Diskussion über Jugendstudien in Polen und DeutschlandWie ticken Jugendliche heute? Was wollen sie? Welche Interessen, Ziele, Bedürfnisse haben sie? In welchem Alltag werden sie groß? Zum Auftakt unserer diesjährigen Zentralstellenkonferenz gehen wir am Montag, 22. Oktober, ab 16 Uhr, Fragen wie diesen nach.
2. ”Man kann nicht über
Jugendliche
sprechen, ohne über
Zukunft zu
sprechen, und man
kann nicht über
Zukunft sprechen
, ohne über Jugendliche
zu sprechen".
2
3. Wozu ein Jugendbericht?
Polen und neue Herausforderungen (ein
besonderer historischer Augenblick)
Jugendliche als wichtige gesellschaftliche
Ressource und Entwicklungschance
Ressourcen an älteren Menschen
nehmen ab
Besonderheit der jungen Generation
Psychologische Eigenschaften der
Jugend
Demografische Prämissen
Druck durch demografisches Hoch
(Arbeitsmarkt, Bildung)
Perspektive durch demografisches Tief
3
4. Entwicklungsmotoroderverlorene
Generation?
Jugendliche in den arabischen Ländern
BIP pro Kopf
Teilnehmer 15-24
Teilnehmer nach
Jahre in
Land unter 30 Kaufkraftparitä
Beschäftigung
Jahre t in Tausend $
(2008)
2010
Algerien 56% 31% 7,1
Saudi-Arabien 61% 25% 23,7
Bahrain 48% 30% 26,8
Ägypten 61% 23% 6,4
Jemen 73% 22% 2,6
Jordanien 65% 20% 5,7
Libyen 61% 27% 14,9
Marokko 56% 35% 4,8
Oman 64% 29% 26,2
Syrien 67% 32% 5,1
Tunesien 51% 22% 9,5
5. Entwicklungsmotoroderverlorene
Generation?
AnteiljungerMenschen (15-34 Jahre) an
derGesamtbevölkerung in den
40.0% einzelnenLändergruppen
35.0%
30.0%
25.0%
20.0%
15.0%
2000
2005
2010
2015
2020
2025
2030
2035
2040
2045
2050
2055
2060
2065
2070
2075
2080
2085
2090
2095
2100
Welt
Świat Entwickelte Länder
Kraje rozwinięte
Schwellenländer
Kraje rozwijające się Entwicklungsländer
Kraje nierozwinięte
Polen
Polska
5
6. Entwicklungsmotoroderverloren ArabischerFrühling
Unruhen in London
e Generation? Generation 1000 €
40% Arbeitslosigkeit
Prekariat?
ACTA
?
http://gfx.mmka.pl/newsph/389965/914874.3.jpg http://media.economist.com/sites/default/files/imagecache/290-
width/20111022_CUK290.jpg
6
8. Aus den besonderen Bedingungen, in
denen sie aufwuchsen
Transformatorische Realität als bestehende Welt
Öffnung gegenüber Einflüssen der westlichen Welt
Globalisierung der Wirtschaft
Postmoderne als bestehende gesellschaftliche
Ordnung
Konsumismus und Ideologie des Erfolgs als
wichtigste kulturelle Angebote
Technologische Revolution (allgemeiner
Internetzugang gibt Jugendlichen mehr Freiheit)
Bildungsexplosion und neue „Qualität” des
Verbleib junger Menschen außerhalb des
Arbeitsmarkts (und in einem Status verlängerter
Jugend)
Bedeutende sozialisierende Krisenelemente:
Kompliziertheit und Druck der
Systemtransformation
Defizitäres Staatsvermögen
Krise der Weltwirtschaft
8
10. 1. Was verbindet die Generation
nahezuvollständig? Freiheit!
Źródło: Barbara Fatyga, „Wędrujące pytanie o wolnośd. Raport z badao”, grudzieo 2009 r. 10
11. 1. Dinge, die im Leben wichtig sind –
früher und heute
Erfülltes Familienleben
Freundschaft
Nützlich sein
Prestige und Wertschätzung
Gute Ausbildung
Interessante Arbeit
Viel Geld
Abwechslungsreiches Leben
Ruhiges Leben
12. 1. Lebenseinstellung
junger Menschen
Überdurchschnittlich
Minimalisten Träumer Normal Ambitionierte Anders Ambitionierte
Ambitionierte
30-jährige
19-jährige
12
13. 1. Neue „Philosophie”
des Konsumierens
Die Konsumgesellschaft sorgt dafür, dass die jeweilige Wahl
in erster Linie den Lebensstil betrifft und sich dem Wunsch
nach Besitz und Gebrauch von Gegenständen nicht
verschließt. Die am „Haben” orientierte Ausrichtung wird
von polnischen Jugendlichen allmählich um eine auf ein
„Haben-um-zu-sein” orientierte Einstellung ergänzt.
Philosophie des jungen Konsumenten:
Was zählt ist nicht so sehr der Wunsch, Dinge zu besitzen, als
die Philosophie ihres Gebrauchs sowie Ausdruck und
Symbolik, die mit ihnen verbunden sind
Bedeutung hat nicht, wie viel und auf welche Weise man Geld
verdient, sondern wie viel und auf welche Weise man es
ausgibt
Wichtig ist nicht, wie man arbeitet, sondern was man vom
Leben hat und wie man sich erholt
13
14. Junge Polen sind ständig online. Sie
1. Internet Leben im Netz verbringen 17-20 Stunden wöchentlich im
Netz. Internet und Handy sind das, auf
Bedeutung von Medien nach Alter ihrer Nutzer was sie nicht verzichten könnten.
Erster Platz Dritter Platz Fünfter Platz
Zweiter Platz Vierter Platz
Festnetz-
Alter Fernsehen Handy
telefon
In Polen benutzen 93% der jungen
Menschen von 16 bis 24 Jahren
regelmäßig das Internet.
15. 1. Internet:
Schafft einen neuen Kulturtyp – eine Kultur
der Teilnahme
Hilft bei der Realisierung eigener Vorlieben
(die keine institutionellen Entsprechungen
in der „Realität” haben)
Befriedigt wichtige soziale Bedürfnisse –
baut Bindungen und ein Gefühl der Zuge-
hörigkeit auf (das durch das reale soziale
Umfeld nicht abgedeckt werden kann)
Ist Ort
intimer Verabredungen,
Marktplatz (geschäftliche Sphäre)
und ... politisches Forum
16. 1. Umlauf von Kultur und
ZugangzuKultur 13%allerPolenkaufenBücher, MusikoderFil
Beteiligungan unterschiedlichenArten des me. Biszu 33% erhaltendiese in elek-
tronischer Form, informelloderkostenlos.
Umlaufs von Inhaltennach Alter
Wenn die
Ausleihehinzugerechnetwird, sind 39%
allerPolen am informellenUmlaufbeteiligt
(dreimalmehrals am
kommerziellenUmlauf).
Kauf von Inhalten
Verleih von Inhalten
Informeller Umlauf von Inhalten
15-24 Jahre 25-39 Jahre 40-59 Jahre 60 Jahre oder älter
16
17. 1. Umlauf von Kultur und
ZugangzuKultur
InternetnutzermiterschwertemZugangzukult
urellenEinrichtungen PersonenauskleinerenOrtschaften und
in
40% 38% ländlichenRegionenhabenerschwertenZ
35% ugangzumoffiziellenUmlauf
30% 28%
25% (Geschäfte, kulturelleEinrichtungen) –
20%
15%
14% ca. 30%.
10% 4%
5%
0%
Städte Städte Städte ländliche
miasta pow. 20-100.000 miasta do 20 Gemeinden
über 100.000 miasta bis 20.000 gminy
100 tys. między 20- tys. wiejskie
100 tys.
17
18. 1. Intimität und neue
sentimentale Ordnung
Traum vom idealen Partner und Angst vor dauerhafter
Beziehung
Fortschreitende gesellschaftliche Liberalisierung wird
sichtbar:
im Bereich der der katholischen Morallehre zugeschriebenen
Normen
in der Ausweitung des Bereichssexueller Erfahrungen
Gleichzeitig tritt ein auf Radikalisierung traditioneller
Ansichten beruhender Trend infolge einer Aktivierung
der extremen polnischen Rechten zutage:
Reduzierung der Definitionen von Familie
Wachsende Missbilligung eines Zusammenlebens ohne Trauschein
Sinkende Akzeptanz für Scheidungen
Wachsende Unterstützung für ein rechtliches Verbot des
Schwangerschaftsabbruchs
18
21. 2. Trotz „Abkühlung” (Anpassung an die
Realität) sind die Bildungsziele weiterhin
hoch.
Wandel der Bildungsziele in den Jahren 2003-2009
Magister
Bachelor
Hochschulreife
Berufsbildung
21
22. 2. Jugendliche trafen bislang recht traditionelle
Entscheidungen und hatten recht traditionelle
Erwartungen an Bildung (Ausrichtung auf den
Abschluss)
Prozentsatz neu aufgenommener Studenten nach
Studienrichtungen im Polen und OECD-Staaten Fortdauernde Bildung und
Polen Durchschnitt OECD-Staaten
Lebenslanges Lernen als
unvermeidbare Perspektive
wird Jugendlichen erst
langsam bewusst.
Gesundheit Biolwissenschaften, P Mathematik Geisteswissen- Sozial-, Wirtschafts- Ingenieurs-
und soziale hysik und und schaften und und Rechtswissen- wissenschaften
Dienste Agrarwissenschaften Informatik Pädagogik schaften und Bauwesen
22
24. 3. Grenzüberschreitende Mobilität:
Emigration aus Polen?
Anzahl der zeitweise in anderen EU-Staaten Demografisches Profil der Migranten:
Frauen und Männer zwischen 20-44
lebenden Polen (2004-2010 in Tausend) Jahren, aus ländlichen Regionen oder kleineren
Städten (< 100.000), mit Hauptschul-
2000 1860 1820
1550 1570 1615 , Realschul- oder Berufsbildung.
1500 Frauen und Männer zwischen 25-44 Jahren aus
1170
großen Städten (> 100.000), mit Hochschul-
1000 750 bildung oder Vergleichbarem.
500
0
24
25. 3. Emigration – Wahl oder Notwendigkeit?
Junge (gut ausgebildete) Polen machen den größten Emigrationsstrom
ins Ausland aus – unablässig verlassen sie das Land auf der Suche
nach (besserer) Arbeit und besseren Lebensbedingungen.
Nicht unbedeutend ist der Wunsch, Neues kennenzulernen (Neugier
auf die Welt) sowie Erfahrungen wie andere Gleichaltrige zu
machen, manchmal auch politische Gründe (junge Menschen
sprechen von der „schlechten Atmosphäre im Land”, der „polnischen
Hölle” und Hoffnungslosigkeit).
Selten nur emigrieren sie aus freien Stücken – selten handelt es sich
um eine positiv bewertete Wahl.
Viele junge Polen bleibt dauerhaft im Ausland (in der Regel
diejenigen, die dort erfolgreich waren). Bei den anderen handelt es
sich um „pendelnde” Migranten, die aufgrund von Misserfolgen auf
dem polnischen Arbeitsmarkt von Marginalisierung bedroht sind und
sich mit der Wahl der teilweisen Migration auch im Aufnahmeland in
eine marginalisierte Position begeben.
Der aktuelle Trend besteht in:
einem rückläufigen Interesse an Arbeitsmigration
einem wachsenden Interesse an Bildungsmigration
25
26. 3. Bildungsmobilität in andereLänder
EinStudiumimeigenen
LandwirdheuteimmeröfterdurcheinStudiumimA
uslandergänzt.
Die Zahlder an
MobilitätsprogrammenteilnehmendenStudiere
nden lag 2009/2010 unter 2%.
13.402 Studierendebesuchten 2008/2009
imRahmen des Erasmus-
Programmseinandereseuropäisches Land. Das
sindneunmalsovielwieimersten Programmjahr.
79.786
Personenerhieltenseitdeminsgesamteineuropäi
sches Stipendium.
NachPolenkamen in
diesemZeitraumviermalwenigerStipendiaten
(23.004). 26
28. 4. Wie steht es um das bürgerschaftliche
Engagement der polnischen Jugend?
28
29. 100%
0%
20%
40%
60%
80%
20%
40%
60%
80%
0%
Indonesien
Indonezja Norwegen
Norwegia
Finnland
Finlandia Dänemark
Slowenien
Słowenia Dania
Finnland
Liechtenstein
Liechtenstein Finlandia
DänemarkDania Schweden
Szwecja
Szwecja
Schweden Niederlande
Litwa
Litauen Holandia
Austria
Österreich Schweiz
Szwajcaria
Bułgaria
Bulgarien Belgien
Belgia
Irlandia
Irland Großbritannien
Luxemburg
Luxemburg Wielka…
Menschen
Czechy
Tschechien Israel
Izrael
Szwajcaria
Schweiz Menschen Estland
Tajlandia Estonia
Thailand
Dominikana Spanien
Vertrauen zu anderen
Dom. Rep. Hiszpania
Hiszpania Tschechien
Vertrauen zu anderen
Spanien
Zaufanie do innych ludzi
Czechy
Estonia
Zaufanie do innych ludzi
Estland Deutschland
Łotwa Niemcy
Lettland
Nowa Durchschnitt
Średnia
Neuseeland …
Polska Zypern
Durchschnitt Cypr
Średnia
Belgien Frankreich
Belgia Francja
Griechenland
Grecja Slowenien
Słowenia
Paraguay
Paragwaj
Gesellschaftliches Kapital – alle
Niederlande Kroatien
Chorwacja
Holandia
Chile Lettland
Chile Łotwa
Großbritannien
Wielka… Rumänien
Italien Rumunia
Włochy
Norwegen Polen
Polska
Norwegia
Zaufanie do partii politycznych
Taiwan
Gesellschaftliches Kapital – junge Generation
Vertrauen zu politischen Parteien
Taiwan Griechenland
Grecja
Zaufanie do partii politycznych
Russland
Vertrauen zu politischen Parteien
Rosja Ungarn
Slowakei
Słowacja Węgry
Malta
Malta Russland
Rosja
Kolumbien
Kolumbia Slowakei
Słowacja
Zypern
Cypr
Guatemala Ukraine
Ukraina
Gwatemala
Mexiko
Meksyk Portugal
Portugalia
Korea …
Korea Bulgarien
Bułgaria
Hongkong
Hong Kong
Türkei
Turcja
20
25
30
35
40
45
50
10
15
0
5
PL
Nutzung
4. Besseres gesellschaftliches Kapital bei Jugendlichen
(PL und EU27)
EU27
sozialer Netzwerke
29
30. 4. Junge Menschen lehnen herkömmliches
politisches Engagement ab ...
Was ist besser: Sich hauptsächlich um sich und seine Ange-
hörigen zu kümmern oder gemeinnützig tätig zu werden?
19-jährige 30-jährige
Sich hauptsächlich um sich Gemeinnützig Schwer zu sagen
und seine Angehörigen kümmern tätig werden
Sie gehören keinen gesellschaftlichen Organisationen an, und zeigen keine massen-
hafte Wahlbeteiligung. Sie tun sich jedoch durch größeres Engagement für wohltätige
Zwecke und als Freiwillige hervor. Oftmals legen sie einen Sinn für Gemeinschafts-
aktionen an den Tag. Sie sind altruistischer und haben weniger ideologische als
rationale Erwartungen an den Staat. Sie wenden sich deliberativen Formen zu.
30
31. 4. Junge Menschen lehnen herkömmliches
politisches Engagement ab ...
Waslepsze: interesowadPolitik zu interessieren oder sich so
Co ist besser: Sich für się polityką, czy byd jak
najdalej od niej?
weit wie möglich von ihr fernzuhalten?
19-jährige 30-jährige
Sich für Politik interessieren Soweit wie möglich Schwer zu sagen
von Politik fernhalten
31
32. 4. ACTA – SachederJugend
Fast eine halbe Million Menschen nahm an der Facebook-Aktion „Nein zu ACTA – ich bin gegen die
Unterzeichnung des Vertrags durch Polen” teil. Mehrere Zehntausend entschlossen sich auf die Straße zu
gehen.
„Nein zu ACTA in Polen” und „Kommentarentfernt von ACTA”. DerersteFacebook-Auftritt hat über 220.000
Fans, derzweite 180.000.
Die meisten von ihnen (78-83%) sind unter 24 Jahren. Personen im Alter von 25-34Jahrenmachen um die 15%
aus. Ältere Fans gibtesnurvereinzelt.
Den Protestierenden ging es nicht nur um Freiheit im Internet. Die Wurzel ihrer Kritik betraf den Bruch
demokratischer Regeln durch den Staat, der ohne vorherige gesellschaftliche Diskussion eine für die
Gesellschaft strategische Entscheidung traf.
33. 4. ACTA – SachederJugend
Komentarz usunięty przez ACTA
Kommentarentfernt von ACTA Nie dla ACTA win Polen
Nein zu ACTA Polsce
50% 45% 44%
45%
40% 38%
34%
35%
30%
25%
20% 17%
15% 13%
10%
5% 2% 3% 1% 1% 1% 1%
0%
13-17 18-24 25-34 35-44 45-54 55+
Źródło: http://m.mediarun.pl/article.jsp?id=358&cid=5 33