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DAV Panorama

                                                                                            Richtig sichern

                                                                                             Teil 2
                                                                                              Geräte im
                                                                                              Vergleich




                                Halbautomaten
 Illustration: Georg Sojer




                                    sind keine
                                   Vollautomaten
                                                                                        Kein Sicherungsgerät ist
                                                                                        idiotensicher – Halbauto-
                                                                                        maten werden oft als un-
                                                                                        fallträchtig kritisiert. Doch
                                                                                        einige Unfälle könnten
                                                                                        durch sie verhindert
                                                                                        werden. Wir haben die
                                                                                        aktuellen Modelle auf
                                                                                        Vorteile, Schwächen und
                                                                                        Gefahren vergleichend
                                                                                        untersucht.

                                                                                        Von Chris Semmel
                                                                                        und Flo Hellberg




S     portklettern in der Halle kann
      im Prinzip sicher betrieben wer-
      den. Dennoch wurde ich neu-
lich Zeuge eines Bodensturzes. Nach
                                         so mit dynamischen Sicherungsge-
                                         räten, die derzeit als der empfehlens-
                                         werte Standard gelten.
                                            Die Lehre daraus: Die entschei-
                                                                                  troffen, die zwar eine gewisse Kletter-
                                                                                  erfahrung besitzen, aber so gut wie
                                                                                  nie einen Sturz halten mussten. Und
                                                                                  noch ein Muster: In allen drei genann-
Versorgung des Verletzten und Ab-        dende Frage heißt nicht: „Welches Si-    ten Fällen sicherten leichtere Frauen
transport durch die Sanitäter stellt     cherungsgerät?“ Denn Unfälle passie-     ihren schwereren Partner. Genau für
sich die Frage: Wie konnte das passie-   ren mit beiden Gerätetypen. Wesent-      diese Zielgruppe – leichter als der
ren? Welches Sicherungsgerät wurde       lich hilfreicher ist: „Wie konnte das    Partner und wenig Erfahrung im Hal-
verwendet? Am Abend berichtet ein        passieren?“ Unfallursachen sind in der   ten von Stürzen – können Halbauto-
Kollege, dass er in einer 50 Kilome-     Regel Bedienungsfehler wie „Hand-        maten ein Sicherheitsplus bedeuten.
ter entfernten Halle dasselbe Szenario   haltung oben“ bei der Tube-Sicherung     Sie funktionieren unabhängig von der
beobachtet hat.                          oder Ausschalten des Blockiermecha-      Handkraft des Sichernden und bieten
   „Halbautomaten oder dynamisches       nismus bei Halbautomaten. Aber wie       eine Blockierunterstützung im Fall
Bremsgerät?“ lautete das Thema un-       wahrscheinlich – oder gar vorherseh-     des Falles.
seres letzten Beitrags in DAV Pano-      bar – sind solche Fehlbedienungen bei       Eine korrekte Bedienung ist bei
rama 3/10. Seit Erscheinen des Hefts     einem Gerät?                             den Halbautomaten existenziell. Wie
haben wir von drei Bodenstürzen in          Nur dem Gerät die Schuld zuzu-        groß dabei der Spielraum für Abwei-
Kletterhallen erfahren, bei denen mit    weisen wäre zu einfach. Meist sind       chungen ist, hängt vom Gerät ab. Um
Tube oder HMS gesichert wurde – al-      Personen durch solche Unfälle be-        Problemstellen aufzudecken und die

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DAV Panorama 4/2010 Sichern | Sicherheitsforschung

 Smart                           Cinch                          Click-Up                        Sum




                                                                                                                                   Fotos: DAV-Sicherheitsforschung
Eignung für verschiedene Anwender          Fazit: Bei der Konstruktion des Smart      handprinzips ist allerdings unbedingt
zu beleuchten, hat die DAV Sicher-         wurde spürbar auf intuitive Bedienung      Pflicht. Einmal blockiert, bleibt das
heitsforschung die handelsüblichen         und menschliche Reflexe geachtet, das      Gerät in dieser Position und muss ak-
halbautomatischen Sicherungsgeräte         Gerät ist wenig anfällig für Fehler. We-   tiv wieder in den Bedien-Modus ge-
beurteilt.                                 gen der karabinerabhängigen Brems-         bracht werden.
                                           wirkung und der schwierigen Dosie-         Gefahren: Ohne Bremshand am Seil
  Smart: fast schon super                  rung beim Ablassen ist es leider nicht     blockiert das Gerät nur bei einem hef-
   Einfaches Funktionsprinzip ohne         perfekt, aber momentan das Gerät mit       tigen Impuls. Bei Bremshandpositi-
komplexe Mechanik. Das Gerät löst          der größten Sicherheitsreserve.            on oben greift der Blockiermechanis-
auch bei geringem Zug aus, besitzt                                                    mus nicht. Problematisch ist, dass die
ohne Bremshand am Bremsseil aller-           Cinch: nur für Experten                  Blockierfunktion von der Karabiner-
dings „nur“ eine Bremskraft von 60            Sieben Unfälle beim Sichern des         form und -dicke abhängt. Bei stark ge-
bis 80 Kilogramm; wirkt also nur blo-      Vorsteigers in einem Jahr sind er-         krümmten D-Karabinern blockiert
ckier-unterstützend und macht nicht        schreckend. Alles Fehlbedienungen.         das Gerät nicht. Verwendet man ei-
komplett zu. Bei viel Reibung im Seil-     Sie liegen in der komplexen Bedie-         nen zu dünnen Karabiner, verklemmt
verlauf wirkt es dann selbstblockie-       nung des Geräts begründet: Da das          sich das Seil bei einem harten Sturz
rend. Mit Bremshand am Brems-              Cinch keine Feder besitzt, kann man        derart, dass man es kaum mehr lösen
seil ist aber jeder Sturz gut zu halten,   nur dann Seil ausgeben, wenn man           kann. Deshalb darf nur der empfoh-
auch bei extrem dünnen Seilen. Zum         das Gerät „offen“ hält. Der geradli-       lene Sicherungskarabiner verwendet
Seilausgeben und Ablassen wird der         nige Seildurchlauf reduziert die Rei-      werden.
Rüssel des Geräts angehoben.               bung fast auf null.                        Fazit: Der Ansatz des Geräts ist sehr
Gefahren: Korrekte Bremshandposi-          Gefahren: Bereits das Verändern der        gut und das Handling sehr angenehm.
tion und Bremshandprinzip müs-             Position des Geräts kann zur Fehl-         Schade ist, dass die Funktion so stark
sen beachtet werden. Bedient man           funktion führen. Hält man das Gerät        von Karabinerform und Querschnitt
das Gerät in Bremshand-Oben-Posi-          wie in der Bedienungsanleitung vor-        abhängt; in dieser Hinsicht ist das Ge-
tion, kann der Blockiermechanismus         gegeben, kann es trotz Einhalten des       rät noch nicht völlig ausgereift. Bei
nicht wirken. Wird das Bremshand-          Bremshandprinzips versagen (siehe          Verwendung mit dem empfohlenen
prinzip verletzt (keine Bremshand am       Erklärungen in DAV Panorama 3/10).         HMS-Karabiner „Mini“ ist es eine
Seil), spricht das Gerät zwar schon bei    Beim Ablassen ist die Reibung sehr         interessante Neuentwicklung für An-
sehr geringen Impulsen an, ein harter      gering, eine zusätzliche Umlenkung         fänger wie Experten.
Sturz wird aber erst nach enorm gro-       im Bremsseil ist zu empfehlen.
ßem Seildurchlauf gebremst.                Fazit: Sehr komplexes Gerät mit ver-          Sum: mühsam, mit Tücken
   Das Smart funktioniert nur zu-          steckten Bedienungstücken und da-             Gerät mit geringer Verbreitung.
verlässig bei Verwendung mit HMS-          her hohem Unfallpotenzial. Nur für         Durch die weiche Feder spricht die
oder Ovalkarabinern. Bei stark ge-         Experten.                                  Blockierfunktion sehr früh und be-
krümmten D-förmigen Karabinern                                                        reits bei geringer Zugkraft an. Ab
oder in der schmalen Seite eines HMS         Click-Up: hängt vom Karabiner ab         einem Seildurchmesser von 10 Mil-
hat das Gerät nur noch wenig Brems-           Ganz neu auf dem Markt. Die Be-         limeter und größer wird der Wider-
kraft; das sollte man unbedingt ver-       dienung gleicht exakt der Tube-Siche-      stand beim Seilausgeben deswegen
meiden!                                    rung. Durch die hohe Ansprechkraft         unangenehm.
   Das Ablassen ist bei dicken Seilen      ist kein Aufhalten des Blockiermecha-      Gefahren: Um das Seil ausgeben zu
schwer dosierbar und unangenehm            nismus zum Seilausgeben notwen-            können, muss man das Seil zum Kör-
(leicht abhängig von der Form des Ka-      dig, solche Fehlanwendungen werden         per hin ausziehen und dabei das Gerät
rabinerquerschnitts).                      vermieden. Das Einhalten des Brems-        in einer horizontalen Position fixie-

                                                                                                                             57
DAV Panorama 4/2010

 Eddy                             Nine                       Zap-O-Mat                       Grigri




                                                                                                                                Fotos: DAV-Sicherheitsforschung
ren. Kippt man das Gerät in eine stei-   tionsprinzip ähnelt sehr dem Logic        man es nach unten und zum Körper
lere Position, kann die Blockierfunk-    von Cassin. Auf den ersten Blick wirkt    hin ziehen, wodurch es anfällig für re-
tion nicht mehr ansprechen. Vorsicht:    das Gerät simpel, stellt sich bei der     flexbedingte Panik-Unfälle ist.
Das Gerät muss unbedingt im Kara-        Anwendung jedoch als sehr komplex         Fazit: Eine gewisse Anfälligkeit gegen-
biner fixiert werden. Sonst kann es      heraus.                                   über menschlichen Reflexen und die
sich bei einigen Karabinerformen ver-    Gefahren: Bereits beim Seileinlegen       Wahl der richtigen Federeinstellung
kanten, wodurch die Blockierfunkti-      kamen wir ins Straucheln. Es existie-     verlangen Erfahrung. Akzeptables Ge-
on nicht mehr gegeben ist. Auch ei-      ren sieben Möglichkeiten, wobei eini-     rät für Fortgeschrittene und Experten.
ne Querstellung des Karabiners kann      ge fatal wären. Hat man diese Heraus-
zur Fehlfunktion führen. Öffnen des      forderung bewältigt, bleibt die Gefahr,     Grigri: der Klassiker für Kenner
Blockiermechanismus zum Ablas-           dass sich beim Sichern möglicherwei-         Das Grigri ist sozusagen der Platz-
sen kann zu reflexbedingten Unfällen     se die Führung des Seils im Gerät ver-    hirsch der Halbautomaten mit der
führen.                                  ändert und damit auch die Bremswir-       weitesten Verbreitung. Setzt man die
Fazit: Durch einige versteckte Bedie-    kung. Ob die Blockierung anspricht,       Unfallzahlen in Relation zur Verwen-
nungstücken besitzt das Gerät ein ho-    hängt von der Bremshandposition ab.       dungshäufigkeit, ist das Grigri kein
hes Unfallpotenzial. Nur für Experten    Probleme bereitet der Wechsel aus der     Ausreißer.
zu empfehlen.                            Blockierstellung zum Ablassen: Das        Gefahren: Das Gerät ist anfällig für Fehl-
                                         Gerät zeigt dabei eine sehr geringe       bedienungen aufgrund der mensch-
     Eddy: ideal zum Topropen            Bremswirkung. Wird das Brems-             lichen Reflexe sowohl beim Seilaus-
   Sehr massives Gerät mit komplexer     handprinzip verletzt, ist die Blockier-   geben wie beim Ablassen: Es gab
Mechanik. Positiv fällt die Panik-Si-    funktion zufallsgeprägt: Bei unserem      einige Unfälle durch Festhalten des
cherung beim Ablassen auf. Das Seil-     Selbstblockier-Test sprach das Gerät      Blockiermechanismus beim Seil-
einziehen ist problemlos, das Seilaus-   erst nach einem Seildurchlauf von 176     ausgeben und durch die Schreck-
geben hingegen fast nicht zumutbar.      Zentimetern an.                           reaktion, den Ablasshebel komplett
Gefahren: Das Öffnen des Geräts ist      Fazit: Das Gerät hat einige Bedie-        durchzuziehen.
gewöhnungsbedürftig. Zum Seilaus-        nungstücken beim Seileinlegen und            Ohne Bremshand am Seil löst das
geben fehlt eine dritte Hand, da der     beim Wechsel zum Ablassen. Daher          Gerät bei kleinen Stürzen und viel
Blockierbolzen aufgehalten werden        nur für Experten zu empfehlen.            Seilreibung nicht aus, weil zur Aus-
muss, während eine Hand das Seil                                                   lösung des Blockiermechanismus ein
auszieht und die fehlende dritte das       Zap-O-Mat: kreatives Konzept            Federwiderstand überwunden wer-
Bremsseil halten sollte. Fehlbedie-         Das Zap-O-Mat ähnelt sehr dem          den muss. Eine korrekte Bedienung
nungen sind daher naheliegend.           Sirius von TRE, ist aber für Einfach-     ist komplex und wenig intuitiv.
Fazit: Exzellentes Gerät zum Toprope-    seile gebaut. Die Besonderheit: Man       Fazit: Hat man Erfahrung beim Ablas-
Sichern, auch für Anfänger und Kin-      kann die Federhärte variieren, die        sen und bedient das Gerät nach der
der. Für die Vorstiegssicherung aller-   den Auslösewiderstand bestimmt. So        „Gaswerkmethode“ (siehe DAV Pa-
dings ungeeignet, da entweder das        lässt sich das Gerät dem Seil anpas-      norama 3/10) ist das Gerät für Erfah-
Bremshandprinzip verletzt werden         sen: dickes Seil – harte Feder, dünnes    rene und Experten empfehlenswert.
muss oder aber die Bedienung äußerst     Seil – weiche Feder.
unkomfortabel ist.                       Gefahren: Ob die Blockierung anspricht,     Fazit: Lern's und mach‘s richtig
                                         ist von der Bremshandposition abhän-         Da Menschen fehlbar sind, müsste
     Nine: viele Fehleroptionen          gig. Das Gerät sollte nur mit Brems-      das perfekte Sicherungsgerät eigent-
   Von dem Gerät lag uns nur ein Pro-    handposition unten bedient werden,        lich ein Vollautomat sein – aber es gibt
totyp vor, der aber im Wesentlichen      auch wenn der Hersteller beide Mög-       eben bestenfalls Halbautomaten. Bei
dem Seriengerät entspricht. Sein Funk-   lichkeiten zulässt. Zum Ablassen muss     all diesen Geräten ist die Bremsseil-

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DAV Panorama 4/2010 Sichern | Sicherheitsforschung




Sicherungs-
geräte im
Vergleich
Gerät			                                          Grigri	          Zap-O-Mat	              Cinch	              Smart 1	           Click-Up	            Nine 2	              Eddy	               Sum

Hersteller			                                     Petzl	              Edelrid	             Trango	            Mammut	                CT	               Salewa	             Edelrid	            Faders
Seildurchmesser		                              9,7-11 mm 3	        8,9-10,5 mm	          9,4-11 mm	         8,9-10,5 mm	         9-10,5 mm	           9-11 mm	            9-11,4 mm	        9,1-10,5 mm
Gewicht			                                        227 g	               164 g	               179 g	               81 g	              117 g	             156 g 2	             361 g	              255 g
Preis			                                        69,90 €	             69,90 €	             69,90 €	            29,90 €	            46,90 €	            44,95 €	             99,90 €	           79,80 €
Bedienungs-	       9,1 mm neu:		                   ++	                  + 4	                 ++	                  +	                  +	                  +	                   –	                 +
komfort 7	         10,3 mm alt:		                  +/–	                +/– 4	                +	                  +/–	                +/–	                 –	                  ––	                 –
Ablassen 8			                                      +/–	                  –	                   ––	                 –	                  +	                  ––	                ++	                 +/–
Durchlaufwert 9		                            9,7 neu: 3,4 kN	     9,1 neu: 1,3 kN	     9,4 neu: 1,6 kN	    9,1 neu: 0,6 kN	    9,1 neu: 1,3 kN	    9,1 neu: 1,9 kN	    9,1 neu: 2,6 kN	    9,1 neu: 2,4 kN
(statisch)			                                10,3 alt: 4,1 kN	   10,3 alt: 2,8 kN 4	   10,3 alt: 3,7 kN	   10,3 alt: 0,8 kN	   10,3 alt: 3,9 kN	   10,3 alt: 2,1 kN	   10,3 alt: 5,2 kN	   10,3 alt: 5,1 kN
Auto-Blockier-Funktion A: 10 		    +/–	          – 4	                                         +	                 ++ 6	               ––	                 +	                  +/–	                ++	
bei Sturz unter Umlenkung		     (meistens)	 (nur zufällig)	                              (bei Hebel	        (bei Reibung	       (stoppt nur 	      (nach großem	          (meistens)	       (zuverlässig)
					                                                                                     rechts ja)	        zuverlässig)	      bei Krangel)	       Durchlauf ja)
Auto-Blockier-Funktion B: 11		                     ++	                  +	                   +	             – 6 in 2,5 m	            +	                  +/–	                 +	                  +	
Sturz 1 m über erster Exe 5		                    (4 cm)	             (66 cm)	             (45 cm)	         nicht gestoppt	        (39 cm)	            (176 cm)	            (32 cm)	            (41 cm)
Komplexität Seilausgeben 12		                       –	                  +/–	                  ––	                 +	                 ++	                  +	                  ––	                +/–
Fehler-	           Bremshand-	 A	                   –	                  +/–	                  ––	                ++	                 ++	                  +	                 ––	                 ––
anfälligkeit	      prinzip 13	   B	                 +	                   –	                   +	                 +/–	                ––	                 +/–	                +/–	                 +
	                  menschliche Reflexe 14	          –	                   –	                   ––	                ++	                 ++	                  +	                 +/–	                +/–
	                  Bremsmechanik 15	               +/–	                  –	                   ––	                 +	                 +	                  ––	                  –	                  –
Karabinerabhängigkeit 16		                        keine	              gering	               keine	             bedingt	          ja, extrem	           gering	              keine	           ja, extrem
Zielgruppe 			 G + E	
              17
                      G + E	 E	 A + G + E + J	                                                                                  A + G + E + J	 (G) + E	                Vorstieg/Toprope	       (G) + E
							                                                                                                                               		                                     E/A+J	

    1
     	 Das Gerät unterstützt die Handkraft, blockiert aber nicht vollständig; deshalb kein Halbautomat im eigentlichen Sinn (wird auch vom Hersteller so kommuniziert)
    2
       	Von diesem Gerät lag uns nur ein Prototyp für die Bewertung vor
    3
       	10-11 mm auf dem Gerät angegeben, laut Bedienungsanleitung ist bis 9,7 mm zulässig
    4
       	 as Gerät hat zwei Federhärten für den Blockierbolzen; gemessen wurde die weiche beim dünnen und die harte beim dicken Seil
        D
    5
       	Getestet wurde der Seildurchlauf bei einem Sturz in die Exe mit 2,0 m Fallhöhe, 88 kg, ohne Bremshand am Seil und mit dem dünnsten laut Bedienungsanleitung zugelassenen Seil (Smart,
       Zap-O-Mat, Click-Up, Nine, Eddy, Sum mit 9,1 mm Joker; Grigri mit 9,7 mm Booster; Cinch mit 9,4 mm Stinger)
    6
       	 Gerät spricht sehr gut an. Ohne Bremshand am Bremsseil und ohne Seilreibung (keine weiteren Zwischensicherungen) ist die Bremskraft zu gering und stoppt den Sturz nicht. Ein Vor-
        Das
        stiegssturz mit Zwischensicherungen im Seilverlauf (Kletterhallensituation) hingegen wurde vom Gerät auch ohne Bremshand am Bremsseil gestoppt.

Was getestet wurde: (++ sehr gut,+ gut, +/– neutral, – ungünstig, –– sehr ungünstig)
7
   	 Bedienungskomfort: Widerstand beim Seilausgeben mit einem neuen 9,1-mm- und einem stark gebrauchten 10,3-mm-Seil
8
   	Ablassen: Ablassverhalten mit dem dünnsten zugelassenen Seildurchmesser
9
   	Durchlaufwert: Bei zwei unterschiedlichen Seilen wurde gemessen, ab welcher Kraft das Seil bei Blockierung durch das Gerät läuft
10
     	Auto-Blockier-Funktion A: Stoppt das Gerät ohne Bremshand am Bremsseil einen Sturz in der Toprope-Situation mit eingehängten Exen (normale Seilreibung)?
11
    	Auto-Blockier-Funktion B: Ob und nach welchem Seildurchlauf stoppt das Gerät ohne Bremshand am Bremsseil einen Sturz einen Meter über der ersten Zwischensicherung?
12
     	Komplexität Seilausgeben: Wie kompliziert ist das für Halbautomaten heikle Seilausgeben entsprechend der empfohlenen Bedienungsanleitung?
13
    	Fehleranfälligkeit Bremshandprinzip: Wie wahrscheinlich ist das Loslassen des Bremsseils (A) und wie fatal sind die Folgen des Fehlers (B)?
14
     	Fehleranfälligkeit Reflexe: Wie anfällig ist das Gerät für Fehlbedienungen durch Reflexhandlungen wie etwa die Schreckreaktion „Zudrücken“?
15
     	Fehleranfälligkeit Bremsmechanik: Wie anfällig ist das Gerät bezüglich einer fehlerhaften Bremshandposition oder bei ungünstiger Geräteposition?
16
     	Karabinerabhängigkeit: Wie abhängig ist die Funktion des Geräts von Karabinerform und -querschnitt?
17
    	Zielgruppe: A = Anfänger, G = Geübte, E = Experten, J = Jugendliche/Kinder (10-16 J.)




kontrolle essenziell, jedes Gerät kann                                 es kein Halten mehr und der Part-                                       thode sicher bedienen. Die Tabelle gibt
falsch bedient werden. Wie nahelie-                                    ner liegt am Boden. Ein Grund, sich                                     einen Überblick über unsere Unter-
gend jedoch Fehlbedienungen sind,                                      gut zu überlegen, ob man nicht doch                                     suchungen und zu genaueren Details.
liegt mit am Gerät.                                                    zu einem sinnvollen Halbautomaten                                       Auf eines der Grundprobleme beim
   Dynamische Sicherungsgeräte sind                                    greift und sich intensiv mit dessen                                     Sichern, einen großen Gewichtsun-
von ihrer Bedienung her leichter zu                                    korrekter Bedienung auseinander-                                        terschied, werden wir in einer künf-
durchschauen. Aber wenn sich einmal                                    setzt. Positiv ist, dass die neuen Ge-                                  tigen Veröffentlichung eingehen. o
ein kleiner Fehler einschleicht, ein zu                                räte Smart und Click-Up stark in Rich-
                                                                                                                                                    Videos im Web: Die richtige Bedienung aller
dünnes Seil, einmal doch die Brems-                                    tung intuitiver und einfacher Bedie-
                                                                                                                                                    üblichen Sicherungsgeräte sowie fatale und häufig zu
hand nicht am Seil, ein Sturz just im                                  nung gehen. Und auch das gute alte                                           beobachtende Fehlbedienungen finden Sie als Video-
Moment des Umgreifens, dann gibt                                       Grigri lässt sich mit der Gaswerkme-                                         Clips auf www.sicher-klettern.de



                                                                                                                                                                                                            59

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Panorama 2010-4-geraete 18413

  • 1. DAV Panorama Richtig sichern Teil 2 Geräte im Vergleich Halbautomaten Illustration: Georg Sojer sind keine Vollautomaten Kein Sicherungsgerät ist idiotensicher – Halbauto- maten werden oft als un- fallträchtig kritisiert. Doch einige Unfälle könnten durch sie verhindert werden. Wir haben die aktuellen Modelle auf Vorteile, Schwächen und Gefahren vergleichend untersucht. Von Chris Semmel und Flo Hellberg S portklettern in der Halle kann im Prinzip sicher betrieben wer- den. Dennoch wurde ich neu- lich Zeuge eines Bodensturzes. Nach so mit dynamischen Sicherungsge- räten, die derzeit als der empfehlens- werte Standard gelten. Die Lehre daraus: Die entschei- troffen, die zwar eine gewisse Kletter- erfahrung besitzen, aber so gut wie nie einen Sturz halten mussten. Und noch ein Muster: In allen drei genann- Versorgung des Verletzten und Ab- dende Frage heißt nicht: „Welches Si- ten Fällen sicherten leichtere Frauen transport durch die Sanitäter stellt cherungsgerät?“ Denn Unfälle passie- ihren schwereren Partner. Genau für sich die Frage: Wie konnte das passie- ren mit beiden Gerätetypen. Wesent- diese Zielgruppe – leichter als der ren? Welches Sicherungsgerät wurde lich hilfreicher ist: „Wie konnte das Partner und wenig Erfahrung im Hal- verwendet? Am Abend berichtet ein passieren?“ Unfallursachen sind in der ten von Stürzen – können Halbauto- Kollege, dass er in einer 50 Kilome- Regel Bedienungsfehler wie „Hand- maten ein Sicherheitsplus bedeuten. ter entfernten Halle dasselbe Szenario haltung oben“ bei der Tube-Sicherung Sie funktionieren unabhängig von der beobachtet hat. oder Ausschalten des Blockiermecha- Handkraft des Sichernden und bieten „Halbautomaten oder dynamisches nismus bei Halbautomaten. Aber wie eine Blockierunterstützung im Fall Bremsgerät?“ lautete das Thema un- wahrscheinlich – oder gar vorherseh- des Falles. seres letzten Beitrags in DAV Pano- bar – sind solche Fehlbedienungen bei Eine korrekte Bedienung ist bei rama 3/10. Seit Erscheinen des Hefts einem Gerät? den Halbautomaten existenziell. Wie haben wir von drei Bodenstürzen in Nur dem Gerät die Schuld zuzu- groß dabei der Spielraum für Abwei- Kletterhallen erfahren, bei denen mit weisen wäre zu einfach. Meist sind chungen ist, hängt vom Gerät ab. Um Tube oder HMS gesichert wurde – al- Personen durch solche Unfälle be- Problemstellen aufzudecken und die 56
  • 2. DAV Panorama 4/2010 Sichern | Sicherheitsforschung Smart Cinch Click-Up Sum Fotos: DAV-Sicherheitsforschung Eignung für verschiedene Anwender Fazit: Bei der Konstruktion des Smart handprinzips ist allerdings unbedingt zu beleuchten, hat die DAV Sicher- wurde spürbar auf intuitive Bedienung Pflicht. Einmal blockiert, bleibt das heitsforschung die handelsüblichen und menschliche Reflexe geachtet, das Gerät in dieser Position und muss ak- halbautomatischen Sicherungsgeräte Gerät ist wenig anfällig für Fehler. We- tiv wieder in den Bedien-Modus ge- beurteilt. gen der karabinerabhängigen Brems- bracht werden. wirkung und der schwierigen Dosie- Gefahren: Ohne Bremshand am Seil Smart: fast schon super rung beim Ablassen ist es leider nicht blockiert das Gerät nur bei einem hef- Einfaches Funktionsprinzip ohne perfekt, aber momentan das Gerät mit tigen Impuls. Bei Bremshandpositi- komplexe Mechanik. Das Gerät löst der größten Sicherheitsreserve. on oben greift der Blockiermechanis- auch bei geringem Zug aus, besitzt mus nicht. Problematisch ist, dass die ohne Bremshand am Bremsseil aller- Cinch: nur für Experten Blockierfunktion von der Karabiner- dings „nur“ eine Bremskraft von 60 Sieben Unfälle beim Sichern des form und -dicke abhängt. Bei stark ge- bis 80 Kilogramm; wirkt also nur blo- Vorsteigers in einem Jahr sind er- krümmten D-Karabinern blockiert ckier-unterstützend und macht nicht schreckend. Alles Fehlbedienungen. das Gerät nicht. Verwendet man ei- komplett zu. Bei viel Reibung im Seil- Sie liegen in der komplexen Bedie- nen zu dünnen Karabiner, verklemmt verlauf wirkt es dann selbstblockie- nung des Geräts begründet: Da das sich das Seil bei einem harten Sturz rend. Mit Bremshand am Brems- Cinch keine Feder besitzt, kann man derart, dass man es kaum mehr lösen seil ist aber jeder Sturz gut zu halten, nur dann Seil ausgeben, wenn man kann. Deshalb darf nur der empfoh- auch bei extrem dünnen Seilen. Zum das Gerät „offen“ hält. Der geradli- lene Sicherungskarabiner verwendet Seilausgeben und Ablassen wird der nige Seildurchlauf reduziert die Rei- werden. Rüssel des Geräts angehoben. bung fast auf null. Fazit: Der Ansatz des Geräts ist sehr Gefahren: Korrekte Bremshandposi- Gefahren: Bereits das Verändern der gut und das Handling sehr angenehm. tion und Bremshandprinzip müs- Position des Geräts kann zur Fehl- Schade ist, dass die Funktion so stark sen beachtet werden. Bedient man funktion führen. Hält man das Gerät von Karabinerform und Querschnitt das Gerät in Bremshand-Oben-Posi- wie in der Bedienungsanleitung vor- abhängt; in dieser Hinsicht ist das Ge- tion, kann der Blockiermechanismus gegeben, kann es trotz Einhalten des rät noch nicht völlig ausgereift. Bei nicht wirken. Wird das Bremshand- Bremshandprinzips versagen (siehe Verwendung mit dem empfohlenen prinzip verletzt (keine Bremshand am Erklärungen in DAV Panorama 3/10). HMS-Karabiner „Mini“ ist es eine Seil), spricht das Gerät zwar schon bei Beim Ablassen ist die Reibung sehr interessante Neuentwicklung für An- sehr geringen Impulsen an, ein harter gering, eine zusätzliche Umlenkung fänger wie Experten. Sturz wird aber erst nach enorm gro- im Bremsseil ist zu empfehlen. ßem Seildurchlauf gebremst. Fazit: Sehr komplexes Gerät mit ver- Sum: mühsam, mit Tücken Das Smart funktioniert nur zu- steckten Bedienungstücken und da- Gerät mit geringer Verbreitung. verlässig bei Verwendung mit HMS- her hohem Unfallpotenzial. Nur für Durch die weiche Feder spricht die oder Ovalkarabinern. Bei stark ge- Experten. Blockierfunktion sehr früh und be- krümmten D-förmigen Karabinern reits bei geringer Zugkraft an. Ab oder in der schmalen Seite eines HMS Click-Up: hängt vom Karabiner ab einem Seildurchmesser von 10 Mil- hat das Gerät nur noch wenig Brems- Ganz neu auf dem Markt. Die Be- limeter und größer wird der Wider- kraft; das sollte man unbedingt ver- dienung gleicht exakt der Tube-Siche- stand beim Seilausgeben deswegen meiden! rung. Durch die hohe Ansprechkraft unangenehm. Das Ablassen ist bei dicken Seilen ist kein Aufhalten des Blockiermecha- Gefahren: Um das Seil ausgeben zu schwer dosierbar und unangenehm nismus zum Seilausgeben notwen- können, muss man das Seil zum Kör- (leicht abhängig von der Form des Ka- dig, solche Fehlanwendungen werden per hin ausziehen und dabei das Gerät rabinerquerschnitts). vermieden. Das Einhalten des Brems- in einer horizontalen Position fixie- 57
  • 3. DAV Panorama 4/2010 Eddy Nine Zap-O-Mat Grigri Fotos: DAV-Sicherheitsforschung ren. Kippt man das Gerät in eine stei- tionsprinzip ähnelt sehr dem Logic man es nach unten und zum Körper lere Position, kann die Blockierfunk- von Cassin. Auf den ersten Blick wirkt hin ziehen, wodurch es anfällig für re- tion nicht mehr ansprechen. Vorsicht: das Gerät simpel, stellt sich bei der flexbedingte Panik-Unfälle ist. Das Gerät muss unbedingt im Kara- Anwendung jedoch als sehr komplex Fazit: Eine gewisse Anfälligkeit gegen- biner fixiert werden. Sonst kann es heraus. über menschlichen Reflexen und die sich bei einigen Karabinerformen ver- Gefahren: Bereits beim Seileinlegen Wahl der richtigen Federeinstellung kanten, wodurch die Blockierfunkti- kamen wir ins Straucheln. Es existie- verlangen Erfahrung. Akzeptables Ge- on nicht mehr gegeben ist. Auch ei- ren sieben Möglichkeiten, wobei eini- rät für Fortgeschrittene und Experten. ne Querstellung des Karabiners kann ge fatal wären. Hat man diese Heraus- zur Fehlfunktion führen. Öffnen des forderung bewältigt, bleibt die Gefahr, Grigri: der Klassiker für Kenner Blockiermechanismus zum Ablas- dass sich beim Sichern möglicherwei- Das Grigri ist sozusagen der Platz- sen kann zu reflexbedingten Unfällen se die Führung des Seils im Gerät ver- hirsch der Halbautomaten mit der führen. ändert und damit auch die Bremswir- weitesten Verbreitung. Setzt man die Fazit: Durch einige versteckte Bedie- kung. Ob die Blockierung anspricht, Unfallzahlen in Relation zur Verwen- nungstücken besitzt das Gerät ein ho- hängt von der Bremshandposition ab. dungshäufigkeit, ist das Grigri kein hes Unfallpotenzial. Nur für Experten Probleme bereitet der Wechsel aus der Ausreißer. zu empfehlen. Blockierstellung zum Ablassen: Das Gefahren: Das Gerät ist anfällig für Fehl- Gerät zeigt dabei eine sehr geringe bedienungen aufgrund der mensch- Eddy: ideal zum Topropen Bremswirkung. Wird das Brems- lichen Reflexe sowohl beim Seilaus- Sehr massives Gerät mit komplexer handprinzip verletzt, ist die Blockier- geben wie beim Ablassen: Es gab Mechanik. Positiv fällt die Panik-Si- funktion zufallsgeprägt: Bei unserem einige Unfälle durch Festhalten des cherung beim Ablassen auf. Das Seil- Selbstblockier-Test sprach das Gerät Blockiermechanismus beim Seil- einziehen ist problemlos, das Seilaus- erst nach einem Seildurchlauf von 176 ausgeben und durch die Schreck- geben hingegen fast nicht zumutbar. Zentimetern an. reaktion, den Ablasshebel komplett Gefahren: Das Öffnen des Geräts ist Fazit: Das Gerät hat einige Bedie- durchzuziehen. gewöhnungsbedürftig. Zum Seilaus- nungstücken beim Seileinlegen und Ohne Bremshand am Seil löst das geben fehlt eine dritte Hand, da der beim Wechsel zum Ablassen. Daher Gerät bei kleinen Stürzen und viel Blockierbolzen aufgehalten werden nur für Experten zu empfehlen. Seilreibung nicht aus, weil zur Aus- muss, während eine Hand das Seil lösung des Blockiermechanismus ein auszieht und die fehlende dritte das Zap-O-Mat: kreatives Konzept Federwiderstand überwunden wer- Bremsseil halten sollte. Fehlbedie- Das Zap-O-Mat ähnelt sehr dem den muss. Eine korrekte Bedienung nungen sind daher naheliegend. Sirius von TRE, ist aber für Einfach- ist komplex und wenig intuitiv. Fazit: Exzellentes Gerät zum Toprope- seile gebaut. Die Besonderheit: Man Fazit: Hat man Erfahrung beim Ablas- Sichern, auch für Anfänger und Kin- kann die Federhärte variieren, die sen und bedient das Gerät nach der der. Für die Vorstiegssicherung aller- den Auslösewiderstand bestimmt. So „Gaswerkmethode“ (siehe DAV Pa- dings ungeeignet, da entweder das lässt sich das Gerät dem Seil anpas- norama 3/10) ist das Gerät für Erfah- Bremshandprinzip verletzt werden sen: dickes Seil – harte Feder, dünnes rene und Experten empfehlenswert. muss oder aber die Bedienung äußerst Seil – weiche Feder. unkomfortabel ist. Gefahren: Ob die Blockierung anspricht, Fazit: Lern's und mach‘s richtig ist von der Bremshandposition abhän- Da Menschen fehlbar sind, müsste Nine: viele Fehleroptionen gig. Das Gerät sollte nur mit Brems- das perfekte Sicherungsgerät eigent- Von dem Gerät lag uns nur ein Pro- handposition unten bedient werden, lich ein Vollautomat sein – aber es gibt totyp vor, der aber im Wesentlichen auch wenn der Hersteller beide Mög- eben bestenfalls Halbautomaten. Bei dem Seriengerät entspricht. Sein Funk- lichkeiten zulässt. Zum Ablassen muss all diesen Geräten ist die Bremsseil- 58
  • 4. DAV Panorama 4/2010 Sichern | Sicherheitsforschung Sicherungs- geräte im Vergleich Gerät Grigri Zap-O-Mat Cinch Smart 1 Click-Up Nine 2 Eddy Sum Hersteller Petzl Edelrid Trango Mammut CT Salewa Edelrid Faders Seildurchmesser 9,7-11 mm 3 8,9-10,5 mm 9,4-11 mm 8,9-10,5 mm 9-10,5 mm 9-11 mm 9-11,4 mm 9,1-10,5 mm Gewicht 227 g 164 g 179 g 81 g 117 g 156 g 2 361 g 255 g Preis 69,90 € 69,90 € 69,90 € 29,90 € 46,90 € 44,95 € 99,90 € 79,80 € Bedienungs- 9,1 mm neu: ++ + 4 ++ + + + – + komfort 7 10,3 mm alt: +/– +/– 4 + +/– +/– – –– – Ablassen 8 +/– – –– – + –– ++ +/– Durchlaufwert 9 9,7 neu: 3,4 kN 9,1 neu: 1,3 kN 9,4 neu: 1,6 kN 9,1 neu: 0,6 kN 9,1 neu: 1,3 kN 9,1 neu: 1,9 kN 9,1 neu: 2,6 kN 9,1 neu: 2,4 kN (statisch) 10,3 alt: 4,1 kN 10,3 alt: 2,8 kN 4 10,3 alt: 3,7 kN 10,3 alt: 0,8 kN 10,3 alt: 3,9 kN 10,3 alt: 2,1 kN 10,3 alt: 5,2 kN 10,3 alt: 5,1 kN Auto-Blockier-Funktion A: 10 +/– – 4 + ++ 6 –– + +/– ++ bei Sturz unter Umlenkung (meistens) (nur zufällig) (bei Hebel (bei Reibung (stoppt nur (nach großem (meistens) (zuverlässig) rechts ja) zuverlässig) bei Krangel) Durchlauf ja) Auto-Blockier-Funktion B: 11 ++ + + – 6 in 2,5 m + +/– + + Sturz 1 m über erster Exe 5 (4 cm) (66 cm) (45 cm) nicht gestoppt (39 cm) (176 cm) (32 cm) (41 cm) Komplexität Seilausgeben 12 – +/– –– + ++ + –– +/– Fehler- Bremshand- A – +/– –– ++ ++ + –– –– anfälligkeit prinzip 13 B + – + +/– –– +/– +/– + menschliche Reflexe 14 – – –– ++ ++ + +/– +/– Bremsmechanik 15 +/– – –– + + –– – – Karabinerabhängigkeit 16 keine gering keine bedingt ja, extrem gering keine ja, extrem Zielgruppe G + E 17 G + E E A + G + E + J A + G + E + J (G) + E Vorstieg/Toprope (G) + E E/A+J 1 Das Gerät unterstützt die Handkraft, blockiert aber nicht vollständig; deshalb kein Halbautomat im eigentlichen Sinn (wird auch vom Hersteller so kommuniziert) 2 Von diesem Gerät lag uns nur ein Prototyp für die Bewertung vor 3 10-11 mm auf dem Gerät angegeben, laut Bedienungsanleitung ist bis 9,7 mm zulässig 4 as Gerät hat zwei Federhärten für den Blockierbolzen; gemessen wurde die weiche beim dünnen und die harte beim dicken Seil D 5 Getestet wurde der Seildurchlauf bei einem Sturz in die Exe mit 2,0 m Fallhöhe, 88 kg, ohne Bremshand am Seil und mit dem dünnsten laut Bedienungsanleitung zugelassenen Seil (Smart, Zap-O-Mat, Click-Up, Nine, Eddy, Sum mit 9,1 mm Joker; Grigri mit 9,7 mm Booster; Cinch mit 9,4 mm Stinger) 6 Gerät spricht sehr gut an. Ohne Bremshand am Bremsseil und ohne Seilreibung (keine weiteren Zwischensicherungen) ist die Bremskraft zu gering und stoppt den Sturz nicht. Ein Vor- Das stiegssturz mit Zwischensicherungen im Seilverlauf (Kletterhallensituation) hingegen wurde vom Gerät auch ohne Bremshand am Bremsseil gestoppt. Was getestet wurde: (++ sehr gut,+ gut, +/– neutral, – ungünstig, –– sehr ungünstig) 7 Bedienungskomfort: Widerstand beim Seilausgeben mit einem neuen 9,1-mm- und einem stark gebrauchten 10,3-mm-Seil 8 Ablassen: Ablassverhalten mit dem dünnsten zugelassenen Seildurchmesser 9 Durchlaufwert: Bei zwei unterschiedlichen Seilen wurde gemessen, ab welcher Kraft das Seil bei Blockierung durch das Gerät läuft 10 Auto-Blockier-Funktion A: Stoppt das Gerät ohne Bremshand am Bremsseil einen Sturz in der Toprope-Situation mit eingehängten Exen (normale Seilreibung)? 11 Auto-Blockier-Funktion B: Ob und nach welchem Seildurchlauf stoppt das Gerät ohne Bremshand am Bremsseil einen Sturz einen Meter über der ersten Zwischensicherung? 12 Komplexität Seilausgeben: Wie kompliziert ist das für Halbautomaten heikle Seilausgeben entsprechend der empfohlenen Bedienungsanleitung? 13 Fehleranfälligkeit Bremshandprinzip: Wie wahrscheinlich ist das Loslassen des Bremsseils (A) und wie fatal sind die Folgen des Fehlers (B)? 14 Fehleranfälligkeit Reflexe: Wie anfällig ist das Gerät für Fehlbedienungen durch Reflexhandlungen wie etwa die Schreckreaktion „Zudrücken“? 15 Fehleranfälligkeit Bremsmechanik: Wie anfällig ist das Gerät bezüglich einer fehlerhaften Bremshandposition oder bei ungünstiger Geräteposition? 16 Karabinerabhängigkeit: Wie abhängig ist die Funktion des Geräts von Karabinerform und -querschnitt? 17 Zielgruppe: A = Anfänger, G = Geübte, E = Experten, J = Jugendliche/Kinder (10-16 J.) kontrolle essenziell, jedes Gerät kann es kein Halten mehr und der Part- thode sicher bedienen. Die Tabelle gibt falsch bedient werden. Wie nahelie- ner liegt am Boden. Ein Grund, sich einen Überblick über unsere Unter- gend jedoch Fehlbedienungen sind, gut zu überlegen, ob man nicht doch suchungen und zu genaueren Details. liegt mit am Gerät. zu einem sinnvollen Halbautomaten Auf eines der Grundprobleme beim Dynamische Sicherungsgeräte sind greift und sich intensiv mit dessen Sichern, einen großen Gewichtsun- von ihrer Bedienung her leichter zu korrekter Bedienung auseinander- terschied, werden wir in einer künf- durchschauen. Aber wenn sich einmal setzt. Positiv ist, dass die neuen Ge- tigen Veröffentlichung eingehen. o ein kleiner Fehler einschleicht, ein zu räte Smart und Click-Up stark in Rich- Videos im Web: Die richtige Bedienung aller dünnes Seil, einmal doch die Brems- tung intuitiver und einfacher Bedie- üblichen Sicherungsgeräte sowie fatale und häufig zu hand nicht am Seil, ein Sturz just im nung gehen. Und auch das gute alte beobachtende Fehlbedienungen finden Sie als Video- Moment des Umgreifens, dann gibt Grigri lässt sich mit der Gaswerkme- Clips auf www.sicher-klettern.de 59