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     Die Zeitung zum Thema Urheberrecht                                                                Herausgegeben von ProLitteris, SSA, SUISA, SUISSIMAGE, SWISSPERFORM


                                                                                                                                              EDITORIAL
         «Kreativität ist nun mal kein                                                                                                   Urheberwasbittesehr?

             ‹Nine-To-Five›-Job»                                                                                                         Am Anfang steht eine Idee. Die Idee
                                                                                                                                         entsteht im Kopf eines Menschen,
                                                                                                                                         vielleicht in deinem. Du nimmst sie
                                                                                                                                         und gestaltest daraus etwas Einmali­
                                                                                                                                         ges, Kreatives, Kunstvolles, kurz: Du
                                                                                                                                         schaffst ein Werk. Und weil dieses
                                                                                                                                         Lied, dieser Text, diese Zeichnung so
                                                                                                                                         einmalig ist, gehört das Werk dir. Du
                                                                                                                                         allein bestimmst, was mit ihm ge­
                                                                                                                                         schieht. Du kannst es publizieren, vor­
                                                                                                                                         tragen, in der Schublade einschliessen
                                                                                                                                         oder zerstören. Dieses gesetzlich gere­
                                                                                                                                         gelte Privileg heisst Urheberrecht.
                                                                                                                                             Ist dein Werk einmal herausge­
                                                                                                                                         bracht, dann wird es von anderen
                                                                                                                                         Menschen gehört, gelesen, gesehen,
                                                                                                                                         berührt. Sie dürfen für ihren privaten
                                                                                                                                         Gebrauch Kopien herstellen, das Werk
                                                                                                                                         fotografieren oder zu Hause nachsin­
                                                                                                                                         gen. Auch die Schule darf – im Rah­
                                                                                                                                         men gesetzlicher Grenzen – urheber­
                                                                                                                                         rechtlich geschützte Werke nutzen.
                                                                                                                                             Als Urheber bestimmst du über
                                                                                                                                         dein Werk. Niemand darf es ohne dei­
                                                                                                                                         ne Zustimmung verändern, aufführen,
                                                                                                                                         vervielfältigen oder ausstrahlen. Wenn
Der Schweizer Rapper und                  «Das Erste und Wichtigste ist immer      beigetreten. Dabei ging es ihm nicht                  es jemand nutzt, kannst du eine Bezah­
                                          die Idee», antwortet Stress auf die      ums Geld, sondern um den Schutz sei­                  lung verhandeln. Oder du kannst dies
Schauspieler Stress kann                                                           ner künstlerischen Arbeit. Die vielen                 einer Organisation überlassen, die viele
                                          Frage, ob zuerst der Text oder die
von seiner Musik leben.                   Musik zu seinen Songs entstehe. Er       kostenlosen Downloads aus dem In­                     Künstler vertritt: einer Urheberrechts­
Er erzählt, wie seine Songs               findet das Urheberrecht für die Kul­     ternet hätten das Business verändert.                 gesellschaft. Sie sorgt dafür, dass du als
                                          turschaffenden sehr wichtig, darüber     Als Musiker in der Schweiz von der                    Urheberin fair bezahlt wirst.
entstehen und was ihm das                 werde viel zu wenig diskutiert. Der      Musik zu leben, sei entsprechend hart,                    Geistiges Eigentum, und darum
Urheberrecht bedeutet.                    Lausanner aus Estland ist der SUISA      sagt Stress. Er hat es trotzdem ge­                   geht es, braucht wie Sacheigentum
                                          schon ganz zu Beginn seiner Karriere     schafft.                    Seite 6/7                 einen angemessenen Schutz. Mit den
                                                                                                                                         Informationen in dieser Zeitung kannst
                                                                                                                                         du dir ein eigenes Bild machen. Damit
                                                                                                                                         du über deine Rechte und jene deiner
                                                                                                                                         Idole Bescheid weisst.
                                                                                                                                                          Die Herausgeberinnen


                                                                                                                                          respect ©opyright!
                                                                                                                                          Schulveranstaltung zum
                                                                                                                                          Thema Urheberrecht
                                                                                                                                          Wie kommen Kunstschaffende zu
                                                                                   ARTWORK SQUARE.CH




                                                                                                                                          ihrem Lohn? respect ©opyright!
                                                                                   © WDSMPS




                                                                                                                                          vermittelt auf lustvolle Art Informa-
Anna Luif                                 Downloaden                               Leistungsschutzrechte                                  tionen zum Thema Urheberrecht.
                                                                                                                                          Bekannte Künstler wie Greis erzäh-
Die Zürcher Filmerin weiss aus eige­      Das Herunterladen von Musik, Texten      Die Interpreten von Werken – Schau­
                                                                                                                                          len aus ihrem Alltag. Auch in eurer
ner Erfahrung, was passiert, wenn man     und Filmen aus dem Internet ist weit­    spieler, Sängerinnen und Musiker –
                                                                                                                                          Schule. Mehr dazu unter
einen bekannten Song verändern und        verbreitet. Das bleibt nicht ohne Fol­   haben keine Urheberrechte, dafür so­
                                                                                                                                          c www.respectcopyright.ch
in einen Film einbauen will. 	        	   gen für die Kulturbranche.               genannte Leistungsschutzrechte.
                                                                                                                                          c siehe auch Seite 16
	                             Seite 14                                Seite 10                                        Seiten 2, 3, 6/7
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                 Gedanken, Ideen und                                                                                      Werke
Texte, Bilder, Songs oder Filme – dahinter                                                                                                 Auguste Rodin schuf seinen
                                                                                                                                           «Denker» um 1880. Die Skulptur
steckt viel menschliche Gedankenarbeit.                                                                                                    zählt zu den wichtigsten Werken des
Ohne schöpferische Leistung gäbe es                                                                                                        französischen Bildhauers.
keine solchen Werke. Deshalb geniessen
die Urheberinnen und Urheber einen                                                                                                                                 Nutzung ihrer Leistungen oder
besonderen Schutz.                                                                                                                                                 Werke finanziell beteiligt sein.
                                                                                                                                                                   Mit anderen Worten: Schöpfe­
                                                                                                                                                                   rische Tätigkeit und geistige
                                                                                                                                                                   Leistungen sollen einen Wert
(lde) Eigentum hat in der west­         sich aber sehr vie­                                                                                                        haben.
lichen Welt einen hohen Stel­           le Gedanken macht                                                                                                              Nicht immer ist es einfach,
lenwert. Ein Haus, ein Auto,            und diese Gedanken                                                                                                         eine Trennlinie zu ziehen – zu
ein Fahrrad, ein Tisch – die            zum Beispiel als Ge­                                                                                                       entscheiden, ob es sich um ein
Jurist/innen sprechen von               schichte aufschreibt,                                                                                                      «Werk» handelt oder nicht.
Sacheigentum. Persönliches              dann entsteht etwas                                                                                                        «Drei Bedingungen muss ein
Eigentum darf einem niemand             Individuelles», sagt                                                                                                       Werk erfüllen», erklärt Sandra
ohne Grund wegnehmen. Die               Sandra Künzi. Eine                                                                                                         Künzi. Erstens müsse es sich
Bundesverfassung garantiert             Geschichte ist un­                                                                                                         um eine geistige Schöpfung
das Eigentum in der Schweiz.            trennbar mit der Person                                                                                                    handeln. Zweitens müsse ein
     Aber kann eine Person              verbunden, die sie auf­                                                                                                    Werk grundsätzlich zur Lite­
auch etwas besitzen, was man            geschrieben hat. Eine Ge­                                                                                                  ratur und Kunst zählen – doch
nicht berühren kann? «Ja und            schichte ist das Produkt einer                                                                                             das ist ein weites Feld. Der
Nein», sagt Sandra Künzi, die           geistigen Tätigkeit. Und weil                                                                                              materielle Wert des Werkes
als Fürsprecherin im Kanton             diese Person Anspruch hat                                                                                                  spielt dabei überhaupt keine
Bern tätig ist. «Luft kann nie­         auf ihren eigenen Text, spricht                                                                                            Rolle. Mehr zu reden gebe
mand nur für sich beanspru­             man von geistigem Eigentum.                                                                                                hingegen das dritte Kriterium,
chen. Das brauchen alle zum                                                                                                                                        sagt Sandra Künzi. Das Gesetz




                                                                                                                                              Foto: Beat Meister
Atmen.» Schwieriger ist es              Geistige Leistungen                                                                                                        schreibe für ein urheberrecht­
mit Ideen und Gedanken. Be­                                                                                                                                        lich geschütztes Werk nämlich
sitzt zum Beispiel ein Mensch
                                        sollen etwas wert sein                                                                                                     einen individuellen Charakter
seine eigenen Gedanken? «Je­            Einen Text schreiben, ein Bild                                                                                             vor. Man könnte auch von Ori­
der Mensch darf denken, was             malen, ein Lied komponieren,                                                                                               ginalität sprechen. Insbeson­
er will. Oft haben Menschen             einen Film drehen – das alles                                                                                              dere bei Fotografien habe das
aber auch die gleichen Gedan­           sind geistige Leistungen. Ohne          heberinnen – so werden die        dafür aber sogenannte Leis­                      in den letzten Jahren immer
ken», erläutert Sandra Künzi.           Autoren und Malerinnen, ohne            Schöpfer/innen von Werken         tungsschutzrechte [c Seite 3].                   wieder zu Diskussionen ge­
Deshalb könne auch niemand              Komponistinnen, ohne Dreh­              genannt – profitieren deshalb     Interpret/innen haben, wie                       führt [mehr zu diesem Thema
für sich beanspruchen, einen            buchautoren und Regisseu­               von einem besonderen Schutz       auch die Urheber/innen, An­                      unter c www.hep-verlag.ch].
Gedanken alleine gehabt zu              rinnen gäbe es keine solchen            durch das Urheberrecht.           recht auf eine Entschädigung,                    Ob ein individueller Charakter
haben. «Wenn ein Mensch                 Werke. Die Urheber und Ur­                  Die Urheberinnen und          wenn ihre Leistungen bzw.                        vorliege, lasse sich letztlich
                                                                                Urheber können ein paar we­       Werke genutzt werden. Sie                        nur im konkreten Fall ent­
                                                                                sentliche Rechte für sich in      sollen an der wirtschaftlichen                   scheiden.
                                                                                Anspruch nehmen. Sie allein
                                                                                dürfen beispielsweise entschei­
         Geistiges Eigentum                                                     den, ob und wann ein Werk

         (lde)Das geistige Eigentum – von den Jurist/innen auch
                                                                                zum ersten Mal veröffentlicht
                                                                                wird und wie dieses genutzt
                                                                                                                    Privilegierte
         als Immaterialgüterrecht bezeichnet – umfasst zwei Be-                 werden darf. Auch haben sie         Schulen
 reiche: das Urheberrecht und die verwandten Schutzrechte ei-                   das Recht, im Zusammenhang
 nerseits und die gewerblichen Schutzrechte andererseits.                       mit dem Werk genannt zu wer­
                                                                                den: Schöpfer/in und Werk
                                                                                                                                                                                                  Foto: iStockphoto.com, Michael Jung




 Während das Urheberrechtsgesetz Werke der Literatur und
 Kunst, Computerprogramme sowie Leistungen der ausübenden                       gehören zusammen. Ebenfalls
 Künstler/innen, Produzent/innen und Sendeunternehmen schützt,                  zu den fundamentalen Rechten
 haben die gewerblichen Schutzrechte zum Ziel, geistige Leistun-                der Urheberinnen und Urheber
 gen in Zusammenhang mit Innovation und wirtschaftlicher Tä-                    zählt, dass ihr Werk nicht ein­
 tigkeit zu schützen. Zu den gewerblichen Schutzrechten zählen                  fach zerstört werden darf.
 unter anderem Patent-, Marken- und Designrechte. Sie werden                        Musiker/innen und Schau­
 auch Registerrechte genannt, weil sie, anders als die Urheber-                 spieler/innen schaffen keine
 rechte, nur durch einen Eintrag in die entsprechenden Register                 Werke, sondern interpretieren     Lehrerinnen und Lehrer dürfen – zumindest beim Urheber- und
 entstehen.                                                                     die Werke anderer. Sie haben      Leistungsschutzrecht – Dinge tun, die anderen Personen nicht
 c Weitere Infos: Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum: www.ige.ch   deshalb keine eigenen Urhe­       erlaubt sind. Dasselbe gilt auch für Schülerinnen und Schüler.
                                                                                berrechte an ihren Leistungen,
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                                                                                   Schwieriger                                                                                                                                   Kein ewiger
                                                                                                                                                                                                                                   Schutz
                                                                                   Balanceakt
    Ein Komponist weigert sich, für das konsumierte                                                                                        (lde) Auch nach dem Tod eines
    Zuckerwasser zu bezahlen. Ein Streit mit urheber-                                                                                      Urhebers oder einer Urhebe­
    rechtlichen Folgen.                                                Das Urheberrecht muss verschiedene                                  rin bleibt das Urheberrecht an
                                                                                                                                           einem Werk bestehen. Aber
                                                                       Interessen unter einen Hut bringen –
    (lde) Die Stimmung im Pariser Café­Concert Ambassa­                                                                                    nicht für ewig. In den meis­
    deurs war entspannt. Das Orchester spielte, und die Gäste          eine äusserst schwierige und                                        ten Ländern, so auch in der
    vergnügten sich bei Speis und Trank. Unter ihnen war               konfliktreiche Aufgabe.                                             Schweiz, erlischt es siebzig
    auch Ernest Bourget, ein bekannter Chanson­Komponist.                                                                                  Jahre nach dem Tod des Urhe­
    Zusammen mit einem Kollegen trank er Zuckerwasser,                                                                                     bers oder der Urheberin.
    ein Luxusgetränk jener Zeit. Als der Kellner einkassieren                                                                                   Ursprünglich war im Rah­
    wollte, weigerte sich Bourget, die Rechnung zu beglei­             (lde) Das Urheberrecht muss            Doch die Regale der Bib­     men der «Berner Übereinkunft
    chen. Seine Begründung: Das Orchester habe wiederholt              nicht nur auf die Ansprüche        liotheken sind voll von urhe­    zum Schutz von Werken der
    – und ohne dafür zu bezahlen – seine, Bourgets, Musik              der Urheberinnen und Urhe­         berrechtlich geschützten Wer­    Literatur und Kunst» von 1886
    gespielt.                                                          ber Rücksicht nehmen, son­         ken. Haben die Urheberinnen      eine Schutzdauer von fünfzig
         Der Streit wurde vor Gericht ausgetragen. Und                 dern auch auf die Interessen       und Urheber nun Anrecht auf      Jahren vorgesehen. Die Idee
    Bourget bekam recht. Am 8. September 1847 verbot das               der Allgemeinheit. Oft besteht     eine Entschädigung, wenn ihre    dabei war, dass neben dem
    Tribunal de Commerce de la Seine dem Wirt, Stücke                  hier ein Spannungsfeld. Auch       Werke ausgeliehen werden?        Urheber oder der Urheberin
    des Komponisten ohne dessen Einwilligung zu spielen.               die Erklärung der Menschen­        Wessen Interessen sind höher     auch noch die Nachkommen
    Später erhielt Bourget auch Schadenersatz zugesprochen             rechte der UNO von 1948            zu gewichten?                    der zwei nachfolgenden Gene­
    – der Wirt musste ihm nachträglich eine Vergütung zah­             spiegelt diesen Grundkonflikt.                                      rationen vom Urheberrechts­
    len.                                                               In Artikel 27 des Dokuments        Auch das eidgenössische Par­     schutz profitieren können.
         Beflügelt durch diesen Erfolg, schlossen sich Bour­           ist festgehalten, dass jeder       lament musste eine Antwort       1993 passte die EU die Frist
    get, zwei weitere Komponisten und ein Verleger 1850                Mensch freien Zugang zu In­        auf diese Frage finden. Die      den veränderten Bedingungen
    zusammen, um die Aufführungsrechte an ihren Musik­                 formation und Kultur haben         Schweizer Parlamentarier/in­     – etwa der höheren Lebenser­
    werken gemeinsam zu verwalten. Sie legten damit den                soll, dass aber auch die geisti­   nen wählten den Kompromiss:      wartung – an und erhöhte die
    Grundstein für die «Société des Auteurs, Compositeurs et           gen und materiellen Interessen     Wenn Bücher oder DVDs ge­        minimale Frist für ihre Mit­
    Editeurs de Musique» (SACEM), die älteste Gesellschaft             der Urheber/innen zu schützen      gen Entgelt vermietet werden,    gliedsländer auf siebzig Jahre.
    der Welt für die kollektive Verwertung von Urheberrech­            sind [c www.humanrights.ch/        so haben die Urheberinnen und    Mehr zu diesem Thema unter
    ten an Musik.                                                      home/?idcat=7].                    Urheber Anspruch auf eine        c www.hep-verlag.ch
         Bereits 1777, also noch vor der Französischen Re­                  Ein gutes Beispiel für        Vergütung. Keine Entschädi­
    volution, wurde in Paris die «Société des Auteurs et               dieses Spannungsfeld sind          gung bekommen sie hingegen,
    Compositeurs Dramatiques» (SACD) gegründet, um den                 die öffentlichen Bibliotheken.     wenn der Verleih – wie in den
    Anliegen der Autoren und Dramatiker zum Durchbruch                 Über sie sollen Menschen           meisten öffentlichen Biblio­
    zu verhelfen.                                                      freien Zugang zu Kultur und        theken – kostenlos ist. Andere
                                                                       Wissen erhalten – unabhängig       Länder, so Deutschland oder
                                                                       von ihren finanziellen Mög­        Österreich, haben sich für an­
                                                                                                                                           © Succession Giacometti/2010, ProLitteris Zurich. Foto: Keystone, Sotheby’s Handout




                                                                       lichkeiten und ihrer Bildung.      dere Lösungen entschieden.
                                                                       Dank Bibliotheken sollen ins­      Dort werden die Urheberinnen
                                                                       besondere Kinder und Jugend­       und Urheber auch für die in
                                                                       liche gleiche Bildungschancen      Bibliotheken kostenlos ausge­
                                                                       haben.                             liehenen Werke entschädigt.


   Das Copyright-Zeichen
                                                                               Leistungsschutzrechte
Auf nahezu allen Büchern und Musik-CDs ist es                                  (verwandte Schutzrechte)
zu finden – das kleine ©. Aber was bedeutet das                                  (lde) Im schweizerischen Urheberrechtsgesetz (URG) sind
Copyright-Zeichen eigentlich?                                                    nicht nur die Urheberrechte geregelt, sondern auch die
                                                                        sogenannten Leistungsschutzrechte (auch verwandte Schutz-
(lde) Der Begriff «Copyright»      wie der «Berner Übereinkunft         rechte genannt). Um ein Werk hör- oder sichtbar zu machen, sind
stammt aus dem angelsächsi-        zum Schutz von Werken der Li-        neben der Person, die das Werk geschaffen hat, oft weitere Per-
schen Raum. Er steht in diesen     teratur und Kunst» von 1886 ist      sonen nötig: Interpret/innen (z. B. Sänger/innen, Musiker/innen,
Ländern für das, was wir bei uns   es in vielen Ländern zu einer An-    Schauspieler/innen), Produzent/innen von Ton- und Tonbildträ-
als Urheberrecht bezeichnen.       näherung des Rechts gekommen.        gern (z. B. Musik- und Filmproduktionsunternehmen) oder Sende-     Die Werke des bekannten
Copyright und Urheberrecht ha-     So entstehen Urheberrechte           unternehmen. Ihnen stehen Leistungsschutzrechte zu. Konkret        Bündner Künstlers Alberto
ben sich in Amerika und Europa     heute auch in Amerika grund-         erhalten sie unter anderem Entschädigungen, wenn ihre Darbie-      Giacometti, der 1966 starb und
geschichtlich anders entwickelt.   sätzlich automatisch, sobald ein     tungen, Aufnahmen und Sendungen durch Dritte genutzt werden,       dessen Porträt auf unserer
So war zum Beispiel bis 1989 in    Werk entstanden ist. In Europa       etwa wenn in einer Bar Hintergrundmusik oder der Fernseher         Hunderternote abgebildet ist,
den USA ein Copyright-Hinweis      war das Anbringen des © nie          läuft. In der Schweiz nimmt SWISSPERFORM diese Rechte wahr.        sind ab 1. Januar 2037 nicht
zwingend erforderlich. Dank        eine rechtliche Voraussetzung                                                                           mehr durch das Urheberrecht
internationalen Vereinbarungen     für urheberrechtlichen Schutz.                                                                          geschützt.
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          Musical: Einheit von Musik, Tanz und Theater
Rahel Senn hat es geschafft: Als Ab-
schlussarbeit an der Kantonsschule hat
sie ihr eigenes Musical zur Aufführung
gebracht. So kompliziert das Unterfangen
war, aus urheberrechtlicher Sicht
war es viel einfacher als die schweizer-
deutsche Version von «Grease», die
Monika Bühlmann mit ihren Tanzschülern
auf die Beine gestellt hat.



(nis) «Totaler Wahnsinn» – so     wenn sie sich diesmal bei der
der Titel des ersten eigenen      Choreografie und beim drama­
Musicals von Rahel Senn. Sie      turgischen Aufbau von Profis
war gerade mal 18 Jahre alt,      helfen liess, war auch diese
als sie im Rahmen ihrer Ma­       Produktion «totaler Wahn­
turaarbeit zusammen mit ihren     sinn».




                                                                                                                                                                                  Foto: Andreas Isenegger
Mitschülerinnen und Mitschü­          Die Urheberrechte an bei­
lern das Stück einstudierte.      den Musicals liegen bei der
Nicht nur die Musik und die       mittlerweile dreiundzwanzig­
Liedtexte stammen von Ra­         jährigen Zürcherin. Jedes Mal,
hel Senn, sie übernahm auch       wenn eines ihrer Werke auf­
gleich die Regie und die ganze    geführt wird oder jemand die          Ein fantasiereicher Mix aus «Harry Potter» und «Herr der Ringe»: In Rahel Senns zweitem Musical
Produktionsarbeit.                CD mit dem Soundtrack kauft,          «Sanskaja» müssen sich friedliche Elfen gegen eine böse Macht behaupten.
     Heute studiert Rahel Kom­    erhält sie eine kleine Entschä­
position und Klavier in Zürich    digung. Und wer weiss, viel­
und arbeitet an ihrem ersten      leicht kommt im Laufe der             Nachspielen ist nicht                  Produzent/innen, Regisseur/       Produktion, nicht zu verglei­
Roman [c Seite 5]. Auch ein       Jahre einmal so viel zusam­                                                  innen oder Lehrer/innen ein       chen mit den internationalen
zweites Musical, «Sanskaja»,      men, dass sie sagen kann, der
                                                                        immer einfacher                        bereits bestehendes Werk,         Tourneetruppen, die ganze
hat sie inzwischen getextet       Aufwand habe sich nicht nur           Dass jemand ein Musical von            das sie mit ihrer Truppe, oder    Sportstadien mit Publikum
und komponiert. Es wurde im       für ihr Selbstbewusstsein ge­         A bis Z selbst auf die Beine           eben mit ihren Schülern und       füllen.
Sommer 2009 im Volkshaus          lohnt, sondern auch finanziell.       stellt, kommt nur sehr selten          Schülerinnen, erarbeiten und           Noch vor den ersten Pro­
Zürich uraufgeführt. Selbst                                             vor. Meistens suchen sich die          aufführen können. Damit           ben ging es also darum, die
                                                                                                               hat die Tanzlehrerin Monika       Aufführungsrechte einzuho­
                                                                                                               Bühlmann schon einige Erfah­      len. Monika Bühlmann hatte
                                                                                                               rungen gesammelt. Das erste       es insofern einfach, als die
                                                            Eine Bearbeitung war beispielsweise                Musical, das sie mit ihren 10­    Firma, die die Rechte der Au­
        Cover und Bearbeitung                               die berühmte Interpretation der amerika-           bis 16­jährigen Schüler/innen     toren und Komponisten des
         (nis) 1600 Versionen des                            nischen Nationalhymne «The Star-                  einstudierte, war «Grease»,       Musicals verwaltet, auch No­
         Beatles-Songs «Yester-                                Spangled Banner» durch den Rock-                eine rockige Liebesgeschichte,    ten, Texte und eine CD mit
         day» wurden im Laufe                                  gitarristen Jimi Hendrix am Woodstock-          die vor allem in der Filmver­     dem Soundtrack ohne Gesang
 der Jahre veröffentlicht, auf                                  Festival 1969. Die verzerrten Klänge           sion von 1978 mit John Tra­       liefern konnte. Trotzdem hatte
 2600 bringt es George Gersh-                                    seiner Version erinnern an den Kampf-         volta weltberühmt wurde. Für      Monika Bühlmann noch viel
 wins «Summertime», und dabei                                    lärm auf einem Schlachtfeld. Auch             die Aufführung von «Grease»       zu tun, bis das Stück mit Ku­
 sind Ausschnitte und Bearbei-                                    eine Verfilmung oder Übersetzung             mit ihren Tanzschüler/innen,      lissen, Kostümen, Licht und
 tungen auf DJ-Samplern noch                                                 eines Romans stellt eine Be-      die auch singen und spielen       Choreografie endlich bereit
 nicht einmal eingerechnet. Erfolg                                          arbeitung dar, zu der die Au-      mussten, erarbeitete Monika       zum Proben war.
 fand schon immer viele Nachah-                                             torin oder der Autor ihr Einver-   Bühlmann eine gekürzte Fas­            Auch für die Übersetzung
 mer. Solange man sich beim Nach-                                          ständnis geben müssen.              sung auf Schweizerdeutsch,        brauchte es die Erlaubnis der
 spielen strikte an die Vorlage hält – man                                 Und selbstverständlich hat der      eine sogenannte Bearbeitung,      ursprünglichen Urheber. Dafür
 spricht dann von einer Coverversion –,                                    Urheber für die Nutzung des         deren Texte sie selbst verfasst   gilt Bühlmanns Dialektversion
 ist das auch völlig o.k. Wer das Original                                Werkes in allen Formen An-           hatte [c Box Cover und Be-        jetzt als «Werk zweiter Hand»,
 jedoch stark verändert, muss dafür die                                   spruch auf Entgelt. Wenn also        arbeitung]. Das Stück wurde       das wiederum urheberrecht­
                                                        Fotos: Keyston
 Erlaubnis des ursprünglichen Kompo-                                   e seine Komposition in einer Co-        öffentlich und gegen Eintritts­   lich geschützt ist. Sie bekäme
 nisten oder der Komponistin einholen. In solchen                        verversion auf CD gepresst oder       geld aufgeführt, also weder an    sogar Tantiemen, wenn je­
 Fällen spricht man nicht von einer Coverversion,   live aufgeführt wird, erhält er dafür Entschädi-           einer Schule noch in privatem     mand diese Fassung für eine
 sondern von einer Bearbeitung.                     gungen.                                                    Rahmen und auch nicht gratis.     eigene Adaption des Musicals
                                                                                                               Trotzdem war es eine Mini­        benutzen würde.
5


                                               Jahrelang
                                            schrieb ich wie
                                           ein wildes Tier …
                                                           von Rahel Senn

                                        «Man wird als                                     tor geboren wür­
                                        Autor geboren»,                                   de; die Autoren­


                                                                                                                Das Urheberrecht
                                        sagte mir ein­                                    krankheit lautet
                                        mal ein Autoren­                                  Schreib manie,




                                                                                                                                                                                                                   Foto: Keystone, Gaetan Bally
                                        freund, und ich                                   und sie macht ei­


                                                                                                                macht vor Clubs nicht halt
                                        habe diese Aus­                                   nen immun ge­
                                        sage nicht ver­                                   gen Rückschlä­
                                        standen, bis ich                                  ge, die einen auf
                                                                                     Foto: Schafak Ünal




                                        mich eines Tages                                  dem Weg zum
                                        gefragt habe, was                                 Beruf erwarten.
                                        eigentlich mit mir                                    Die Frage,      Mit 17 fingt sie an, Platten aufzulegen. Heute ist DJ Tatana eine der erfolgreichsten DJs der Schweiz.
                                        los sei; jahrelang                                die ich immer
                                        schrieb ich wie ein wildes Tier,   wieder zu hören bekom­
                                        verbrachte ich jeden Tag zig       me, wenn ich sage, dass ich        Zu einer anständigen Party gehört ein DJ!                              sie die Songs eintragen, die
                                        Stunden mit dem aufgeschla­        an einem umfangreicher­                                                                                   sie am Abend gespielt haben.
                                        genen Laptop in einem Café         en Text arbeite, lautet: «Und
                                                                                                              Und zu jedem DJ gehört eine anständige                                 Denn klar rechnen auch die
                                        (und ich tue es immer noch!),      wann kommt das Buch in             CD-Sammlung oder, besser noch, ein gut                                 grossen Clubs mit der SUISA
                                        ohne ein Buch hervorgebracht       die Läden?» Alle wollen das        bestückter iPod.                                                       ab. «Schliesslich sollen die
                                        zu haben.                          Buch – das Werk einer Autorin                                                                             Musiker etwas davon haben,
                                             Drei dreihundertseitige Ma­   – sehen, aber niemand würde                                                                               wenn ihre Songs beim Publi­
                                        nuskripte habe ich bereits ver­    denken, dass der Prozess vom                                                                              kum ankommen», findet Splitt.
                                        worfen – jedes Mal wars, als       Geschichtenerfinden bis zum        (nis) DJ Splitt* bringt immer     richtsstunde – da gilt die Mu­       Die Entschädigung richtet sich
                                        ob ich meinen besten Freund        verkäuflichen Exemplar Jahre       ein paar alte Vinyl­Scheiben      sik bekanntlich als Lehrmittel       nach den Eintrittspreisen und
                                        zu Grab begleitet hätte –, und     dauern kann (wenns ein Best­       mit, wenn er auflegt. Statt auf   und fällt unter den reduzierten      nach der Anzahl Gäste, die die
                                        ich bin mir nicht sicher, ob       seller werden soll, sowieso!).     dem iPod hat er seine Songs       Schultarif [c Seite 2].              Veranstaltung besucht haben.
                                        mein viertes Manuskript gut            Ein Verlag lässt sich wohl     auf einer externen Festplatte         «Eine Schülerdisco kann          So steuert der Veranstalter
                                        genug sein wird, um als Buch       suchen – bestimmt gibt es eine     gespeichert. Er sorgt min­        man mit einem Dorffest ver­          an so einem Abend für jeden
                                        auf den Markt zu kommen. Ich       Handvoll Hobbyschreiber, die       destens einmal im Monat an        gleichen, an dem ja oft Musik        Clubbesucher und jede Be­
                                        habe das Glück, in einem ge­       ihre Texte mit parfümierten        irgendeinem Fest dafür, dass      zum Tanz gespielt wird», er­         sucherin etwa einen Franken
                                        standenen Autor einen treu­        Sammelbriefen an alle Verla­       auch die Faulsten abtanzen.       klärt Splitt. «Dafür gibt es bei     zum Einkommen der Kom­
                                        en Freund gefunden zu haben,       ge schicken, die sich im Han­      «Seit man die Songs aus dem       der SUISA Pauschaltarife, die        ponist/innen und Musiker/
                                        der meine Schriftstellerkarri­     delsregister finden lassen, und    Internet herunterladen kann,      von der Website der Verwer­          innen bei. «Für den einzelnen
                                        ere mit gnadenlos kritischem       darauf warten, ihren Buchtitel     ist das DJing einfacher gewor­    tungsgesellschaft herunterge­        Musiker ist das nicht viel, aber
                                        Auge mitverfolgt und mir hilft,    auf der Bestsellerliste zu lesen   den», findet er, «ein Taschen­    laden werden können.» Auf            je mehr Leute zu seiner Musik
                                        den Weg zu finden, den man         –, aber in den wenigsten Fäl­      PC und anständige Boxen ge­       dieser Site finden die professi­     tanzen, desto mehr Geld läp­
                                        als zukünftige Buchautorin zu      len finden. Wenn ein Roman         nügen.» Trotzdem ist ihm eine     onellen DJs Listen, auf denen        pert sich zusammen.»
                                        beschreiten hat. Es ist ein ver­   oder eine Erzählung Substanz       gute Musikanlage lieber als
                                        dammt harter Weg! Und seit         hat, kommen die Verlage, die       die transportable Miniaturaus­
                                        ich ihn gegangen bin, verstehe     für gewöhnlich «keinen Platz       rüstung: «Wenn ich zwischen
                                        ich, was er damals gemeint hat,    mehr für neue Autoren haben»,      Platten, CDs und MP3­Player                 Die Künstler/innen nicht
                                        als er sagte, dass man als Au­     von selbst.                        abwechseln kann, habe ich
                                                                                                              mehr Möglichkeiten, auf die
                                                                                                                                                          vergessen
                                                                                                              Leute einzugehen.» Und das                  (nis) Ob am Turnfest, am Abschlussball, im Tanzkurs, im

                                                     Buchland Schweiz?                                        sei das Wichtigste für einen
                                                                                                              guten DJ – zu spüren, was bei
                                                                                                                                                          Shoppingcenter oder in der Disco: Überall, wo Musik zu
                                                                                                                                                   hören ist, sollten deren Urheber und die Interpret/innen für ihre
                                                                                                              den Gästen gerade ankommt.           Arbeit auch einen Lohn erhalten. Weil aber eine kommerzielle
                                                                                                              DJ Splitt nimmt es mit dem           Veranstaltung etwas anderes ist als ein Quartierfest, unter-
                                                                                                              Musikauflegen sehr genau.            scheiden sich die Entschädigungen, die an den verschiedenen
Foto: iStockphoto.com, David Franklin




                                                                                                              Schon in der Schule erkun­           Anlässen zu bezahlen sind, zum Teil beträchtlich. Auskunft über
                                                                                                              digte er sich bei der SUISA          die verschiedenen Tarife findet man auf der Website c www.
                                         Fast 500 Verlage gibt es in der Schweiz, jährlich erscheinen         nach den rechtlichen Grundla­        suisa.ch oder direkt, über Telefon, bei der Verwertungsgesell-
                                         bei uns 10 000 Titel. Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie klein       gen. Ein Abschlussfest ist halt      schaft. Nichts bezahlen muss man, wenn man unter Freunden
                                         das Land ist. Die Schweiz – ein Paradies für die Schriftsteller/     etwas anderes als eine Unter­        Musik hört, an einem Geburtstagsfest beispielsweise oder an
                                         innen? Mehr zu diesem Thema c www.hep-verlag.ch                                                           einer Hochzeit.
                                                                                                              *Name geändert
6                                                      INTERVEW MIT STRESS



                                  «Das Erste und Wichtigste
                                     ist immer die Idee»




                                                                                                                                                                           Foto: Seb Agnetti
Schon früh wurde der Lausanner Rapper                              eingezogen wird, diese festen     den Inhalt meiner Texte ziem­      Und die Inspiration, woher
                                                                   Vorstellungen machen einen        lich explizit wiedergeben.         kommt die?
Stress (alias Andres Andrekson) Mitglied                           leicht zu einem Gefangenen,                                          Manchmal hat man sie ganz
bei einer Urheberrechtsgesellschaft.                               und neue Ideen entstehen nur      Wie viel in den Videoclips be-     allein, manchmal entsteht sie
Dabei ging es ihm nicht ums Geld.                                  in völliger Freiheit.             ruht auf deinen Ideen, und was     im Team. Es gibt Songs auf
                                                                                                     kommt vom Regisseur?               meinem Album, die länger
                                                                   Wie soll man das verstehen,       Das ist, wie vieles in mei­        als ein Jahr brauchten, bis sie
                                                                   Ideen hat man doch immer,         nem Beruf, immer ein Team­         fertig waren – und diese Zeit
(nis) Was bedeuten die Urhe-      Mal ist es eine Verszeile, zu    sogar im richtigen Gefängnis?     work – nur schon, weil ja          zahlt einem niemand. Aber
berrechte für dich?               der ich die Musik suche, dann    Ich rede hier nicht von Ge­       der Text und die Musik von         Kreativität ist nun mal kein
Das ist ein Thema, über das       wieder habe ich einen Fetzen     danken, sondern von Kre­          mir die Grundlage des Clips        «Nine­to­Five­Job». Die Idee
viel zu selten diskutiert wird.   Musik im Ohr, zu dem die         ativität: Nehmen wir zum          bilden. Wir suchen gemein­         kommt, wann sie will – darum
Aber das Urheberrecht ist sehr    Reime fehlen. Stück für Stück    Beispiel ein Albumcover. In       sam nach möglichen Umset­          muss man einer CD die Zeit
wichtig für uns Kulturschaf­      setzt sich das mit der Zeit      meinem letzten CD­Booklet         zungen. Aber danach lasse ich      geben zu wachsen.
fende. Da nervt es mich, wenn     zu einem Song zusammen –         hat es ein Foto, da liege ich     dem Regisseur freie Hand.
die Leute sich damit heraus­      manchmal auch mit der Hilfe      auf einem Berg von Patronen­
zureden versuchen, dass sie       von Freunden und Kollegen.       hülsen. Sie sehen fast weich
davon keine grosse Ahnung             Das kann auch dann und       aus, wie ein Kissen, und sind
haben. Darum geht es doch         wann heissen, dass man ak­       doch ein Symbol für brutalste
immer im Leben: Man muss          zeptieren muss, wenn keine       Gewalt. Das Bild wirkt sanft              Stress: Sein Weg zum Erfolg
sich eine eigene Meinung bil­     Ideen kommen.                    und vermittelt trotzdem eine
den. Und dazu gehört, dass                                         aggressive Aussage. Denn die               (nis) Der Rapper, Musiker und Schauspieler Stress heisst
man sich über die Dinge in­       Ohne Ideen gäbe es keinen        Idee dahinter wirkt durch den              mit bürgerlichem Namen Andres Andrekson. Er wurde am
formiert. Gedankenlosigkeit       Stress?                          Gegensatz nur umso stärker.        25. Juli 1978 in Estland geboren und kam als Zwölfjähriger mit
ging mir schon immer auf den      Das könnte man so sagen, ja.     Die Idee ist einzigartig, darum    seiner Mutter in die Schweiz, nach Lausanne, wo er zur Schule
Geist – ganz egal, um welches     Man weiss ja nicht, woher die    geht es mir.                       ging und Wirtschaft studierte. Stress ist mit der Schauspielerin
Thema es sich dreht.              Ideen kommen. Aber letztlich                                        Melanie Winiger verheiratet und lebt heute in Zürich und Lau-
                                  sind sie es doch, die den Un­    In der Deutschschweiz ver-         sanne. Er veröffentlichte fünf CDs mit der Hip-Hop-Formation
Was entsteht zuerst: Der Text     terschied zwischen den Men­      stehen allerdings viele deine      Double Pact (1995–2006) sowie vier Solo-Alben: «Billy Bear»
oder die Musik zu deinen          schen ausmachen. Heute gibt      Texte gar nicht. Ist das kein      (2003), «25.07.03» (2005), «Renaissance» (2007) und «Des rois, des
Songs?                            es oft zu viel «mise en forme»   Frust?                             pions et des fous» (2009). 2008 erhielt Stress drei, 2010 weitere
Das Erste und Wichtigste ist      – Verpackung – und zu wenig      Da kann ich nichts dagegen         zwei Swiss Music Awards.
immer die Idee. Alles Weitere     eigene Ideen. Man muss auf­      tun. Aber unter anderem des­       c www.stressmusic.com
durchdringt sich gegenseitig.     passen, dass man da nicht hin­   halb mache ich Videos, die
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Nun aber konkret: Du kom-           Stört es dich, wenn die Leu-      viel kleiner ist. Ich habe ja                      sich eine eigene Meinung bil­      nicht bezahlt. Wenn also die
ponierst, schreibst Texte und       te deine Songs in Internet-       schon lange recht viel Erfolg,                     den – genauso, wie ich das in      Musiker und Filmemacher
trittst ja auch an deinen Kon-      Tauschbörsen downloaden?          aber von meiner Musik leben                        meinen Texten mache.               immer weniger Geld für ihre
zerten auf. Heisst das, die         Es geht ums Prinzip. Es geht      kann ich erst seit etwa drei,                          Klar ist es schwierig für      Arbeit bekommen, werden
SUISA vertritt deine Rechte         darum, dass die Leute be­         vier Jahren.                                       einen Schüler, der vielleicht      sie vielleicht irgendwann halt
als Komponist und Textautor         greifen, dass sie die Künstler        Es gibt im Musikbusiness                       zwanzig Stutz Taschengeld im       etwas anderes machen müssen
und die SWISSPERFORM                nicht unterstützen, wenn sie      ja nicht nur die superreichen                      Monat hat: Soll er sich eine       und keine Zeit mehr haben für
deine Rechte als Interpret?         die Songs im Netz klauen. Am      Stars und die armen tellerwa­                      CD kaufen oder ins Kino ge­        ihre Musik oder die Filme –
Ja. Aber ehrlich gesagt, lasse      Schluss trifft es ja immer die    schenden Bohemiens, son­                           hen? Oder die CD runterladen       weil sie ja schliesslich auch
ich den ganzen Formularkram         Kleinen, die nicht mehr davon     dern auch Menschen, die ganz                       und ins Kino gehen? Oder die       was zu essen brauchen, um zu
mittlerweile von meinem Ma­         leben können. Ehrlich gesagt,     normal von ihrer Arbeit leben                      CD und den Film downloaden         überleben.
nager erledigen. Er schickt die     ist das ziemlich Scheisse mit     wollen. Aber als Musiker in                        und mit den Kollegen eins               Und ja: Was werden die
Stücke ein und trommelt alle        den Downloads. Es gibt eine       der Schweiz von der Musik                          trinken gehen?                     eifrigen Downloader sagen,
Beteiligten zusammen, damit         Veränderung im Business, die      zu leben, ist hart. Es gibt so                         Er muss sich einfach be­       wenn es irgendwann einmal
wir die Anteile, die jeder Ein­                                                                                          wusst sein, was es für Folgen      keine Musik mehr gibt, weil
zelne an so einem Song hat,                                                                                              hat, wenn er für die Musik und     die, die sie machen, sich das
untereinander aufschlüsseln                                                                                              die Filme, die er konsumiert,      nicht mehr leisten können?
können. Dann unterschreiben
wir alle die Formulare, und die
Sache ist für uns erledigt.
                                                                                                                           Vier Fragen an die SUISA
Seit wann lässt du deine Rech-
te schon von der SUISA wahr-
nehmen?                                                                                                                    (nis) Was  verdient ein Künst-   bei der SUISA melden, wenn
Ich habe schon früh beschlos­                                                                                              ler oder eine Künstlerin pro     sie es spielen?
sen, der SUISA beizutreten.                                                                                                verkaufte CD?                    Nur die ganz kleinen pri­
Dabei ging es mir nie ums                                                                                                  Wenn ein Künstler oder           vaten Radiostationen der
Geld, sondern um den Schutz                                                                          Foto: Seb Agnetti     eine Künstlerin alle Songs       Schweiz müssen kein Pro­
meiner künstlerischen Arbeit.                                                                                              auf einer CD selbst kom­         gramm der gespielten Songs
Das sind meine Songs. Ich                                                                                                  poniert hat, dann erhält er      abgeben. Das Geld, das sie
wollte nicht, dass man sie mir                                                                                             oder sie als Urheber/in pro      der SUISA überweisen,
klaut. Heute geht es mir auch                                                                                              verkaufte CD im Schnitt          wird auf die Songs verteilt,
darum, dass diese Einträge          «Kreativität ist nun mal kein ‹Nine-to-                                                etwa 1 Franken 50 für seine      die von den anderen priva­
wie ein Repertoireverzeich­                                                                                                Arbeit. Was die Interpret/in­    ten Radiostationen gespielt
nis funktionieren. Was bei der
                                    Five-Job›. Die Idee kommt, wann sie                                                    nen an einer CD verdienen,       werden. Alle anderen Ra­
SUISA erfasst ist, ist mein         will – darum muss man einer CD die Zeit                                                ist viel schwieriger zu schät­   diostationen sind jedoch
Werk. Wenn ich einen Song           geben zu wachsen.»                                                                     zen – es kommt darauf an,        verpflichtet, der SUISA ein
bei der SUISA einreiche, setze                                                                                             welche Verträge sie mit ih­      Programm zu schicken. Die
ich gewissermassen auch ei­                                                                                                rer Plattenfirma abgeschlos­     SUISA erhält und bearbeitet
nen Schlusspunkt darunter.                                                                                                 sen haben.                       jedes Jahr Programme von
                                    wir nicht kontrollieren können.   viele talentierte Leute. Und                                                          insgesamt rund 60 Radio­
Wie setzt sich dein Einkommen       Und es gibt viele Künstler, die   es stimmt, manchmal ist das                          Wer erhält wie viel, wenn        sendern. Nur so kann sie
zusammen?                           deshalb nicht mehr überleben      wirklich sehr, sehr frustrie­                        ein Song am Radio gespielt       den Komponisten, Textau­
Mehrmals im Jahr wird bei der       können und die Musik höchs­       rend.                                                wird?                            torinnen und Verlegern der
SUISA abgerechnet, und ich          tens noch nebenbei machen.                                                             Wenn ein Song auf einem          weit über 100 000 Songs,
erhalte als Urheber Geld, zum                                         Und wenn eine Band dich co-                          Privatsender wie «Radio          die in der Schweiz im Radio
Beispiel pro verkaufte CD und       Und wie steht’s mit den Han-      vert? Was sollen die tun, damit                      24» läuft, erhalten die Kom­     laufen, Geld für ihre Arbeit
wenn meine Songs am Radio           dyaufnahmen deiner Konzerte,      das nicht illegal ist?                               ponistinnen und Autoren          überweisen.
oder TV gespielt werden. Da­        die man auf YouTube findet?       Also zuallererst sollen sie sich                     jedes Mal etwa 70 Rappen.
für erhalte ich auch als Inter­     Du meine Güte, die sind der­      Mühe geben, dass es dann                             Wenn der Song auf einem          Wie läuft die Abrechnung
pret zusätzlich Geld von der        massen schlecht! Verwackelte      auch gut klingt :­) Ich habe                         SRG­Kanal (wie «Virus»           bei MTV?
SWISSPERFORM. Aber im               Bilder, kaum verständlicher       auch schon Songs von anderen                         oder DRS 3) läuft, erhalten      MTV ist kein Schweizer
Verhältnis bringt das nicht viel    Ton – das kümmert mich nicht      gecovert, das gehört doch zur                        sie dafür etwa 6 Franken 75.     Sender, deshalb gilt für
ein. Das meiste verdiene ich        gross, wenn die auf YouTube       Entwicklung jedes Musikers.                          (Bei der ersten SRG­Aus­         Clips auf MTV das auslän­
als Interpret mit Konzerten         auftauchen. Das ersetzt ja das    Aber klar, wenn jemand einen                         strahlung eines Songs in ei­     dische Gesetz. Bei MTV
und mit dem Verkauf der CDs.        richtige Erlebnis, live dabei     Song von mir veröffentlichen                         nem Halbjahr sind es sogar       Deutschland zum Beispiel
                                    gewesen zu sein, niemals. Sol­    will, braucht es die Erlaubnis                       rund 34 Franken.) Auch die       werden die Urheberrechte
Und was sind deine grössten         che Videos macht man ja nur,      der SUISA, die meine Rech­                           Interpret/innen (Musiker/in­     für die Schweizer Kom­
Ausgaben?                           um damit zu prahlen, dass man     te in diesem Bereich wahr­                           nen und Sänger/innen) erhal­     ponist/innen von unserer
Natürlich auch die Konzerte.        am Konzert war. Und letztlich     nimmt.                                               ten Geld, dies dann von der      deutschen Schwestergesell­
Wir zahlen ja alles selbst: die     ist das sogar Werbung für                                                              SWISSPERFORM. Aller­             schaft GEMA einkassiert.
Mitmusiker, die Bühnentech­         mich.                             Was rätst du den Schülern, die                       dings ist der Betrag nicht so    Die GEMA leitet dann diese
nik, den Transport. Und wenn                                          Musik und Filme im Internet                          einfach zu berechnen, weil       Gelder an die SUISA weiter.
wir eine CD aufnehmen, enga­        Kann man als Musiker in der       herunterladen?                                       viele Faktoren mitspielen.       So erhalten auch die Schwei­
giere ich jedes Mal auch Stu­       Schweiz so reich werden wie       Ich kann ihnen die Entschei­                                                          zer Urheber/innen der Songs
diomusiker, das ist nicht billig.   eine Britney Spears?              dung, was sie machen wollen                          Müssen Radiostationen je-        auf MTV Deutschland einen
Aber das ist eine Investition       Nein, reich werden kann man       und was nicht, nicht abneh­                          des Stück aufschreiben und       Lohn für ihre Arbeit.
für die Zukunft und sichert mir     hierzulande als Musiker kaum      men. Aber ich kann ihnen
meine Unabhängigkeit.               – einfach weil der Markt viel,    Denkanstösse geben, damit sie
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        Technik und Urheberrecht                                                                                              Spezialfall Computerprogramme
                                                                                                                              (lde) Computerprogramme haben im Urheberrecht eine
                                                                                                                               Sonderstellung. Im Prinzip handelt es sich dabei ja nicht
Das Urheberrecht musste immer wieder                                                 auf. Im selben Jahr fand in               um Werke, anders als bei Texten, Bildern, Songs oder Fil-
                                                                                     Deutschland die erste Rund­       men. Trotzdem sind Computerprogramme wie Werke geschützt.
an die technische Entwicklung ange-                                                  funkübertragung eines Inst­       Ein kleiner Unterschied besteht bei der Schutzdauer: Während
passt werden. Zu eigentlichen Entwick-                                               rumentalkonzertes statt. Ra­      Werke der Literatur und Kunst siebzig Jahre über den Tod des
lungssprüngen führten die Erfindung                                                  diopioniere fanden sich auch      Urhebers oder der Urheberin hinaus geschützt sind, beträgt die
                                                                                     in der Schweiz zusammen.          Schutzfrist bei Computerprogrammen nur fünfzig Jahre.
der Schallplatte, die drahtlose Kommuni-                                             1922 nahm in Lausanne der         Die grössten Unterschiede zu den literarischen und künstleri-
kation über Funk die Radio- und Fernseh-                                             dritte öffentliche Radiosender    schen Werken betreffen den Eigengebrauch.
                                                                                     Europas seinen Betrieb auf.
technik.                                                                             In Zürich entstand 1924 die
                                                                                     Radiogenossenschaft Zürich,       Fernsehen im Internet
                                                                                     die auf dem Hönggerberg den       (lde) Damit ein Sender urheberrechtlich geschützte Werke (z. B.
                                                                                     ersten Sender in der deutsch­     Filme oder Songs) senden darf, benötigt er das sogenannte Sen-
                                                                                     sprachigen Schweiz betrieb. In    derecht. Dies gilt auch fürs Schweizer Fernsehen, Radio DRS und
                                                                                     den Zwanzigerjahren wurden        für alle privaten Fernseh- und Radiosender. Firmen, die Program-
                                                                                     im ganzen Land Radiogenos­        me weiterverbreiten und den Konsumentinnen und Konsumenten
                                                                                     senschaften gegründet.            zur Verfügung stellen, müssen über das «Weitersenderecht» ver-
                                                                                          Die Politik musste diesen    fügen. Das betrifft in erster Linie die Kabelnetzbetreiber (z. B. die
                                                                                     neuen Entwicklungen Rech­         Cablecom), aber auch die Swisscom, die mit Bluewin auch Fern-
                                                                                     nung tragen. 1923 trat in der     sehangebote über das Telefonnetz verbreitet. Unter das Weiter-
                                                                                     Schweiz ein neues Urheber­        senderecht fallen ebenso Unternehmen wie Zattoo oder Wilmaa,
                                                                                     recht in Kraft. Dieses schuf      die Fernsehprogramme über das Internet anbieten. Neu kommen
                                                                                     unter anderem die Grundlage       auch drahtlose Netzbetreiber hinzu. Ein Teil der monatlichen Ge-
                                                                                     für die ersten schweizerischen    bühren kommt den Berechtigten gemäss dem schweizerischen
                                                                                     Verwertungsgesellschaften,        Urheber- und Leistungsschutzrecht zugute.
                                                                                     die sich um die Rechte von
                                                                                     Urheberinnen und Urhebern
                                                                                     kümmerten. So schloss etwa        Darf man den Kopierschutz einer DVD
                                                                                     die Gesellschaft für Auffüh­      knacken?
                                                                                     rungsrechte, eine Vorgän­
                                                                                     gerorganisation der heutigen      (lde) Umgeht eine Privatperson für das Herstellen einer gesetzlich
                                                                    Bild: Keystone




                                                                                     SUISA, bereits 1926 mit der       erlaubten Privatkopie einen technischen Kopierschutz, so kann
                                                                                     Radiogenossenschaft Zürich        sie nach schweizerischem Recht dafür nicht belangt werden.
                                                                                     einen Lizenzvertrag ab. Auch      Verboten ist aber das Anbieten und Verbreiten von Vorrichtun-
1877 erfand Thomas Alva Edison den Fonografen – Musik auf-                           gab es damals schon Verträge      gen, mit denen technische Schutzmassnahmen – also etwa der
nehmen war damals nicht ganz so einfach wie heute.                                   mit Musikvereinen, Konzert­       Kopierschutz auf einer DVD – geknackt werden können.
                                                                                     veranstaltern und Kursälen.

(lde)  «Hello» soll das ers­      wieder vor neue Herausforde­
te Wort gewesen sein, das         rungen stellte. Als Musik noch
Thomas Alva Edison aufge­         ausschliesslich im Konzertsaal
nommen und anschliessend          erklang, stellten sich ganz an­                      Der Buchdruck – eine Erfindung mit Folgen
wieder abgespielt hat. Edison     dere Fragen als in der heutigen
hat nicht nur die Glühbirne er­   Zeit mit Rundfunk, Internet                          (lde) Um 1440 revolutionier-                         Johannes
funden, sondern auch den Fo­      und MP3­Playern. Entstanden                          te Johannes Gutenberg mit                            Gutenberg                                          Bilder: iStockphoto.com (Gutenberg: nicoolay; Druck früher: Grafissimo, Druck heute: seraficus)
nografen, mit dem man Töne        ist ein Markt für die Massen­                        der Erfindung der bewegli-
auf einem Wachszylinder           nutzung von urheberrechtlich                         chen Metalllettern und der
speichern und wiedergeben         geschützten Werken.                                  Druckerpresse den Buch-                                Drucken
konnte. Nur kurze Zeit nach                                                            druck. Seine Erfindung er-                              gestern
Edisons Erfindung entwickelte     Pioniere gründen                                     möglichte die «Vervielfälti-                          und heute
der in Amerika tätige Deutsche                                                         gung» von Texten. Wer vorher
Ernst Berliner den Urahnen
                                  Radiogenossenschaften                                ein Buch kopieren wollte,
der Schallplatte. Das Abspiel­    Ende des 19. Jahrhunderts                            musste es abschreiben – eine
gerät für diese Schallplatten,    entwickelten Wissenschaftler                         mühselige      Angelegenheit.
das Grammofon, wurde 1888         in Europa und Amerika die                            Deshalb dachte auch nie-
in Philadelphia präsentiert.      Grundlagen für die drahtlo­                          mand daran, den Autor des
    Auf den ersten Blick haben    se Kommunikation und die                             Originals zu entschädigen.
diese technischen Errungen­       Radio­ und Fernsehtechnik.
schaften nicht viel mit dem Ur­   Kaum war der Grundstein
heberrecht zu tun. Bei näherer    für den Rundfunk gelegt,                             Mehr zu diesem Thema
Betrachtung zeigt sich jedoch,    nahm 1920 in den USA auch                            unter c www.hep-verlag.ch
dass die technische Entwick­      schon die erste kommerziel­
lung das Urheberrecht immer       le Radiostation ihren Betrieb
9


                          Die digitale Technik                                                                                                                                           Bereits vor mehr als zehn
                                                                                                                                                                                     Jahren hat man erkannt, dass
                                                                                                                                                                                     diese neuen digitalen Ent­

                       pflügt die Gesellschaft um                                                                                                                                    wicklungen in den nationalen
                                                                                                                                                                                     Urheberrechtsgesetzen
                                                                                                                                                                                     rücksichtigt werden müssen.
                                                                                                                                                                                                                be­

                                                                                                                                                                                     Zentral ist das sogenannte
                                                                                                                                                                                     On­Demand­Recht. Darunter
Dank Internet, CD- und DVD-Brennern,                                                                                                                                                 versteht man das Recht, der
                                                                                                                                                                                     Öffentlichkeit ein Werk in ei­
MP3-Playern und Handys lassen sich                                                                                                                                                   nem Kommunikationsnetz –
Werke heute beliebig oft und kosten-                                                                                                                                                 etwa über Internet oder Mobil­
günstig kopieren. Dies stellt das Urheber-                                                                                                                                           funknetze – zugänglich zu
                                                                                                                                                                                     machen. Online­Musikshops
recht vor neue Herausforderungen.                                                                                                                                                    beispielsweise sind auf dieses
                                                                                                                                                                                     Recht angewiesen. Sie müssen
                                                                                                                                                                                     sowohl bei den Urheber/innen
(lde) Als 1982 die erste CD      zogen werden. Letzteres kann                                                                                                                        als auch bei den Interpret/in­
mit digital gespeicherter Mu­    legal oder aber auf unerlaubte                                                                                                                      nen und Produzent/innen eine
sik auf den Markt kam, ahn­      Weise geschehen.                                                                                                                                    Lizenz einholen, um mit deren
ten nur wenige, wie rasch                                                                                                                                                            Werken ihr Geschäft betreiben
der neue Tonträger die Vinyl­    Kopieren ohne                                                                                                                                       zu können.
Schallplatte verdrängen wür­
de. Die Ablösung markiert den
                                 Qualitätsverlust
                                                                                                                                                                                     Das Internet als neue
                                                                               Foto: iStockphoto.com, Matt Jeacock




Übergang von der analogen        Gespeichert und kopiert wur­
zur digitalen Welt. Die rasan­   de zwar schon lange. Mit
                                                                                                                                                                                     Drehscheibe
te Entwicklung der digitalen     Tonbandgerät, Kassetten­ und                                                                                                                        Nicht nur Musik und Texte
Technologie und vor allem das    Videorecorder konnte man                                                                                          Eine tabellarische Übersicht      werden übers Internet unter die
Internet haben den Umgang        Musik und Filme aufnehmen                                                                                         über die technische               Leute gebracht. Immer mehr
der Gesellschaft mit Informa­    und Kopien herstellen. Aller­                                                                                     Entwicklung findet sich unter     dient das Web auch zur Ver­
tionen grundlegend verändert.    dings war das recht aufwen­                                                                                       c www.hep-verlag.ch.              breitung von Podcasts, Filmen,
Nutzer/innen und Konsument/      dig, und die Kopien erreichten                                                                                                                      Fernseh­ und Radiosendungen.
innen haben Zugang zu Inhal­     nie die Qualität des Originals.                                                 sich per Mausklick herunterla­    Ländern mit rechtlichen Mit­      Werden Sendungen zeitgleich
ten aus der ganzen Welt. Und     In dieser Hinsicht hat sich                                                     den. An die Stelle der schlech­   teln vorgegangen – und zerr­      auch im Internet angeboten,
diese Informationen können       vieles grundlegend verändert.                                                   ten Kopien von einst sind Klo­    te fehlbare Nutzer/innen vor      so spricht man von «Strea­
auf den eigenen Rechner ko­      Mit digitalen Geräten wie CD­                                                   ne von hoher Qualität getreten.   Gericht. Andererseits entwi­      ming». Wenn Inhalte hinge­
piert und gespeichert werden.    oder DVD­Brennern können                                                        Die Musik­ und Filmindustrie      ckelte sie sogenannte Digital­    gen zeitverschoben und zum
Eine Folge davon ist, dass       Kopien ohne Qualitätsverlust                                                    ist dadurch stark unter Druck     Rights­Management­Systeme         individuellen Gebrauch auf
Musik und Filme zunehmend        in beliebiger Zahl und kos­                                                     geraten. Gegen das Kopieren       (DRM) – bisher allerdings mit     einer Webseite angeboten wer­
nicht mehr im Laden gekauft,     tengünstig produziert werden.                                                   und Downloaden aus illega­        mässigem Erfolg [c www.hep-       den, handelt es sich um «On­
sondern über das Internet be­    Songs aus dem Internet lassen                                                   len Quellen ist sie in einigen    verlag.ch].                       Demand»­Dienstleistungen.




        Privatkopien sind erlaubt                                                                                                                      Im Gegenzug erhalten die
                                                                                                                                                       Urheberinnen und Urhe­
                                                                                                                                                        ber, die Interpretinnen
                                                                                                                                                                                     dern. Sie gelangten mit ihren
                                                                                                                                                                                     Anliegen sogar ans Bundesge­
                                                                                                                                                                                     richt. Das höchste Schweizer
                                                                                                                                                        und Interpreten, aber auch   Gericht gab jedoch den Urhe­
Seit 1992 dürfen Werke für den privaten                                                                                                                 die Produzent/innen und      berrechtsgesellschaften recht.
                                                                                                                                                         Sendeunternehmen eine       Seit 2007 werden auch die
Gebrauch kopiert werden. Im Gegenzug                                                                                                                     Vergütung. In den ers­      digitalen Speichermedien wie
erhalten die Urheberinnen und Urheber                                                                                                                    ten Jahren wurde diese      MP3­Player und Videorecor­
                                                         hulz




und die Inhaber/innen von Leistungs-                                                                                                                      Vergütung nur auf Leer­    der mit eingebauter Harddisc
                                                         , Volkmar Sc




                                                                                                                                                          kassetten erhoben, spä­    erfasst.
schutzrechten eine Entschädigung.                                                                                                                          ter auch auf CD­ und          Die Höhe der Vergütun­
                                                                          ne




                                                                                                                                                            DVD­Rohlingen. Die       gen wird zwischen den Urhe­
                                                             Foto: Keysto




                                                                                                                                                            weitere Anpassung ans    berrechtsgesellschaften und
                                                                                                                                                   digitale Zeitalter, das heisst    Nutzerverbänden periodisch
(lde) Das Problem entstand in    umgehen. Eigentlich war das                                                     CD oder ein Video zum Pri­        die Ausdehnung der Leerkas­       ausgehandelt und durch eine
den 1980er­Jahren: Mit der       Aufnehmen illegal, bis 1992                                                     vatgebrauch auf einen leeren      settenvergütung auf digitale      Schiedskommission geneh­
zunehmenden Verbreitung der      eine Lösung gefunden wur­                                                       Träger zu überspielen. Auch       Speichermedien, hat zu hit­       migt. Seit einiger Zeit treten an
Kassettenrecorder begannen       de: Das Kopieren zu privaten                                                    Familienangehörige und enge       zigen Diskussionen geführt.       die Stelle der MP3­Player ver­
Teenager in grossem Stil die     Zwecken ist erlaubt, aber auf                                                   Freunde dürfen diese Kopi­        Konsumentenschutz­ und Nut­       mehrt Musik­Handys. Auch
im Radio ausgestrahlte Hitpa­    dem Träger oder dem Speicher                                                    en benutzen. Unter keinen         zerorganisationen störten sich    auf diesen Geräten werden Ur­
rade auf Kassette aufzuneh­      ist dafür eine Vergütung ge­                                                    Umständen darf man sie aber       an den in ihren Augen zu ho­      heberrechtsvergütungen erho­
men. Damit konnten sie den       schuldet.                                                                       verkaufen. Wer dies tut, macht    hen Vergütungen – oder woll­      ben, der entsprechende Tarif
Kauf der aktuellen Singles           Es ist also zulässig, eine                                                  sich strafbar.                    ten diese sogar ganz verhin­      wurde 2010 genehmigt.
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                                                                                    Alle tun es – und (fast) alle
                                                                                           schämen sich dafür




                                                                                                                                                                                    Foto: iStockphoto.com, druva
Viele Jugendliche laden Musik oder                                          «In der Regel findet man      downloaden und unseren                 Freundinnen anschauen will.
                                                                        in den Tauschbörsen vor allem     Freunden vorspielen, machen            Zu Hause im trauten Kreis ist
Filme aus dem Internet auf ihren                                                                          wir ja gleichzeitig Werbung,           das kein Problem. Anders sieht
                                                                        Mainstream», meint eine der
Computer. Die Künstlerinnen und Künstler                                Befragten, «und die grossen       davon profitieren die Künstler         es aus, wenn man eine Party
sind aber darauf angewiesen, dass ihre                                  Bands und Hollywoodstu­           doch auch.»                            im Gemeindehaus veranstaltet
                                                                        dios kassieren doch schon ge­         Tatsächlich ist es erlaubt,        und dort eine Filmvorführung
CDs und DVDs gekauft werden.                                            nug ab.» Independent­Filme        eine heruntergeladene Datei            plant. Oder im Klassenlager,
                                                                        und Musikstücke unbekann­         an Freunde und Freundinnen             als Krönung des Abschluss­
                                                                        ter Bands leihe sie sich in       weiterzugeben, solange man             abends. In beiden Fällen gilt
(nis)Ein schlechtes Gewissen        bewusst sind, dass vor allem        der Videothek oder kaufe sie      vernünftige Grenzen einhält.           es, zuerst die Vorführrechte bei
haben fast alle. Eine spon­         weniger bekannte Künstler/          an Konzerten. «Man darf nicht     Und natürlich bedeutet weiter­         der Produktionsfirma einzuho­
tane Strassenumfrage zeigt,         innen auf CD­Verkäufe an­           vergessen, dass Leute in mei­     geben nicht, dass man Geld für         len. Ähnliche Fragen stellen
dass die meisten jungen Leu­        gewiesen sind. Nicht nur aus        nem Alter sich in der Regel       seine Files verlangen kann.            sich bei der Musik: Wer gerne
te glauben, sie machten sich        finanziellen Gründen, sondern       gar nicht mehr leisten können         Etwas komplizierter wird           Karriere als DJ machen möch­
strafbar, wenn sie Musik oder       auch, weil die Hitparaden­          als das, was sie bereits fürs     es, wenn man einen Film –              te, liest weiter auf c   5
                                                                                                                                                                         Seite
Filme aus dem Internet auf ih­      ranglisten aufgrund der CD­         Kino und Konzerte ausgeben»,      auch einen aus der Videothek           (Das Urheberrecht macht vor
ren Computer laden. Das liegt       Umsätze berechnet werden.           fügt sie an. «Wenn wir etwas      – zusammen mit Freunden und            Clubs nicht halt).
nicht zuletzt an der Bericht­
erstattung in den Medien, wo
immer wieder von spektaku­
lären Prozessen und Urteilen                Unterschiedliche                        Personen, die das Urheberrecht verletzen.    Einen anderen Weg hat Frankreich ge-
zu lesen ist. Dass es sich in der                                                   Der eidgenössische Datenschutzbeauf-         wählt. Im Mai 2009 verabschiedeten die
Regel um Fälle aus dem Aus­
                                            Strategien gegen die                    tragte sah in diesem Vorgehen jedoch die     Abgeordneten der Nationalversammlung
land handelt, entgeht der eili­             Internet-Piraterie                      Persönlichkeitsrechte der betroffenen Per-   ein neues Gesetz; es sieht vor, dass mit
gen Leserin beim Überfliegen                                                        sonen verletzt. Das Bundesgericht hat ihm    bis zu einem Jahr Internetsperre bestraft
der Schlagzeilen gerne.              (lde ) In zahlreichen europäischen Ländern     nun recht gegeben; es beurteilte das Vor-    werden kann, wer wiederholt illegal Musik
    In der Schweiz ist der           wird gegen die Internet-Piraterie vorge-       gehen als bedeutsamen Eingriff in die Pri-   und Filme vom Internet bezieht. Nachdem
Download für den Privatge­           gangen, weil Urheber und Kulturwirtschaft      vatsphäre der Betroffenen. Die Firma darf    der französische Verfassungsrat das Ge-
brauch tatsächlich nicht straf­      dadurch unter anderem wirtschaftliche          ihre Software also nicht mehr einsetzen.     setz gebilligt hat, steht der neuen Straf-
bar. Der Upload hingegen,            Verluste erleiden. Die getroffenen Mass-                                                    praxis nun nichts mehr im Wege. Ähnliche
also die Freigabe der eigenen        nahmen sind allerdings umstritten.                                                          Schritte hat auch die britische Regierung
Dateien für andere User, ist         Im April 2009 sorgte ein Prozess in Schwe-                                                  erwogen.
nicht erlaubt. Wer also ein          den für Aufsehen. Die Betreiber der Inter-                                                  In der Schweiz ist nach vorherrschender
«Peer to Peer»­Programm be­          net-Tauschbörse «The Pirate Bay» wurden                                                     Meinung der Experten das private Down-
nutzt, das den Computer wäh­         wegen Verletzung des Urheberrechts zu                                                       loaden erlaubt, und zwar selbst dann, wenn
rend des Downloads anderen           Gefängnisstrafen und hohen Geldbussen                                                       das Angebot illegal ist. Gerichtsurteile dazu
Usern im gleichen Netzwerk           verurteilt.                                                                                 gibt es allerdings keine. In Deutschland ist
öffnet, verletzt in der Regel        In der Schweiz hat eine Firma eine spezielle                                                das Herunterladen von «offensichtlich» il-
Urheber­ und/oder Leistungs­         Software entwickelt, mit der sie im Internet                                                legalen Angeboten verboten.
schutzrechte.                        nach Anbietern von illegalen Musik- und
    Ein schlechtes Gewissen          Filmdownloads suchen kann – oder nach                                                       Foto: iStockphoto.com, Noam Armonn
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Respect copyright

  • 1. respect opyright! Die Zeitung zum Thema Urheberrecht Herausgegeben von ProLitteris, SSA, SUISA, SUISSIMAGE, SWISSPERFORM EDITORIAL «Kreativität ist nun mal kein Urheberwasbittesehr? ‹Nine-To-Five›-Job» Am Anfang steht eine Idee. Die Idee entsteht im Kopf eines Menschen, vielleicht in deinem. Du nimmst sie und gestaltest daraus etwas Einmali­ ges, Kreatives, Kunstvolles, kurz: Du schaffst ein Werk. Und weil dieses Lied, dieser Text, diese Zeichnung so einmalig ist, gehört das Werk dir. Du allein bestimmst, was mit ihm ge­ schieht. Du kannst es publizieren, vor­ tragen, in der Schublade einschliessen oder zerstören. Dieses gesetzlich gere­ gelte Privileg heisst Urheberrecht. Ist dein Werk einmal herausge­ bracht, dann wird es von anderen Menschen gehört, gelesen, gesehen, berührt. Sie dürfen für ihren privaten Gebrauch Kopien herstellen, das Werk fotografieren oder zu Hause nachsin­ gen. Auch die Schule darf – im Rah­ men gesetzlicher Grenzen – urheber­ rechtlich geschützte Werke nutzen. Als Urheber bestimmst du über dein Werk. Niemand darf es ohne dei­ ne Zustimmung verändern, aufführen, vervielfältigen oder ausstrahlen. Wenn Der Schweizer Rapper und «Das Erste und Wichtigste ist immer beigetreten. Dabei ging es ihm nicht es jemand nutzt, kannst du eine Bezah­ die Idee», antwortet Stress auf die ums Geld, sondern um den Schutz sei­ lung verhandeln. Oder du kannst dies Schauspieler Stress kann ner künstlerischen Arbeit. Die vielen einer Organisation überlassen, die viele Frage, ob zuerst der Text oder die von seiner Musik leben. Musik zu seinen Songs entstehe. Er kostenlosen Downloads aus dem In­ Künstler vertritt: einer Urheberrechts­ Er erzählt, wie seine Songs findet das Urheberrecht für die Kul­ ternet hätten das Business verändert. gesellschaft. Sie sorgt dafür, dass du als turschaffenden sehr wichtig, darüber Als Musiker in der Schweiz von der Urheberin fair bezahlt wirst. entstehen und was ihm das werde viel zu wenig diskutiert. Der Musik zu leben, sei entsprechend hart, Geistiges Eigentum, und darum Urheberrecht bedeutet. Lausanner aus Estland ist der SUISA sagt Stress. Er hat es trotzdem ge­ geht es, braucht wie Sacheigentum schon ganz zu Beginn seiner Karriere schafft. Seite 6/7 einen angemessenen Schutz. Mit den Informationen in dieser Zeitung kannst du dir ein eigenes Bild machen. Damit du über deine Rechte und jene deiner Idole Bescheid weisst. Die Herausgeberinnen respect ©opyright! Schulveranstaltung zum Thema Urheberrecht Wie kommen Kunstschaffende zu ARTWORK SQUARE.CH ihrem Lohn? respect ©opyright! © WDSMPS vermittelt auf lustvolle Art Informa- Anna Luif Downloaden Leistungsschutzrechte tionen zum Thema Urheberrecht. Bekannte Künstler wie Greis erzäh- Die Zürcher Filmerin weiss aus eige­ Das Herunterladen von Musik, Texten Die Interpreten von Werken – Schau­ len aus ihrem Alltag. Auch in eurer ner Erfahrung, was passiert, wenn man und Filmen aus dem Internet ist weit­ spieler, Sängerinnen und Musiker – Schule. Mehr dazu unter einen bekannten Song verändern und verbreitet. Das bleibt nicht ohne Fol­ haben keine Urheberrechte, dafür so­ c www.respectcopyright.ch in einen Film einbauen will. gen für die Kulturbranche. genannte Leistungsschutzrechte. c siehe auch Seite 16 Seite 14 Seite 10 Seiten 2, 3, 6/7
  • 2. 2 Gedanken, Ideen und Werke Texte, Bilder, Songs oder Filme – dahinter Auguste Rodin schuf seinen «Denker» um 1880. Die Skulptur steckt viel menschliche Gedankenarbeit. zählt zu den wichtigsten Werken des Ohne schöpferische Leistung gäbe es französischen Bildhauers. keine solchen Werke. Deshalb geniessen die Urheberinnen und Urheber einen Nutzung ihrer Leistungen oder besonderen Schutz. Werke finanziell beteiligt sein. Mit anderen Worten: Schöpfe­ rische Tätigkeit und geistige Leistungen sollen einen Wert (lde) Eigentum hat in der west­ sich aber sehr vie­ haben. lichen Welt einen hohen Stel­ le Gedanken macht Nicht immer ist es einfach, lenwert. Ein Haus, ein Auto, und diese Gedanken eine Trennlinie zu ziehen – zu ein Fahrrad, ein Tisch – die zum Beispiel als Ge­ entscheiden, ob es sich um ein Jurist/innen sprechen von schichte aufschreibt, «Werk» handelt oder nicht. Sacheigentum. Persönliches dann entsteht etwas «Drei Bedingungen muss ein Eigentum darf einem niemand Individuelles», sagt Werk erfüllen», erklärt Sandra ohne Grund wegnehmen. Die Sandra Künzi. Eine Künzi. Erstens müsse es sich Bundesverfassung garantiert Geschichte ist un­ um eine geistige Schöpfung das Eigentum in der Schweiz. trennbar mit der Person handeln. Zweitens müsse ein Aber kann eine Person verbunden, die sie auf­ Werk grundsätzlich zur Lite­ auch etwas besitzen, was man geschrieben hat. Eine Ge­ ratur und Kunst zählen – doch nicht berühren kann? «Ja und schichte ist das Produkt einer das ist ein weites Feld. Der Nein», sagt Sandra Künzi, die geistigen Tätigkeit. Und weil materielle Wert des Werkes als Fürsprecherin im Kanton diese Person Anspruch hat spielt dabei überhaupt keine Bern tätig ist. «Luft kann nie­ auf ihren eigenen Text, spricht Rolle. Mehr zu reden gebe mand nur für sich beanspru­ man von geistigem Eigentum. hingegen das dritte Kriterium, chen. Das brauchen alle zum sagt Sandra Künzi. Das Gesetz Foto: Beat Meister Atmen.» Schwieriger ist es Geistige Leistungen schreibe für ein urheberrecht­ mit Ideen und Gedanken. Be­ lich geschütztes Werk nämlich sitzt zum Beispiel ein Mensch sollen etwas wert sein einen individuellen Charakter seine eigenen Gedanken? «Je­ Einen Text schreiben, ein Bild vor. Man könnte auch von Ori­ der Mensch darf denken, was malen, ein Lied komponieren, ginalität sprechen. Insbeson­ er will. Oft haben Menschen einen Film drehen – das alles dere bei Fotografien habe das aber auch die gleichen Gedan­ sind geistige Leistungen. Ohne heberinnen – so werden die dafür aber sogenannte Leis­ in den letzten Jahren immer ken», erläutert Sandra Künzi. Autoren und Malerinnen, ohne Schöpfer/innen von Werken tungsschutzrechte [c Seite 3]. wieder zu Diskussionen ge­ Deshalb könne auch niemand Komponistinnen, ohne Dreh­ genannt – profitieren deshalb Interpret/innen haben, wie führt [mehr zu diesem Thema für sich beanspruchen, einen buchautoren und Regisseu­ von einem besonderen Schutz auch die Urheber/innen, An­ unter c www.hep-verlag.ch]. Gedanken alleine gehabt zu rinnen gäbe es keine solchen durch das Urheberrecht. recht auf eine Entschädigung, Ob ein individueller Charakter haben. «Wenn ein Mensch Werke. Die Urheber und Ur­ Die Urheberinnen und wenn ihre Leistungen bzw. vorliege, lasse sich letztlich Urheber können ein paar we­ Werke genutzt werden. Sie nur im konkreten Fall ent­ sentliche Rechte für sich in sollen an der wirtschaftlichen scheiden. Anspruch nehmen. Sie allein dürfen beispielsweise entschei­ Geistiges Eigentum den, ob und wann ein Werk (lde)Das geistige Eigentum – von den Jurist/innen auch zum ersten Mal veröffentlicht wird und wie dieses genutzt Privilegierte als Immaterialgüterrecht bezeichnet – umfasst zwei Be- werden darf. Auch haben sie Schulen reiche: das Urheberrecht und die verwandten Schutzrechte ei- das Recht, im Zusammenhang nerseits und die gewerblichen Schutzrechte andererseits. mit dem Werk genannt zu wer­ den: Schöpfer/in und Werk Foto: iStockphoto.com, Michael Jung Während das Urheberrechtsgesetz Werke der Literatur und Kunst, Computerprogramme sowie Leistungen der ausübenden gehören zusammen. Ebenfalls Künstler/innen, Produzent/innen und Sendeunternehmen schützt, zu den fundamentalen Rechten haben die gewerblichen Schutzrechte zum Ziel, geistige Leistun- der Urheberinnen und Urheber gen in Zusammenhang mit Innovation und wirtschaftlicher Tä- zählt, dass ihr Werk nicht ein­ tigkeit zu schützen. Zu den gewerblichen Schutzrechten zählen fach zerstört werden darf. unter anderem Patent-, Marken- und Designrechte. Sie werden Musiker/innen und Schau­ auch Registerrechte genannt, weil sie, anders als die Urheber- spieler/innen schaffen keine rechte, nur durch einen Eintrag in die entsprechenden Register Werke, sondern interpretieren Lehrerinnen und Lehrer dürfen – zumindest beim Urheber- und entstehen. die Werke anderer. Sie haben Leistungsschutzrecht – Dinge tun, die anderen Personen nicht c Weitere Infos: Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum: www.ige.ch deshalb keine eigenen Urhe­ erlaubt sind. Dasselbe gilt auch für Schülerinnen und Schüler. berrechte an ihren Leistungen,
  • 3. 3 Schwieriger Kein ewiger Schutz Balanceakt Ein Komponist weigert sich, für das konsumierte (lde) Auch nach dem Tod eines Zuckerwasser zu bezahlen. Ein Streit mit urheber- Urhebers oder einer Urhebe­ rechtlichen Folgen. Das Urheberrecht muss verschiedene rin bleibt das Urheberrecht an einem Werk bestehen. Aber Interessen unter einen Hut bringen – (lde) Die Stimmung im Pariser Café­Concert Ambassa­ nicht für ewig. In den meis­ deurs war entspannt. Das Orchester spielte, und die Gäste eine äusserst schwierige und ten Ländern, so auch in der vergnügten sich bei Speis und Trank. Unter ihnen war konfliktreiche Aufgabe. Schweiz, erlischt es siebzig auch Ernest Bourget, ein bekannter Chanson­Komponist. Jahre nach dem Tod des Urhe­ Zusammen mit einem Kollegen trank er Zuckerwasser, bers oder der Urheberin. ein Luxusgetränk jener Zeit. Als der Kellner einkassieren Ursprünglich war im Rah­ wollte, weigerte sich Bourget, die Rechnung zu beglei­ (lde) Das Urheberrecht muss Doch die Regale der Bib­ men der «Berner Übereinkunft chen. Seine Begründung: Das Orchester habe wiederholt nicht nur auf die Ansprüche liotheken sind voll von urhe­ zum Schutz von Werken der – und ohne dafür zu bezahlen – seine, Bourgets, Musik der Urheberinnen und Urhe­ berrechtlich geschützten Wer­ Literatur und Kunst» von 1886 gespielt. ber Rücksicht nehmen, son­ ken. Haben die Urheberinnen eine Schutzdauer von fünfzig Der Streit wurde vor Gericht ausgetragen. Und dern auch auf die Interessen und Urheber nun Anrecht auf Jahren vorgesehen. Die Idee Bourget bekam recht. Am 8. September 1847 verbot das der Allgemeinheit. Oft besteht eine Entschädigung, wenn ihre dabei war, dass neben dem Tribunal de Commerce de la Seine dem Wirt, Stücke hier ein Spannungsfeld. Auch Werke ausgeliehen werden? Urheber oder der Urheberin des Komponisten ohne dessen Einwilligung zu spielen. die Erklärung der Menschen­ Wessen Interessen sind höher auch noch die Nachkommen Später erhielt Bourget auch Schadenersatz zugesprochen rechte der UNO von 1948 zu gewichten? der zwei nachfolgenden Gene­ – der Wirt musste ihm nachträglich eine Vergütung zah­ spiegelt diesen Grundkonflikt. rationen vom Urheberrechts­ len. In Artikel 27 des Dokuments Auch das eidgenössische Par­ schutz profitieren können. Beflügelt durch diesen Erfolg, schlossen sich Bour­ ist festgehalten, dass jeder lament musste eine Antwort 1993 passte die EU die Frist get, zwei weitere Komponisten und ein Verleger 1850 Mensch freien Zugang zu In­ auf diese Frage finden. Die den veränderten Bedingungen zusammen, um die Aufführungsrechte an ihren Musik­ formation und Kultur haben Schweizer Parlamentarier/in­ – etwa der höheren Lebenser­ werken gemeinsam zu verwalten. Sie legten damit den soll, dass aber auch die geisti­ nen wählten den Kompromiss: wartung – an und erhöhte die Grundstein für die «Société des Auteurs, Compositeurs et gen und materiellen Interessen Wenn Bücher oder DVDs ge­ minimale Frist für ihre Mit­ Editeurs de Musique» (SACEM), die älteste Gesellschaft der Urheber/innen zu schützen gen Entgelt vermietet werden, gliedsländer auf siebzig Jahre. der Welt für die kollektive Verwertung von Urheberrech­ sind [c www.humanrights.ch/ so haben die Urheberinnen und Mehr zu diesem Thema unter ten an Musik. home/?idcat=7]. Urheber Anspruch auf eine c www.hep-verlag.ch Bereits 1777, also noch vor der Französischen Re­ Ein gutes Beispiel für Vergütung. Keine Entschädi­ volution, wurde in Paris die «Société des Auteurs et dieses Spannungsfeld sind gung bekommen sie hingegen, Compositeurs Dramatiques» (SACD) gegründet, um den die öffentlichen Bibliotheken. wenn der Verleih – wie in den Anliegen der Autoren und Dramatiker zum Durchbruch Über sie sollen Menschen meisten öffentlichen Biblio­ zu verhelfen. freien Zugang zu Kultur und theken – kostenlos ist. Andere Wissen erhalten – unabhängig Länder, so Deutschland oder von ihren finanziellen Mög­ Österreich, haben sich für an­ © Succession Giacometti/2010, ProLitteris Zurich. Foto: Keystone, Sotheby’s Handout lichkeiten und ihrer Bildung. dere Lösungen entschieden. Dank Bibliotheken sollen ins­ Dort werden die Urheberinnen besondere Kinder und Jugend­ und Urheber auch für die in liche gleiche Bildungschancen Bibliotheken kostenlos ausge­ haben. liehenen Werke entschädigt. Das Copyright-Zeichen Leistungsschutzrechte Auf nahezu allen Büchern und Musik-CDs ist es (verwandte Schutzrechte) zu finden – das kleine ©. Aber was bedeutet das (lde) Im schweizerischen Urheberrechtsgesetz (URG) sind Copyright-Zeichen eigentlich? nicht nur die Urheberrechte geregelt, sondern auch die sogenannten Leistungsschutzrechte (auch verwandte Schutz- (lde) Der Begriff «Copyright» wie der «Berner Übereinkunft rechte genannt). Um ein Werk hör- oder sichtbar zu machen, sind stammt aus dem angelsächsi- zum Schutz von Werken der Li- neben der Person, die das Werk geschaffen hat, oft weitere Per- schen Raum. Er steht in diesen teratur und Kunst» von 1886 ist sonen nötig: Interpret/innen (z. B. Sänger/innen, Musiker/innen, Ländern für das, was wir bei uns es in vielen Ländern zu einer An- Schauspieler/innen), Produzent/innen von Ton- und Tonbildträ- als Urheberrecht bezeichnen. näherung des Rechts gekommen. gern (z. B. Musik- und Filmproduktionsunternehmen) oder Sende- Die Werke des bekannten Copyright und Urheberrecht ha- So entstehen Urheberrechte unternehmen. Ihnen stehen Leistungsschutzrechte zu. Konkret Bündner Künstlers Alberto ben sich in Amerika und Europa heute auch in Amerika grund- erhalten sie unter anderem Entschädigungen, wenn ihre Darbie- Giacometti, der 1966 starb und geschichtlich anders entwickelt. sätzlich automatisch, sobald ein tungen, Aufnahmen und Sendungen durch Dritte genutzt werden, dessen Porträt auf unserer So war zum Beispiel bis 1989 in Werk entstanden ist. In Europa etwa wenn in einer Bar Hintergrundmusik oder der Fernseher Hunderternote abgebildet ist, den USA ein Copyright-Hinweis war das Anbringen des © nie läuft. In der Schweiz nimmt SWISSPERFORM diese Rechte wahr. sind ab 1. Januar 2037 nicht zwingend erforderlich. Dank eine rechtliche Voraussetzung mehr durch das Urheberrecht internationalen Vereinbarungen für urheberrechtlichen Schutz. geschützt.
  • 4. 4 Musical: Einheit von Musik, Tanz und Theater Rahel Senn hat es geschafft: Als Ab- schlussarbeit an der Kantonsschule hat sie ihr eigenes Musical zur Aufführung gebracht. So kompliziert das Unterfangen war, aus urheberrechtlicher Sicht war es viel einfacher als die schweizer- deutsche Version von «Grease», die Monika Bühlmann mit ihren Tanzschülern auf die Beine gestellt hat. (nis) «Totaler Wahnsinn» – so wenn sie sich diesmal bei der der Titel des ersten eigenen Choreografie und beim drama­ Musicals von Rahel Senn. Sie turgischen Aufbau von Profis war gerade mal 18 Jahre alt, helfen liess, war auch diese als sie im Rahmen ihrer Ma­ Produktion «totaler Wahn­ turaarbeit zusammen mit ihren sinn». Foto: Andreas Isenegger Mitschülerinnen und Mitschü­ Die Urheberrechte an bei­ lern das Stück einstudierte. den Musicals liegen bei der Nicht nur die Musik und die mittlerweile dreiundzwanzig­ Liedtexte stammen von Ra­ jährigen Zürcherin. Jedes Mal, hel Senn, sie übernahm auch wenn eines ihrer Werke auf­ gleich die Regie und die ganze geführt wird oder jemand die Ein fantasiereicher Mix aus «Harry Potter» und «Herr der Ringe»: In Rahel Senns zweitem Musical Produktionsarbeit. CD mit dem Soundtrack kauft, «Sanskaja» müssen sich friedliche Elfen gegen eine böse Macht behaupten. Heute studiert Rahel Kom­ erhält sie eine kleine Entschä­ position und Klavier in Zürich digung. Und wer weiss, viel­ und arbeitet an ihrem ersten leicht kommt im Laufe der Nachspielen ist nicht Produzent/innen, Regisseur/ Produktion, nicht zu verglei­ Roman [c Seite 5]. Auch ein Jahre einmal so viel zusam­ innen oder Lehrer/innen ein chen mit den internationalen zweites Musical, «Sanskaja», men, dass sie sagen kann, der immer einfacher bereits bestehendes Werk, Tourneetruppen, die ganze hat sie inzwischen getextet Aufwand habe sich nicht nur Dass jemand ein Musical von das sie mit ihrer Truppe, oder Sportstadien mit Publikum und komponiert. Es wurde im für ihr Selbstbewusstsein ge­ A bis Z selbst auf die Beine eben mit ihren Schülern und füllen. Sommer 2009 im Volkshaus lohnt, sondern auch finanziell. stellt, kommt nur sehr selten Schülerinnen, erarbeiten und Noch vor den ersten Pro­ Zürich uraufgeführt. Selbst vor. Meistens suchen sich die aufführen können. Damit ben ging es also darum, die hat die Tanzlehrerin Monika Aufführungsrechte einzuho­ Bühlmann schon einige Erfah­ len. Monika Bühlmann hatte rungen gesammelt. Das erste es insofern einfach, als die Eine Bearbeitung war beispielsweise Musical, das sie mit ihren 10­ Firma, die die Rechte der Au­ Cover und Bearbeitung die berühmte Interpretation der amerika- bis 16­jährigen Schüler/innen toren und Komponisten des (nis) 1600 Versionen des nischen Nationalhymne «The Star- einstudierte, war «Grease», Musicals verwaltet, auch No­ Beatles-Songs «Yester- Spangled Banner» durch den Rock- eine rockige Liebesgeschichte, ten, Texte und eine CD mit day» wurden im Laufe gitarristen Jimi Hendrix am Woodstock- die vor allem in der Filmver­ dem Soundtrack ohne Gesang der Jahre veröffentlicht, auf Festival 1969. Die verzerrten Klänge sion von 1978 mit John Tra­ liefern konnte. Trotzdem hatte 2600 bringt es George Gersh- seiner Version erinnern an den Kampf- volta weltberühmt wurde. Für Monika Bühlmann noch viel wins «Summertime», und dabei lärm auf einem Schlachtfeld. Auch die Aufführung von «Grease» zu tun, bis das Stück mit Ku­ sind Ausschnitte und Bearbei- eine Verfilmung oder Übersetzung mit ihren Tanzschüler/innen, lissen, Kostümen, Licht und tungen auf DJ-Samplern noch eines Romans stellt eine Be- die auch singen und spielen Choreografie endlich bereit nicht einmal eingerechnet. Erfolg arbeitung dar, zu der die Au- mussten, erarbeitete Monika zum Proben war. fand schon immer viele Nachah- torin oder der Autor ihr Einver- Bühlmann eine gekürzte Fas­ Auch für die Übersetzung mer. Solange man sich beim Nach- ständnis geben müssen. sung auf Schweizerdeutsch, brauchte es die Erlaubnis der spielen strikte an die Vorlage hält – man Und selbstverständlich hat der eine sogenannte Bearbeitung, ursprünglichen Urheber. Dafür spricht dann von einer Coverversion –, Urheber für die Nutzung des deren Texte sie selbst verfasst gilt Bühlmanns Dialektversion ist das auch völlig o.k. Wer das Original Werkes in allen Formen An- hatte [c Box Cover und Be- jetzt als «Werk zweiter Hand», jedoch stark verändert, muss dafür die spruch auf Entgelt. Wenn also arbeitung]. Das Stück wurde das wiederum urheberrecht­ Fotos: Keyston Erlaubnis des ursprünglichen Kompo- e seine Komposition in einer Co- öffentlich und gegen Eintritts­ lich geschützt ist. Sie bekäme nisten oder der Komponistin einholen. In solchen verversion auf CD gepresst oder geld aufgeführt, also weder an sogar Tantiemen, wenn je­ Fällen spricht man nicht von einer Coverversion, live aufgeführt wird, erhält er dafür Entschädi- einer Schule noch in privatem mand diese Fassung für eine sondern von einer Bearbeitung. gungen. Rahmen und auch nicht gratis. eigene Adaption des Musicals Trotzdem war es eine Mini­ benutzen würde.
  • 5. 5 Jahrelang schrieb ich wie ein wildes Tier … von Rahel Senn «Man wird als tor geboren wür­ Autor geboren», de; die Autoren­ Das Urheberrecht sagte mir ein­ krankheit lautet mal ein Autoren­ Schreib manie, Foto: Keystone, Gaetan Bally freund, und ich und sie macht ei­ macht vor Clubs nicht halt habe diese Aus­ nen immun ge­ sage nicht ver­ gen Rückschlä­ standen, bis ich ge, die einen auf Foto: Schafak Ünal mich eines Tages dem Weg zum gefragt habe, was Beruf erwarten. eigentlich mit mir Die Frage, Mit 17 fingt sie an, Platten aufzulegen. Heute ist DJ Tatana eine der erfolgreichsten DJs der Schweiz. los sei; jahrelang die ich immer schrieb ich wie ein wildes Tier, wieder zu hören bekom­ verbrachte ich jeden Tag zig me, wenn ich sage, dass ich Zu einer anständigen Party gehört ein DJ! sie die Songs eintragen, die Stunden mit dem aufgeschla­ an einem umfangreicher­ sie am Abend gespielt haben. genen Laptop in einem Café en Text arbeite, lautet: «Und Und zu jedem DJ gehört eine anständige Denn klar rechnen auch die (und ich tue es immer noch!), wann kommt das Buch in CD-Sammlung oder, besser noch, ein gut grossen Clubs mit der SUISA ohne ein Buch hervorgebracht die Läden?» Alle wollen das bestückter iPod. ab. «Schliesslich sollen die zu haben. Buch – das Werk einer Autorin Musiker etwas davon haben, Drei dreihundertseitige Ma­ – sehen, aber niemand würde wenn ihre Songs beim Publi­ nuskripte habe ich bereits ver­ denken, dass der Prozess vom kum ankommen», findet Splitt. worfen – jedes Mal wars, als Geschichtenerfinden bis zum (nis) DJ Splitt* bringt immer richtsstunde – da gilt die Mu­ Die Entschädigung richtet sich ob ich meinen besten Freund verkäuflichen Exemplar Jahre ein paar alte Vinyl­Scheiben sik bekanntlich als Lehrmittel nach den Eintrittspreisen und zu Grab begleitet hätte –, und dauern kann (wenns ein Best­ mit, wenn er auflegt. Statt auf und fällt unter den reduzierten nach der Anzahl Gäste, die die ich bin mir nicht sicher, ob seller werden soll, sowieso!). dem iPod hat er seine Songs Schultarif [c Seite 2]. Veranstaltung besucht haben. mein viertes Manuskript gut Ein Verlag lässt sich wohl auf einer externen Festplatte «Eine Schülerdisco kann So steuert der Veranstalter genug sein wird, um als Buch suchen – bestimmt gibt es eine gespeichert. Er sorgt min­ man mit einem Dorffest ver­ an so einem Abend für jeden auf den Markt zu kommen. Ich Handvoll Hobbyschreiber, die destens einmal im Monat an gleichen, an dem ja oft Musik Clubbesucher und jede Be­ habe das Glück, in einem ge­ ihre Texte mit parfümierten irgendeinem Fest dafür, dass zum Tanz gespielt wird», er­ sucherin etwa einen Franken standenen Autor einen treu­ Sammelbriefen an alle Verla­ auch die Faulsten abtanzen. klärt Splitt. «Dafür gibt es bei zum Einkommen der Kom­ en Freund gefunden zu haben, ge schicken, die sich im Han­ «Seit man die Songs aus dem der SUISA Pauschaltarife, die ponist/innen und Musiker/ der meine Schriftstellerkarri­ delsregister finden lassen, und Internet herunterladen kann, von der Website der Verwer­ innen bei. «Für den einzelnen ere mit gnadenlos kritischem darauf warten, ihren Buchtitel ist das DJing einfacher gewor­ tungsgesellschaft herunterge­ Musiker ist das nicht viel, aber Auge mitverfolgt und mir hilft, auf der Bestsellerliste zu lesen den», findet er, «ein Taschen­ laden werden können.» Auf je mehr Leute zu seiner Musik den Weg zu finden, den man –, aber in den wenigsten Fäl­ PC und anständige Boxen ge­ dieser Site finden die professi­ tanzen, desto mehr Geld läp­ als zukünftige Buchautorin zu len finden. Wenn ein Roman nügen.» Trotzdem ist ihm eine onellen DJs Listen, auf denen pert sich zusammen.» beschreiten hat. Es ist ein ver­ oder eine Erzählung Substanz gute Musikanlage lieber als dammt harter Weg! Und seit hat, kommen die Verlage, die die transportable Miniaturaus­ ich ihn gegangen bin, verstehe für gewöhnlich «keinen Platz rüstung: «Wenn ich zwischen ich, was er damals gemeint hat, mehr für neue Autoren haben», Platten, CDs und MP3­Player Die Künstler/innen nicht als er sagte, dass man als Au­ von selbst. abwechseln kann, habe ich mehr Möglichkeiten, auf die vergessen Leute einzugehen.» Und das (nis) Ob am Turnfest, am Abschlussball, im Tanzkurs, im Buchland Schweiz? sei das Wichtigste für einen guten DJ – zu spüren, was bei Shoppingcenter oder in der Disco: Überall, wo Musik zu hören ist, sollten deren Urheber und die Interpret/innen für ihre den Gästen gerade ankommt. Arbeit auch einen Lohn erhalten. Weil aber eine kommerzielle DJ Splitt nimmt es mit dem Veranstaltung etwas anderes ist als ein Quartierfest, unter- Musikauflegen sehr genau. scheiden sich die Entschädigungen, die an den verschiedenen Foto: iStockphoto.com, David Franklin Schon in der Schule erkun­ Anlässen zu bezahlen sind, zum Teil beträchtlich. Auskunft über digte er sich bei der SUISA die verschiedenen Tarife findet man auf der Website c www. Fast 500 Verlage gibt es in der Schweiz, jährlich erscheinen nach den rechtlichen Grundla­ suisa.ch oder direkt, über Telefon, bei der Verwertungsgesell- bei uns 10 000 Titel. Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie klein gen. Ein Abschlussfest ist halt schaft. Nichts bezahlen muss man, wenn man unter Freunden das Land ist. Die Schweiz – ein Paradies für die Schriftsteller/ etwas anderes als eine Unter­ Musik hört, an einem Geburtstagsfest beispielsweise oder an innen? Mehr zu diesem Thema c www.hep-verlag.ch einer Hochzeit. *Name geändert
  • 6. 6 INTERVEW MIT STRESS «Das Erste und Wichtigste ist immer die Idee» Foto: Seb Agnetti Schon früh wurde der Lausanner Rapper eingezogen wird, diese festen den Inhalt meiner Texte ziem­ Und die Inspiration, woher Vorstellungen machen einen lich explizit wiedergeben. kommt die? Stress (alias Andres Andrekson) Mitglied leicht zu einem Gefangenen, Manchmal hat man sie ganz bei einer Urheberrechtsgesellschaft. und neue Ideen entstehen nur Wie viel in den Videoclips be- allein, manchmal entsteht sie Dabei ging es ihm nicht ums Geld. in völliger Freiheit. ruht auf deinen Ideen, und was im Team. Es gibt Songs auf kommt vom Regisseur? meinem Album, die länger Wie soll man das verstehen, Das ist, wie vieles in mei­ als ein Jahr brauchten, bis sie Ideen hat man doch immer, nem Beruf, immer ein Team­ fertig waren – und diese Zeit (nis) Was bedeuten die Urhe- Mal ist es eine Verszeile, zu sogar im richtigen Gefängnis? work – nur schon, weil ja zahlt einem niemand. Aber berrechte für dich? der ich die Musik suche, dann Ich rede hier nicht von Ge­ der Text und die Musik von Kreativität ist nun mal kein Das ist ein Thema, über das wieder habe ich einen Fetzen danken, sondern von Kre­ mir die Grundlage des Clips «Nine­to­Five­Job». Die Idee viel zu selten diskutiert wird. Musik im Ohr, zu dem die ativität: Nehmen wir zum bilden. Wir suchen gemein­ kommt, wann sie will – darum Aber das Urheberrecht ist sehr Reime fehlen. Stück für Stück Beispiel ein Albumcover. In sam nach möglichen Umset­ muss man einer CD die Zeit wichtig für uns Kulturschaf­ setzt sich das mit der Zeit meinem letzten CD­Booklet zungen. Aber danach lasse ich geben zu wachsen. fende. Da nervt es mich, wenn zu einem Song zusammen – hat es ein Foto, da liege ich dem Regisseur freie Hand. die Leute sich damit heraus­ manchmal auch mit der Hilfe auf einem Berg von Patronen­ zureden versuchen, dass sie von Freunden und Kollegen. hülsen. Sie sehen fast weich davon keine grosse Ahnung Das kann auch dann und aus, wie ein Kissen, und sind haben. Darum geht es doch wann heissen, dass man ak­ doch ein Symbol für brutalste immer im Leben: Man muss zeptieren muss, wenn keine Gewalt. Das Bild wirkt sanft Stress: Sein Weg zum Erfolg sich eine eigene Meinung bil­ Ideen kommen. und vermittelt trotzdem eine den. Und dazu gehört, dass aggressive Aussage. Denn die (nis) Der Rapper, Musiker und Schauspieler Stress heisst man sich über die Dinge in­ Ohne Ideen gäbe es keinen Idee dahinter wirkt durch den mit bürgerlichem Namen Andres Andrekson. Er wurde am formiert. Gedankenlosigkeit Stress? Gegensatz nur umso stärker. 25. Juli 1978 in Estland geboren und kam als Zwölfjähriger mit ging mir schon immer auf den Das könnte man so sagen, ja. Die Idee ist einzigartig, darum seiner Mutter in die Schweiz, nach Lausanne, wo er zur Schule Geist – ganz egal, um welches Man weiss ja nicht, woher die geht es mir. ging und Wirtschaft studierte. Stress ist mit der Schauspielerin Thema es sich dreht. Ideen kommen. Aber letztlich Melanie Winiger verheiratet und lebt heute in Zürich und Lau- sind sie es doch, die den Un­ In der Deutschschweiz ver- sanne. Er veröffentlichte fünf CDs mit der Hip-Hop-Formation Was entsteht zuerst: Der Text terschied zwischen den Men­ stehen allerdings viele deine Double Pact (1995–2006) sowie vier Solo-Alben: «Billy Bear» oder die Musik zu deinen schen ausmachen. Heute gibt Texte gar nicht. Ist das kein (2003), «25.07.03» (2005), «Renaissance» (2007) und «Des rois, des Songs? es oft zu viel «mise en forme» Frust? pions et des fous» (2009). 2008 erhielt Stress drei, 2010 weitere Das Erste und Wichtigste ist – Verpackung – und zu wenig Da kann ich nichts dagegen zwei Swiss Music Awards. immer die Idee. Alles Weitere eigene Ideen. Man muss auf­ tun. Aber unter anderem des­ c www.stressmusic.com durchdringt sich gegenseitig. passen, dass man da nicht hin­ halb mache ich Videos, die
  • 7. 7 Nun aber konkret: Du kom- Stört es dich, wenn die Leu- viel kleiner ist. Ich habe ja sich eine eigene Meinung bil­ nicht bezahlt. Wenn also die ponierst, schreibst Texte und te deine Songs in Internet- schon lange recht viel Erfolg, den – genauso, wie ich das in Musiker und Filmemacher trittst ja auch an deinen Kon- Tauschbörsen downloaden? aber von meiner Musik leben meinen Texten mache. immer weniger Geld für ihre zerten auf. Heisst das, die Es geht ums Prinzip. Es geht kann ich erst seit etwa drei, Klar ist es schwierig für Arbeit bekommen, werden SUISA vertritt deine Rechte darum, dass die Leute be­ vier Jahren. einen Schüler, der vielleicht sie vielleicht irgendwann halt als Komponist und Textautor greifen, dass sie die Künstler Es gibt im Musikbusiness zwanzig Stutz Taschengeld im etwas anderes machen müssen und die SWISSPERFORM nicht unterstützen, wenn sie ja nicht nur die superreichen Monat hat: Soll er sich eine und keine Zeit mehr haben für deine Rechte als Interpret? die Songs im Netz klauen. Am Stars und die armen tellerwa­ CD kaufen oder ins Kino ge­ ihre Musik oder die Filme – Ja. Aber ehrlich gesagt, lasse Schluss trifft es ja immer die schenden Bohemiens, son­ hen? Oder die CD runterladen weil sie ja schliesslich auch ich den ganzen Formularkram Kleinen, die nicht mehr davon dern auch Menschen, die ganz und ins Kino gehen? Oder die was zu essen brauchen, um zu mittlerweile von meinem Ma­ leben können. Ehrlich gesagt, normal von ihrer Arbeit leben CD und den Film downloaden überleben. nager erledigen. Er schickt die ist das ziemlich Scheisse mit wollen. Aber als Musiker in und mit den Kollegen eins Und ja: Was werden die Stücke ein und trommelt alle den Downloads. Es gibt eine der Schweiz von der Musik trinken gehen? eifrigen Downloader sagen, Beteiligten zusammen, damit Veränderung im Business, die zu leben, ist hart. Es gibt so Er muss sich einfach be­ wenn es irgendwann einmal wir die Anteile, die jeder Ein­ wusst sein, was es für Folgen keine Musik mehr gibt, weil zelne an so einem Song hat, hat, wenn er für die Musik und die, die sie machen, sich das untereinander aufschlüsseln die Filme, die er konsumiert, nicht mehr leisten können? können. Dann unterschreiben wir alle die Formulare, und die Sache ist für uns erledigt. Vier Fragen an die SUISA Seit wann lässt du deine Rech- te schon von der SUISA wahr- nehmen? (nis) Was verdient ein Künst- bei der SUISA melden, wenn Ich habe schon früh beschlos­ ler oder eine Künstlerin pro sie es spielen? sen, der SUISA beizutreten. verkaufte CD? Nur die ganz kleinen pri­ Dabei ging es mir nie ums Wenn ein Künstler oder vaten Radiostationen der Geld, sondern um den Schutz Foto: Seb Agnetti eine Künstlerin alle Songs Schweiz müssen kein Pro­ meiner künstlerischen Arbeit. auf einer CD selbst kom­ gramm der gespielten Songs Das sind meine Songs. Ich poniert hat, dann erhält er abgeben. Das Geld, das sie wollte nicht, dass man sie mir oder sie als Urheber/in pro der SUISA überweisen, klaut. Heute geht es mir auch verkaufte CD im Schnitt wird auf die Songs verteilt, darum, dass diese Einträge «Kreativität ist nun mal kein ‹Nine-to- etwa 1 Franken 50 für seine die von den anderen priva­ wie ein Repertoireverzeich­ Arbeit. Was die Interpret/in­ ten Radiostationen gespielt nis funktionieren. Was bei der Five-Job›. Die Idee kommt, wann sie nen an einer CD verdienen, werden. Alle anderen Ra­ SUISA erfasst ist, ist mein will – darum muss man einer CD die Zeit ist viel schwieriger zu schät­ diostationen sind jedoch Werk. Wenn ich einen Song geben zu wachsen.» zen – es kommt darauf an, verpflichtet, der SUISA ein bei der SUISA einreiche, setze welche Verträge sie mit ih­ Programm zu schicken. Die ich gewissermassen auch ei­ rer Plattenfirma abgeschlos­ SUISA erhält und bearbeitet nen Schlusspunkt darunter. sen haben. jedes Jahr Programme von wir nicht kontrollieren können. viele talentierte Leute. Und insgesamt rund 60 Radio­ Wie setzt sich dein Einkommen Und es gibt viele Künstler, die es stimmt, manchmal ist das Wer erhält wie viel, wenn sendern. Nur so kann sie zusammen? deshalb nicht mehr überleben wirklich sehr, sehr frustrie­ ein Song am Radio gespielt den Komponisten, Textau­ Mehrmals im Jahr wird bei der können und die Musik höchs­ rend. wird? torinnen und Verlegern der SUISA abgerechnet, und ich tens noch nebenbei machen. Wenn ein Song auf einem weit über 100 000 Songs, erhalte als Urheber Geld, zum Und wenn eine Band dich co- Privatsender wie «Radio die in der Schweiz im Radio Beispiel pro verkaufte CD und Und wie steht’s mit den Han- vert? Was sollen die tun, damit 24» läuft, erhalten die Kom­ laufen, Geld für ihre Arbeit wenn meine Songs am Radio dyaufnahmen deiner Konzerte, das nicht illegal ist? ponistinnen und Autoren überweisen. oder TV gespielt werden. Da­ die man auf YouTube findet? Also zuallererst sollen sie sich jedes Mal etwa 70 Rappen. für erhalte ich auch als Inter­ Du meine Güte, die sind der­ Mühe geben, dass es dann Wenn der Song auf einem Wie läuft die Abrechnung pret zusätzlich Geld von der massen schlecht! Verwackelte auch gut klingt :­) Ich habe SRG­Kanal (wie «Virus» bei MTV? SWISSPERFORM. Aber im Bilder, kaum verständlicher auch schon Songs von anderen oder DRS 3) läuft, erhalten MTV ist kein Schweizer Verhältnis bringt das nicht viel Ton – das kümmert mich nicht gecovert, das gehört doch zur sie dafür etwa 6 Franken 75. Sender, deshalb gilt für ein. Das meiste verdiene ich gross, wenn die auf YouTube Entwicklung jedes Musikers. (Bei der ersten SRG­Aus­ Clips auf MTV das auslän­ als Interpret mit Konzerten auftauchen. Das ersetzt ja das Aber klar, wenn jemand einen strahlung eines Songs in ei­ dische Gesetz. Bei MTV und mit dem Verkauf der CDs. richtige Erlebnis, live dabei Song von mir veröffentlichen nem Halbjahr sind es sogar Deutschland zum Beispiel gewesen zu sein, niemals. Sol­ will, braucht es die Erlaubnis rund 34 Franken.) Auch die werden die Urheberrechte Und was sind deine grössten che Videos macht man ja nur, der SUISA, die meine Rech­ Interpret/innen (Musiker/in­ für die Schweizer Kom­ Ausgaben? um damit zu prahlen, dass man te in diesem Bereich wahr­ nen und Sänger/innen) erhal­ ponist/innen von unserer Natürlich auch die Konzerte. am Konzert war. Und letztlich nimmt. ten Geld, dies dann von der deutschen Schwestergesell­ Wir zahlen ja alles selbst: die ist das sogar Werbung für SWISSPERFORM. Aller­ schaft GEMA einkassiert. Mitmusiker, die Bühnentech­ mich. Was rätst du den Schülern, die dings ist der Betrag nicht so Die GEMA leitet dann diese nik, den Transport. Und wenn Musik und Filme im Internet einfach zu berechnen, weil Gelder an die SUISA weiter. wir eine CD aufnehmen, enga­ Kann man als Musiker in der herunterladen? viele Faktoren mitspielen. So erhalten auch die Schwei­ giere ich jedes Mal auch Stu­ Schweiz so reich werden wie Ich kann ihnen die Entschei­ zer Urheber/innen der Songs diomusiker, das ist nicht billig. eine Britney Spears? dung, was sie machen wollen Müssen Radiostationen je- auf MTV Deutschland einen Aber das ist eine Investition Nein, reich werden kann man und was nicht, nicht abneh­ des Stück aufschreiben und Lohn für ihre Arbeit. für die Zukunft und sichert mir hierzulande als Musiker kaum men. Aber ich kann ihnen meine Unabhängigkeit. – einfach weil der Markt viel, Denkanstösse geben, damit sie
  • 8. 8 Technik und Urheberrecht Spezialfall Computerprogramme (lde) Computerprogramme haben im Urheberrecht eine Sonderstellung. Im Prinzip handelt es sich dabei ja nicht Das Urheberrecht musste immer wieder auf. Im selben Jahr fand in um Werke, anders als bei Texten, Bildern, Songs oder Fil- Deutschland die erste Rund­ men. Trotzdem sind Computerprogramme wie Werke geschützt. an die technische Entwicklung ange- funkübertragung eines Inst­ Ein kleiner Unterschied besteht bei der Schutzdauer: Während passt werden. Zu eigentlichen Entwick- rumentalkonzertes statt. Ra­ Werke der Literatur und Kunst siebzig Jahre über den Tod des lungssprüngen führten die Erfindung diopioniere fanden sich auch Urhebers oder der Urheberin hinaus geschützt sind, beträgt die in der Schweiz zusammen. Schutzfrist bei Computerprogrammen nur fünfzig Jahre. der Schallplatte, die drahtlose Kommuni- 1922 nahm in Lausanne der Die grössten Unterschiede zu den literarischen und künstleri- kation über Funk die Radio- und Fernseh- dritte öffentliche Radiosender schen Werken betreffen den Eigengebrauch. Europas seinen Betrieb auf. technik. In Zürich entstand 1924 die Radiogenossenschaft Zürich, Fernsehen im Internet die auf dem Hönggerberg den (lde) Damit ein Sender urheberrechtlich geschützte Werke (z. B. ersten Sender in der deutsch­ Filme oder Songs) senden darf, benötigt er das sogenannte Sen- sprachigen Schweiz betrieb. In derecht. Dies gilt auch fürs Schweizer Fernsehen, Radio DRS und den Zwanzigerjahren wurden für alle privaten Fernseh- und Radiosender. Firmen, die Program- im ganzen Land Radiogenos­ me weiterverbreiten und den Konsumentinnen und Konsumenten senschaften gegründet. zur Verfügung stellen, müssen über das «Weitersenderecht» ver- Die Politik musste diesen fügen. Das betrifft in erster Linie die Kabelnetzbetreiber (z. B. die neuen Entwicklungen Rech­ Cablecom), aber auch die Swisscom, die mit Bluewin auch Fern- nung tragen. 1923 trat in der sehangebote über das Telefonnetz verbreitet. Unter das Weiter- Schweiz ein neues Urheber­ senderecht fallen ebenso Unternehmen wie Zattoo oder Wilmaa, recht in Kraft. Dieses schuf die Fernsehprogramme über das Internet anbieten. Neu kommen unter anderem die Grundlage auch drahtlose Netzbetreiber hinzu. Ein Teil der monatlichen Ge- für die ersten schweizerischen bühren kommt den Berechtigten gemäss dem schweizerischen Verwertungsgesellschaften, Urheber- und Leistungsschutzrecht zugute. die sich um die Rechte von Urheberinnen und Urhebern kümmerten. So schloss etwa Darf man den Kopierschutz einer DVD die Gesellschaft für Auffüh­ knacken? rungsrechte, eine Vorgän­ gerorganisation der heutigen (lde) Umgeht eine Privatperson für das Herstellen einer gesetzlich Bild: Keystone SUISA, bereits 1926 mit der erlaubten Privatkopie einen technischen Kopierschutz, so kann Radiogenossenschaft Zürich sie nach schweizerischem Recht dafür nicht belangt werden. einen Lizenzvertrag ab. Auch Verboten ist aber das Anbieten und Verbreiten von Vorrichtun- 1877 erfand Thomas Alva Edison den Fonografen – Musik auf- gab es damals schon Verträge gen, mit denen technische Schutzmassnahmen – also etwa der nehmen war damals nicht ganz so einfach wie heute. mit Musikvereinen, Konzert­ Kopierschutz auf einer DVD – geknackt werden können. veranstaltern und Kursälen. (lde) «Hello» soll das ers­ wieder vor neue Herausforde­ te Wort gewesen sein, das rungen stellte. Als Musik noch Thomas Alva Edison aufge­ ausschliesslich im Konzertsaal nommen und anschliessend erklang, stellten sich ganz an­ Der Buchdruck – eine Erfindung mit Folgen wieder abgespielt hat. Edison dere Fragen als in der heutigen hat nicht nur die Glühbirne er­ Zeit mit Rundfunk, Internet (lde) Um 1440 revolutionier- Johannes funden, sondern auch den Fo­ und MP3­Playern. Entstanden te Johannes Gutenberg mit Gutenberg Bilder: iStockphoto.com (Gutenberg: nicoolay; Druck früher: Grafissimo, Druck heute: seraficus) nografen, mit dem man Töne ist ein Markt für die Massen­ der Erfindung der bewegli- auf einem Wachszylinder nutzung von urheberrechtlich chen Metalllettern und der speichern und wiedergeben geschützten Werken. Druckerpresse den Buch- Drucken konnte. Nur kurze Zeit nach druck. Seine Erfindung er- gestern Edisons Erfindung entwickelte Pioniere gründen möglichte die «Vervielfälti- und heute der in Amerika tätige Deutsche gung» von Texten. Wer vorher Ernst Berliner den Urahnen Radiogenossenschaften ein Buch kopieren wollte, der Schallplatte. Das Abspiel­ Ende des 19. Jahrhunderts musste es abschreiben – eine gerät für diese Schallplatten, entwickelten Wissenschaftler mühselige Angelegenheit. das Grammofon, wurde 1888 in Europa und Amerika die Deshalb dachte auch nie- in Philadelphia präsentiert. Grundlagen für die drahtlo­ mand daran, den Autor des Auf den ersten Blick haben se Kommunikation und die Originals zu entschädigen. diese technischen Errungen­ Radio­ und Fernsehtechnik. schaften nicht viel mit dem Ur­ Kaum war der Grundstein heberrecht zu tun. Bei näherer für den Rundfunk gelegt, Mehr zu diesem Thema Betrachtung zeigt sich jedoch, nahm 1920 in den USA auch unter c www.hep-verlag.ch dass die technische Entwick­ schon die erste kommerziel­ lung das Urheberrecht immer le Radiostation ihren Betrieb
  • 9. 9 Die digitale Technik Bereits vor mehr als zehn Jahren hat man erkannt, dass diese neuen digitalen Ent­ pflügt die Gesellschaft um wicklungen in den nationalen Urheberrechtsgesetzen rücksichtigt werden müssen. be­ Zentral ist das sogenannte On­Demand­Recht. Darunter Dank Internet, CD- und DVD-Brennern, versteht man das Recht, der Öffentlichkeit ein Werk in ei­ MP3-Playern und Handys lassen sich nem Kommunikationsnetz – Werke heute beliebig oft und kosten- etwa über Internet oder Mobil­ günstig kopieren. Dies stellt das Urheber- funknetze – zugänglich zu machen. Online­Musikshops recht vor neue Herausforderungen. beispielsweise sind auf dieses Recht angewiesen. Sie müssen sowohl bei den Urheber/innen (lde) Als 1982 die erste CD zogen werden. Letzteres kann als auch bei den Interpret/in­ mit digital gespeicherter Mu­ legal oder aber auf unerlaubte nen und Produzent/innen eine sik auf den Markt kam, ahn­ Weise geschehen. Lizenz einholen, um mit deren ten nur wenige, wie rasch Werken ihr Geschäft betreiben der neue Tonträger die Vinyl­ Kopieren ohne zu können. Schallplatte verdrängen wür­ de. Die Ablösung markiert den Qualitätsverlust Das Internet als neue Foto: iStockphoto.com, Matt Jeacock Übergang von der analogen Gespeichert und kopiert wur­ zur digitalen Welt. Die rasan­ de zwar schon lange. Mit Drehscheibe te Entwicklung der digitalen Tonbandgerät, Kassetten­ und Nicht nur Musik und Texte Technologie und vor allem das Videorecorder konnte man Eine tabellarische Übersicht werden übers Internet unter die Internet haben den Umgang Musik und Filme aufnehmen über die technische Leute gebracht. Immer mehr der Gesellschaft mit Informa­ und Kopien herstellen. Aller­ Entwicklung findet sich unter dient das Web auch zur Ver­ tionen grundlegend verändert. dings war das recht aufwen­ c www.hep-verlag.ch. breitung von Podcasts, Filmen, Nutzer/innen und Konsument/ dig, und die Kopien erreichten Fernseh­ und Radiosendungen. innen haben Zugang zu Inhal­ nie die Qualität des Originals. sich per Mausklick herunterla­ Ländern mit rechtlichen Mit­ Werden Sendungen zeitgleich ten aus der ganzen Welt. Und In dieser Hinsicht hat sich den. An die Stelle der schlech­ teln vorgegangen – und zerr­ auch im Internet angeboten, diese Informationen können vieles grundlegend verändert. ten Kopien von einst sind Klo­ te fehlbare Nutzer/innen vor so spricht man von «Strea­ auf den eigenen Rechner ko­ Mit digitalen Geräten wie CD­ ne von hoher Qualität getreten. Gericht. Andererseits entwi­ ming». Wenn Inhalte hinge­ piert und gespeichert werden. oder DVD­Brennern können Die Musik­ und Filmindustrie ckelte sie sogenannte Digital­ gen zeitverschoben und zum Eine Folge davon ist, dass Kopien ohne Qualitätsverlust ist dadurch stark unter Druck Rights­Management­Systeme individuellen Gebrauch auf Musik und Filme zunehmend in beliebiger Zahl und kos­ geraten. Gegen das Kopieren (DRM) – bisher allerdings mit einer Webseite angeboten wer­ nicht mehr im Laden gekauft, tengünstig produziert werden. und Downloaden aus illega­ mässigem Erfolg [c www.hep- den, handelt es sich um «On­ sondern über das Internet be­ Songs aus dem Internet lassen len Quellen ist sie in einigen verlag.ch]. Demand»­Dienstleistungen. Privatkopien sind erlaubt Im Gegenzug erhalten die Urheberinnen und Urhe­ ber, die Interpretinnen dern. Sie gelangten mit ihren Anliegen sogar ans Bundesge­ richt. Das höchste Schweizer und Interpreten, aber auch Gericht gab jedoch den Urhe­ Seit 1992 dürfen Werke für den privaten die Produzent/innen und berrechtsgesellschaften recht. Sendeunternehmen eine Seit 2007 werden auch die Gebrauch kopiert werden. Im Gegenzug Vergütung. In den ers­ digitalen Speichermedien wie erhalten die Urheberinnen und Urheber ten Jahren wurde diese MP3­Player und Videorecor­ hulz und die Inhaber/innen von Leistungs- Vergütung nur auf Leer­ der mit eingebauter Harddisc , Volkmar Sc kassetten erhoben, spä­ erfasst. schutzrechten eine Entschädigung. ter auch auf CD­ und Die Höhe der Vergütun­ ne DVD­Rohlingen. Die gen wird zwischen den Urhe­ Foto: Keysto weitere Anpassung ans berrechtsgesellschaften und digitale Zeitalter, das heisst Nutzerverbänden periodisch (lde) Das Problem entstand in umgehen. Eigentlich war das CD oder ein Video zum Pri­ die Ausdehnung der Leerkas­ ausgehandelt und durch eine den 1980er­Jahren: Mit der Aufnehmen illegal, bis 1992 vatgebrauch auf einen leeren settenvergütung auf digitale Schiedskommission geneh­ zunehmenden Verbreitung der eine Lösung gefunden wur­ Träger zu überspielen. Auch Speichermedien, hat zu hit­ migt. Seit einiger Zeit treten an Kassettenrecorder begannen de: Das Kopieren zu privaten Familienangehörige und enge zigen Diskussionen geführt. die Stelle der MP3­Player ver­ Teenager in grossem Stil die Zwecken ist erlaubt, aber auf Freunde dürfen diese Kopi­ Konsumentenschutz­ und Nut­ mehrt Musik­Handys. Auch im Radio ausgestrahlte Hitpa­ dem Träger oder dem Speicher en benutzen. Unter keinen zerorganisationen störten sich auf diesen Geräten werden Ur­ rade auf Kassette aufzuneh­ ist dafür eine Vergütung ge­ Umständen darf man sie aber an den in ihren Augen zu ho­ heberrechtsvergütungen erho­ men. Damit konnten sie den schuldet. verkaufen. Wer dies tut, macht hen Vergütungen – oder woll­ ben, der entsprechende Tarif Kauf der aktuellen Singles Es ist also zulässig, eine sich strafbar. ten diese sogar ganz verhin­ wurde 2010 genehmigt.
  • 10. 10 Alle tun es – und (fast) alle schämen sich dafür Foto: iStockphoto.com, druva Viele Jugendliche laden Musik oder «In der Regel findet man downloaden und unseren Freundinnen anschauen will. in den Tauschbörsen vor allem Freunden vorspielen, machen Zu Hause im trauten Kreis ist Filme aus dem Internet auf ihren wir ja gleichzeitig Werbung, das kein Problem. Anders sieht Mainstream», meint eine der Computer. Die Künstlerinnen und Künstler Befragten, «und die grossen davon profitieren die Künstler es aus, wenn man eine Party sind aber darauf angewiesen, dass ihre Bands und Hollywoodstu­ doch auch.» im Gemeindehaus veranstaltet dios kassieren doch schon ge­ Tatsächlich ist es erlaubt, und dort eine Filmvorführung CDs und DVDs gekauft werden. nug ab.» Independent­Filme eine heruntergeladene Datei plant. Oder im Klassenlager, und Musikstücke unbekann­ an Freunde und Freundinnen als Krönung des Abschluss­ ter Bands leihe sie sich in weiterzugeben, solange man abends. In beiden Fällen gilt (nis)Ein schlechtes Gewissen bewusst sind, dass vor allem der Videothek oder kaufe sie vernünftige Grenzen einhält. es, zuerst die Vorführrechte bei haben fast alle. Eine spon­ weniger bekannte Künstler/ an Konzerten. «Man darf nicht Und natürlich bedeutet weiter­ der Produktionsfirma einzuho­ tane Strassenumfrage zeigt, innen auf CD­Verkäufe an­ vergessen, dass Leute in mei­ geben nicht, dass man Geld für len. Ähnliche Fragen stellen dass die meisten jungen Leu­ gewiesen sind. Nicht nur aus nem Alter sich in der Regel seine Files verlangen kann. sich bei der Musik: Wer gerne te glauben, sie machten sich finanziellen Gründen, sondern gar nicht mehr leisten können Etwas komplizierter wird Karriere als DJ machen möch­ strafbar, wenn sie Musik oder auch, weil die Hitparaden­ als das, was sie bereits fürs es, wenn man einen Film – te, liest weiter auf c   5 Seite Filme aus dem Internet auf ih­ ranglisten aufgrund der CD­ Kino und Konzerte ausgeben», auch einen aus der Videothek (Das Urheberrecht macht vor ren Computer laden. Das liegt Umsätze berechnet werden. fügt sie an. «Wenn wir etwas – zusammen mit Freunden und Clubs nicht halt). nicht zuletzt an der Bericht­ erstattung in den Medien, wo immer wieder von spektaku­ lären Prozessen und Urteilen Unterschiedliche Personen, die das Urheberrecht verletzen. Einen anderen Weg hat Frankreich ge- zu lesen ist. Dass es sich in der Der eidgenössische Datenschutzbeauf- wählt. Im Mai 2009 verabschiedeten die Regel um Fälle aus dem Aus­ Strategien gegen die tragte sah in diesem Vorgehen jedoch die Abgeordneten der Nationalversammlung land handelt, entgeht der eili­ Internet-Piraterie Persönlichkeitsrechte der betroffenen Per- ein neues Gesetz; es sieht vor, dass mit gen Leserin beim Überfliegen sonen verletzt. Das Bundesgericht hat ihm bis zu einem Jahr Internetsperre bestraft der Schlagzeilen gerne. (lde ) In zahlreichen europäischen Ländern nun recht gegeben; es beurteilte das Vor- werden kann, wer wiederholt illegal Musik In der Schweiz ist der wird gegen die Internet-Piraterie vorge- gehen als bedeutsamen Eingriff in die Pri- und Filme vom Internet bezieht. Nachdem Download für den Privatge­ gangen, weil Urheber und Kulturwirtschaft vatsphäre der Betroffenen. Die Firma darf der französische Verfassungsrat das Ge- brauch tatsächlich nicht straf­ dadurch unter anderem wirtschaftliche ihre Software also nicht mehr einsetzen. setz gebilligt hat, steht der neuen Straf- bar. Der Upload hingegen, Verluste erleiden. Die getroffenen Mass- praxis nun nichts mehr im Wege. Ähnliche also die Freigabe der eigenen nahmen sind allerdings umstritten. Schritte hat auch die britische Regierung Dateien für andere User, ist Im April 2009 sorgte ein Prozess in Schwe- erwogen. nicht erlaubt. Wer also ein den für Aufsehen. Die Betreiber der Inter- In der Schweiz ist nach vorherrschender «Peer to Peer»­Programm be­ net-Tauschbörse «The Pirate Bay» wurden Meinung der Experten das private Down- nutzt, das den Computer wäh­ wegen Verletzung des Urheberrechts zu loaden erlaubt, und zwar selbst dann, wenn rend des Downloads anderen Gefängnisstrafen und hohen Geldbussen das Angebot illegal ist. Gerichtsurteile dazu Usern im gleichen Netzwerk verurteilt. gibt es allerdings keine. In Deutschland ist öffnet, verletzt in der Regel In der Schweiz hat eine Firma eine spezielle das Herunterladen von «offensichtlich» il- Urheber­ und/oder Leistungs­ Software entwickelt, mit der sie im Internet legalen Angeboten verboten. schutzrechte. nach Anbietern von illegalen Musik- und Ein schlechtes Gewissen Filmdownloads suchen kann – oder nach Foto: iStockphoto.com, Noam Armonn haben viele auch, weil sie sich