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projektphoenix.com http://projektphoenix.com/dunkle-seite-des-reisens/
Sebastian
Die dunkle Seite des Reisens
Ich bin der Überzeugung, dass einem das Reisen selbst ungeheure Möglichkeiten und Potential bringt, sich selbst
weiter zu bringen. Das heißt aber nicht, dass jetzt jeder Reisen muss. Das entscheidet jeder selbst. Reisen heißt
auch nicht, dass alles immer rosig ist.
Diejenigen, die es selbst erlebt haben, wissen was ich meine. Andere werden eventuell mit Unverständnis
reagieren.
Ich bin offen mit dir: Ich bin zurzeit selbst meistens unzufrieden mit meiner Situation. Mal läuft es wieder gut, dann
geht es wieder bergab. Ein Wechselbad der Gefühle sozusagen. Nach über einem Jahr in meiner Homebase bin
ich immer noch nicht dort, wo ich eigentlich hinwollte und in mir steigen auch Zweifel auf, ob das jetzt wirklich der
richtige Weg für mich ist. Und damit stehe ich nicht alleine da:
In letzter Zeit häufen sich die Artikel von digitalen Nomaden und Reisenden, in denen offenkundig geäußert wird,
dass ihr bisheriger Lifestyle vielleicht nicht mehr das für sie ist, was er einmal war. Patrick Hundt, von
101places.de, schreibt in seinem Artikel “Meine Zweifel“, nach der DNX Berlin:
Ich habe erstmals keine große Lust mehr zu verreisen. Ich fuhr nach Hause mit einem Gefühl der
Leere in mir. Das, was die mehr als 150 Teilnehmer sich so sehr wünschen, lebe ich seit zwei
Jahren – und finde es gar nicht mehr so erfüllend.
“Wie kann das denn sein?”, fragst du dich vielleicht. Reisen, ein Lifestyle Business haben und alle Freiheiten
genießen, die man selbst eventuell nicht hat. Was ist daran noch auszusetzen?
Tatsächlich aber gibt es einen großen Schattenfleck, der auftritt, wenn man länger oder öfter unterwegs ist. Eine
Phase, die einen wieder zurückholt aber oft begleitet ist von Zweifel und Unruhe, weil man nicht genau weiß, was
jetzt passiert.
Kurz: Man fällt in ein Loch!
Die Leere und der tiefe Fall
Langes Reisen ist kein Urlaub, wie man auf den ersten Blick vielleicht glaubt. Man taucht mehr ein in das Gefüge
des Ortes, an dem man ist, man erhält ziemlich regelmäßig wahnsinnig spannende, inspirierende Erfahrungen
und sieht so einiges. Jeder Tag, der verstreicht, ist voll mit Erlebnissen und Dingen, die man gesehen hat.
Und irgendwann stumpft man ab!
Nach 9 Monaten des Reisens war es mir absolut gleichgültig einen weiteren Wasserfall, superschönen Strand
oder was weiß ich noch anzusehen. Ich hatte keine Lust mehr. Und so toll und inspirierend die Gespräche mit
anderen Reisenden sind, so hat man doch ziemlich oft die gleichen Themen und kratzt nur oberflächlich herum.
Hi! Wie geht’s?
Wie heißt du und von wo bist du?
Wie lange bist du schon / noch unterwegs und wo warst du bereits?
Irgendwann erzählst du deine Geschichte wie ein Tonband und bekommst mit, dass der Gegenüber es dir gleich
macht. Auf der anderen Seite gibt es kaum Gelegenheit, eine tiefere Konversation oder Freundschaft zu
entwickeln, da ihr als Backpacker sinngemäß nicht lange genug auf demselben Ort verweilst.
Keine Substanz! Es wiederholt sich alles!
Und das dauernde Unterwegssein wird irgendwann zum Alltag. So paradox es klingen mag. Die Tatsache, dass
du regelmäßig mit dem Rucksack (oder auch nicht) umherziehst, wird zu deiner normalen Realität. Und dann
verliert es an Zauber, an Abenteuer und das Schlimmste: Man genießt die schönen Dinge nicht mehr, die man
erlebt.
Im letzten Monat meiner Reise war ich in Vietnam und die meiste Zeit habe ich mir gedacht: “Mich interessiert
diese Sch*** nicht mehr”. Ich wollte zurück. Ich musste Abstand vom Reisen gewinnen.
Nörgeln auf hohem Niveau?
Das hört sich jetzt so an, als ob “der arme Weltreisende” etwas Heimweh hat oder dergleichen. Ja, mag sein. So
sehr der Mensch sich auch nach Freiheit sehnt, so strebt er auch nach Geborgenheit, Sicherheit und Familie
(Freundschaft).
Während man auf Reisen ist, entwickelt sich das soziale Gefüge zu Hause weiter und man sieht, wie sich auch
dort Strukturen entwickeln, deren Zugehörigkeit man nach und nach verliert.
Mehr und mehr erkennt man, dass einem auch andere Dinge wichtig werden, auf die man vorher weniger
Beachtung gelegt hat.
Und natürlich entwickelt man sich selbst schlicht und ergreifend weiter. So einfach ist das. Das kann auch
bedeuten, dass die Wichtigkeit des Reisens an Priorität verliert. Und es rücken andere Werte in den Vordergrund,
die vorher keine Relevanz haben. Etwas schaffen, eine Familie gründen, um einige Beispiele zu nennen.
Was fehlt? – Die große Sinnkrise
Was es genau ist, muss letztlich jeder selbst herausfinden. Und das ist das Positive an den Phasen des Zweifelns
und der Überdrüssigkeit. Sich die Zeit zu nehmen und sich klar darüber zu werden, was einem noch fehlt. Aus
eigener Erfahrung und aus den Rückmeldungen anderer Reisenden ist es meist eine Homebase, die einem
wieder Aufschwung gibt.
Fixer Platz, Freunde, gutes Essen und einfach sein.
Und dann weiter machen! Weiter machen mit dem was man machen will.
Ich bin damals meine Reise mit dem festen Entschluss angetreten, dass ich auswandere und irgendwo hängen
bleibe. Das Leben wollte ich.
Und mit der Zeit entwickelte ich mich in eine Richtung, die ich selbst für unmöglich gehalten habe. Ich wollte
wieder zurück nach Österreich und mich dort selbstständig machen. Etwas Bedeutungsvolles tun.
Und mich selbst hat das sehr geplagt, weil mir nicht klar war, wie es passieren konnte, das mir Reisen auf einmal
nicht mehr so wichtig war. Und das Ganze während dem Reisen.
Umkehrschluss – Was ist das Gute daran
Unzufriedenheit ist ein Zustand, der Unternehmer und Reisende scheinbar gleichermaßen verfolgt. Die Kraft die
dahinter steht ist verantwortlich, dass wir unser Leben überhaupt erst verändern wollen. Das heißt jedoch auch,
dass wir durch das Tal der Tränen wandern müssen, um den nächsten Berg zu besteigen.
Letztens habe ich dazu eine richtig gute Aussage gehört:
Wenn du den Weg des Reisens / Unternehmertums einschlägst, wird all das hochkommen, vor
dem du dich ein Leben lang versteckt hast.
Sich auf unerschlossene Wege zu begeben heißt, dass man auch mit persönlichen Angelegenheiten konfrontiert
wird, die einem nicht schmecken. Die Lektionen, die du selbst daraus ziehst entscheiden wie es weitergeht. Was
dir wichtig ist, entscheidest du anhand deiner Werte.
Was mir wirklich weiter geholfen hat, war darüber zu sprechen (oder zu schreiben) um dann zu erkennen, dass es
kein Einzelfall ist. Das es vielen so geht oder gegangen ist. Und dann Ideen und Inspirationen aber vor allem
auch Motivation zu holen.
Hand aufs Herz: Wann warst du in so einer Situation? Gab es für dich das Gefühl der Leere oder der
Reisemüdigkeit?

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Die dunkle Seite des Reisens

  • 1. projektphoenix.com http://projektphoenix.com/dunkle-seite-des-reisens/ Sebastian Die dunkle Seite des Reisens Ich bin der Überzeugung, dass einem das Reisen selbst ungeheure Möglichkeiten und Potential bringt, sich selbst weiter zu bringen. Das heißt aber nicht, dass jetzt jeder Reisen muss. Das entscheidet jeder selbst. Reisen heißt auch nicht, dass alles immer rosig ist. Diejenigen, die es selbst erlebt haben, wissen was ich meine. Andere werden eventuell mit Unverständnis reagieren. Ich bin offen mit dir: Ich bin zurzeit selbst meistens unzufrieden mit meiner Situation. Mal läuft es wieder gut, dann geht es wieder bergab. Ein Wechselbad der Gefühle sozusagen. Nach über einem Jahr in meiner Homebase bin ich immer noch nicht dort, wo ich eigentlich hinwollte und in mir steigen auch Zweifel auf, ob das jetzt wirklich der richtige Weg für mich ist. Und damit stehe ich nicht alleine da: In letzter Zeit häufen sich die Artikel von digitalen Nomaden und Reisenden, in denen offenkundig geäußert wird, dass ihr bisheriger Lifestyle vielleicht nicht mehr das für sie ist, was er einmal war. Patrick Hundt, von 101places.de, schreibt in seinem Artikel “Meine Zweifel“, nach der DNX Berlin: Ich habe erstmals keine große Lust mehr zu verreisen. Ich fuhr nach Hause mit einem Gefühl der Leere in mir. Das, was die mehr als 150 Teilnehmer sich so sehr wünschen, lebe ich seit zwei Jahren – und finde es gar nicht mehr so erfüllend. “Wie kann das denn sein?”, fragst du dich vielleicht. Reisen, ein Lifestyle Business haben und alle Freiheiten genießen, die man selbst eventuell nicht hat. Was ist daran noch auszusetzen? Tatsächlich aber gibt es einen großen Schattenfleck, der auftritt, wenn man länger oder öfter unterwegs ist. Eine Phase, die einen wieder zurückholt aber oft begleitet ist von Zweifel und Unruhe, weil man nicht genau weiß, was jetzt passiert. Kurz: Man fällt in ein Loch! Die Leere und der tiefe Fall Langes Reisen ist kein Urlaub, wie man auf den ersten Blick vielleicht glaubt. Man taucht mehr ein in das Gefüge des Ortes, an dem man ist, man erhält ziemlich regelmäßig wahnsinnig spannende, inspirierende Erfahrungen und sieht so einiges. Jeder Tag, der verstreicht, ist voll mit Erlebnissen und Dingen, die man gesehen hat. Und irgendwann stumpft man ab! Nach 9 Monaten des Reisens war es mir absolut gleichgültig einen weiteren Wasserfall, superschönen Strand oder was weiß ich noch anzusehen. Ich hatte keine Lust mehr. Und so toll und inspirierend die Gespräche mit anderen Reisenden sind, so hat man doch ziemlich oft die gleichen Themen und kratzt nur oberflächlich herum. Hi! Wie geht’s? Wie heißt du und von wo bist du? Wie lange bist du schon / noch unterwegs und wo warst du bereits? Irgendwann erzählst du deine Geschichte wie ein Tonband und bekommst mit, dass der Gegenüber es dir gleich macht. Auf der anderen Seite gibt es kaum Gelegenheit, eine tiefere Konversation oder Freundschaft zu entwickeln, da ihr als Backpacker sinngemäß nicht lange genug auf demselben Ort verweilst.
  • 2. Keine Substanz! Es wiederholt sich alles! Und das dauernde Unterwegssein wird irgendwann zum Alltag. So paradox es klingen mag. Die Tatsache, dass du regelmäßig mit dem Rucksack (oder auch nicht) umherziehst, wird zu deiner normalen Realität. Und dann verliert es an Zauber, an Abenteuer und das Schlimmste: Man genießt die schönen Dinge nicht mehr, die man erlebt. Im letzten Monat meiner Reise war ich in Vietnam und die meiste Zeit habe ich mir gedacht: “Mich interessiert diese Sch*** nicht mehr”. Ich wollte zurück. Ich musste Abstand vom Reisen gewinnen. Nörgeln auf hohem Niveau? Das hört sich jetzt so an, als ob “der arme Weltreisende” etwas Heimweh hat oder dergleichen. Ja, mag sein. So sehr der Mensch sich auch nach Freiheit sehnt, so strebt er auch nach Geborgenheit, Sicherheit und Familie (Freundschaft). Während man auf Reisen ist, entwickelt sich das soziale Gefüge zu Hause weiter und man sieht, wie sich auch dort Strukturen entwickeln, deren Zugehörigkeit man nach und nach verliert. Mehr und mehr erkennt man, dass einem auch andere Dinge wichtig werden, auf die man vorher weniger Beachtung gelegt hat. Und natürlich entwickelt man sich selbst schlicht und ergreifend weiter. So einfach ist das. Das kann auch bedeuten, dass die Wichtigkeit des Reisens an Priorität verliert. Und es rücken andere Werte in den Vordergrund, die vorher keine Relevanz haben. Etwas schaffen, eine Familie gründen, um einige Beispiele zu nennen. Was fehlt? – Die große Sinnkrise Was es genau ist, muss letztlich jeder selbst herausfinden. Und das ist das Positive an den Phasen des Zweifelns und der Überdrüssigkeit. Sich die Zeit zu nehmen und sich klar darüber zu werden, was einem noch fehlt. Aus eigener Erfahrung und aus den Rückmeldungen anderer Reisenden ist es meist eine Homebase, die einem wieder Aufschwung gibt. Fixer Platz, Freunde, gutes Essen und einfach sein. Und dann weiter machen! Weiter machen mit dem was man machen will. Ich bin damals meine Reise mit dem festen Entschluss angetreten, dass ich auswandere und irgendwo hängen bleibe. Das Leben wollte ich. Und mit der Zeit entwickelte ich mich in eine Richtung, die ich selbst für unmöglich gehalten habe. Ich wollte wieder zurück nach Österreich und mich dort selbstständig machen. Etwas Bedeutungsvolles tun. Und mich selbst hat das sehr geplagt, weil mir nicht klar war, wie es passieren konnte, das mir Reisen auf einmal nicht mehr so wichtig war. Und das Ganze während dem Reisen. Umkehrschluss – Was ist das Gute daran Unzufriedenheit ist ein Zustand, der Unternehmer und Reisende scheinbar gleichermaßen verfolgt. Die Kraft die dahinter steht ist verantwortlich, dass wir unser Leben überhaupt erst verändern wollen. Das heißt jedoch auch, dass wir durch das Tal der Tränen wandern müssen, um den nächsten Berg zu besteigen. Letztens habe ich dazu eine richtig gute Aussage gehört: Wenn du den Weg des Reisens / Unternehmertums einschlägst, wird all das hochkommen, vor
  • 3. dem du dich ein Leben lang versteckt hast. Sich auf unerschlossene Wege zu begeben heißt, dass man auch mit persönlichen Angelegenheiten konfrontiert wird, die einem nicht schmecken. Die Lektionen, die du selbst daraus ziehst entscheiden wie es weitergeht. Was dir wichtig ist, entscheidest du anhand deiner Werte. Was mir wirklich weiter geholfen hat, war darüber zu sprechen (oder zu schreiben) um dann zu erkennen, dass es kein Einzelfall ist. Das es vielen so geht oder gegangen ist. Und dann Ideen und Inspirationen aber vor allem auch Motivation zu holen. Hand aufs Herz: Wann warst du in so einer Situation? Gab es für dich das Gefühl der Leere oder der Reisemüdigkeit?