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Gabriele Kostas
120 1/2004
WORKSHOPDJEMBÉ
Das liegt wohl hauptsäch-
lich an ihrer Klangviel-
falt, die vom wohlklingen-
den satten »Bass« bis zum
knackig durchdringenden,
obertonreichen »Slap« reicht.
Da dieses Klangspektrum
sonst nur unter Verwendung
mehrerer Trommeln zu er-
zielen ist, eignet sich die
Djembé besonders für solche
Rhythmus-Begeisterte, die
sich erst mal nur eine Trom-
mel zulegen möchten.
Die Klangvielfalt verdankt
die Djembé ihrer kelchför-
migen Bauweise und ihrem
relativ dünnen Ziegenfell.
Wie holt man nun diese
verschiedenen Klänge aus
der Trommel heraus?
Für die Klangentfaltung ist
zunächst die Haltung wich-
tig. Normalerweise hängt man
sich die Trommel um und
spielt sie im Stehen. Als An-
fänger – und auch später beim
Üben – spielt man sie am
besten im Sitzen und hält sie
so zwischen den Knien, dass
sie nur teilweise auf den Bo-
den aufsetzt. Sie sollte leicht
nach vorne gekippt stehen,
damit der Klang aus dem
Trommelkörper entweichen
und sich voll entfalten kann.
Herzlich willkommen zu diesem neuen Percussion-Workshop!
Keine andere Trommel hat in den letzten Jahren einen ähnlichen
Siegeszug durch Europa angetreten wie die aus Westafrika
stammende Djembé (sprich: Dschembé, siehe Abb.1).
Abb.1
Djembé Basics I
Abb.2
Abb.3
Abb.4
✂
1211/2004
Und nun zu den wichtig-
sten Anschlagsarten. Da jede
ethnische Trommel ihre eige-
ne Anschlagsart hat, mit der
sie am eindrucksvollsten zum
Klingen gebracht werden
kann, ist es wichtig, sich aus-
führlich damit zu beschäfti-
gen, wie man sie anschlägt.
Beginnen wir mit dem so
genannten »Open Tone«, ab-
gekürzt »Open«, dem offe-
nen Schlag, dessen Tonhöhe
zwischen dem »Bass« und
dem »Slap« liegt: Unterarm
und Handfläche mit ausge-
streckten Fingern bilden eine
gerade Linie, wenn mit
Schwung, der aus dem Un-
terarm und dem lockeren
Handgelenk kommt, auf das
Fell geschlagen wird (Abb.2).
Die Finger treffen dabei mit
der gesamten Fingerlänge
auf das Fell. Ich betone dies
deswegen, weil Anfänger, die
vielleicht schon ihre Erfah-
rungen mit kleineren Trom-
meln hinter sich haben, meist
nur mit den ersten zwei Finger-
gliedern spielen. Das bringt
keinen schönen vollen, war-
men Ton und ist zudem auf
die Dauer recht schmerzhaft,
weil dabei nämlich die emp-
findlichen zweiten Fingerge-
lenke auf den harten Rand
treffen. Zeige- Mittel- und
Ringfinger sollten aneinander
liegen, der Daumen sollte
nach oben oder zur Seite weg-
gestreckt werden, um blaue
Flecken zu vermeiden. Den
Tipp, den kleinen Finger
locker im Abseits zu lassen,
verdanke ich dem Meister-
trommler Famoudou Konaté,
der mich davon überzeugte,
dass man auf diese Weise
weniger Verspannung in der
Hand und im Unterarm ver-
spürt, was zu einer lockere-
ren Spielweise führt. Herzli-
chen Dank an dieser Stelle!
(Abb.3)
Ob nun bei dem Anschlag
die Fingerwurzeln – die den
Rand der Handfläche bilden
– auf der Höhe des Trommel-
randes oder direkt außerhalb
des Randes liegen sollen, muss
jeder individuell entscheiden.
Das hängt nämlich u.a. davon
ab, wie groß die eigene Hand
im Verhältnis zur Größe des
Trommelfelles ist. Habe ich
beispielsweise sehr große
Hände und vielleicht noch
einen kleinen Trommelfell-
durchmesser, würden die
Finger sehr weit ins Fell
hineinragen und damit der
Bassanteil des Open Tones
zu stark sein, wenn sich die
Fingerwurzeln auf Randhöhe
befinden. Auch klingt jede
Trommel unterschiedlich:
Die eine ist von sich aus eher
basslastig, die andere hat
eher zu wenig Tiefen. Auch
hier muss man erst heraus-
finden, wie weit man die
Finger ins Fell hineinragen
lassen soll. Entscheidend ist
allein das Klangresultat!
Wichtig ist, wenn der
Schlag ausgeführt ist, dass
die Hand vom Fell zurück-
schnellt wie von einer heißen
Herdplatte, damit das Fell
frei schwingen und so einen
offenen, nicht gedämpften
Ton erzeugen kann. Zum
Üben des Open beginnt ihr
am besten mit fig.1
Der Bass wird aus der
gleichen Bewegung heraus
gespielt wie der Open, mit
dem Unterschied, dass jetzt
die gesamte Handfläche auf
das Trommelfell schlägt.
Damit es nicht »platscht«,
sondern sich ein warmer,
voller Bassklang entwickeln
kann, geht der Druck auf das
Fell nicht von den Fingern
aus, sondern von der Hand-
fläche! Wie ihr auf der Abb.4
sehen könnt, soll die Hand
nicht zu weit im Fell liegen.
Es reicht, wenn das Handge-
lenk gleich hinter dem Trom-
melrand liegt. Geht ihr mit
der Hand zu weit in die Mitte,
macht ihr also eine größere
Bewegung, die mehr Zeit in
Anspruch nimmt, fehlt euch
später, beim schnelleren
Spielen, genau diese Zeit, um
zwischen Open, Bass und
Slap ein rasches Hinundher-
wechseln zu ermöglichen.
Und nun viel Spaß beim
Üben ! Die notierten Übun-
gen sind so konzipiert, dass
sie auch hintereinander ge-
spielt gut zusammen klingen.
Also: erst eine Übung, dann
die nächste, dann beide zu-
sammen u.s.w.
Wenn ihr Fragen habt,
könnt ihr mir gerne eine
eMail schicken – ansonsten
bis zum nächsten Mal, wenn
es um den schlagkräftigsten
Anschlag gehen wird, den so
genannten »Slap«!
Gabriele Kostas
www.gabrielekostas.com / mail@gabrielekostas.com

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  • 1. ✂ Gabriele Kostas 120 1/2004 WORKSHOPDJEMBÉ Das liegt wohl hauptsäch- lich an ihrer Klangviel- falt, die vom wohlklingen- den satten »Bass« bis zum knackig durchdringenden, obertonreichen »Slap« reicht. Da dieses Klangspektrum sonst nur unter Verwendung mehrerer Trommeln zu er- zielen ist, eignet sich die Djembé besonders für solche Rhythmus-Begeisterte, die sich erst mal nur eine Trom- mel zulegen möchten. Die Klangvielfalt verdankt die Djembé ihrer kelchför- migen Bauweise und ihrem relativ dünnen Ziegenfell. Wie holt man nun diese verschiedenen Klänge aus der Trommel heraus? Für die Klangentfaltung ist zunächst die Haltung wich- tig. Normalerweise hängt man sich die Trommel um und spielt sie im Stehen. Als An- fänger – und auch später beim Üben – spielt man sie am besten im Sitzen und hält sie so zwischen den Knien, dass sie nur teilweise auf den Bo- den aufsetzt. Sie sollte leicht nach vorne gekippt stehen, damit der Klang aus dem Trommelkörper entweichen und sich voll entfalten kann. Herzlich willkommen zu diesem neuen Percussion-Workshop! Keine andere Trommel hat in den letzten Jahren einen ähnlichen Siegeszug durch Europa angetreten wie die aus Westafrika stammende Djembé (sprich: Dschembé, siehe Abb.1). Abb.1 Djembé Basics I Abb.2 Abb.3 Abb.4
  • 2. ✂ 1211/2004 Und nun zu den wichtig- sten Anschlagsarten. Da jede ethnische Trommel ihre eige- ne Anschlagsart hat, mit der sie am eindrucksvollsten zum Klingen gebracht werden kann, ist es wichtig, sich aus- führlich damit zu beschäfti- gen, wie man sie anschlägt. Beginnen wir mit dem so genannten »Open Tone«, ab- gekürzt »Open«, dem offe- nen Schlag, dessen Tonhöhe zwischen dem »Bass« und dem »Slap« liegt: Unterarm und Handfläche mit ausge- streckten Fingern bilden eine gerade Linie, wenn mit Schwung, der aus dem Un- terarm und dem lockeren Handgelenk kommt, auf das Fell geschlagen wird (Abb.2). Die Finger treffen dabei mit der gesamten Fingerlänge auf das Fell. Ich betone dies deswegen, weil Anfänger, die vielleicht schon ihre Erfah- rungen mit kleineren Trom- meln hinter sich haben, meist nur mit den ersten zwei Finger- gliedern spielen. Das bringt keinen schönen vollen, war- men Ton und ist zudem auf die Dauer recht schmerzhaft, weil dabei nämlich die emp- findlichen zweiten Fingerge- lenke auf den harten Rand treffen. Zeige- Mittel- und Ringfinger sollten aneinander liegen, der Daumen sollte nach oben oder zur Seite weg- gestreckt werden, um blaue Flecken zu vermeiden. Den Tipp, den kleinen Finger locker im Abseits zu lassen, verdanke ich dem Meister- trommler Famoudou Konaté, der mich davon überzeugte, dass man auf diese Weise weniger Verspannung in der Hand und im Unterarm ver- spürt, was zu einer lockere- ren Spielweise führt. Herzli- chen Dank an dieser Stelle! (Abb.3) Ob nun bei dem Anschlag die Fingerwurzeln – die den Rand der Handfläche bilden – auf der Höhe des Trommel- randes oder direkt außerhalb des Randes liegen sollen, muss jeder individuell entscheiden. Das hängt nämlich u.a. davon ab, wie groß die eigene Hand im Verhältnis zur Größe des Trommelfelles ist. Habe ich beispielsweise sehr große Hände und vielleicht noch einen kleinen Trommelfell- durchmesser, würden die Finger sehr weit ins Fell hineinragen und damit der Bassanteil des Open Tones zu stark sein, wenn sich die Fingerwurzeln auf Randhöhe befinden. Auch klingt jede Trommel unterschiedlich: Die eine ist von sich aus eher basslastig, die andere hat eher zu wenig Tiefen. Auch hier muss man erst heraus- finden, wie weit man die Finger ins Fell hineinragen lassen soll. Entscheidend ist allein das Klangresultat! Wichtig ist, wenn der Schlag ausgeführt ist, dass die Hand vom Fell zurück- schnellt wie von einer heißen Herdplatte, damit das Fell frei schwingen und so einen offenen, nicht gedämpften Ton erzeugen kann. Zum Üben des Open beginnt ihr am besten mit fig.1 Der Bass wird aus der gleichen Bewegung heraus gespielt wie der Open, mit dem Unterschied, dass jetzt die gesamte Handfläche auf das Trommelfell schlägt. Damit es nicht »platscht«, sondern sich ein warmer, voller Bassklang entwickeln kann, geht der Druck auf das Fell nicht von den Fingern aus, sondern von der Hand- fläche! Wie ihr auf der Abb.4 sehen könnt, soll die Hand nicht zu weit im Fell liegen. Es reicht, wenn das Handge- lenk gleich hinter dem Trom- melrand liegt. Geht ihr mit der Hand zu weit in die Mitte, macht ihr also eine größere Bewegung, die mehr Zeit in Anspruch nimmt, fehlt euch später, beim schnelleren Spielen, genau diese Zeit, um zwischen Open, Bass und Slap ein rasches Hinundher- wechseln zu ermöglichen. Und nun viel Spaß beim Üben ! Die notierten Übun- gen sind so konzipiert, dass sie auch hintereinander ge- spielt gut zusammen klingen. Also: erst eine Übung, dann die nächste, dann beide zu- sammen u.s.w. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr mir gerne eine eMail schicken – ansonsten bis zum nächsten Mal, wenn es um den schlagkräftigsten Anschlag gehen wird, den so genannten »Slap«! Gabriele Kostas www.gabrielekostas.com / mail@gabrielekostas.com