Die tanzenden, afrikanischen Götter und Göttinnen (Orishas) begegneten mir in der Ausbildung „Archetypen im Tanz“ von Gitty Rumpf und Kay Hoffman. Als Orishas werden die Götter in der Religion der Yoruba (Westafrika) bezeichnet, sie sind Naturkräfte mit menschlichen Stärken und Schwächen. So dienen sie als Vermittler zwischen den Menschen und dem allmächtigen Olorun. Die Orishas sind im Zuge des Sklavenhandels nach Amerika, Cuba und Brasilien gelangt und wurden dort meist synkretistisch mit katholischen Heiligen verbunden (auch um die alten Traditionen und den ursprünglichen Glauben überhaupt weiter leben zu können) .
http://www.tanz-juchmann.de/
3. iii
Legba Kraft des Störens und der Kommunikation
Ossain Kraft des Waldes und der Selbstheilung
Oxossi Kraft des Instinktes
Oxumare Kraft des Regenbogens
Xango Kraft des Feuers
Ogun Kraft der Klarheit und Entschiedenheit
Qya Kraft des Windes und der Veränderung
Oshun Kraft der Schönheit und Leichtigkeit
Yemanja Kraft des Meeres und der Sehnsucht
Omulu Kraft der Klage und Trauer
Obatala Kraft der Selbstversöhnung und des Friedens
Nana Kraft der Ruhe und Weisheit
5. Reiselust wecken
Die Herkunft der Orishas
Die tanzenden, afrikanischen Götter und Göttinnen (Orishas) be-
gegneten mir in der Ausbildung „Archetypen im Tanz“ von Gitty
Rumpf und Kay Hoffman. Als Orishas werden die Götter in der
Religion der Yoruba (Westafrika) bezeichnet, sie sind Naturkräfte
mit menschlichen Stärken und Schwächen. So dienen sie als Ver-
mittler zwischen den Menschen und dem allmächtigen Olorun. Die
Orishas sind im Zuge des Sklavenhandels nach Amerika, Cuba und
Brasilien gelangt und wurden dort meist synkretistisch mit katho-
lischen Heiligen verbunden (auch um die alten Traditionen und den
ursprünglichen Glauben überhaupt weiter leben zu können) .
Die Orishas, die die Basis für die hier vorgestellten Stärken im Tanz
bilden, werden auch im europäischen Kulturkreis „verstanden“ und
in Musik, Bildern und Bewegungen verkörpert und damit erfahrbar.
Wir können im Tanz „verreisen“ und neue Erfahrungen machen.
Kay Hoffman (2006, S.24) sieht die Orishas als „Bewusstseinsöff-
ner“, als Energien, denen wir zunächst im Tanz und damit auch im
Leben mehr Platz geben können.
In den Orishas lassen sich universelle, menschliche Kräfte, Arche-
typen, Ressourcen finden, die wir aktivieren und entwickeln kön-
nen. Sie können auch als innere Persönlichkeitsaspekte gesehen
werden, die wir im Tanz entdecken und stärken.
Ich werde nicht müde, die Orishas immer wieder über viele Jahre
hinweg zu tanzen an unterschiedlichen Orten, in der Natur, in Tanz-
räumen. Zunächst dienten sie mir als Kraftquelle nur für mich.
6. Mehr und mehr begann ich dann, die Götter anderen Menschen
nahe zu bringen in der Therapie, im Coaching, in Gruppen, in Semi-
naren und auf großen Tagungen. Ich fand meinen eigenen Stil, diese
archetypischen Kräfte zu tanzen und sie anderen Menschen zu ver-
mitteln.
Was mich dabei immer wieder überrascht und freut, dass die
Sprache des Tanzes universell ist.
In meinen Seminaren lade ich zum Experimentieren mit den Vor-
stellungsbildern, den Archetypen im Tanz ein.
Jede Gottheit hat eine eigene Musik, Gesten und Schritte und ganz
individuelle Stärken, die sich im Tanz zeigen. Diese Fähigkeiten kann
man sich zu Eigen machen, sich damit verbinden und in sich selbst
wach rufen. Es entsteht die Freiheit, mit den kraftvollen Qualitäten
im Tanz zu improvisieren, sie persönlich zu färben und weiter zu
entwickeln.
In dieser Broschüre möchte ich folgende Kräfte vorstellen:
Legba - die Kraft des Störens und der Kommunikation
Ossain - die Kraft des Waldes und der Selbstheilung
Oxossi - die Kraft des Instinktes
Oxumare - die Kraft des Regenbogens
Xango - die Kraft des Feuers
Ogun - die Kraft der Klarheit und Entschiedenheit
Qya - die Kraft des Windes und der Veränderung
Oshun - die Kraft der Schönheit und Leichtigkeit
Yemanja - die Kraft des Meeres und der Sehnsucht
Omulu - die Kraft der Klage und Trauer
Obatala - die Kraft der Selbstversöhnung und des Friedens
Nana - die Kraft der Ruhe und Weisheit
Jede dieser Kräfte hat
einen Ort, an dem sie sich wohl fühlt
eine Gestalt und Farbe, Symbole und Gegenstände
besondere Eigenschaften und Fähigkeiten
eine eigene Art zu tanzen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
7. Ein Workshopteilnehmer, selbst Arzt und Hypnotherapeut,
äußerte treffend: „Ich suche bei jeder Kraft, bei jedem Gott einen
Zugang, eine Möglichkeit, ihn zu erfahren“.
Die Zugänge und „Türöffner“ sind vielfältig, und es gilt, sie indivi-
duell und immer wieder neu zu entdecken. Die Kräfte lassen sich
durch Imagination, Bilder, Musik, Gesten und Bewegungen kennen
lernen und verkörpern.
Hilfreich sind die rhyth-
mische, sich wiederholende
Musik und auch die sich
wiederholenden Bewegun-
gen, die tranceinduzierend
sein können (wie Schüt-
teln, Stampfen, Torkeln)
und damit auch den Raum
geben, für neue Erfahrun-
gen und heilsame Impulse
aus dem Unbewussten.
Die eigene innere Vielfalt
wird erfahrbar und wirkt
vitalisierend und stärkend.
Ich wünsche viel Freude beim Lesen und beim Tanzen!
Ulrike Juchmann März 2015
8. 10
Ossain
Die Kraft des Waldes
„Das Tanzen mit Ossain war wie eine Befreiung.”
“Ich habe mich richtig verwurzelt gefühlt im Waldboden,
verbunden mit der Natur.”
“Es ist spannend, wie viel es loszulassen, abzuschütteln gibt,
sehr entspannend.”
“Die Idee mit der Heilmedizin ist so wohltuend.”
Ossain fühlt sich im Wald
inmitten von Bäumen, Pflan-
zen, Kräutern wohl. Man
erkennt ihn an der grünen
Farbe, und sein Symbol ist
ein Vogel.
Er kennt sich mit Pflanzen
und Heilkräutern aus, er
weiß, wo sie zu finden sind
und wie sie wirken.
Ossain stellt Heilmedizin im
richtigen Mischungsverhält-
nis, der passenden Dosier-
ung zusammen und nimmt
sie dann zu sich. Durch das
Schütteln seines Körpers
gelangt die Medizin dahin,
wo sie gebraucht wird und
heilen kann.
9. 11
Du kannst Ossain einladen und seine Fähigkeiten kennen lernen.
Stell dich hüftbreit hin, die Füße parallel, dein Gewicht auf beide Füße
gleichmäßig verteilt, und die Fußgelenke, Kniegelenke und Hüftgelenke
weich und durchlässig. Schließ für einige Momente die Augen und stell
dir vor, dass deine Füße auf einem weichen Waldboden stehen und
du umgeben bist von schönen Bäumen und üppigen grünen Pflanzen.
Spüre dich durch die Fußsohlen mit dem Waldboden verbunden, wie
verwurzelt und fühle die dich umgebende kraftvolle Natur des Wal-
des. Nimm deinen Atem wahr, das Einatmen und das Ausatmen.
10. 12
Mit der Einatmung kannst du dich strecken und dehnen, mit dem
Ausatmen, lass deinen Rücken etwas rund werden und entspanne.
Fühle über den Atem und die Bewegung des Streckens und Ent-
spannens den Rhythmus der Natur, den Wechsel von Wachsen
und sich zusammenziehen. Wie eine Pflanze sich dem Sonnenlicht
entgegenstreckt und sich dann auch wieder schließt.
Dann lass ein sanftes Schütteln entstehen, zunächst in den Händen,
den Armen, den Schultern. Du kannst beginnen, deinen gesamten
Körper sanft aus den Knien heraus zu schütteln. Wie ein afrika-
nisches Musikinstrument, eine Kalebasse, die mit Kernen gefüllt
ist, geschüttelt wird und ein sanftes Rasselgeräusch entsteht. Du
schüttelst deinen gesamten Körper, mal sanfter, mal stärker, finde
heraus, was dir im Moment gut tut. Und nun führe deine Hände zu-
sammen, bilde mit den Händen ein Gefäß und schüttel darin deine
Heilmedizin. Dann führe deinen Daumen in einem weiten Bogen
zu deinem Mund. Du trinkst jetzt deine extra für dich zusammen-
gestellte Heilmedizin und schüttelst sie in deinem Körper dorthin,
wo sie wirken soll.
Was du von Ossain lernen kannst:
Verbundenheit mit der Natur
Loslassen und Entspannung
Gesundheit und Selbstheilung
Ein richtiges Maß finden, Ausbalancierung
Das Tanzen von Ossain hilft, wenn es zu stressig wird, wenn zu viel
Anspannung da ist, wenn zu viel festgehalten wird und die Atmung
flach ist, bei Ärger, Wut und Traurigkeit und Erschöpfung. Ossain
hilft abzuschütteln, zu lockern, loszulassen und neue Energie zu ge-
winnen.
•
•
•
•
11. 24
Oshun
Die Kraft der Schönheit und Leichtigkeit
„Als ich mich selbst so positiv wahrgenommen habe,
wurde auch mein Blick auf die Welt positiv.”
“Ich habe mich so verspielt und kindlich gefühlt.”
“Ich habe die Erlaubnis bekommen, mich schön zu finden.”
Oshun ist eine Göttin des Süßwassers, sie liebt es, an Wasserfäl-
len, Teichen und Flüssen zu sein. Sie ist die Göttin der Schönheit,
des Reichtums und des Glücks. Ihre Farbe ist das Gold, sie trägt
Fächer und Perlenschmuck und einen Spiegel.
Sie badet in Leich-
tigkeit, Ästhetik und
Reichtum und verbin-
det sich mit dem
Wohltuenden und
Schönen.
Oshun schüttelt alles
aus dem Handgelenk,
sie nimmt das Leben
leicht und genießt die
Freuden des Lebens.
Sie ist sich ganz sich-
er, dass ihr das Gute
zusteht und dass es
genug von den schönen
Dingen gibt, wie ein
nie versiegender Quell
des Glücks.
12. 25
Du kannst Oshun tanzen und dich mit ihren Qualitäten verbinden
und sie auch in dir finden und stärken. Stell dir vor, du stehst unter
einem angenehmen Wasserfall, du lässt die Wassertropfen per-
len, mit Leichtigkeit von deinen Händen. Du benetzt dein Gesicht
mit kühlendem Wasser und fächelst dir Luft zu. Du wiegst dich in
den Hüften und dein ganzer Körper strahlt Leichtigkeit und Freude
aus.
13. 26
Der Blick in den Spiegel verbindet dich mit deiner Schönheit und
Lebensfreude. Oshun ist großzügig und verteilt die Lebensschätze
auch an andere und feiert das Leben.
Du kannst durch eine lockere Handbewegung den Glücksfaden zu
dir ziehen, es ist immer genug vorhanden, um dich zu versorgen
und davon überschwänglich zu verteilen.
Oshun zeigt dir im Tanz:
Schönheit und Lebensfreude
Hingabe und Genuss
Die Leichtigkeit des Seins
Das Tanzen mit Oshun hebt die Stimmung, bringt Leichtigkeit und
Lebensfreude. Sie verbindet mit einem optimistischen Blick auf die
Welt und auf sich. Das Tanzen von Oshun führt aus Niedergeschla-
genheit und zu vielen Grübeleien hinaus in den spielerischen, ge-
nussvollen Tanz mit dem Leben.
•
•
•
15. 36
Literatur
Kay Hoffman: Göttliche Geschichten. Praxisbuch zu Samba
Gods II. 2006
Yvonne Daniel. Dancing Wisdom.2005
Musikanregungen
Brent Lewis: Pulse
Dudu Tucci: Orishas
Guem et Zaka: Best of Percussion
Kay Hoffman hat Musik für die Götter komponiert, zu finden
auf ihrer Homepage www.kayhoffman.de
DVD`s
Ulrike Juchmann: Wege entstehen beim Tanzen… mit afri-
kanischen Kräften. KITA13 –MtFrD; 2013. (Teil 1 und Teil 2);
Auditorium Netzwerk
Ulrike Juchmann; Stärken tanzen; Mittagsworkshops auf der
Tagung Mentale Stärken. 2014 (Teil 1 und Teil 2), Auditorium
Netzwerk
Text/Idee/Konzeption
Ulrike Juchmann
Fotos
Alle Fotos von Ulrike Juchmann, bis auf Porträt Seite 37 von
Soany Guigand
Zeichnungen
Annika Uppendahl: Tanzbaum, Legba, Ossain, Oxumare,
Ogun, Qya, Oshun, Yemanja, Nana
Eva Andrzejewski: Oxossi, Xango, Omulu, Obatala.
Alle Veröffentlichungsrechte für Texte, Fotos, Zeichnungen und
Abbildungen liegen bei Ulrike Juchmann.
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
16. 37
Ulrike Juchmann
Psychologische Psychotherapeutin, Systemische Therapeutin und
Lehrtherapeutin (SG) und Verhaltenstherapeutin. Viele Weiter-
bildungen in Tanz- und Tanztherapie. MBCT Lehrerin (Institut für
Achtsamkeit und Stressbewältigung).
Trainerin, Dozentin und Coach.
Von 2012 -2014 Mitarbeit in der ReSource Studie des Max Planck
Instituts Leipzig zum Thema „Entwicklung von Mitgefühl“ als Medi-
tationslehrerin und Psychologin.
Eigene Praxis für Achtsamkeit, Führungscoaching und Psychothera-
pie in der Kopenhagenerstr. 18, 10437 Berlin.
Für Informationen:
www.tanz-juchmann.de
info@tanz-juchmann.de
Praxis: 030/ 445 08 67
Mobil: 0173 628 7732
17. 38
Dank
Ich möchte an dieser Stelle Gitty Rumpf und Kay Hoffman danken,
von denen ich so viel im Tanz von und mit den Göttern gelernt
habe.
Meine Freundin Ilse Quaas steckte mich an mit ihrer Begeisterung
für Improvisation im Tanz und das Suchen und Finden von pas-
senden Musikstücken. Danke dafür!
Berend Boll danke ich für das geduldige und kompetente Layouten
der Broschüre.
Annika Uppendahl und Eva Andrzejewski möchte ich dafür danken,
dass sie die Götter zeichnerisch so treffend umgesetzt haben.
Und ich danke allen Kurs- und TagungsteilnehmerInnen, die mit mir
getanzt haben und mit ihrer positiven Resonanz dazu beitragen,
dass ich diese Arbeit fortsetze und nun auch diese Broschüre ver-
fasst habe.
Eine Kursteilnehmerin schrieb mir nach einem Tanzseminar folgen-
de Zeilen:
„ Die Götter in mir begleiten mich täglich. Inzwischen gelingt es mir
auch, sie einfach nur in Gedanken zu tanzen!“