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RUTH NDOUOP-KALAJIAN
Forschung für unsere
Gesundheit
Wissenschaftsjahr lock mit Forschungsbörse und Veranstaltungen
Das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft hat das Jahr 2011 zum
Wissenschaftsjahr „Forschung für unsere Gesundheit“ ausgerufen. Was ist eigentlich
Gesundheit, warum bemerken wir sie erst, wenn sie uns fehlt, und in wo liegen ihre
Grenzen? Medizin, Ethik, Religion und Forschung liefern Antworten.
den gesellschaftlichen Umgang mit ihnen geht. Die
Schulkinowochen leisteten mit einem kleinen Film-
programm einen Beitrag zum diesjährigen Wissen-
schaftsjahr „Forschung für unsere Gesundheit“, aus-
gerufen vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung.
Was bedeutet eigentlich Gesundheit und in Ab-
grenzung dazu Krankheit? Wieso fällt es vielen
Menschen leichter, Diabetes als Stoffwechselkrank-
heit zu akzeptieren, ADS dagegen eher nicht? Wie
kann man mit einer sehr seltenen Krankheit wie z.
B. der Sichelzellanämie umgehen und wie mit einer
so genannten Volkskrankeit?
Mögliche Antworten bieten monatlich wech-
selnde Themenschwerpunkte mit entsprechenden
Dossiers auf der Internetseite www.forschung-für-
unsere-gesundheit.de:
Mai: Vernachlässigte Krankheiten & globale
Kooperationen
Abb. 1: Bei der Ausstellung Vincent, Marie und Alexander – die drei Jugend- Juni: Volkskrankheiten
„Entdeckungen 2010“ auf lichen sind mit dem Auto zusammen unterwegs Juli/August: Individualisierte Medizin
der Insel Mainau waren nach Italien. Doch sie befinden sich keineswegs auf September bis Dezember: Infektionskrank-
die Pavillons und Mit- einer Urlaubsreise mit Sommer, Strand und Party. heiten, Krebs, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-
machstationen bestens Die drei sind aus einer psychiatrischen Anstalt ge- Krankheiten
besucht, so bestimmt flohen. Vincent leidet am Tourette-Syndrom und
auch 2011 bei den neuen wurde von seinem Vater in die Anstalt geschickt. Forschungsbörse
„Entdeckungen 2011“. Marie kämpft gegen ihre Magersucht und die Nor-
men der Gesellschaft, Alexander ist Zwangsneuroti- Ein besonderes Angebot für Schulen stellt die For-
ker. Ihr Schicklsal wird im Film „Vincent will meer“ schungsbörse dar. Bereits im vergangenen Wis-
Fotos: Forschungsbörse ..........?????
beleuchtet und war im Rahmen der Schulkinowo- senschaftsjahr „Zukunt der Energie“ standen dort
chen in mehreren Bundesländern Anfang des Jah- Forscher für Termine mit Schulklassen zur Verfü-
res zu sehen. gung. Manche Forscher kamen in die Schulklassen,
Krankheit als Filmthema, und das auch noch in manch einer sah sein Labor von neugierigen Schü-
der Schule – eine unkonventionelle Herangehens- lern bevölkert. Auch zu den Gesundheitsfragen gibt
weise, die sich jedoch für die Fächer Religion/Ethik, es eine Forschungsbörse – die übrigens auch nach
Philosophie, Deutsch oder Biologie durchaus an- Abschluss des Wissenschaftsjahres weiterhin aktiv
bietet, wenn es um psychische Krankheiten und genutzt werden kann.
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2. Viele Wissenschaftler freuen sich über das Inte-
resse der Schüler und geben gerne ihr Wissen wei-
ter – auf diese Weise können sie auch den wissen-
schaftlichen Nachwuchs für naturwissenschaftliche
und medizinische Studien begeistern.
Professor Simone Fulda ist eine solche Forsche-
rin, die über die Forschungsbörse gebucht werden
kann. Sie ist Kinderärztin und auf die Krebsfor-
schung spezialisiert.
Interview
Prof. Dr. Simone Fulda, Direktorin
am Institut für Experimentelle Tumor-
forschung in der Pädiatrie, Goethe-
Universität Frankfurt.
L.A.MM: Wie wird man Forscherin, bzw. wie sind Sie
Krebsforscherin geworden?
Anzeige
Ich wollte schon immer, bereits in der Schule, den
Dingen auf den Grund gehen. Daher habe ich aus
meinem Interesse an wissenschaftlichen Fragestel-
lungen und meiner Neugierde einen Beruf gemacht.
L.A.MM: Was war Ihre Motivation, sich gerade auf
die Krebsforschung zu spezialisieren?
Meine Motivation erwächst aus meiner Doppel-
qualifikation einerseits als Kinderonkologin und
andererseits als Wissenschaftlerin in der Krebs-
forschung. Da ich selber Fachärztin für Kinderheil-
kunde mit Spezialisierung in der pädiatrischen
Onkologie bin und viele Jahre Kinder mit Krebser-
krankungen behandelt habe, sehe ich die dringliche
Notwendigkeit, durch ein besseres Verständnis der
molekularen Zusammenhänge von Krebserkran-
kungen zur Entwicklung von neuen diagnostischen
und therapeutischen Verfahren beizutragen.
L.A.MM: Warum ist es Ihnen wichtig, sich als Wissen-
schaftlerin an der Forschungsbörse zu beteiligen?
Neben meiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist es
für mich eine sehr wichtige Aufgabe, mich für den
wissenschaftlichen Nachwuchs zu engagieren. Ich
möchte gerne meine Begeisterung für die Wissen-
schaft mit jungen Menschen teilen und sie dazu er-
muntern, sich für einen Karriereweg in der Wissen-
schaft, und zwar insbesondere in der medizinischen
Forschung, zu entscheiden.
Mir ist es besonders wichtig, meine Begeisterung
für die Forschung zu vermitteln und aufzuzeigen,
wie spannend Forschung ist und welche wichtige
Aufgabe es ist, sich in der biomedizinischen For-
schung zu engagieren. Die Ziele, die wir z.B. in der
Krebsforschung verfolgen, sind sehr wichtig, um In-
novationen aus dem Labor in eine Anwendung für
Krebspatienten umzusetzen. Um diese Ziele errei-
chen zu können, braucht man nicht nur ein außer-
ordentlich großes Interesse an den wissenschaft-
lichen Inhalten, sondern auch die Fähigkeit, seine
Ziele und Visionen über viele Jahre mit Zielstrebig-
keit zu verfolgen.
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Zur pädagogischen Vorbereitung eines Besuchs
hat Lehrer-Online ein Begleitprogramm erstellt. Zu
den vier Themenblöcken Diabetologie, Grundlagen
der Virologie, Krebsforschung und Grenzen der Bi-
otechnologie stehen eLearning-Module zur kosten-
losen Verwendung bereit.
Planspiel „Gesunde Stadt“
Das Projektbüro „Städte im Wissenschaftsjahr“
und das Zentrum für Kunst und Medientechnologie
Karlsruhe (ZKM) steuern mit ihrem Planspiel „Ge-
sunde Stadt“ ebenfalls einen Beitrag zum Wissen-
Abb. 2: Die MS Wissen- MS Wissenschaft 2011 – schaftsjahr 2011 bei.
schaft legt am 19. Mai in Die Teilnehmer schlüpfen in die Rollen offizi-
Neue Wege in der Medizin
Stuttart ab und transpor- eller Vertreter unterschiedlicher Interessengemein-
tiert „Bildung“ als kostbare Auch die MS Wissenschaft, das Wissenschaftsschiff schaften und lernen, wie politische Entscheidungs-
Fracht. von „Wissenschaft im Dialog“, ist in Sachen Gesund- prozesse in ihrer Stadt funktionieren. Kommunale
heitsforschung vom 19. Mai bis zum 29. September Fragestellungen müssen erörtert werden, wobei die
unterwegs. Das umgebaute Binnenfrachtschiff tourt Schüler auch Aspekte des Gesundheits-, Sozial- und
durch 35 Städte in Deutschland und wird auch in Bildungswesens zu berücksichtigen haben.
Österreich zu Gast sein. Medizinische wie auch ge- Deutlich wird: Gesundheit ist ein komplexes
sellschaftliche Aspekte der Gesundheit stehen hier Thema, dem man sich in der Schule auf verschie-
im Mittelpunkt. Mehr als 30 – teils interaktive – Ex- denen Wegen annähern kann.
ponate liefern grundlegende Informationen über
die Prozesse im menschlichen Körper und zeigen
Entwicklungen bei der Untersuchung, Diagnose und
Behandlung von Krankheiten und Gebrechen. An
Bord können Schüler z.B. einen Blick ins mensch- Wissenschaftsjahr 2011
liche Gehirn werfen, erfahren, warum Übergewicht
ver-lernbar ist oder wie man aus Tiefseeschwäm- Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des
men neue Medikamente gewinnen will. Bundesministeriums für Bildung und Forschung
(BMBF) gemeinsam mit der Initiative Wissen-
Entdeckungen schaft im Dialog (WiD). Seit 2000 dienen die
Wissenschaftsjahre als Bühne für den Austausch
Neben dem Ausstellungsschiff gibt es einen wei- zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft entlang
teren außerschulischen Lernort, bei dem Gesund- ausgewählter Themen und haben dabei vor allem
heitsforschung und Bildung im Mittelpunkt ste- junge Menschen im Blick. Der Erfolg der Wissen-
hen: Die Insel Mainau lädt ein zur interaktiven schaftsjahre basiert auf der Beteiligung zahlreicher
Ausstellung „Entdeckungen 2011: Gesundheit“ vom Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und
20. Mai bis 4. September 2011. In 18 Pavillons ste- Kultur in ganz Deutschland.
hen Exponate zum Ausprobieren und Aktionen
zum Mitmachen bereit, die von Universitäten, For-
schungseinrichtungen und Unternehmen als Aus-
stellungspartnern bereitgestellt und betreut wer- LINKS UND KONTAKTE
den. So zeigt die Sporthochschule Köln mit ihrem WWW.FORSCHUNG-FUER-UNSERE-GESUNDHEIT.DE
Programm „Fit für 100“, wie wichtig Sport und ge- WWW.FORSCHUNGSBOERSE.DE
sunde Ernährung für die Gesundheit bis ins hohe Anmeldung für Schulklassen: Büro Wissenschaftsjahre –
Projektträger im DLR Therése Gottschalk, Carnotstraße 5,
Alter sind, das Universitätsklinikum Heidelberg 10587 Berlin, Tel.: + 49 030 67055-709,
stellt seltene Krankheiten vor, das Deutsche Zen- E-Mail: forschungsboerse@dlr.de
trum für Diabetesforschung e. V. klärt auf über Di- WWW.WISSENSCHAFT-IM-DIALOG.DE
WWW.MS-WISSENSCHAFT.DE
abetesforschung und -prävention, das Deutsches Informationen, Tourenplan und Anmeldung für Schulklassen
Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemein- für einen Besuch auf der MS-Wissenschaft
schaft informiert über Prävention von Darm-, Brust-, WWW.MAINAU-ENTDECKUNGEN.DE
Informationen und Anmeldung für Schulklassen:
Gebärmutterhals- und Lungenkrebs. Um Gesund- Tel.: 07531-303-0 (Insel Mainau)
heitsforschung rund um die fünf Sinne geht es im Schülergruppen mit Lehrkräften haben bei vorheriger An-
Pavillon der Fraunhofer Gesellschaft zur Fördrung meldung ihres Ausstellungsbesuches kostenlosen Eintritt
auf die Insel!
AUTORIN der angewanden Forschung e.V.: Von künstlicher
Fotos: Gabriel Triad
WWW.STAEDTE-IM-WISSENSCHAFTSJAHR.DE
Ruth Ndouop-Kalajian ist Haut, über kabellose Sehprothesen, Imaging-Tech- WWW.LEHRER-ONLINE.DE/MAINAU-AUSSTELLUNG-GESUND-
Diplom-Pädagogin und nologie und Hörtechnik, zuckerfreie Lebensmittel HEIT-2011.PHP
Pädagogisches Begleitmaterial von Lehrer-Online zur Aus-
Redakteurin mit Schwer- bis zur Vakuumexpansion als Verpackungstechnik stellung „Entdeckungen 2011: Gesundheit“ auf der Insel
punkt Kindheit und Schule. für Lebensmittel reichen die spannenden Exponate. Mainau
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