SlideShare une entreprise Scribd logo
1  sur  18
Télécharger pour lire hors ligne
„Das schaue ich mir morgen an“
- Prokrastination und eLectures
Dr. Alexander Tillmann, Jana Niemeyer, Prof. Dr. Detlef Krömker
studiumdigitale, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Forschungsinteresse
 Forschungsdesiderata: wenig Untersuchungen zum eLecture-Einsatz
vgl. u.a. Kay (2012), Heilesen (2010)
 Bisherige Studien: GMW 12, GMW 14 und INTERDIS 2015
GMW 2012:
 Mehrwerte von eLectures
 Nutzungsmotive und wahrgenommene
Mehrwerte der Lernenden und Lehrenden
 Identifikation von Nutzertypen (vom
„intensiven“ bis „seltenen/ nicht“-Nutzer)
 Sicherheit für Prüfungszeiten
 Motivation von Lehrenden
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Mehrwerte von eLectures – bisherige Ergebnisse
GMW 2014:
 Herstellung von Chancengleichheit auf zwei Ebenen:
 Für Studierende unterschiedlicher kognitiver Leistungsfähigkeit
 Möglichkeit im eigenem Lerntempo zu lernen
 Für Studierende in bestimmten Lebenssituationen (Elternzeit etc.)
 Authentizität des Lernmaterials
DeLFI 2015 / INTERDIS:
 Flexibilisierung der Lernzeiten aller Studierenden:
 Clusteranalyse und Herausbildung von vier Gruppen:
„PendlerInnen (mit geringen sonstigen Aufwänden)“ „Strukturell
Priviligierte“, „Strukturell Benachteiligte“, und „Studierende vor Ort“
 Alle Studierenden nehmen das eLecture-Angebot als wichtige
Unterstützung in ihrem Studienalltag wahr
DeLFI, 12. September 2016 in Potsdam Tillmann, Niemeyer, Krömker
Fokus der jetzigen Studie
Bisherige Erfahrungen: eLectures…
 sind inzwischen ein adäquates Element zur Diversifizierung
universitärer Lernangebote geworden
 gelten als Zusatzangebot zur Präsenzlehre und
 erleichtern die Studienorganisation
Kritische Überprüfung der Nutzung von eLectures bei heterogener Studierendenschaft
Prokrastination als Tendenz persönlich wichtige Aufgaben aufzuschieben
Aufgabenaversivität als Stärke der unangenehmen Gefühle gegenüber persönlich wichtigen Aufgaben
Alternativenpräferenz als Bereitschaft, weniger wichtige Tätigkeiten vorzuziehen
(Rist et al. 2016)
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Prokrastination
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
70% der Studierenden prokrastinieren regelmäßig, 15% davon in einem bedrohlichem Ausmaß
Kontexte
 Unter Prokrastination wird die Verlagerung einer Entscheidung oder einer Aktivität von
einem früheren auf einen späteren Zeitpunkt verstanden (vgl. Höcker et. al. 2013).
 Aufschieben wird für Studierende dann zum Problem, wenn wichtige Tätigkeiten
überwiegend zugunsten weniger wichtiger Tätigkeiten aufgeschoben werden
(vgl. Rustemeyer/Callies 2013).
 Bisherige Untersuchungen befassen sich überwiegend mit „akademischer Prokrastination“
d.h. mit dem Aufschiebeverhalten bei Studierenden (vgl. Steel 2007).
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Fragestellungen
 Reduzieren Studierende mit stärker ausgeprägter Prokrastinationstendenz aufgrund des
eLecture-Angebotes ihre Anwesenheit in Präsenz häufiger?
 Besteht ein Zusammenhang zwischen Prokrastination und der Nutzung des eLecture-
Angebotes?
 Inwiefern werden Vorteile der flexiblen Verfügbarkeit der eLectures, zum Beispiel zum
Lernen bei zeitlichen Lücken im Stundenplan, von Studierenden mit stärkerer bzw.
geringerer Prokrastinationsneigung genutzt?
 Besteht ein Zusammenhang zwischen Prokrastination und der Vor- und Nachbereitung
von Vorlesungen?
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Stichprobe der Studie
 WS 15/16: Fragebögen aus insgesamt 81 Lehrveranstaltungen
 Schriftliche Befragung mit Fragebögen an Studierende (online und auf Papier)
 Beteiligung: 1.387 Studierende
Naturwissenschaften: 1.255 Fragebögen
Geisteswissenschaften: 132 Fragebögen
 Anteil Studentinnen: 43% / Anteil Studenten: 54% (keine Angabe: 3%)
 83% im 1. bis 3. Fachsemester
 75% im Bachelorstudiengang
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Prokrastination
Item
Nr.
Formulierung M SD
Trennschärfe/
Chronbach‘s
Alpha
1
Ich schiebe den Beginn von wichtigen Arbeiten bis
zum letzten Moment hinaus.
4,09 1,55 ,778
2
Ich schiebe die Erledigung bestimmter wichtiger
Tätigkeiten vor mir her.
3,87 1,46 ,774
3
Auch wenn ich mir vornehme, mit einer wichtigen
Arbeit anzufangen, gelingt es mir nicht.
2,95 1,41 ,666
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
4
Ich warte mit dem Beginn einer wichtigen Arbeit so
lange, dass es mir schwer fällt, sie noch rechtzeitig zu
beenden.
3,05 1,53 ,741
5
Beim Bearbeiten einer wichtigen Aufgabe merke ich,
dass ich sie schon viel früher hätte erledigen können.
4,11 1,65 ,727
6
Ich fange mit einer wichtigen Aufgabe erst an, wenn
ich unter Druck gerate.
3,54 1,64 ,793
7
Ich schaffe es erst „auf den letzten Drücker“, meine
wichtigen Aufgaben zu erledigen.
3,84 1,62 ,811
Skala Prokrastination (Skala 1-7) 3,62 1,28 α = ,92
Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
Aufgabenaversivität
Item
Nr.
Formulierung M SD
Trennschärfe/
Chronbach‘s
Alpha
8
Die Arbeit an wichtigen Aufgaben ist für mich
unangenehm.
3,31 1,40 ,711
9
Ich fühle mich unwohl, wenn ich mit wichtigen
Tätigkeiten anfangen sollte.
3,26 1,51 ,726
10
Ich denke nicht gerne an das Erledigen meiner
wichtigen Aufgaben.
3,36 1,55 ,658
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
11
Ich bin bedrückt, wenn ich mit wichtigen Aufgaben
anfangen will.
2,87 1,49 ,751
12
Ich versuche, nicht an meine wichtigen Aufgaben zu
denken.
2,70 1,42 ,637
13
Ich muss mein Unbehagen überwinden, um mit
wichtigen Aufgaben anzufangen.
3,27 1,60 ,755
Skala Aufgabenaversivität (Item 8 – 13) 3,15 1,20 α = ,89
Erläuterung: M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; Trennschärfen als korrigierte Item-Skala Korrelationen.
Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
Alternativenpräferenz
Item
Nr.
Formulierung M SD
Trennschärfe/
Chronbach‘s
Alpha
14
Bevor ich mit einer wichtigen Aufgabe beginne,
erledige ich lieber erst eine weniger wichtige Sache.
3,71 1,44 ,527
15
Sobald ich mit einer wichtigen Aufgabe beginnen will,
erscheinen mir andere Tätigkeiten attraktiver.
3,97 1,59 ,699
16
Wenn ich mit einer wichtigen Aufgabe anfangen will,
fallen mir andere Tätigkeiten ein.
3,77 1,54 ,731
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
17
Wenn ich mit einer wichtigen Tätigkeit beginnen will,
scheinen mir andere Tätigkeiten dringlicher.
3,01 1,45 ,697
18
Um nicht mit einer wichtigen Arbeit anfangen zu
müssen, erledige ich sogar Dinge, die mir sonst lästig
wären.
2,95 1,58 ,652
Skala Alternativenpräferenz 3,50 1,21 α = ,85
Erläuterung: M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; Trennschärfen als korrigierte Item-Skala Korrelationen.
Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
Reduktion der Präsenzzeit
Studierende, die ihre
Anwesenheit in Präsenz
aufgrund des eLecture-
Angebotes NICHT
reduzieren.
(n=506)
MW (SD)
Studierende, die
Aufgrund des eLecture-
Angebotes ihre
Anwesenheit in Präsenz
reduzieren.
(n=420)
MW (SD)
Prokrastination
t(924)= -2,59, p=0,01, d=0,17
3,46 (1,30) 3,68 (1,24)
Aufgabenaversivität
t(923)= -2,09, p=0,037, d=0,14
3,04 (1,25) 3,21 (1,15)
Alternativenpräferenz
t(924)= -2,47, p=0,014, d=0,16
3,38 (1,24) 3,57 (1,11)
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
Nachholen, bei verpasster Veranstaltung
In dem Fall, dass ich eine
Präsenzveranstaltung nicht besuchen
konnte, schaue ich mir das eLecture
Angebot meistens …
vollständig an
n=488
MW (SD)
teilweise an
n=466
MW (SD)
gar nicht an
n=183
MW (SD)
Prokrastination (p<0.01) 3,37 (1,27) 3,77 (1,24) 3,89 (1,23)
Aufgabenaversivität (p<0.01) 2,97 (1,19) 3,32 (1,20) 3,27 (1,18)
Alternativenpräferenz (p<0.01) 3,29 (1,18) 3,64 (1,20) 3,65 (1,17)
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
3-Gruppen-Clusterlösung
Studien-
population
(n=1.297)
MW
(SD)
Kaum
Aufschiebe-
verhalten
(n=458)
(35%)
Gelegentliches
Aufschiebeverhalten
(n=616)
(48%)
Häufiges
Aufschiebeverhalten
(n = 223)
(17%)
Prokrastination
3,6
(1,3)
2,5
(0,8)
3,8
(0,9)
5,3
(0,7)
Aufgabenaversivität
3,2
(1,2)
2,0
(0,5)
3,4
(0,7)
4,8
(0,8)
Alternativenpräferenz
3,5
(1,2)
2,5
(0,8)
3,8
(0,8)
5,0
(0,9)
Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
Nachholen, bei verpasster Veranstaltung
In dem Fall, dass ich eine
Präsenzveranstaltung
nicht besuchen konnte,
schaue ich mir das
eLecture-Angebot
meistens ...
Kaum Aufschiebe-
verhalten
(n=458)
(35%)
Gelegentliches
Aufschiebeverhalten
(n=616)
(48%)
Häufiges
Aufschiebeverhalten
(n = 223)
(17%)
vollständig an. 52% 41% 31%
teilweise an. 35% 42% 51%
gar nicht an. 13% 17% 18%
Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
Zusammenhang eLectures und Aufschiebeverhalten
Variable Prokrastination
Aufgaben-
aversivität
Alternativen-
präferenz
Bei zeitlichen Lücken im Stunden-
plan, nutze ich die Zeit, um …
… zu lernen
(0=nein, 1=ja)
-.19** -.14** -.14**
… mit eLectures zu lernen
(0=nein, 1=ja)
-.11** -.09** -.08**
… zu arbeiten
(0=nein, 1=ja)
.05 .04 .02
… mich zu entspannen
(0=nein, 1=ja)
.08** .03 .06*
Ich bereite die Veranstaltung vor oder
nach. (Skala von 1=sehr wenig bis
6=sehr viel)
-.30** -.11** -.21**
DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
Erläuterung: **=Korrelation ist bei Niveau 0,01 signifikant (zweiseitig). *=Korrelation ist bei Niveau 0,05 signifikant (zweiseitig).
Mögliche Szenarien
 Einbettung von Quizzes und Aufgaben (digital) mit Mindest-Teilnahme
 Unsichtbar machen von eLectures zu bestimmten Zeiten!? (künstliche Deadline)
 Studierende erhalten die Aufgabe Zusammenfassungen zu den eLecture-Einheiten zu
schreiben oder eigene Test-Fragen zu generieren etc.
 Detaillierter Einblick der eLecture-Nutzung für Lehrende
 Visualisierte Aufbereitung von Userverhalten:
o Wann brechen Studierende ab?
o Welche Folien werden gehäuft aufgerufen?
o Welche Teile werden wie lange abgerufen?
o Welche Teile werden übersprungen?
DeLFI, 12. September 2016 in Potsdam Tillmann, Niemeyer, Krömker
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Kontakt:
tillmann@studiumdigitale.uni-frankfurt.de
niemeyer@studiumdigitale.uni-frankfurt.de
kroemker@studiumdigitale.uni-frankfurt.de

Contenu connexe

En vedette

A psicologia para além do mercado formal
A psicologia para além do mercado formalA psicologia para além do mercado formal
A psicologia para além do mercado formalApaularosa
 
Practica nivel de programacion nataly pineda 1103
Practica nivel de programacion nataly pineda 1103Practica nivel de programacion nataly pineda 1103
Practica nivel de programacion nataly pineda 1103colithaz
 
La luz
La luzLa luz
La luzTheluz
 
Tributação de VoIP
Tributação de VoIPTributação de VoIP
Tributação de VoIPlainesouza
 
Interculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr Escoto
Interculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr EscotoInterculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr Escoto
Interculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr Escotoderechoalassr
 
Periodismo político
Periodismo político Periodismo político
Periodismo político JoselineM
 
Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...
Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...
Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...AgroTalento
 
Hipersensibilidad tipo i
Hipersensibilidad tipo iHipersensibilidad tipo i
Hipersensibilidad tipo iDavid Muñoz
 
10.10.25 direito do trabalho - marcia gemaque[1]
10.10.25   direito do trabalho - marcia gemaque[1]10.10.25   direito do trabalho - marcia gemaque[1]
10.10.25 direito do trabalho - marcia gemaque[1]Andre Araujo
 
Retardo mental
Retardo mentalRetardo mental
Retardo mentalUPEL_ IMPM
 
Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09
Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09
Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09Francisco Alvarez Glez
 
Mi programa de formacion
Mi programa de formacionMi programa de formacion
Mi programa de formacionYider Brs
 
Presentación de las tic
Presentación de las ticPresentación de las tic
Presentación de las ticboutherfly
 
Oligarquias partidárias brasileiras
Oligarquias partidárias brasileirasOligarquias partidárias brasileiras
Oligarquias partidárias brasileirasJustino Amorim
 

En vedette (20)

A psicologia para além do mercado formal
A psicologia para além do mercado formalA psicologia para além do mercado formal
A psicologia para além do mercado formal
 
Practica nivel de programacion nataly pineda 1103
Practica nivel de programacion nataly pineda 1103Practica nivel de programacion nataly pineda 1103
Practica nivel de programacion nataly pineda 1103
 
Karoline lima
Karoline limaKaroline lima
Karoline lima
 
La luz
La luzLa luz
La luz
 
Tributação de VoIP
Tributação de VoIPTributação de VoIP
Tributação de VoIP
 
Interculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr Escoto
Interculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr EscotoInterculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr Escoto
Interculturalidad en Guatemala. Dra Sandoval y Dr Escoto
 
Periodismo político
Periodismo político Periodismo político
Periodismo político
 
Lesson plan
Lesson planLesson plan
Lesson plan
 
Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...
Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...
Quais os efeitos da mudança no gosto e preferências dos consumidores na indús...
 
Hipersensibilidad tipo i
Hipersensibilidad tipo iHipersensibilidad tipo i
Hipersensibilidad tipo i
 
examen unidad
examen unidadexamen unidad
examen unidad
 
10.10.25 direito do trabalho - marcia gemaque[1]
10.10.25   direito do trabalho - marcia gemaque[1]10.10.25   direito do trabalho - marcia gemaque[1]
10.10.25 direito do trabalho - marcia gemaque[1]
 
Retardo mental
Retardo mentalRetardo mental
Retardo mental
 
Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09
Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09
Encuadramiento s.-social-administradores-mc-mutual-sevilla-17-09
 
Global warming ICAN
Global warming ICANGlobal warming ICAN
Global warming ICAN
 
Mi programa de formacion
Mi programa de formacionMi programa de formacion
Mi programa de formacion
 
Automacao basica
Automacao basicaAutomacao basica
Automacao basica
 
Apresentacao cpm
Apresentacao cpmApresentacao cpm
Apresentacao cpm
 
Presentación de las tic
Presentación de las ticPresentación de las tic
Presentación de las tic
 
Oligarquias partidárias brasileiras
Oligarquias partidárias brasileirasOligarquias partidárias brasileiras
Oligarquias partidárias brasileiras
 

"Das schaue ich mir morgen an" - Prokrastination und eLectures

  • 1. „Das schaue ich mir morgen an“ - Prokrastination und eLectures Dr. Alexander Tillmann, Jana Niemeyer, Prof. Dr. Detlef Krömker studiumdigitale, Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 2. Forschungsinteresse  Forschungsdesiderata: wenig Untersuchungen zum eLecture-Einsatz vgl. u.a. Kay (2012), Heilesen (2010)  Bisherige Studien: GMW 12, GMW 14 und INTERDIS 2015 GMW 2012:  Mehrwerte von eLectures  Nutzungsmotive und wahrgenommene Mehrwerte der Lernenden und Lehrenden  Identifikation von Nutzertypen (vom „intensiven“ bis „seltenen/ nicht“-Nutzer)  Sicherheit für Prüfungszeiten  Motivation von Lehrenden DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
  • 3. Mehrwerte von eLectures – bisherige Ergebnisse GMW 2014:  Herstellung von Chancengleichheit auf zwei Ebenen:  Für Studierende unterschiedlicher kognitiver Leistungsfähigkeit  Möglichkeit im eigenem Lerntempo zu lernen  Für Studierende in bestimmten Lebenssituationen (Elternzeit etc.)  Authentizität des Lernmaterials DeLFI 2015 / INTERDIS:  Flexibilisierung der Lernzeiten aller Studierenden:  Clusteranalyse und Herausbildung von vier Gruppen: „PendlerInnen (mit geringen sonstigen Aufwänden)“ „Strukturell Priviligierte“, „Strukturell Benachteiligte“, und „Studierende vor Ort“  Alle Studierenden nehmen das eLecture-Angebot als wichtige Unterstützung in ihrem Studienalltag wahr DeLFI, 12. September 2016 in Potsdam Tillmann, Niemeyer, Krömker
  • 4. Fokus der jetzigen Studie Bisherige Erfahrungen: eLectures…  sind inzwischen ein adäquates Element zur Diversifizierung universitärer Lernangebote geworden  gelten als Zusatzangebot zur Präsenzlehre und  erleichtern die Studienorganisation Kritische Überprüfung der Nutzung von eLectures bei heterogener Studierendenschaft Prokrastination als Tendenz persönlich wichtige Aufgaben aufzuschieben Aufgabenaversivität als Stärke der unangenehmen Gefühle gegenüber persönlich wichtigen Aufgaben Alternativenpräferenz als Bereitschaft, weniger wichtige Tätigkeiten vorzuziehen (Rist et al. 2016) DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
  • 5. Prokrastination DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker 70% der Studierenden prokrastinieren regelmäßig, 15% davon in einem bedrohlichem Ausmaß
  • 6. Kontexte  Unter Prokrastination wird die Verlagerung einer Entscheidung oder einer Aktivität von einem früheren auf einen späteren Zeitpunkt verstanden (vgl. Höcker et. al. 2013).  Aufschieben wird für Studierende dann zum Problem, wenn wichtige Tätigkeiten überwiegend zugunsten weniger wichtiger Tätigkeiten aufgeschoben werden (vgl. Rustemeyer/Callies 2013).  Bisherige Untersuchungen befassen sich überwiegend mit „akademischer Prokrastination“ d.h. mit dem Aufschiebeverhalten bei Studierenden (vgl. Steel 2007). DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
  • 7. Fragestellungen  Reduzieren Studierende mit stärker ausgeprägter Prokrastinationstendenz aufgrund des eLecture-Angebotes ihre Anwesenheit in Präsenz häufiger?  Besteht ein Zusammenhang zwischen Prokrastination und der Nutzung des eLecture- Angebotes?  Inwiefern werden Vorteile der flexiblen Verfügbarkeit der eLectures, zum Beispiel zum Lernen bei zeitlichen Lücken im Stundenplan, von Studierenden mit stärkerer bzw. geringerer Prokrastinationsneigung genutzt?  Besteht ein Zusammenhang zwischen Prokrastination und der Vor- und Nachbereitung von Vorlesungen? DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
  • 8. Stichprobe der Studie  WS 15/16: Fragebögen aus insgesamt 81 Lehrveranstaltungen  Schriftliche Befragung mit Fragebögen an Studierende (online und auf Papier)  Beteiligung: 1.387 Studierende Naturwissenschaften: 1.255 Fragebögen Geisteswissenschaften: 132 Fragebögen  Anteil Studentinnen: 43% / Anteil Studenten: 54% (keine Angabe: 3%)  83% im 1. bis 3. Fachsemester  75% im Bachelorstudiengang DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker
  • 9. Prokrastination Item Nr. Formulierung M SD Trennschärfe/ Chronbach‘s Alpha 1 Ich schiebe den Beginn von wichtigen Arbeiten bis zum letzten Moment hinaus. 4,09 1,55 ,778 2 Ich schiebe die Erledigung bestimmter wichtiger Tätigkeiten vor mir her. 3,87 1,46 ,774 3 Auch wenn ich mir vornehme, mit einer wichtigen Arbeit anzufangen, gelingt es mir nicht. 2,95 1,41 ,666 DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker 4 Ich warte mit dem Beginn einer wichtigen Arbeit so lange, dass es mir schwer fällt, sie noch rechtzeitig zu beenden. 3,05 1,53 ,741 5 Beim Bearbeiten einer wichtigen Aufgabe merke ich, dass ich sie schon viel früher hätte erledigen können. 4,11 1,65 ,727 6 Ich fange mit einer wichtigen Aufgabe erst an, wenn ich unter Druck gerate. 3,54 1,64 ,793 7 Ich schaffe es erst „auf den letzten Drücker“, meine wichtigen Aufgaben zu erledigen. 3,84 1,62 ,811 Skala Prokrastination (Skala 1-7) 3,62 1,28 α = ,92 Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
  • 10. Aufgabenaversivität Item Nr. Formulierung M SD Trennschärfe/ Chronbach‘s Alpha 8 Die Arbeit an wichtigen Aufgaben ist für mich unangenehm. 3,31 1,40 ,711 9 Ich fühle mich unwohl, wenn ich mit wichtigen Tätigkeiten anfangen sollte. 3,26 1,51 ,726 10 Ich denke nicht gerne an das Erledigen meiner wichtigen Aufgaben. 3,36 1,55 ,658 DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker 11 Ich bin bedrückt, wenn ich mit wichtigen Aufgaben anfangen will. 2,87 1,49 ,751 12 Ich versuche, nicht an meine wichtigen Aufgaben zu denken. 2,70 1,42 ,637 13 Ich muss mein Unbehagen überwinden, um mit wichtigen Aufgaben anzufangen. 3,27 1,60 ,755 Skala Aufgabenaversivität (Item 8 – 13) 3,15 1,20 α = ,89 Erläuterung: M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; Trennschärfen als korrigierte Item-Skala Korrelationen. Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
  • 11. Alternativenpräferenz Item Nr. Formulierung M SD Trennschärfe/ Chronbach‘s Alpha 14 Bevor ich mit einer wichtigen Aufgabe beginne, erledige ich lieber erst eine weniger wichtige Sache. 3,71 1,44 ,527 15 Sobald ich mit einer wichtigen Aufgabe beginnen will, erscheinen mir andere Tätigkeiten attraktiver. 3,97 1,59 ,699 16 Wenn ich mit einer wichtigen Aufgabe anfangen will, fallen mir andere Tätigkeiten ein. 3,77 1,54 ,731 DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker 17 Wenn ich mit einer wichtigen Tätigkeit beginnen will, scheinen mir andere Tätigkeiten dringlicher. 3,01 1,45 ,697 18 Um nicht mit einer wichtigen Arbeit anfangen zu müssen, erledige ich sogar Dinge, die mir sonst lästig wären. 2,95 1,58 ,652 Skala Alternativenpräferenz 3,50 1,21 α = ,85 Erläuterung: M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; Trennschärfen als korrigierte Item-Skala Korrelationen. Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
  • 12. Reduktion der Präsenzzeit Studierende, die ihre Anwesenheit in Präsenz aufgrund des eLecture- Angebotes NICHT reduzieren. (n=506) MW (SD) Studierende, die Aufgrund des eLecture- Angebotes ihre Anwesenheit in Präsenz reduzieren. (n=420) MW (SD) Prokrastination t(924)= -2,59, p=0,01, d=0,17 3,46 (1,30) 3,68 (1,24) Aufgabenaversivität t(923)= -2,09, p=0,037, d=0,14 3,04 (1,25) 3,21 (1,15) Alternativenpräferenz t(924)= -2,47, p=0,014, d=0,16 3,38 (1,24) 3,57 (1,11) DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
  • 13. Nachholen, bei verpasster Veranstaltung In dem Fall, dass ich eine Präsenzveranstaltung nicht besuchen konnte, schaue ich mir das eLecture Angebot meistens … vollständig an n=488 MW (SD) teilweise an n=466 MW (SD) gar nicht an n=183 MW (SD) Prokrastination (p<0.01) 3,37 (1,27) 3,77 (1,24) 3,89 (1,23) Aufgabenaversivität (p<0.01) 2,97 (1,19) 3,32 (1,20) 3,27 (1,18) Alternativenpräferenz (p<0.01) 3,29 (1,18) 3,64 (1,20) 3,65 (1,17) DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
  • 15. Nachholen, bei verpasster Veranstaltung In dem Fall, dass ich eine Präsenzveranstaltung nicht besuchen konnte, schaue ich mir das eLecture-Angebot meistens ... Kaum Aufschiebe- verhalten (n=458) (35%) Gelegentliches Aufschiebeverhalten (n=616) (48%) Häufiges Aufschiebeverhalten (n = 223) (17%) vollständig an. 52% 41% 31% teilweise an. 35% 42% 51% gar nicht an. 13% 17% 18% Kodierung der Skala 1=„nie“, 2=„fast nie“, 3=„selten“, 4=“manchmal“, 5=“häufig“, 6=“fast immer“, 7=“immer“
  • 16. Zusammenhang eLectures und Aufschiebeverhalten Variable Prokrastination Aufgaben- aversivität Alternativen- präferenz Bei zeitlichen Lücken im Stunden- plan, nutze ich die Zeit, um … … zu lernen (0=nein, 1=ja) -.19** -.14** -.14** … mit eLectures zu lernen (0=nein, 1=ja) -.11** -.09** -.08** … zu arbeiten (0=nein, 1=ja) .05 .04 .02 … mich zu entspannen (0=nein, 1=ja) .08** .03 .06* Ich bereite die Veranstaltung vor oder nach. (Skala von 1=sehr wenig bis 6=sehr viel) -.30** -.11** -.21** DeLFI 2016 Potsdam, 12. September Tillmann, Niemeyer, Krömker Erläuterung: **=Korrelation ist bei Niveau 0,01 signifikant (zweiseitig). *=Korrelation ist bei Niveau 0,05 signifikant (zweiseitig).
  • 17. Mögliche Szenarien  Einbettung von Quizzes und Aufgaben (digital) mit Mindest-Teilnahme  Unsichtbar machen von eLectures zu bestimmten Zeiten!? (künstliche Deadline)  Studierende erhalten die Aufgabe Zusammenfassungen zu den eLecture-Einheiten zu schreiben oder eigene Test-Fragen zu generieren etc.  Detaillierter Einblick der eLecture-Nutzung für Lehrende  Visualisierte Aufbereitung von Userverhalten: o Wann brechen Studierende ab? o Welche Folien werden gehäuft aufgerufen? o Welche Teile werden wie lange abgerufen? o Welche Teile werden übersprungen? DeLFI, 12. September 2016 in Potsdam Tillmann, Niemeyer, Krömker
  • 18. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Kontakt: tillmann@studiumdigitale.uni-frankfurt.de niemeyer@studiumdigitale.uni-frankfurt.de kroemker@studiumdigitale.uni-frankfurt.de