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Bad Nauheimer Gespräch 
IGeL - Leistungen 
Transparenz durch Information 
Dr. med. Lothar Krimmel Frankfurt, 11. September 2013
Gesundheitspolitische Gründe 
für das IGeL-Konzept der KBV im Jahr 1998 
• Blockade der GKV bei Entscheidung über die Aufnahme neuer 
Leistungen (z.B. Akupunktur, Hautkrebs-Vorsorge) 
• Schutz vor zunehmenden Patientenansprüchen zu Lasten fixer 
Honorarbudgets (z.B. gewünschte Abklärungsdiagnostik ohne 
zwingende medizinische Indikation) 
• Beendigung der kostenlosen Erbringung von Wunschleistungen 
(z.B. Atteste und Bescheinigungen) 
• Auflösung des scheinbaren Widerspruchs von Sozial- und Zivilrecht 
(z.B. Glaukom-Vorsorge)
Orientierung zzuurr IIGGeeLL--NNoommeennkkllaattuurr 
• Selbstzahlerleistungen 
(Vor-IGeL-Begriff, Überschneidung mit Privatbehandlung) 
• Ärztliche Zusatzleistungen 
(offizieller Gattungsbegriff der Bundesärztekammer) 
• Individuelle Gesundheitsleistungen 
(Projektbegriff der KBV, allgemein akzeptiert) 
• IGEL, IGeL, IGeL-Leistungen, IGeL-Angebote 
(KBV-Abkürzung, höchster öffentlicher Bekanntheitsgrad) 
• zahlreiche Einzelbegriffe 
(je nach IGeL-Bereich, z.B. bei Vorsorge oder Alternativmedizin)
Meilensteine ddeerr IIGGeeLL--EEnnttwwiicckklluunngg 
• 15 Jahre seit IGeL-Start am 18. März 1998 
• IGeL-Umsatz bundesweit über 1,5 Milliarde Euro/Jahr 
• Anwendungs-Richtlinien der Bundesärztekammer 
• Aufnahme in Warenkorb des Statist. Bundesamts 
• Wissenschaftliche Befassung (z.B. WIdO, IGeL-Monitor) 
• Definition in Lexika (z.B. WIKIPEDIA) 
• Umfangreiche Fach- und Sekundär-Literatur 
• Hoher Bekanntheitsgrad bei Ärzten und Patienten 
• 29.08.2008: 32.000-Euro-Frage bei Günther Jauch
1. Gesundheitsmarkt 
= Kassenmedizin 
Behandlungs-umfang 
Lebens-qualität 
Schmerz-freiheit 
Heilung 
Linderung 
Sicherheit 
Lebens-erhaltung 
Wohl-befinden 
maximale 
Sicherheit 
Komfort 
Fitness 
Schönheit 
optimal 
wünschens-wert 
nützlich 
sinnvoll 
wirtschaftlic 
h 
notwendig 
ausreichend 
zweckmäßig 
2. Gesundheitsmarkt = Privatmedizin 
Behandlungs-anlass 
Definition und Abgrenzung von IGeL und Privatbehandlung 
Privatbehandlung 
im Krankheitsfall Individuelle 
Gesundheitsleistungen 
(IGeL)
Die fünf Hauptbereiche der 
Individuellen Gesundheitsleistungen 
• V orsorgemedizin 
• I nnovationen 
• S erviceleistungen 
• A lternativmedizin 
• L ifestylemedizin
Die fünf Hauptbereiche der 
Individuellen Gesundheitsleistungen 
• V orsorge und Prävention, z.B. 
• Reisemedizinische Vorsorge 
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• Optimierte Darmkrebsvorsorge durch 
immunologischen Stuhltest 
• HPV-Test auf Zervixkarzinom 
• Test auf Morbus Down (z.B. Triple-Test)
Die fünf Hauptbereiche der 
Individuellen Gesundheitsleistungen 
• S erviceleistungen und Komfortmedizin 
• Tauchfähigkeits-Untersuchung 
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• Abklärungsdiagnostik zur Beweissicherung 
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• Lichttherapie bei „Winterdepression“ (MDS +)
Die fünf Hauptbereiche der 
Individuellen Gesundheitsleistungen 
• A lternativ- und Umweltmedizin 
• Akupunktur zur Migräneprophylaxe (MDS +) 
• Anthroposophische Medizin 
• Ayurvedische Medizin 
• Mikrobiologische Therapie/Symbioselenkung 
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Die fünf Hauptbereiche der 
Individuellen Gesundheitsleistungen 
• L ifestyle-Medizin 
• Refraktive Chirurgie (z.B. LASIK) 
• Entfernung von Tätowierungen 
• Beseitigung von Besenreiservarizen 
• Behandlung der androgenetischen Alopezie 
• Behandlung der erektilen Dysfunktion
Entwicklung des IGeL-Markts von 2001 bis 2012 
(n Arztpraxen IGeL angeboten oder in Rechnung gestellt , nach WIdO 2012) 
8,9 % 
der 
Versicherten 
29,9 % 
der 
Versicherten 
• ohne zahnärztliche IGeL 
• insgesamt 26,2 Millionen „IGeL- Diskussionen“ 
• Realisierungsquote 69,5 % 
• 18,2 Millionen IGeL-Leistungen 
• Durchschnittspreis 70 € 
• IGeL-Markt = ca. 1,4 Mrd. Euro
Durchschnittliche Zahl der IGeL-Angebote pro Arzt und Jahr 
(nach WIdO, 2010) 
1. Augenarzt 578 
2. Gynäkologe 544 
3. Urologe 431 
4. Orthopäde 387 
5. Dermatologe 311 
6. Allgemeinarzt 89 
7. Internist 48
Die TOP 10 der IGeL-Angebote 
(relative Häufigkeit nach WIdO, 2012) 
1. Ultraschalluntersuchung 20,6 % 
2. Augeninnendruckmessung 16,0 % 
3. Laborleistungen allgemein 12,3 % 
4. Erweiterte Krebsfrüherkennung Frauen 11,9 % 
5. Erweiterte Hautkrebsvorsorge 8,3 % 
6. „IGeL-Arzneimittel“ (z.B. Viagra) 7,6 % 
7. Alternativmedizin 5,1 % 
8. PSA-Bestimmung 5,0 % 
9. Kosmetische Leistungen 3,6 % 
10.Knochendichtemessung 2,8 %
Die 11 IGeL - Gebote der Bundesärztekammer 
zum Erhalt einer vertrauensvollen Patient-Arzt-Beziehung 
1. Korrektheit und Transparenz der Indikationsstellung 
2. nur erforderliche, empfehlenswerte oder vertretbare 
Leistungen 
3. sachliche Information ohne Herabwürdigung der 
Leistungspflicht der GKV 
4. keine Verunsicherung von Patienten 
5. kein Aufdrängen von Leistungen
Die 11 IGeL - Gebote der Bundesärztekammer 
zum Erhalt einer vertrauensvollen Patient-Arzt-Beziehung 
6. angemessene Bedenkzeit vor Abschluss des 
Behandlungsvertrages 
7. Aufklärung über entstehende Kosten 
8. schriftlicher Behandlungsvertrag 
9. Anwendung der GOÄ 
10. Einhaltung der Fachgebietsgrenzen 
11. Einhaltung sonstiger Qualitätsstandards 
Auszug aus: Empfehlungen der BÄK, 108. Deutscher 
Ärztetag
IGeL-Ratgeber der Ärzteschaft 
für Patienten und Ärzte 
• warum notwendig oder empfehlenswert 
• wissenschaftlicher Nutzenbeleg 
• Beratung zu Nutzen und Risiken 
• keine anpreisende Werbung 
• schriftliche IGeL-Vereinbarung 
• weitere Informationshinweise 
• freie Entscheidung für oder gegen IGeL 
• angemessene Bedenkzeit 
• Hinweis auf mögliche Zweitmeinung 
• nachvollziehbare Rechnung
Werden Patienten IGeL-LLeeiissttuunnggeenn aauuffggeeddrräännggtt?? 
•Beispiel 1: eine 22jährige Patientin besteht auf einer MRT-Unter-suchung, 
da sie wegen seit 3 Wochen bestehender Kopfschmerzen 
einen Hirntumor ausschließen möchte. Die behandelnde Ärztin 
erläutert, dass dies wegen fehlender medizinischer Indikation nur als 
IGeL-Leistung möglich ist. 
•Beispiel 2: ein 53jähriger Patient erwähnt im Rahmen einer GKV-Gesundheitsuntersuchung, 
dass er für einen Marathonlauf trainieren 
möchte. Der Arzt empfiehlt ihm daraufhin einen erweiterten Sport- 
Check als IGeL-Leistung 
•Beispiel 3: eine 45jährige Patientin sucht wegen Leseproblemen eine 
Augenärztin auf. Diese erklärt ihr, dass sie aus haftungs-rechtlichen 
Gründen gezwungen ist, auch eine Augeninnendruck-messung als 
IGeL anzubieten.
Eine typische IGeL-Debatte, 
auch in der Ärzteschaft! 
• Arzt 1: IGeL sind durchweg unsinnige Leistungen. Deswegen ist 
meine Praxis eine IGeL-freie Zone! 
• Arzt 2: Warum sind denn reisemedizinische und sportmedizinische 
Vorsorge oder Gesundheits-Atteste „unsinnige Leistungen“? 
• Arzt 1: Aber das meine ich doch gar nicht. Das sind doch keine 
IGeL-Leistungen. Das biete ich natürlich auch in meiner Praxis an.
kollektiver vvss.. iinnddiivviidduueelllleerr NNuuttzzeenn 
Es gibt 
bei der Inanspruchnahme 
von Gesundheitsleistungen 
einen klaren Gegensatz 
zwischen kollektivem 
und individuellem Nutzen.
Der „„IIGGeeLL--MMoonniittoorr““ ddeess MMDDSS 
• Untersuchung und Bewertung aus Kassensicht 
• Bislang 31 IGeL untersucht, davon 4 „tendenziell positiv“, einige 
nicht bewertet und der Rest „unklar“ oder „tendenziell negativ“ 
• Unklare Auswahlkriterien (z.B. M2-PK-Stuhltest statt 
immunologischem Stuhltest) 
• Zu unbestrittenen IGeL-Leistungen wie Atteste und Gutachten, 
Sport-Check, Reisemedizinische Vorsorge oder Entfernung von 
Tätowierungen erfolgt keine Bewertung, wodurch die 
Gesamtbewertung von IGeL-Leistungen verzerrt wird. 
• Insgesamt sind weit mehr als 50 % der etwa 300 IGeL-Leistungen 
einer Bewertung nach den MDS-Kriterien nicht zugänglich, was die 
Brauchbarkeit deutlich einschränkt.
Gesundheitspolitische IIGGeeLL--DDeebbaattttee 22001133 
• IGeL haben keine eigene „Lobby“; teilweise fragwürdige 
Unterstützung kommt nur aus der Pharma- oder Medizingeräte- 
Branche, die IGeL-nahe Produkte vermarkten. 
• Die Ärzteschaft selbst ist nach wie vor gespalten. Es gibt etwa je zur 
Hälfte IGeL-Befürworter und IGeL-Gegner. 
• Die ärztlichen Körperschaften (Kammern und KVen) sind entweder 
uninteressiert oder distanziert. 
• Die gesundheitspolitische Debatte wird daher seit Jahren dominiert 
von IGeL-Gegnern bei Krankenkassen und politischen Parteien.
Warum es auch in Zukunft IIGGeeLL ggeebbeenn wwiirrdd 
• Die Inanspruchnahme von IGeL-Angeboten ist Ausdruck 
des Grundrechts auf freie Entfaltung der Persönlichkeit 
im Bereich der eigenen Gesundheit (Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz) 
• IGeL-Angebote des Arztes sind elementarer Ausdruck des 
Grundrechts auf freie Berufswahl (Art. 12 Abs. 2 Grundgesetz) 
• Die Finanzlage der GKV wird angesichts demographischer 
Herausforderungen den Leistungskatalog begrenzt halten. 
• Die Nachfrage nach Angeboten zur Optimierung von persönlichem 
gesundheitlichem Wohlbefinden wird eher zunehmen. 
• Innovation und medizinischer Fortschritt werden auch in Zukunft 
neue Angebote außerhalb der GKV-Medizin hervorbringen.
Vorschläge für eine Lösung ddeess IIGGeeLL--KKoonnfflliikkttss 
• Gegenseitiger Respekt für die seriösen Grundanliegen von IGeL-Befürwortern 
und IGeL-Gegnern 
• Gemeinsame Bewertung von IGel-Leistungen durch MDS und ZI 
(Zentralinstitut der KVen) 
• Definition eines Konsenskatalogs anerkannter IGeL-Leistungen 
durch KBV und GKV-Spitzenverband, ggf. durch den Gemeinsamen 
Bundesausschuss 
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  • 1. Bad Nauheimer Gespräch IGeL - Leistungen Transparenz durch Information Dr. med. Lothar Krimmel Frankfurt, 11. September 2013
  • 2. Gesundheitspolitische Gründe für das IGeL-Konzept der KBV im Jahr 1998 • Blockade der GKV bei Entscheidung über die Aufnahme neuer Leistungen (z.B. Akupunktur, Hautkrebs-Vorsorge) • Schutz vor zunehmenden Patientenansprüchen zu Lasten fixer Honorarbudgets (z.B. gewünschte Abklärungsdiagnostik ohne zwingende medizinische Indikation) • Beendigung der kostenlosen Erbringung von Wunschleistungen (z.B. Atteste und Bescheinigungen) • Auflösung des scheinbaren Widerspruchs von Sozial- und Zivilrecht (z.B. Glaukom-Vorsorge)
  • 3. Orientierung zzuurr IIGGeeLL--NNoommeennkkllaattuurr • Selbstzahlerleistungen (Vor-IGeL-Begriff, Überschneidung mit Privatbehandlung) • Ärztliche Zusatzleistungen (offizieller Gattungsbegriff der Bundesärztekammer) • Individuelle Gesundheitsleistungen (Projektbegriff der KBV, allgemein akzeptiert) • IGEL, IGeL, IGeL-Leistungen, IGeL-Angebote (KBV-Abkürzung, höchster öffentlicher Bekanntheitsgrad) • zahlreiche Einzelbegriffe (je nach IGeL-Bereich, z.B. bei Vorsorge oder Alternativmedizin)
  • 4. Meilensteine ddeerr IIGGeeLL--EEnnttwwiicckklluunngg • 15 Jahre seit IGeL-Start am 18. März 1998 • IGeL-Umsatz bundesweit über 1,5 Milliarde Euro/Jahr • Anwendungs-Richtlinien der Bundesärztekammer • Aufnahme in Warenkorb des Statist. Bundesamts • Wissenschaftliche Befassung (z.B. WIdO, IGeL-Monitor) • Definition in Lexika (z.B. WIKIPEDIA) • Umfangreiche Fach- und Sekundär-Literatur • Hoher Bekanntheitsgrad bei Ärzten und Patienten • 29.08.2008: 32.000-Euro-Frage bei Günther Jauch
  • 5. 1. Gesundheitsmarkt = Kassenmedizin Behandlungs-umfang Lebens-qualität Schmerz-freiheit Heilung Linderung Sicherheit Lebens-erhaltung Wohl-befinden maximale Sicherheit Komfort Fitness Schönheit optimal wünschens-wert nützlich sinnvoll wirtschaftlic h notwendig ausreichend zweckmäßig 2. Gesundheitsmarkt = Privatmedizin Behandlungs-anlass Definition und Abgrenzung von IGeL und Privatbehandlung Privatbehandlung im Krankheitsfall Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)
  • 6. Die fünf Hauptbereiche der Individuellen Gesundheitsleistungen • V orsorgemedizin • I nnovationen • S erviceleistungen • A lternativmedizin • L ifestylemedizin
  • 7. Die fünf Hauptbereiche der Individuellen Gesundheitsleistungen • V orsorge und Prävention, z.B. • Reisemedizinische Vorsorge • Sportmedizinische Vorsorge • Optimierte Darmkrebsvorsorge durch immunologischen Stuhltest • HPV-Test auf Zervixkarzinom • Test auf Morbus Down (z.B. Triple-Test)
  • 8. Die fünf Hauptbereiche der Individuellen Gesundheitsleistungen • S erviceleistungen und Komfortmedizin • Tauchfähigkeits-Untersuchung • Bescheinigung bei Reiserücktritt • Einholung einer „Second Opinion“ • Abklärungsdiagnostik zur Beweissicherung • Verhaltenstherapie bei Flugangst • Lichttherapie bei „Winterdepression“ (MDS +)
  • 9. Die fünf Hauptbereiche der Individuellen Gesundheitsleistungen • A lternativ- und Umweltmedizin • Akupunktur zur Migräneprophylaxe (MDS +) • Anthroposophische Medizin • Ayurvedische Medizin • Mikrobiologische Therapie/Symbioselenkung • Umweltmedizinische Wohnraumbegehung
  • 10. Die fünf Hauptbereiche der Individuellen Gesundheitsleistungen • L ifestyle-Medizin • Refraktive Chirurgie (z.B. LASIK) • Entfernung von Tätowierungen • Beseitigung von Besenreiservarizen • Behandlung der androgenetischen Alopezie • Behandlung der erektilen Dysfunktion
  • 11. Entwicklung des IGeL-Markts von 2001 bis 2012 (n Arztpraxen IGeL angeboten oder in Rechnung gestellt , nach WIdO 2012) 8,9 % der Versicherten 29,9 % der Versicherten • ohne zahnärztliche IGeL • insgesamt 26,2 Millionen „IGeL- Diskussionen“ • Realisierungsquote 69,5 % • 18,2 Millionen IGeL-Leistungen • Durchschnittspreis 70 € • IGeL-Markt = ca. 1,4 Mrd. Euro
  • 12. Durchschnittliche Zahl der IGeL-Angebote pro Arzt und Jahr (nach WIdO, 2010) 1. Augenarzt 578 2. Gynäkologe 544 3. Urologe 431 4. Orthopäde 387 5. Dermatologe 311 6. Allgemeinarzt 89 7. Internist 48
  • 13. Die TOP 10 der IGeL-Angebote (relative Häufigkeit nach WIdO, 2012) 1. Ultraschalluntersuchung 20,6 % 2. Augeninnendruckmessung 16,0 % 3. Laborleistungen allgemein 12,3 % 4. Erweiterte Krebsfrüherkennung Frauen 11,9 % 5. Erweiterte Hautkrebsvorsorge 8,3 % 6. „IGeL-Arzneimittel“ (z.B. Viagra) 7,6 % 7. Alternativmedizin 5,1 % 8. PSA-Bestimmung 5,0 % 9. Kosmetische Leistungen 3,6 % 10.Knochendichtemessung 2,8 %
  • 14. Die 11 IGeL - Gebote der Bundesärztekammer zum Erhalt einer vertrauensvollen Patient-Arzt-Beziehung 1. Korrektheit und Transparenz der Indikationsstellung 2. nur erforderliche, empfehlenswerte oder vertretbare Leistungen 3. sachliche Information ohne Herabwürdigung der Leistungspflicht der GKV 4. keine Verunsicherung von Patienten 5. kein Aufdrängen von Leistungen
  • 15. Die 11 IGeL - Gebote der Bundesärztekammer zum Erhalt einer vertrauensvollen Patient-Arzt-Beziehung 6. angemessene Bedenkzeit vor Abschluss des Behandlungsvertrages 7. Aufklärung über entstehende Kosten 8. schriftlicher Behandlungsvertrag 9. Anwendung der GOÄ 10. Einhaltung der Fachgebietsgrenzen 11. Einhaltung sonstiger Qualitätsstandards Auszug aus: Empfehlungen der BÄK, 108. Deutscher Ärztetag
  • 16. IGeL-Ratgeber der Ärzteschaft für Patienten und Ärzte • warum notwendig oder empfehlenswert • wissenschaftlicher Nutzenbeleg • Beratung zu Nutzen und Risiken • keine anpreisende Werbung • schriftliche IGeL-Vereinbarung • weitere Informationshinweise • freie Entscheidung für oder gegen IGeL • angemessene Bedenkzeit • Hinweis auf mögliche Zweitmeinung • nachvollziehbare Rechnung
  • 17. Werden Patienten IGeL-LLeeiissttuunnggeenn aauuffggeeddrräännggtt?? •Beispiel 1: eine 22jährige Patientin besteht auf einer MRT-Unter-suchung, da sie wegen seit 3 Wochen bestehender Kopfschmerzen einen Hirntumor ausschließen möchte. Die behandelnde Ärztin erläutert, dass dies wegen fehlender medizinischer Indikation nur als IGeL-Leistung möglich ist. •Beispiel 2: ein 53jähriger Patient erwähnt im Rahmen einer GKV-Gesundheitsuntersuchung, dass er für einen Marathonlauf trainieren möchte. Der Arzt empfiehlt ihm daraufhin einen erweiterten Sport- Check als IGeL-Leistung •Beispiel 3: eine 45jährige Patientin sucht wegen Leseproblemen eine Augenärztin auf. Diese erklärt ihr, dass sie aus haftungs-rechtlichen Gründen gezwungen ist, auch eine Augeninnendruck-messung als IGeL anzubieten.
  • 18. Eine typische IGeL-Debatte, auch in der Ärzteschaft! • Arzt 1: IGeL sind durchweg unsinnige Leistungen. Deswegen ist meine Praxis eine IGeL-freie Zone! • Arzt 2: Warum sind denn reisemedizinische und sportmedizinische Vorsorge oder Gesundheits-Atteste „unsinnige Leistungen“? • Arzt 1: Aber das meine ich doch gar nicht. Das sind doch keine IGeL-Leistungen. Das biete ich natürlich auch in meiner Praxis an.
  • 19. kollektiver vvss.. iinnddiivviidduueelllleerr NNuuttzzeenn Es gibt bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen einen klaren Gegensatz zwischen kollektivem und individuellem Nutzen.
  • 20. Der „„IIGGeeLL--MMoonniittoorr““ ddeess MMDDSS • Untersuchung und Bewertung aus Kassensicht • Bislang 31 IGeL untersucht, davon 4 „tendenziell positiv“, einige nicht bewertet und der Rest „unklar“ oder „tendenziell negativ“ • Unklare Auswahlkriterien (z.B. M2-PK-Stuhltest statt immunologischem Stuhltest) • Zu unbestrittenen IGeL-Leistungen wie Atteste und Gutachten, Sport-Check, Reisemedizinische Vorsorge oder Entfernung von Tätowierungen erfolgt keine Bewertung, wodurch die Gesamtbewertung von IGeL-Leistungen verzerrt wird. • Insgesamt sind weit mehr als 50 % der etwa 300 IGeL-Leistungen einer Bewertung nach den MDS-Kriterien nicht zugänglich, was die Brauchbarkeit deutlich einschränkt.
  • 21. Gesundheitspolitische IIGGeeLL--DDeebbaattttee 22001133 • IGeL haben keine eigene „Lobby“; teilweise fragwürdige Unterstützung kommt nur aus der Pharma- oder Medizingeräte- Branche, die IGeL-nahe Produkte vermarkten. • Die Ärzteschaft selbst ist nach wie vor gespalten. Es gibt etwa je zur Hälfte IGeL-Befürworter und IGeL-Gegner. • Die ärztlichen Körperschaften (Kammern und KVen) sind entweder uninteressiert oder distanziert. • Die gesundheitspolitische Debatte wird daher seit Jahren dominiert von IGeL-Gegnern bei Krankenkassen und politischen Parteien.
  • 22. Warum es auch in Zukunft IIGGeeLL ggeebbeenn wwiirrdd • Die Inanspruchnahme von IGeL-Angeboten ist Ausdruck des Grundrechts auf freie Entfaltung der Persönlichkeit im Bereich der eigenen Gesundheit (Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz) • IGeL-Angebote des Arztes sind elementarer Ausdruck des Grundrechts auf freie Berufswahl (Art. 12 Abs. 2 Grundgesetz) • Die Finanzlage der GKV wird angesichts demographischer Herausforderungen den Leistungskatalog begrenzt halten. • Die Nachfrage nach Angeboten zur Optimierung von persönlichem gesundheitlichem Wohlbefinden wird eher zunehmen. • Innovation und medizinischer Fortschritt werden auch in Zukunft neue Angebote außerhalb der GKV-Medizin hervorbringen.
  • 23. Vorschläge für eine Lösung ddeess IIGGeeLL--KKoonnfflliikkttss • Gegenseitiger Respekt für die seriösen Grundanliegen von IGeL-Befürwortern und IGeL-Gegnern • Gemeinsame Bewertung von IGel-Leistungen durch MDS und ZI (Zentralinstitut der KVen) • Definition eines Konsenskatalogs anerkannter IGeL-Leistungen durch KBV und GKV-Spitzenverband, ggf. durch den Gemeinsamen Bundesausschuss • Gesetzliche Ermöglichung der Kostenübernahme für ausgewählte Leistungen des IGeL-Konsenskatalogs