Thema:
Viele neue Ideen für Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle werden nie realisiert. Ein hoher Prozentsatz der realisierten Ideen scheitert dann in der Praxis. Im Bereich der Produktentwicklung sind daher in den letzten Jahren zwei neue Methoden entstanden, die das Scheitern und Ausprobieren einer Idee im frühen Stadium bewusst einkalkulieren, um so die besten Ideen herauszufiltern und realisieren zu können. Die Session stellte die Frage, ob diese beiden Methoden auch Bereich der Bürgerbeteiligung angewendet werden können, um gesellschaftliche Innovationsprojekte zu unterstützen.
Das „Pretotyping“ (Alberto Savoia) versucht, Produkt- und Dienstleistungsideen in einem „Fake“ umzusetzen. Dieses „So-tun-als-ob“ kann nach sieben definierten Mustern erfolgen. Dabei wird der Aufwand für die Ideenrealisierung minimiert, indem z.B. automatische Prozesse, die eine umfangreiche Software-Programmierung erfordern, durch Menschen simuliert werden („Mechanical Turk“), auf alles außer der Hauptfunktion verzichtet wird oder ein Produkt bestellt werden kann, das es noch gar nicht gibt („Fake door“).
Das „Design Thinking“ (Stanford) dagegen ermittelt in einem Analyse- und Brainstorming-Prozess das Hauptbedürfnis der späteren Nutzer und liefert in einem praktischen „Denken mit den Händen“ („Basteln“) in kürzester Zeit Prototypen für die Idee, die immer weiter verfeinert und getestet werden, bis ein „belastbarer“ Prototyp herauskommt. Dabei wird neben der aussichtsreichsten Idee auch das „Dark Horse“, eine zu Beginn als unrealistisch eingeschätzte Idee, als Alternative weiterverfolgt.
Zentrale Ergebnisse:
• Für die einige der sieben Arten des Pretotyping lassen sich Beispiele auch für den Bereich der Bürgerbeteiligung finden. Die „Ernsthaftigkeit“ der Beteiligungsverfahren lässt aber ein Fake vermutlich nicht zu, da hier enorme politische und kommunikative Schäden zu befürchten sind. Ein Pretotyping kann aber vielleicht z.B. bei der Projektakquise oder zur Vorbereitung einer Bürgerbeteiligung (z.B. Test/Auswahl der Methode) eingesetzt werden.
• Design Thinking wird bereits punktuell bei (kleineren) Beteiligungsprojekten und zur Teilnehmeraktivierung in Workshops (z.B. mit Wirtschaftsförderern in Niedersachsen) eingesetzt. Dabei wurden gute Erfahrungen gemacht. Die Idee der Methode findet sich in anderen, bereits langjährig etablierten Beteiligungsmethoden wieder (z.B. der Zukunftskonferenz).
Trivadis TechEvent 2017 Beratungsansätze im Wandel by Thomas Frehner, Elke Mi...
Pretotyping und design thinking 2012 b arcamp bürgerbeteiligung
1. Pretotyping und Design Thinking
Werkzeuge für gesellschaftliche Innovation?
Mario Leupold
Innovationszentrum Niedersachsen Strategie und Ansiedlung GmbH
Barcamp Bürgerbeteiligung, Berlin, 3.9.2012
www.nds.de
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2. Gesellschaftliche Innovationen im
„Tal des Todes“
Erkenntnis aus der Inovationsforschung:
die meisten “guten” Ideen scheitern vor der Realisierung
die meisten realisisierten Ideen scheitern ebenfalls
Ein Scheitern gesellschaftlicher Innovationsprozesse verursacht direkt-
monetäre und gesellschaftliche Kosten, bedeutet
Glaubwürdigkeitsverlust (?) und erschwert zukünftige
Innovationsprozesse.
Aber: Systemisches Scheitern ist erforderlich für Innovationen.
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3. Pretotyping
So tun als ob
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4. Pretotyping
“Pretotyping [pree-tow-tie-ping], verb: Testing the initial appeal and
actual usage of a potential new product by simulating its core
experience with the smallest possible investment of time and money.”
„Make shure you are building the right it bevor you build it right.“
„Fake it before you make it.“
Alberto Savoia
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5. Pretotyping
• Test einer Idee im frühen Stadium
• Kein Entwicklungsaufwand
• Geringer Herstellungsaufwand
• Test, ob die Idee tatsächlich ein „it“ ist, in das es sich lohnt zu
investieren.
• Möglichkeit des realen Scheiterns im frühesten Stadium
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6. Beispiel: IBM Text to Speech
• Idee: Automatische Spracherkennung und Texterstellung
• Prototyp: Software mit hohem Entwicklungsaufwand
• Pretotyp: Bildschirm mit Mikrofon,
Schreibkraft im Nebenraum
• Ergebnis: geringe Zufriedenheit
bei Interaktion, hohe Belastung
durch diktieren, kein „it“
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7. Beispiel: Palm Pilot
• Idee: Taschencomputer mit Adressen, Terminen, Notizen
• Prototyp: Hardware/Software
• Pretotyp: Holzblock
• Ergebnis: Größenvorteil bestätigt,
gute Handhabung,
hohe Verfügbarkeit,
ein „it“
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8. Beispiel:
Technologiewettbewerb Robotik
• Idee: Technologiewettbewerb „Autonome Roboter unter Wasser“
• Prototyp: Kompletter Wettbewerb mit Regeln, Verträgen,
Ausschreibungen, Preisen, Jury
• Pretotyp: Auftaktveranstaltung, Regeln und unverbindliche
Anmeldemöglichkeit
• Ergebnis: öffentliche Aufmerksamkeit,
Ausstiegsszenario
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9. Pretotyping-Typologie
• Mechanical Turk: technische Funktion durch Menschen ersetzen
• Pinocchio: “tote” Version des Produkts
• Minimalversion (“Minimum Viable Product”: Reduktion auf die
wesentliche Basisfunktion
• Provincial: Regionaler Test (z.B. Dienstleistungen)
• Fake Door: scheinbarer Zugang zu einem (noch) nicht existenten
Produkt
• Pretend-to-Own: Leihen statt investieren (Firmenausstattung)
• Re-label: bestehendes Produkt umetikettieren
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10. Design Thinking
• Kreativmethode/Designprozess
• Großgruppenverfahren
• entstanden an der University of Stanford
• Ideenfindung und -selektion
• mehrstufiges „Prototyping“
• „Permanent Beta“
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14. Design Space Exploration
• Aufgabenstellung
• Beobachtung der Umwelt
• Befragungen, Analysen der Nutzer
• Ideenfindung (Brainstorming): Herausarbeiten der Bedürfnisse
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15. Critical Function Prototype
•Schnelle Umsetzung erster Lösungsansätze in einen einfachen,
reduzierten „Prototypen“, der ein Bedürfnis berücksichtigt
•„Test“ des Prototypen
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16. Dark Horse
•Prototyp einer Idee, die die geringste Realisierungswahrscheinlichkeit
hat (zu teuer, zu verrückt, …)
•Chance des Außenseiters
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17. Bildstrecke: Workshop mit niedersächsischen
Wirtschaftsförderern und Hochschultransferstellen
Aufgabenstellung: Entwicklung von Angeboten für
Gründerinnen und Gründer
Methode: Design Thinking
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27. Übertragung in die Realität:
Exkursionen mit den Gründern in andere
Seite 27 Regionen, um dort Best-Practice kennenzulernen.
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29. Seite 29
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30. Pretotyping vs. Design Thinking
• Ideenvalidierung • Ideenfindung
• minimaler Aufwand • Bildung von Alternativen
• festgelegte Typologie • festgelegter Ablauf
• Team/Individuell • Team
• Interaktion mit Nutzer • Interaktion in der Gruppe
Vorbereitung von mögliches
Innovationsprozessen und Beteiligungsformat?
Beteiligungsverfahren?
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31. 28. | 29.9.2012
Vom 28.-29.9.2012 findet in Hannover das erste TechnologyCamp
zum Thema „Technologie – Innovation – Gesellschaft“ statt.
Welchen Einfluss haben Innovationen auf die Gesellschaft? Welche
Technologien lösen gesellschaftliche Herausforderungen? Wie
lassen sich Innovationsprozesse gemeinsam von Wirtschaft,
Wissenschaft und Gesellschaft gestalten? Diese Fragen stehen im
Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung, auf der
zukunftsweisende Technologien vorgestellt und diskutiert werden.
Gefördert aus Mitteln Kooperationspartner:
des Programms
„Zukunft und
Innovation
Niedersachsen“