2. ImprEssum
ImprEssum
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
Referat Öffentlichkeitsarbeit · 11055 Berlin
E-Mail: service@bmu.bund.de · Internet: www.bmu.de · www.erneuerbare-energien.de
Redaktion: Dr. Michael van Mark, Joachim Nick-Leptin, BMU, Referat KI III 1
(Allgemeine und grundsätzliche Angelegenheiten der erneuerbaren Energien)
Fachliche Bearbeitung: Ulrike Lehr, Christian Lutz, Oleksii Khoroshun
GWS, Osnabrück
Dietmar Edler
DIW, Berlin
Marlene O’Sullivan, Joachim Nitsch, Kristina Nienhaus
DLR, Stuttgart
Barbara Breitschopf
ISI, Karlsruhe
Peter Bickel, Marion Ottmüller
ZSW, Stuttgart
Gestaltung: design_idee, büro_für_gestaltung, Erfurt
Druck: Silberdruck oHG, Niestetal
Abbildungen: Titelseite: Paul Langrock S. 15: Sophia Winters/Fotolia.com
S. 4: Matthias Lüdecke, BMU S. 16 (oben): Ulrich Baumgarten/vario images
S. 5: Stephan Leyk/Fotolia.com S. 16 (unten): Rainer Unkel/vario images
S. 7: Tilio & Paolo/Fotolia.com S. 18: Ulrich Baumgarten/vario images
S. 10: Christos Georghiou/Fotolia.com S. 23: Bjoern Goettlicher/VISUM
S. 11: Oberhäuser/Caro S. 29: Hechtenberg/Caro
Stand: September 2010
Auflage: 10.000 Exemplare
2
3. InhAlt
Vorwort 4
1 Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick 5
1.1 Methodische Ergebnisse 5
1.2 Ergebnisse kurzfristiger Analysen 5
1.3 Ergebnisse langfristiger Analysen 6
2 hintergrund 10
2.1 Brutto- und Nettobetrachtung 10
2.2 Frühere Ergebnisse 11
3 Bruttobeschäftigung gestern und heute 12
3.1 Unternehmensbefragung 12
3.2 Ergebnisse 2007, 2008, 2009 13
4 Zukünftige Chancen für deutsche unternehmen – Weltweiter Ausbau erneuerbarer Energien 19
4.1 Nationale und internationale Entwicklung der Märkte auf der Basis von Szenarien 19
4.2 Vom Weltmarkt zum Welthandel 25
5 langfristige Entwicklung der Beschäftigung durch den Ausbau erneuerbarer Energien 28
5.1 Bruttoentwicklung bis 2030 28
5.2 Nettobeschäftigung 29
5.2.1 Szenarienvergleich 29
5.2.2 Nettowirkungen 31
5.2.3 Nettoeffekte für die Jahre 2009 und 2010 32
6 Zusammenfassende Bewertung 33
7 literatur 34
3
4. VORWORT
VorWort
liebe leserinnen, liebe leser,
der Ausbau der erneuerbaren Energien (EE) in Bis 2030 kann sich die Brutto-Beschäftigung auf
Deutschland leistet nicht nur einen unverzichtbaren mehr als eine halbe Million Beschäftigte weiter erhö-
Beitrag zur Umwelt-, Klima- und Energiepolitik, son- hen. Umfangreiche Modellrechnungen zeigen, dass
dern hat auch erhebliche Wachstums- und Arbeits- im gleichen Zeitraum auch die Nettobeschäftigungs-
platzeffekte. Das zeigen die Ergebnisse einer mehr- wirkungen der erneuerbaren Energien in Deutsch-
jährigen Studie, die das Bundesumweltministerium land in nahezu allen analysierten Szenarien positiv
2008 an ein Team renommierter Forschungsinstitute sind. Neben der Entwicklung der Energiepreise be-
unter Federführung der Gesellschaft für Wirtschaftli- einflusst demnach insbesondere der künftige Export-
che Strukturforschung (GWS) vergeben hat. erfolg der deutschen EE-Branche den inländischen
Beschäftigungsimpuls. Vor diesem Hintergrund ana-
Gestützt auf eine breite Befragung von mehr als lysiert die Studie detailliert die künftige Entwicklung
1.200 Unternehmen der Erneuerbaren-Energien- auf den globalen EE-Märken und identifiziert die in
Branche einschl. ihrer Zulieferer sowie auf an- den nächsten Jahrzehnten strategisch besonders be-
spruchsvolle modelltheoretische Berechnungen be- deutsamen Auslandsmärkte.
stätigt die aktuelle Untersuchung die Grundaussagen
früherer Studien. Parallel zum kontinuierlichen Aus- Die vorliegende Broschüre fasst wesentliche Er-
bau der Erneuerbaren, die inzwischen rund 10 % un- gebnisse der Untersuchung zusammen, die in den
seres gesamten Energiebedarfs decken, stieg deren nächsten Monaten noch durch einen umfangrei-
Beschäftigungsbeitrag bis Ende 2009 auf mittlerwei- chen Hauptbericht flankiert werden soll. Sie zeigt die
le rd. 340.000 Arbeitsplätze an. Dies ist mehr als eine Chancen, die der Ausbau der erneuerbaren Energien
Verdoppelung gegenüber 2004 (rd. 160.000 Arbeits- auch in wirtschaftspolischer Hinsicht bietet.
plätze) und liegt deutlich höher als zwischenzeitlich
veröffentlichte erste Abschätzungen.
Dr. Norbert Röttgen
Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
4
5. DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK
1 DIE WIChtIGstEn ErGEBnIssE Im ÜBErBlICK
1. Mit der Herstellung von Anlagen zur Nutzung wicklung der Energiepreise und des internatio-
erneuerbarer Energien (EE), deren Betrieb und nalen Ausbaus erneuerbarer Energien lässt sich
Wartung, der Bereitstellung biogener Brenn- durch die Betrachtung eines Spektrums an Ex-
und Kraftstoffe sowie der aus öffentlichen und portchancen in Kombination mit einem höheren
gemeinnützigen Mitteln zugunsten der EE resul- und einem niedrigeren Energie- bzw. Strompreis-
tierenden Beschäftigung waren 2009 beinahe pfad (A bzw. B) verringern.
340.000 Personen beschäftigt. Die Zahl der Be-
schäftigten hat sich damit seit der ersten systema- 6. Der Unsicherheit bezüglich der Exportchancen
tischen Abschätzung für 2004 (160.500) mehr als der deutschen Unternehmen an den internatio-
verdoppelt. nalen Märkten wird mit vier Szenarien begegnet.
Die Untergrenze der Exporttätigkeit wird men-
2. Der Ausbau erneuerbarer Energien auf knapp genmäßig gleich den Exporten des Kalibrierungs-
32 % des Endenergieverbrauchs im Jahr 2030 jahrs 2007 gesetzt, d.h. die Exporte bleiben auf
führt in nahezu allen analysierten Szenarien zu dem Niveau des Jahres 2007. Die Obergrenze liegt
positiver Nettobeschäftigung über den gesamten bei konstanten Welthandelsanteilen, wie sie 2007
Beobachtungszeitraum. Nur unter besonders beobachtet wurden. Bei wachsenden Märkten
ungünstigen Annahmen fällt die Beschäftigung würde man abnehmende Welthandelsanteile und
in einigen Jahren geringer aus als in einem fossil zunehmende Exportvolumina erwarten; die bei-
basierten Referenzszenario. den mittleren Varianten reflektieren diese Erwar-
tung.
1.1 methodische Ergebnisse
3. Die im Rahmen der Studie durchgeführte Befra-
1.2 Ergebnisse kurzfristiger
gung von 1.200 Unternehmen der EE-Branche in Analysen
Deutschland ist die bislang umfangreichste die-
ser Art. Aus ihr konnten wichtige Erkenntnisse 7. Die Bruttobeschäftigung, die auf Basis aktualisier-
bezüglich der Güterströme und Produktionsver- ter Daten aus der Unternehmensbefragung ermit-
flechtungen gewonnen werden, die für die detail- telt werden konnte, lag 2007 bei etwa 277.300
lierte Analyse der Beschäftigungseffekte unerläss- Personen und damit 11 % über dem bislang ab-
lich sind. Des Weiteren brachte sie Erkenntnisse geschätzten Wert. Die Aktualisierungen der Ab-
bezüglich des Außenhandels, die in weiten Berei- schätzungen für die Jahre 2008 und 2009 führen
chen deutlich über anderweitig verfügbare Infor- zu Werten von 322.100 (2008) bzw. 339.500 Be-
mationen hinausgehen. schäftigten. Diese liegen 16 % (2008) bzw. 13 %
über den seinerzeit bewusst vorsichtig gewählten
4. Die Exportchancen deutscher Unternehmen hän- ersten Abschätzungen.
gen von der Entwicklung der international ge-
handelten EE-Güter ab. Diese wiederum werden
beeinflusst durch nationale und internationale
Politiken und die Entwicklung der jeweiligen
heimischen Industrie. Erstmals wurden die deut-
schen Exporte konsistent in Abhängigkeit von
Welthandelsanteilen abgebildet und somit die
Abschätzungen zukünftiger Exporte systematisch
verbessert.
5. Nettobeschäftigungseffekte lassen sich nur in ei-
nem komplexen gesamtwirtschaftlichen Modell
mit hinreichender Genauigkeit bilanzieren. Hier-
für ist eine Differenzbetrachtung zwischen kon-
sistenten Zukunftsentwicklungen (Szenarien) er-
forderlich. Die Unsicherheit hinsichtlich der Ent-
5
6. DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK
8. Die stärksten Wachstumsimpulse sind demnach Die beiden mittleren Varianten reflektieren die
seit 2004 im Bereich der Geothermie zu verzeich- Erwartung abnehmender Welthandelsanteile
nen gewesen (706 %). In absoluten Zahlen hinge- und zunehmender Exportvolumina (2030: 33 und
gen waren die Entwicklungen in der Solarenergie 48 Mrd. €2005).
(221 %) und der Biomasse (125 %) deutlich rele-
vanter. Die Windenergie, die bereits 2004 einen 14. Die Arbeitsintensität in den jeweiligen EE-Sparten
höheren Reifegrad erreicht hatte, konnte eine sinkt entsprechend der Arbeitsintensität in ver-
Steigerung von knapp 60 % verzeichnen. gleichbaren Branchen. So sind bis 2030 nur noch
knapp 70 % der Beschäftigten gegenüber heute
9. Auch im Bereich der Beschäftigung durch öffent- für denselben Output notwendig.
liche Mittel hat sich die Zahl der Beschäftigten
beinahe verdoppelt. Dies ist besonders dem An- 15. Die Bruttobeschäftigung steigt unter den verhal-
stieg der Bundesförderungsmittel von 117 Mio. € tenen (optimistischen) Exportannahmen bei nied-
in 2004 auf 297 Mio. € 2009 zu verdanken. rigen Preisen für fossile Energieträger und unter
Photovoltaikausbau, wie er sich derzeit abzeich-
net, bis 2030 auf 500.000 (600.000) Beschäftigte
1.3 Ergebnisse langfristiger an. 2020 sind mehr als 450.000 und bis zu
580.000 Menschen durch den inländischen Aus-
Analysen bau der erneuerbaren Energien, den Betrieb von
Anlagen, den Export von Anlagen und Kompo-
10. Investitionen in EE-Anlagen unterscheiden sich nenten sowie durch Vorleistungen zu diesen Be-
zwischen den Szenariensets mit unterschiedli- reichen und die Bereitstellung von Biomasse be-
chen Energiepreispfaden nicht. In Abhängigkeit schäftigt.
von den Preisannahmen für fossile Energieträger
unterscheiden sich jedoch die (systemanalytisch 16. Nur unter minimalen Exportannahmen und bei
errechneten) Differenzkosten des Ausbaus erneu- vergleichsweise konstanter Inlandsentwicklung
erbarer Energien. Die Vorteilhaftigkeit des Aus- nimmt die Brutto-Beschäftigung langfristig durch
baus erneuerbarer Energien hängt somit von den Produktivitätszunahmen gegenüber dem heuti-
jeweiligen Preisen fossiler Energieträger ab. gen Stand etwas ab. 2020 (2030) würden dem-
nach noch 325.000 (291.000) Personen im Bereich
11. Weltweit verfünffachen sich die Investitionen in erneuerbarer Energien beschäftigt sein.
erneuerbare Energien im Beobachtungszeitraum
von 122 Mrd. €2005 auf 589,7 Mrd. €2005 2030. Trei- 17. Die Stabilisierung der Umsätze durch den Inlands-
bende Regionen sind bis 2020 Europa und Nord- markt ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass
amerika sowie im Anschluss bis 2030 die Schwel- die weiteren Chancen für die Technologieführer-
lenländer und Afrika. Diese Entwicklung unter- schaft in der Mehrzahl der EE-Technologien auf
stellt auch verstärkte weltweite Anstrengungen dem Weltmarkt erhalten bleiben und der weitere
für den Klimaschutz. Aufbau von Exportmärkten erfolgreich betrieben
werden kann. Nur so kann zukünftig in angemes-
12. Der Gesamtumsatz deutscher Unternehmen wird senem Umfang von den beträchtlich wachsenden
zunehmend von den Exporten getragen. Je nach Auslandsmärkten profitiert werden.
angenommener Exportentwicklung tragen die
Exporte 50 – 80 % des Gesamtumsatzes. Dabei 18. Die Szenarien mit maximalen, optimistischen
variiert der Exportanteil auch stark nach Techno- oder verhaltenen Exporterwartungen wirken sich
logien. auch unter Annahme eines niedrigen Preisni-
veaus fossiler Energieträger über den gesamten
13. Die Untergrenze der Exporttätigkeit wird kons- Beobachtungszeitraum positiv aus. Die Netto-
tant auf das Niveau des Kalibrierungsjahrs 2007 beschäftigung liegt 2030 um die 150.000 bis
gesetzt (8,6 Mrd. €2005), die Obergrenze entsteht 280.000 zusätzlichen Personen, bei mittleren
durch Beibehaltung der Welthandelsanteile aus Exportannahmen und über alle heimischen Aus-
2007 (2030: 59 Mrd. €2005). bauszenarien hinweg.
6
7. DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK
19. Niedrigere Preisannahmen für konventionelle 22. Will die deutsche EE-Branche, die derzeit ein-
Energieträger führen in Kombination mit der schließlich ihrer Exporte rund 13 % der globalen
minimalen Exporterwartung, die keinerlei Ex- EE-Investitionen tätigt, in ähnlichem Ausmaß
portzuwächse auf einem sich dynamisch entwi- an dem zukünftig deutlich wachsenden globalen
ckelnden Weltmarkt unterstellt, teilweise kurz- EE-Markt teilnehmen, so muss sie ihr Augenmerk
fristig zu geringen negativen Effekten von bis zu besonders auf die in den nächsten Jahrzehnten
40.000 Beschäftigten. Ab 2025 überwiegen aber überdurchschnittlich wachsenden Regionalmärk-
auch hier die positiven Effekte und die Netto- te richten. Da der Inlandsmarkt nach dem rasan-
beschäftigung ist positiv. ten Wachstum der letzten Jahre zukünftig mit
geringeren Raten wachsen wird, sind Erfolge in
20. Es zeigt sich, dass die Szenarien, die den PV-Aus- diesen Märkten und die Realisierung von Export-
bau von 2009 und 2010 moderat fortschreiben chancen von besonderer Bedeutung für das wei-
(PV1 in Tabelle 1 und 2), in ihrer gesamtwirt- tere Wachstum der einheimischen EE-Branche.
schaftlichen Nettowirkung am besten abschnei-
den. Hier wird zu Beginn des Beobachtungszeit- 23. Eine wesentlich ausführlichere Darstellung der
raums ein geringerer und erst langsam anlau- Gesamtthematik wird der Hauptbericht zu die-
fender Export durch die Produktion im Inland sem Vorhaben enthalten, der Ende dieses Jahres
ausgeglichen. vorgelegt werden soll.
21. Exporte lösen neben den direkten Effekten auch
erhebliche indirekte Beschäftigungseffekte durch
die Vorleistungsnachfrage der entsprechenden
Produzenten aus.
7
8. DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK
Preispfad A
Referenz PV1 PV2
Jahre Max Opti- Ver- Min Max Opti- Ver- Min Max Opti- Ver- Min
mistisch halten mistisch halten mistisch halten
Deutschland
2009 1 8.713
Endenergieverbrauch (PJ/a) 2020 8.129 8.127 8.123 8.118 8.112 8.111 8.112 8.107 8.102 8.101 8.092 8.089 8.087
2030 7.650 7.704 7.700 7.696 7.688 7.696 7.693 7.689 7.681 7.683 7.678 7.675 7.667
2009 2
20,4
Investitionen in
EE-Neuanlagen 2020 – 15,4 16,0 16,6
(Mrd. € 2005)
2030 – 15,1 14,1 14,0
2009 über alle Szenarien gleich: 106
Arbeitsintensität (Index, %,
2020 über alle Szenarien gleich: 81
2008 = 100)
2030 über alle Szenarien gleich: 65
2009 3 über alle Szenarien gleich: 58
Öl
2020 über alle Szenarien gleich: 96
(US$ 2005/bbl)
2030 über alle Szenarien gleich: 118
Importpreise
2009 3 über alle Szenarien gleich: 5.794
Gas
2020 über alle Szenarien gleich: 0.700
1
(€ 2005/TJ)
2030 über alle Szenarien gleich: 3.800
1
2009 3 über alle Szenarien gleich: 79
Steinkohle
2020 über alle Szenarien gleich: 155
(€ 2005/t)
2030 über alle Szenarien gleich: 202
2009 4
7,0
Systemanalytische Differenz-
kosten zum Nullszenario 2020 – 3,9 6,7 10,8
(Mrd. € 2005)
2030 – -13,0 -10,7 -4,6
Welt
2009 5 102,7
Investitionen in EE-Neuanla-
2020 – 418,9
gen weltweit (Mrd. € 2005)
2030 – 589,7
Gesamtumsatz deutscher 2009 16,4
Hersteller von Anlagen
2020 – 51,3 42,4 28,6 15,1 51,8 43,3 29,5 16,0 52,5 43,6 29,8 16,3
zur Nutzung erneurbarer
Energien (Mrd. € 2005) 2030 – 73,2 60,4 43,5 14,6 72,9 60,5 43,6 14,7 73,2 60,5 43,5 14,7
2009 8,6
Exporte von Strom- und
wärmeerzeugenden Anlagen 2020 – 41,3 32,9 19,9 7,1 41,3 32,9 19,9 7,1 41,3 32,9 19,9 7,1
(Mrd. € 2005)
2030 – 59,1 47,8 32,7 7,1 59,1 47,8 32,7 7,1 59,1 47,8 32,7 7,1
Beschäftigung
2009 339,5
Bruttobeschäftigung (1000) 2020 5 645 570 445 326 654 580 455 336 658 583 459 340
2030 5 697 607 496 293 703 613 502 299 703 612 502 299
2009 70 – 90
Nettobeschäftigung (1000) 2020 – 157,0 116,7 56,4 -3,8 119,4 144,0 82,6 26,0 136,3 105,6 40,0 -25,1
2030 – 277,3 241,2 202,5 118,9 304,5 287,6 252,4 170,3 247,7 221,0 184,7 91,4
Tabelle 1: Die wichtigsten Größen im Überblick für deutlichen Energie- und Strompreisanstieg (Preispfad A)
1. AG Energiebilanzen (2010). Auswertungstabellen zur Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland 1990 bis 2009.
2. BMU (2010b). Erneuerbare Energien in Zahlen.
3. BMWi (2010). Zahlen und Fakten. Energiedaten.
4. BMU (2010c). Breitschopf, B. (ISI), Klobasa, F. (ISI), Sensfuß, F. (ISI), Steinbach, J. (ISI), Ragwitz, M. (ISI), Lehr, U. (GWS), Horst, J. (IZES), Leprich, U. (IZES),
Diekmann, J. (DIW), Braun, F. (DIW), Horn, M. (DIW): Einzel- und gesamtwirtschaftliche Analyse von Kosten- und Nutzenwirkungen des Ausbaus
Erneuerbarer Energien im deutschen Strom- und Wärmemarkt.
5. UNEP (2010). Global Trends in Green Energy 2009: New Power Capacity from Renewable Source Tops Fossil Fuels Again in US, Europe.
8
9. DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK
Preispfad B
Referenz PV1 PV2
Jahre Max Opti- Ver- Min Max Opti- Ver- Min Max Opti- Ver- Min
mistisch halten mistisch halten mistisch halten
Deutschland
2009 1 8.713
Endenergieverbrauch (PJ/a) 2020 8.248 8.226 8.222 8.217 8.211 8.212 8.208 8.203 8.197 8.203 8.199 8.194 8.188
2030 7.814 7.828 7.824 7.820 7.812 7.815 7.812 7.807 7.799 7.811 7.808 7.803 7.795
2009 2
20,4
Investitionen in
EE-Neuanlagen 2020 – 15,4 16,0 16,6
(Mrd. € 2005)
2030 – 15,1 14,1 14,0
2009 über alle Szenarien gleich: 106
Arbeitsintensität (Index, %,
2020 über alle Szenarien gleich: 81
2008 = 100)
2030 über alle Szenarien gleich: 65
2009 3 über alle Szenarien gleich: 58
Öl
2020 über alle Szenarien gleich: 79
(US$ 2005/bbl)
2030 über alle Szenarien gleich: 94
Importpreise
2009 3
über alle Szenarien gleich: 5.794
Gas
2020 über alle Szenarien gleich: 8.400
(€ 2005/TJ)
2030 über alle Szenarien gleich: 0.000
1
2009 3 über alle Szenarien gleich: 79
Steinkohle
2020 über alle Szenarien gleich: 123
(€ 2005/t)
2030 über alle Szenarien gleich: 147
2009 4
7,1
Systemanalytische Differenz-
kosten zum Nullszenario 2020 – 8,6 11,8 13,6
(Mrd. € 2005)
2030 – -0,2 2,9 3,7
Welt
2009 5 102,7
Investitionen in EE-Neuanla-
2020 – 418,9
gen weltweit (Mrd. € 2005)
2030 – 589,7
Gesamtumsatz deutscher 2009 16,4
Hersteller von Anlagen
2020 – 51,1 42,2 28,5 15,1 52,0 43,2 29,4 16,0 52,3 43,5 29,7 16,3
zur Nutzung erneurbarer
Energien (Mrd. € 2005) 2030 – 72,7 60,1 43,2 14,6 72,8 60,2 43,3 14,7 72,8 60,1 43,3 14,7
2009 8,6
Exporte von Strom- und
wärmeerzeugenden Anlagen 2020 – 41,3 32,9 19,9 7,1 41,3 32,9 19,9 7,1 41,3 32,9 19,9 7,1
(Mrd. € 2005)
2030 – 59,1 47,8 32,7 7,1 59,1 47,8 32,7 7,1 59,1 47,8 32,7 7,1
Beschäftigung
2009 339,5
Bruttobeschäftigung (1000) 2020 6 642 568 444 325 651 577 453 334 656 582 458 339
2030 5 693 604 493 291 699 610 499 297 699 610 500 298
2009 70 – 90
Nettobeschäftigung (1000) 2020 – 125,7 89,9 27,9 -31,2 154,0 118,4 56,3 -2,9 141,0 104,9 42,7 -16,6
2030 – 180,9 146,4 107,2 24,3 224,6 190,7 151,7 68,9 220,0 185,6 146,3 63,2
Tabelle 2: Die wichtigsten Größen im Überblick für mäßigen Energie- und Strompreisanstieg (Preispfad B)
1. AG Energiebilanzen (2010). Auswertungstabellen zur Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland 1990 bis 2009.
2. BMU (2010b). Erneuerbare Energien in Zahlen.
3. BMWi (2010). Zahlen und Fakten. Energiedaten.
4. BMU (2010c). Breitschopf, B. (ISI), Klobasa, F. (ISI), Sensfuß, F. (ISI), Steinbach, J. (ISI), Ragwitz, M. (ISI), Lehr, U. (GWS), Horst, J. (IZES), Leprich, U. (IZES),
Diekmann, J. (DIW), Braun, F. (DIW), Horn, M. (DIW): Einzel- und gesamtwirtschaftliche Analyse von Kosten- und Nutzenwirkungen des Ausbaus
Erneuerbarer Energien im deutschen Strom- und Wärmemarkt.
5. UNEP (2010). Global Trends in Green Energy 2009: New Power Capacity from Renewable Source Tops Fossil Fuels Again in US, Europe.
9
10. HINTERGRUND
2 hIntErGrunD
2.1 Brutto- und netto- in anderen Wirtschaftssektoren nach und schaffen
so indirekte Beschäftigung in den Vorleistungs- und
betrachtung Zulieferunternehmen.
Die Auswirkungen des Ausbaus der erneuerbaren Aus der Summe der direkten und indirekten Beschäf-
Energien auf den deutschen Arbeitsmarkt werden tigung resultiert die sog. Bruttobeschäftigung (vgl.
immer wieder kontrovers diskutiert (vgl. u.a. Frondel BMU 2008, 2009a, 2010a). Während diese immer
[2007, 2010], Erdmann [2008], Blankart [2008], Alva- positiv ist, müssen in einer belastbaren gesamtwirt-
rez [2009]). Dabei geht es um die Frage, ob die För- schaftlichen Analyse auch mögliche negative Be-
derung erneuerbarer Energien bei einer gesamtwirt- schäftigungswirkungen wie die Mehrkosten der er-
schaftlichen Betrachtung letztlich zu einer Zunahme neuerbaren Energien oder die Substitution von Inves-
von Beschäftigung führt oder ob dadurch Arbeits- titionen in herkömmliche Kraftwerke berücksichtigt
plätze verloren gehen. Annahmen über die künfti- werden. Der so genannte Nettobeschäftigungseffekt
ge Entwicklung wichtiger Größen, d.h. von Preisen, stellt die Bilanzierung aller Effekte dar und kann da-
Investitionen und Exporten, spielen hierbei eine we- mit positiv oder negativ ausfallen. Während die Brut-
sentliche Rolle. In Abhängigkeit vom Zeithorizont tobeschäftigung innerhalb eines Szenarios bestimmt
wächst dadurch der Spielraum für Interpretationen werden kann, wird der Nettobeschäftigungseffekt als
in unterschiedliche Richtungen. Differenz zweier konsistenter zukünftiger Szenarien
ermittelt. Ist er positiv, stellt er somit die tatsächliche
Vor diesem Hintergrund ist es insbesondere wichtig, Mehrbeschäftigung eines verstärkten Ausbaus erneu-
die verschiedenen Effekte methodisch konsistent zu erbarer Energien dar. Zur Ermittlung dieses Effekts
untersuchen. Zunächst ergibt sich aus den Investi- wird die modellgestützte Analyse eingesetzt und der
tionen in Anlagen und deren Betrieb die direkte Be- Vergleich zwischen den Ergebnissen zweier Modell-
schäftigung bei Herstellern, Betreibern und Dienst- simulationsläufe gezogen.
leistungsunternehmen. Diese fragen ihrerseits Güter
Der Ausbau erneuerbarer Energien löst eine Vielzahl von Nachfrage-, Substitutions- und Budgeteffekten aus.
Die Bilanz dieser Effekte kann nur im Rahmen integrierter Modelle bestimmt werden.
Nachfrage durch
Ausbau EE Investitionen und +
Anlagenbetrieb +
Bruttoeffekt
EE (positive Effekte)
Preisrelationen
„substitutionseffekt“ – – negative Effekte
„Budgeteffekt“ – +
Nicht-EE Nettoeffekt
Außenhandel Exporte/Importe – +
10
11. HINTERGRUND
2.2 Frühere Ergebnisse
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausbaus er- mögliche Steigerung der inländischen Produktion
neuerbarer Energien insbesondere im Hinblick auf in erheblichem Maße von der zu erwartenden Ent-
die hiermit verbundene Beschäftigung werden seit wicklung der Auslandsnachfrage und den realisier-
2004 durch Forschungsvorhaben des BMU begleitet. ten Exportchancen der deutschen Industrie auf den
In diesen Untersuchungen (BMU 2006, 2007, 2008, Weltmärkten abhängt, wurde in BMU (2006) darüber
2009a, 2010a) lag das Augenmerk zum einen auf der hinaus die Sensitivität der Ergebnisse gegenüber ver-
Analyse der aktuellen Beschäftigung in den Wirt- schiedenen Exportannahmen getestet. Der positive
schaftsbereichen, die mit der Herstellung und dem Nettobeschäftigungseffekt blieb auch bei verhalte-
Betrieb von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Ener- nen Exportannahmen erhalten.
gien sowie der Bereitstellung von Biomasse sowie
Biokraftstoffen befasst sind. Hier wurde seit der Die Follow-up-Studie (BMU 2007) untersuchte Teil-
ersten Erhebung für das Jahr 2004 mit einer Brutto- aspekte der Bruttobeschäftigung genauer. So wurden
beschäftigung von 160.500 in jährlich vorgelegten, die Beschäftigten durch öffentliche Mittel detailliert
jeweils vorläufigen und konservativ angelegten erhoben und die Beschäftigungswirkungen des Aus-
Abschätzungen ein Anstieg der Beschäftigung auf baus von Produktionskapazitäten, die in den Berech-
zuletzt 300.500 (2009) ermittelt. nungen sonst nur implizit enthalten sind, mit 23.500
(2006) Beschäftigten abgeschätzt. Darüber hinaus
Zum anderen wurden die gesamtwirtschaftlichen stellte diese Untersuchung dem verstärkten Ausbau
Effekte eines zukünftigen Ausbaus erneuerbarer erneuerbarer Energien eine Entwicklung gegenüber,
Energien mit Schwerpunkt auf der Analyse der Be- bei welcher der Ausbau erneuerbarer Energien nicht
schäftigungsentwicklung untersucht (Nettowirkun- gefördert wird und daher keinerlei Zubau stattfindet
gen). In BMU (2006) wurde dazu eine Entwicklung (sog. „Null-Szenario“). Der Vergleich mit einer derar-
verstärkten Ausbaus einer möglichen Zukunft mit tigen Entwicklung diente der Abschätzung der Aus-
deutlich geringerem Ausbau gegenübergestellt. wirkungen des Ausbaus erneuerbarer Energien ins-
Durch den Vergleich der Beschäftigungsentwicklun- gesamt. Die Beschäftigung im Jahr 2030 lag dem-
gen dieser beiden Szenarien wird deutlich, dass das nach im Ausbauszenario je nach Exportannahmen
verstärkte Ausbauszenario gesamtwirtschaftlich po- um 80.000 – 120.000 Erwerbstätige höher als in die-
sitive Effekte aufweist. Es ergaben sich Nettowirkun- ser neuen Referenzentwicklung und wies damit die
gen bei der Beschäftigungsentwicklung von bis zu gleiche Tendenz auf wie in der 2006 veröffentlichten
180.000 Erwerbstätigen bis 2030 (BMU 2006). Da die Untersuchung.
11
12. BRUTTOBESCHÄFTIGUNG GESTERN UND HEUTE
3 BruttoBEsChÄFtIGunG GEstErn unD hEutE
3.1 unternehmensbefragung und Mails notwendig, bis alle erforderlichen Infor-
mationen zusammengetragen waren. Mit insgesamt
Die empirische Basis der Untersuchungen der Be- 1.200 Unternehmen, die knapp 60.000 Arbeitsplätze
schäftigungseffekte des Ausbaus erneuerbarer Ener- in Deutschland repräsentieren, stellt dies die bis-
gien bildet eine breit angelegte Unternehmensbe- lang umfangreichste Befragung der EE-Branche in
fragung. Ziel dieser Erhebung war es, zuverlässige Deutschland dar.
Primärdaten zu den Güterströmen und Produktions-
verflechtungen der deutschen EE-Branche mit ande- Neben den detaillierten Informationen bezüglich
ren Industriezweigen und dem Ausland für das Jahr des Jahres 2007 wurden die Unternehmen auch zu
2007 zu erhalten. Diese Daten bilden die wesent- ihrer Strategie in Exportfragen interviewt. Bei der
liche empirische Grundlage für die analytische Ermittlung der Außenhandelsszenarien für erneuer-
Darstellung der EE-Branche im Kontext der Input- bare Energien stellt sich die Frage, welche Exportan-
Output-Analyse und erlauben eine Aktualisierung teile die Unternehmen für strategisch maximal sinn-
und weitere Detaillierung des seinerzeit (BMU 2006) voll erachten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die
erstmals für das Jahr 2004 ermittelten Input-Output- Einschätzungen weitestgehend in einer Spannbreite
Vektors (IO-Vektor) des Produktionsbereichs „Herstel- von 50 % – 70 % befinden. Diese Einschätzung wird
lung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Ener- Auswirkungen auf den langfristigen Ausbau von Pro-
gien“. Des Weiteren sind die hier gewonnenen Infor- duktionsstandorten haben und ist daher für die Er-
mationen bezüglich des Außenhandels unerlässlich stellung der Außenhandelsszenarien von Bedeutung.
für die Ermittlung der Umsätze deutscher Unterneh- Darüber hinaus erachtet die Branche den heimi-
men. Die Befragung wurde durch das Bielefelder schen Markt aber nach wie vor für wichtig. Wesent-
Institut für Sozialforschung und Kommunikation liche Neuentwicklungen werden zunächst auf dem
(SOKO) von April 2008 bis September 2008 telefo- heimischen Markt installiert. Darüber hinaus erfüllt
nisch durchgeführt. In der Regel waren bei jedem er eine wichtige „Schaufensterfunktion“.
antwortenden Unternehmen mehrere Anrufe, Faxe
Nach Einschätzung der befragten Unternehmen liegt der strategisch maximal sinnvolle Exportanteil
aus Deutschland je nach Sparte zwischen 35 % und 84 %.
100
90
84 %
80 %
80
69 % 67 % 69 %
70 66 %
63 %
60 58 %
56 % 54 %
[%]
50
40 35 %
30
20
10
0
aik
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ob
12
13. BRUTTOBESCHÄFTIGUNG GESTERN UND HEUTE
Die Unternehmensbefragung hat darüber hinaus in- Im Durchschnitt haben 82 % der Beschäftigten
teressante Ergebnisse zur Art der Beschäftigung in in der EE-Branche eine abgeschlossene Berufsaus-
diesen relativ jungen Wirtschaftsbereichen ergeben bildung, davon fast 40 % einen Hochschulabschluss.
(vgl. für eine erste Analyse: Lehr/O’Sullivan [2009]; Der Durchschnitt aller Wirtschaftsbereiche liegt bei
weitere Informationen sollen im Endbericht des knapp 70 % mit abgeschlossener Berufsausbildung
Vorhabens veröffentlicht werden). und nur knapp 10 % mit einem Hochschulabschluss.
EE-Unternehmen zeichnen sich durch einen hohen Anteil an qualifizierten Mitarbeitern aus.
ohne abgeschlossene mit abgeschlossener
mit Hochschulabschluss
Berufsausbildung Berufsausbildung
Photovoltaik 5,8 % 81,7 % 34,7 %
Wasser 1,7 % 93,8 % 57,0 %
Wind 0,9 % 79,7 % 27,1 %
Solarthermie 9,5 % 80,3 % 24,4 %
Solart. Kraftwerke 6,7 % 84,8 % 44,1 %
tiefe Geothermie 2,1 % 85,6 % 50,4 %
oberfl. Geothermie 6,6 % 81,1 % 15,3 %
Biogas 2,5 % 82,5 % 33,1 %
flüssige Biomasse 0,0 % 92,2 % 57,3 %
feste Biomasse 3,1 % 86,5 % 29,7 %
EE gesamt 4,1 % 82,1 % 32,1 %
Fertigungsberufe 22,7 % 63,2 % 0,6 %
Technische Berufe 4,0 % 88,3 % 37,7 %
Insgesamt 15,0 % 69,5 % 9,9 %
3.2 Ergebnisse 2007, 2008, 2009
Die Bruttobeschäftigung im Bereich erneuerbarer
Energien in Deutschland wurde im Rahmen dieses Die hier ausgewiesene Bruttobeschäftigung im Bereich
Projektes für den Zeitraum 2007 bis 2009 zu Beginn erneuerbarer Energien umfasst neben allen direkt in der
des jeweils folgenden Jahres auf der Basis des vor- Herstellung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien,
liegenden Datenstandes und des in der Vorgänger- dem Betrieb, der Wartung, der Bereitstellung von Brennstoffen
studie ermittelten IO-Vektors vorläufig abgeschätzt und Biokraftstoffen beschäftigten Personen sowie den indirekt
(BMU 2008, 2009a, 2010a). Nunmehr kann auf Basis durch die Nachfrage dieser Bereiche nach Vorlieferungen
des aktualisierten IO-Vektors und verbesserten Da- Beschäftigten auch die Beschäftigten durch öffentliche Mittel.
tenstandes eine revidierte Neuschätzung der Brut- Bei den indirekten Effekten wird auch die Beschäftigung durch
tobeschäftigung für diesen Zeitraum vorgelegt wer- die Produktionskapazitätserweiterungen insofern berücksich-
den. Die Neuschätzung weicht in ihrem Ergebnis teil- tigt, als die dabei entstandenen Kosten in die Preisbildung der
weise deutlich von den bislang vorliegenden vorläu- Anlagenhersteller einfließen.
figen Ergebnissen ab. Im Folgenden wird die Vorge-
hensweise der Neuschätzung dargestellt und auf die
Unterschiede in den einzelnen Berechnungsschritten
hingewiesen.
13
14. BRUTTOBESCHÄFTIGUNG GESTERN UND HEUTE
Der Ausgangspunkt der Ermittlung der direkten und blick über die Investitionen, die seinerzeit jeweils
indirekten Bruttobeschäftigungseffekte für die Her- als Grundlage für die vorläufigen Abschätzungen
stellung von EE-Anlagen sind die von der Arbeitsge- zu Beginn eines jeden Jahres verwendet wurden (als
meinschaft Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE- „alt“ bezeichnet) und die Investitionen, die auf dem
Stat) ermittelten Investitionen in Anlagen zur Nut- Kenntnisstand vom Juli/August 2010 beruhen (vgl.
zung erneuerbarer Energien in Deutschland. Da sich BMU 2010d). Letztere bilden die Grundlage für die
der Kenntnisstand über die Ausbauzahlen sowie die neuen Berechnungen. Die aktualisierten Werte
Kosten je installierte Einheit im Jahresablauf jeweils liegen in allen Jahren über den ersten Abschätzun-
konsolidiert, werden die Investitionsdaten dem jewei- gen. Insgesamt gab es 2007 eine Steigerung von 9 %,
ligen Stand entsprechend angepasst und mehrfach 2008 und 2009 lagen die Investitionen um etwa 16 %
jährlich veröffentlicht. Abbildung 1 gibt einen Über- höher als anfangs angenommen.
Abbildung 1: Investitionen in Anlagen zur nutzung erneuerbare Energien in Deutschland 2007 bis 2009
(AGEE-stat, stand 7/2010).
feste Biomasse 25.000
Biogas und flüssige
Biomasse stationär 20.400
Geothermie 20.000
Wasserkraft 17.600
Solarthermie
15.200
Photovoltaik 15.000
13.100
[Mio. Eur]
Wind
11.600
10.600
10.000
5.000
0
2007 alt 2007 2008 alt 2008 2009 alt 2009
Im Wesentlichen sind die Veränderungen auf weni- Weiteren werden jedes Jahr leichte Anpassungen im
ge Bereiche beschränkt. Am deutlichsten sind die Bereich der Solarthermie notwendig, sobald die end-
Abweichungen bei der Photovoltaik. Hier musste in gültigen Auswertungen der Förderung nach Markt-
allen drei Jahren auf Grund von neuen Erkenntnis- anreizprogramm (MAP) vorliegen.
sen die installierte Leistung deutlich nach oben kor-
rigiert werden. Im Bereich der Biomasse (Heiz-)Kraft- Ausgehend von den Investitionen in Deutschland
werke konnten ganz aktuell neue Untersuchungs- werden die Umsätze der in Deutschland ansässigen
ergebnisse berücksichtigt werden, wodurch sowohl Hersteller von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer
die installierte Leistung als auch die Investitionen je Energien ermittelt. Hierzu sind die Umfrageergeb-
MW deutlich nach oben korrigiert wurden. Andere nisse zum Außenhandel maßgeblich. In den jährlich
Änderungen fallen weniger ins Gewicht. Hierzu zäh- veröffentlichten Abschätzungen wurden diese Werte
len vor allem der Ausbau der Anlagen zur Nutzung – soweit Informationen vorhanden waren – zwar
flüssiger Biomasse, der entgegen ersten Schätzun- angepasst, in weiten Teilen der vorläufigen Schätzun-
gen bereits 2008 zum Erliegen kam, ebenso wie die gen waren jedoch die Umfrageergebnisse des Jahres
installierte Biogasleistung 2008, die nicht so stark 2004 ausschlaggebend. Im besonderen Maße trifft
rückläufig war wie ursprünglich angenommen. Des dies auf die Importe von Anlagen zu, die bislang so
14
15. BRUTTOBESCHÄFTIGUNG GESTERN UND HEUTE
gut wie nie Gegenstand von Untersuchungen waren.
Die aktualisierten Umsatzzahlen basieren nun auf
neuen Befragungsergebnissen des Jahres 2007, wo-
durch teilweise deutliche Veränderungen der Um-
sätze zu verzeichnen sind.
Abbildung 2 gibt einen Überblick über die Entwick-
lung der Umsätze in Deutschland ansässiger Herstel-
ler von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien
inklusive des Exports der Komponentenhersteller.
Abbildung 2: umsatz in Deutschland ansässiger hersteller von Anlagen zur nutzung erneuerbarer
Energien inklusive der Exporte in Deutschland ansässiger Komponentenhersteller 2007 bis 2009
25.000 feste Biomasse
Biogas und flüssige
21.200 Biomasse stationär
19.700
20.000 Geothermie
Wasserkraft
16.800
15.400 Solarthermie
15.200
15.000 Photovoltaik
[Mio. Eur]
12.600 Wind
10.000
5.000
0
2007 alt 2007 2008 alt 2008 2009 alt 2009
Die Exporte der Komponentenhersteller bilden einen Erstellung der Exportszenarien, in denen die Kom-
Bereich, der in den bisherigen Untersuchungen we- ponentenexporte ebenfalls berücksichtigt wurden,
niger tief analysiert wurde. Dies war unter anderem konform ist, zum anderen ist dies der Erkenntnis ge-
der Tatsache geschuldet, dass diese Exporte bis zu schuldet, dass eine Fixierung der Komponentenex-
den neuen Umfrageergebnissen im Sinne einer kon- porte zu einer deutlichen Unterschätzung der Umsät-
servativen Herangehensweise auf dem Niveau des ze und somit der Beschäftigung führt. Für 2008 hat
Jahres 2004 fixiert wurden. Die nunmehr vorliegen- dies zur Folge, dass 4,1 Mrd. € durch Komponenten-
den Ergebnisse haben ergeben, dass die Exportum- export zu den beschäftigungsrelevanten Umsätzen
sätze der Komponentenhersteller 2007 bei rund der Hersteller hinzukommen. 2009 liegt der Wert
3,4 Mrd. € lagen und damit um mehr als das Vier- bei 4,4 Mrd. €.
fache (knapp 360 %) höher sind als noch 2004. In der
Aktualisierung der Zahlen für 2008 und 2009 wurde Damit stieg der beschäftigungsrelevante Umsatz in
anschließend eine Anpassung der Komponenten- der Neuberechnung des Jahres 2007 um knapp 21 %.
exporte analog zu der Umsatzentwicklung der Her- Insgesamt ist zwar der Umsatz der Hersteller gleich
steller vorgenommen. Zum einen wird dies damit geblieben, zwischen den Technologien hat jedoch
begründet, dass diese Herangehensweise mit der eine Verschiebung stattgefunden. So ist beispiels-
15
16. BRUTTOBESCHÄFTIGUNG GESTERN UND HEUTE
weise der Export der Windanlagenhersteller in den
letzten Jahren überschätzt worden. Die Exporte der
Komponentenhersteller gleichen dies in der Summe
jedoch wieder aus, da der weitaus größte Teil der
Exportumsätze mit Komponenten in Höhe von rund
2,5 Mrd. € auf die Windenergie entfällt, gefolgt von
der Photovoltaik mit über 0,5 Mrd. € und der Was-
serkraft mit etwa 0,1 Mrd. €. Eine weitere bisherige
Überschätzung der Exporte der Hersteller konnte bei
der Solarthermie identifiziert werden, was in Kom-
bination mit leicht höheren Importen zu geringeren
Umsätzen führt. Eine Unterschätzung der Exporte
konnte zudem vor allem im Bereich Biogas und der
kleinen Biomasseanlagen verzeichnet werden. Einen
größeren Einfluss auf die Umsätze haben allerdings
die neu gewonnenen Erkenntnisse zu den Importen. warten. In den neu ermittelten Umsätzen wurde
Hier konnten vor allem die Bereiche oberflächen- dieser Aspekt berücksichtigt. Insgesamt liegen die
nahe Geothermie sowie Biogas seit 2004 eine deut- beschäftigungsrelevanten Umsätze 2009 um knapp
liche Verlagerung hin zu heimischer Wertschöpfung 26 % höher als bisher angenommen, wobei die Um-
verzeichnen. Schlussendlich sind die Offshore-Wind- sätze der Hersteller um 4 % angestiegen sind.
energie sowie die solarthermischen Kraftwerke neu
in die Betrachtung aufgenommen worden. Diese Die resultierende Bruttobeschäftigung lag 2007 bei
beiden Bereiche werden bislang nicht von der AGEE- etwa 277.300 Personen, was einem Anstieg der Be-
Stat erfasst. Die Abschätzung der Umsätze beruht auf schäftigung um 73 % im Vergleich zu 2004 (160.500)
einer Einzelbetrachtung der laufenden Projekte un- entspricht. 2009 lag die geschätzte Beschäftigung
ter Berücksichtigung der Beteiligung der in Deutsch- bereits bei 339.500. Damit hat sich die Beschäftigung
land ansässigen Unternehmen. seit 2004 mehr als verdoppelt. Eine genaue Vertei-
lung dieser Beschäftigung ist in Tabelle 3 aufgeführt.
2008 stiegen die beschäftigungsrelevanten Umsätze Im Vergleich zu vorhergehenden Untersuchungen
gegenüber den ersten Abschätzungen um knapp ist durch die neue Unternehmensbefragung ein sehr
28 % an, wobei die Umsätze der Hersteller lediglich viel größerer Detaillierungsgrad der Ergebnisse mög-
einen Anstieg um 6 % verzeichnen konnten. In den lich als bisher. Hierauf soll im Endbericht des For-
Bereichen Biogas und (Heiz-)Kraftwerke konnte ein schungsvorhabens genauer eingegangen werden.
Rückgang in der neu installierten Leistung im Ver-
gleich zu 2007 festgestellt werden. 2009 wurde hin- Neben den bereits beschriebenen Neuerungen wur-
gegen deutlich mehr Leistung neu installiert als den die Biomasse- und Biokraftstoffbereitstellung
2007, was die Vermutung bestätigt, dass einige An- einer detaillierten Untersuchung unterzogen, die
lagen bewusst erst 2009 fertig gestellt wurden, um eine substanzielle Verbesserung der Basisdaten zur
die veränderten Förderbedingungen des EEG abzu- Folge hatte. Insbesondere der Außenhandel für die
Biomassebereitstellung konnte erstmals berücksich-
tigt werden. Aber auch im Bereich der Biokraftstoffe
konnte eine Verbesserung erreicht werden. Hier
liegen mittlerweile detailliertere und zuverlässigere
Daten zur in Deutschland produzierten Menge vor.
Eine ganz besondere Detaillierung hat der Bereich
der Landwirtschaft erfahren. Hier wurde mit Hilfe
der Landwirtschaftsstatistik eine Differenzierung der
Arbeitsintensität abhängig von den jeweils erzeugten
Produkten vorgenommen.
Die Beschäftigten aus Wartung und Betrieb liegen
ebenfalls über den ersten Schätzungen. Dies liegt vor
allem daran, dass der Anlagenbestand nach oben
korrigiert wurde.
16
17. BRUTTOBESCHÄFTIGUNG GESTERN UND HEUTE
Die Beschäftigten öffentlicher und gemeinnütziger sichtigt. In den hier vorliegenden Neuberechnung
Mittel beinhalten die Mitarbeiter in den für EE zu- sind die Fördermittel des Bundes sowie der EU neu
ständigen Ministerien ebenso wie die Forschung ermittelt worden. Die Beschäftigten der Ministerien
sowie die Demonstrationsprojekte, die durch eben konnten in diesem Rahmen nicht erneut erhoben
diese Mittel gefördert wurden. Für die Jahre 2004 bis werden, weshalb dort im Sinne eines konservativen
2006 wurden diese Daten im Detail erhoben (BMU Ansatzes die Beschäftigung von 2006 konstant ge-
2007) und in den ersten Schätzungen der Jahre 2007 halten wurde. Die daraus insgesamt resultierende Be-
und 2008 konstant beibehalten. In der Schätzung des schäftigung 2009 liegt demnach bei 6.500 Personen
Jahres 2009 wurden erstmals die mittlerweile deut- und hat sich damit gegenüber 2004 fast verdoppelt.
lich erhöhten Forschungsmittel des Bundes berück-
Beschäftigung Beschäftigung
Beschäftigung
durch durch Brenn-/ Beschäftigung Beschäftigung Beschäftigung
durch Wartung
Investitionen Kraftstoffbereit- gesamt 2009 gesamt 2008 gesamt 2007
und Betrieb
(einschl. Export) stellung
Wind 1) 84.800 17.300 102.100 95.600 85.700
Photovoltaik 60.700 4.000 64.700 60.300 38.300
Solarthermie 2)
13.700 2.200 15.900 17.300 10.900
Wasserkraft 3.400 4.400 7.800 7.900 8.100
Geothermie 11.800 2.700 14.500 14.700 10.300
Feste Biomasse 21.000 26.600 47.600 47.800 48.300
Biogas und flüs- 13.600 9.200 22.800 19.300 19.100
sige Biomasse
Biomasse- 31.500 31.500 30.800 28.200
brennstoffe
Biokraftstoff 26.100 26.100 23.500 23.900
summe 209.000 66.400 57.600 333.000 317.200 272.800
Beschäftigung
durch öffent- 6.500 4.900 4.500
liche/gemein-
nützige Mittel
summe 339.500 322.100 277.300
Tabelle 3: Beschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland 2009, 2008, 2007
1) Offshore- und Onshore-Wind enthalten
2) Solarthermieanlagen zur Wärmeerzeugung sowie solarthermische Kraftwerke enthalten
In Abbildung 3 sind die jetzt ermittelten, aktuellen tiv gesehen die größte Korrektur erfahren hat (bis zu
Werte den bisherigen, vorläufigen Ergebnissen ge- 129 % 2007). In einigen wenigen Bereichen kam es
genübergestellt. Die aktualisierten Werte liegen in aber zu einer Reduktion der vorläufigen Zahlen. Dies
der Summe deutlich über den bisherigen Abschät- betrifft vor allem die Wasserkraft (bis zu 22 % 2008)
zungen. Für 2007 beträgt der Unterschied 11 %, 2008 und die Solarenergie, deren Beschäftigung im Jahr
knapp 16 % und 2009 etwa 13 %. Die Bereiche, in de- 2007 zu hoch angesetzt war (3 %). Im Wesentlichen
nen die größten positiven Abweichungen gegenüber ist dies auf eine Überschätzung der Exporte von
den bisherigen Abschätzungen ermittelt wurden, Solarthermieanlagen zurückzuführen, die auf Basis
sind die Windenergie (bis zu 17 % 2009), die Biomas- der neuen Umfrage korrigiert werden konnte.
se (bis zu 27 % 2008) sowie die Geothermie, die rela-
17
18. BRUTTOBESCHÄFTIGUNG GESTERN UND HEUTE
Abbildung 3: Entwicklung der Bruttobeschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland
102.100
95.600
Windenergie 85.700
63.900
128.000
121.400
Biomasse 119.500
56.800
80.600
77.600
Solarenergie 49.200
25.100
7.800 2004: rd. 160.500 Arbeitsplätze
7.900 2007: rd. 277.300 Arbeitsplätze
Wasserkraft 8.100
9.500 2008: rd. 322.100 Arbeitsplätze*
2009: rd. 339.500 Arbeitsplätze*
14.500
14.700 frühere Schätzungen
Geothermie 10.300
1.800
6.500
öffentliche/ 4.900 Schätzung
*
gemeinnützige Mittel 4.500
3.400
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 140.000
Im Jahr 2009 konnte nach diesem neuen Kenntnis-
stand insgesamt eine Beschäftigung von 339.500 Per-
sonen im Bereich erneuerbarer Energien in Deutsch-
land ermittelt werden, was mehr als einer Verdoppe-
lung seit 2004 entspricht. Der Bereich der Biomasse
trägt mit knapp 38 % den größten Teil zur Beschäf-
tigung bei, gefolgt von der Windenergie mit etwa
30 % und der Solarenergie mit 24 %. Die Geothermie
hat einen Anteil von gut 4 %, gefolgt von der Was-
serkraft mit etwa 2 %. Die Beschäftigten, die auf die
Bereitstellung von öffentlichen und gemeinnützigen
Mitteln zurückgeführt werden können, haben eben-
falls einen Anteil von knapp 2 %.
18
19. ZUKÜNFTIGE CHANCEN FÜR DEUTSCHE UNTERNEHMEN – WELTWEITER AUSBAU ERNEUERBARER ENERGIEN
4 ZuKÜnFtIGE ChAnCEn FÜr DEutsChE
untErnEhmEn – WEltWEItEr AusBAu
ErnEuErBArEr EnErGIEn
Um den Einfluss der internationalen Entwicklung Nationale Entwicklung der erneuerbaren
auf die Umsätze deutscher Unternehmen abbilden Energien
zu können, muss man zunächst den internationalen
Ausbau erneuerbarer Energien abschätzen und dann Für Deutschland gibt das für das BMU erarbeitete
die Entwicklung des Handels zwischen den jeweili- Leitszenario 2009 eine mögliche konsistente Zu-
gen Weltregionen aus Analogieschlüssen zu ande- kunftsentwicklung vor, die den folgenden Untersu-
ren High-Tech-Produkten ableiten. Letztlich wird es chungen zugrunde gelegt wird.1 Das Leitszenario
das Handelsvolumen sein, das die Marktchancen der beschreibt, wie die wichtigsten nationalen und EU-
deutschen Unternehmen bestimmt und nicht die in weiten Zielvorgaben erreicht werden können. Es ist
der Weltregion für die heimische Installation produ- die aktuelle Variante einer Szenarienfamilie, die seit
zierte Anlage. 2004 für das BMU erarbeitet wird und auch für die
Vorläuferstudie dieser Untersuchung benutzt wurde.
In den letzten zehn Jahren hat sich demnach in
4.1 nationale und internationale Deutschland das Investitionsvolumen für EE-Techno-
Entwicklung der märkte auf logien zur Strom- und Wärmebereitstellung mehr
als verdreifacht und belief sich im Jahr 2008 auf
der Basis von szenarien 15 Mrd. €2005/a. Bis 2008 wurden in EE-Anlagen
zur Strom- und Wärmeerzeugung insgesamt
Belastbare Informationen zu Annahmen über den 95 Mrd. €2005 investiert. Zwischen 2009 und 2020
zukünftigen globalen Ausbau der erneuerbaren Ener- werden weitere 175 Mrd. €2005 hinzukommen (vgl.
gien finden sich in globalen Energieszenarien, die in Leitszenario 2009).
den letzten Jahren von verschiedenen Institutionen
angefertigt wurden. Sie zeigen, dass ein wesentlich Die im Leitszenario 2009 angenommene Wachstums-
effizienterer Umgang mit Energie (EFF), verknüpft dynamik ist unbedingt erforderlich, damit der In-
mit einem massiven Ausbau erneuerbarer Energien landsmarkt die Fähigkeit zu einer Stabilisierung der
(EE), einen umfassenden, vermutlich sogar den be- Umsätze der EE-Branche aufrechterhalten kann. Das
deutendsten Lösungsbeitrag zur notwendigen Reduk- ist wiederum eine wichtige Voraussetzung dafür,
tion der weltweiten Treibhausgasemissionen leisten dass die weiteren Chancen für die Technologiefüh-
kann (WBGU [2003], Krewitt [2008], IEA [2008, 2009]). rerschaft in der Mehrzahl der EE-Technologien auf
Erwartet wird, dass von den erneuerbaren Energien dem Weltmarkt erhalten bleiben und der weitere
bis 2050 Energiemengen in der Größe des gesamten Aufbau von Exportmärkten erfolgreich betrieben
derzeitigen Weltenergieverbrauchs bereitgestellt werden kann. Nur so kann zukünftig in angemesse-
werden können. nem Umfang von den beträchtlich wachsenden Aus-
landsmärkten profitiert werden.
Szenarien sind in sich konsistente mögliche Zukunftsentwicklungen. Im Umgang mit der inhärenten Unsicherheit zukünftiger Entwick-
lungen werden typischerweise verschiedene Szenarien entwickelt. Die Frage nach den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen eines
politischen Instruments lässt sich dann in einer Wenn-Dann-Analyse beantworten.
1
Eine Aktualisierung des Leitszenarios steht unmittelbar bevor. Hinsichtlich des Ausbaupfades der erneuerbaren Energien wird hierin im Wesent-
lichen die im Leitszenario 2009 beschriebene Entwicklung fortgeschrieben. Neben einigen anderen Anpassungen bildet das Leitszenario 2010 dabei
vor allem die jüngste Entwicklung auf dem PV-Markt ab. Im Vorgriff hierauf wurden in der vorliegenden Studie zwei Szenarien zur zukünftigen PV-
Entwicklung ergänzt.
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20. ZUKÜNFTIGE CHANCEN FÜR DEUTSCHE UNTERNEHMEN – WELTWEITER AUSBAU ERNEUERBARER ENERGIEN
Das Leitszenario 2009 beschreibt eine zielorientierte Entwicklung, in der bis 2030 durch die Kombination
von Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energien ein Anteil von 31,7 % erneuerbarer Energien
am Endenergieverbrauch erzielt wird.
Geothermie 3.225
3.200
Solarstrahlung
Biomasse, 2.785
2.800
biogene Abfälle
Wind
[Endenergie erneuerbare Energien PJ/a]
2.400 2.246
Wasserkraft
2.000 1.920
1.599
1.600
1.264
1.200
841 849 856
800 627
624
544
352 387 416 465
400
0
40
50
00
01
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Globales Wachstum der erneuerbaren gungen in Deutschland, indem Investitionen in An-
Energien lagen zur Nutzung erneuerbarer Energien betrach-
tet werden. Biomasse- und Biokraftstoffbereitstellung
Als Datengerüst für den zukünftigen globalen Aus- – in Deutschland nachrichtlich mitgeführt – findet
bau der erneuerbaren Energien wird in dieser Unter- unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten vor Ort in den
suchung das Szenario „Energy (R)evolution“ (Krewitt Weltregionen statt.
2008) verwendet. Dieses Szenario stellt eine konsis-
tente Entwicklung nach Weltregionen und EE-Tech- Aus der mengenmäßigen Marktentwicklung können
nologien differenziert dar. Es baut auf den wirt- die zu erwartenden Investitionsvolumina eines wach-
schaftlichen Potenzialen der erneuerbaren Energien senden globalen EE-Marktes abgeleitet werden.
weltweit auf. Mit einem Primärenergieverbrauch aus Bereits heute werden jährlich rund 150 Mrd. €2005/a
erneuerbaren Energien von 271 EJ/a im Jahr 2050 in EE-Technologien investiert. Davon fließt ein Teil
liegt es in einer ähnlichen Größenordnung wie das mit rund 60 Mrd. €2005/a in die (große) Wasserkraft,
BLUE-Map-Szenario der IEA (2010), welches etwa 268 die oftmals den neuen EE-Technologien nicht zuge-
EJ/a EE-PEV in 2050 erreicht. Es überschreitet die im rechnet wird. Weitere 30 Mrd. €2005/a trägt die Wind-
kernenergie- und CCS-geprägten 450-ppm-Szenario industrie bei. Bis 2030 wird, bei etwa gleichbleiben-
des World Energy Outlooks der IEA (2009) erreichten den Investitionen für Wasserkraft, das jährliche
Anteile der erneuerbaren Energien, bleibt aber hin- Investitionsvolumen auf knapp 600 Mrd. €2005/a,
ter dem Energy-(R)evolution-Advanced-Szenario von und bis 2050 auf knapp 900 Mrd. €2005/a steigen.
2010 (Krewitt 2010). Im Folgenden werden das Men- Den weitaus größten Anteil von 55 % werden dann
gengerüst des verwendeten Szenarios und die damit die solaren Technologien bewirken, gefolgt von der
verbundenen weltweiten Investitionen dargestellt. Windenergie (vgl. Abbildung 4).
Dabei ist die Systematik konsistent mit den Überle-
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