Elke Sieber: Professionalisierung im Kulturmanagement
1. A 1.4
Professionalisierung im Kulturmanagement
Elke Sieber
Mit diesem Beitrag sollen Verantwortliche in der Kultur – ob in der künstlerischen Leitung, in der
Kulturpolitik oder im Management – Anregungen und Inspirationen bekommen, um sich neuen
Anforderungen und Herausforderungen des Kulturmanagements und einer Professionalisierung
stellen zu können. Diese Herausforderungen werden im Beitrag in folgende Hauptbereiche aufge-
teilt: veränderte Arbeitswelten durch gesellschaftlichen Wandel, Kulturstrategien, Finanzierung
sowie Personalmanagement.
Gliederung Seite
1. Einführung 2
1.1 Begriffsdefinition 2
1.2 Ausbildung 3
2. Herausforderungen: Der Kulturmanager in veränderten Arbeitswelten 4
2.1 Kommunikation 5
2.2 Demografischer Wandel 6
2.3 Kultur für Kinder – Kulturelle Bildung 7
2.4 Interkulturalität 7
2.5 Partizipation und Demokratisierung 8
2.6 Social Media 10
2.7 Kultur- und Kreativwirtschaft 11
2.8 Knappe Kassen 12
3. Lösungsansatz: Kulturstrategien 13
3.1 Anlässe für Kulturstrategien 13
3.2 Prozesshafter Ablauf 14
3.3 Chancen durch Strategien 17
4. Ressourcen: Drittmittelakquise und Personalmanagement 18
4.1 Drittmittelakquise 18
4.2 Personalmanagement 20
5. Fazit 22
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2. A 1.4 Kultur und Management
Strukturen und Prozesse im Kulturmanagement
1. Einführung
1.1 Begriffsdefinition
Wir brauchen professionelle Kulturmanagerinnen und Kulturmanager
mit Führungsfähigkeiten, inhaltlichen Kompetenzen und Mut für Ver-
änderungen. Dieser Beitrag soll Handlungsfelder des Kulturmanage-
ments, die sich in einem Prozess des Wandels befinden, identifizieren
und Lösungsvorschläge anbieten. Kulturpolitik und Kulturmanage-
ment bedingen sich gegenseitig und lassen sich nicht gänzlich vonein-
ander trennen. Der Bereich der Kulturpolitik, seine unterschiedlichen
Ansätze, Aufgaben, Steuerungsmöglichkeiten und Entwicklungen, soll
hier nicht weiter betrachtet werden.1 Die Handlungsfelder des Kultur-
managers – insbesondere in der öffentlichen Kulturverwaltung – hän-
gen natürlich von den Vorgaben der Kulturpolitik ab. Und die Kultur-
politik kann sich nur insoweit entfalten, wie es die Kompetenzen des
Kulturmanagers zulassen.
Begriff Kultur- Doch was versteht man unter dem Begriff Kulturmanagement? „Als
management Kulturmanagement bezeichnet man alle Steuerungen zur Erstellung
und Sicherung von Leistungen in arbeitsteiligen Kulturbetrieben, die
sich in einer komplexen und veränderbaren Umwelt abspielen und die
auf Austauschbeziehungen zwischen Anbietern und Nutzern ausge-
richtet sind“, so die allgemein anerkannte Definition von Werner
Heinrichs und Armin Klein.
Aufgabenfeld Das Aufgabenfeld eines Kulturmanagers umfasst in der Regel die
Ermöglichung von Kunst und Kultur, ohne selbst Kultur zu produzie-
ren. Das schließt nicht aus, dass der Kulturmanager inhaltliche The-
men, z.B. gemeinsam mit der künstlerischen Leitung, entwickelt, um
Stiftungs- oder Forschungsgelder zu erhalten, kulturpolitische
Schwerpunkte zu erfüllen oder Themen der kulturellen Bildung vo-
ranzubringen. Ein Kulturmanager kann in der staatlichen oder kom-
munalen Kulturverwaltung oder in einem Kulturbetrieb arbeiten. Dort
ist er für die Führung und das Controlling des gesamten Betriebes
zuständig, ferner für die Förderung, Planung, Durchführung und Ver-
mittlung von Veranstaltungen und Projekten. Andere Einsatzgebiete
können die freie Wirtschaft (Kulturvermittlung, Galerien), private
Kultureinrichtungen, wie freie Theater, Kulturvereine, Stiftungen,
oder die Kulturwirtschaft (Musikwirtschaft, Kunstmarkt, Buchmarkt,
Filmwirtschaft) sein.
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3. Kultur und Management A 1.4
Strukturen und Prozesse im Kulturmanagement
Kulturmanager
Kulturmanager und Kulturmanagerinnen berücksichtigen bei ihrer
Arbeit gesellschaftliche, soziologische und künstlerische Aspekte.
Im besten Fall haben der Kulturmanager und die Kulturmanagerin
betriebswirtschaftliche und kulturwissenschaftliche Kompetenzen
gleichermaßen und sind in beiden Feldern ausgebildet oder weisen
in beiden Feldern Erfahrungen vor. Der Kulturmanager befindet
sich im ständigen Austausch mit der (freien) künstlerischen Positi-
on, mit den Aufgaben der Vermittlung und mit betriebswirtschaftli-
chen Prozessen. Oftmals auch für Personalaufgaben zuständig,
gehört es zur Professionalisierung, sich als Führungsperson mit
den entsprechenden Instrumenten auszustatten und fortzubilden.
Kulturmanagement steht in engem Zusammenhang zum Kulturbe-
trieb, der Kulturwirtschaft und der Kulturpolitik.
1.2 Ausbildung
Die Entwicklung des Kulturmanagements zum professionellen Beruf Studium
zeigte sich erstmals 1975, als an der Universität für Musik und Dar-
stellende Kunst in Wien der erste universitäre Studiengang im
deutschsprachigen Raum eingerichtet wurde. Im Laufe der Jahrzehnte
haben sich viele Studiengänge etabliert, die sowohl in ihrer Ausrich-
tung als auch Qualität sehr unterschiedlich sind. Das Studium „Kul-
turmanagement“ ist keine traditionelle wissenschaftliche Disziplin,
sondern meist als transdisziplinärer und querschnittsorientierter Stu-
diengang angelegt, oftmals als Aufbaustudiengang mit sehr unter-
schiedlichen Schwerpunkten und Themengebieten wie beispielsweise
– Projektmanagement im Kulturbetrieb
– Kulturmarketing
– Kulturpolitik
– Managementlehre
– Public Relations
– Kulturrecht
– Kulturökonomik
Die Bezeichnungen für die Studiengänge reichen von Kulturmanage-
ment über Kultur-Ökonomie bis hin zu Cultural Business.
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4. A 1.4 Kultur und Management
Strukturen und Prozesse im Kulturmanagement
Universitäten und Zahlreiche öffentliche und private Hochschulen bieten entsprechende
Hochschulen Studiengänge an, u.a.2:
– Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
– Universität Kiel
– Hochschule für Musik und Theater Hamburg
– FU Berlin
– Karlshochschule Karlsruhe
– Zeppelin University Friedrichshafen
– Business Academy Heidelberg
Die Vielzahl und Vielfalt der Angebote lässt – Universität Bonn
vermuten: Kulturmanagement ist nicht gleich
Kulturmanagement. Wenn Sie einen Kulturma-
nager oder eine Kulturmanager/in suchen,
– Cologne Business School
sollten Sie auch die wissenschaftliche Qualifi-
kation prüfen. Daneben spielt allerdings die – Deutsche Akademie für Management
Berufserfahrung eine ebenso wichtige Rolle. GmbH Berlin
Als angehender Kulturmanager oder Kulturma-
nagerin sollten Sie sich bei der Wahl des Stu- – Hochschule für Musik Weimar
dienortes etwas Zeit nehmen, um aus dieser
Vielzahl an Studienmöglichkeiten den für Sie – CIAM/Zentrum für internationales Kul-
passenden Studiengang auswählen zu können. turmanagement Köln
Zahlreiche Bildungsträger bieten ein Zertifikat für Kulturmanagement an.
2. Herausforderungen: Der Kulturmanager in
veränderten Arbeitswelten
Um auch in 20 Jahren noch Publikum zu erreichen und gesellschaft-
lich relevante Fragen zu stellen, muss der Kulturmanager den gesell-
schaftlichen Wandel in allen Facetten ernst nehmen und sich dem
Wandel professionell stellen.
Gesellschaftlicher Gesellschaftlicher Wandel ist ein in allen Berufsfeldern oft verwende-
Wandel ter Begriff. Die unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Ansätze
zur Beschreibung des Phänomens sind weitreichend.3 Der Beitrag
wird sich im Folgenden den wichtigsten Veränderungen für den Be-
reich des Kulturmanagements widmen. Dabei spielen weniger die
theoretischen Grundlagen als vielmehr die Handlungsfelder und prak-
tischen Auswirkungen für das Tun des Kulturmanagers eine Rolle.
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