1. Barcode: so geht’s noch besser!
“Was soll der alte Hut?†werden Sie jetzt vielleicht
denken. Richtig, Barcodes gibt es in der Tat schon sehr lange. Urspruenglich eine Erfindung von
Joseph Woodland aus dem Jahr 1952 und nun schon seit ueber 30 Jahren im Handel eingesetzt. Seit
dem ist der Barcode nicht nur wesentlich leistungsfaehiger geworden, sondern auch die
Erwartungen an ihn sind gestiegen. Und deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie Sie den Barcode
noch besser einsetzen koennen.
Geht es Ihnen auch so? Das ‘Wettrennen’ mit der Kassiererin beim Supermarkt kann man
gewinnen, aber nie bei den Maerkten von Aldi in Deutschland oder Hofer in Oesterreich. Warum
geht das Scannen der Ware in diesen Geschaeften so viel schneller?
Beispiele fuer gute Barcodes
Offensichtlich lassen sich diese Barcodes besonders gut und damit schnell lesen. Zunehmend wird
dieselbe Aufgabe, also das Lesen des Barcodes jedes einzelnen Artikels, auch in Warenverteilzentren
durchgefuehrt.
Warum wird neuerdings auch in Distributionszentren dieser Aufwand betrieben?
Gestiegene Qualitaetsanforderungen der Kunden bzw. die Vermeidung der Kosten von
Falschlieferungen.
Staerkere Kontrolle der Vertriebs- und Distributionswege durch die Hersteller.
Gestiegene gesetzliche Anforderungen fuer die komplette Verfolgbarkeit und Dokumentation von
bestimmten Produkten wie z.B. verschreibungspflichtige Medikamente und hier insbesondere
Narkotika.
Aber was hat das mit dem Barcode selbst zu tun? In
einem Distributionszentrum werden typischerweise 10.000 bis 200.000 Stueck pro Stunde
kommissioniert und das aus einer Auswahl von 5.000 bis 100.000 unterschiedlichen Artikeln. D.h.
2. hier trifft uns das Gesetz grosser Zahlen mit voller Wucht. Was passiert bei einer Leserate von 99%
und wie sieht es bei 99,5% oder 99,9% aus?
Je nach Durchsatz pro Stunde muessen fuer einen sinnvollen Betrieb also mehr als 995 bzw. sogar
mehr als 999 von 1000 Stueck fehlerfrei gelesen werden koennen. Ist die Leserate geringer, wird
eine Unzahl von Fehlermeldungen zu staendigen Prozessstoerungen bzw. Sonderarbeiten fuehren.
Und genau darum geht es in diesem Blog Artikel. Was kann man tun, um die Leserate zu
verbessern?
So sieht ein Barcode fuer den Scanner aus
Dafuer schauen wir uns am besten erst einmal an, wie so ein Barcode fuer den Scanner
‘aussieht’. Die Abfolge von weissen und schwarzen Flaechen erzeugt ein Signal, das im
Idealfall wie das nebenstehende Bild aussieht (Quelle: AIM Inc., November 2002). Der horizontale
Strich in der Mitte ist nicht Teil des Lesesignals, sondern markiert die Schwelle fuer die
Unterscheidung zwischen schwarzem Balken und weisser Flaeche. Sehr schoen ist hier auch der
Unterschied zwischen den Breiten der Streifen eines Barcodes zu erkennen.
Daraus leiten sich bereits die ersten Empfehlungen ab:
Bei einem Laserscanner soll der Scanstrahl moeglichst perfekt senkrecht zu (der Techniker sagt
“normal aufâ€) den Barcode-Balken ausgerichtet sein. Jede Schraegstellung bewirkt eine
Verzerrung des Signals und damit Verringerung der Leserate.
Bei einem Digitalscanner (Sensor nach Fotoprinzip) ist die Beleuchtung extrem wichtig. Fremdlicht
vermeiden bzw. reduzieren und vor allem ein helles, aber difuses, keine Reflexe verursachendes
Licht verwenden. Zusaetzlich sollte die Kameraachse senkrecht zur Flaeche des Barcodes stehen,
um auch hier Verzerrungen des Bildes zu vermeiden.
Fuer beide Sensortypen gilt auch das was Sie von der privaten Fotografie kennen: ein scharfes Bild
haengt ab von der richtigen Entfernungseinstellung am Objektiv und der Blende. Barcodescanner
haben ein festes Objektiv und deshalb muss der Abstand zwischen Scanner und Barcode passend zur
Objektivbrennweite sein. Die Blende wiederum bestimmt massgeblich wie weit der
Tiefenschaerfebereich um diese optimale Entfernung herum reicht.
Jeder der schon einmal in groesserem Umfang Barcodes von einer Vielzahl unterschiedlicher Artikel
gescannt hat, weiss dass es immer wieder dieselben Artikel sind, die sich gut oder eben schlecht
lesen lassen. Wie eingangs am Beispiel einer bestimmten Einzelhandelskette erwaehnt, hat die
Qualitaet und Anbringung des Barcodes einen grossen Einfluss.
3. Das faengt mit ganz trivialen Dingen an, wie der richtigen Orientierung auf einem
zylindrischen Produkt, etwa einer Flasche oder einer Dose. Das Beispiel von der gelben Dose mit
dem Feuerzeuggas zeigt, wie man es nicht machen sollte. Beim Scannen des Barcodes muss der
Leser entlang der Kruemmung des Zylinders laufen. Dabei veraendern sich waehrend des Scannens
sowohl der Abstand als auch der Winkel zwischen Scanner und Oberflaeche. Diese verzerrte Sicht
auf den Barcode fuehrt dazu, dass ein Balken gleichen Typs ein unterschiedliches Signal liefert, je
nachdem wo er sich im Barcode befindet. Besser ist es deshalb den Barcode so anzubringen wie im
Beispiel der hier gezeigten Pillenflasche.
Beispiel fuer falsche Orientierung
Natuerlich sollte der Barcode vollstaendig, gross genug und mit hohem Kontrast zu lesen sein. Also
keine ausradierten Bereiche aufweisen, nicht geknickt sein oder mit verblasster Farbe gedruckt
sein. Gerade bei den sehr kleinen Punkten eines 2D-Barcodes kommt es ganz besonders auf die
Druckqualitaet an. Und weil eben die winzigen 2D-Barcodes haeufig fuer sehr kleine Produkte bzw.
Schachteln verwenden werden, ist die Versuchung fuer den Verpackungsgrafiker gross, die
sogenannte Ruhezone rund um den Barcode nicht einzuhalten. Die Ruhezone, also eine freie, nicht
bedruckte Flaeche um den Barcode, braucht der Scanner um zwischen Barcode und sonstigen
Schrift- oder Grafikelementen auf der Verpackung unterscheiden zu koennen.
Sie stehen vor der Herausforderung, dass Sie immer mehr Produkte in ihrem Distributionszentrum
einzeln scannen muessen? Dann hilft Ihnen dieser Artikel vielleicht ein wenig weiter. Aber eine
wichtige Information fehlt Ihnen noch. Denn die bisherigen Ausfuehrungen waren nur qualitativ und
beinhalten keine messbaren Kriterien. Zum Glueck gibt es ein sehr gutes, genormtes Verfahren fuer
die Beurteilung der Lesbarkeit von Barcodes, die ISO 15415 bzw. ISO 15416, sowie die ANSI
X3.182-1990.
Aus der Erfahrung eines Lieferanten fuer Automation von Warenverteilzentren eine ganz klare
Aussage: Leseraten von 99,5% oder besser bekommen Sie nur mit Barcodes der Qualitaetsstufe A
oder B. Alle Barcodes mit einer Qualitaet von C bis F werden Ihnen dauernde Prozessstoerungen
bescheren! Ich wuerde mich freuen, wenn Sie in der Diskussion mit Ihren Partnern in der Supply
Chain auf diesen Artikel verweisen und er Ihnen bei der gemeinsamen Verbesserung der Qualitaet
und Produktverfolgung hilft.
http://www.ssi-schaefer.de/blog/allgemein/barcode-so-gehts-noch-besser/