen Helaba- Bloom berg Zeit Land Periode Indikator Vorperiode Prognose Consensus Montag, 02.07.2012 11:00 EZ Mai Arbeitslosenquote; % 11,0 11,1 11,0 16:00 US Jun ISM-Index Verarb. Gew erbe 52,0 52,0 53,5 San Francisco Fed Präsident 19:15 US Williams Dienstag, 03.07.2012 Produzentenpreise 11:00 EZ Mai % m/m -0,3 -0,3 0,0 % y/y 2,5 2,5 2,6 16:00 US Mai Aufträge in der Industrie; % m/m 0,8 -0,2 -0,6 23:00 US Jun PKW-Absatz; JR, Mio. 14,0 14,0 13,7 Mittw och, 04.07.2012 Independence Day - Märkte US geschlossen Einzelhandelsumsätze 11:00 EZ Mai % m/m, s.a. 0,3 0,3 -1,0 % y/y, s.a. -0,6 k.A. -2,5 Donnerstag, 05.07.2012 Auftragseingänge 12:00 DE Mai % m/m, s.a. 0,3 0,0 -1,9 % y/y, s.a. -5,9 k.A. 3,7 13:00 UK Bank of England Zinsentscheid; % 0,5 0,5 0,5 13:45 EZ EZB-Sitzung mit PK 0,75 1,00 Erstanträge auf 14:30 US 30. Jun 385 k.A. 386 Arbeitslosenunterstützung, Tsd ISM-Index außerhalb des 16:00 US Jun 52,0 52,9 53,7 Verarbeitenden Gew erbes Freitag, 06.07.2012 Industrieproduktion 12:00 DE Mai % m/m, s.a. 0,5 0,0 -2,2 % y/y, s.a. -1,2 k.A. -0,7 Beschäftigung außerhalb der 14:30 US Jun 100 93 69 Landw irtschaft; m/m Tsd. 14:30 US Jun Arbeitslosenquote; % 8,2 8,2 8,2 Durchschnittliche Stundenlöhne 14:30 US Jun % m/m 0,2 0,2 0,1 % y/y 1,8 k.A. 1,7 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 3
  • 4. Wochenausblick Markus Reinwand, CFA Tel.: 0 69/91 32-4723 2 Im Fokus 2.1 Aktienmärkte am Scheideweg Übertriebene Wachstumserwartungen sind inzwischen korrigiert und Aktien sind sehr niedrig bewertet. Sofern größere Konjunkturenttäuschungen und Anspannungen im Finanzsystem ausbleiben, besteht somit wieder interessantes Potenzial. Wie gewonnen, so zerronnen – so könnte man die Entwicklung an den internationalen Aktien- märkten im ersten Halbjahr zusammenfassen. Die Hoffnungen vieler Anleger auf eine Überwin- Aktien erst hui dung der Euro-Schuldenkrise haben sich mit dem Beginn des Frühlings ebenso verflüchtigt wie dann pfui die Anzeichen auf eine Konjunkturerholung. Nach einem überdurchschnittlich starken ersten Quartal an den Aktienmärkten kamen die Notierungen wieder deutlich unter Druck. Neben Finanz- titeln traf es auch zyklische Werte, während defensive Branchen relative Stärke entwickelten. Hat sich der Aktienmarkt damit bereits für ein schwaches zweites Halbjahr in Stellung gebracht? Si- cherlich wurden die zwischenzeitlich überzogenen Wachstumserwartungen im Zuge der Aktien- marktkorrektur im zweiten Quartal deutlich nach unten geschraubt. Auch die wieder sehr niedrige Bewertung von Dividendentiteln zeugt von Wachstumsskepsis. Anders als im Herbst letzten Jah- res, als sich Anleger panikartig von Aktien trennten, scheinen sie gegenwärtig aber eher eine ab- wartende Position einzunehmen. Gemessen am Ausmaß negativer Überraschungen bei den globa- len Konjunkturindikatoren fällt die Kursreaktion bislang nämlich vergleichsweise moderat aus. So notiert das weltweite Aktienbarometer MSCI World derzeit nahe der 200-Tage-Linie. Im Herbst 2011, als ähnlich viele Konjunkturdaten in den Industrieländern hinter den Erwartungen zurückge- blieben waren, korrigierten Aktien deutlich stärker. Dies spricht dafür, dass die Anleger gegenwär- tig die Weltkonjunktur noch nicht völlig abgeschrieben haben. Allzu viele Enttäuschungen darf es nun aber nicht mehr geben. Deutsche Aktien niedrig bewertet Anleger in Warteposition Anzahl Standardabweichungen Index Saldo % 2,5 9000 60 G10-Konjunkturüberraschungen 20 Bewertungsindikator* (linke Skala) 2,0 DAX (linke Skala) DAX (rechte Skala) 40 8000 10 1,5 20 1,0 7000 0 0 0,5 -20 0,0 6000 -10 -40 -0,5 5000 -60 -20 -1,0 MSCI World Aktienindex, -1,5 -80 Abweichung von der 200-Tage-Linie 4000 (rechte Skala) -30 -2,0 -100 -2,5 3000 -120 -40 2007 2008 2009 2010 2011 2012 04 05 06 07 08 09 10 11 12 * Mittelwert aus z-standardisiertem KGV, KCV, KBV und Kehrwert der Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Dividendenrendite jeweils auf Basis der 12M.-Konsensschätzungen Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Notwendige Bedingungen für mittelfristig steigende Notierungen sind eine Entschärfung der Euro- Staatsschuldenkrise sowie eine Verbesserung der weltweiten Konjunkturerwartungen. Die flankie- Kurschancen renden Maßnahmen durch die Geldpolitik in Form ultraniedriger Zinsen und unkonventioneller überwiegen Maßnahmen sind dafür ebenso erforderlich wie eine glaubwürdige Inangriffnahme der Strukturre- formen in den angeschlagenen Euroländern. Die nachlassende Risikoaversion dürfte angesichts klarer Bewertungsvorteile zu spürbaren Umschichtungen in Aktien und damit zu steigenden Notie- rungen führen. Trotz insgesamt gewachsener Risiken messen wir diesem Szenario die höchste Wahrscheinlichkeit bei. Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 4
  • 5. Wochenausblick Ulf Krauss 2.2 Renten: Druck auf Bundesanleihen nimmt zu Tel.: 0 69/91 32-4728 Wieder ein Schritt in Richtung Haftungsunion: Die Chancen, dass die Währungsunion über- lebt, haben sich durch die jüngsten EU-Beschlüsse erhöht. Der Druck auf deutsche Staatsan- leihen wächst. Auch der Wachstumspakt in Kombination mit einer vermutlich nochmals gelo- ckerten EZB-Geldpolitik erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturwende und spricht für tendenziell steigende Renditen bis Jahresende. Beim EU-Verhandlungspoker in Brüssel hatten Italien und Spanien offenbar die besseren Karten und konnten eine weitere Aufweichung der „No-Bail Out“-Klausel des Maastricht-Vertrags errei- Bund-Future erleidet chen: Der Zugriff auf die Rettungstöpfe wird erleichtert. Angeschlagene Banken können Gelder Schwächeanfall direkt aus dem ESM-Fonds erhalten. Da auch das Thema Eurobonds nicht explizit vom Tisch gewischt wurde – der italienische Präsident sieht durch die jüngsten Beschlüsse sogar eine Basis hierfür geschaffen – stellt sich aus Anlegersicht erneut die Frage eines sich allmählich veränderten Risikoprofils deutscher Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger Bunds lag zuletzt erstmals wieder seit Jahresanfang über der Rendite ihres US-Pendants. Der Kursrückgang des Bund-Futures um über ein Prozent als Reaktion auf die Beschlüsse dürfte in diesem Umfeld nicht der letzte gewesen sein. Bundesanleihen büßen Vertrauen ein Schwache Kreditvergabe ruft EZB auf den Plan CDS-Prämien für 10-jährige Staatsanleihen in USD, Bp %-Abweichung vom Trend 140 140 10 4.50 Euro-Leitzins (rechte Skala) Deutschland 8 4.00 120 120 6 3.50 100 100 4 3.00 80 80 2 2.50 60 60 0 USA 2.00 40 40 -2 -4 1.50 20 20 -6 1.00 0 0 Kreditvergabe an privaten Sektor (Euroraum) 2008 2009 2010 2011 2012 -8 0.50 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Der gestiegene Druck auf die Währungsgemeinschaft hat zuletzt auch die Forderungen an die EZB anwachsen lassen. Nun soll sie die europäische Bankenaufsicht übernehmen, was aufgrund mögli- Geld- und Fiskalpolitik cher Interessenkonflikte nicht ganz problemlos ist, sowie als Vertreter des EFSF/ESM Staatsanlei- geben wieder Gas hen kaufen. Die Sorgen, dass die Notenbank ihre Belastungsgrenze erreicht und eine dauerhaft expansive Geldpolitik die Inflationserwartungen langsam aber stetig aus ihrer Verankerung löst, dürften daher kaum geringer werden. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die EZB noch tiefer in einen rechtlichen und demokratischen Graubereich begibt, in dem auch Verteilungsaspekte eine immer größere Rolle spielen. Tragfähige Lösungen für die Währungsunion können letztlich nur von den gewählten Volksvertretern ausgehen. Die EZB kann durch das Zins- und Liquiditätsma- nagement lediglich etwas Zeit verschaffen. Vermutlich wird die EZB in ihrer Not auch wieder auf das klassische Steuerungsinstrument zurückgreifen und den Leitzins senken. Damit würde sie erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 1 % unterschreiten. Ob dies dem Bund-Future jedoch viel nützt, darf bezweifelt werden. Zusammen mit dem Euro-Wachstumspakt könnte die psycholo- gische Stimmungswende im Euroraum eingeleitet werden. Zumal, wenn die Angst vor einem Aus- einanderbrechen der Währungsunion deutlich abnimmt. Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 5
  • 6. Wochenausblick Patrick Franke 2.3 USA: Die Zeichen stehen weiter auf moderates Wachstum Tel.: 0 69/91 32-4738 Mit dem Monatsanfang stehen die wichtigen Einkaufsmanagerindizes des ISM und der Ar- beitsmarktbericht auf dem Programm. Sie sollten die Eintrübung der vergangenen Monate bestätigen, ohne jedoch größeres Abwärtspotenzial für die Konjunktur in Aussicht zu stellen. Die regionalen Stimmungsindikatoren sind in der Regel nicht wie der ISM aus einzelnen Kompo- nenten zusammengesetzt, sondern beruhen auf den Antworten auf eine separate Frage nach der Regionale Indikatoren Gesamtlage. Dadurch sind sie stärker allgemeinen temporären Stimmungsschwankungen unter- überzeichnen Schwäche worfen. Allerdings lassen sich für den Empire State und den Philly Fed Index dem ISM vergleich- bare Indikatoren berechnen, bei denen die Expansionsmarke ebenfalls bei 50 liegt. Wie das Schau- bild zeigt, sind diese modifizierten Indizes aber noch immer deutlich volatiler als der nationale ISM-Index. Dies liegt an der kleineren Stichprobe und der regionalen Konzentration der teilneh- menden Firmen – sie sind kein repräsentatives Abbild der US-Wirtschaft. Zwar ist der modifizierte Philly Fed Index im Juni auf den Tiefstand vom Sommer 2011 gefallen. Wie das Schaubild zeigt, blieb der ISM für das Verarbeitende Gewerbe damals aber komfortabel oberhalb der Expansions- linie. Im Juni dürfte der ISM-Index leicht von 53,5 auf 52 Punkte gefallen sein. Regionale Daten zappeln um den ISM-Index herum Normale Expansion am Arbeitsmarkt Stimmungsbarometer im Verarbeitenden Gewerbe, Index Veränderung gegenüber Vorjahr in Tsd. 75 75 Philly Fed 6000 600 70 (gewichtet) 70 Zeitarbeiter (rechte Skala) 4000 400 65 65 60 60 2000 200 ISM 55 55 0 0 50 50 -2000 -200 Beschäf tigte in 45 45 -4000 der Privatwirtschaf t -400 Empire (linke Skala) 40 40 -6000 -600 (gewichtet) 35 35 -8000 -800 30 30 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Jan 10 Jul 10 Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Am Arbeitsmarkt hat sich die Lage zuletzt eingetrübt: Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstüt- zung sind wieder gestiegen und scheinen sich zunächst knapp unterhalb der 400.000 einzupendeln. Geringere Dynamik: Auch die Beurteilung der Arbeitsmarktlage durch Unternehmen (ISM-Umfragen) und Verbraucher Ursachenforschung (Conference Board) hat sich verschlechtert. Der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft hat erheblich an Schwung eingebüßt: In den drei Monaten bis zum Februar 2012 stieg die Stellenzahl per Saldo um 255.000 pro Monat. In den vergangenen drei Monaten wurden hingegen netto monatlich nur 105.000 Stellen geschaffen. Umstritten ist allerdings, wie diese Entwicklung zu interpretieren ist. Einerseits könnte der sehr milde Wetter eine temporäre Verzerrung mit sich gebracht haben, auf die nun die Korrektur gefolgt ist. Andererseits hat Ben Bernanke die Theorie ins Gespräch ge- bracht, die vorherige hohe Dynamik sei ihrerseits ein Aufholprozess nach dem ungewöhnlich starken Stellenabbau in der Rezession 2007-2009 gewesen – wobei jedoch unklar ist, wieso dieser Prozess ausgerechnet zu den beobachteten Zeitpunkten erst ein- und dann wieder ausgesetzt haben sollte. Schließlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Die Schuldenkrise in Europa belastet die Stimmung in Amerika so sehr, dass der gesamte Aufschwung dort in Gefahr gerät. Bislang spre- chen die Daten aber noch nicht für ein solches Szenario. Bisher bewegen sich die Zahlen zum Arbeitsmarkt im Rahmen der normalen Schwankungsbreite während einer Expansion. Vorlaufen- de Indikatoren wie die Zahl der Zeitarbeiter senden keine Alarmsignale. Im Juni dürfte sich mit einem Plus von gut 100.000 Stellen in der Privatwirtschaft die Entwicklung der vergangenen Mo- nate fortgesetzt haben. Die Arbeitslosenquote bleibt wohl bei 8,2 % konstant. Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 6
  • 7. Wochenausblick 3 Charttechnik Bund-Future: Abwärtsrisiken dominieren Widerstände: 142,01 142,26 143,09 MACD Bund-Future (weekly) Unterstützungen: 139,49 137,70 136,56 Der Bund-Future steht zum Wochenschluss unter starkem Verkaufsdruck und so sind die Stabilisierungstendenzen der laufenden Woche ad acta zu legen. Aktuell steht das bei 139,71 lokalisierte 61,8 %-Retracement der Bund-Future- Hausse von März bis Mai im Test. Angesichts der Ver- kaufssignale der Trendfolger im Tageschart sind Kurse darunter ins Kalkül zu ziehen. Auch die Wochentechnik ist nicht überzeugend. Hier sind Stochastic und MACD im Verkauf. Die nächsten Haltemarken finden sich bei 139,49 und 137,70. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) EUR-USD: Erholung, aber noch kein Befreiungsschlag Widerstände: 1,2748 1,2821 1,2904 MACD EUR-USD (wekly) Unterstützungen: 1,2407 1,2287 1,1875 Eine turbulente Woche liegt hinter dem Euro. Zunächst musste der Rutsch unter 1,2440 konstatiert werden und ein Wochentief bei 1,2407 steht zu Buche, letztlich führte die Gegenbewegung den Euro aber auf Kurse um 1,26 zurück. Auf Wochenbasis bleibt das Bild aber getrübt. So sind MACD und DMI im Verkauf. Da die Unterstützung bei 1,2440 bereits einmal gebrochen wurde, sollte das Jahres- tief bei 1,2287 nicht aus den Augen verloren werden. Erst eine Stabilisierung jenseits des Junihochs bei 1,2748 würde das Bild etwas freundlicher gestalten. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) DAX: Reicht die Kraft für weitere Kursgewinne? Widerstände: 6.350 6.440 6.482 DMI DAX (daily) Unterstützungen: 6.260 6.227 6.160 Begünstigt durch die Nachrichten vom EU-Gipfel ist der DAX heute fulminant in den Handel gestartet. Dies hat auch Spuren im Chartbild hinterlassen. So wurde die zuletzt etab- lierte Range mit einem „gap“ nach oben verlassen, wodurch eine „Insel“ entstanden ist. Zudem wurden sowohl die 21- als auch die 200-Tage-Linie überwunden, was positiv zu werten ist. Hingegen stellt sich die Situation bei den Indika- toren widersprüchlich dar. Entsprechend wird sich zeigen müssen, ob der DAX die abwärts gerichtete Widerstandsli- nie bei 6.350 Punkten nachhaltig überwinden kann. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388) Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse. Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein. Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 7
  • 8. Wochenausblick 4 Prognosetabelle Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise Veränderung gg. reale Veränderung gg. Vorjahr in % Vorjahr in % 2010 2011 2012p 2013p 2010 2011 2012p 2013p Euroland 1,9 1,5 0,2 1,3 1,6 2,7 2,4 2,1 Frankreich 1,6 1,7 0,7 1,5 1,7 2,3 2,4 2,1 Italien 1,8 0,5 -1,1 0,7 1,6 2,9 3,0 2,2 Spanien -0,1 0,7 -0,8 0,5 2,0 3,1 2,0 2,2 Griechenland -3,5 -6,9 -5,0 0,0 4,7 3,1 0,5 0,5 Irland -0,4 0,7 0,5 1,5 -1,6 1,2 1,8 1,9 Portugal 1,4 -1,6 -3,5 -1,0 1,4 3,6 2,5 1,5 Deutschland* 3,6 3,1 1,2 1,7 1,1 2,3 2,0 2,0 Großbritannien 1,8 0,8 0,4 1,5 3,3 4,5 2,6 2,3 Schw eiz 2,7 2,1 1,2 1,2 0,7 0,2 -0,6 0,8 Schw eden 6,2 3,9 1,0 1,3 1,2 3,0 1,5 1,8 Polen 3,9 4,3 2,7 3,0 2,7 4,2 4,0 3,3 Ungarn 1,3 1,7 -0,5 1,0 4,9 3,9 5,7 4,0 Tschechien 2,7 1,7 0,5 1,7 1,5 1,9 3,4 2,5 Russland 4,3 4,3 3,5 4,0 6,9 8,4 5,0 6,0 USA 3,0 1,7 2,2 2,0 1,6 3,1 1,6 1,7 Japan 4,4 -0,7 2,3 1,0 -0,7 -0,3 0,5 -0,2 Asien ohne Japan 8,4 6,5 6,0 6,5 5,1 6,0 5,0 5,0 China 10,4 9,2 8,4 8,8 3,3 5,3 4,0 4,4 Indien 9,6 7,0 6,5 7,0 12,0 8,9 7,5 7,5 Lateinamerika 6,0 4,3 3,0 4,0 5,9 6,5 6,5 6,0 Brasilien 7,5 2,7 2,3 3,8 5,0 6,6 5,8 5,5 Welt 4,9 3,4 3,2 3,6 2,9 3,9 3,1 3,0 s = Schätzung, p = Prognose; *Deutschland: arbeitstäglich bereinigt; Quellen: EIU, EcoWin, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research  Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 8