2. aus Schweden, Japan, Frankreich. Komischerweise bin ich in meinen jungen Jahren ein wichtiger
Studio-Regisseur geworden. In Eliades Geschichte sah ich meine Chance, einen Film zu machen, wie
ich ihn gerne als 18-Jähriger gemacht hätte. Diese neue Phase in meiner Karriere gibt mir
die Chance, wieder ein junger Filmemacher zu sein. Ich möchte jedes Jahr einen Film drehen.
Persönliche Geschichten. Es macht mich glücklich, dass ich meine junge Karriere in
meinem jetzigen Alter habe, und meine alte Karriere als ich noch jung war (lacht).
Sie haben den Film mit Bruno Ganz und Alexandra Maria Lara besetzt. Wie sind Sie auf diese
Darsteller gekommen?
Andre Hennicke gehört auch dazu. Ich war zwar mit Bruno Ganz vertraut, aber als ich ihn in
"Der Untergang" als Hitler gesehen habe und Alexandra als seine Sekretärin, stand für
mich die Besetzung fest. Bruno Ganz ist brillant. Alexandra Maria Lara fand ich erfrischend und
schön. Als Schauspielerin kann man ihr vom Gesicht ablesen, was sie fühlt. Ihr Gesicht ist
transparent. Andre Hennicke habe ich in einem anderen Film gesehen, wo er einen
Serienmörder spielte und ich war inspiriert von ihm.
Sie sind seit über 40 Jahren verheiratet. Was für einen Einfluss hat Ihre Frau Eleonor auf
Sie?
Ich habe meine Frau in diesen Jahren nie 100 Prozent verstanden. Sie ist mysteriös. Eleonor ist
irischer Abstammung, eine sehr ruhige Person mit wenigen Worten. Ich dagegen bin sehr emotional
und zerbreche Dinge. Ihre praktische Art tut mir gut, auch dass sie nicht auf alle meine Probleme
eingeht. Ich hatte nie ihre volle Aufmerksamkeit. Vielleicht ist das der Grund, warum man so lange
mit der gleichen Frau zusammen bleibt, wenn man sie nicht vollkommen konsumiert. Sie ist
intelligent, interessant, kreativ und ich werde nie aufgeben, sie verstehen zu lernen. Wir haben das
Glück, wunderbare Kinder und mittlerweile Enkelkinder zu haben. Sofias Töchterchen
Romy ist 18 Monate alt, Französin und hat blaue Augen. Giancarla ist 21 und ich habe vielleicht
die Chance, eines Tages Ur-Großvater zu werden. Das wäre eine große Ehre für
mich. Wir sind eine sehr starke und traditionelle Familie. Mein einziger Herzensschmerz ist, dass
wir so weit voneinander entfernt leben und uns leider nicht so oft sehen, wie ich es gerne hätte.
Sofia lebt in Paris und mein Sohn Roman in Los Angeles.
Sie leben in Napa Valley auf Ihrem Weingut, mit dem Sie extrem erfolgreich sind und mit dem Sie
Ihre und zum Teil auch die Filme Ihrer Tochter finanzieren. Was ist Ihr Lieblings-Wein?
Sie sind für mich wie Kinder (lacht). Liebe ich Sofia oder Roman mehr? Ich weiß es nicht.
Haben Sie jemals von einem Wein namens Edizione Pennino gehört? Der wurde in diesem Jahr
mit einer Note von 95 ausgezeichnet, was unglaublich hoch ist, weil es eben kein Cabernet ist. Das
ist einer meiner Lieblingsweine, wenn ich in der richtigen Stimmung bin. Er ist nach meinem
Großvater Francesco Pennino benannt. Ich finde es nicht gut, wenn Weine so teuer wie unser
"Rubicon" wird, der über 100 Dollar kostet. Ich mag es, wenn Leute unsere Weine trinken und
den Pennino kann sich jeder leisten.
Welcher Ihrer Filme steht Ihnen am nächsten?
"Apocalypse Now" war meine dramatischste, persönlichste Erfahrung, weil ich nicht nur mein
ganzes Vermögen damit riskierte. "The Conversation" liebe ich, weil ich ihn selbst geschrieben
und Regie geführt habe. "One for the heart" bedeutet mir viel, weil ich damals als erster den
ganzen Film digital gedreht habe und dafür im Studio Las Vegas nachgebaut habe.
3. Ein Thema in dem Film handelt davon, was wichtiger ist im Leben: Liebe, Wissen oder Ruhm. Wie ist
es bei Ihnen persönlich?
Am Ende der Dreharbeiten hörte ich einen Rumänen sagen, dass Dominic, der
Hauptdarsteller, wie ein Obdachloser sterben würde - alleine im Schnee. Ich bin der Meinung,
dass es keine Rolle spielt, ob wir bei unserem Tod alleine sind oder Menschen um uns herum haben.
Was den Unterschied macht, ist, ob man in seinem Leben geliebt hat oder geliebt wurde. Deswegen
habe ich mich entschieden, dass der Hauptdarsteller mit einer Rose in der Hand, von der Frau die er
liebte, stirbt. Was mich betrifft werde ich, wenn ich dem Tod nahe bin, daran denken, was ich
für ein interessantes Leben geführt habe, ein wunderbares Leben. Ich habe alles erlebt,
was einen Menschen ausmacht. Dazu gehört auch Tragik. Ich habe einen interessanten Beruf,
eine wunderbare Frau und großartige Kinder - sie arbeiten in einem Gewerbe, das ich sehr liebe:
dem Weingewerbe... Und während ich all das aufzähle, sterbe ich, ohne mir des Todes
bewusst zu sein.
Interview: Frances Schoenberger
http://www.stern.de/kultur/film/interview-francis-ford-coppola-filmemachen-ist-wie-ungluecklich-verli
ebt-zu-sein-626776.html