Ohde, Brendler-Lodigkeit: Steuerliche Aspekte im Hospitality- Bereich, Teil 2
Stephanie Reuter: Stiftungen als Partner. Wer gefördert werden will, muss den Förderer gut kennen
1. F 3.13
Stiftungen als Partner
Wer gefördert werden will, muss den Förderer gut kennen
Stephanie Reuter
Wünschen Sie sich eine Förderung durch Stiftungen? Dann sollten Sie sehr genau wissen, wie Stif-
tungen denken und handeln. Denn die Erfahrung lehrt, dass viele Anträge, die die Stiftungen errei-
chen, von diesen gar nicht bearbeitet werden dürfen, da der Antragsgegenstand nicht durch deren
Zweckbindung gedeckt ist oder gegen sonstige Ausschreibungsvorgaben verstößt. Gleichzeitig sind
Stiftungen zunehmend bedacht auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Antragstellern.
Durch Transparenz und Serviceorientierung können Stiftungen Antragstellern die Suche nach dem
„richtigen“ Partner erleichtern und Verständnis für ihre besondere Funktionsweise wecken. Dies
schont Ressourcen – auf beiden Seiten. Wie Sie sich als Stiftungsvertreter beziehungsweise Förder-
nehmer bestmöglich ihrem potenziellen Partner präsentieren, beschreibt der vorliegende Beitrag.
Gliederung Seite
1. Einleitung 2
2. Voraussetzungen einer wirkungsvollen Stiftungsarbeit 2
3. Von der Stiftungsidee zu einem effektiven Förderverfahren 4
4. Aus der Antragsteller-Perspektive 10
5. Auf gute Zusammenarbeit 13
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2. F 3.13 Finanzierung und Förderung
Private Kulturförderung
1. Einleitung
Wachstumsbereich Der Stiftungssektor bleibt trotz der Finanzkrise auf Wachstumskurs.
Im Jahr 2008 wurden 1.020 neue Stiftungen gegründet. Somit gibt es
laut Bundesverband Deutscher Stiftungen heute über 16.500 Stiftun-
gen bürgerlichen Rechts in Deutschland, wovon rund 15 % Kunst und
Kultur und rund 30 % Kulturelle Bildung fördern.1 Diese Entwicklung
wird von einer fortschreitenden Professionalisierung des Sektors be-
gleitet.
Partnersuche Für Antragsteller ist die Suche nach dem passenden Partner allerdings
oftmals mühsam. Die Ursachen hierfür liegen sowohl bei den Förder-
suchenden als auch bei den Stiftungen. Ist es auf der einen Seite Un-
wissenheit, die Suchende ihre Anfragen nach dem Gießkannenprinzip
verschicken lässt, ist es auf der anderen Seite oftmals das intransparen-
te Agieren der Stiftungen selbst, welches das Zusammenkommen mit
förderungswürdigen Einrichtungen erschwert. Es gelingt ihnen nicht,
eindeutig zu signalisieren, welche Vorhaben zum Stiftungszweck pas-
sen und eine Chance auf Förderung besitzen. Dies führt dazu, dass
Stiftungen viel Zeit für das Verfassen von Absagen aufwenden, da viele
Bewerbungen nicht ihren Förderkriterien entsprechen.
Diesem Defizit möchte der vorliegende Beitrag begegnen. Einerseits
wird gezeigt, wie es Stiftungen gelingen kann, möglichst passgenaue
Anfragen und Anträge zu erhalten. Hierbei spielen klar definierte und
vor allem deutlich kommunizierte Ziele, Schwerpunkte und Auswahl-
kriterien eine entscheidende Rolle. Andererseits wird erläutert, wie
stiftungsinterne Abläufe aussehen und worauf es bei der Antragstel-
lung ankommt.
2. Voraussetzungen einer wirkungsvollen
Stiftungsarbeit
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen proklamiert in seinen
„Grundsätzen Guter Stiftungspraxis“2 Transparenz als wichtiges Mittel
der Vertrauensbildung und Ausdruck der Verantwortung von Stiftun-
gen gegenüber der Gesellschaft.
Häufig unklare Ent- Ein deutliches Missverhältnis kennzeichnet bislang die Auswahlver-
scheidungskriterien fahren der Stiftungen: Während Anträge auf Projektförderung harte
Transparenz- und Wirksamkeitsanforderungen erfüllen müssen, bleibt
auf Seiten der fördernden Stiftungen oft unklar, wie die Entschei-
dungskriterien aussehen und wer in welcher Weise über die Förderung
bestimmt. Auch wenn unter formalen Gesichtspunkten das Auswahl-
verfahren in Stiftungen klar geregelt ist, lassen sich die Förderent-
scheidungen und der Weg zu diesen mit einer „Blackbox“ vergleichen.
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3. Finanzierung und Förderung F 3.13
Private Kulturförderung
Es stellt sich daher die Frage, wie das Projektauswahlverfahren bei Verfahren transparent
Förderstiftungen möglichst transparent und effektiv gestaltet werden gestalten
kann – von der Informations-Bereitstellung vor der Antragerstellung
bis zur Gewährung der Fördermittel.
Sich der Herausforderung „Transparenz“ zu stellen, lohnt sich in
mehrfacher Hinsicht:
Transparenz
– gibt Fördersuchenden Orientierung,
– legitimiert die Arbeit der Stiftung – dies befördert ein positives
Renommee (vorausgesetzt, die Förderung überzeugt) und
– lässt die Stiftung eine von der Öffentlichkeit honorierte Vorbild-
funktion einnehmen.
Für den Bereich staatlicher Kulturfinanzierung proklamiert das von Staatliche Vorgaben
der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ in Auftrag gegebe- als Orientierung
ne Gutachten „Objektive und transparente Förderkriterien staatlicher
Kulturfinanzierung – Vergleiche mit dem Ausland”3, dass die Transpa-
renz eines Förderverfahrens gewährleistet sei, sofern dessen Grund-
sätze, Ziele und Kriterien sowie das Entscheidungsverfahren nach
außen und innen deutlich gemacht werden. Da Stiftungen mit steuer-
begünstigten Mitteln arbeiten, sollten auch sie diese Forderungen er-
füllen. Doch wann ist ein Entscheidungsverfahren nach außen und
innen deutlich?
Es sollte offengelegt werden, wie die Entscheidungsprozesse inner- Entscheidungsprozesse
halb einer Stiftung strukturiert sind. Damit sollte nachvollziehbar sein, nachvollziehbar
wer wann über welche Anträge entscheidet und ob diese Person/en gestalten
beziehungsweise dieses Gremium alle Anträge sichtet und bewertet
oder bereits an anderer Stelle eine Vorauswahl stattfindet. Im Fall ei-
ner Vorauswahl sollte deutlich werden, wer diese durchführt und nach
welchen Gesichtspunkten sie erfolgt (lediglich formale oder auch in-
haltliche).
Generell empfiehlt es sich, der Beurteilung von Anträgen ein Vier- Antragsbeurteilung nach
Augen-Prinzip zugrunde zu legen. Das heißt, dass sich mindestens Vier-Augen-Prinzip
zwei Stiftungsmitarbeiter über einen Antrag austauschen – nur so ist
Willkür zu vermeiden. Dieser Anspruch sollte sowohl für Ablehnun-
gen als auch für Förderzusagen gelten – denn auch Positiventschei-
dungen bedürfen einer Kontrolle.
Da Stiftungen mit staatlich subventionierten Geldern arbeiten, kann Projekte in die
auch die Forderung nach Transparenz bezüglich geförderter Projekte Öffentlichkeit tragen
gestellt werden. Die Öffentlichkeit hat ein berechtigtes Interesse zu
erfahren, welche Vorhaben in welcher Höhe Unterstützung finden. Ein
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4. F 3.13 Finanzierung und Förderung
Private Kulturförderung
Beispiel für eine solche Transparenz liefert der Lüneburgische Lan-
desverband: Dessen Förderentscheidungen sind auf der Website der
Stiftung veröffentlicht.4
Transparenz erfordert Bernhard Gnärig, Geschäftsführer des Berlin Civil Society Centers,
Mut zur Offenheit das Non-Profit-Organisationen (NPO) in Management-, Steuerungs-
und Strategiefragen berät, versteht unter Transparenz, „dass alle wich-
tigen Informationen zu einer Organisation leicht verfügbar sind. Das
reicht von Vision, Mission und Strategie bis zur Information über ein-
zelne Projekte, von der allgemeinen Rechtsform und Satzung bis zur
Besetzung der Schlüsselpositionen und von professionell geprüften
Jahresberichten bis hin zur soliden Buchführung mit separater Auflis-
tung der Projektkosten. [...] Umfassende Transparenz stellt eine be-
achtliche Herausforderung dar. Sie präsentiert ein ehrliches Bild der
zivilgesellschaftlichen Organisation, mit all ihren Schwächen und
Fehlern.“5
Bereits bei der Stiftungsgründung kann die Berücksichtigung nachste-
hender Punkte den entscheidenden Grundstein für eine erfolgreiche
Beziehung zwischen Stiftungen und antragstellenden Einrichtungen
legen.
3. Von der Stiftungsidee zu einem effektiven
Förderverfahren
Stiftungszweck Da Stiftungen weder Aktionären noch Wählern oder Mitgliedern ge-
sollte Spielraum für genüber Rechenschaft ablegen müssen, ist die Annahme verbreitet,
Veränderung lassen dass sie ihre Ziele nach eigenem Gusto festlegen. Tatsächlich gibt
jedoch der in der Satzung verankerte Stiftungszweck eine klare Rich-
tung vor, indem er Aufgaben und Ziele der Stiftung definiert. Doch
hier ist Vorsicht geboten: Wenn Sie eine Stiftung gründen möchten,
sollten Sie den Stiftungszweck nicht zu eng fassen, da nachträgliche
Änderungen schwierig sind und Sie die Möglichkeit haben sollten, aus
Erfahrungen zu lernen und auf gesellschaftliche Veränderungen zu
reagieren.
Vision als „Realutopie“ Wie jedes Unternehmen, so kann sich auch jede Stiftung nur dann
einheitlich nach außen präsentieren, wenn sich die Mitarbeiter mit den
Stiftungszielen identifizieren. Ihre Mitarbeiter müssen also wissen,
wofür Ihre Stiftung steht und welchen Sinn ihre Arbeit hat. Ihre Stif-
tungsvision sollte folglich ausdrücken, weswegen die Stiftung so han-
delt, wie sie heute handelt und wo die Stiftung in fünf bis zehn Jahren
stehen möchte.
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