Annette Welling: Förder- und Freundeskreise der Kultur in Deutschland
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Annette Welling: Förder- und Freundeskreise der Kultur in Deutschland

  1. Finanzierung und Förderung F 3.3 Private Kulturförderung Förder- und Freundeskreise der Kultur in Deutschland Eine Studie liefert Daten über Arbeits- und Wirkungsweise von Freundeskreisen Annette Welling Bürgerschaftliches Engagement in Förder- und Freundeskreisen ist für Kulturinstitutionen unver- zichtbar. Um dieses Engagement zu stärken, müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaf- fen und gesetzliche Regelungen verbessert werden. Bisher fehlte jedoch jeglicher Überblick über die vielfältige Landschaft der Förder- und Freundeskreise. Eine Befragung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. im September 2006 schafft erste Einblicke in die Arbeit von Freundeskreisen. Die Ergebnisse sind zum einen wichtige Grundlage für künftige politische Entscheidungen. Zum anderen sind sie für eine Selbstüberprü- fung der individuellen Arbeit von Förder- und Freundeskreis hilfreich. Der folgende Beitrag gibt Anhalts- und Ansatzpunkte hierzu. Gliederung Seite 1. Einleitung und Beschreibung der Befragung 2 2. Studienergebnisse 3 2.1 Freundeskreise sind kein alter Hut 3 2.2 Gelebte Kultur durch aktive Bürger 3 2.3 Freundschaft lohnt sich und muss nicht teuer sein 5 2.4 Friendraising ist Fundraising 6 2.5 Nicht nur Leuchttürme 7 2.6 Old boys' Network? 7 2.7 Von nichts kommt nichts … 9 2.8 … die Gegenleistung 9 2.9 Offensives Werben von Mitgliedern 12 2.10 Eine Frage der Ehre … 13 3. Resümee 14 4. Exkurs: Cultural Governance 15 4.1 Grundsätze der Cultural Governance 15 4.2 Generationswechsel 17 1
  2. F 3.3 Finanzierung und Förderung Private Kulturförderung 1. Einleitung und Beschreibung der Befragung „Förder- und Freundeskreise bilden den Kern eines lebendigen inte- ressierten Publikums, sie strahlen Aktivierung, Befähigung und Be- geisterung aus, sie sind Lobbyisten im besten Sinn, sie sind ein Aktiv- posten für ein vitales urbanes kulturelles Leben“, so Prof. Dr. Klaus- Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, auf dem 2. Symposium für Förder- und Freundeskreise im Januar 2007 in Berlin. Freundeskreise – Fast jedes Theater, Museum, Konzerthaus, jede Oper oder Bibliothek Lobbyisten im besten in Deutschland verfügt über solch einen Aktivposten. In ihm engagie- Sinne ren sich Bürger, um die Kultureinrichtung zu unterstützen – durch Sammeln von Geld, Weitergabe von Know-how und Bereitstellung von Zeit. Die Tradition von Förder- und Freundeskreisen reicht weit zurück: Im 18. Jahrhundert entwickelte sich mit den ersten Kunstvereinen, den literarischen Gesellschaften und der bürgerlichen Konzertbewegung eine große Vielfalt privaten Engagements in Deutschland. Dieses En- gagement gründete auf dem Wunsch des Bürgertums, Kunst und Kul- tur dem nahezu alleinigen Zugriff der Obrigkeit (Adel und Kirche) zu entziehen und selbst Einfluss auf das kulturelle Leben nehmen zu können. So gibt es zahlreiche Kulturinstitutionen, deren Gründung auf bürger- schaftliches Engagement zurückgeht. Erst im Laufe der Zeit – ver- stärkt nach 1918 – übernahm die öffentliche Hand die Trägerschaft der Kulturinstitutionen in Deutschland. Heute erleben wir eine Renaissance der Freundeskreise in Deutsch- land: Es werden neue Freundeskreise gegründet, „Junge Freundeskrei- se“ formieren sich parallel zu den „altehrwürdigen“, es existieren so- gar bereits Dachverbände der Freundes- und Förderkreise. Über die Arbeit all dieser Förder- und Freundeskreisen ist dennoch wenig bekannt, statistisches Material kaum verfügbar. Nicht einmal ihre ungefähre Anzahl kann beziffert werden. Eine Umfrage des Kul- turkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. vermag diese Lücken nun erstmals zu schließen: 1.100 Förder- und Freundeskreise wurden im September 2006 angeschrieben und gebeten, einen Fragebogen mit 31 Fragen zu ihrem Freundeskreis, dessen Struktur und Arbeitsweise sowie der zu fördernden Institution zu beantworten. 236 Förder- und Freundeskreise haben sich an der Umfrage beteiligt, das sind über 20 % der Angeschriebenen. 2
  3. Finanzierung und Förderung F 3.3 Private Kulturförderung 2. Studienergebnisse Teilt man die an der Umfrage beteiligten Förder- und Freundeskreise in Untergruppen gemäß der Kultursparte, auf die sich die Förderung bezieht, so ergibt sich folgendes Bild: Tab. F 3.3-1 Beteiligte FFKs nach Gruppen Gruppe Anzahl Prozent Freundes- und Förderkreise von Museen und Galerien 57 24,2 % Freundes- und Förderkreise von Büchereien/Bibliotheken und Archiven 52 22,0 % Freundes- und Förderkreise von Theatern 43 18,2 % Freundes- und Förderkreise von Orchestern, Opern, Chören und Ballett 33 14,9 % Kunstvereine 27 11,4 % Sonstige Freundes- und Förderkreise 18 7,6 % Freundes- und Förderkreise von Akademien, Hochschulen u. ä. 6 2,5 % 2.1 Freundeskreise sind kein alter Hut Die Untersuchung zeigt, dass die Entwicklung zu Förder- und Freun- deskreisen eine junge Entwicklung ist. Die befragten Förder- und Freundeskreise geben ihr Gründungsjahr zwischen 1818 und 2005 an, wobei aber rund die Hälfte von ihnen nach 1990 gegründet wurde. Zum einen kann dies sicherlich als Reaktion auf knapper werdende öffentliche Mittel und die damit einhergehende öffentliche Diskussion um Kulturfinanzierung gewertet werden. Zum anderen spiegelt sich darin ein wachsendes Bedürfnis der Bürger wieder, sich stärker am kulturellen Prozess beteiligen zu wollen. 2.2 Gelebte Kultur durch aktive Bürger Nur ein Viertel der befragten Freundes- und Förderkreise verfügen Bürger wollen sich am über weniger als 100 Mitglieder, knapp drei Viertel über mehr als 100 kulturellen Prozess Mitglieder und sogar 23 % über mehr als 500. Dabei warten die För- beteiligen der- und Freundeskreise von Museen, Galerien und Sammlungen die- ser Untersuchung zufolge mit den stärksten Mitgliederzahlen auf. 3
  4. F 3.3 Finanzierung und Förderung Private Kulturförderung Die zahlenmäßig kleinste Gruppe der befragten Förder- und Freun- deskreise erstreckt ihre Förderaktivitäten auf Akademien und Hoch- schulen. Für die verschiedenen Gruppen von Förder- und Freundes- kreisen stellen sich die Mitgliederzahlen im Einzelnen folgenderma- ßen dar: Tab. F 3.3-2 Größe der Freundeskreise nach Gruppen Gruppe Anzahl der Mitglieder (n, %) Total 0-50 51 - 100 101-300 301-500 > 500 Büchereien/Bibliotheken 18 16 13 3 1 51 35% 31% 25% 6% 2% Kunstvereine 1 2 8 5 11 27 4% 7% 30% 19% 41% Akademien, Hochschulen 1 2 1 1 1 6 17% 33% 17% 17% 17% Museen, Galerien und Sammlungen 2 8 22 7 17 56 4% 14% 39% 13% 30% Orchestern, Opern, Chören und Ballett 2 5 15 3 7 32 6% 16% 47% 9% 22% Theatern 4 4 17 5 13 43 9% 9% 40% 12% 30% Sonstige 1 2 10 2 3 18 6% 11% 56% 11% 17% Total 29 39 86 26 53 233 Überproportionales Hervorzuheben ist die Entwicklung der Mitgliederzahlen. Bei mehr Wachstum der als der Hälfte der Förder- und Freundeskreise ist ein großes Wachstum Freundeskreise festzustellen. Befragt nach der Entwicklung der Mitgliederzahlen seit Gründung bis heute geben nur 8 % der Förder- und Freundeskreise an, dass sie Mitgliedern verloren haben, bei 19 % sind die Mitgliederzah- len seit der Gründung gleich geblieben. Die überragende Mehrheit, 73 % der Förder- und Freundeskreise, haben seit der Gründung insge- samt an Mitgliedern gewonnen. 4