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© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Inhalt
E-Book 2010
In dieser Ausgabe:
Die wichtigsten Kapitel
Was ist ... Die Einführung: S 3
ePortfolio – Sinn und
Zweck
Identität Hintergrundwissen: S 12
Digitale und reale
Identität
Tools Tool-Box: S 19
ePortfolios nutzen
Case studies Einsatz im Alltag S 31
Beispiele...
Mehr Zum Nachschlagen: S 37
Literatur, Events &
Websites
3. eGaming in Bibliotheken, Edition 2008 Seite [3]
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Mark Buzinkay
Was ist ein
ePortfolio?
vom Lernnachweis zur
Lebensgeschichte:
ein digitales Konzept
Die Vitrine des Lebens
Das große Thema dieses eBooks sind
ePortfolios. ePortfolios verkörpern
sicherlich wie kaum eine andere
Applikation Kontroverses und Zukünftiges.
Sie werden in den nächsten Jahren zu
einer Anwendung, die die breite Masse
nicht nur kennen, sondern auch nutzen
wird. Wenn es nach den Machern geht.
Was sind also ePortfolios?
Sehr allgemein formuliert ist ein ePortfolio
eine Sammlung von persönlichen,
digitalen Erzeugnissen, so genannten
Artefakten. Diese Artefakte dokumentieren
den Werdegang des Erstellenden, sie
erzählen dessen Geschichte mit Hilfe des
Abgelegten. Wie schon Levy in einem
seiner Bücher philosophierte, hinterlässt
der moderne Mensch des digitalen
Zeitalters aufgrund seiner nomadischen
Online-Lebensweise Spuren in Form von
digitalen Erzeugnissen. Im Web 2.0
Zeitalter würden wir vielleicht von „user
generated content“ sprechen. Im
ePortfolio-Jargon heißt das eben
„Artefakte“.
ePortfolio: ein Nachweis unseres
Schaffens?
Das Datum der Herstellung dieser
Artefakte, ihre Güte und Qualität sowie
ihre mögliche Beurteilung durch Dritte
ergeben in Summe eine Lebensgeschichte
des Schaffens und des Sich-Weiter-
entwickelns. Da die Artefakte Bestandteil
dieser Geschichte sind, ist ein ePortfolio
mehr als nur ein Lebenslauf. Vielmehr ist
es eine Vitrine, ein Schaukasten der
Erfolge und Wege, die man gegangen ist.
Ein ePortfolio ist dynamisch, denn es
bleibt nie stehen, die Geschichte meines
Schaffens geht ja immer weiter.
Wozu das Ganze?
Auch wenn ein ePortfolio dermaßen viel
Interessantes und Neues bietet, werden
Sie sich doch sicher fragen: Und wozu das
Ganze? Habe ich nicht schon einen
Lebenslauf, meine Zeugnisse, meine
Werke auf dem Regal? Und wer hat
überhaupt die Zeit, das alles zu pflegen?
Das ist eine berechtigte Frage. Ob Sie
schlussendlich die Initiative ergreifen und
ein eigenes ePortfolio ins Auge fassen,
bleibt letzten Endes Ihnen überlassen.
Lassen Sie mich aber kurz über die Effekte
erzählen, die eine Erstellung eines
ePortfolio mit sich bringt.
Der offensichtlichste Nutzen eines
ePortfolios ist die Darstellung Ihrer
Errungenschaften und Werke. Sie haben
damit eine online Visitenkarte, die reicher
und authentischer ist als jede Webseite. Je
nach dem, welche Aspekte Ihrer
Geschichte Sie der Öffentlichkeit
freigeben, erlauben sie einen mehr oder
weniger holistischen Blick auf Ihre Person,
Ihre Interessen und Ihre Fähigkeiten.
Eine nicht unbeabsichtigte Folge der
Beschäftigung mit einem ePortfolio ist
aber auch die intensive Auseinander-
setzung mit seinem eigenen Schaffen, mit
seinen Lebenszielen und damit mit der
eigenen Person. Das Dokumentieren der
eigenen Entwicklung setzt einen reflexiven
Vorgang frei, der Sie Ihr Leben zu
hinterfragen drängt. Das meine ich in
einem positiven Sinne. Das Leben ist
endlich, und zumindest ab einem
bestimmten Alter beginnen wir uns zu
fragen, was wir in unserem Leben
erreichen und womit wir uns beschäftigen
möchten.
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ePortfolios sind also nicht nur
Dokumentation ihrer Schaffensgeschichte,
sondern auch ein Instrument der Planung
Ihrer Lebensziele, zumindest auf dem
beruflichen und schulisch-akademischen
Gebiet.
Funktionale Aspekte eines
ePortfolios
Wenn es nach der ePortfolio Definition der
Salzburg Research (Schaffert) geht, dann
ist ein „ePortfolio
o eine digitale Sammlung
o mit Geschick gemachten Arbeiten
einer Person
o die dadurch das Produkt (Lern-
ergebnisse) und den Prozess (Lern-
pfad/Wachstum) ihrer Kompetenz-
entwicklung
o in einer bestimmten Zeitspanne
und für bestimmte Zwecke doku-
mentieren und veranschaulichen
möchte.
o Die betreffende Person hat die
Auswahl der Artefakte selbständig
getroffen, und diese in Bezug auf
das Lernziel selbst organisiert.
o Sie (Er) hat als Eigentümer(in) die
komplette Kontrolle darüber, wer,
wann und wie viel Information aus
dem Portfolio einsehen darf.“
Daraus ergeben sich die notwendigen
funktionalen Aspekte, die ein ePortfolio als
Mindestmaß aufweisen muss, um diesen
Anforderungen auch gerecht zu werden.
Bild: eine Blog-Funktionalität ist für die
Lernreflexion sehr von Vorteil
Je nach Nutzungsszenario (siehe auch
Abschnitt 2) bieten sich damit folgende
„Grundbausteine“ eines ePortfolios an:
o Virtuelle Ablage für Artefakte
o Rechteverwaltung für den
Eigentümer (Lesen-Schreiben)
o Online Tagebuch für die Erfassung
und Dokumentation von Lern-
prozessen und –fortschritten
o Darstellung des Erreichten
o Darstellung der eigenen
biographischen Daten
o Kommentar- und Bewertungs-
möglichkeit für Dritte
Gewiss, hier handelt es sich um
elementare Funktionen, die ein ePortfolio
zur Verfügung stellen sollte. Weitere
Ergänzungen, am einfachsten in der Form
von Plug-ins, sind je nach Konzeption des
ePortfolio Einsatzes angebracht:
o Integrierte Multi-Media Player
o RSS-Feeds für ein Abo
o Vorlagen für diverse Zwecke
(Bewertungen, Gestaltung,
Dokumentation)
o Kontakte (aka „Freunde“)
Bild: Dateien-Ablage ist das absolute
Minimum
Leider existieren in wenigen ePortfolio-
Anwendungen jegliche Möglichkeiten des
Datenexports. Hin und wieder anzutreffen
ist ein Standard im Rahmen des eigenen
Profils, welcher für eine gewisse Export-
Import-Funktion sorgen kann. Ganze
ePortfolios lassen sich bis jetzt aber kaum
portieren.
Was gehört in ein ePortfolio?
Es gibt nicht DAS ePortfolio,
vielmehr haben wir es mit einer
Palette an Tools zu tun, je nach
Zweck
Damit Sie sich ungefähr ausmalen können,
was in ein typisches ePortfolio eigentlich
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zu finden ist, gebe ich Ihnen hier eine
erste, kurze und allgemeine Übersicht.
o Eine Kurzbeschreibung Ihrer
Person (Biographie oder Profil)
o Eine Übersicht über die eigenen
Fähigkeiten und Kompetenzen
o Eine Aufzeichnung über eigene
Ziele, die man sich gesetzt hat
o Reflexionen, wie der Weg zum
Erreichen der Ziele verläuft
o Der Nachweis des Weges über die
Darstellung eigener Schöpfungen
in Form von Texten, Bildern,
Videos, Podcasts, Handouts etc.
o Linksammlungen
o Regeln und Regelwerke, die man
selbst oder mit anderen erstellt hat
o Projektdokumentationen (Leitung
oder Mitarbeit)
o Aufzeichnungen von Präsentation
und Referaten
o Alle Arten von Veröffentlichungen
o Ihre persönliche Seite
Wie Sie sehen, kann der Inhalt eines
ePortfolios sehr stark von den
Einzelinteressen, dem Zweck und den
Möglichkeiten, die eine spezifische
ePortfolio Software bietet.
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Mark Buzinkay
Geschichte
des ePortfolio
Vom Papier zur digitalen Version:
Formen des Gebrauchs
Kurz zusammengefasst:
Ausgehend von der akademischen,
papier-basierenden Zusammenstellung
von Arbeiten (Portfolio) wurde durch die
Verfügbarkeit digitaler Technik das
elektronische Portfolio.
Der Ursprung moderner
Portfolios: die akademische Lehre
Bild: Autobiographien waren sehr frühe
Formen eines papier-gebundenen
Portfolios.
Die Grundlage wissenschaftlicher Arbeit
und Lehre war und ist ein Trägermedium,
auf dem entsprechende Ergebnisse und
Erkenntnisse aufgezeichnet worden sind.
Das Papier bietet sich hier als billiges, aber
auch dauerhaftes Trägermaterial an.
Bild: im akademischen Bereich wurden
Papier-Portfolios vor allem zur Bewertung
von Leistungen genutzt.
In der akademischen Lehre werden
unterschiedlichste didaktische Möglich-
keiten genutzt, um ein Lernziel zu
erreichen. Eine davon ist die selbständige
Entwicklung und Aufbereitung von
schriftlichen Arbeiten, Berichten,
Reflexionen, Präsentationen etc. Die
Zusammenstellung solcher Werke wird in
der englischsprachigen Literatur auch als
Portfolio bezeichnet. Diese Studenten-
Portfolios dienten als Nachweis erbrachter
Leistung, aber viel mehr noch als
Nachweis entwickelter Kompetenzen und
Verständnis für ein Sachgebiet. Sie wurden
zur Grundlage der Bewertung der
persönlichen Leistung des/der
StudentInnen.
Die Technik macht’s möglich:
Multi-media im ePortfolio
Seit den 1990er Jahren tauchen dann
immer mehr elektronische Versionen
dieser akademischen Portfolios auf. Sie
basieren auf der Annahme, dass es mit
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Hilfe moderner Informationstechnik
einfacher ist, ein eigenes Portfolio zu
erstellen und zu pflegen.
Bild: ePortfolios nutzen multi-mediale
Elemente zur Darstellung
Diese Überlegung stützt sich vor allem auf
die multi-medialen Möglichkeiten, die
digitale Medien im Gegensatz zu Papier
bieten. Bilder, Videos und Audio-
Mitschnitte können nun in elektronischen
Portfolios (ePortfolio) eingebunden
werden.
Vom Studium in die Arbeitswelt –
das ePortfolio wandelt sich
Mit den Möglichkeiten der Technik
wandelt sich aber auch der Gebrauch und
die Intention des ePortfolios. War es
zunächst als Überprüfungswerkzeug von
studentischen Leistungen (Assessment) in
Verwendung, so veränderte sich der
didaktische Schwerpunkt zum Vorgang
des Kompetenzerwerbs selbst.
Bild: aus einem konventionellen ePortfolio
werden Lernjournale
Das heißt, das ePortfolio gewann für seine
Nutzer eine neue Bedeutungsebene hinzu
– es wurde zum Aufzeichnungs- und
Reflexionswerkzeug des Lernvorganges
selbst.
Dieser Schwenk im Gebrauch der
Anwendung wurde vor allem durch die
moderne Technik ermöglicht. Blogging-
Software, Communities und andere Social
Software Applikationen fanden Eingang
und wurden zur eigenständigen Auf-
zeichnung aber auch zum gegenseitigen
Austausch zwischen StudentInnen (Peers)
und Professoren (Mentoren) genutzt.
Die Personalentwicklung zeigt
Interesse
Elektronische Portfolios sind also sehr
Nutzer-zentriert und nur in wenigen
Aspekten ein Werkzeug der Leistungs-
überprüfung. Dieser letzte Aspekt fällt in
anderen Einsatzszenarien völlig weg.
Die Idee und der Gebrauch eines
ePortfolios pflanzten sich aber bald aus
dem akademischen Umfeld in andere
Bereiche fort. Auch dort ist man auf die
Möglichkeiten der eigenständigen Ent-
wicklung von Kompetenzen aufmerksam
geworden. Zunächst in anderen Bereichen
der Bildung (Mittelschule, Erwachsenen-
bildung) eingeführt, fand die Idee des
ePortfolio auch außerhalb der Bildungs-
institutionen Anklang. Vor allem
öffentliche Institutionen begannen
ePortfolios für die betriebliche Weiter-
bildung in Beschlag zu nehmen.
In diesem Kontext ist eine weitere
inhaltliche Entwicklung festzumachen: das
ePortfolio als aktives Werkzeug der
Personalentwicklung. Gemeint ist damit,
dass auf der Basis eines Initialassessments
(z.B. das Aufnahmegespräch, die Be-
werbungsunterlagen, eine Evaluation der
Fähigkeiten von bestehenden Mitarbeiter-
Innen, etc.) und der spezifischen Stellen-
beschreibung gemeinsam ein Trainings-
plan erstellt wird, der einen roten Faden in
der persönlichen Kompetenzentwicklung
eines/r Mitarbeiters/in darstellt.
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Der digitale Lebenslauf in Form
eines ePortfolios
Der Weg aus dem akademischen Bereich in
den beruflichen Bereich ebnet die
Verwendung von ePortfolios auch in den
privaten Bereich. Zunächst kann und wird
das ePortfolio als Nachweis eigener
Fähigkeiten, Expertise und Kompetenzen
für das berufliche Fortkommen verwendet.
Das ist nicht wenig überraschend, denn
alle Daten und die entsprechende Technik
ist sowohl auf Seiten des ePortfolio-
Inhabers wie des Empfängers vorhanden.
Bild: das ePortfolio ist eine Ablösung des
alten CV.
Die Entwicklung eines solchen ePortfolios
verlangt von der technischen Seite, dass
das ePortfolio über eine differenzierte
Rechteverwaltung verfügen muss, damit
nicht das gesamte ePortfolio allen
angezeigt wird (z.B. bei einer Bewerbung),
sondern nur die für die jeweilige
Bewerbung notwendigen Daten.
ePortfolio als Identität
In einer digitalen Umwelt spielt
Identifikation der TeilnehmerInnen einer
solchen Welt eine große Rolle. Das ist
darin begründet, dass wir nicht
zwangsläufig über die wahre Identität
eines Gesprächs- oder Geschäftspartners
verfügen, sondern so etwas wie Vertrauen
voraussetzen. Dieses Vertrauen wird in
vielfältigster Weise im Web als Grundlage
für den Austausch von Informationen
„angenommen“ und durch technische
Modelle gestärkt (siehe dazu auch
Abschnitt 2 – Digital Identity).
Eine solche Möglichkeit der Identifikation
einer Person bildet ein ePortfolio. Es ist ein
qualitativ hochwertiges Identifikations-
mittel, denn es hängt nicht an einem
Schlüsselwert (z.B. einer Passnummer),
sondern an einer Vielzahl an aussage-
kräftigen Angaben. Von einer Passnummer
eines Fremden kann ich vielleicht noch auf
seine Nationalität schließen, mehr aber
nicht. Ein ePortfolio bietet mir hier ganz
andere Zugänge.
Bild: die wichtigsten Säulen im ePortfolio-
Gefüge
Damit kommen wir zur letzten Phase der
Entwicklung eines akademischen, papier-
basierenden Portfolios zu einem Tool zur
aktiven Gestaltung der eigenen, digitalen
Identität. Hier tritt die Funktion der
Identifikation in den Hintergrund, wichtig
ist nun das aktive Gestalten seines Lebens
mit Hilfe des ePortfolio: Lebensziele,
Lebenswege, Lebensereignisse. Diese
werden zu einem Ausweis nach außen,
zum Ausweis einer digitalen Identität, die
ich aktiv und bewusst pflege. Mehr dazu
auch im Abschnitt 2.
9. Im Gebrauch ePortfolio
Der vielfältige Nutzen
ePortfolio von Fall zu Fall
Der häufigste Einsatzfall für ePortfolios ist
die Bildung, ohne Frage. Die Idee des
Portfolios wurde in diesem Umfeld
geboren und weiterentwickelt. Dabei spielt
es kaum eine Rolle, ob es Teenagern der
Mittelschule, StudentInnen oder
Erwachsenen in der Fortbildung zur
Verfügung gestellt wird.
Fall 1: Die Sammlung
Die Formen, die ePortfolios und besonders
ihre Nutzung dabei annehmen, sind
allerdings sehr vielfältig. Eine sehr
einfache Art und Weise diese Tools zu
nutzen ist es, einfach eine Art
chronologische Sammlung des Erreichten
anzubieten. Dazu legen die Nutzer ihre
Arbeitsergebnisse im ePortfolio ab und
ergänzen sie gegebenenfalls mit persön-
lichen Kommentaren.
Bild: ePortfolio als Aufbewahrungsort von
Resultaten.
Typische Arbeitsergebnisse sind Texte
(Geschichten, Aufsätze, Gedichte, Inter-
pretationen, Seminararbeiten, Zusammen-
fassungen), Audio-Dateien (Musikauf-
nahmen, Vorträge, Reportagen), Video-
Dateien (Kurzfilme, Präsentationen, Video-
berichte, Demonstrationen) und Bildmat-
erial (Kunstfotographie, Beweismittel,
ergänzendes Material eines Berichts etc.).
Weitere Inhalte einer „simplen“ Sammlung
könnten sein: Links zu Webseiten,
Resultate (Benotungen, Feedback) und
Literaturlisten.
Bild: das Bewerten von Arbeiten und
Leistungen kann auch auf Basis eines
ePortfolio vollzogen werden.
Der Vorteil dieses Verfahrens liegt auf der
Hand: es ist zentral und doch für die
Inhaber immer verfügbar. Sie können ihre
Ergebnisse betrachten, weiterverarbeiten
und präsentieren. Auch für den
Betreuenden birgt dies einen besseren
Überblick und Zugriff auf die Ergebnisse.
Fall 2: Die Bewertung
Es liegt auf der Hand, dass es nunmehr ein
kleiner Schritt ist von der puren Sammlung
zur Bewertung der Ergebnisse ist. Ich
meine damit, dass es für die Mentoren ein
leichtes ist, basierend auf den
Ergebnissen, die im ePortfolio verfügbar
sind, eine Bewertung („Assessment“)
durchzuführen.
Im Falle des Assessments werden aber
nicht nur die Ergebnisse selbst bewertet,
sondern sie können lediglich einen Teil
der Gesamtbewertung der Leistung eines
Schülers / Studenten darstellen. Ein Mix
10. eGaming in Bibliotheken, Edition 2008 Seite [10]
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aus üblichen Prüfungsverfahren und den
Ergebnissen, wie sie im ePortfolio vom
einzelnen ausgewiesen werden, sind
durchaus typisch.
Bild: Peers unterstützen einander. Warum
also nicht auch im Rahmen eines
ePortfolio?
Neuere Ansätze in der Didaktik versuchen,
die traditionellen Rollenverständnisse der
Lernenden und Lehrenden aufzuweichen.
Lernende werden angehalten, ihren
Mitstudierenden bei der Lösung ihrer
Lernziele zu helfen, in dem sie wertvolles
Feedback zu den Zwischenergebnissen,
zum Lernprozess selbst oder zu den Ideen
der Anderen liefern.
Dieses Feedback kann in ein qualifiziertes
Assessment einfließen, sowohl der
unterstützten wie auch der
unterstützenden StudentInnen. Damit
können Fachbetreuer weitere Kompetenz-
en bei den Studierenden nachweisen (z.B.
soziale Kompetenzen), aber auch
qualifizierte Aussagen über das Know-
How in einem Fachgebiet. Über dieses
Feedback wird sehr viel Authentizität
transportiert, etwas was in standard-
isierten Tests nie sichtbar wird.
Fall 3: Die Reflexion
Dort wo Kommentare technisch möglich
sind und ein Teil der Lernkultur geworden
sind, da wäre es undenkbar, auch die
Lehrenden von dieser Kommentarmöglich-
keit auszuschließen.
Zunächst hat es den Vorteil, dass hier ein
direkter, und wenn gewünscht, privater
Kommunikationskanal zwischen Lehrer
und Schüler eröffnet wird. Wichtige Inputs
sind dann für beide Seiten für die Dauer
der Zusammenarbeit oder darüber hinaus
sichtbar und können von beiden Seiten
immer wieder ins Gedächtnis gerufen
werden.
Ein qualifizierter Kommentar ist ebenfalls
ein Bestandteil eines aussagekräftigen
Assessments. Anstatt einer Note wird in
der Bewertung nochmals der Lernstoff und
die dessen Umsetzung besprochen, was
beiderseitig die Reflexion über das Lern-
gebiet anregt.
Lernreflexion ist aber nicht ausschließlich
ein Vorgang, der am Ende des
Lernprozesses stehen sollte, sondern in
allen Phasen der Wissensarbeit ansteht.
Ein ePortfolio unterstützt diese Arbeit
durch ihre chronologische Darstellungs-
weise von Ereignissen.
Bild: Reflexion über das eigene Lernen
verstärkt den Wissenstransfer und führt
den Einzelnen auf eine Meta-Ebene, auf
der der Lernprozess selbst Betrachtungs-
gegenstand wird.
In Blog-Form können so nicht nur
Ergebnisse und Bewertungen angelegt
werden, sondern auch persönliche
Gedanken zum Themengebiet wie zum
Lernvorgang selbst.
Letzteres schließt mehrere Ebenen des
Lernprozesses ein: die Definition des Ziels,
die Planung einer Lernstrategie, die
Entscheidung für einen bestimmten Weg,
die Umsetzung und Durchführung sowie
die Kontrolle der Ergebnisse.
Auch an diese Herangehensweise müssen
Betreute heran geführt werden. Ziel ist es,
einen systematischen Ansatz des
selbständigen Lernens zu lehren. Und
ePortfolios unterstützen dabei.
11. eGaming in Bibliotheken, Edition 2008 Seite [11]
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Fall 4: Definition von Lernzielen
Ist ein/e StudentIn in der Lage, den
gesamten Lernprozess selbst zu gestalten,
ist die Ablösung von traditionellen
Institutionen der Wissensvermittlung
vollzogen. Damit meine ich, dass dieser
Mensch auch in Zukunft und in allen
anderen Umweltsituationen zu einer
differenzierten Einschätzung kommen
kann, welche seine Lernziele sind und wie
diese zu erreichen wären.
Bild: Wer seine Lernziele selbst bestimmt,
kann auch von Lebensbegleitendem
Lernen sprechen.
Da Wissen ja nicht ausschließlich
theoretischer Natur ist, fließt diese Kultur
der individuellen Lernzielbestimmung und
–umsetzung in den Alltag ein. Wir müssen
nicht unbedingt StudentInnen sein, oder
an einem formalen Seminar einer Weiter-
bildungsinstitution teilnehmen, um eigene
Wissensziele zu formulieren und deren
Umsetzung anzupacken. Welche Form
dabei das ePortfolio auch hat, es eignet
sich, um einen eigenen Weg der Wissens-
erschließung zu beschreiten.
In der Regel wird das ePortfolio aus
mehreren Werkzeugen und Anwendungen
bestehen, ein Thema, das unter dem
Begriff Persönliche Lernumgebung
(Personal Learning Environment, PLE)
bekannt ist. Mehr dazu im Abschnitt 2.
Der Vorteil sei nur am Rande erwähnt:
unabhängig von meiner technischen
Ausstattung und Wissen über Anwend-
ungen stelle ich mir jene Lernumgebung
zusammen, die für die Erreichung meiner
Lernziele richtig und notwendig ist.
In dieser vorläufig letzten Stufe der
Nutzung eines ePortfolios sind wir nun
beim Life long learning angekommen, das
Lebensbegleitende Lernen. Auch dazu
mehr im Abschnitt 2 dieses eBooks.
Fall 5: Selbstbestimmung und
Ethik
Hier schließt sich langsam wieder unser
Kreis der Nutzungsmöglichkeiten eines
ePortfolio. Über diese vier Phasen
demonstriert der Eigentümer eines
ePortfolio vier grundlegende
Kompetenzen:
1. Aufgaben-orientierte
Kompetenzen
2. Persönliche Kompetenzen
3. Soziale Kompetenzen
4. Methodische Kompetenzen
In diesen Kompetenzen erkennen wir die
Funktionen des ePortfolio. Kann es aber
noch sein?
In der weiteren Folge dieses eBooks wird
noch das Thema Identität angesprochen.
ePortfolios haben hier sehr viel damit zu
tun, denn was wir lernen ist ein großer Teil
unserer Identität. Und wenn wir die
Dimension des ePortfolio ausweiten,
sprich nicht nur mehr Lernen und Wissen
im Vordergrund steht, sondern andere
Aspekte unseres Lebens, dann wird
Reflexion, Planung und aktive Gestaltung
unseres Lebens zu einem integralen
Bestandteil unserer Lebenskultur. Das
kann sich bis in den Bereich der persönl-
ichen Ethik ziehen: Welche Werte sind mir
wichtig? Wie gehe / ging ich in
bestimmten Situationen vor?
In diesem (besten) Szenario mutiert ein
ePortfolio in ein Hilfswerkzeug, das mir
hilft, über mein Leben zu reflektieren, eine
dauerhafte schriftliche Auseinander-
setzung mit mir selbst zu führen, die ich
auch Auszugsweise anderen zur
Verfügung stellen kann.
12. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [12]
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Digital
Identity
Hintergrund:
Identität in Virtuellen
Welten – die Idee des
Avatar ePortfolio
Funktionen im Spiel
Elektronische Portfolio sind schon seit
Langem bekannt und werden seit über 20
Jahren in der Lehre und Wissenschaft
genutzt. Neben den klassischen Aufgaben
wie Bewertung und Lernreflexion eignen
sich diese aber auch dazu, digitale
Identität herzustellen.
Was ist Identität?
Identität wird oftmals als das Resultat
kontinuierlicher Kommunikation und
Austausch zwischen einem Individuum
und seiner Umwelt verstanden (siehe auch
Mead 1973 und Krappmann 1993). Das
Erzählen von Geschichten ist ein sehr
schönes Beispiel dafür wie Kommunikation
das Entstehen von Identität unterstützt:
Erfahrungen, Kontext und involvierte
andere Individuen werden eingebettet und
gleichzeitig damit verifiziert. Erzählungen
und Geschichten erlauben uns im breiten
Sinne Kontinuität und Kohärenz zu
erzeugen, und damit auch Identität
(Straub, 2000).
In einer digitalen Umgebung wie den
virtuellen Welten umfasst das Geschichte-
Erzählen eine breite Palette an multi-
medialen Formen. Solche Geschichten
können entweder auf die natürliche
Person, die hinter einer Erzählung steckt
oder in ihr vorkommt, verweisen, oder
eben auf den Vertreter der natürlichen
Personen in virtuellen Räumen – den
Avataren.
In diesem Zusammenhang kann man ein
ePortfolio als ein Werkzeug ansehen,
welches Bedeutung entstehen lässt (siehe
auch Paulson 1991): ein Showcase
Portfolio erzählt eine Geschichte, ein
Erlebnis, welches eine Identität in seiner
digitalen Umgebung (Barrett 2006)
darstellt. Identität ist aber kein
Selbstkonstrukt, sondern das Resultat von
13. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [13]
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Interaktion zwischen mehreren. Die
Theorie der narrativen Identität nennt
dieses Fakt auch „Positionierung“ (Lucius-
Hoene / Deppermann2004). Dies
beschreibt die Art und Weise, wie ein
Individuum sich selbst gegenüber anderen
positioniert. Die Identität eines
Individuums wird in den Meinungen der
Zuhörerschaft reflektiert, seine Reputation
quasi als aktuelles Spiegelbild in der
Community erstellt.
ePortfolio, Identität und
Reputation
In virtuellen Welten sind Authentifizier-
ungssysteme oft unzuverlässig oder nicht
gewollt (im Sinne der Identifizierung der
Spieler hinter ihrer Avatar-Figur). Es
braucht eine andere Art des Identitäts-
beweises: Reputation. Barton und Collins
(1993) zeigen auf, dass der wichtigste
Schritt beim Aufbau eines ePortfolio die
Bestimmung des eigentlichen Zwecks des
jeweiligen ePortfolio ist. Wenn wir also
darüber nachdenken, die Schaffung von
Identität in den Mittelpunkt unserer Über-
legungen zu stellen und Reputation als
das gewünschte Resultat angedacht wird,
dann sollten wir konsequenterweise
definieren, was Identität und Reputation
im Kontext von Avataren bedeutet und
welche Elemente wichtig sind. Ein solches
ePortfolio könnte man Persönlichkeits-
ePortfolio nennen.
Ein neuer Typus:
Persönlichkeits-ePortfolio
Persönlichkeits-ePortfolios sollten die
Geschichte der Person oder des Avatars
erzählen, den Prozess des Werdens
darstellen und Artifakte als Meilensteine
der Entwicklung sammeln. Zum anderen
sollten diese Persönlichkeits-ePortfolios
aber auch andere Stimmen in sich
vereinen um die Erzählung anzureichern
und die Geschichte verifzieren.
Ein solcher ePortfolio-Typ beantwortet
zahlreiche Probleme, die konventionelle
Identitätsmanagement-Lösungen im
virtuellen Raum aufwerfen:
1. ePortfolios sind nicht Seiten-
zentrisch (d.h. sie können
unabhängig vom System als
Referenz aufgerufen werden) und
können so für alle Arten von
Identitätsprüfung über System-
grenzen genutzt werden.
2. ePortfolios verstehen sich als
qualitative Alternative zu den meist
auf quantitativen Fakten
basierenden Profilen im Web oder
in virtuellen Räumen.
3. Persönlichkeits-ePortfolios sind
schwer zu fälschen, weil die
Geschichten durch andere
kommentiert und bestätigt oder
abgelehnt werden. Ein
Betrugsversuch wäre umständlich,
wenn auch nicht gänzlich
unmöglich.
4. Persönlichkeits-ePortfolios können
auch in virtuellen Welten genutzt
werden. Sie können also auch
Avatar-Identität beschreiben und
erschaffen.
5. Persönlichkeits-ePortfolios können
Artifakten („Spuren“, Lévy 1999)
einer Avatar Identität aus
verschiedenen virtuellen Welten
sammeln. Sie sind eine Art
Lifestream Anwendung. Derzeitige
Lifestream Anwendungen bietet
ihre Dienste nur natürlichen
Personen an.
6. Persönlichkeits-ePortfolio können
sich auf Aspekte einer Rolle
(Goffman 1959) konzentrieren und
trennen scharf zwischen Avatar
und dahinterstehenden Personen.
14. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [14]
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Avatar ePortfolio zur Schaffung
von Identität, als Wegbereiter der
Mobilität zwischen virtuellen
Welten
In einer digitalen Welt können wir
Reputation als eine Strategie zur Prüfung
von Identität nutzen. Derzeitige Konzepte
sind allerdings auf einzelne Anwendungen
beschränkt. Demgegenüber ist ein
Persönlichkeits-ePortfolio unabhängig.
Avatare könnten also in vielen
verschiedenen Welten auf ein ePortfolio,
eine Reputation und damit auf eine
gewachsene Identität aus Ergebnissen des
Schaffens und der Bestätigung durch die
Kommentare der anderen zurückgreifen.
Ein Avatar ePortfolio ist also ein Werkzeug
zur Schaffung von Identität in virtuellen
Räumen und zur grenzenlosen Mobilität
zwischen diesen.
Literaturhinweise finden sich am Ende des
Abschnitts.
15. Learn
streaming
Analyse:
Defragmentierung der
digitalen Lernumgebung
Sinn von Lifestreams
Mit der Vielzahl an interaktiven Web-
Diensten, welche jedem - ob Mann, Frau
oder Kind - die Möglichkeit zur Schaffung
von Content ermöglichen, ist nicht nur die
Anzahl an online Aktivitäten, sondern
auch die online Identitäten gewachsen.
Diese Spaltung der eigenen digital
Persönlichkeit ist nicht jedem recht - und
der Wunsch nach Synthese dieser
Identitäten vorhanden. Lifestreams sind
die logische (technische) Folge.
Lifestreams als Aggregatoren
von digitalen Quellen
Lifestreams werden auch als Profile
Aggregatoren bezeichnet. Und genau das
tun sie: die Vielfalt an eigenen Web-
Profilen (sprich Identitäten) aus den
diversen Diensten einfangen - Sie kennen
Facebook, Digg oder Diigo?
Das Einfangen bedeutet nichts anderes als
die Inhalte, die unter diesen Identitäten
produziert werden, auch zentral zu
sammeln und auf diese zu verweisen.
Lifestreams wachsen mit der Anzahl der
Web-Dienste und sind als eine Art Meta-
CMS oder Meta-Identity Dienst zu sehen.
Sie werden an Bedeutung an gewinnen, da
die Interoperabilität der einzelnen Web 2.0
Dienste beschränkt ist und die Übersicht
vielfach nicht mehr gegeben ist. Außerdem
lassen sich so viele soziale Netzwerke, die
von einer Person gepflegt werden, über
solche Lifestreams zusammenführen.
Lifestream Anwendungen
Lifestream Anwendungen können selbst
gehosten und gewartet oder als fremden
Online Dienst genutzt werden. Für die
erstere Kategorie empfehlen sich Plugins
für die Blogging-Software Wordpress oder
die Stand-alone Applikation Sweetcron.
Die fremdgehostete Variante ist technisch
vielfach leichter zu realisieren, allerdings
sind die Daten auch woanders. Tumblr ist
sicherlich so ein Beispiel, wo Anwender-
freundlichkeit und Syndizierung von
Inhalten verschiedenster Seiten gut gelöst
ist.
16. eGaming in Bibliotheken, Edition 2008 Seite [16]
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Eine neue Variation von Lifestreams ist
Daytum, eine Anwendung, die alles in
Zahlen übersetzt. Will heißen: das Leben
wird nicht über Fotos, Videos und
Geschichten aufgezeichnet, sondern über
Zahlen. Genauer gesagt: statistisches
Zahlenmaterial, selbst zusammengefügt
über eine Online Schnittstelle. Daytum
sagt folgendes dazu:
“Daytum is a home for collecting and
communicating your daily data. Begin
tracking anything you can count and
display the results immediately… or just
look around and see what other members
are recording.”
Daytum: Das Leben in Zahlen und
Fakten
Alles, was ich tue, verwandle ich in Zahlen,
zeichne es mit Daytum auf, und erhalte
quasi als Ausdruck meiner Tätigkeiten
einen Bericht, auf dem meine
gesammelten Kilometer, Kalorien-
aufnahme und -verbrauch, CO2 Ausstoß,
Budgetengpässe, Lieblingseiscreme-
Verbrauch etc etc aufgezeichnet und
kummuliert sind.
Friendstream und Workstream
Analog zur Idee des Lifestreams haben
sich Friendstreams und Workstreams
ausgebildet. Friendstreams bezwecken das
„Verfolgen“ und Zusammenstellen von
Profilen von Freunden, so dass deren
Nachrichten und Neuigkeiten nicht
irgendwo in einem der vielen genutzten
Dienste untergehen. Das beste Beispiel ist
sicherlich Friendfeed, aber auch Facebook
kann als eine Art Friendstream betrachtet
werden. Entscheidend ist in jedem Fall,
dass andere Dienste syndiziert und auf
dem Friendfeed / Facebook Account
aktualisiert werden.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die
Workstream-Idee: anstatt Freunde digital
zu monitoren, tun wir das mit
Arbeitskollegen, Geschäftspartnern oder
Kunden. Die Idee hier ist, Arbeitsvorgänge
und deren Stand zu betrachten,
miteinander zu kommunizieren (auch
wenn das kein aktives Sprechen erfordert)
und eine fortwährende Arbeits-
dokumentation zu haben.
In einem einfachen Sinne kann dies mit
Yammer oder Coop realisiert werden.
Beide Dienste sind nichts anderes als
private Twitter-Applikationen.
Etwas umfassender ist da schon Soup,
welches eine Art Blog pro Nutzer zulässt
und dort Content aus allerlei Quellen (ergo
Blogs der anderen Mitarbeiter) zusammen
zieht.
ePortfolio und Learnstream
Man könnte die Idee des Lifestreams auch
auf den Bereich der Fortbilung übertragen.
Besonders interessant ist das natürlich für
das Thema „lebensbegleitende Fort-
bildung“, wo wir es oftmals mit nicht-
formalen Arten des Lernens zu tun haben.
Die Entwicklung von Wissen und
Kompetenzen wird dabei auf
verschiedenen Ebenen explizit gemacht,
sei es mit einem Blog-Eintrag, mit einem
Zeitungsbericht, mit einem Bild, einem
Interview oder einer Präsentation. Dies
kann alles „gesammelt“ werden, und zwar
so, wie die Dinge im Web entstehen, eben
in Form eines Lernstream-Services.
ePortfolios als Learnstreams?
Denkbar.
17. eGaming in Bibliotheken, Edition 2008 Seite [17]
© Copyright 2008, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
ePortfolio kennen diesen Ansatz ja schon.
In einem Showcase-Portfolio wird alles,
was über die Dauer eines Ausbildungs-
jahres produziert wird, dargestellt. Dazu
kommen Überlegungen, Kommentare
anderer und natürlich auch die Ergebnisse.
Ein ePortfolio kann dem Prinzip nach sehr
gut als Learnstream-Anwendung
funktionieren. Es muss allerdings mehrere
Punkte berücksichtigen:
o die problemlose, automatische
Einbindung von anderem Web-
Content
o die Markierung solcher Einträge als
„privat“ oder „öffentlich“
o am besten sollte es als eine Art
Meta-ePortfolio funktionieren,
welches auf einem eigenen Host
auch gleichzeitig andere
persönliche, aber fremdgehostete
ePortfolios als Sicherung speichert.
Über den letzten Punkt kann man im
Einzelnen diskutieren zwecks Sinnhaftig-
keit, die ersten beiden dürften aber nach-
vollziehbar sein.
Die Vorteile eines Lernstreamings liegen
auf der Hand:
o Ablage an einem Platz trotz vieler
Web-Dienste
o nachvollziehbare Ereignisse,
Erfahrungen, Lernprojekte
o Vorteile des Digitalen bleiben
bewahrt
o Community-Aspekt (Kommentare,
Austausch) bleibt ebenso erhalten
Links:
o Wordpress: www.wordpress.org
o Sweetcron: http://code.google.com/p/sweetcron/
o Tumblr: http://www.tumblr.com/
o Daytum: http://daytum.com/
o Friendfeed: http://friendfeed.com/
o Facebook: http://www.facebook.com
o Yammer: https://www.yammer.com/
o CoOp: http://coopapp.com/
o Soup: http://soup.io/
18. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [18]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Visionen &
Nutzen
Abschließend:
Literatur & mehr
Literatur und Online Tips:
Arter, J. A. (1992). Portfolios in practice: What is a portfolio? Paper presented at the Annual
Meeting of the American Educational Association, San Francisco.
Barton, James / Collins, Angelo (1993): Portfolios in Teacher Education. In: Journal of
Teacher Education, v44 n3 p200-10 May-Jun 1993
Barrett, H. C. (2005): The Reflect Initiative: White Paper. Researching Electronic Portfolios and
Learner Engagement [Internet], available from
http://www.taskstream.com/reflect/whitepaper.pdf [accessed 07 February 2008].
Barrett, H.C. (2006): Digital Stories in ePortfolios: Multiple Purposes and Tools, [internet],
available from http://electronicportfolios.org/digistory/purposes.html [accessed 03
March 2008]
Goffman, E. (1959): The presentation of self in everyday life. Doubleday, Garden City, New
York
Krappmann, Lothar (1993): Soziologische Dimensionen der Identität. Stuttgart
Lévy, Pierre (1999): Collective intelligence. Mankind’s emerging world in cyberspace.
Cambridge, Massachusetts.
Lucius-Hoene, Gabriele / Deppermann, Arnulf (2004): Narrative Identität und Positionierung;
in: Gesprächsforschung – Online Zeitschrift zur verbalen Interaktion, Ausgabe 5 (2004),
pp. 166-183 [internet] available from http://www.gespraechsforschung-ozs.de
[accessed 03 March 2008]
Mead, George H. (1973): Geist, Identität und Gesellschaft. Frankfurt a. Main
Paulson, F. L., & Paulson, P. R. (1994) Assessing Portfolios Using the Constructivist Paradigm.
In Fogarty, R. (1996) Student Portfolios. Palatine, II.: IRI/Skylight Training and Pub.
Ravet, Serge (2007a): ePortfolio for all [Internet], available from http://www.eife-
l.org/activities/campaigns; [accessed 07 February 2008]
Straub, Jürgen (2000): Biographische Sozialisation und narrative Kompetenz. Implikationen
und Voraussetzungen lebensgeschichtlichen Denkens in der Sicht einer narrativen
Psychologie. In: Hoernig, Erika (Ed.): Biographische Sozialisation. Stuttgart, pp. 78-
117
19. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [19]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Tools
ePortfolio
Zukunftsprojekt mit Views:
Mahara
Zum Werkzeug
Mahara ist sehr jung (2006 erstmals
eingesetzt) und kommt aus Neuseeland.
Dort wurde es an mehreren Universitäten
gemeinsam entwickelt und ist mittlerweile
eine der Top ePortfolio Anwendungen, die
es zu haben gibt. Die Fortentwicklung der
Software ist gesichert: eine Roadmap ist
klar definiert und sehr ambitioniert. Das
fehlt leider oft bei anderen ePortfolio
Anwendungen. Der Begriff ‘Mahara’
kommt übrigens aus der Maori-Sprache
und heißt soviel wie ‘Denken’.
Charakter
Derzeit ist Mahara, was die Funktionen
betrifft, eines der Top 5 Anwendungen.
Viele Universitäten (darunter die Donau-
Universität Krems) arbeiten damit.
Mahara lässt sich am besten als
persönliches ePortfolio beschreibt. Damit
meint man, dass vor allem jene
Funktionen im Vordergrund stehen, die
den Focus auf den/die EigentümerIn
richten:
o ein umfassendes Profil
o ein persönliches Blog mit
Referenzen auf
o eine Dateiablage für Artefakte
sowie
o ein Präsentationstool, welches
individuell erstellbare Views aus
den vorhandenen Daten generiert
Nutzen
Mahara unterstützt mit der Blog-Funktion
und der Dateiablage zuerst einmal die
Lernreflexion. Dabei kommt ja das
Lerntagebuch zum Einsatz, welches mit
dem Blog bestens bedient wird. Einzelne
Posts können beschlagwortet werden,
Dateien angehängt, Bilder eingefügt
werden.
Feedback zu einzelnen Posts gibt es in
Kommentarform. Sowohl Peers wie auch
Tutoren können – entsprechende Rechte
vorausgesetzt – Antworten und Meinungen
abgeben.
Auch können Ziele wie bereits verfügbare
Kompetenzen definiert bzw. beschrieben
werden. Das Interessante an Mahara ist
aber die Zusammenstellung von Ansichten
(Views) für jeweils unterschiedliche Leser:
für die Allgemeinheit kann ich eine
oberflächliche View mit einer
Zusammenfassung freigeben, für meine
Tutoren eine sehr tiefe. Bei Bewerbungen
wiederum schneidere ich eine ganz
spezielle View für die entsprechende
Bewerbung zusammen.
Infos
Ein kostenloses Open Source Produkt zur
Selbstinstallation mit Zukunft.
Download: www.mahara.org
20. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [20]
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Tools
ePortfolio
Der Klassenprimus:
ELGG
Zum Werkzeug
Elgg ist eine Vorzeige-Software im Bereich
der ePortfolios. Sehr viele
Bildungsinstitutionen in Europa und
Nordamerika verwenden Elgg für die
Verbesserung der Lehre und der
Entwicklung ihrer StudentInnen. Ich selbst
habe Elgg als Plattform für die Web 2.0
Surf Camps und Basic classes ausgewählt,
weil mich die Flexibilität, die Funktions-
auswahl und die guten Möglichkeiten bei
der Rechte-Administration überzeugt
haben.
Charakter
Im Gegensatz zu Mahara betont Elgg vor
allem den Community-Aspekt. Es gibt
daher sowohl ePortfolio-Funktionen für
den Einzelnen wie auch für die Gruppe:
o ein umfassendes Profil
o ein persönliches Blog mit
Referenzen auf
o eine Dateiablage für Artefakte
sowie
o ein Gruppen-Blog
o zahlreiche Plug-ins für die
funktionale Erweiterung
Nutzen
Elgg unterstützt mit der Blog-Funktion
und der Dateiablage wie Mahara die
Lernreflexion. Interessant ist aber auch
der Gruppenblog, über den
gruppenspezifisches kommuniziert und
diskutiert werden kann.
Feedback zu einzelnen Posts gibt es in
Kommentarform, aber auch über ein
internes Messaging-System. Ein
ausgeklügeltes Rechte-System erlaubt auf
Post- und Dateiebene unterschiedlichste
Datei- und Contentzugriffe.
Zahlreiche Plug-ins wie ein Wiki, ein
Forum, ein Kalender sind leicht
integrierbar und erweitern die ePortfolio-
Plattform merklich. Eine deutsche
Sprachversion ist erhältlich.
Das Layout der Anwendung kann an
individuelle Vorlieben angepasst werden.
Infos
Ein kostenloses Open Source Produkt zur
Selbstinstallation und zahlreichen
Erweiterungsmöglichkeiten.
Download: http://www.elgg.org/
21. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [21]
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Tools
ePortfolio
Komplex und vielschichtig:
Factline
Zum Werkzeug
Eine Factline Plattform ist als Infrastruktur
für verteilte Wissensarbeit konzipiert. Die
Grundlage für diese Plattform ist der
factline Community Server (FCS), ein
standardisiertes Content, Community &
Collaboration Management System. Eine
solche Plattform kann auch ein ePortfolio-
System sein.
Charakter
Factline betont beim ePortfolio-System
nicht nur die Darstellung der eigenen
Kompetenzen und Lernerfolge, sondern
vor allem die Funktion des persönlichen
Wissensspeichers.
o ein umfassendes Profil
o ein persönliches Blog mit
Referenzen auf
o eine Dateiablage für Artefakte
sowie
Nutzen
Factline unterstützt mit der Blog-Funktion
und der Dateiablage wie Elgg und Mahara
die Lernreflexion. Jeder Beitrag oder Datei
erhält eine eindeutige Referenzierung, so
dass eine sehr ausgeklügelte und
differenzierte Rechteverwaltung möglich
ist.
Feedback zu einzelnen Posts gibt es in
Kommentarform. Annotationen und
Tagging ist für jede Datei / Beitrag
möglich.
Viele kreative Features sind zwar
verfügbar, die Einarbeitungszeit in das
System ist aber doch beträchtlich. Das
System ist von seiner Logik her nicht so
intuitiv durchschaubar wie Mahara oder
Elgg. Hat man das System aber einmal
„kapiert“, dann kann man damit auch sehr
viel umsetzen.
Das Layout der Anwendung kann an
individuelle Vorlieben angepasst werden
und ist sicherlich das flexibelste System
der in diesem eBook beschriebenen
ePortfolio Anwendungen – HTML und CSS
Kenntnisse vorausgesetzt.
Infos
Ein kostenpflichtiges ePortfolio Produkt
(Installationsgebühr, Campuslizenzen) mit
einer umfangreichen Erstinstallation.
.
Download: http://www.factline.com/
22. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [22]
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Tools
ePortfolio
Vielseitig:
Drupal
Zum Werkzeug
Drupal ist seit Jahren eines der
populärsten CMS weltweit. Das hängt nicht
nur mit dem Open Source Gedanken und
Zugang zusammen, sondern auch mit der
Vielseitigkeit und der hohen Qualität der
Drupal Releases.
Charakter
Wie schon erwähnt ist Drupal zunächst ein
Content Management System, hat also
ähnliche Intentionen wie etwa Factline. Im
Gegensatz zu Factline wird Drupal aber für
die verschiedensten Einsätze im-
plementiert – von einfachen Seiten bis zu
großen Redaktionsportalen.
Drupal wird auch im pädagogischen
Bereich eingesetzt, meist als Education
Version (von FunnyMonkey):
o Curriculum des Autors
o ein persönliches Blog und Bilder-
gallerien und
o eine Dateiablage für Artefakte
sind die Hauptfunktionen der DrupalEd
Version.
Nutzen
DrupalEd bietet mit der Blog-Funktion und
der Dateiablage wie Elgg und Mahara die
Grundlage für die Lernreflexion.
Ablagesysteme ergänzen diese.
Die Zusammenarbeit in informellen Teams
wird großgeschrieben – über Kommentare,
Gruppen-Funktionen und übergreifende
Suche.
Die Rechteverwaltung ist auch hier sehr
differenziert und erlaubt daher eine sehr
feine Einstellung, wer was lesen und
editieren kann.
Gut gelöst ist auch das Erschließen der
Inhalte über Tagging. Kommunikation wird
durch Messaging, gemeinsames Editieren
von Dokumenten, das Anlegen von
gemeinsamen Bookmarks und das
Einbetten von multi-medialen Formaten
gefördert.
Eine der großen Stärken von Drupal ist das
in alle Richtungen veränderbare Layout.
Infos
Ein kostenfreies ePortfolio Produkt mit
zahlreichen Features und einer Variations-
fülle, die es zu übertreffen gilt.
.
Download: http://drupal.org
FunnyMonkey:
http://www.funnymonkey.com/
23. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [23]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Tools
ePortfolio
Klassiker der Blogging-Software:
Movable Type
Zum Werkzeug
Movable Type ist als Blogging-Software
groß geworden und als solche weiterhin
sehr populär. Zahlreiche prominente
Seiten nutzen Movable Type als CMS.
Charakter
Blogging liegt Movable Type im Blut. Wie
alle anderen Vertreter (z.B. Wordpress)
dieser besonderen CMS-Type steht das
Posting und die Kommentarfunktion im
Vordergrund. Auch die Einbettung von
multi-medialen Formaten ist fixer
Bestandteil einer Movable Type
Installation.
Nutzen
MovableType bietet mit der Blog-Funktion
und der Dateiablage wie Elgg und Mahara
die Grundlage für die Lernreflexion.
Gruppenfunktionen sind nur in der
erweiterten Version (Enterprise Solution)
möglich. Die Kommunikation innerhalb
von Peers und Tutoren läuft wie bei
gewöhnlichen Blogs über die
Kommentarfunktion.
Die Rechteverwaltung ist nicht besonders
differenziert (owner oder public), bei der
erweiterten Version können auch
Gruppenrechte eingerichtet werden.
Das Erschließen von Inhalten ist über
Kategorisierung und Tagging möglich.
Die große Stärke von Movable Type ist
neben dem Focus auf die Blogging-
Funktion sicherlich die Usability des
Interface. Vorlagen für Lerngruppen oder
andere typische Anwendungsfelder von
Edu-Software oder ePortfolios sind aber
nicht vorhanden. Als Alternative mit
ähnlichen Pros & Contras kann Wordpress
genannt werden.
Infos
Ein kostenloses Open Source Produkt,
dass Daten komfortabel zwischen
einzelnen Installationen exportieren /
importieren läßt.
.
Download: http://www.movabletype.org/
Wordpress: http://www.wordpress.org
24. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [24]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Tools
ePortfolio
Übersicht von Klaus Himpsl und Peter
Baumgartner:
Tool-Studie
Evaluation von ePortfolio
Software
Klaus Himpsl und Peter Baumgartner
haben in einem mehrmonatigen Projekt
und in Zusammenarbeit mit zahlreichen
Evaluatoren einen Bericht veröffentlicht,
der die besten 12 von mehr als 30
ePortfolio Werkzeugen gegenüberstellt.
„Alle Tools sind geeignet, aber
keines konnte vollständig
überzeugen“
Inhalt und Kontext
Die Untersuchung wurde mit dem Ziel,
Entscheidungshilfen für die
Implementierung von ePortfolio-Software
an Hochschulen anzubieten, in Auftrag
gegeben. Die Evaluation ist also keine
Prüfung aller ePortfolio Tools für alle
möglichen Zwecke, sondern spezifisch für
den akademischen Einsatz gedacht.
In dem frei erhältlichen Dokument
erhalten LeserInnen nicht nur einen
Einblick, was (technisch und
konzeptionell) unter ePortfolio verstanden
wird, sondern eben je Shortlist aus 12
Tools, die für den Hochschul-Einsatz am
besten abgeschnitten haben.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist
nur beschränkt möglich. Wichtig ist, dass
Ergebnisse für fünf Funktionsbereiche
gemessen wurden:
1. Sammeln, Organisieren,
Selektieren
2. Reflektieren, Prüfen, Nachweisen,
Planen
3. Darstellen und Publizieren
4. Administration (serverseitig)
5. Usability (clientseitig)
Die meisten Produkte eignen sich in den
Kategorien 1 und 3, auch bei der Usability
und der Administration sind die meisten
empfehlenswert.
Nach Meinung der Autoren bildet sich ein
Spitzentrio aus PebblePad, Mahara und
Taskstream heraus, wobei Elgg, Drupal ED,
Factline, Sakai und MovableType das
Mittelfeld bilden. Entscheidend ist jedoch,
für welchen Zweck ein ePortfolio
eingerichtet werden soll.
Info
Die Studie gibt es als pdf-Download unter:
Himpsl, K., & Baumgartner, P. (2009).
Evaluation von E-Portfolio-Software - Teil
III des BMWF-Abschlussberichts “E-
Portfolio an Hochschulen”: GZ
51.700/0064-VII/10/2006. Forschungs-
bericht, Krems: Department für Interaktive
Medien und Bildungstechnologien, Donau
Universität Krems.
http://www.bildungstechnologie.net/blog
/evaluation-von-e-portfolio-software-
abschlussbericht
25. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [25]
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Tools
ePortfolio
Interview mit ePortfolio Experte Klaus Himpsl:
Zum Einsatz und Zukunft des
Konzepts „ePortfolio“
Klaus Himpsl
Klaus Himpsl ist seit April 2007 als
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Department für Interaktive Medien und
Bildungstechnologien der Donau-Univers-
ität Krems tätig.
Er ist Lehrgangsleiter im Masterstudien-
gang "MA eEducation", entwickelt innovat-
ive Blended Learning Arrangements und
unterrichtet in mehreren Kursen im
Bereich der Bildungstechnologien. Sein
derzeitiger Arbeitsschwerpunkt in For-
schung und Lehre ist das elektronische
Portfolio
„Portfolioarbeit als
Reforminstrument für eine
bessere Lern- und
Leistungsbeurteilungskultur“
Fragen & Antworten
Mark Buzinkay: Welche persönlichen
Erfahrungen haben Sie mit ePortfolios
gemacht, wie nützen Sie dieses Werkzeug
selbst?
Klaus Himpsl: Wenn ich ehrlich bin, war
meine erste Begegnung mit dem Thema
2005/2006 eher mit gemischten Gefühlen
durchsetzt - ich lernte das E-Portfolio im
Zusammenhang mit dem EUROPASS als
digitale Bewerbungsmappe kennen und
konnte mir nicht recht vorstellen, dass
dies allein den Aufwand lohnt,
insbesondere vor dem Hintergrund, dass
eventuell unberechtigte Dritte dann Zugriff
auf sensible Daten von mir hätten. Erst bei
einer genaueren Betrachtung erkannte ich
die pädagogische Dimension, die dahinter
steckt und die verschiedenen Facetten des
E-Portfolios.
Ich sehe nun die Portfolioarbeit - also
insbesondere den Prozess! - als
Reforminstrument für eine bessere Lern-
und Leistungsbeurteilungskultur in allen
Bildungssektoren, dies ist meine
Hauptmotivation, mich mit dem Thema
wissenschaftlich zu beschäftigen.
Persönlich führe ich im Moment ein E-
Portfolio als Forschungstagebuch zu
meinem Dissertationsvorhaben, in dem ich
meine laufende Arbeit dokumentiere,
reflektiere und plane sowie die Möglichkeit
habe, von meinen Betreuern /
Betreuerinnen und anderen interessierten
Experten und Expertinnen Feedback zu
erhalten.
Mark Buzinkay: Im Rahmen des
Lehrganges "MA eEducation" wird der
Gebrauch des ePortfolio ganz groß
geschrieben. Können Sie uns hier den
Umfang, die Aufgabenstellungen, aber
auch die Erfahrungen im Zusammenhang
von ePortfolio und Erwachsenenbildung
schildern?
Klaus Himpsl: Da muss ich zunächst ein
wenig ausholen und zwei wichtige Begriffe
im Umfeld des E-Portfolio-Einsatzes
klären.
Zum einen ist das Blended-Learning-
Konzept des Lehrganges zu nennen, das
einen sinnvollen Mix aus Präsenzlernen,
betreutem Online-Lernen und Selbst-
studium darstellt, d.h.: das Curriculum
dieses Studiengangs ist in Module von je 3
ECTS eingeteilt, d.h. jedes Thema fordert
eine "studentische Beschäftigung" von ca.
75 Stunden, die über einen Zeitraum von
etwa drei Monaten erbracht werden.
Zeitlich gesehen etwa in der Mitte befindet
sich ein Präsenzworkshop, der online über
eine Plattform vorbereitet und
nachbereitet wird, wobei Arbeitsaufträge
in Einzel- und Gruppenarbeit zu
absolvieren sind.
Diese Arbeitsaufträge sind sehr stark
praxis- und handlungsorientiert und
können ganz unterschiedliche
"Lernprodukte" als Ergebnis haben, denen
26. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [26]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
eines gemeinsam ist: die Reflexion
hinsichtlich einer Umsetzung des neu
Gelernten im eigenen beruflichen Umfeld
steht im Vordergrund.
Und hier kommt das E-Portfolio ins Spiel:
die Studierenden begleiten ihren eigenen
Lernprozess über die drei Monate hinweg
in ihrem Lernjournal und erhalten dabei
Feedback von ihren "Peers", während sie
gleichzeitig zum Abschluss des Moduls
eine Portfolioansicht vorbereiten, die sie
bei den Vortragenden zur Beurteilung
vorlegen - diese Portfolioansicht soll die
Lernerfolge und den Kompetenzzuwachs
belegen und dient als Bewertungs-
grundlage für die Modulnote.
In diesem Zusammenhang spielt der
zweite wichtige Begriff eine Rolle: im
Rahmen unserer Forschungsaktivitäten
haben wir am Department eine Taxonomie
für E-Portfolios entwickelt, ein
Beschreibungssystem, das helfen soll,
etwas Ordnung in den Begriffswirrwarr zu
bringen. Nach dieser Taxonomie gibt es
drei Grundtypen von E-Portfolios:
o das Reflexionsportfolio
o das Entwicklungsportfolio und
o das Präsentationsportfolio,
wobei Erstgenanntes an Schulen und
Hochschulen die größte Bedeutung hat
und in vier unterschiedlichen Auspräg-
ungen vorkommt, je nachdem, ob das
Portfolio beurteilt wird oder nicht und ob
der Prozess oder das Produkt im
Vordergrund steht.
Das E-Portfolio im Lehrgang "MA
eEducation" verbindet - angelehnt an die
Taxonomie - drei Hauptzwecke in einem
Portfolio: das Reflexionsportfolio
begleitend zum Lernprozess, das
Beurteilungsportfolio zum Abschluss eines
Moduls sowie ein umfangreiches
Präsentationsportfolio zum Abschluss des
Studiums, das in Ergänzung zum Diploma
Supplement über die Modulnoten hinaus
die tatsächlich erworbenen Kompetenzen
zeigt.
Dahinter steckt die Idee, den
vergleichsweise hohen Aufwand für die
Portfolioerstellung durch den mehrfachen
Nutzen zu rechtfertigen. Der "kniffligste"
Punkt ist natürlich die Beurteilung der
Portfolios - hier haben wir ein System
entwickelt, das den Zielen des
Studiengangs "MA eEducation"
angemessen erscheint: die fachlich-
inhaltlichen Anforderungen wechseln so
stark von Modul zu Modul, dass die
Beurteilungskriterien zu den einzelnen
Aufgabenstellungen von den Vortragenden
festgelegt oder teilweise mit der Gruppe
entwickelt werden. Unabhängig davon
erfolgt beim Peer-Feedback eine
Beurteilung der Portfolios in drei
Kriterienbereichen:
o Reflexivität und Authentizität
o Dokumentation der Kompetenz-
nachweise und Übersichtlichkeit,
o Multimediale Aufbereitung und
Kreativität.
Nach den bisherigen Erfahrungen hat sich
dieses System bewährt, eine genauere
Evaluation durch die Studierenden folgt
diesen Herbst. Sehr positiv stimmt mich
jedenfalls, dass die Studierenden
mittlerweile über die "Pflichtbestandteile"
hinaus Portfolioansichten anlegen!
Mark Buzinkay: Das klingt alles sehr
stimmig. Wie sehen Sie die Verbreitung
der ePortfolio-Technik an Bildungs-
institutionen im deutschsprachigen Raum?
Ist das eine Entwicklung, die sich
verstärkt? Welche Tendenzen zeichnen
sich ab, welche Vorbehalte gibt es?
Klaus Himpsl: Auch wenn das E-Portfolio
bei uns in den letzten Jahren zu einem
Thema geworden ist, schreitet die
Entwicklung im Vergleich zum
angloamerikanischen Raum sehr langsam
voran - die Gründe hierfür sind meines
Erachtens vielfältig.
Zum einen liegt es einfach an den
pädagogischen Traditionen: reform-
pädagogische Ansätze und alternative
Formen der Leistungsbeurteilung konnten
sich an Regelschulen und Hochschulen im
deutschsprachigen Raum nie wirklich
durchsetzen, es wird an den tradierten
Formen festgehalten und wenig
experimentiert.
Im traditionellen Bildungssystem würde
die Einführung von E-Portfolio-Arbeit
einschneidende Änderungen mit sich
bringen, die langfristig geplant und
umgesetzt werden müssten und auf vielen
Gestaltungsebenen mit Anpassungen der
Rahmenbedingungen einhergehen
müssten.
Bei solchen Veränderungsprozessen
müsste in längeren Zeiträumen gedacht
werden - 20, 30 Jahre - was sich in Zeiten
27. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [27]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
der kurzfristig nachzuweisenden Erfolge
niemand wirklich traut.
Ähnlich ergeht es dem E-Portfolio auch
aus Sicht der "neuen Medien": Computer
und Internet wird seit fast zwanzig Jahren
ein hohes Potential für die Verbesserung
der Lehre nachgesagt - tatsächlich
eingebunden werden sie trotzdem nur
vereinzelt. Die zögerliche Haltung unter
den Lehrenden ist teilweise auch
verständlich: die Umstellung eines
Systems bringt immer Mehraufwand und
Unsicherheit mit sich, und bis sich in
einem vertrauten Umgang die positiven
Effekte einstellen, reicht oft das
Durchhaltevermögen nicht.
Auch wenn die Entwicklung langsam voran
schreitet, glaube ich dennoch langfristig
an eine steigende Tendenz, weil das
Portfolio als Methode in verschiedener
Hinsicht ein anschlussfähiges Konzept ist:
So kann in den Schulen zunächst
papierbasiert begonnen und je nach
Rahmenbedingungen und Altersstufe auf
die elektronische Variante umgestellt
werden, wobei das Portfolio zwar keine
Klassenarbeiten ersetzen kann, aber
dennoch z.B. über Mitarbeitsnoten in die
Zeugnisnote einfließen kann.
Für Absolventinnen und Absolventen, egal
ob an Schule oder Hochschule, sehe ich
ein hohes Potential für das Entwicklungs-
portfolio im Zusammenhang mit der
Berufsorientierung. An vielen Hochschulen
gibt es ja bereits Initiativen zur Unter-
stützung in kritischen Studienphasen, z.B.
in der Eingangsphase oder beim Übergang
Bachelor/Master - hier könnte das
Entwicklungsportfolio sinnvoll eingebund-
en werden.
Das Präsentationsportfolio wiederum hat
den größten Wert sicher als digitales
Bewerbungsportfolio, wobei diese Form
der Bewerbung in Recruitingprozessen
noch sehr ungewöhnlich ist und deshalb
noch wenig Anerkennung findet.
Die größten Vorbehalte gibt es eindeutig
hinsichtlich des Datenschutzes: Sehr
persönliche Daten auf einem Webserver
abzulegen birgt das Risiko, dass unter
Umständen Unbefugte Zugriff darauf
haben, zum Beispiel wenn der Server einer
Hackerattacke zum Opfer fiele. Wer
soll/darf Zugriff auf welche Teile meines
Portfolios haben? Wem "gehören" die
Daten? Die nahe liegende Antwort ist
natürlich "dem Portfoliobesitzer/der
Portfoliobesitzerin", aber gerade im
Unternehmenskontext ist dies nicht so
eindeutig zu beantworten. Was passiert
mit Firmeninterna im E-Portfolio eines
Mitarbeiters bzw. einer Mitarbeiterin,
der/die das Unternehmen verlässt? Wie
regle ich den Zugriff, wenn meine
Portfoliodaten verteilt in verschiedenen
Systemen abgelegt sind (vgl. hierzu die
Grafik am Ende des Interviews)? An
entsprechenden technischen Lösungen
wird fieberhaft gearbeitet, auch im
Rahmen von EU-Projekten.
Mark Buzinkay: Das bringt mich zur
Lissabon-Agenda der EU, die ja u.a. zum
Ziel hatte, E-Portfolios für alle EU-Bürger
zur Verfügung zu stellen. Ein realistisches
Ziel? Wie steht es um die Initiative
"ePortfolio" in Österreich? Welche Hürden
müssen noch genommen werden, damit
ePortfolio ein anerkannter Bestandteil der
Alltagskultur wird?
Klaus Himpsl: Das ist ein
Missverständnis, das leider schon recht
weit verbreitet ist: allen EU-Bürgerinnen
und -Bürgern ein E-Portfolio zur
Verfügung zu stellen, orientiert sich zwar
an den Lissabon-Zielen, ist aber kein
explizites Ziel der EU-Kommission, zu
deren Umsetzung die Mitgliedstaaten
verpflichtet wären, sondern die Kampagne
"ePortfolio for all" wurde 2003 von einem
Institut in Frankreich gestartet. Die Idee
dahinter ist, dass diejenigen Staaten, die
sich dieser Kampagne aktiv anschließen,
damit indirekt auf verschiedenen Ebenen
an den Zielen des Programms für
"Lebenslanges Lernen" arbeiten.
Das von Ihnen genannte Ziel sollte 2010
erreicht werden und wird eindeutig von
allen Staaten verfehlt werden –
nichtsdestotrotz hat die Kampagne viel
bewegt und erreicht. Speziell Österreich
steht im EU-Vergleich nicht so schlecht
da: Die E-Portfolio-Initiative Austria wurde
bereits im März 2006 aus dem Verein
„Forum Neue Medien in der Lehre Austria“
heraus gegründet und vereint in der
Steuerungsgruppe wichtige Stakeholder
für nationale E-Portfolio-Strategien:
Vertreter/innen aus dem bm:ukk und
bm:wf, dem Schulbereich und Hochschul-
bereich, der Erwachsenenbildung und aus
dem Unternehmensbereich. Die ver-
gleichsweise große Zahl an E-Portfolio-
Forschungsprojekten, -Konferenzen und
daraus resultierenden Publikationen in den
letzten drei Jahren sind ein deutlicher
Beleg.
28. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [28]
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Im Moment befindet sich die Initiative
meiner Meinung nach in einer ganz
entscheidenden Phase, die ja bei allen
Innovationsprozessen auftritt und am
kritischsten ist, nämlich im Übergang von
Pilotprojekten und Beispielimplementier-
ungen zu einem Regelbetrieb. Es gibt im
Schulbereich durch die sehr erfolgreichen
E-Learning-Projekte eLC und eLSA
mittlerweile mindestens 30 Schulen, an
denen E-Portfolios zum Einsatz kommen,
sowie mindestens sechs Hochschulen, die
eine Pilotimplementierung gewagt haben.
Eine nachhaltige Integration in den Lehr-
/Lernalltag scheitert meist schon an den
organisatorischen Rahmenbedingungen,
und deshalb sind mir auch nur zwei
Beispiele bekannt, wo ich von einer
tatsächlichen Verankerung des E-
Portfolios sprechen würde, nämlich unser
Studiengang "MA eEducation" und der
Studiengang "Angewandtes Wissens-
management" der Fachhochschulen
Burgenland in Eisenstadt. Beide Beispiele
profitieren von extrem günstigen
Rahmenbedingungen: eine technologie-
affine Zielgruppe, relativ kleine Lern-
gruppen, ein erprobtes und etabliertes
Blended Learning-Konzept, relativ hohe
Akzeptanz des E-Portfolios bei den
Lehrenden.
Den größten Nachholbedarf gibt es
sicherlich noch im Unternehmensbereich.
Wie oben schon kurz geschildert, liegt das
zum einen an der heiklen Fragen, wem die
Daten gehören und wer welchen Zugriff
hat. Darüber hinaus – und das klingt jetzt
vielleicht paradox – liegt es wohl auch
daran, dass das E-Portfolio so vielseitig
und deshalb an der Schnittstelle zu
verschiedenen Bereichen innerhalb des
Unternehmens liegt:
Als Reflexionsportfolio gehört es zu
betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen,
die nach wie vor nur zögerlich mit E-
Learning-Unterstützung durchgeführt
werden, als Präsentationsportfolio der
eigenen Stärken und Interessen sollte es in
den Kompetenzmanagementkreislauf ein-
gebunden sein bzw. im Recruiting eine
Rolle spielen, im Sinne einer "Blended
Learning Environment" kann es wichtiger
Bestandteil des Wissenmanagements im
Unternehmen sein, und schließlich kann
die Kombination der Präsentations-
portfolios der einzelnen Mitarbeiter/innen
einen wesentlichen Teil des "Portfolios"
des Unternehmens nach außen darstellen.
Üblicherweise sind mit den hier genannten
Einsatzmöglichkeiten verschiedene Abteil-
ungen im Unternehmen befasst, und die
Koordination der einzelnen Prozesse
erfordert bereits Strukturen, die wir einer
hoch entwickelten, lernenden Organisation
zusprechen würden, die wir ja auch mit
Hilfe des E-Portfolios erreichen wollen -
und diesen Kreis zu durchbrechen ist
meiner Meinung nach die größte
Herausforderung.
Mark Buzinkay: Eine letzte Frage dreht
sich um den Themenkomplex "ePortfolio
und Identität". Die Idee ist ja, ePortfolio als
Ausweis meiner (digitalen) Identität zu
verwenden. Was ist so gut an dieser Idee,
und woran könnte sie scheitern?
Klaus Himpsl: Ob die Idee wirklich so gut
ist, daran scheiden sich ja noch die
Geister! Das E-Portfolio kann jedenfalls
die Verbindung zwischen der realen und
virtuellen Identität herstellen, was meiner
Meinung nach vorwiegend Vorteile bringt,
wenn ausschließlich ICH bestimmen kann,
ob und wie diese Verbindung hergestellt
wird und wie meine Identität sich
verändert.
Auf den Webservern von Google & Co. ist
ein gigantisches weltweites Doku-
mentationsarchiv entstanden, das jede
meiner Aktivitäten längerfristig speichert
und von mir im nachhinein nicht mehr
beeinflusst werden kann – wie andere
Dokumentationsarchive übrigens auch ...
nur mit dem Unterschied, dass jeder/jede
weltweit darauf zugreifen kann und
"meine" Daten neu zusammenstellen kann,
egal ob zu meinem Nutzen oder zu
meinem Schaden.
Negativbeispiele hierfür sind Seiten wie
123people.com, die ich deshalb auch als
"a-social software" bezeichnen würde.
Habe ich kein eigenes öffentlich
zugängliches Profil im Netz und wird nach
meinem Namen über eine Suchmaschine
gesucht, so landet man/frau schnell auf
dem "E-Portfolio", dass 123people.com zu
dem Namen "Klaus Himpsl" anlegt, was
insbesondere bei weit verbreiteten Namen
zu seltsamen Suchergebnissen führ.
Hier sehe ich einerseits großen juri-
stischen Handlungsbedarf, andererseits
aber Chancen durch und für das E-
Portfolio, gerade wenn es darum geht,
Jugendliche für diese Problematik zu
sensibilisieren. Zum einen, was die
Bewertung von Ergebnissen von
Suchanfragen betrifft, dass eben nichts
29. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [29]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
alles "für bare Münze" genommen werden
darf, zum anderen, was den Umgang mit
eigenen Daten im Internet betrifft.
Viele Online-Communities entfalten ihren
wahren Wert erst dadurch, dass ich –
losgelöst von meiner "realen Identität" –
mehr oder weniger anonym über meinen
Avatar agiere und sich mein Ansehen
allein daraus speist, wie ich agiere, für
welche Werte ich eintrete, wie ich mich in
die Community einbringe, befreit von
Herkunft, gesellschaftlichem Stand und
damit einhergehenden Vorteilen. So
können beispielsweise Menschen mit einer
körperlichen Behinderung unglaubliches
Glück empfinden und Selbstbewusstsein
entwickeln, wenn sie in einer virtuellen
Spiele-Welt zum Star aufsteigen und dabei
Fantasien Wirklichkeit werden, die ihnen in
der realen Welt leider meistens versagt
bleiben.
Oder, wie zum Beispiel die Unruhen im
Iran gezeigt haben: erst durch Dienste wie
Twitter oder Youtube, die anonym genutzt
werden können, war es möglich, dass die
Weltöffentlichkeit über das wahre Ausmaß
des Protestes und das Vorgehen der
Machthaber informiert wurde und die
Oppositionellen dabei vergleichsweise
gering ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen.
In diesem Zusammenhang sind auch die
Betreiber/innen von Facebook, dem
weltweit größten sozialen Netzwerk, unter
Beschuss geraten, weil Facebook seine
User/innen zwingt, unter dem realen
Namen aufzutreten und sogar Accounts
von User/innen ohne Vorwarnung gelöscht
wurden, nur weil deren Name nach einem
Fantasienamen klang!
Selbstverständlich können anonyme
Plattformen auch besonders leicht
missbräuchlich genutzt werden, was aber
eher selten passiert und auch kein
typisches Internetphänomen darstellt.
Eine Konsequenz könnte sein, generell das
Ablegen von Daten auf Webservern zu
verweigern, nur: das schützt mich nicht
davor, dass andere Menschen das über
mich tun und so doch wieder ein E-
Portfolio von mir entsteht ... deshalb
besser selber aktiv werden, die
vorhandenen Technologien verantwort-
ungsvoll nutzen und mit einem E-Portfolio
die eigene Identität wesentlich mit-
gestalten!
Mark Buzinkay: Vielen Dank für das
ausführliche Interview!
30. Abbildung: Überblick Software-Systeme mit E-Portfolio-Anteilen (Modell von Klaus Himpsl,
angelehnt an Erpenbeck&Sauter, 2007)
Literatur-Tipps zum Kapitel:
Baumgartner, P. (2008). Eine Taxonomie für E-Portfolios - Teil II des BMWF-
Abschlussberichts “E-Portfolio an Hochschulen”: GZ 51.700/0064-VII/10/2006.
Forschungsbericht, Krems: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien,
Donau Universität Krems.
Himpsl, K., & Baumgartner, P. (2009). Evaluation von E-Portfolio-Software - Teil III des
BMWF-Abschlussberichts “E-Portfolio an Hochschulen”: GZ 51.700/0064-VII/10/2006 (S.
94). Forschungsbericht, Krems: Department für Interaktive Medien und
Bildungstechnologien, Donau Universität Krems. Abgerufen Juni 10, 2009, von
http://www.bildungstechnologie.net/blog/evaluation-von-e-portfolio-software-
abschlussbericht .
Himpsl, K. (2008). Beschreibung von Implementierungsstrategien und notwendigen
organisatorischen Rahmenbedingungen - Teil IV des BMWF-Abschlussberichts “E-Portfolio
an Hochschulen”: GZ 51.700/0064-VII/10/2006. Forschungsbericht, Krems: Department
für Interaktive Medien und Bildungstechnologien, Donau Universität Krems.
Linksammlung
Lehrgang "MA eEducation": http://www.donau-uni.ac.at/eeducation
E-Portfolio Austria Initiative: http://www.e-portfolio.at/
E-Portfolio-Blog des IMB: http://www.bildungstechnologie.net/blog/categories/e-portfolio
IMB-Mitarbeiterhomepage von Klaus Himpsl: http://www.donau-
uni.ac.at/de/universitaet/whois/10009/index.php
31. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [31]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Case studies
ePortfolio Einsatz
Andreas Schmidbauer:
ePortfolios in der
Personalentwicklung
Zum Autor
Andreas Schmidbauer ist Management-
Trainee in der Raiffeisenlandesbank Ober-
österreich AG. Er studiert Informations-
management an der Leeds Metropolitan
University und verfasst seine Dissertation
im Bereich der Kompetenzdarstellung mit
Informationstechnologie.
ePortfolios in gewinnorientierten
Unternehmen – ein Widerspruch?
Die schnelle Weiterentwicklung des
Internets bringt laufend neue
Anwendungen hervor. Die tatsächliche
Verbreitung der Anwendungen kommt
aber in vielen Fällen den hohen
Erwartungen nicht nach. Einer dieser
neuartigen Anwendungen, dem ePortfolio,
wird im deutschsprachigen Raum in den
letzten Jahren besonders im
pädagogischen Bereich erhöhte
Aufmerksamkeit geschenkt. In den USA,
UK und Australien hat der ePortfolio-
Ansatz bereits eine jahrzehntelange
Tradition, auch dort hauptsächlich im
Schul- und Hochschulbereich.
Portfolio: zielgerichtete,
individuelle Datensammlungen
Bei der Implementierung von ePortfolios in
Unternehmen gibt es aber – egal wo auf
die Welt - nach wie vor mehr Visionen als
wirkliche Umsetzung. Aus diesem Grund
sollen in diesem Beitrag aus einer
Manager-Perspektive Gründe diskutiert
werden, warum ePortfolios im
unternehmerischen Kontext kaum eine
Chance haben können und gleichzeitig
aber auch skizziert werden, wie sie für
Unternehmen trotzdem eine sinnvolle
Rolle übernehmen könnten.
Vorweg noch eine kurze Abgrenzung. Der
Portfolio-Ansatz (ohne das ‚e’ für
‚elektronisch’) beschreibt individuelle
zielgerichtete Datensammlungen. Das
heißt, ein Einzelner sammelt Daten für
sich selbst und einen beliebigen Zweck.
Ein klassisches Beispiel wäre die
Sammlung von Daten für einen
umfassenden Lebenslauf, mit dem
Hintergrund, dass man sich jederzeit
schnell präsentieren kann.
Bei ePortfolios findet die Datensammlung
verständlicherweise auf elektronischem
Weg statt, und die Präsentation grund-
sätzlich über Webtechnologie. ePortfolios
sind also ‚individuelle zielgerichtete
elektronische Datensammlungen’. Aber
was macht nun – wie oben angedeutet -
ePortfolios in gewinnorientierten Unter-
nehmen konkret zu einem Widerspruch?
Problematisch im
Unternehmens-Kontext: die
Individualität
32. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [32]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Die Individualität des ePortfolio-
Ansatzes
Ein Kernpunkt für den Widerspruch ist das
‚individuelle’ im ePortfolio-Ansatz. Bei
ePortfolios sammelt ein Einzelner Daten
und Informationen für – und oft auch über
- sich selbst. Dabei wird also das
Individuum (im unternehmerischen
Kontext folglich der Mitarbeiter) in den
Mittelpunkt gestellt.
Diese Denkweise ist in vielen
gewinnorientierten Unternehmen weder
gewollt noch wird ein Manager dahinter
einen Sinn verstehen, da es ja im
unternehmerischen Alltag gilt, Unter-
nehmensziele zu erreichen, und nicht
Individualziele.
Unternehmen vor der
Einzelperson
In der Denkweise eines Managers eines
gewinnorientierten Unternehmens steht
naturgemäß das Unternehmen im
Mittelpunkt, und nicht der Mitarbeiter. Der
Manager wird ja auch dafür bezahlt, den
Wert des Unternehmens zu erhalten und
zu erhöhen. Warum sollte man also in
solchen Unternehmen einen privaten
elektronischen Raum oder elektronische
Inseln (im Sinne eines ePortfolios) für
Mitarbeiter schaffen? Das hätte doch auch
keinen Sinn, oder?
Der Zugang zu Informations-
systemen in Unternehmen
In fast allen größeren Unternehmen gibt es
bereits eine Vielzahl an Informations-
systemen, Wissensdatenbanken, Know-
ledge Bases, Intranets, und vieles andere
mehr. Diese Informationssysteme
funktionieren grundsätzlich nach dem
Top-Down Prinzip. Es gibt Administrator-
en und Content-Ersteller auf der einen
Seite und es gibt Nutzer andererseits.
Auch wenn sich die Rollen der Beteiligten
oft nicht klar abgrenzen lassen und
bestimmte Knowledge-Management-An-
sätze sehr viele Content-Ersteller zu-
lassen, so folgen herkömmliche
Informationssysteme in gewinnorientierten
Unternehmen grundsätzlich diesem
Prinzip. Und ganz nebenbei: die Daten in
diesen Informationssystemen gehören
eigentümerrechtlich den Unternehmen.
Wem gehören die Daten im
ePortfolio?
Eine ePortfolio-Lösung wäre demgegen-
über eine Bottom-Up-Lösung, d.h.
Einzelne würden Inhalte kreieren, den
Zugang zu ihren elektronischen ‚Inseln’
bestimmen und hätten auch das
Eigentumsrecht an den Daten.
Die beiden Zugänge bzw. Denkweisen
widersprechen sich also völlig. Und, ein
Manager würde für die meisten Inhalte das
Eigentumsrecht niemals aus den ‚Händen’
des Unternehmens geben.
Ein Mehrwert für Mitarbeiter und
Unternehmen
In gewinnorientierten Unternehmen wird
bei der Implementierung von neuen
Informationssystemen (was ein ePortfolio
im weitesten Sinne auf individueller Ebene
ja auch ist) mit Sicherheit nach dem
Mehrwert gefragt. „Was bringt die
33. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [33]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Einführung solcher ePortfolios für das
Unternehmen?“. „Wo ist der Zusatznutzen
bzw. der value added?“, wird sich der
Manager fragen.
Wie messen wir den Mehrwert
von ePortfolios?
Zuerst müsste also ein sinnvoller, für das
Management logisch nachvollziehbarer,
Mehrwert-bringender Zweck der
ePortfolio-Anwendung definiert werden.
Daneben müsste aber auch der bezweckte
Mehrwert noch gemessen werden können.
Ein möglicher Mehrwert von Mitarbeiter-
ePortfolios wäre aber wahrscheinlich sehr
schwer messbar, wobei dies auch wieder
stark vom jeweiligen Zweck abhängen
würde. Bei Reflexionsportfolios beispiels-
weise (also einer Datensammlung
einzelner Mitarbeiter zum Zweck der
Selbstreflexion – ähnlich einem Tagebuch)
wäre der Mehrwert primär nicht sichtbar.
Möglicherweise trägt eine intensive
ePortfolio-basierende Reflexionsarbeit bei
Mitarbeitern zwar zu deren
Persönlichkeitsentwicklung bei und würde
langfristig dem Unternehmen auch etwas
bringen. Dieser Sekundäreffekt ist aber
monetär nicht abgrenzbar und daher auch
nicht messbar.
Da also der ePortfolio Ansatz primär auf
die Erreichung von Individualzielen
gerichtet ist, Informationssysteme in
gewinnorientierten Unternehmen grund-
sätzlich einem Top-Down-Prinzip folgen
und ein möglicher Mehrwert der
ePortfolio-Anwendungen sehr schwer zu
messen ist, erklärt sich nun die
angekündigte Widersprüchlichkeit in
mehreren Dimensionen.
Eine potenzielle Rolle von
ePortfolios in gewinnorientierten
Unternehmen
Wie oben angekündigt, soll neben den
Widersprüchlichkeiten in diesem Beitrag
auch behandelt werden, wie ePortfolios in
gewinnorientierten Unternehmen trotzdem
sinnvoll eingesetzt werden könnten.
ePortfolio als qualitativ
hochwertige Ergänzung von
Personal-Informationssystemen
ePortfolios werden im unternehmerischen
Kontext nur dann verwendet werden, wenn
sowohl das Unternehmen (das die
Ressourcen zur Verfügung stellt und sich
daher eine Gegenleistung erwartet) und
die Mitarbeiter einen Zusatznutzen
erfahren. Dies kann aber auch nur dort
passieren, wo sich die Ziele bzw. die
Motive des Managements und der
Mitarbeiter kreuzen.
Wo könnte dies erfolgen? Ein potenzieller
Bereich wäre die Verwendung von
Präsentationsportfolios für die Personal-
arbeit in Unternehmen, wo ein
kontinuierlicher Nachbesetzungsbedarf
(Unternehmensziel) und der individuelle
berufliche Veränderungswunsch eines
Mitarbeiters (Individualziel) aufeinander
treffen. Im Umfeld einer entsprechenden
Unternehmensgröße – je größer desto
besser – und unter klar definierten
Spielregeln könnten ePortfolios hier ihre
wahre Stärke ausspielen. Ihre Stärke
nämlich, Mitarbeiter-motiviert und
Kompetenz-basierend zu sein, und damit
dynamische und qualitativ höherwertige
Personaldatenbanken ermöglichen.
34. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [34]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Case studies
ePortfolio Einsatz
Mark Buzinkay:
ePortfolios in online
Seminaren
Online Seminar Web 2.0
Im Rahmen des Online Seminars „Web 2.0
Surf Camps“ bilden ePortfolios die Basis
für die persönliche Lernreflexion wie auch
Kommunikation in der Gruppe. Die
Erfahrungen mit ePortfolio-Arbeit aus
rund 15 solcher Seminaren werden in der
Folge beschrieben.
Rund 150 Personen haben
bereits auf dieser Plattform
gearbeitet
Umfeld
Das Web 2.0 Surf Camp war und ist als
reines Online Seminar konzipiert. Es
finden fünf virtuelle Treffen auf diversen
Online Plattformen statt, die ein
zeitgleiches Austauschen von Wissen,
Informationen und Tipps ermöglichen.
Gleichzeitig dienen diese Treffen auch
organisatorischen Aufgaben.
Diese fünf Treffen sind eine Art
Höhepunkt des online Seminars. Die Zeit
dazwischen wird an verschiedenen
Aufgaben gearbeitet, die im Vorfeld
kommuniziert worden sind. Diese
Aufgaben dienen zum praktischen
Auseinandersetzen mit dem Lernstoff, in
diesem Fall mit Web 2.0 Werkzeugen.
Focus: community und personal
blogs.
Einsatzgebiet des ePortfolio
Das ePortfolio hat in diesem online
Seminar eine zentrale Aufgabe: es soll der
Dreh- und Angelpunkt von Wissens-
transfer sein. Das heißt nicht, dass andere
Kanäle aus der Wissenskommunikation
ausgeschlossen werden, ganz im
Gegenteil: online Meetings, Wikis und die
im Seminar kennen gelernten Web 2.0
Werkzeuge werden ebenfalls eingebunden.
Unsere ePortfolio Plattform ist aber ein
„beständiges“ Zuhause, in welches die
TeilnehmerInnen auch nach Ende des
Seminars immer wieder zurück kommen
können.
Konkret heißt das, dass zunächst die
Gruppe über ein Community Portfolio
verfügt, welches über Termine, Aufgaben
und Informationsquellen informiert. In
zweiter Linie dient es auch dem Austausch
zu einem Diskussionsthema (über das
eingebaute Blog und die
Kommentarfunktion). Jeder Teilnehmer
kann Beiträge, die für die Gruppe
bestimmt sind, hier verfassen. Ein
integriertes Messaging-Board ergänzt
diesen Kommunikationskanal.
Der zweite Schwerpunkt des ePortfolio-
Einsatzes ist die Nutzung eines
persönlichen ePortfolios zur Lernreflexion.
Die TeilnehmerInnen werden gebeten, ihre
Eindrücke, Fortschritte, offenen Fragen
und Aha-Erlebnisse festzuhalten. Dazu
gehören auch die Ergebnisse ihrer Arbeit –
also Artefakte. Artefakte sind meistens
Links zu einer geschaffenen Webseite,
einem angelegten öffentlichen Account
oder zu einem publizierten Dokument.
Dieses persönliche ePortfolio wird um
Daten zur eigenen Person sowie
Kontaktdaten für die Gruppe und
Community ergänzt.
Technische Erfordernisse
Die ePortfolio-Plattform baut auf der Open
Source Software von ELGG auf. Neben der
Standardinstallation wurden mehrere
Plug-ins eingefügt, um Messaging,
35. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [35]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Kalender, Wiki und ein Forum zur
Verfügung zu haben.
Die Installation erfolgte auf einem
gehosteten Web-Server (Apache) mit vor-
installierter Datenbank (MySQL). Die
Skriptsprache ist PHP, das Betriebssystem
auf dem Host ist Linux.
Um ELGG zu installieren, benötigt man
Zugangsrechte auf dem Webserver und auf
die Datenbank. Letzteres wird in einer
Datei der ELGG-Software eingetragen,
damit diese ohne Unterbruch Daten lesen,
schreiben und editieren kann.
Der Installationsvorgang ist recht flüssig
und die Dokumentation soweit brauchbar
(Teile davon allerdings nur in Englisch). Bei
Fehlern oder Fragen gibt es auch eine
ELGG-Community, die weiterhilft. Es
existiert auch eine deutschsprachige
Community, denn ELGG ist bei einigen
Hochschulen in Deutschland und
Österreich im Betrieb.
Auch die Einbindung von Plug-ins ist recht
einfach, allerdings sind selten deutsche
Sprachversionen verfügbar. Auch muss
erwähnt werden, dass manchmal Eingriffe
im Code notwendig sind und Plug-ins
nicht auf allen ELGG-Versionen laufen.
Das Layout der individuellen ePortfolio
Lösung kann für die gesamte Community
vorgegeben werden. Spätestens hier
benötigt man HTML und CSS Kenntnisse,
um ein bisschen zu basteln. Da man ja
über einen eigenen Webserver verfügt, ist
ein Upload von Bildmaterial für die
Gestaltung des ePortfolio kein Problem.
ePortolios sind für online
Seminare sehr gut geeignet.
ePortfolio-Alltag eines Admin
Läuft einmal eine ELGG-ePortfolio-
Plattform, geht das Ganze in den Admin-
Betrieb über. Im Regelfall heißt das, dass
vor jedem online Seminar entsprechende
Nutzer-Konten angelegt werden müssen.
Das beinhaltet nicht nur Name, eMail,
Sprachversion und gewährtes Upload-
Volumen, sondern auch die Sicherung von
Passwörtern, die Zuteilung zur
entsprechenden Gruppe (wichtig für die
spätere Rechteverwaltung) und die formale
Kontaktaufnahme zwischen dem Admin-
Konto und den Nutzer-Konten. Letzteres
ist deshalb wichtig, weil sonst die Nutzer
„im luftleeren Raum“ bleiben – ohne
Kontakte. Die eingebaute Suchfunktion
von ELGG ist eher dürftig, daher ist so eine
kleine Starthilfe nicht schlecht.
Die erwähnte Zuordnung zu Gruppen
ermöglicht es, komplett verschiedene
Seminare auf der gleichen Plattform zu
führen. Die Inhalte sind nur für Berechtigte
sichtbar. Ein weitere Form der
Gruppierung sind so genannte
Communities. Wir können sie auch als
Unter-Gruppen bezeichnen. Communities
teilen sich zwar Ressourcen (sie werden
auf Gruppenebene festgelegt, z.B.
Unterlagen), haben aber keinen Zugriff auf
die Inhalte (z.B. Blogbeiträge) der anderen
Communities. Ist ein Austausch zwischen
solchen Communities erwünscht, so
können die Nutzer dies auf individueller
Ebene bewerkstelligen.
Lessons learned
Die zahlreichen online Seminare der
letzten 2,5 Jahre haben gezeigt, dass eine
ePortfolio Plattform seminartauglich, die
ELGG Software im speziellen sehr
brauchbar ist.
Was die Technik betrifft, so lässt sich
sagen, dass der gewisse Initialisierungs-
aufwand (Implementierung, Anpassungen,
Layout) in keinem Verhältnis zur späteren
Admin-Arbeit steht. Das meine ich im
positiven Sinne – die Anwendung selbst
braucht wenig Pflege. Will man allerdings
bei jeder Neu-Version upgraden, so dreht
sich dieses Verhältnis sicherlich um.
Aus funktioneller Sicht muss man ein
klassisches Sprichwort einmal mehr
bemühen: „Weniger ist mehr“. Damit
meine ich, dass besonders bei recht
kurzen Seminaren von 5-6 Wochen
Gesamtdauer eine Einarbeitung in die
präsentierte Arbeitsumgebung so kurz wie
möglich sein sollte. D.h. aber auch, dass
weniger Funktionen oft leichter und
schneller und damit erfolgreicher von den
Nutzern eingesetzt werden als eine ganze
„Batterie“ an Tools. Besonders bewährt hat
sich in diesem Zusammenhang das Blog-
Tool, das Messaging und die File-Ablage.
36. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [36]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Die Wiki-Funktion und die online Meetings
wurden aus didaktischen Gründen auf
andere online verfügbare Plattformen
verlagert.
In einem Konferenzbeitrag habe ich die
Auswirkungen eines spielerisch
gestalteten Seminarstils und dem damit
verbundenen Einsatz eines ePortfolio
Tools aufbereitet – der Link findet sich am
Ende des Artikels. Die Hauptaussage ist,
dass TeilnehmerInnen a) experimentier-
freudig sind unddaher selbst Tools
entdecken möchten und wollen (und das
gilt auch für die ePortfolio-Plattform), und
b), dass gewissen Rahmenbedingungen
schon zu Beginn eines Seminars von den
TeilnehmerInnen vorgefunden werden
wollen. Dazu gehören Gruppen, Ordner,
Rechte, kurze Regeln und eine kleine
Sammlung an wichtigen Links für die
schnelle Übersicht.
Es lässt sich aber auch beobachten, dass
je länger das Seminar dauerte (es gab
auch Lehrgänge mit einem halben Jahr
Gesamtdauer), desto einfacher und
natürlicher fiel den TeilnehmerInnen der
aktive Nutzen des Blogs zur persönlichen
Lernreflexion.
Weitere Infos
Web 2.0 Surf Camp:
http://www.buzinkay.net/web2.0.surfcam
p/index.html
Studie: Fail early, fail often. Gaming
culture, web 2.0 & successful learning
enivornments.
http://www.buzinkay.net/texte/fail_early.
pdf
37. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [37]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Mehr
Online
Quellen im Web:
Portale und Websites zum Thema ‚ePortfolio’
Online Quellen zu ‚ePortfolio’
Auf den nächsten zwei Seiten möchte ich
mich Quellen im Web widmen. Quellen, die
sich mit dem ePortfolio-Thema generell
beschäftigen und als Nachschlage-
ressource dienen können. Dies ist keine
vollständige Übersicht, sondern eine völlig
subjektive Zusammenstellung von online
Quellen – es soll von allem etwas da sein.
Also machen Sie sich selbst ein Bild!
Und noch ein Hinweis: Da es sich bei
Websites / Portalen um ein recht
dynamisches Feld handelt, sind die
folgenden Angaben auch mit einer
gewissen Lebensdauer behaftet: der eine
oder andere Link könnte schon in wenigen
Monaten nicht mehr aktuell sein.
Die Reihenfolge der Quellenangaben
erfolgt ohne jegliche Wertung oder
Bedeutung. Manche Links habe ich am
Ende des Beitrags zusammengestellt, da
die URL oft sehr lang sind.
Allgemeine Quellen
Diese Portale bieten sehr viel Information
zu allerlei Computerspielen, meist in
Verbindung mit Foren, Eventankündigung-
en und Spieletest.
1] Salzburg Research
Das Portal umfasst mehr als nur das
ePortfolio-Thema, sondern alle Arten von
Bildungssoftware. Dem ePortfolio ist
dennoch ein breiter Raum gewidmet, nicht
nur weil Salzburg Research einer der
Pioniere im deutsch-sprachigen Raum in
Bezug auf ePortfolios war.
2] ElfEL
Wenn es um ePortfolio im europäischen
Kontext geht, dann ist ElfEL die richtige
Seite zum Nachschauen. Termine,
Unterlagen, Informationen, alles findet
sich dort.
Es finden sich vor allem sehr viele
Conference Paper, die als pdf downloadbar
sind.
http://www.eife-l.org/
3] ePortfolio Portal
Ein ausführliches Portal mit vielen Links zu
weiteren Ressourcen zum Thema. Demos
und Software-Evaluationen inbegriffen.
http://www.danwilton.com/eportfolios/
4] Weitere Portale:
o http://electronicportfolios.com/blo
g/
o http://www.jisc.ac.uk/whatwedo/p
rogrammes/elearning/eportfolios
o http://www.bildungstechnologie.n
et/blog/
o http://www.mosep.org/
o http://www.educause.edu/
o http://www.epiccproject.info
o http://www.lifia.ca/en
o http://e-learning.surf.nl/portfolio
5] Blogs zum Thema:
o http://e-portfolio-
research.elearning2null.de/
38. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [38]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
o http://sansch.wordpress.com/
o http://www.hilzensauer.com/
Nationale Initiativen
Und hier noch eine Aufstellung an Quellen,
die jeweils das ePortfolio-Thema national
promoten.
1] Österreich:
o http://www.e-portfolio.at/
2] Schweiz:
o http://eportfolio-phsg.ning.com/
3] Deutschland:
o http://www.uni-koblenz-
landau.de/koblenz/iwm/projekte/
abgeschlproj/eportfolio
o http://www.htw-
berlin.de/Service/eLearning/ePortf
olio.html
o http://www.e-learning-
bw.de/unterricht-gestalten/e-
szenarien/e-portfolios.html
Sonstiges
Und hier noch eine Ansammlung
interessanter Websites zu diversen
Themen.
Medienkompetenz:
1] http://www.ecmc.de/
Distance Learning und Lernmethoden
1] http://www.scil.ch/
2] http://www.eden-online.org/
3] http://www.zhw.uni-
hamburg.de/wiki/index.php/EPortfolios
http://www.elearning2null.de/
ePortfolio Beispiele:
1] http://www.efoliominnesota.com/
2] http://cte.jhu.edu/epweb/tourstart.htm
3] http://www.e-portfolios.org/
4] http://www.eportfolio.at/
5] http://www.donau-
uni.ac.at/de/department/imb/forschung/
eportfolio/index.php
6] http://www.eportfolio.lagcc.cuny.edu/
Linksammlung:
Salzburg Research:
http://edumedia.salzburgresearch.at/inde
x.php?option=com_content&task=view&id
=14
39. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [39]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Mehr
Konferenzen
Events:
Seminare, Tagungen u.a.
Veranstaltungen zum Thema ePortfolio
Konkrete Termine gibt es für das Jahr 2010:
1] Learning Forum London – Juli 2010 http://www.epforum.eu/
2] AAEEBL ePortfolio Conference Boston – Juli 2010 http://www.aaeebl.org/
3] ISTE 2010 Denver – Juni 2010 http://center.uoregon.edu/ISTE/2010/
Folgende Institutionen haben das Thema „ePortfolio“ immer wieder als Mittelpunkt oder am
Rande zum Thema:
1] EduMedia Salzburg http://edumedia.salzburgresearch.at/
2] Educamp Deutschland (Adresse für den Event 2010 in Hamburg:
http://educamps.elearning2null.de/)
3] University of Wolverhampton http://www.wlv.ac.uk/default.aspx?page=16960
4] St. Jerome’s University http://www.sju.ca/eportfolio.html
5] Australian flexible learning network http://www.flexiblelearning.net.au/event
40. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [40]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
Mehr
Literatur
Gedruckte Information:
Bücher und Artikel zum Thema
o Barrett, H., & Knezek, D. (2003, April 22). E-portfolios: Issues in assessment,
accountability and preservice teacher preparation. Paper presented at the American
Educational Research Association Conference, Chicago, IL.
o Brown, J. O. (2002). Know thyself: The impact of portfolio development on adult
learning. Adult Education Quarterly, 52(3), 228-245.
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Eine schöne Übersicht liefert auch die folgende Webseite der Universität Newcastle:
http://www.eportfolios.ac.uk/references/?display=eportfolios
41. ePortfolio & Identität, Edition 2010 Seite [41]
© Copyright 2010, Mark Buzinkay, www.buzinkay.net
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Impressum, Kontakt und Copyright
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