SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 9
Downloaden Sie, um offline zu lesen
Die Emerging Market-Regionen werden zum
   erfolgsversprechenden R&D-Standort für
                       Automobilzulieferer
Seite |2


Indien und China bieten interessante Rahmenbedingungen für Car Supplier
Die Emerging Market-Regionen werden zum erfolgsver-
sprechenden R&D-Standort für Automobilzulieferer

München, 20. Juni 2011

Im Krisenjahr 2009 wurde die absolute Höhe der weltweiten branchenübergreifenden
Forschungs- und Entwicklungsausgaben um 1,9% zurückgefahren. In vielen Industriestaaten
haben die Unternehmen ihre Aufwendungen im Bereich Forschung und Entwicklung
(Research & Development, R&D) sogar noch deutlicher gesenkt, wie die Werte für die
Europäische Union von -2,6% sowie für die USA von -5,1% verdeutlichen.1 Der Umfang der
für den Bereich R&D veranschlagten finanziellen Mittel konnte in Anbetracht der tiefen
Rezession infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie der zum Teil enormen
Umsatzeinbrüche in weiten Teilen der Weltwirtschaft jedoch auf einem beachtlich hohen
Niveau verharren. Diese - in Relation zur gesamtwirtschaftlichen Leistung - moderaten
Kürzungen der R&D-Ausgaben zeigen, welch hohe Bedeutung die Unternehmen den
Themen Innovationsfähigkeit und Technologieerwerb beimessen. Die Ausgaben für
Forschungs- und Entwicklungsleistungen von Unternehmen in den Industriestaaten
verharrten trotz des wirtschaftlich unsicheren Umfeldes auf einem hohen Niveau, so dass die
durchschnittlichen R&D-Intensitäten2 der Unternehmen in den Industriestaaten sogar noch
gesteigert werden konnten.



Innovationsfähigkeit und Technologievorsprung
als entscheidender Erfolgsfaktor

Insbesondere bei der Herstellung technologisch innovativer und diversifizierter Produkte, wie
dies in der Automobilindustrie der Fall ist, wird dem Bereich Forschung und Entwicklung
innerhalb der Wertschöpfungskette eine entscheidende Bedeutung beigemessen. Im Bereich
der Automobilbranche werden weltweit nach den Branchen Pharma- und Biotechnologie
sowie der IT- und Hardwareentwicklung die im Umfang höchsten absoluten R&D-Ausgaben
bereitgestellt. In der Europäischen Union sowie in Japan sind die Hersteller und Zulieferer
der Automobilindustrie im Branchenvergleich sogar führend hinsichtlich der R&A-Auf-
wendungen.3



Aufholjagd der Emerging Market-Staaten bei der Forschung und Entwicklung

Sowohl die Regierungen als auch die Unternehmen in den relevanten Emerging Market-
Regionen haben die große Bedeutung – und vor allem auch den nach wie vor existierenden
Nachholbedarf – von Investitionen in Know-how und Methodenkompetenz für die zukünftige
globale Wettbewerbsfähigkeit erkannt und etablieren bzw. erweitern vermehrt ihre


1
    Vgl. The 2010 EU Industrial R&D Investment Scoreboard, European Commission.
2
    Die R&D-Intensität ergibt sich aus dem Verhältnis der R&D-Aufwendungen und dem Umsatz eines Unter-
    nehmens bzw. der Wirtschaftsleistung einer Ökonomie.
3
    Vgl. The 2010 EU Industrial R&D Investment Scoreboard, European Commission.
Seite |3


Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Der Anteil der Forschungs- und Entwicklungs-
ausgaben an der Wirtschaftsleistung ist in den Emerging Market-Ökonomien im inter-
nationalen Vergleich nach wie vor als äußerst gering einzustufen. Vor allem Indien hinkt den
internationalen Wettbewerbern aus den Triade-Märkten noch immer in Bezug auf die R&D-
Aufwendungen hinterher. Im Jahre 2007 wurden nur etwa 0,8% des BIP in R&D-Leistungen
investiert. Auch in den nachfolgenden Jahren konnte dieser Anteil nur unwesentlich erhöht
werden. Lediglich ein Viertel dieser Leistungen wurde vom privaten Sektor erbracht, d.h.
durch R&D-Aktivitäten in unternehmenseigenen Forschungs- und Entwicklungsein-
richtungen. Der Großteil der R&D-Leistungen wird durch staatliche Fördermaßnahmen bzw.
Einrichtungen als Public-Contractors geleistet. Zur Verdeutlichung des Ausmaßes an
Nachholbedarf sei die durchschnittliche R&D-Intensität innerhalb der OECD-Staaten von
2,28% sowie von über 3% (2009) in Deutschland genannt. 4 Dennoch sind intensive
Bemühungen - nicht zuletzt durch staatliche Subventionen und Steuererleichterungen im
Rahmen von R&D-Aktivitäten - in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens zu erkennen,
die sich in hohen Wachstumsraten der absoluten R&D-Ausgaben widerspiegeln. Der in den
vorangegangenen Jahren zu beobachtende positive Trend in den asiatischen Regionen
konnte selbst im Krisenjahr 2009 mit Wachstumsraten der R&D-Ausgaben von etwa 40% für
China sowie über 27% für Indien fortgesetzt werden.



Verschiebung der weltweit erbrachten R&D-Aktivitäten

Die enorme Bedeutung der eigenen Kompetenzstellung im Bereich R&D sowie ausgeprägter
Entwicklungsfähigkeiten für die Erfolgsaussichten im internationalen Wettbewerb rückt
zunehmend ins Bewusstsein der Entscheider aus Wirtschaft und Politik der Emerging
Market-Regionen. Diese zu beobachtende Entwicklung schlägt sich auch zunehmend im
Anteil der weltweit erbrachten R&D-Aktivitäten nieder. Die fortschreitende Verschiebung der
weltweiten R&D-Aktivitäten lässt sich anhand des UNESCO Science Reports aus dem Jahre
2010 verdeutlichen.5 Während im Jahre 1990 noch etwa 92% aller weltweit erbrachten R&D-
Aktivitäten auf nur sieben OECD-Staaten entfielen, sank der Anteil aller Industriestaaten
überhaupt auf nur noch 76% im Jahre 2007. Vor allem China und Indien gewinnen als
Forschungs- und Entwicklungsstandorte immer mehr an Bedeutung. Bereits 11,6% der
gesamten globalen R&D-Aufwendungen entfielen 2007 (2002: 6,6%) auf diese beiden
Volkswirtschaften, womit diese ihren Anteil innerhalb nur eines halben Jahrzehnts nahezu
verdoppeln konnten. 6




4
    Vgl. Länderbericht Indien (2009), Kooperation International, Hrsg. Internationales Büro des BMBF und VDI
    Technologiezentrum.
5
    Vgl. UNESCO Science Report 2010, United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, Paris,
    France.
6
    Vgl. UNESCO Institute for Statisitcs.
Seite |4


                                                                26,1%

                                                                                                            13,7%
                        35,1%




                                                                             23,3%
                                                                                                                            12,9%



                                      32,6%
                                                                                                            2002            2007
                                                                2002         2007                                   Japan
                                                                        EU


                        2002          2007                                                                                     8,9%
                                USA                                                                  2,2%
                                                                                                               5,0%
                                                                                     1,6%




                                                                                     2002            2007     2002            2007
                                                         1,8%                               Indien                    China
                                              1,6%



                                              2002       2007
                                                 Brasilien




Abb.: Entwicklung der weltweiten prozentualen R&D-Anteile                               Quelle: UNESCO Institute for Statistics, H&P 2011



Von der „verlängerten Werkbank“ zum innovationstreibenden Marktteilnehmer

Der dargestellte Trend wird sich aller Voraussicht nach mit Unterstützung staatlicher Förder-
maßnahmen – wie etwa Steuererleichterungen oder Subventionen im Zuge von R&D-
Leistungen - auch zukünftig fortsetzen.

Nach der im Februar 2008 durch die chinesische Regierung verkündeten Innovations-
strategie Chinas hat die Entwicklung der Wissenschaft und Technologie vor allem unter dem
Aspekt der Steigerung der Innovationsfähigkeit höchste Priorität. Zugleich soll die
Abhängigkeit von ausländischer Technologie stark reduziert werden. Der Ausbau des
Forschungspotenzials in China – und dies vor allem auch im öffentlichen Sektor - soll
kontinuierlich vorangetrieben werden, insbesondere mittels stark steigender R&D-Ausgaben
und paralleler Ausbildung von R&D-Personal. Der derzeitige R&D-Anteil am Brutto-
inlandsprodukt von etwa 1,6% soll bis zum Jahre 2020 auf bis zu 2,5% gesteigert werden,
was ein sehr ambitioniertes Ziel darstellt.

Auch die indische Regierung strebt mit hohem Engagement an, sich als führende
Wissenschaftsnation zu etablieren. Als Beispiel kann hierfür die Quote der Hochschul-
angehörigen sowie -absolventen angeführt werden, die auf Weltniveau angehoben werden
sollen. Zu diesem Zweck plant Indien die Eröffnung von über 70 neuen Hochschulen bis zum
Jahre 2020. Weiterhin verzeichnen staatliche Maßnahmen einen überproportionalen Anstieg
der Budgets für Forschung und Entwicklung.

Nach dem erklärten Willen der Staatsregierungen der Emerging Market-Länder soll die Rolle
der „verlängerten Werkbank“ für die Ökonomien der Industriestaaten nun endgültig gegen
die Rolle des Wettbewerbers auf Augenhöhe im Markt technologisch anspruchsvoller
Produkte eingetauscht werden. Die Zeit, in der die Emerging Markets das Interesse der
Marktteilnehmer aus den Industriestaaten lediglich auf Grund günstiger Lohn- und Rohstoff-
kosten sowie zur Generierung von Kostenvorteilen auf sich gezogen haben, scheint
endgültig der Vergangenheit anzugehören.
Seite |5


Zukünftig werden die Hebung der Innovationskraft sowie das Ausnutzen des umfangreichen
Humankapitals im Fokus der wirtschaftenden Akteure stehen.



Forschungs- und Entwicklungsleistungen folgen der Produktion


Die Volkswirtschaften der sogenannten Emerging Markets - und dabei insbesondere
diejenigen aus dem asiatischen Wirtschaftsraum - rücken im Rahmen der Suche nach
einem geeigneten Forschungs- und Entwicklungsstandort von Unternehmen der Triade-
Märkte zunehmend nach oben auf der Prioritätenliste. Nachdem im Zuge der
Globalisierungswelle in einem ersten Schritt vor allem die Kernbereiche der Wertschöpfungs-
kette wie etwa der Einkauf – im Rahmen der Abwägung zwischen Global und Local
Sourcing7 - oder die Teilfertigung, CKD-Produktion bzw. ein Assembly von Produkten in die
Niedriglohnländer wie China, Indien oder Osteuropa ausgelagert wurden, folgen konse-
quenterweise mittlerweile auch vermehrt Tätigkeiten aus dem Bereich Forschung und
Entwicklung.

Neben dem derzeit noch gegenüber den Triade-Märkten vorherrschenden niedrigeren
Lohnniveau steht der Zugang zu den an Ausmaß sowie Kaufkraft immer größer und
attraktiver werdenden Absatzmärkten sowie der Zugang zu den Rohstoffen, wie seltene
Erden, ganz oben auf der Liste der Standortkriterien. Die Besonderheiten der dortigen
Märkte sowie die ganz speziellen Anforderungen und Wünsche der ansässigen Kundschaft
erfordert die Entwicklung neuartiger und maßgeschneiderter Produktangebote, für die es in
den bisherigen westlichen Heimatmärkten in dieser Form keine oder lediglich eine geringe
Nachfrage gibt. Die speziell für die an Kaufkraft und Umfang wachsende Mittelschicht der
Emerging Markets entwickelten Modelle und Komponenten unterscheiden sich hinsichtlich
Funktionalität und Preis zum Teil deutlich von denen der westlichen Märkte, so dass es in
der Regel nicht ausreicht, diese Märkte mit konventionellen, zwar gereiften, aber
technologisch überholten und nach unten gestrippten – und damit preisgünstigeren -
Produktlinien aus den entwickelten Volkswirtschaften zu bedienen.

Trotz der steigenden Durchschnittseinkommen und des wachsenden Wohlstands wird der
dauerhafte Absatz bzw. Export von Premiumprodukten und hochpreisigen Modellangeboten
bzw. Komponenten, die für den originären Absatz in europäischen Märkten ausgerichtet
sind, in den Emerging Markets auf absehbare Zeit nur ein Nischensegment bleiben. Vielmehr
steht die Entwicklung von auf die Bedürfnisse und die Konsumbereitschaft der lokal
ansässigen Konsumenten konzipierten und abgestellten Produkten im Vordergrund. Aus
diesem Grund müssen bei der Entwicklung von für die Schwellenmärkte bestimmten
Produkten ausreichend Kenntnisse des regionalen Contents vorhanden sein und alle erfolgs-
kritischen Marktbesonderheiten berücksichtigt werden. Die Aneignung regional- bzw.
länderspezifischer Kenntnisse der Marktbesonderheiten kann in der Regel effektiv nur vor
Ort und unter Einbezug lokal ansässiger personeller Ressourcen erfolgen, so dass der
Aufbau und der Betrieb von lokal ansässigen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen in
den betreffenden Märkten als erfolgsentscheidender Bestandteil einer umfassenden
Unternehmensstrategie zunehmend an Bedeutung gewinnt.


7
    In einigen Staaten, wie etwa China, bestehen Vorgaben hinsichtlich des Anteils der am nationalen (lokalen)
    Standort erbrachten Gesamtwertschöpfung eines Produkts, der unter dem Namen local content bekannt ist.
Seite |6


Technologietransfer / Rückfluss von Know-how

Während die vorrangige Zielsetzung einer Standortverlagerung von R&D-Aktivitäten seitens
der Pioniere bzw. „First Mover“ in der Regel durch die Anpassung der Produkte an die
lokalen Anforderungen der Emerging Markets geprägt sein wird, gewinnen für die Zukunft
zunehmend der technologische Transfer und der Rückfluss von Know-how zu den
Industrieländern an Bedeutung. Die Offshoring-Konzepte der Unternehmen aus den
entwickelten Märkten konzentrieren sich nicht mehr lediglich auf das Heben der
kostenreduzierten Ressourcen v.a. in den Bereichen Personal und Rohstoffe, sondern der
Faktor Technologieerwerb gewinnt mit weitreichender Ausprägung an Bedeutung. Im
Bereich der Automobilindustrie werden ohne Zweifel die Entwicklung und der Absatz von
modularen und Small-Car-Konzepten bzw. Low-Cost-Fahrzeugen sowie deren Komponenten
in den Emerging Markets im Vordergrund stehen. Der Aufbau von Produktionsplattformen
und der Know-how-Gewinn in diesem Segment können dabei helfen, die Marktstellung auf
dem heimischen Markt abzusichern und Marktanteile in neuen Märkten zu gewinnen. So
können Erfahrungswerte aus innovativen Fertigungsprozessen, die sich zum Beispiel in der
Produktion von Low-Cost-Fahrzeugen bewährt haben, für die Herstellung qualitativ
hochwertiger Modelle und Komponenten nutzbar gemacht werden. Auch zeichnet sich in
Europa – und mittlerweile auch im amerikanischen Markt – zunehmen der Downsizing-Trend
zu kleineren und damit verbrauchsärmeren Fahrzeugklassen ab.

Auch in diesem Zusammenhang können Erfahrungswerte aus der in den Emerging Market
ansässigen Entwicklungsstätten bei der Entwicklung hinsichtlich der für die Triade-Märkte
bestimmten Produkte genutzt werden. Aus einem generierten „Wissensspeicher“- Ansatz der
in den letzten Jahrzehnten praktizierten Top-down-Strategie im Automobilbau können auf
umgekehrtem Weg im Bottom-up-Verfahren aus den Low-Cost-Ansätzen der Emerging
Markets Erfahrungen und Methoden in die Entwicklungs- und Produktionsansätze der
Triade-Hersteller und OEMs aus dem Automobilzuliefer- und Industriebereich fließen und
somit die Marktstellung in den Heimatmärkten abgesichert werden.



Weshalb die aufstrebenden asiatischen Regionen interessante
Alternativen bei der Auswahl von R&D-Standorten sein können


Die Gründe, weshalb insbesondere Indien und China in den letzten Jahren vermehrt zu
ernstzunehmenden Kandidaten im Rahmen der Wahl eines R&D-Standortes westlicher
Automobilzulieferer aufgestiegen sind, umfassen neben der beschriebenen Nähe zu den
gegenüber den gereiften Märkten enorm schnell wachsendenden Absatzmärkten und der
tieferen lokalen Marktkenntnis vor allem Einsparungen auf Seiten der Personalkosten sowie
die im Vergleich zu anderen Niedriglohnregionen gute Verfügbarkeit von qualifizierten
Ingenieuren und Fachkräften.

Während lange Zeit vor allem in chinesischen Unternehmen ein sehr hierarchisches
Miteinander herrschte und chinesische Mitarbeiter meist nur reproduzierende Tätigkeiten
ausführten, sind diese vermehrt bereit, Verantwortung und Abstraktionskompetenz zu
übernehmen.
Seite |7


Verfügbarkeit qualifizierter Ingenieure und Fachkräfte

Sowohl Indien als auch China bieten ein großes Potenzial an hervorragend qualifizierten und
motivierten Ingenieuren. Für Unternehmen der Automobilzulieferindustrie wird es zukünftig
von erfolgsentscheidender Bedeutung sein, dieses Ingenieurpotenzial für sich zu nutzen, da
viele westliche Unternehmen – auf Grund des demographischen Wandels – bereits
Nachwuchssorgen insbesondere in den entwicklungsrelevanten Bereichen haben oder mit
diesen in naher Zukunft konfrontiert werden. Die derzeit prognostizierten 35.000 bis 40.000
Ingenieure, die jedes Jahr deutsche Universitäten verlassen, werden aller Voraussicht nach
nicht ausreichen, um den Bedarf an Ingenieuren in der Automobilindustrie sowie den
weiteren R&D-intensiven Branchen zu decken. Insbesondere für die zukünftigen großen
Herausforderungen innerhalb der Automobilindustrie - wie etwa die Entwicklung neuer sowie
verbraucharmer Antriebskonzepte, der Grundlagenforschung zur Elektrifizierung von
Fahrzeugkonzepten oder der Gewichtsreduzierung aller Baugruppen und Komponenten im
Fahrzeugbau – werden dringend benötigte Ingenieure und Fachkräfte fehlen, und das vor
allem im Bereich der mittelständischen Unternehmen. Durch den Auf- und Ausbau von R&D-
Kapazitäten in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens sowie durch die Nutzung der
dortigen Ingenieurkapazitäten in Verbindung mit einem intelligenten System zur Nutzung
aller globalen Entwicklungskapazitäten kann diese Lücke zum Teil geschlossen werden. In
Indien beispielweise liegt die Zahl der Absolventen von Ingenieurstudiengängen bei bis zu
400.000 pro Jahr.

Auch wenn sowohl China als auch – noch in einem stärkerem Ausmaß – Indien den
Bildungsstand der westlichen Wettbewerber noch nicht ganz erreichen8, bieten diese Staaten
allein auf Grund der bereits hohen Bevölkerungszahlen und deren prognostizierten
Entwicklung ein enormes Potenzial an personellen Ressourcen.

Neben der mittelfristig bereits erheblich verbesserten Verfügbarkeit von Fachkräften und
Ingenieuren liegen die Personalkosten in den Emerging Markets weiterhin erheblich unter
denen der westlichen Industriestaaten. Ein Anpassungsprozess der Löhne und Lohnneben-
kosten kann aber bereits jetzt in den Emerging Markets beobachtet werden und wird in den
nächsten 5-7 Jahren zu einer Bereinigung der Ungleichgewichte gegenüber den Triade
Märkten führen.



Markteintritt und Partnersuche


Ein Markteintritt in die Emerging Market-Regionen zum Zwecke des Aufbaus von
Forschungs- und Entwicklungskapazitäten wird für viele Unternehmen der Automobilindustrie
zum erfolgsentscheidenden Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie. Insbesondere für
mittelständische Unternehmen stellt die Suche nach einem geeigneten lokalen
Kooperationspartner oder der Aufbau eigener R&D-Zentren jedoch in der Regel eine
zeitaufwendige und schwierige Herausforderung dar. Auf Grund unzureichender Kenntnisse
des jeweiligen Marktumfeldes sowie fehlender Kontakte und Netzwerke erweist sich diese
Aufgabe oftmals auch als unüberwindbare Hürde. Die Mehrheit der mittelständischen
Zulieferunternehmen ist daher bei einem Markteintritt in Indien, China oder den übrigen

8
    Siehe zur Entwicklung der Bildungsstandards in Indien und China beispielsweise den Education Index des
    United Nations Development Programme (UNDP).
Seite |8


attraktiven und zukunftsträchtigen Wirtschaftsregionen sowie bei der Suche nach einem
geeigneten Partnerunternehmen auf die Unterstützung eines Ansprechpartners oder
Beraters vor Ort angewiesen, der die Besonderheiten des Marktes und die wirtschaftlichen
sowie rechtlichen Gegebenheiten kennt. Nach der Ausarbeitung einer R&D-Strategie und der
Bestimmung des Anforderungsprofils eines möglichen Partners oder Standortes kann dieser
durch seine markt- und branchenspezifischen Kenntnisse bei der Identifikation potenzieller
Zielunternehmen oder Regionen unterstützen und Kontakte zu potenziellen Partnern
vermitteln.
Seite |9


Über uns
Die Häusler & Partner Consulting unterstützt Sie mit einem Team aus branchenerfahrenen
Experten bei allen Herausforderungen innerhalb der automobilen Wertschöpfungskette, von
den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten über die Beschaffung und Produktion bis zum
Vertrieb und die Logistik.

Unsere Beratung gründet auf einer ganzheitlichen Betrachtung. Wir setzen auf nachhaltige
Wachstumsstrategien und zielen auf die systemische Verknüpfung fünf elementarer
Faktoren der Wettbewerbsfähigkeit:

      Smarte Geschäftsmodelle
      Innovative Produkte
      Kreative Wertschöpfung
      Optimale Prozesse
      Profitable Marktpräsenz


Wir berücksichtigen bei unserer Beratung alle Ebenen der betrieblichen Praxis, angefangen
bei der Strategieausrichtung über das Portfolio-Management und die Corporate Finance bis
zu den Operations. Als Strategie- und Prozessberater arbeiten wir für namhafte
Unternehmen – von global ausgerichteten mittelständischen Firmen bis zu weltweit
führenden Konzernen.

Unser Beratungsangebot im Bereich Mergers & Acquisitions deckt alle Phasen eines M&A-
Prozesses von der Pre-Merger-Phase bis hin zur operativen Post-Merger-Umsetzungsphase
ab. Unser Beratungsteam analysiert und bewertet das Unternehmens- und
Wettbewerbsumfeld und entwickelt darauf aufbauend maßgeschneiderte Wachstums- und
Marktstrategien. Durch ein leistungsfähiges und internationales Netzwerk aus branchen-
erfahrenen Beratern in Asien und Europa sind wir der richtige Ansprechpartner bei der
Standortanalyse sowie bei der Identifikation und Ansprache eines passenden Partners für
Ihre Globalisierungsstrategie.




                                                              Ansprechpartner/Kontakt

                                                     Robert M. Häusler, Managing Partner
                                                            Häusler & Partner Consulting

                                              Email: robert.haeusler@haeusler-partner.de
                                                           Web: www.haeusler-partner.de
                                                                   Tel.: +49 89 41156102

Weitere ähnliche Inhalte

Empfohlen

2024 State of Marketing Report – by Hubspot
2024 State of Marketing Report – by Hubspot2024 State of Marketing Report – by Hubspot
2024 State of Marketing Report – by HubspotMarius Sescu
 
Everything You Need To Know About ChatGPT
Everything You Need To Know About ChatGPTEverything You Need To Know About ChatGPT
Everything You Need To Know About ChatGPTExpeed Software
 
Product Design Trends in 2024 | Teenage Engineerings
Product Design Trends in 2024 | Teenage EngineeringsProduct Design Trends in 2024 | Teenage Engineerings
Product Design Trends in 2024 | Teenage EngineeringsPixeldarts
 
How Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental Health
How Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental HealthHow Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental Health
How Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental HealthThinkNow
 
AI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdf
AI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdfAI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdf
AI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdfmarketingartwork
 
PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024
PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024
PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024Neil Kimberley
 
Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)
Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)
Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)contently
 
How to Prepare For a Successful Job Search for 2024
How to Prepare For a Successful Job Search for 2024How to Prepare For a Successful Job Search for 2024
How to Prepare For a Successful Job Search for 2024Albert Qian
 
Social Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie Insights
Social Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie InsightsSocial Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie Insights
Social Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie InsightsKurio // The Social Media Age(ncy)
 
Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024
Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024
Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024Search Engine Journal
 
5 Public speaking tips from TED - Visualized summary
5 Public speaking tips from TED - Visualized summary5 Public speaking tips from TED - Visualized summary
5 Public speaking tips from TED - Visualized summarySpeakerHub
 
ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd
ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd
ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd Clark Boyd
 
Getting into the tech field. what next
Getting into the tech field. what next Getting into the tech field. what next
Getting into the tech field. what next Tessa Mero
 
Google's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search Intent
Google's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search IntentGoogle's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search Intent
Google's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search IntentLily Ray
 
Time Management & Productivity - Best Practices
Time Management & Productivity -  Best PracticesTime Management & Productivity -  Best Practices
Time Management & Productivity - Best PracticesVit Horky
 
The six step guide to practical project management
The six step guide to practical project managementThe six step guide to practical project management
The six step guide to practical project managementMindGenius
 
Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...
Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...
Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...RachelPearson36
 

Empfohlen (20)

2024 State of Marketing Report – by Hubspot
2024 State of Marketing Report – by Hubspot2024 State of Marketing Report – by Hubspot
2024 State of Marketing Report – by Hubspot
 
Everything You Need To Know About ChatGPT
Everything You Need To Know About ChatGPTEverything You Need To Know About ChatGPT
Everything You Need To Know About ChatGPT
 
Product Design Trends in 2024 | Teenage Engineerings
Product Design Trends in 2024 | Teenage EngineeringsProduct Design Trends in 2024 | Teenage Engineerings
Product Design Trends in 2024 | Teenage Engineerings
 
How Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental Health
How Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental HealthHow Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental Health
How Race, Age and Gender Shape Attitudes Towards Mental Health
 
AI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdf
AI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdfAI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdf
AI Trends in Creative Operations 2024 by Artwork Flow.pdf
 
Skeleton Culture Code
Skeleton Culture CodeSkeleton Culture Code
Skeleton Culture Code
 
PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024
PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024
PEPSICO Presentation to CAGNY Conference Feb 2024
 
Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)
Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)
Content Methodology: A Best Practices Report (Webinar)
 
How to Prepare For a Successful Job Search for 2024
How to Prepare For a Successful Job Search for 2024How to Prepare For a Successful Job Search for 2024
How to Prepare For a Successful Job Search for 2024
 
Social Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie Insights
Social Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie InsightsSocial Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie Insights
Social Media Marketing Trends 2024 // The Global Indie Insights
 
Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024
Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024
Trends In Paid Search: Navigating The Digital Landscape In 2024
 
5 Public speaking tips from TED - Visualized summary
5 Public speaking tips from TED - Visualized summary5 Public speaking tips from TED - Visualized summary
5 Public speaking tips from TED - Visualized summary
 
ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd
ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd
ChatGPT and the Future of Work - Clark Boyd
 
Getting into the tech field. what next
Getting into the tech field. what next Getting into the tech field. what next
Getting into the tech field. what next
 
Google's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search Intent
Google's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search IntentGoogle's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search Intent
Google's Just Not That Into You: Understanding Core Updates & Search Intent
 
How to have difficult conversations
How to have difficult conversations How to have difficult conversations
How to have difficult conversations
 
Introduction to Data Science
Introduction to Data ScienceIntroduction to Data Science
Introduction to Data Science
 
Time Management & Productivity - Best Practices
Time Management & Productivity -  Best PracticesTime Management & Productivity -  Best Practices
Time Management & Productivity - Best Practices
 
The six step guide to practical project management
The six step guide to practical project managementThe six step guide to practical project management
The six step guide to practical project management
 
Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...
Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...
Beginners Guide to TikTok for Search - Rachel Pearson - We are Tilt __ Bright...
 

Car Supplier: Successfull R&D in Emerging Markets

  • 1. Die Emerging Market-Regionen werden zum erfolgsversprechenden R&D-Standort für Automobilzulieferer
  • 2. Seite |2 Indien und China bieten interessante Rahmenbedingungen für Car Supplier Die Emerging Market-Regionen werden zum erfolgsver- sprechenden R&D-Standort für Automobilzulieferer München, 20. Juni 2011 Im Krisenjahr 2009 wurde die absolute Höhe der weltweiten branchenübergreifenden Forschungs- und Entwicklungsausgaben um 1,9% zurückgefahren. In vielen Industriestaaten haben die Unternehmen ihre Aufwendungen im Bereich Forschung und Entwicklung (Research & Development, R&D) sogar noch deutlicher gesenkt, wie die Werte für die Europäische Union von -2,6% sowie für die USA von -5,1% verdeutlichen.1 Der Umfang der für den Bereich R&D veranschlagten finanziellen Mittel konnte in Anbetracht der tiefen Rezession infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie der zum Teil enormen Umsatzeinbrüche in weiten Teilen der Weltwirtschaft jedoch auf einem beachtlich hohen Niveau verharren. Diese - in Relation zur gesamtwirtschaftlichen Leistung - moderaten Kürzungen der R&D-Ausgaben zeigen, welch hohe Bedeutung die Unternehmen den Themen Innovationsfähigkeit und Technologieerwerb beimessen. Die Ausgaben für Forschungs- und Entwicklungsleistungen von Unternehmen in den Industriestaaten verharrten trotz des wirtschaftlich unsicheren Umfeldes auf einem hohen Niveau, so dass die durchschnittlichen R&D-Intensitäten2 der Unternehmen in den Industriestaaten sogar noch gesteigert werden konnten. Innovationsfähigkeit und Technologievorsprung als entscheidender Erfolgsfaktor Insbesondere bei der Herstellung technologisch innovativer und diversifizierter Produkte, wie dies in der Automobilindustrie der Fall ist, wird dem Bereich Forschung und Entwicklung innerhalb der Wertschöpfungskette eine entscheidende Bedeutung beigemessen. Im Bereich der Automobilbranche werden weltweit nach den Branchen Pharma- und Biotechnologie sowie der IT- und Hardwareentwicklung die im Umfang höchsten absoluten R&D-Ausgaben bereitgestellt. In der Europäischen Union sowie in Japan sind die Hersteller und Zulieferer der Automobilindustrie im Branchenvergleich sogar führend hinsichtlich der R&A-Auf- wendungen.3 Aufholjagd der Emerging Market-Staaten bei der Forschung und Entwicklung Sowohl die Regierungen als auch die Unternehmen in den relevanten Emerging Market- Regionen haben die große Bedeutung – und vor allem auch den nach wie vor existierenden Nachholbedarf – von Investitionen in Know-how und Methodenkompetenz für die zukünftige globale Wettbewerbsfähigkeit erkannt und etablieren bzw. erweitern vermehrt ihre 1 Vgl. The 2010 EU Industrial R&D Investment Scoreboard, European Commission. 2 Die R&D-Intensität ergibt sich aus dem Verhältnis der R&D-Aufwendungen und dem Umsatz eines Unter- nehmens bzw. der Wirtschaftsleistung einer Ökonomie. 3 Vgl. The 2010 EU Industrial R&D Investment Scoreboard, European Commission.
  • 3. Seite |3 Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Der Anteil der Forschungs- und Entwicklungs- ausgaben an der Wirtschaftsleistung ist in den Emerging Market-Ökonomien im inter- nationalen Vergleich nach wie vor als äußerst gering einzustufen. Vor allem Indien hinkt den internationalen Wettbewerbern aus den Triade-Märkten noch immer in Bezug auf die R&D- Aufwendungen hinterher. Im Jahre 2007 wurden nur etwa 0,8% des BIP in R&D-Leistungen investiert. Auch in den nachfolgenden Jahren konnte dieser Anteil nur unwesentlich erhöht werden. Lediglich ein Viertel dieser Leistungen wurde vom privaten Sektor erbracht, d.h. durch R&D-Aktivitäten in unternehmenseigenen Forschungs- und Entwicklungsein- richtungen. Der Großteil der R&D-Leistungen wird durch staatliche Fördermaßnahmen bzw. Einrichtungen als Public-Contractors geleistet. Zur Verdeutlichung des Ausmaßes an Nachholbedarf sei die durchschnittliche R&D-Intensität innerhalb der OECD-Staaten von 2,28% sowie von über 3% (2009) in Deutschland genannt. 4 Dennoch sind intensive Bemühungen - nicht zuletzt durch staatliche Subventionen und Steuererleichterungen im Rahmen von R&D-Aktivitäten - in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens zu erkennen, die sich in hohen Wachstumsraten der absoluten R&D-Ausgaben widerspiegeln. Der in den vorangegangenen Jahren zu beobachtende positive Trend in den asiatischen Regionen konnte selbst im Krisenjahr 2009 mit Wachstumsraten der R&D-Ausgaben von etwa 40% für China sowie über 27% für Indien fortgesetzt werden. Verschiebung der weltweit erbrachten R&D-Aktivitäten Die enorme Bedeutung der eigenen Kompetenzstellung im Bereich R&D sowie ausgeprägter Entwicklungsfähigkeiten für die Erfolgsaussichten im internationalen Wettbewerb rückt zunehmend ins Bewusstsein der Entscheider aus Wirtschaft und Politik der Emerging Market-Regionen. Diese zu beobachtende Entwicklung schlägt sich auch zunehmend im Anteil der weltweit erbrachten R&D-Aktivitäten nieder. Die fortschreitende Verschiebung der weltweiten R&D-Aktivitäten lässt sich anhand des UNESCO Science Reports aus dem Jahre 2010 verdeutlichen.5 Während im Jahre 1990 noch etwa 92% aller weltweit erbrachten R&D- Aktivitäten auf nur sieben OECD-Staaten entfielen, sank der Anteil aller Industriestaaten überhaupt auf nur noch 76% im Jahre 2007. Vor allem China und Indien gewinnen als Forschungs- und Entwicklungsstandorte immer mehr an Bedeutung. Bereits 11,6% der gesamten globalen R&D-Aufwendungen entfielen 2007 (2002: 6,6%) auf diese beiden Volkswirtschaften, womit diese ihren Anteil innerhalb nur eines halben Jahrzehnts nahezu verdoppeln konnten. 6 4 Vgl. Länderbericht Indien (2009), Kooperation International, Hrsg. Internationales Büro des BMBF und VDI Technologiezentrum. 5 Vgl. UNESCO Science Report 2010, United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, Paris, France. 6 Vgl. UNESCO Institute for Statisitcs.
  • 4. Seite |4 26,1% 13,7% 35,1% 23,3% 12,9% 32,6% 2002 2007 2002 2007 Japan EU 2002 2007 8,9% USA 2,2% 5,0% 1,6% 2002 2007 2002 2007 1,8% Indien China 1,6% 2002 2007 Brasilien Abb.: Entwicklung der weltweiten prozentualen R&D-Anteile Quelle: UNESCO Institute for Statistics, H&P 2011 Von der „verlängerten Werkbank“ zum innovationstreibenden Marktteilnehmer Der dargestellte Trend wird sich aller Voraussicht nach mit Unterstützung staatlicher Förder- maßnahmen – wie etwa Steuererleichterungen oder Subventionen im Zuge von R&D- Leistungen - auch zukünftig fortsetzen. Nach der im Februar 2008 durch die chinesische Regierung verkündeten Innovations- strategie Chinas hat die Entwicklung der Wissenschaft und Technologie vor allem unter dem Aspekt der Steigerung der Innovationsfähigkeit höchste Priorität. Zugleich soll die Abhängigkeit von ausländischer Technologie stark reduziert werden. Der Ausbau des Forschungspotenzials in China – und dies vor allem auch im öffentlichen Sektor - soll kontinuierlich vorangetrieben werden, insbesondere mittels stark steigender R&D-Ausgaben und paralleler Ausbildung von R&D-Personal. Der derzeitige R&D-Anteil am Brutto- inlandsprodukt von etwa 1,6% soll bis zum Jahre 2020 auf bis zu 2,5% gesteigert werden, was ein sehr ambitioniertes Ziel darstellt. Auch die indische Regierung strebt mit hohem Engagement an, sich als führende Wissenschaftsnation zu etablieren. Als Beispiel kann hierfür die Quote der Hochschul- angehörigen sowie -absolventen angeführt werden, die auf Weltniveau angehoben werden sollen. Zu diesem Zweck plant Indien die Eröffnung von über 70 neuen Hochschulen bis zum Jahre 2020. Weiterhin verzeichnen staatliche Maßnahmen einen überproportionalen Anstieg der Budgets für Forschung und Entwicklung. Nach dem erklärten Willen der Staatsregierungen der Emerging Market-Länder soll die Rolle der „verlängerten Werkbank“ für die Ökonomien der Industriestaaten nun endgültig gegen die Rolle des Wettbewerbers auf Augenhöhe im Markt technologisch anspruchsvoller Produkte eingetauscht werden. Die Zeit, in der die Emerging Markets das Interesse der Marktteilnehmer aus den Industriestaaten lediglich auf Grund günstiger Lohn- und Rohstoff- kosten sowie zur Generierung von Kostenvorteilen auf sich gezogen haben, scheint endgültig der Vergangenheit anzugehören.
  • 5. Seite |5 Zukünftig werden die Hebung der Innovationskraft sowie das Ausnutzen des umfangreichen Humankapitals im Fokus der wirtschaftenden Akteure stehen. Forschungs- und Entwicklungsleistungen folgen der Produktion Die Volkswirtschaften der sogenannten Emerging Markets - und dabei insbesondere diejenigen aus dem asiatischen Wirtschaftsraum - rücken im Rahmen der Suche nach einem geeigneten Forschungs- und Entwicklungsstandort von Unternehmen der Triade- Märkte zunehmend nach oben auf der Prioritätenliste. Nachdem im Zuge der Globalisierungswelle in einem ersten Schritt vor allem die Kernbereiche der Wertschöpfungs- kette wie etwa der Einkauf – im Rahmen der Abwägung zwischen Global und Local Sourcing7 - oder die Teilfertigung, CKD-Produktion bzw. ein Assembly von Produkten in die Niedriglohnländer wie China, Indien oder Osteuropa ausgelagert wurden, folgen konse- quenterweise mittlerweile auch vermehrt Tätigkeiten aus dem Bereich Forschung und Entwicklung. Neben dem derzeit noch gegenüber den Triade-Märkten vorherrschenden niedrigeren Lohnniveau steht der Zugang zu den an Ausmaß sowie Kaufkraft immer größer und attraktiver werdenden Absatzmärkten sowie der Zugang zu den Rohstoffen, wie seltene Erden, ganz oben auf der Liste der Standortkriterien. Die Besonderheiten der dortigen Märkte sowie die ganz speziellen Anforderungen und Wünsche der ansässigen Kundschaft erfordert die Entwicklung neuartiger und maßgeschneiderter Produktangebote, für die es in den bisherigen westlichen Heimatmärkten in dieser Form keine oder lediglich eine geringe Nachfrage gibt. Die speziell für die an Kaufkraft und Umfang wachsende Mittelschicht der Emerging Markets entwickelten Modelle und Komponenten unterscheiden sich hinsichtlich Funktionalität und Preis zum Teil deutlich von denen der westlichen Märkte, so dass es in der Regel nicht ausreicht, diese Märkte mit konventionellen, zwar gereiften, aber technologisch überholten und nach unten gestrippten – und damit preisgünstigeren - Produktlinien aus den entwickelten Volkswirtschaften zu bedienen. Trotz der steigenden Durchschnittseinkommen und des wachsenden Wohlstands wird der dauerhafte Absatz bzw. Export von Premiumprodukten und hochpreisigen Modellangeboten bzw. Komponenten, die für den originären Absatz in europäischen Märkten ausgerichtet sind, in den Emerging Markets auf absehbare Zeit nur ein Nischensegment bleiben. Vielmehr steht die Entwicklung von auf die Bedürfnisse und die Konsumbereitschaft der lokal ansässigen Konsumenten konzipierten und abgestellten Produkten im Vordergrund. Aus diesem Grund müssen bei der Entwicklung von für die Schwellenmärkte bestimmten Produkten ausreichend Kenntnisse des regionalen Contents vorhanden sein und alle erfolgs- kritischen Marktbesonderheiten berücksichtigt werden. Die Aneignung regional- bzw. länderspezifischer Kenntnisse der Marktbesonderheiten kann in der Regel effektiv nur vor Ort und unter Einbezug lokal ansässiger personeller Ressourcen erfolgen, so dass der Aufbau und der Betrieb von lokal ansässigen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen in den betreffenden Märkten als erfolgsentscheidender Bestandteil einer umfassenden Unternehmensstrategie zunehmend an Bedeutung gewinnt. 7 In einigen Staaten, wie etwa China, bestehen Vorgaben hinsichtlich des Anteils der am nationalen (lokalen) Standort erbrachten Gesamtwertschöpfung eines Produkts, der unter dem Namen local content bekannt ist.
  • 6. Seite |6 Technologietransfer / Rückfluss von Know-how Während die vorrangige Zielsetzung einer Standortverlagerung von R&D-Aktivitäten seitens der Pioniere bzw. „First Mover“ in der Regel durch die Anpassung der Produkte an die lokalen Anforderungen der Emerging Markets geprägt sein wird, gewinnen für die Zukunft zunehmend der technologische Transfer und der Rückfluss von Know-how zu den Industrieländern an Bedeutung. Die Offshoring-Konzepte der Unternehmen aus den entwickelten Märkten konzentrieren sich nicht mehr lediglich auf das Heben der kostenreduzierten Ressourcen v.a. in den Bereichen Personal und Rohstoffe, sondern der Faktor Technologieerwerb gewinnt mit weitreichender Ausprägung an Bedeutung. Im Bereich der Automobilindustrie werden ohne Zweifel die Entwicklung und der Absatz von modularen und Small-Car-Konzepten bzw. Low-Cost-Fahrzeugen sowie deren Komponenten in den Emerging Markets im Vordergrund stehen. Der Aufbau von Produktionsplattformen und der Know-how-Gewinn in diesem Segment können dabei helfen, die Marktstellung auf dem heimischen Markt abzusichern und Marktanteile in neuen Märkten zu gewinnen. So können Erfahrungswerte aus innovativen Fertigungsprozessen, die sich zum Beispiel in der Produktion von Low-Cost-Fahrzeugen bewährt haben, für die Herstellung qualitativ hochwertiger Modelle und Komponenten nutzbar gemacht werden. Auch zeichnet sich in Europa – und mittlerweile auch im amerikanischen Markt – zunehmen der Downsizing-Trend zu kleineren und damit verbrauchsärmeren Fahrzeugklassen ab. Auch in diesem Zusammenhang können Erfahrungswerte aus der in den Emerging Market ansässigen Entwicklungsstätten bei der Entwicklung hinsichtlich der für die Triade-Märkte bestimmten Produkte genutzt werden. Aus einem generierten „Wissensspeicher“- Ansatz der in den letzten Jahrzehnten praktizierten Top-down-Strategie im Automobilbau können auf umgekehrtem Weg im Bottom-up-Verfahren aus den Low-Cost-Ansätzen der Emerging Markets Erfahrungen und Methoden in die Entwicklungs- und Produktionsansätze der Triade-Hersteller und OEMs aus dem Automobilzuliefer- und Industriebereich fließen und somit die Marktstellung in den Heimatmärkten abgesichert werden. Weshalb die aufstrebenden asiatischen Regionen interessante Alternativen bei der Auswahl von R&D-Standorten sein können Die Gründe, weshalb insbesondere Indien und China in den letzten Jahren vermehrt zu ernstzunehmenden Kandidaten im Rahmen der Wahl eines R&D-Standortes westlicher Automobilzulieferer aufgestiegen sind, umfassen neben der beschriebenen Nähe zu den gegenüber den gereiften Märkten enorm schnell wachsendenden Absatzmärkten und der tieferen lokalen Marktkenntnis vor allem Einsparungen auf Seiten der Personalkosten sowie die im Vergleich zu anderen Niedriglohnregionen gute Verfügbarkeit von qualifizierten Ingenieuren und Fachkräften. Während lange Zeit vor allem in chinesischen Unternehmen ein sehr hierarchisches Miteinander herrschte und chinesische Mitarbeiter meist nur reproduzierende Tätigkeiten ausführten, sind diese vermehrt bereit, Verantwortung und Abstraktionskompetenz zu übernehmen.
  • 7. Seite |7 Verfügbarkeit qualifizierter Ingenieure und Fachkräfte Sowohl Indien als auch China bieten ein großes Potenzial an hervorragend qualifizierten und motivierten Ingenieuren. Für Unternehmen der Automobilzulieferindustrie wird es zukünftig von erfolgsentscheidender Bedeutung sein, dieses Ingenieurpotenzial für sich zu nutzen, da viele westliche Unternehmen – auf Grund des demographischen Wandels – bereits Nachwuchssorgen insbesondere in den entwicklungsrelevanten Bereichen haben oder mit diesen in naher Zukunft konfrontiert werden. Die derzeit prognostizierten 35.000 bis 40.000 Ingenieure, die jedes Jahr deutsche Universitäten verlassen, werden aller Voraussicht nach nicht ausreichen, um den Bedarf an Ingenieuren in der Automobilindustrie sowie den weiteren R&D-intensiven Branchen zu decken. Insbesondere für die zukünftigen großen Herausforderungen innerhalb der Automobilindustrie - wie etwa die Entwicklung neuer sowie verbraucharmer Antriebskonzepte, der Grundlagenforschung zur Elektrifizierung von Fahrzeugkonzepten oder der Gewichtsreduzierung aller Baugruppen und Komponenten im Fahrzeugbau – werden dringend benötigte Ingenieure und Fachkräfte fehlen, und das vor allem im Bereich der mittelständischen Unternehmen. Durch den Auf- und Ausbau von R&D- Kapazitäten in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens sowie durch die Nutzung der dortigen Ingenieurkapazitäten in Verbindung mit einem intelligenten System zur Nutzung aller globalen Entwicklungskapazitäten kann diese Lücke zum Teil geschlossen werden. In Indien beispielweise liegt die Zahl der Absolventen von Ingenieurstudiengängen bei bis zu 400.000 pro Jahr. Auch wenn sowohl China als auch – noch in einem stärkerem Ausmaß – Indien den Bildungsstand der westlichen Wettbewerber noch nicht ganz erreichen8, bieten diese Staaten allein auf Grund der bereits hohen Bevölkerungszahlen und deren prognostizierten Entwicklung ein enormes Potenzial an personellen Ressourcen. Neben der mittelfristig bereits erheblich verbesserten Verfügbarkeit von Fachkräften und Ingenieuren liegen die Personalkosten in den Emerging Markets weiterhin erheblich unter denen der westlichen Industriestaaten. Ein Anpassungsprozess der Löhne und Lohnneben- kosten kann aber bereits jetzt in den Emerging Markets beobachtet werden und wird in den nächsten 5-7 Jahren zu einer Bereinigung der Ungleichgewichte gegenüber den Triade Märkten führen. Markteintritt und Partnersuche Ein Markteintritt in die Emerging Market-Regionen zum Zwecke des Aufbaus von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten wird für viele Unternehmen der Automobilindustrie zum erfolgsentscheidenden Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie. Insbesondere für mittelständische Unternehmen stellt die Suche nach einem geeigneten lokalen Kooperationspartner oder der Aufbau eigener R&D-Zentren jedoch in der Regel eine zeitaufwendige und schwierige Herausforderung dar. Auf Grund unzureichender Kenntnisse des jeweiligen Marktumfeldes sowie fehlender Kontakte und Netzwerke erweist sich diese Aufgabe oftmals auch als unüberwindbare Hürde. Die Mehrheit der mittelständischen Zulieferunternehmen ist daher bei einem Markteintritt in Indien, China oder den übrigen 8 Siehe zur Entwicklung der Bildungsstandards in Indien und China beispielsweise den Education Index des United Nations Development Programme (UNDP).
  • 8. Seite |8 attraktiven und zukunftsträchtigen Wirtschaftsregionen sowie bei der Suche nach einem geeigneten Partnerunternehmen auf die Unterstützung eines Ansprechpartners oder Beraters vor Ort angewiesen, der die Besonderheiten des Marktes und die wirtschaftlichen sowie rechtlichen Gegebenheiten kennt. Nach der Ausarbeitung einer R&D-Strategie und der Bestimmung des Anforderungsprofils eines möglichen Partners oder Standortes kann dieser durch seine markt- und branchenspezifischen Kenntnisse bei der Identifikation potenzieller Zielunternehmen oder Regionen unterstützen und Kontakte zu potenziellen Partnern vermitteln.
  • 9. Seite |9 Über uns Die Häusler & Partner Consulting unterstützt Sie mit einem Team aus branchenerfahrenen Experten bei allen Herausforderungen innerhalb der automobilen Wertschöpfungskette, von den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten über die Beschaffung und Produktion bis zum Vertrieb und die Logistik. Unsere Beratung gründet auf einer ganzheitlichen Betrachtung. Wir setzen auf nachhaltige Wachstumsstrategien und zielen auf die systemische Verknüpfung fünf elementarer Faktoren der Wettbewerbsfähigkeit:  Smarte Geschäftsmodelle  Innovative Produkte  Kreative Wertschöpfung  Optimale Prozesse  Profitable Marktpräsenz Wir berücksichtigen bei unserer Beratung alle Ebenen der betrieblichen Praxis, angefangen bei der Strategieausrichtung über das Portfolio-Management und die Corporate Finance bis zu den Operations. Als Strategie- und Prozessberater arbeiten wir für namhafte Unternehmen – von global ausgerichteten mittelständischen Firmen bis zu weltweit führenden Konzernen. Unser Beratungsangebot im Bereich Mergers & Acquisitions deckt alle Phasen eines M&A- Prozesses von der Pre-Merger-Phase bis hin zur operativen Post-Merger-Umsetzungsphase ab. Unser Beratungsteam analysiert und bewertet das Unternehmens- und Wettbewerbsumfeld und entwickelt darauf aufbauend maßgeschneiderte Wachstums- und Marktstrategien. Durch ein leistungsfähiges und internationales Netzwerk aus branchen- erfahrenen Beratern in Asien und Europa sind wir der richtige Ansprechpartner bei der Standortanalyse sowie bei der Identifikation und Ansprache eines passenden Partners für Ihre Globalisierungsstrategie. Ansprechpartner/Kontakt Robert M. Häusler, Managing Partner Häusler & Partner Consulting Email: robert.haeusler@haeusler-partner.de Web: www.haeusler-partner.de Tel.: +49 89 41156102