4. Kriterien zur Differenzierung
g
qualitativer Interviewverfahren:
1. offen vs. geschlossen
2.
2 fokussiert vs breites Spektrum
vs.
3. Erzählen vs. Fragen
Einordnung
5. Soziologe Fritz Schütze (70er)
• Einflüsse der US-amerikanischen
Soziologie:
– Alfred Schütz
– Chi
Chicagoer S h l
Schule
– symbolischer Interaktionismus
– Ethnomethodologie
g
– Konversationsanalyse
– Grounded Theory
auch deutsche Wurzeln
Karl Mannheim
Entstehung & Kontext
6. Soziologe Fritz Schütze (70er)
• Rezeption in den 60-70er Jahren
p
Entwicklung eigenständiger
qualitativer Forschungsmethoden
Welcher Zusammenhang besteht
zwischen den Äußerungen eines
Befragten und seinen tatsächlichen
Handlungen?
Entstehung & Kontext
7. Soziologe Fritz Schütze (70er)
• „
„Das Individuum kann nur sehr
begrenzt in direkter Weise als
Informant für seine subjektive Sicht
auf die Welt fungieren “
fungieren.
(Küsters 2006, S.20)
indirekte Methoden
Konzeption des narrativen Interviews
Entstehung & Kontext
8. Soziologe Fritz Schütze (70er)
• „
„Die Technik des narrativen Interviews
in Interaktionsfeldstudien: dargestellt
an einem Projekt zur Erforschung von
kommunalen Machtstrukturen“
Machtstrukturen
(unbeabsichtigte) Preisgabe weiterer
Informationen – Gesprächsrahmen
p
„Schub“ für die Methodik und den
Einsatz qualitativer Sozialforschung in
Deutschland
Entstehung & Kontext
9. Zugänge zu subjektiven Beschreibung von Prozessen Hermeneutische Analyse
Sichtweisen der Herstellung sozialer tiefer liegender Strukturen
Situationen
Theoretische Positionen symbolischer Ethnomethodologie, Psychoanalyse,
Interaktionismus,
Interaktionismus Konstruktivismus Genetischer Strukturalis
Strukturalis-
Phänomenologie mus
Methoden der Daten- Leitfaden-Interviews, Gruppendiskussion, Aufzeichnung von
erhebung Narrative Interviews Ethnographie, Interaktionen,
Teilnehmende B b h
T il h d Beobach- Fotografie,
F t fi
tung, Filme
Aufzeichnung von
Interaktionen,
Sammlung von Doku-
Doku
menten
Methoden der Interpretation Theoretisches Codieren, Konversationsanalyse, Objektive Hermeneutik,
q
qual. Inhaltsanalyse,
y , y ,
Diskursanalyse, Tiefenhermeneutik,,
Narrative Analysen, Gattungsanalyse, Hermeneutische
Hermeneutische Verfahren Dokumentenanalyse, Wissenssoziologie
Anwendungsfelder Biografieforschung, Analyse von Lebenswelten Familienforschung,
Analyse von Alltagswissen und Organisationen, Biografieforschung,
Evaluationsforschung, Generationsforschung,
Cultural Studies, Genderforschung
Entstehung & Kontext
10. • Prinzipien:
– Offenheit
– Kommunikation
– Stegreiferzählung
– Kein Frage-Antwort-Schema
– Was-Wie-Kausalität
(vgl. z.B. Schütze 1983, S.285ff)
• Grundannahmen:
– Mehr erzählen als bewusst
zugänglich
– Zugzwänge
( vgl. z.B. Kallmeyer/ Schütze 1977 nach
Miethe o J a S 7ff Nohl 2006 S 28f)
o.J. a, S. 7ff, 2006, S.28f)
Charakteristika
11. • Zugzwänge:
– Kondensierungszwang
– Detaillierungszwang
– Gestaltschließungszwang
( vgl. Miethe o.J. a, S.7ff, Nohl 2006, S. 28f)
• F
Formen:
– Biographisch-narratives ~
(vgl. B Schütze
( l z.B. S hüt 1983)
– Themenzentriertes-narratives ~
(vgl. z.B. Miethe o.J. b, S.15)
– Oral history
(vgl. z.B. Niethammer 1985)
Charakteristika
12. • Schröder, Henriette (2004): Klein Odessa.
Charakteristika
Russen in New York. Im Auftrag des NDR.
Charakteristika
14. Erhebung
• Drei Phasen der Erhebung
(vgl. Schütze 1983, S.285)
(0. Begrüßung, Erklärung)
1. Offene Narration
2. Erzählinternes Nachfragen
– Erst nach deutlichem Signal
– Entlang der Notizen
– Erzählgenerierend
– Nicht
Ni ht argumentativ!
t ti !
Erhebung & Auswertung
19. Auswertung (narrationsstrukturell)
g( )
• Sechs Phasen der Auswertung
(vgl. Schütze 1983, S.286 ff.) 02.06.
1. Formale Textanalyse
2.
2 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3. Analytische Abstraktion
– Loslösung von Details
– Abfolge der Prozessstrukturen
Erhebung & Auswertung
20. Auswertung (narrationsstrukturell)
g( )
• Sechs Phasen der Auswertung
(vgl. Schütze 1983, S.286 ff.) 02.06.
1. Formale Textanalyse
2.
2 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3. Analytische Abstraktion
4. Wissensanalyse
y
– Eigentheorie/ Argumentation
des Informanten
Erhebung & Auswertung
21. Auswertung (narrationsstrukturell)
g( )
• Sechs Phasen der Auswertung
(vgl. Schütze 1983, S.286 ff.) 02.06.
1. Formale Textanalyse
2.
2 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3. Analytische Abstraktion
4. Wissensanalyse
y
5. Konstrastive Vergleiche
– Minimaler Vergleich
– Maximaler Vergleich
M i l V l i h
Erhebung & Auswertung
22. Auswertung (narrationsstrukturell)
g( )
• Sechs Phasen der Auswertung
(vgl. Schütze 1983, S.286 ff.) 02.06.
1. Formale Textanalyse
2.
2 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3. Analytische Abstraktion
4. Wissensanalyse
y
5. Konstrastive Vergleiche
6. Konstruktion eines theoretischen
Modells
M d ll
Erhebung & Auswertung
24. Biographie Forschung
• Biographie-Forschung
(biographisch-narratives
Interview)
• Untersuchung des (Teil-)
Lebenslaufs auf spezielle
Aspekte
(themenzentriertes-narratives
Interview/ oral h
/ l history)
)
– Migrationsbiographien
– Subjektives Geschichtserleben
– Berufswahl-Biographien
– Medienbiographien
Einsatzgebiete
25. „Lern
„Lern- und Bildungsprozesse älterer
Menschen im Internet: eine
qualitativ-empirische Analyse“
Projektgruppe Bildung im Internet
(VÖ: 2006)
Leitung Arnd-Michael Nohl
Beispiel
26. • Fragestellung:
Wie finden SeniorInnen Zugang zu
Computer und Internet und wie
erlernen sie die Techniken?
• Erhebung:
Narrative Interviews (auch E-Mail)
(Dokumentenanalyse)
• Sample:
9 SeniorInnen (49 – 80 Jahre)
• Auswertung:
Dokumentarische Methode
Beispiel
27. • „Der Zugang zum Computer
durch das Berufsleben spielt bei
einem Teil unserer Fälle eine
primäre Rolle. Deutlich wird dies
u.a. im narrativen Interview mit
Hans Grunert“
Grunert
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
Kapitel 2.1 Zugang zum Computer).
p g g p
Beispiel
28. • „Eigeninitiative rahmt bei
grundsätzlich technik-
begeisterten Senior(inn)en wie
u.a. Frau Drewe den Zugang zum
Internet. Im E-Mail-Interview
erzählt sie Folgendes: “
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
Kapitel 2.2 Zugang zum Internet).
p g g
Beispiel
29. • „Ein Weg, an Computerkennt-
Computerkennt
nisse zu gelangen, ist es, einen
Kurs zu besuchen. Unsere
Interviewpartner gaben uns
verschiedene Gründe an, wes-
halb sie diesen Weg gewählt haha-
ben. Herr Grunert sagt hierzu: “
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
( k ld
Kapitel 3.1 Lernen in Kursen).
Beispiel
30. • „Allerdings haben Kurse als
Form des Wissenserwerbs auch
Nachteile. Als großer Nachteil
wird von ihm gesehen, dass ein
Kurs nie auf die Bedürfnisse und
die Interessen jedes Teil
Teil-
nehmers eingehen kann: “
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
( k ld
Kapitel 3.1 Lernen in Kursen).
Beispiel
31. • „Diese Problematik der auf die
Allgemeinheit und nicht auf
individuelle Bedürfnisse
zugeschnittenen Wissens-
vermittlung lässt sich in den
weiteren Formen, die Technik zu
Formen
erlernen, kaum finden“
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
( k ld
Kapitel 3.1 Lernen in Kursen).
Beispiel
32. • „
„Weiterhin eröffnet das Internet so
einen neuen sozialen Handlungs-
und Erfahrungsraum, d.h. bei
offenen Fragen und Problemen wird
nd ird
nicht mehr ausschließlich die
Familie um Rat gefragt, sondern
auch Internetbekanntschaften und
andere Gruppen im Internet können
als Berater zur Verfügung stehen
stehen.
Hierzu wiederum ein Ausschnitt aus
dem Interview mit Bärbel Kiepert: “
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
Kapitel 4.2 Bildungsprozesse im Internet).
Beispiel
33. • Warum wurden narrative
Interviews eingesetzt?
• Voraussetzungen
(Schütze 1987, S. 243/ Küsters 2007, S.30)
– Geschehen in Vergangenheit
– Prozesscharakter
– Aufmerksamkeit
– Involviertheit
Beispiel
34. • Warum wurden narrative
Interviews eingesetzt?
• „Eine Forschungsperspektive, die
zuallererst an den Erfahrungen von
älteren Menschen ansetzt, würde
[…] nicht nur die Potentiale der
Technik für Senior(inn)en
aufzeigen, sondern auch das
Handeln älterer Menschen mit
e ee e e
Technik berücksichtigen“
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
Kapitel 1 Einleitung).
l l )
Beispiel
35. • Warum wurden narrative
Interviews eingesetzt?
• Handeln vordergründig
• „Diese Fremdheit, […] kann dort,
wo sie von den älteren Menschen
ernst genommen und bewältigt
wird, in dezidierte Lern- und
d d d d
Bildungsprozesse münden“
(Projektgruppe Bildung im Internet 2006,
Kapitel 1 Einleitung).
Beispiel
37. Vorteile
• Freie, unverfälschte Erzählung
• Wiedererleben des vergangenen
Geschehens
• Eingrenzung der Faktoren
„soziale Erwünschtheit“ und
„Interaktionsgeschehen“
• Zuhörer kann „miterleben“
• (unbeabsichtigte) Preisgabe
weiterer Informationen
i f i
Kritische Betrachtung
38. Nachteile
• Nicht für alltägliche Prozesse
g g
geeignet (Routine)
(vgl. Küster 2006, S.30)
• Nicht für alle Untersuchungs-
gruppen geeignet
• Zeitaufwändig
• Interviewerfahrung nötig
i f h i
Kritische Betrachtung
39. • Schütze, Fritz (1983): Biographieforschung und
narratives Interview. In: Neue Praxis, Heft 3, Jg.
13, S. 283-293.
• Schweppe, Cornelia (2000): Biographie und
Alter(n) auf dem Land. Lebenssituation und
Lebensentwürfe. Opladen: Leske + Budrich.
• Küsters, Ivonne (2006): Narrative Interviews.
Grundlagen und Anwendungen. Wiesbaden:
Verlag für Sozialwissenschaften.
Literaturhinweise
40. • Fischer-Rosenthal, Wolfram / Gabriele Rosenthal: Warum
Biographieanalyse und wie man sie macht. In: Zeitschrift für
Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie 17 (1997), H.4, S. 405-
427.
• Küsters, Ivonne (2006): Narrative Interviews. Grundlagen und
Anwendungen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
• Miethe, Ingrid (o.J. a): Das narrative Interview. Darmstadt. URL:
http://www.ingrid-miethe.de/s61/narrint/narrint.html [Zugriff: 09.05.09].
• Miethe,
Miethe Ingrid (o J b): Qualitative Erhebungsverfahren Darmstadt URL:
(o.J. Erhebungsverfahren. Darmstadt.
http://www.ingrid-miethe.de/s61/qualerh/img15.html [Zugriff: 09.05.09].
• Niethammer, Lutz (1985): Lebenserfahrung und kollektives Gedächtnis:
die Praxis der „Oral history“. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
• Nohl, Arnd-Michael (2006): Interview und dokumentarische Methode.
• Projektgruppe Bildung im Internet (2006): Lern- und Bildungsprozesse
älterer Menschen im Internet: eine qualitativ-empirische Analyse. In:
bildungsforschung, Jahrgang 3, Ausgabe 2, URL:
g g, g g , g ,
http://www.bildungsforschung.org/Archiv/2006-02/internet/ [Zugriff:
09.05.09].
• Schütze, Fritz (1977): Die Technik des narrativen Interviews in
Interaktionsfeldstudien dargestellt am Projekt zur Erforschung
kommunaler Machtstrukturen. o.V., Bielefeld.
• Schütze, Fritz (1983): Biographieforschung und narratives Interview. In:
Neue Praxis, Heft 3, Jg. 13, S. 283-293.
• Schütze, Fritz (1987): Das narrative Interview in Interaktionsfeldstudien:
Quellen Erzähltheoretische Grundlagen. Studienbrief der Fernuniversität Hagen.