1. AG eLEARNiNG
Kompetenzzentrum für
E-Learning und Mediendidaktik
Kommunikation und Kooperation – Möglichkeiten in Moodle
Die Unterstützung kooperativer Lernprozesse durch Lernmanagementsysteme ist sowohl für
Lehrende als auch Lernende mit einer Vielzahl von Vorteilen aber auch mit veränderten
Anforderungen verbunden. Im Gegensatz zur klassischen Rolle des/der alleinigen Vermittler/
in von Wissen übernehmen Lehrende in kooperativen Lehr-Lern-Szenarien eine
moderierende, begleitende und betreuende Rolle. Einen guten Überblick über die damit
zusammenhängenden Aufgaben geben Bett & Gaiser in ihrem Artikel „E-Moderation“ (2004)1
sowie Hinze in „Kooperatives E-Learning“ (2004).2
Neben seinen informierenden und organisierenden Funktionen bietet Moodle eine Reihe von
Möglichkeiten, die kooperatives Lernen in Gruppen sowie die dazu notwendige intensive
Kommunikation auf verschiedenen Wegen unterstützen.
Kommunikation
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit in Lerngruppen ist die Kommunikation
zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern, deren Bedeutung für den Arbeitsprozess und
das –ergebnis den Lernenden vorab deutlich vermittelt werden muss. Gleiches gilt für die
Funktionsweise der Werkzeuge und die Organisation sowie den möglichen Ablauf der
Kommunikation. Da die computervermittelte Kommunikation in Moodle gegenüber der Face-
to-Face Kommunikation in Präsenzsituationen rein textbasiert ist und para- und nonverbale
Informationen (Mimik, Gestik, Stimmlage etc.) weitestgehend ausschließt, müssen im Sinne
eines dem Lernziel förderlichen Informationsaustausches Regeln für die Benutzung von
Foren, Chats und E-mail aufgestellt und eingehalten werden.
Der größte Teil der Kommunikation in computergestützten kooperativen Lernverhältnissen
verläuft asynchron. Für deren Unterstützung stehen in Moodle E-mail, Messenger und Forum
zur Verfügung.
Voraussetzung für eine gruppeninterne Kommunikation ist ein abgeschlossenes Forum,
dass Sie neben dem Nachrichtenforum einrichten sollten. Das Gruppenforum bietet Raum
für die inhaltliche Diskussion der Lerngruppe sowie für die Abstimmung der Vorgehensweise
bei der Aufgabenbearbeitung. Bei der Erstellung des Gruppenforums haben Sie die Wahl
zwischen zwei Gruppenmodi. Im Modus „Getrennte Gruppen“ haben die Arbeitsgruppen nur
Zugriff auf den eigenen Gruppenbereich. Wählen Sie den Modus „Sichtbare Gruppen“, sind
die Foren anderer Arbeitsgruppen zwar einzusehen und ermöglichen bei gleichen
Aufgabenstellungen für die jeweilige Lerngruppe einen Vergleich zur eigenen Diskussions-
und Arbeitsweise. Eine Erstellung von Beiträgen in Foren anderer Gruppen ist jedoch nicht
möglich.
Ist im Verlauf der Veranstaltung eine initiierte inhaltliche Diskussion in der Gesamtgruppe
geplant oder wollen Sie den TeilnehmerInnen die Chance geben, den Arbeitsgegenstand
oder Probleme in der Gesamtgruppe zu diskutieren, bietet sich die zusätzliche Einrichtung
eines entsprechenden Forums an. Dies kann über ein separates drittes Forum erfolgen oder
über die Definition einer Gesamtgruppe in der Gruppenverwaltung im Administrationsblock.
Ordnen Sie dort alle Teilnehmer zuzüglich zu deren Arbeitsgruppen einer Gesamtgruppe zu,
legt Moodle im Gruppenforum automatisch einen Bereich für diese Gruppe an. Dort ist es
allen TeilnehmerInnen möglich, Beiträge zu verfassen und zu beantworten.
1
http://www.e-teaching.org/lehrszenarien/vorlesung/diskussion/e-moderation.pdf
2
http://www.e-teaching.org/lehrszenarien/seminar/gruppenarbeit/koop_e-learning.pdf
2. Als Kursleiter/in haben Sie uneingeschränkten Zugang zu allen Foren. Besonders in
kooperativen Lernzusammenhängen ist dies auch notwendig, da Lehrende sowohl die
Sozialisation innerhalb der Gruppen, die Organisation der Arbeit als auch inhaltliche
Diskussionen begleiten und ggf. unterstützen müssen. (s.u.)
Moodle sieht die Möglichkeit vor, Foren zu abonnieren bzw. abzubestellen, was die
automatische Zusendung eingestellter Beiträge betrifft. Auf diese Wahlmöglichkeit sollte bei
der Einrichtung der wichtigen Foren verzichtet werden, um den Erhalt der Beiträge aus
Nachrichten- und Gruppenforum und damit die Kommunikationsfähigkeit sicherzustellen.
Eine weitere asynchrone Kommunikationsmöglichkeit schafft der Versand von E-Mails. Über
den Aufruf der Teilnehmerliste können Nachrichten an alle oder ausgewählte
TeilnehmerInnen verschickt werden. Dies bietet sich für Informationen oder Mitteilungen an,
mit denen z.B. ein Gruppenforum aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht „belastet“ werden
soll.
Der dritte Weg, über den Nachrichten- und Informationsaustausch vorgenommen werden
kann, ist der Messenger, der ebenfalls über „TeilnehmerInnen“ > Auswahl > „Mitteilung
senden“ erreichbar ist. Zu Beginn einer Veranstaltung sollte jede/r Kursteilnehmer/in dort
eine eigene Kontaktliste anlegen, die zumindest die Mitglieder der eigenen Arbeitsgruppe
sowie den/die Kursleiter/in beinhaltet. Hat ein/e Teilnehmer/in bereits an anderen Moodle-
Kursen teilgenommen und dort eine Kontaktliste angelegt, steht sie auch im aktuellen Kurs
zur Verfügung und kann erweitert werden. Der Vorteil des Messengers liegt in der sofortigen
Anzeige eingegangener Nachrichten, nachdem der Login erfolgt ist. Das Modul aktualisiert
sich alle 60 Sekunden und gestattet eine unkomplizierte und sehr schnelle 1:1
Kommunikation, die besonders für kurzfristige Abstimmungen zwischen den Lernenden
genutzt werden kann. Aber auch für die Kommunikation zwischen Kursleiter/in und
Teilnehmer/in in Form virtueller Sprechstunden, schneller Feedbacks oder informeller
Hinweise und Ratschläge an Lernende ist der Messenger gut geeignet. Ein Verlauf der
Kommunikation wird aufgezeichnet und ist auch zu einem späteren Zeitpunkt einsehbar.
Die Chatfunktion in Moodle ermöglicht eine synchrone Kommunikation und kann für
zeitbegrenzte und initiierte Diskussionen in den Lerngruppen und ebenfalls für virtuelle
Sprechstunden genutzt werden. Voraussetzung ist jedoch die Festlegung genauer Termine,
zu denen sich die Teilnehmer im Netz treffen. Ebenso sollte vor Chatbeginn eine Agenda zu
diskutierender Punkte sowie Verhaltensregeln verbindlich aufgestellt und kommuniziert
werden, um die Diskussion möglichst zielorientiert zu gestalten. Individuell unterschiedliche
Kompetenzen der TeilnehmerInnen (Schreibgeschwindigkeit, Wissen um spezifische
Abkürzungen etc.) können durch zusätzliche Handreichungen und Tipps seitens der
Lehrenden kompensiert werden.3 Chatprotokolle werden zur Ergebnissicherung gespeichert
und sind ebenfalls jederzeit einsehbar.
Die alleinige Bereitstellung unterschiedlicher Kommunikationsmöglichkeiten ist jedoch kein
Garant für einen erfolgreichen und effizienten Informationsaustausch. Synchrone wie auch
asynchrone Kommunikation innerhalb der Gruppen sollte durch die Kursleiter/in regelmäßig
verfolgt und unterstützt werden. Dies kann zur Initiierung von Diskussionen in Form
provozierender Fragen erfolgen. Im Verlauf von Online-Diskussionen kann der/die Lehrende
moderierend eingreifen, auf das Thema zurückführen, weniger aktive TeilnehmerInnen durch
direkte Ansprache motivieren, Zusammenfassungen geben oder bei entstehenden Konflikten
moderieren. Dies gilt sowohl für die Diskussion im Chat als auch besonders für Diskussionen
über einen längeren Zeitraum in den Foren. Bei letzteren kann es im Sinne des Lernerfolgs
und der Übersichtlichkeit zudem notwendig werden, irrelevante Beiträge oder Threads zu
bearbeiten oder gar zu löschen.
Um die Rolle als Lernbegleiter und –betreuer in ausreichendem Maße wahrnehmen zu
können, ist für Sie als Kursleiter/in das Wissen um die sozialen Prozesse innerhalb der
3
Hinweise zur Planung, Durchführung und Betreuung synchroner und asynchroner Kommunikation
geben o.g. Artikel.
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3. Gruppen, das Gruppenklima sowie die gemeinsame Organisation der Arbeit und deren
Fortschritt von großer Wichtigkeit. Der Erfolg kooperativer Lernprozesse hängt in hohem
Maße von einer angemessenen Aufgabengestaltung, einer detaillierten Planung und
flexiblen Durchführung der Veranstaltung sowie einer adäquaten Lernbegleitung ab. Das
macht regelmäßige Evaluation von Gruppenbeziehungen, Verständnisprozessen, der
individuellen Lernzufriedenheit der TeilnehmerInnen sowie deren Lernerfolg notwendig.
Wenn auch das Einholen von direkten Rückmeldungen in Präsenzsituationen einfacher ist,
bietet Moodle über das Modul „Feedback“ Möglichkeiten, dies auch auf virtuellem Wege zu
realisieren. Sie können am Ende aber auch mehrmals im Verlauf der Veranstaltung
Feedbacks von Lernenden einholen, um Ihren aktuellen Kurs an nicht berücksichtigte
Bedürfnisse der Lernenden anzupassen oder um zukünftig Ihre Kurse besser planen zu
können.
Im „Feedback“ können Sie unterschiedliche Elemente mit einander kombinieren. Für
einfache Rückmeldungen zum Veranstaltungsverlauf, zur Klarheit der Aufgaben oder zu
Aspekten der Gruppenarbeit dürften aber die Elemente „Multiple-Choice – Checkbox“,
„Single Choice - Radiobutton“ kombiniert mit „Eingabebereichen“ für Texte ausreichend sein.
Das Feedback können Sie ebenfalls mit Gruppenmodi belegen und können sich bei der
Auswertung die Ergebnisse der einzelnen Gruppen anzeigen lassen. Neben der
Zeitbegrenzung können Sie je nach Zweck des Feedbacks entscheiden, ob die Ergebnisse
gänzlich anonym bleiben oder den Teilnehmern öffentlich gemacht werden sollen.
Kooperation
Viele der in Moodle zur Verfügung stehenden Lernaktivitäten können mit Blick auf die
Unterstützung kooperativen Lernens in Gruppen entsprechend konfiguriert werden. Die
wichtigsten Aktivitäten werden im Folgenden dargestellt.
Um die optimale Funktionalität und Ansicht verschiedener Gruppen-Module (hier:
Abstimmung, Feedback, Wiki) sicherzustellen, sollten Sie folgenden wichtigen Hinweis
unbedingt berücksichtigen.
Versuchen Sie nach Möglichkeit, die Zusammensetzung der Lerngruppen zu Beginn der
Veranstaltung und vor der Nutzung der einzelnen Gruppen-Aktivitäten durch die
TeilnehmerInnen festzulegen (Gruppen verwalten) und diese im Verlauf der Veranstaltung
nicht mehr zu verändern. Eine späterer Wechsel oder „Tausch“ der Lerngruppen kann zu
Funktions- und Ansichtsstörungen bei einzelnen Aktivitäten führen. Verknüpfungen, die
durch bereits vorgenommene Einträge in Foren, Abstimmungen, Feedbacks oder Wikis
entstanden sind, kann das System nicht mehr exakt wiederherstellen bzw. einzelnen
TeilnehmerInnen zuordnen.
Bereits in der Phase der Gruppenbildung kann die Aktivität „Abstimmung“ hilfreich sein. Je
nach Gesamtzahl der Teilnehmer müssen Sie bei der Erstellung der Abstimmung
entsprechend viele Antwortmöglichkeiten (Zahl der Lerngruppen) vorgeben und die Zahl der
möglichen Antworten (Zahl der Gruppenmitglieder) limitieren, um eine Über- oder
Unterbesetzung zu vermeiden. Erfahrungsgemäß sollten Lerngruppen nicht mehr als 5
Teilnehmer haben und eher heterogen strukturiert sein. In heterogenen Gruppen ist mit einer
größeren Perspektivenvielfalt sowie einer ungleichen Wissensbasis zu rechnen. Gerade
unterschiedliche Erfahrungen und Zugänge mit bzw. zu einem Gegenstand und das
gegenseitige zur Verfügung stellen sind entscheidende Grundlagen kooperativen Lernens.
Zudem können Wissensdefizite besser ausgeglichen und produktive Konflikte angeregt
werden.
Dieser Fakt spricht entweder für eine autoritäre Gruppenzuteilung durch den/die Kursleiter/in
(ohne Moodle-Nutzung) oder die entsprechende Konfiguration der Abstimmung in Moodle, in
der weder die abgegebenen Stimmen noch die bereits eingetragenen Gruppenmitglieder
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4. sichtbar sind. Eine demokratische und offene (sichtbare) Abstimmung kann für bestimmte
Zielsetzungen jedoch ebenso angebracht sein.
Im Vergleich zu anderen Lernmanagementsystemen besitzt die aktuelle Moodle-Installation
keine Möglichkeit, einen abgeschlossenen Gruppenraum einzurichten, in den
Arbeitsdokumente geladen werden können. Eine gute Alternative bietet hier jedoch das
Gruppenforum, das grundsätzlich den Anhang von Dokumenten an jeden Beitrag erlaubt.
Die maximale Größe können Sie bei der Einrichtung des Forums vorab festlegen. Mit der
Erstellung eines an diesen Zweck gebundenen und entsprechend benannten Threads (z.B.
„Dokumente“) wird ein fester Platz für eine Materialiensammlung geschaffen. Neben
externen Dokumenten zum Thema können ebenso eigene Texte hoch- und runtergeladen,
bearbeitet und erneut zur Verfügung gestellt werden. Um die Übersichtlichkeit dieses
Reservoirs auch bei zunehmender Dokumentenanzahl beizubehalten, sollten in den
Betreffzeilen der jeweiligen Antworten auf den ersten Beitrag (Upload) der Titel und im
Textfeld eine kurze Zusammenfassung des Inhalts vermerkt sein. Ursprungsversionen
bearbeiteter Dokumente sowie die Beiträge denen sie anhängen sollten entweder gelöscht
oder mit Versionsnummer gekennzeichnet sein. So kann in der Ansicht „Antworten
hierarchisch geschachtelt“ jedes Dokument schnell gefunden werden.
Ein essentieller Bestandteil kooperativen Lernens ist die gemeinsame Erstellung und
Bearbeitung von Texten und anderen Materialien sowie die Diskussion darüber in
Lerngruppen. Dies kann zum einen über die Aktivität Glossar erfolgen. Mit der Erstellung
eines thematischen Glossars erarbeiten die Lernenden kooperativ eine gemeinsamen
„Wissensspeicher“, den sie jederzeit nutzen und ausbauen können. Je nach Vorkonfiguration
sind eine Bearbeitung bereits erstellter Beiträge, Doppelbeiträge oder das Verfassen von
Kommentaren im Glossar möglich. Da es wenig Sinn macht, Wissensspeicher getrennt zu
erarbeiten, ist für diese Aktivität auch keine Einstellung von Gruppenmodi vorgesehen.
Eine weitere Möglichkeit der kooperativen Arbeit an Textdokumenten stellt das WIKI dar.
Lernende können hier ein oder auch mehrere und zudem vernetzte Texte erstellen,
verändern sowie deren zeitliche und inhaltliche Veränderung nachvollziehen. Selbst die
Diskussion der einzelnen Dokumente ist im WIKI möglich. Die bekannten Einstellungen in
Gruppenmodi und deren Implikationen bzgl. Zugriff und Ansicht sind im WIKI möglich.
Ähnlich dem Forum können im Wiki Dokumente angehangen werden, z.B. Artikel, auf die
sich der gemeinsam erstellte Text bezieht oder weiterführende Literatur. Selbst ein so
umfangreiches Projekt, wie die gemeinsame Erstellung einer Seminararbeit wird damit über
das Moodle-Wiki möglich. Um alle Potenziale des Moodle-Wikis nutzen zu können, ist jedoch
eine ausführliche Beschäftigung mit dessen Verwaltungs-Tools notwendig.
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