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KÖRPER
& KLIMA
6. 6 MEDIZIN populär . 5/2022
TITEL
Veg
ie
g
Wie die Gesund-
heit von pflanzen-
basierter Ernährung
profitiert, warum Vielfalt
auf dem Teller so wichtig
ist und wie der Abschied
von Schnitzel & Co
genussvoll gelingen
kann.
s
9. Das vorteilhafte Fettsäuremuster führt dazu,
dass vegetarisch und vegan lebende Menschen
in der Regel einen niedrigeren Cholesterinspie-
gel aufweisen. Und eine pflanzenbasierte Ernäh-
rung kann dabei helfen, das Risiko für chroni-
sche Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes
mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Arteriosklerose
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.
DIE VIELFALT MACHT‘S
Um tatsächlich in den Genuss der gesundheits-
wirksamen Vorteile einer pflanzenbasierten Er-
nährung zu kommen und den Körper mit allen
wichtigen Nährstoffen zu versorgen, sollten die
Mahlzeiten möglichst abwechslungsreich sein.
Eine ausgewogene vegetarische Ernährung ba-
siert auf Gemüse und Obst, Hülsenfrüchten,
Vollkorngetreide, Nüssen, Samen und gegebe-
nenfalls aus Milchprodukten und Eiern.
Katharina Petter empfiehlt, sich bei der Zusam-
menstellung der Mahlzeiten am „gesunden Er-
nährungsteller“ zu orientieren: „Die Hälfte des
Tellers sollte aus Gemüse und Obst bestehen,
wobei anteilig etwas mehr Gemüse als Obst ge-
gessen werden sollte. Ein knappes Viertel fällt
auf Vollkorngetreide wie Brot, Haferflocken
und Vollkornnudeln, ein weiteres knappes Vier-
tel besteht aus Proteinquellen wie Hülsenfrüch-
ten, Tofu und anderen Sojaprodukten. Wer
möchte, greift als Eiweißquelle zu Milchpro-
dukten und Eiern. Der verbleibende Rest wird
durch Nüsse und Samen ergänzt. Hinzu kom-
men hochwertige Pflanzenöle.“
Wer beim Einkauf auf biologische, regionale
und saisonale Lebensmittel achtet und auf hoch
verarbeitete Ersatzprodukte sowie exotische
Lebensmittel verzichtet, leistet zudem einen
wertvollen Beitrag in Sachen Klimaschutz: „Ver-
glichen mit einer omnivoren Ernährung werden
mit einer veganen Ernährung 70 Prozent an
Treibhausgasen eingespart“, weiß die Ernäh-
rungsexpertin.
PFLANZLICHE EIWEISSPOWER
Gerade für sehr sportliche Menschen wie Tho-
mas spielt eine optimale Versorgung mit Protei-
nen eine wichtige Rolle. Oft bestehen Zweifel, ‘
MEDIZIN populär . 5/2022 9
BUCHTIPP
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Vegane Ernährung
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Dorling Kindersley
Hochwertiges
Protein, das
auch in unver-
arbeiteten
Hülsenfrüchten
steckt, ist in sei-
ner Wertigkeit
sogar besser
als Rind- und
Schweine-
fleisch.
Veg
ie
g
s
10. 10 MEDIZIN populär . 5/2022
TITEL
ob mit einer rein pflanzlichen Ernährung der Ei-
weißbedarf ausreichend gedeckt werden. Die
Ernährungswissenschafterin klärt auf: „Hoch-
wertiges Protein, das in Bezug auf die biologi-
sche Wertigkeit fast so gut ist wie das Protein ei-
nes Hühnereis und sogar deutlich besser als z.B.
Rind- und Schweinefleisch, erreicht man durch
die Kombination von Hülsenfrüchten mit Ge-
treide.“ Eine besonders hohe Eiweißqualität un-
ter den Hülsenfrüchten haben Sojabohnen, die
mittlerweile sogar im Burgenland und in Ober-
österreich angebaut werden. Sojaprodukte wie
Tofu, Sojaschnetzel/-granulat oder Sojajoghurt
sind ideale Eiweißlieferanten. Interessant für
Sportler sind Sojaprodukte aufgrund ihres im
Vergleich zu den unverarbeiteten Hülsenfrüch-
ten geringeren Ballaststoffgehalts. Tofu & Co
sind dadurch deutlich leichter verdaulich und
können auch in größeren Mengen verzehrt wer-
den. „Sportler können sich auf diese Weise sehr
gut mit Eiweiß versorgen“, so Katharina Petter.
Diese Kombinationen haben es in sich:
n Spaghetti mit Soja-Bolognese
n Chili sin Carne (Bohnen, Sojaschnetzel und
Mais) mit Gebäck oder Reis
n Reis mit Linsen Dal (indisches Linsengericht)
n Porridge aus Haferflocken, Sojamilch, Nüssen
n Reis mit Tofu und Gemüse
n Brot mit Hummus
n Quinoa-Bohnen-Salat
AUF KRITISCHE NÄHRSTOFFE ACHTEN
Basiert die vorwiegend bzw. rein pflanzliche
Ernährung auf der oben erwähnten Vielfalt,
kann ein gesunder Erwachsener fast alle wichti-
gen Nährstoffe damit abdecken. Immer ergänzt
werden sollte Vitamin B12, und zwar unabhän-
gig vom Alter. Das für den Körper essenzielle Vi-
tamin ist fast ausschließlich in tierischen Le-
bensmitteln wie Leber, Fleisch oder Milchpro-
dukten enthalten und muss bei einer veganen
Ernährung durch Nahrungsergänzungsmittel
zugeführt werden, um Mangelerscheinungen
vorzubeugen.
Während Vegane-
rinnen und Vega-
ner keinerlei tierische
Produkte konsumieren,
werden bei der vegeta-
rischen Ernährung drei
Formen unterschieden:
Vegetarisch, vegan: Was bedeutet das?
Ovo-lakto-vegetarisch
Menschen, die weder
Fleisch noch Fisch,
aber Milch und Eier
essen. Diese Form
wird meist als „vege-
tarisch“ bezeichnet.
Lakto-vegetarisch
Menschen, die weder
Fleisch noch Fisch
noch Eier essen, aber
Milchprodukte zu sich
nehmen.
Ovo-vegetarisch
Menschen, die weder
Fleisch noch Fisch
noch Milch konsu-
mieren, aber Eier
essen. q
Ein Porridge
aus Hafer-
flocken, Soja-
milch und
Nüssen birgt
wertvolles
Protein.
Veg
ie
g
s
12. 12 MEDIZIN populär . 5/2022
TITEL
REIN PFLANZLICH
FÜR MUTTER UND KIND?
Eine ausgewogene vegetarische Ernährung, die
zwar auf Fleisch und Fisch verzichtet, jedoch
Milchprodukte und Eier einbezieht, ist auch
während der Schwangerschaft, in der Stillzeit
sowie im Säuglings- und Kleinkindalter eine
gute Möglichkeit den Nährstoffbedarf ausrei-
chend zu decken. Kritischer sehen Kinderärztin-
nen und Kinderärzte wie Univ.-Prof.in
PD. Dr.in
Nadja Haiden, MSc, Vorsitzende der Ernäh-
rungskommission der ÖGKJ, eine rein vegane
Ernährung bei den oben erwähnten Gruppen.
„Aufgrund des erhöhten Risikos einer mögli-
chen Unterversorgung mit wichtigen Nährstof-
fen spricht die Österreichische Gesellschaft für
Kinder- und Jugendheilkunde derzeit keine Emp-
fehlung für die vegane Ernährung in Schwan-
gerschaft, Stillzeit und den ersten Lebensjahren
aus.“ Wer sich dennoch dafür entscheidet, sollte
sich gut mit dem Thema auseinandersetzen und
sich professionell begleiten lassen, sei es vom
Hausarzt, vom Kinderarzt, von einer Diätologin
oder von einer Ernährungswissenschafterin.
Besonders wichtig ist eine ausreichende Versor-
gung mit Vitamin B12 für schwangere Frauen
wie Iris. Ein Vitamin B12-Mangel der Mutter
kann beim Ungeborenen zu einem beeinträch-
tigten Wachstum sowie zu geistigen und moto-
rischen Einschränkungen führen. Ist die stillen-
de Frau nicht ausreichend mit Vitamin B12 ver-
sorgt, ist auch der Vitamin B12-Gehalt der Mut-
termilch niedriger, und das wiederum kann sich
negativ auf die Entwicklung des Säuglings aus-
wirken.
„Wird das Kleinkind nach dem Abstillen vegan
ernährt, muss Vitamin B12 beim Kind unbe-
dingt ergänzt werden, um neurologische Schä-
den, die nicht rückgängig zu machen sind, zu
vermeiden“, so der Appell der Kinderärztin.
Eisen zählt ebenfalls zu den kritischen Nährstof-
fen, sowohl bei Schwangeren als auch bei Kin-
dern. Es spielt eine wichtige Rolle für das kind-
liche Wachstum und die Entwicklung. Gerade in
der Schwangerschaft ist eine Ergänzung bei den
meisten Frauen erforderlich, selbst wenn sie
Fleisch essen.
Vitamin D wird im ersten Lebensjahr standard-
mäßig ergänzt und sollte bei einer veganen Er-
nährung ebenfalls immer kontrolliert und wenn
nötig ergänzt werden. Weitere potenziell kriti-
sche Nährstoffe sind Proteine, Omega-3-Fett-
säuren sowie Kalzium, Zink und Jod. Um mög-
liche Mängel frühzeitig zu erkennen und wenn
nötig ausgleichen zu können, empfiehlt die
Expertin halbjährliche bis jährliche Kontrol-
Eine sichere
Orientierungshilfe:
Das V-Label – eine
international an-
erkannte und ge-
schützte Marke
zur Kennzeichnung
vegetarischer und
veganer Produkte.
Einheitliche Kri-
terien und regel-
mäßige Kontrollen
machen es europa-
weit zu einem
einzigartigen
Qualitätssiegel.
Veganer konsumieren
keinerlei tierische Produkte,
sondern nur Pflanzliches.
Veg
ie
g
s
15. Für 2
Portionen
Zutaten
Blitzpolentamit rauchigen
Bohnen und Blumenkohlsalat
Rauchige Bohnen
2 Knoblauchzehen,
geschält
2 EL natives Olivenöl extra
240 g Riesenbohnen
(aus der Dose; oder kleine
weiße Bohnen), plus 3 EL
Bohnenwasser
geräuchertes Paprika-
pulver
Salz, frisch gemahlener
Pfeffer
10 Kirschtomaten
Blumenkohlsalat
200 g Blumenkohl
5 Stängel Petersilie
(oder 20 Basilikumblätter)
750 ml Sojadrink
Salz
2 EL Olivenöl
1 EL Ahornsirup
2 EL Apfelessig
frisch gemahlener Pfeffer
Polenta
150 g Minutenpolenta
2 EL natives Olivenöl extra
Salz, frisch gemahlener
Pfeffer
chen und dann bei schwa-
cher Hitze ziehen lassen.
Den Blumenkohl aus dem
Topf nehmen und mit dem
Dressing in der Schüssel
mischen.
∏ Den Sojadrink im Topf
bei mittlerer Hitze wieder
erwärmen. Die Polenta un-
ter beständigem Rühren
mit dem Schneebesen ein-
rieseln lassen und kurz
aufkochen, bis sie abbin-
det; noch 1 Minute rühren,
bis der Schaum des Soja-
drinks verschwindet. Die
Polenta vom Herd nehmen,
das Öl einrühren und mit
Salz und Pfeffer abschme-
cken. Zwei Teller mit je der
Hälfte der Polenta aus-
streichen, die Bohnen
darüber verteilen und mit
Blumenkohl dekorieren. q
∂ Für den Salat den
Blumenkohl in 4 cm große
Röschen teilen, die Peter-
silie fein hacken. Sojadrink,
1 TL Salz und Kohl in ei-
nem Topf aufkochen lassen,
vom Herd nehmen und zu-
gedeckt 5 Minuten ziehen
lassen. Petersilie mit den
restlichen Salatzutaten zu
einem Dressing verrühren.
∑ Knoblauch fein
schneiden. Eine kleine
Pfanne stark erhitzen,
Knoblauch und Öl hinein-
geben und in 1 Minute
leicht braun braten. Die
Bohnen mit Bohnenwasser
dazugeben, mit 1 großzügi-
gen Prise Paprikapulver,
sowie je 1 Prise Salz und
Pfeffer abschmecken. Die
Tomaten halbieren, dazu-
geben, alles einmal aufko-
16. 16 MEDIZINpopulär . 5/2022
KOSMETIK & PFLEGE
Ab Mai wird die Sonnenein-
strahlung besonders intensiv
und für die Haut mitunter zum
Problem. Wie viel Sonne die
Haut verträgt und wie man
sie am besten schützt.
V O N M A G . W O L F G A N G B AU E R
geschützt
ins Freie
Gut
I
m Frühling zieht uns die Sonne fast ma-
gisch ins Freie – um die Natur zu genie-
ßen, spazieren zu gehen, Sport zu treiben
oder im Garten zu arbeiten. Doch so wohl-
tuend und anregend der Aufenthalt in der
Sonne auch sein mag: Das Sonnenlicht ist
auch brandgefährlich – im wahrsten Sinne
des Wortes. Denn seine ultraviolette (UV-)
Strahlung kann zu verschiedenen Schäden
und Beeinträchtigungen der Haut führen.
für die
Sonnentage
Tipps
Istockphoto/gradyreese
å‘
18. 18 MEDIZINpopulär . 5/2022
KOSMETIK & PFLEGE
1
2
3
SONNE LÄSST DIE HAUT
ALT AUSSEHEN
Sonnengebräunte Haut gilt für
viele immer noch als jung, fesch
und gesund. Doch aus medizi-
nischer Sicht ist das Gegenteil
der Fall. Die Bräunung, genauer
gesagt die Bildung des Farb-
stoffes Melanin in der Oberhaut,
stellt einen Selbstschutz dar,
um die Haut vor Schaden durch
UV-Strahlen zu bewahren. Ge-
bräunte Haut altert auch schnel-
ler und bildet im Laufe der Jahre
verstärkt Falten.
LÄSTIGE AUSSCHLÄGE
Wer jetzt im Mai zum ersten Mal
in diesem Jahr bestimmte Haut-
stellen – etwa an den Armen oder
am Dekolleté – der Sonne aussetzt,
wird vielleicht mit juckenden Aus-
schlägen, Rötungen und Bläschen
an diesen Stellen reagieren. Vor
allem Frauen im Alter von 20 bis
40 Jahren sind davon betroffen.
Diese Überreaktion auf die Sonne
wird Polymorphe Lichtdermatose
genannt und umgangssprachlich
auch als Sonnenallergie bezeich-
net. „Was an sich falsch ist, denn es
handelt sich nicht um eine Aller-
gie“, sagt Peter Wolf. „Die genauen
Ursachen sind noch nicht bekannt,
die heftigsten Symptome treten im
Frühsommer auf, sie nehmen im
Laufe des Sommers ab. Es gibt also
ein gewisses Maß an Anpassung.
Außerdem scheinen die Betroffe-
nen ein besonders robustes Im-
munsystem und damit verbunden
ein vermindertes Hautkrebsrisiko
aufzuweisen.“
Eine gute Nachricht sozusagen für
Lichtdermatose-Patienten, die sich
mit entsprechender Kleidung und
einer Sonnencreme mit hohem
Lichtschutzfaktor vor dieser Über-
reaktion schützen können.
RISIKO SONNENBRAND
Gefahr droht, wenn die UV-Strah-
lung so intensiv ausfällt, dass
sich die Haut entzündet, rot und
warm wird – eine besonders häu-
fige Schädigung der Haut namens
Sonnenbrand. „Sonnenbrände
sollten nicht als Lappalie abgetan
werden, sie fördern das Entste-
hen von schwarzem Hautkrebs“,
so Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf, Vor-
stand der Universitätsklinik für
Dermatologie und Venerologie
an der Medizinischen Universität
Graz. Entsprechender Sonnen-
schutz hilft, Sonnenbrände zu
vermeiden, für die Erholung der
Haut nach einem Sonnenbrand
und für die Reparatur der geschä-
digten Stellen empfiehlt Peter
Wolf kühlende Gele und entspre-
chende Lotionen.
Was zu viel
Sonne mit
ungeschützer
Haut macht:
Istockphoto/fairywong,
t_kimura,
apomares,
feelimage/Matern
19. 4
5
MEDIZIN populär . 5/2022 19
WECHSELWIRKUNGEN MIT ARZNEIEN
UV-Strahlen können zu unangenehmen
Wechselwirkungen mit bestimmten Substan-
zen in Medikamenten führen. „Es handelt
sich vor allem um Medikamente, die die
Vorsilbe „Anti-“ enthalten. Wie zum Beispiel
bestimmte Antidepressiva, Antibiotika, Anti-
rheumatika und dergleichen. Wer solche
Arzneien einnimmt, kann unter Sonnenein-
strahlung in kürzester Zeit Symptome eines
Sonnenbrandes entwickeln“, sagt Experte
Wolf. Das gilt auch für pflanzliche Arzneimit-
tel wie Johanniskrautpräparate.
BILDUNG DES
„SONNENVITAMINS“
Sonnenlicht fördert die körpereigene Bil-
dung des lebenswichtigen Vitamins D, das
beispielsweise für ein funktionierendes
Immunsystem und starke Knochen von Be-
deutung ist. Zu diesem Zweck muss man
aber nicht ausgiebig in der Sonne braten.
„Für die Vitamin-D-Bildung benötigt der
Organismus relativ wenig UV-Strahlung,
etwa zweimal 20 Minuten Sonne pro Woche
auf das Gesicht und die unbedeckten Arme
genügen“, sagt Dermatologe Peter Wolf. Ein
vernünftiger Umgang mit UV-Strahlung be-
einträchtigt die Vitaminbildung also nicht.
Sonnenbrände sollten nicht als
Lappalie abgetan werden, sie
fördern das Entstehen von
schwarzem Hautkrebs.
credit
å‘
Lesen Sie weiter auf Seite 22
Für die
Vitamin-D-
Bildung ge-
nügen etwa
zweimal 20
Minuten
Sonne pro
Woche auf
Gesicht und
Arme.
Univ.-Prof.
Dr. Peter Wolf
20. 20 MEDIZINpopulär . 5/2022
KOSMETIK & PFLEGE
als einem Millimeter besteht der Verdacht, dass
der Tumor bereits gestreut haben könnte. Daher
wird in diesen Fällen häufig der erste Lymphkno-
ten nahe dem Melanom ebenfalls entfernt und
untersucht. Hat der Tumor bereits gestreut und
können die Metastasen nicht mehr operativ ent-
fernt werden, kommen andere Therapien zum
Einsatz, etwa Medikamente oder auch die Im-
muntherapie.
Auch beim „weißen“ Hautkrebs wird der Tumor
operativ entfernt. In über 90 Prozent der Fälle
gelten die Patienten nach einer OP als geheilt.
Der Name des Tumors rührt übrigens von den
hellen Krusten und Schuppen her, die sich auf
der Oberhaut bilden.
WICHTIGE FRÜHERKENNUNG
Ganz wichtig ist nach Ansicht von Christoph
Höller, dass man die eigene Haut oder die des
Partners regelmäßig und gründlich nach Ver-
änderungen absucht bzw. einmal jährlich durch
einen Facharzt für Dermatologie begutachten
lässt. Denn die Hautkrebsarten bieten im Ver-
gleich mit anderen Tumorerkrankungen einen
wesentlichen „Vorteil“: Sie sind auch für Laien
sichtbar und erkennbar, selbst in frühen Stadien.
Zumeist reicht das Auflichtmikroskop des Haut-
arztes, um festzustellen, ob zum Beispiel ein
Muttermal gefährlich ist oder nicht. Christoph
Z
u wenig geschützte oder gar unge-
schützte Haut erhöht das Risiko für
die Entstehung von Hautkrebs deut-
lich. So wird der schwarze Hautkrebs
(malignes Melanom) vor allem durch häufige
Sonnenbrände gefördert. Der weiße Hautkrebs
wiederum (dazu zählen das Basalzellkarzinom
und das Plattenepithelkarzinom) steht eben-
falls in Verbindung mit intensiver und häufiger
UV-Strahlung. „Wir verzeichnen in Österreich
ebenso wie auf der ganzen Welt steigende Haut-
krebszahlen“, so Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller
vom Hauttumorzentrum der Universitätsklinik
für Dermatologie an der Medizinischen Univer-
sität Wien.
So tritt der schwarze Hautkrebs bei 27 von
100.000 Personen auf. Der weiße Hautkrebs mit
geschätzten 20.000 bis 30.000 Fällen jährlich
gilt sogar als der häufigste Tumor in Österreich.
WIE WIRD BEHANDELT?
Das maligne Melanom gilt als der bösartigste
Tumor der Haut. Weil die Veränderungen auf
der Haut sehr dunkel ausschauen, wird der Tu-
mor auch als „schwarzer“ Hautkrebs bezeichnet.
Wird der Tumor, der auch aus einem Muttermal
entstehen kann, im Frühstadium entdeckt und
operativ entfernt, sind die Heilungschancen be-
sonders groß. Bei einer Tumordicke von mehr
nimmt zu
Hautkrebs
Die Verwen-
dung einer
Sonnen-
creme allein
stellt keinen
ausreichen-
den Schutz
vor Haut-
krebs dar,
wenig
Sonne und
Schutzklei-
dung lautet
die Devise.
Univ.-Prof. Dr.
Christoph Höller
21. Höller: „Zum Glück kommen die allermeis-
ten Patientinnen und Patienten in einem Sta-
dium zum Arzt, in dem nach einem raschen
Befund der Tumor entfernt und sie zur Gän-
ze geheilt werden können.“ q
Links im Bild
untersucht eine
Ärztin mit einem
Auflichtmikros-
kop verdächtige
Hautzellen, die
im rechten Bild
vergrößert zu
sehen sind.
Istockphoto/kali9,
Malikov
Aleksandr,
Medizinische
Universität
Wien
n … des schwarzen Hautkrebs
Ein Melanom sieht in einem frühen Stadium
aus wie ein kleines Muttermal. Es kann sich
jedoch verändern, asymmetrisch an Größe
zunehmen. Dabei kann es verschiedene
Farben aufweisen – braun, rötlich, schwarz,
manchmal auch grau. „Wenn ein Muttermal
auftaucht, das innerhalb von Wochen oder
Monaten wächst, sollte man unbedingt zum
Hautarzt“, rät Christoph Höller.
n … des weißen Hautkrebs
Diese Hautveränderungen treten vor allem
im Hals- und Kopfbereich auf. Ihre Farbe ist
heller als das Melanom, sie können ebenfalls
wachsen und weisen darüber hinaus auch
kleine Erhebungen und Vertiefungen auf.
Manchmal können diese Hautveränderungen
auch bluten. q
Merkmale
mpfindliche, sensible Haut reagiert oft
mit Rötungen. Weil Sie schnell reizbar ist,
braucht Sie besonders viel Pflege. Eine er-
höhte Hautsensibilität ist bedingt durch eine ver-
minderte Hautschutzbarriere und einen gestör-
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22. 22 MEDIZINpopulär . 5/2022
KOSMETIK & PFLEGE
å‘Fortsetzung von Seite 19
SICH VOR DER SONNE SCHÜTZEN?
SO GEHT´S …
Adäquate Kleidung und richtiges Verhalten
stehen beim Sonnenschutz ganz oben, so
Hautarzt Christoph Höller. Das bedeutet:
n Lange Hose, Hemd, Kopfbedeckung und
Sonnenbrille tragen.
n In den Sommermonaten während der Mit-
tagszeit die pralle Sonne meiden, im Schat-
ten bleiben.
n Sonnenschutzmittel verwenden. „Dies vor
allem dann, wenn die Bedeckung der Haut
mit der Kleidung nicht möglich ist, weil
man etwa Sport betreibt oder einen Bade-
tag genießt“, sagt Höller.
Ein geeignetes Sonnenschutzmittel sollte so-
wohl vor der langwelligen UVA- als auch vor
der energiereichen UVB-Strahlung schützen,
beides ist auf den Produkten ausgewiesen. Sie
enthalten entweder einen chemischen oder
mineralischen Lichtschutz. Die chemischen
Substanzen lassen sich gut auf der Haut ver-
teilen, ziehen rasch ein, schützen aber erst
nach etwa einer halben Stunde. Mineralische
Lichtschutzmittel wie Titandioxid oder Zink-
oxid wirken an der Oberfläche, indem sie die
UV-Strahlung blockieren, sie schützen gleich
nach dem Auftragen.
Außerdem: Je heller die Haut, desto höher
sollte der Lichtschutzfaktor des Mittels sein.
Dieser zeigt an, um wie viel mal länger man
sich nach Auftragen des flüssigen oder cremi-
gen „Schutzes“ den sonnigen Strahlen ohne
Sonnenbrandgefahr aussetzen kann als ohne
Sonnenschutz.
Denn jeder Hauttyp verfügt über eine „eige-
ne Schutzzeit“, bevor es zum Sonnenbrand
kommt: Der Typ 1 (sehr helle Hautfarbe) soll-
te sich ohne Schutzmittel nur sehr wenige Mi-
nuten in der Sonne aufhalten, während Men-
schen vom dunkleren mediterranen Hauttyp
(Typ 4) maximal 40 Minuten Zeit haben, sich
zusätzlich zu schützen.
DER LICHTSCHUTZFAKTOR (LSF)
BEGINNT BEI 6 UND ENDET BEI 50+
n Niedriger Schutz (LSF 6–10)
n Mittlerer Schutz (LSF 15–25)
n Hoher Schutz (LSF 30–50)
n Sehr hoher Schutz (LSF 50+)
Um ein Beispiel für die Wahl des Lichtschutz-
faktors zu nennen: Wer aufgrund seines
Hauttyps bis zu zehn Minuten ungeschützt in
der Sonne verbringen kann, also eine Eigen-
schutzzeit von zehn Minuten aufweist, kann
dies mit einem Sonnenschutzmittel mit dem
Lichtschutzfaktor 20 etwas mehr als drei
Stunden lang tun (20 x 10 Minuten).
Zumindest rein rechnerisch gesehen. Es wird
jedoch empfohlen, auch bei diesem Thema
mit Augenmaß vorzugehen und die Zeit, in
der man sich der Sonne aussetzt, deutlich kür-
zer zu halten. Denn kaum jemand trägt die für
istockphoto/RossHelen,
Svetlana-Cherruty
Meist wird bei der
Sonnencreme
gespart, sie schützt
aber nur, wenn sie
großzügig aufge-
tragen wird.
23. den optimalen Schutz nötige Menge an Son-
nencreme auf. Außerdem: „Die Verwendung
einer Sonnencreme bedeutet keinen Freibrief
für ungehemmtes Sonnenbaden. Eine Creme
allein stellt keinen ausreichenden Schutz vor
Hautkrebs dar“, sagt Christoph Höller.
WIE VIEL SONNENCREME TRÄGT MAN AUF?
Experten empfehlen gemäß Vorgaben der
Lichtschutzfaktor-Testung zwei Milligramm
pro Quadratzentimeter freier Hautstelle.
Das bedeutet für einen Erwachsenen, der
im Schwimmbad den gesamten Körper ein-
schmiert: Zirka 35 Milliliter bei jedem Ein-
cremen, das entspricht in etwa einem Drittel
des Inhaltes einer Standard-Sonnenschutz-
packung von 100 Millilitern. In der Praxis
wird allerdings mit zirka einem Drittel davon
weit weniger verwendet, weswegen die auf
der Verpackung von Lichtschutzmitteln an-
gegebenen Schutzfaktoren bei Weitem nicht
erreicht werden.
Kinder sollten mit wasserfesten Schutzcre-
men mit sehr hohem Lichtschutzfaktor, mit
Kappen und UV-undurchlässigen T-Shirts
vor der Sonne geschützt werden. Ihre Haut
ist wesentlich empfindlicher als die von Er-
wachsenen. Babys und Kleinkinder unter ei-
nem Jahr sollten gar nicht in die pralle Sonne,
sondern geschützt mit Kopfbedeckung und
leichter Kleidung ausschließlich im Schatten
bleiben. Ihre Haut schützt man am besten mit
speziellen Sonnenschutzmitteln für die sen-
sible Kinderhaut, mit einem Lichtschutzfak-
tor ab 50 plus. n
25. MEDIZIN populär . 5/2022 25
Warum so viele Menschen mit Blähungen kämpfen und was man für
eine weitgehend „windstille“ Verdauung tun kann.
V O N M A G .a
A N D R E A R I E D E L
G
leich vorweg: Eine gänzlich
,windstille‘ Verdauung gibt es
nicht“, konstatiert einer, der es
wissen muss. Laut Dr. Anton
Pruntsch, Allgemeinmediziner mit einem
Schwerpunkt auf Darmproblemen, sind
„bis zu zwanzig ,Leibwinde‘ pro Tag“ ganz
normal. In seinem kürzlich erschienenen
Buch geht der Villacher Hausarzt dem
Phänomen Furz humorvoll, aber medi-
zinisch fundiert auf den Grund. So müs-
se, wer vier Bratwürsteln mit Sauerkraut
verschlingt und ein, zwei Bier nachspült,
„jedenfalls mit temporärer verstärkter
Darmgasbildung“ rechnen. Aber warum
eigentlich?
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26. 26 MEDIZINpopulär . 5/2022
MEDIZIN TRENDS
WIE EIN FURZ ENTSTEHT
„Weil“, so Pruntsch, „hier ungesundes Essen
auf ungesundes Essverhalten trifft: Zur Ver-
dauung derart schwerer Kost stehen auf die
Schnelle nicht genügend Magensäure, Gal-
len- und Bauchspeicheldrüsensekret bereit.“
Das Menü landet also halbverdaut im Darm,
wo es Bakterien „zerlegen“. Dabei entstehen
Gase, die teils ins Blut übergehen und letztlich
geruchsarm ausgeatmet werden. Der Rest wa-
bert, in Schaumbläschen gebunden, im Darm
herum und tritt irgendwann die Flucht nach
hinten an.
Wer sich gesund ernährt und bewegt, kann
sich eher eine genussvolle „Sünde“ samt den
erwartbaren windigen Folgen erlauben.
WENN FURZ AUF FURZ FOLGT, ...
Werden Blähungen jedoch chronisch und
wirklich störend, sollte man sich nicht scheu-
en, mit Hausärztin oder Hausarzt darüber zu
reden. Manchmal können nämlich auch Nah-
rungsmittelintoleranzen oder schwere Erkran-
kungen die Ursache sein (siehe Kasten Seite
32). In den allermeisten Fällen überfordern
aber falsche Ernährungsgewohnheiten den
Verdauungsapparat.
… IST OFT DER DICKDARM ZUGEMÜLLT
„Dann sammeln sich halbverdaute Nahrungs-
und klebrige Stuhlreste im Dickdarm an, der
nie ganz entleert wird. Viele ahnen gar nichts
von dieser ,latent-chronischen Obstipation‘,
Vollkornproduk-
te sind schwer
verdaulich und
sollten beson-
ders lang gekaut
werden.
Bis zu 20 „Leibwinde“
täglich sind ganz normal.
Falsche Essgewohnheiten
erhöhen die Furz-Frequenz.
Dr. Anton Pruntsch
Trinken ist
wichtig, aber
nicht unmittel-
bar vor, nach
oder während
des Essens.
29. schlecht gekaut „ist im Dickdarm Fäulnisprozes-
sen ausgesetzt – mit den bekannten ,Ffffolgen‘,
so der Verdauungsexperte.
n Noch weniger Zucker
Im Dünndarm wird Zucker verwertet – aber
nicht jeder. Viele Zuckerarten landen unge-
bremst im Dickdarm, wo sie das Darmmikro-
biom aus dem Gleichgewicht bringen.
n Jedes Böhnchen ein Tönchen
Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Stangensellerie, Kohl
oder Sauerkraut sind zweifellos wichtig für eine
gesunde Mischkost, enthalten allerdings unver-
dauliche Zuckermoleküle.
„Rein furztechnisch stellen sie ein Risiko dar,
das aus ärztlicher Sicht aber vertret- weil ent-
schärfbar ist, etwa durch Beigabe blähungs-
mindernder Gewürze wie etwa Kümmel“, so der
Mediziner.
(HAUS)MITTEL GEGEN BLÄHBAUCH
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten zur Ent-
spannung der Blähbauch-Lage. Zum Beispiel:
n Wärmeflasche
Wärme entkrampft und entspannt. Wird das
Bauchweh dadurch aber schlimmer, kann eine
Entzündung vorliegen, die Ärztin oder Arzt ab-
klären sollte.
n Massage
Manchmal wirkt es Wunder, den Bauch sanft im
Uhrzeigersinn einige Minuten lang zu massieren.
n Carminativa
Nie gehört? Dabei finden sich „Blähungstreiber“
wie Kümmel, Fenchel, Anis, Koriander, aber
å‘
Lesen Sie weiter auf Seite 32
31. MEDIZIN populär . 5/2022 31
Typ-1-Diabetes geht mit einem höheren
Risiko für weitere Autoimmunerkran-
kungen einher. Dazu zählt laut der Deut-
schen Diabetesgesellschaft auch die chro-
nische Gastritis Typ A oder Autoimmungas-
tritis. Bei dieser seltenen Erkrankung greift
das Immunsystem die Magenschleimhaut-
zellen an. Das zum Ausgleich des so ent-
stehenden Magensäure-Mangels gebildete
Hormon Gastrin kann bestimmte Magen-
Darm-Tumoren begünstigen. Häufiges
Symptom einer Autoimmungastritis ist ein
Mangel an Vitamin B12. q
Typ-1-Diabetes Darm
sigkeit der Darmbarriere – „leaky“ bedeutet
auf Englisch so viel wie „löchrig“ – sind be-
stimmte Bestandteile der Nahrung oder auch
Stoffwechselprodukte der im Darm siedeln-
den Bakterien. q
In manchen Fällen
können auch ernste
Erkrankungen hinter
Blähungen und Bauch-
krämpfen stecken.
35. HABEN AUCH SIE FRAGEN ZUM THEMA GESUNDHEIT?
Dann schreiben Sie uns einfach:
per Post: MEDIZIN populär „Leserfragen“
Nibelungengasse 13, 1010 Wien
per Mail: leserfragen@medizinpopulaer.at
@
-
sondern für den möglichen späteren Eigen-
bedarf entnommen werden, kann das nur
gegen Bezahlung durch einen privaten An-
bieter erfolgen.
Gelagert wird das Nabelschnurblut mit den
Stammzellen tiefgefroren, und ist es für den
Allgemeingebrauch gedacht, für zehn Jah-
re. Dient es der privaten Vorsorge, kann es
so lang wie gewünscht aufbewahrt werden.
Entnommen wird es unmittelbar nach der
Geburt. Für die Entnahme wird ein Gefäß
der Plazenta punktiert, über eine Kanüle
und einen Schlauch werden anschließend
80 bis 200 Milliliter Blut in ein Säckchen
transferiert und zusammen mit einem Mit-
tel, das die Blutgerinnung verhindert, für
den Transport vorbereitet. Dort, wo Blut und
Stammzellen gelagert werden, wird die Flüs-
sigkeit noch weiterverarbeitet, mit einer
Gefrierlösung versehen und schließlich ein-
gefroren. Lässt man die Nabelschnur nach
der Geburt noch auspulsieren, durchtrennt
man sie also nicht gleich, damit das Neu-
geborene weiter mit Blut versorgt wird, ist
übrigens meist zu wenig Blut für eine Na-
belschnurblutspende vorhanden. ■
37. extra
MEDIZIN populär extra . 5/2022 37
Inhalt
„Dahamas“
statt Bahamas
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . extra Seite 38
----------------------------
Auf in die
Sommerfrische
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . extra Seite 46
----------------------------
Urlaub trotz
Blasenschwäche
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . extra Seite 54
Gut erholen,
gesund
urlauben
38. 38 MEDIZINpopulär . 5/2022
credit
statt Bahamas
statt Bahamas
„Dahamas“
Den Urlaub in vertrauter Umgebung zu verbringen,
hat durchaus Vorteile. Aber klappt Erholung dort,
wo wir wohnen und oft auch arbeiten, überhaupt?
VO N M A G .a
SY LV I A N E U B AU E R
EXTRA
GUT
ERHOLEN
gesund
urlauben
40. 40 MEDIZINpopulär . 5/2022
W
enn wir zu Hause Urlaub ma-
chen, setzen wir uns keinem
Reisestress aus. Wir sind nicht
bereits mit den Nerven am En-
de, bevor der Urlaub überhaupt angefangen
hat, weil das Hotel so rein gar nicht den eige-
nen Erwartungen entspricht. Und: Wir leiden
nicht an einem Jetlag.
„Was die Erholung anbelangt, so muss man
bei größeren Fernreisen jeweils die Zeit, die
man zum Hin- und Zurückkommen benötigt,
abziehen – ebenso eine etwaige Zeitumstel-
lung“, weiß Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard
Blasche von der Abteilung für Umwelthygiene
und Umweltmedizin am Zentrum für Public
Health der Medizinischen Universität Wien:
„Wenn man zu Hause bleibt, spielt das natür-
lich keine Rolle.“ Gewonnene Zeit also, die
zum Ausspannen einlädt. Wie nutzt man diese
am besten?
URLAUBSTAGE „HAMSTERN“? BITTE NICHT!
Das heutige Leben ist, als würde uns jemand
mit einem riesengroßen Bagger pausenlos
Tonnen an Wörtern, Bildern und Anforderun-
gen in das Gehirn schaufeln. Unser Denkappa-
rat ist jedoch nicht dafür geschaffen, immer-
während Leistung zu erbringen.
Er stammt aus einer Zeit, in der es noch La-
gerfeuer gab und in der man sich auf klare
Sternenhimmel fokussierten konnte – ganz
pathetisch gesprochen.
Auch heutzutage sollte das Gehirn in regelmä-
ßigen Abständen einen Müßiggang einlegen
dürfen – ebenso der Körper. „Mehrere Erho-
lungspausen sind dabei besser, als den Urlaub
in einem Stück in Anspruch zu nehmen“, rät
Blasche dazu, die Urlaubstage über das Jahr
zu verteilen.
Ein Fehler ist es, den Urlaub ausfallen zu lassen
oder auf einen anderen Zeitpunkt zu verschie-
ben, wenn Reisen aus irgendeinem Grund ak-
tuell nicht möglich ist. Der Mensch braucht
regelmäßige Atempausen, um danach wieder
durchstarten zu können. „Je müder man sich
vor Urlaubsantritt fühlt, desto länger braucht
man, um sich zu erholen“, weiß der Experte
für Erholungsforschung und Erholungsförde-
rung und nennt einen zeitlichen Richtwert:
EXTRA
GUT
ERHOLEN
gesund
urlauben
Ein wesent-
licher Faktor
für die
Erholungs-
fähigkeit ist
das mentale
Distanzieren
von der
Arbeit.
Ao. Univ.-Prof. Mag.
Dr. Gerhard Blasche
42. 42 MEDIZINpopulär . 5/2022
Ganz im Gegenteil: Um den Kopf frei zu krie-
gen, brauchen wir neue Impulse. „Das gelingt
oft besser, wenn man einen Ortswechsel voll-
ziehen kann – man kommt so leichter in ein
Urlaubsfeeling hinein“, sagt Blasche. Es gebe
aber durchaus Alternativen zu „Balkonien“:
„Wenn man zu Hause bleibt, ist es ratsam, All-
tagsroutinen bewusst zu durchbrechen. Zum
Beispiel, indem man ein Museum besucht
oder einen kleinen Ausflug tätigt.“ Auch da-
hingehende Unternehmungen sollten vom
Gewohnten abweichen. Heißt also: Wenn
möglich keine Ausflugsziele anpeilen, die man
ohnehin auch unter dem Jahr aufsucht. Im
Urlaub ist man oft spontaner, neugieriger und
probiert gerne einmal etwas Neues aus.
Sich auf unbekanntes Terrain zu wagen, setzt
dabei nicht zwingend voraus, seilgesichert
kopfüber in die Tiefe zu stürzen und Bungee-
Jumping zu betreiben. Im Kleinen kann das
auch eine Nacht im Freien sein, die man mit
den Kindern verbringt. In Schlafsäcke einge-
mummt und einander Geschichten erzählend
kann so ein Abenteuer zum emotionalen An-
kerpunkt werden, an den man sich auch spä-
ter gerne zurückerinnert. Unabhängig davon,
welche Vorhaben umgesetzt werden – ent-
scheidend ist es, nicht vor dem Computer oder
der Waschmaschine hängen zu bleiben.
ERHOLUNG WILL GEPLANT SEIN
Aus dem täglichen Trott ein Stück weit auszu-
steigen, ist speziell in den ersten Urlaubstagen
von Bedeutung. „Wenn ich mir etwas vorneh-
me, das ich ansonsten nicht tue, signalisiere
ich mir: Jetzt ist etwas anderes als Alltag an-
gesagt“, erklärt Blasche. In den Folgetagen
sei man dann mental schon mehr auf Urlaub
gepolt. Um nicht bereits am ersten Urlaubstag
mit der Frage: „Was machen wir jetzt?“ kon-
frontiert zu werden, ist eine gute Planung er-
forderlich. „Bei einer Urlaubsdestination fern-
ab vom eigenen Wohnort ist man gezwungen,
etwas anderes zu machen. Bei einem Heimur-
laub muss man es sich bewusster vornehmen“,
empfiehlt Blasche, den Urlaub zu Hause ge-
nauso zu planen wie eine Reise. Anstatt Flugti-
ckets zu buchen, darf man sich Gedanken über
tägliche Programmpunkte machen – man
Ein Ausflug mit
dem Mountainbike
ist besser, als vor
dem Computer
hängen zu bleiben.
EXTRA
GUT
ERHOLEN
gesund
urlauben
45. VO N M A G . H A G E N S C H AU B
Der Garten ist permanentes Krisengebiet, das wissen
erfahrene Gärtnerinnen und Gärtner nicht erst in Zei-
ten wie diesen. Und der Hauptfeind ist die Nacktschnecke.
Es gibt zahllose Tipps, wie man den gefräßigen Plage-
geistern beikommen kann, DER Tipp ist aber nie wirklich
dabei. In schlimmen Jahren konnte ich bei mir bis zu 63
Exemplare auf einem Quadratmeter absammeln, mehr
oder weniger gut versteckt unter Blättern und Steinen.
Und nach vielen Jahren als Hobbygärtner erweist sich das
händische Absammeln und „Entfernen“ noch immer als
zielführendste Methode. Was aber mühsame Arbeit ist.
Andere Versuche können natürlich nicht schaden, auf
Chemie (Schneckenkorn Co.) sollten naturverbundene
Gärtner aber verzichten – zum Schutz anderer Tiere.
Hilfreicher sind diese Tipps:
n Die ohnehin geschützten Weinbergschnecken sollten
wir im Garten gewähren lassen, deren Fraßschäden
sind vernachlässigbar, sie vertilgen die Gelege der
Nacktschnecken.
n Nacktschnecken legen ihre Eier gerne an feuchten,
dunklen Stellen ab. Frisch geschnittenes Gras und Laub
können hier als gute „Köder“ dienen. Schön dicht an-
gehäuft und immer feucht gehalten, locken sie die ge-
fräßigen Plagegeister zur Eiablage unwiderstehlich an.
Nach ein paar Tagen kann man den Haufen dann unter-
suchen und die Gelege entfernen (in den Restmüll, nicht
in den Komposter geben).
n Mit einer gezielt schneckenunfreundlichen Bepflanzung
kann man die Plagegeister auch vertreiben. Also alles,
was gerne gefressen wird, sollte in geschützte Hoch-
beete wandern oder gar nicht erst gepflanzt werden. Es
gibt zahlreiche Stauden, Bodendecker usw., die Nackt-
schnecken verschmähen (Listen finden sich im Internet)
und mangels Angebot dann an einen besser gedeckten
Tisch übersiedeln. q
GRÜNE
Freuden
Der Feind
in meinem
Garten
DIESMAL:
MEDIZIN populär . 5/2022 19
heiten beachtet werden. Mit einer Knie-
gelenksabnützung ist es besser, Hoch-
beete zu nutzen, als am Boden zu knien.
Hohe Bäume sind für junge Menschen
gut geeignet. Später sind jedoch mittel-
hohe Bäume oder Spalierobst eindeutig
praktischer. Wenn eine Ruhepause erst
am späteren Nachmittag möglich ist,
ist eine Sitzecke im Westen gut, zur
Mittagszeit ist eine Möglichkeit der Be-
schattung essenziell. Das Wechselspiel
Nutzer – Garten, die Garten-Nutzer-Be-
ziehung, sollte immer berücksichtigt
werden.
Welche Alternativen gibt es für Men-
schen ohne eigenen Garten?
Ein Balkonkisterl oder ein Blumenkisterl
am Fenster, Gemeinschaftsgärten oder
Dachgärten bieten zahlreiche Möglich-
keiten, die Effekte des Gartelns zu nut-
zen. So manche Gärtnerei freut sich über
Unterstützung. Ich habe beispielsweise
einen Patienten, der in einer Gärtnerei
regelmäßig einen Bonsai pflegt. Gleich-
zeitig sollten wir aber nicht vergessen,
dass jeder bewusste Schritt hinaus in
die Natur, jedes bewusste Wahrnehmen
unserer natürlichen Umwelt – vom Son-
nenstrahl bis hin zum Vogelgezwitscher
– ein Schritt zu mehr Achtsamkeit ist. q
46. 46 MEDIZINpopulär . 5/2022
Auf in die
Wie der Urlaub
Erholung bringt
EXTRA
GUT
ERHOLEN
gesund
urlauben
Auf in die
Sommer-
frische
49. 4
MEDIZIN populär . 5/2022 49
Am Urlaubsort angekommen, sollte, wer Erho-
lung sucht, wie ehedem die Sommerfrischler
einerseits weiter nach Entspannung streben
und den einen oder anderen Tag beispielswei-
se im Liegestuhl am Seeufer verbringen. Ande-
rerseits gilt es auch immer wieder Aktivitäten
vorzusehen, und zum Beispiel eine Bergtour
zu unternehmen. „Physisch aktiv zu werden,
erleichtert es, den Alltag zu vergessen und das
Urlaubsfeeling zu intensivieren“, erklärt Bla-
sche. Und je stärker ausgeprägt das Urlaubsge-
fühl ist, desto größer ist die Urlaubsfreude und
umso eher wird die freie Zeit zum Gewinn für
die psychisch-physische Gesundheit.
Wer im Urlaub auf Social Media-Präsenz ver-
zichtet, E-Mails im virtuellen Postfach ruhen lässt
und das Phone abdreht, hat sich dem Zustand der
Erreichbarkeit der einstmaligen Sommerfrischler
angenähert, die – wenn überhaupt – wohl mehr-
heitlich über Ansichtskarten, Postkarten oder
Briefe mit Daheimgebliebenen korrespondierten.
„Sich in der freien Zeit von den genannten Tech-
nologien und ihren Möglichkeiten abzuwenden,
ist anzuraten, denn das bringt mehr Abstand zum
Alltag und zur Arbeit“, so Blasche. Und wer sich
im Urlaub von Alltäglichem distanziert, erholt
und fühlt sich während der freien Zeit und meist
auch noch länger danach besser.
3
Aktivitäten
vorsehen
Erreichbarkeit
einschränken
Lesen Sie weiter auf Seite 52 å‘
51. MEDIZIN populär . 5/2022 51
n Der Begriff Sommerfrische meinte im 19.
Jahrhundert laut dem Wörterbuch der Ge-
brüder Grimm „Erholungsaufenthalt der
Städter auf dem Lande zur Sommerzeit“.
Damals wurden solche Erholungsaufent-
halte verbreitet angetreten, da mit der
Erschließung Österreichs und Europas
durch die Eisenbahn das Reisen einfacher
geworden war. Mit der wachsenden Zahl
an Sommergästen entwickelten sich auch
die Tourismusorte weiter und schufen ein
immer breiteres touristisches Angebot.
n Wer weilte wo? Zu den berühmten Per-
sönlichkeiten, die dereinst alljährlich zu
Sommerfrischlern wurden, zählten Kaiser
Franz Joseph I, der oft den gesamten
Sommer über in Bad Ischl weilte. Oder
Sigmund Freud, der die Sommermonate
unter anderem am Semmering und in Bad
Gastein verbrachte. Sowie Gustav Mahler
oder Arthur Schnitzler, die wie der Kaiser
im Salzkammergut, genauer am Attersee
und im Ausseerland den Sommer über
urlaubten.
n Eine gewisse Renaissance erlebt die Som-
merfrische aktuell: Zahlreiche Tourismus-
regionen und Tourismusorte Österreichs
werben mit dem Begriff für sich. Dies wohl
auch, weil sie auf die Sehnsucht hitzege-
plagter Stadtbewohner nach einem Urlaub
in der Kühle und ganz entspannt wie frü-
her setzen. q
Sommerfrische –
Fakten Zahlen
Hirnströme der 27 Versuchsteilnehmer
heraus, dass ein einstündiger virtueller
Aufenthalt in einem Raum mit fotorea-
listischer und akustischer Darstellung
der Krimmler Wasserfälle auf psychisch
Gesunde dieselbe positive Wirkung auf
die Psyche hat wie ein Aufenthalt bei
den realen Wasserfällen. Für psychisch
belastete Menschen, die ja auch oft nicht
so gern hinausgehen, hatte der virtuelle
Aufenthalt aber mehr Vorteile. q
Allein ein Aufent-
halt in Wald und
Wiese reduziert
Stress, körperliche
Aktivität stärkt
außerdem das
Immunsystem.
BUCHTIPP
Blasche
Erholung 4.0
Warum sie wichtiger
ist denn je
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Facultas/Maudrich
52. 52 MEDIZINpopulär . 5/2022
EXTRA
GUT
ERHOLEN
gesund
urlauben
Urlaub bedeutet vielfach auch, wie vordem die Sommer-
frischler ungewohnterweise rund um die Uhr mit den
Liebsten, der Familie und/oder Freunden zusammen
zu sein. Allein das erhöht das Risiko für Konflikte. Aber
auch die Fragen, ob nun wie geplant die Mountain-
biketour unternommen wird oder doch eher Faulsein
angesagt ist, können zu Streits führen. „Bricht wegen
strittiger Fragen ein Streit aus, sollte dieser nicht des
Urlaubsfriedens willen unterdrückt werden, sondern
ausgetragen“, rät Blasche. Denn meist erleichtert die
Urlaubsatmosphäre Problemlösungen, und je schneller
der Groll geschwunden ist, desto besser ist der Erho-
lungseffekt und umso größer ist auch die Chance, dass
der Urlaub gesundheitlich vorteilhaft ist.
Für die Sommerfrischler von einst wurde geschaffen, was
es vor ihrer Ära oft noch gar nicht gab: Seebäder beispiels-
weise, markierte Wanderwege, gesicherte Steige im Gebirge
bis hin zu Gebirgsbahnen wie die Schneebergbahn und die
Schafbergbahn oder Seilbahnen wie die Rax-Seilbahn. So
probierten wohl etliche der damaligen Langzeiturlauber
neue Freizeitaktivitäten aus. Das sollte man ihnen gleichtun
und statt immer Rad zu fahren, auch einmal das Tennisspie-
len ausprobieren oder statt an Ruhetagen immer zu lesen,
zur Abwechslung ein Brettspiel spielen. „Denn neben Ver-
trautem, Liebgewonnenem einmal etwas anderes zu tun, et-
was anderes kennenzulernen und so auf neue Dinge zu kom-
men, bringt ein stärkeres Urlaubsfeeling“, so Blasche. Und
das macht die freie Zeit besonders erholsam und gesund.
5
Streits
austragen
å Fortsetzung von Seite 49
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