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D 1.17
Das Konzert der Zukunft – oder: wie man ein Konzert
FÜR das Publikum plant




                                                              Agnes Rottland



Konzerte und klassische Musik werden in allen Umfragen als hohes Kulturgut angesehen, sowohl
von Konzertbesuchern als auch von den Nicht-Besuchern. Es scheint vor diesem Hintergrund er-
staunlich, dass immer weniger Menschen jüngeren oder mittleren Alters in ein klassisches Konzert
gehen. Die Funktion von klassischen Konzerten im 21. Jahrhundert, die Abläufe in der Konzertpla-
nung, die Auswahl der Räumlichkeiten und weitere Parameter müssen daher neu überdacht werden.
Welche ästhetischen und inhaltlichen Ziele verfolgt ein einzelnes Konzert? Wie kann das Publikum
nachhaltig von einem Konzerterlebnis begeistert werden?


Gliederung                                                                                Seite

1.     Die Klassik in der Krise? Die Klassik in der Krise!                                    2
2.     Umdenken führt zu Veränderung                                                          3
3.     Die Frage, der alles zugrunde liegt: Ein Konzert wird zum (ästhetischen)
       Ereignis                                                                               5
4.     Die Parameter im Einzelnen                                                             5
4.1    Konzertbeginn, Konzertdauer, Dauer und Dichte der einzelnen Werke                      6
4.2    Dramaturgie, Programmgestaltung                                                        7
4.3    Kommunikation, das Konzert als kommunikatives Ereignis und die Kommunikation
       über ein Konzert                                                                       8
4.4    Rituale, Verhalten der Musiker, Verhalten des Publikums                               11
4.5    Räume, der Konzertort als sozialer und als ästhetischer Ort                           12
4.6    Interdisziplinarität, technische Elemente, Visualisierung                             14
4.7    Möglichkeiten zur Partizipation                                                       14
5.     Umdenken durch Nachdenken: Wie packe ich das jetzt an?                                16
6.     Fazit                                                                                 16




                                                                                              1
D 1.17                                                                  Planung und Steuerung

Strategie und Entwicklung




                            1.    Die Klassik in der Krise? Die Klassik in
                                  der Krise!
Stell dir vor,              Die Klassik steckt in der Krise. Dieses Thema schwappt einerseits
es gibt ein Konzert         durch Zeitungen und Magazine, andererseits trifft man als Besucher in
und keiner geht hin!        großen Konzerthäusern auf ein eher älteres Publikum, das gerne auch
                            als „Silbersee“ bezeichnet wird. Und wenn man sich im Bekannten-
                            kreis umhört, wer ins klassische Konzert geht, bemerkt man die „Kri-
                            se“ direkt: Kaum einer tut es, der jünger als 60 Jahre ist.

Liegt es am schlechten      Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig: Seit den 90er Jah-
Schulunterricht?            ren wird der fehlende Musikunterricht in den allgemeinbildenden
                            Schulen als Ursache gesehen, und als Abhilfe haben sich eine Vielzahl
                            von Kinder- und Jugendprojekten entwickelt, die an die klassische
                            Musik „heranführen“ sollen. Diese Projekte für sich sind alle wunder-
                            bar; sie verändern aber nicht nachhaltig. Im Gegenteil: In Konzerten,
                            die in der Hauptsache von älteren und alten Menschen besucht wer-
                            den, fühlen sich Kinder und Jugendliche, aber auch jüngere Erwach-
                            sene eher unwohl.1

Antworten aus der           Fragt man die Bevölkerung, was man unter Kultur versteht, nennen
Kulturnutzerforschung       75 % der Befragten Veranstaltungen aus dem Bereich der Hochkultur.2
                            Damit wird bestätigt3, dass der mehrheitliche Kulturbegriff aus der
                            traditionellen Sichtweise des Bildungsbürgertums abgeleitet ist. Auch
                            Jugendliche teilen diesen traditionellen Kulturbegriff: „Kunst umfasst
                            für die jungen Leute weitgehend klassische Kulturangebote der Hoch-
                            kultur mit Künstlern aus der Vergangenheit.“4

                            Birgit Mandel konstatiert: „Das Image von Kultur ist besser als die
                            Nutzung“ und begreift dieses als Vorteil zur Motivation, Kultur als
                            persönliche Bereicherung für das Leben zu begreifen.5

                             Eine große Mehrheit der Bevölkerung übernimmt unhinterfragt den
                             traditionellen bürgerlichen Kulturbegriff, gleichzeitig partizipiert sie
                             nicht an Veranstaltungen der Hochkultur.


                            Versuchen wir also, das Konzertwesen ganz neu zu denken: Subventi-
                            onierte Kultur muss für die Allgemeinheit relevant sein. Wenn die
                            bisherige Kultur „nicht zum persönlichen Lebensstil passt“ muss sich
                            nicht der Lebensstil verändern, sondern die Kultur. Spaß, Unterhal-
                            tung und Geselligkeit können Parameter von Kulturveranstaltungen
                            werden, um die bisherigen Nicht-Besucher zu erreichen.

                            Rufe ich damit den Niedergang der abendländischen Hochkultur aus?
                            Oder kann Mozart auch Spaß machen, Brahms auch unterhalten? Die-
                            sen Fragen werde ich in den weiteren Ausführungen auf den Grund
                            gehen.




2
Planung und Steuerung                                                                       D 1.17

                                                                           Strategie und Entwicklung




Auch die historische Entwicklung des Konzertwesens liefert interes-       Was wir aus der Vergan-
sante Anregungen, denn der klassische zweistündige Konzertabend in         genheit lernen können
seiner heutigen Form existiert erst seit ca. 1870. Vorher hat sich eine
konzertante Aufführung mit der Gesellschaft stetig mit verändert –
diese Entwicklung scheint seit 140 Jahren aber kaum mehr stattgefun-
den zu haben. Grob umrissen lässt sich sagen, dass sich im Zeitalter
der bürgerlichen Emanzipierung, als kulturelle Partizipation nicht
mehr nur dem Hochadel vorbehalten war, zuerst Musizierzirkel gebil-
det haben, bei denen alle Beteiligten sich zum gemeinsamen Musizie-
ren eingefunden haben. Vergleichbar wäre das mit den heutigen Mit-
singkonzerten, die aus England vom Chefdirigenten des Berliner
Rundfunkchores nach Deutschland gebracht wurden, sich dort großer
Beliebtheit erfreuen und erfolgreiche Nachahmer finden. In der histo-
rischen Weiterentwicklung wurde in der Mitte des Saales ein erhöhtes
Podium gebaut, auf dem konzertiert wurde, während das Publikum
zuhörte. Programmatisch nannte sich dieses Konzert „Unterhaltungs-
konzert“, denn der Schwerpunkt lag auf einem inhaltlich abwechs-
lungsreichen Konzert, in dem kürzere Stücke unterschiedlicher Gat-
tung nebeneinander gestellt wurden. Von Sinfonien wurden nur ein-
zelne Sätze dargeboten, aus Sorge, das Publikum könne beim langsa-
men Satz quatschen. In Abgrenzung zu diesen Unterhaltungskonzerten
wurde für eine kulturelle Elite, das sogenannte Bildungsbürgertum,
das zweistündige sinfonische Konzert entwickelt, welches höchstes
Ansehen genossen hat, wenn eine oder sogar zwei Sinfonien in voller
Länge gespielt wurden. Bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass
wir heute immer noch in dieser Konzertform stecken, diese allerdings
als „Kultur für alle“ ausgeben.


2.    Umdenken führt zu Veränderung
Wenn man nun erkennt, dass es so nicht weitergeht, fragt man sich,
was man denn verändern könnte?

Das Umdenken der Entscheider in den Konzerthäusern fängt bei deren                    Die Haltung
Haltung an – zum Publikum, zu den Musikern und zum Konzertereig-                  der Entscheider
nis an sich. Eine (herkömmliche) Konzertplanung berücksichtigt pri-
mär die Bedürfnisse der Musiker, die eines Klangkörpers, der z. B. auf
Reisen ist, seine Besetzung, die Probenzeiten etc. Dann denkt man
über die internen Abläufe im Konzerthaus nach, über Dienstzeiten der
Bühnentechniker, über Auslastung der Probenräume etc. Alles rele-
vante Themen, die auch nicht verändert werden sollen, jedoch: Wer
denkt über das Publikum nach? Über die Bedürfnisse eines Menschen,
der sich eine Konzertkarte kaufen will? Über seine Lebensgewohnhei-
ten, seine zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten, aber auch seine
Wünsche, wie er mit der knappen Ressource Freizeit umgehen möch-
te. Da das Publikum an sich äußerst heterogen ist, muss diesen Über-
legungen Rechnung getragen werden, insbesondere wenn der Kon-
zertbetrieb aus öffentlichen Geldern subventioniert wird.




                                                                                                  3
D 1.17                                                                     Planung und Steuerung

Strategie und Entwicklung




                             Diese Ausführung beschreibt äußere Abläufe, die fast deckungsgleich
                             sind zu den inhaltlichen Abläufen. Wie oft ist ein Konzert ein „Ereig-
                             nis“, wie häufig sind musikalische Aufführungen relevant, sowohl für
                             die Musikerinnen und Musiker als auch für das Publikum? Und welche
                             Überlegungen sind vonnöten, um aus einem herkömmlichen Konzert-
                             abend einen besonderen zu machen, einen, der wichtig wird, der Emo-
                             tionen hervorruft, von dem man sagen kann: „Gut, dass ich da war!“?

                                                         Die Aussagen in der jungen Forschung zum
                                                         Thema „Konzertformate“ und die Erkennt-
                                                         nisse verschiedener Best-Practice-Modelle
                                                         sind deckungsgleich: am besten, man denkt
                                                         komplett neu! Was heißt das konkret? Um
    Stellen Sie sich selbst die entscheidenden           mit Martin Tröndle zu sprechen, der seit
    Fragen, für wen Sie spielen, warum Sie dieses        2008 mit seinem Buch „Das Konzert“6 und
    Stück spielen und treten Sie erst auf, wenn Sie      weiteren Publikationen für eine Neuausrich-
    diese beantwortet haben!                             tung plädiert, sind folgende Parameter auf-
                                                         zuführen, die im Folgenden genauer unter-
                               sucht werden: „Ziel (…) soll sein, das Konzert hinsichtlich ästheti-
                               scher, räumlicher, sozialer, szenischer, dramaturgischer und kommu-
                               nikativer Faktoren weiter zu entwickeln.“7

                             Daher werden die folgenden Parameter untersucht, die auch zu einer
                             Checkliste bei der Konzertplanung werden können:

                              Checkliste Konzertplanung

                              Konzertbeginn, Konzertdauer, Dauer und Dichte der einzelnen
                              Werke

                              Dramaturgie, Programmgestaltung

                              Kommunikation, das Konzert als kommunikatives Ereignis und die
                              Kommunikation über ein Konzert

                              Rituale, Verhalten der Musiker, Verhalten des Publikums

                              Räume, der Konzertort als sozialer und als ästhetischer Ort

                              Interdisziplinarität, technische Elemente, Visualisierung

                              Möglichkeiten zur Partizipation


                             Checkliste D 1.17-1      Konzertplanung




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Agnes Rottland: Das Konzert der Zukunft – oder: wie man ein Konzert FÜR das Publikum plant

  • 1. D 1.17 Das Konzert der Zukunft – oder: wie man ein Konzert FÜR das Publikum plant Agnes Rottland Konzerte und klassische Musik werden in allen Umfragen als hohes Kulturgut angesehen, sowohl von Konzertbesuchern als auch von den Nicht-Besuchern. Es scheint vor diesem Hintergrund er- staunlich, dass immer weniger Menschen jüngeren oder mittleren Alters in ein klassisches Konzert gehen. Die Funktion von klassischen Konzerten im 21. Jahrhundert, die Abläufe in der Konzertpla- nung, die Auswahl der Räumlichkeiten und weitere Parameter müssen daher neu überdacht werden. Welche ästhetischen und inhaltlichen Ziele verfolgt ein einzelnes Konzert? Wie kann das Publikum nachhaltig von einem Konzerterlebnis begeistert werden? Gliederung Seite 1. Die Klassik in der Krise? Die Klassik in der Krise! 2 2. Umdenken führt zu Veränderung 3 3. Die Frage, der alles zugrunde liegt: Ein Konzert wird zum (ästhetischen) Ereignis 5 4. Die Parameter im Einzelnen 5 4.1 Konzertbeginn, Konzertdauer, Dauer und Dichte der einzelnen Werke 6 4.2 Dramaturgie, Programmgestaltung 7 4.3 Kommunikation, das Konzert als kommunikatives Ereignis und die Kommunikation über ein Konzert 8 4.4 Rituale, Verhalten der Musiker, Verhalten des Publikums 11 4.5 Räume, der Konzertort als sozialer und als ästhetischer Ort 12 4.6 Interdisziplinarität, technische Elemente, Visualisierung 14 4.7 Möglichkeiten zur Partizipation 14 5. Umdenken durch Nachdenken: Wie packe ich das jetzt an? 16 6. Fazit 16 1
  • 2. D 1.17 Planung und Steuerung Strategie und Entwicklung 1. Die Klassik in der Krise? Die Klassik in der Krise! Stell dir vor, Die Klassik steckt in der Krise. Dieses Thema schwappt einerseits es gibt ein Konzert durch Zeitungen und Magazine, andererseits trifft man als Besucher in und keiner geht hin! großen Konzerthäusern auf ein eher älteres Publikum, das gerne auch als „Silbersee“ bezeichnet wird. Und wenn man sich im Bekannten- kreis umhört, wer ins klassische Konzert geht, bemerkt man die „Kri- se“ direkt: Kaum einer tut es, der jünger als 60 Jahre ist. Liegt es am schlechten Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig: Seit den 90er Jah- Schulunterricht? ren wird der fehlende Musikunterricht in den allgemeinbildenden Schulen als Ursache gesehen, und als Abhilfe haben sich eine Vielzahl von Kinder- und Jugendprojekten entwickelt, die an die klassische Musik „heranführen“ sollen. Diese Projekte für sich sind alle wunder- bar; sie verändern aber nicht nachhaltig. Im Gegenteil: In Konzerten, die in der Hauptsache von älteren und alten Menschen besucht wer- den, fühlen sich Kinder und Jugendliche, aber auch jüngere Erwach- sene eher unwohl.1 Antworten aus der Fragt man die Bevölkerung, was man unter Kultur versteht, nennen Kulturnutzerforschung 75 % der Befragten Veranstaltungen aus dem Bereich der Hochkultur.2 Damit wird bestätigt3, dass der mehrheitliche Kulturbegriff aus der traditionellen Sichtweise des Bildungsbürgertums abgeleitet ist. Auch Jugendliche teilen diesen traditionellen Kulturbegriff: „Kunst umfasst für die jungen Leute weitgehend klassische Kulturangebote der Hoch- kultur mit Künstlern aus der Vergangenheit.“4 Birgit Mandel konstatiert: „Das Image von Kultur ist besser als die Nutzung“ und begreift dieses als Vorteil zur Motivation, Kultur als persönliche Bereicherung für das Leben zu begreifen.5 Eine große Mehrheit der Bevölkerung übernimmt unhinterfragt den traditionellen bürgerlichen Kulturbegriff, gleichzeitig partizipiert sie nicht an Veranstaltungen der Hochkultur. Versuchen wir also, das Konzertwesen ganz neu zu denken: Subventi- onierte Kultur muss für die Allgemeinheit relevant sein. Wenn die bisherige Kultur „nicht zum persönlichen Lebensstil passt“ muss sich nicht der Lebensstil verändern, sondern die Kultur. Spaß, Unterhal- tung und Geselligkeit können Parameter von Kulturveranstaltungen werden, um die bisherigen Nicht-Besucher zu erreichen. Rufe ich damit den Niedergang der abendländischen Hochkultur aus? Oder kann Mozart auch Spaß machen, Brahms auch unterhalten? Die- sen Fragen werde ich in den weiteren Ausführungen auf den Grund gehen. 2
  • 3. Planung und Steuerung D 1.17 Strategie und Entwicklung Auch die historische Entwicklung des Konzertwesens liefert interes- Was wir aus der Vergan- sante Anregungen, denn der klassische zweistündige Konzertabend in genheit lernen können seiner heutigen Form existiert erst seit ca. 1870. Vorher hat sich eine konzertante Aufführung mit der Gesellschaft stetig mit verändert – diese Entwicklung scheint seit 140 Jahren aber kaum mehr stattgefun- den zu haben. Grob umrissen lässt sich sagen, dass sich im Zeitalter der bürgerlichen Emanzipierung, als kulturelle Partizipation nicht mehr nur dem Hochadel vorbehalten war, zuerst Musizierzirkel gebil- det haben, bei denen alle Beteiligten sich zum gemeinsamen Musizie- ren eingefunden haben. Vergleichbar wäre das mit den heutigen Mit- singkonzerten, die aus England vom Chefdirigenten des Berliner Rundfunkchores nach Deutschland gebracht wurden, sich dort großer Beliebtheit erfreuen und erfolgreiche Nachahmer finden. In der histo- rischen Weiterentwicklung wurde in der Mitte des Saales ein erhöhtes Podium gebaut, auf dem konzertiert wurde, während das Publikum zuhörte. Programmatisch nannte sich dieses Konzert „Unterhaltungs- konzert“, denn der Schwerpunkt lag auf einem inhaltlich abwechs- lungsreichen Konzert, in dem kürzere Stücke unterschiedlicher Gat- tung nebeneinander gestellt wurden. Von Sinfonien wurden nur ein- zelne Sätze dargeboten, aus Sorge, das Publikum könne beim langsa- men Satz quatschen. In Abgrenzung zu diesen Unterhaltungskonzerten wurde für eine kulturelle Elite, das sogenannte Bildungsbürgertum, das zweistündige sinfonische Konzert entwickelt, welches höchstes Ansehen genossen hat, wenn eine oder sogar zwei Sinfonien in voller Länge gespielt wurden. Bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass wir heute immer noch in dieser Konzertform stecken, diese allerdings als „Kultur für alle“ ausgeben. 2. Umdenken führt zu Veränderung Wenn man nun erkennt, dass es so nicht weitergeht, fragt man sich, was man denn verändern könnte? Das Umdenken der Entscheider in den Konzerthäusern fängt bei deren Die Haltung Haltung an – zum Publikum, zu den Musikern und zum Konzertereig- der Entscheider nis an sich. Eine (herkömmliche) Konzertplanung berücksichtigt pri- mär die Bedürfnisse der Musiker, die eines Klangkörpers, der z. B. auf Reisen ist, seine Besetzung, die Probenzeiten etc. Dann denkt man über die internen Abläufe im Konzerthaus nach, über Dienstzeiten der Bühnentechniker, über Auslastung der Probenräume etc. Alles rele- vante Themen, die auch nicht verändert werden sollen, jedoch: Wer denkt über das Publikum nach? Über die Bedürfnisse eines Menschen, der sich eine Konzertkarte kaufen will? Über seine Lebensgewohnhei- ten, seine zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten, aber auch seine Wünsche, wie er mit der knappen Ressource Freizeit umgehen möch- te. Da das Publikum an sich äußerst heterogen ist, muss diesen Über- legungen Rechnung getragen werden, insbesondere wenn der Kon- zertbetrieb aus öffentlichen Geldern subventioniert wird. 3
  • 4. D 1.17 Planung und Steuerung Strategie und Entwicklung Diese Ausführung beschreibt äußere Abläufe, die fast deckungsgleich sind zu den inhaltlichen Abläufen. Wie oft ist ein Konzert ein „Ereig- nis“, wie häufig sind musikalische Aufführungen relevant, sowohl für die Musikerinnen und Musiker als auch für das Publikum? Und welche Überlegungen sind vonnöten, um aus einem herkömmlichen Konzert- abend einen besonderen zu machen, einen, der wichtig wird, der Emo- tionen hervorruft, von dem man sagen kann: „Gut, dass ich da war!“? Die Aussagen in der jungen Forschung zum Thema „Konzertformate“ und die Erkennt- nisse verschiedener Best-Practice-Modelle sind deckungsgleich: am besten, man denkt komplett neu! Was heißt das konkret? Um Stellen Sie sich selbst die entscheidenden mit Martin Tröndle zu sprechen, der seit Fragen, für wen Sie spielen, warum Sie dieses 2008 mit seinem Buch „Das Konzert“6 und Stück spielen und treten Sie erst auf, wenn Sie weiteren Publikationen für eine Neuausrich- diese beantwortet haben! tung plädiert, sind folgende Parameter auf- zuführen, die im Folgenden genauer unter- sucht werden: „Ziel (…) soll sein, das Konzert hinsichtlich ästheti- scher, räumlicher, sozialer, szenischer, dramaturgischer und kommu- nikativer Faktoren weiter zu entwickeln.“7 Daher werden die folgenden Parameter untersucht, die auch zu einer Checkliste bei der Konzertplanung werden können: Checkliste Konzertplanung Konzertbeginn, Konzertdauer, Dauer und Dichte der einzelnen Werke Dramaturgie, Programmgestaltung Kommunikation, das Konzert als kommunikatives Ereignis und die Kommunikation über ein Konzert Rituale, Verhalten der Musiker, Verhalten des Publikums Räume, der Konzertort als sozialer und als ästhetischer Ort Interdisziplinarität, technische Elemente, Visualisierung Möglichkeiten zur Partizipation Checkliste D 1.17-1 Konzertplanung 4