1. Nr. 6 von 12
Juni 2012 · 94. Jahrgang
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Wirtschaftspolitisches Mitteilungsblatt
für die Mitglieder der AIHK
M I T T E I L U N G E N
Aargauer Wirtschaft besinnt sich auf eigene
Stärken
Präsident Daniel Knecht konnte an der Generalversammlung der AIHK in Wet- GV AIHK 24. Mai 2012
tingen an die 550 Mitglieder und Gäste begrüssen. In Zeiten weltwirtschaftli-
cher Turbulenzen hat sich eine Rekordanzahl an Teilnehmern am Netzwerkan-
lass der AIHK beteiligt. Die Präsidialansprache finden Sie nachstehend. Nach
den statutarischen Geschäften mit Vorstandswahlen (vgl. Seite 51) referierte
Jens G. Korte zum Thema «Comeback der USA: wie die Schweiz profitiert» (vgl.
Kasten unten).
In diesen bewegten Tagen ist es sehr schwierig, das nur von Seiten der USA und Deutschlands, sondern
passende Thema und den richtigen Zeitpunkt für eine auch von der gesamten EU.
Präsidialansprache zu finden. Was heute noch gilt ist Dies
morgen schon passé. Was vor kurzem noch undenk- politisch,
bar war, tritt plötzlich ein und die externen Rahmenbe- wirtschaftlich und
dingungen für die Wirtschaft verändern sich sprung- währungsmässig.
haft. Hand aufs Herz: Alles erscheint uns doch in
diesen Momenten irgendwie unwirklich und virtuell. Unsere Position ist schwieriger geworden. Es ist
wie in der Schule: Der Klassenbeste wird zwar res-
Es bringt also wenig, die externen Umstände – aus- pektiert, aber nicht geliebt. Erinnern wir uns: Wir
ser die der anhaltenden Unsicherheit – zu beleuch- alle waren leise froh, wenn der Beste nicht mehr
ten. Ich tue das deshalb nur kurz: ganz so gut dastand und die Messlatte für uns
nicht mehr so hoch hing!
Die Schweiz befindet sich in einer wenig komfortab- Verstärkt wird der Druck durch die schwache wirt-
len Lage. International stehen wir unter Druck, nicht schaftliche Entwicklung in verschiedenen unserer
Impressionen vom AIHK-Netzwerkanlass Generalversammlung
vom Donnerstag, 24. Mai 2012 mit rund 550 Teilnehmenden aus Wirtschaft, Politik und Mittelschulen
sowie dem Gastreferenten Jens Korte finden Sie hier:
www.aihk.ch/gv – Schauen Sie rein.
Unter diesem Link können Sie auch das vollständige Referat von Jens Korte nachhören oder als
Podcast herunterladen – Hören Sie rein.
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2. Hauptmärkte. Das zeigt sich auch in den Resulta- 1. Die Rahmenbedingungen im
ten der diesjährigen AIHK-Wirtschaftsumfrage. Die Aargau verbessern sich – nicht
500 mitmachenden Unternehmen schätzen nicht nachlassen!
nur im Rückblick 2011 schlechter ein als in der Vor-
hersage vor einem Jahr. Sie rechnen vielmehr auch Die beiden Schweizer Grossbanken bescheinigen
mit einem (noch) schwierigeren 2012. dem Kanton Aargau hohe Standortqualität und
Wettbewerbsfähigkeit. Diese Resultate (Rang 3 bei
Die
Überbewertung des Schweizer Frankens der CS, Rang 4 bei der UBS) werden von Politik und
macht unserer, gerade im Aargau, stark exportori- Wirtschaft berechtigterweise mit Freude zur Kennt-
entierten Industrie schwer zu schaffen. Die Fran- nis genommen. Sie zeigen, dass sich der Aargau auf
kenstärke wird bleiben und kann sich sogar noch gutem Weg befindet. Dazu müssen Politik, Verwal-
verstärken. tung und Wirtschaft weiterhin beitragen.
Das Wetter können wir nicht machen, aber die Segel Am letzten Dienstag hat der Grosse Rat eine Steuer-
richtig stellen und einen guten Kurs im Sturmwetter gesetzrevision verabschiedet. Der Mittelstand wird
wählen. Darauf haben wir Einfluss, da können wir um 180 Millionen Franken jährlich entlastet. Die ju-
eingreifen. ristischen Personen müssen dank der Senkung der
Gewinnsteuersätze ab 2016 knapp 40 Millionen
Besinnen wir uns deshalb auf unsere einzigartigen Franken weniger an Steuern abliefern. Dieser Ent-
Stärken und tragen wir ihnen Sorge: scheid trägt zur Optimierung unserer Standortquali-
Unserer Weltoffenheit tät bei, ohne untragbare Mindereinnahmen für Kan-
Der Flexibilität unserer Unternehmungen und der ton und Gemeinden. Diese Botschaft gilt es auch in
Tatkraft unserer Unternehmerschaft der kommenden Volksabstimmung zu vermitteln.
Den funktionierenden Infrastrukturen Wir haben Wort gehalten und Hand geboten zu ei-
Der stabilen politischen Situation ner massvollen Revision.
Dem Klima des Vertrauens und der gegenseitigen
Achtung: Dem Staat gegenüber und dem Sozial- Mit seiner Initiative «Hightech Aargau» will der Re-
partner gierungsrat einen weiteren Beitrag zu guten Stand-
Unseren insbesondere dank dem dualen Bildungs- ortbedingungen leisten. Vor allem KMU sollen in
system gut ausgebildeten Mitarbeitern und unse- ihrer Innovationskraft – der grossen Schlüsselkom-
rem vergleichsweise liberalen Arbeits- und – dank petenz im internationalen Konkurrenzkampf –
dem Steuerwettbewerb – Steuerrecht. durch einen erleichterten Zugang zum Know-how
der Aargauer und Schweizer Bildungsinstitutionen
Da sind wir auf gutem Weg, denn genau daran ar- gestärkt werden. Wir tragen die Stossrichtung der
beiten unsere Unternehmungen und ihre Exponen- Vorlage mit und sind bereit, den Kanton bei der Um-
ten! Sie legen die Hände nicht einfach in den Schoss setzung seines Konzepts zu unterstützen. Wir wer-
und jammern – oder verlangen staatliche Unterstüt- den aber auch den Kosten-Nutzen-Effekt genau
zung. Nein, sie suchen Wege aus der schwierigen überwachen. Immerhin haben wir mit der FITT-Stelle
Situation. Und sie glauben auch daran. Über alle mittlerweile 30 Jahre Erfahrung im Technologie-
Antwortenden gesehen rechnen sie nämlich mit ei- transfer gesammelt und mehr als 1,5 Millionen
nem leichten Anstieg der Beschäftigung in diesem Franken unserer Mitgliederbeiträge darin investiert.
Jahr! Dazu gratuliere ich!
Die Standortförderung soll verstärkt werden. Zu die-
In meiner diesjährigen Standortbestimmung gehe sem Zweck wird aus einer Stabsstelle eine Abteilung,
ich kurz auf folgende drei Themen ein: welche direkt Volkswirtschaftsdirektor Hofmann un-
terstellt ist. Es ist wichtig, dass die gute aargauische
1. ie Rahmenbedingungen im Aargau verbessern
D Standortqualität auch entsprechend vermarktet wird.
sich – nicht nachlassen!
Im kommenden Herbst wählen wir Regierung und
2. ir müssen unser Verhältnis zu Europa klären
W Parlament neu, zum ersten Mal (endlich) am glei-
chen Tag. Bei diesen Wahlen werden die Weichen
3. nsere Berufsbildung verdient (noch) mehr Aner-
U für die künftige Entwicklung des Standortes Aargau
kennung gestellt. Nur mit starken bürgerlichen Vertretungen
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3. im Regierungsrat und im Grossen Rat werden wir 3. Unsere Berufsbildung verdient
auch künftig von guten Rahmenbedingungen profi- (noch) mehr Anerkennung
tieren können.
Unsere Wirtschaft ist trotz allem auf den Weltmärkten
erfolgreich. Dazu trägt der Staat mit guten Rahmenbe-
2. Wir müssen unser Verhältnis zu
dingungen bei, die Unternehmen mit Innovationskraft
Europa klären
und grossem Engagement. Voraussetzung für eine er-
Europa ist nach wie vor unser wichtigster Handels- folgreiche Tätigkeit ist, dass wir über genügend gut
partner. Wir brauchen den Marktzugang. Wir ver- qualifizierte Fachkräfte verfügen. Dieses Reservoir ist
fügen heute über ein dichtes Geflecht von Verein- aber nicht unbegrenzt gross. Die demografische Ent-
barungen zur Marktöffnung. Dieses System von wicklung läuft hier gegen uns. Nur mit Zuwanderung
bilateralen Verträgen wird von der EU zunehmend allein können wir unseren Bedarf nicht decken. Wir
in Frage gestellt. Gleichzeitig gibt es auch inner- sind deshalb darauf angewiesen, eine möglichst hohe
schweizerisch immer wieder Bestrebungen, einzel- Arbeitsmarktbeteiligung zu erreichen. Dafür müssen
ne bilaterale Abkommen abzuändern. Das gilt ins- wir uns als Arbeitgeber und als Verband engagieren.
besondere für die Personenfreizügigkeit. Aus Sicht
der AIHK bringen die bilateralen Abkommen für Es braucht weiterhin geeignete Massnahmen, um
unsere Volkswirtschaft per Saldo eindeutig mehr Frauen ins Erwerbsleben zu bringen bzw. darin zu
Vor- als Nachteile. halten. Dazu gehört aber auch eine Abkehr vom
Trend des frühzeitigen altersbedingten Ausscheidens
Das gilt auch für die Personenfreizügigkeit für sich aus dem Arbeitsmarkt. Daran müssen wir arbeiten.
allein betrachtet. Wir könnten unseren Fachkräfte- Wir können es uns nicht leisten, auf das Know-how
bedarf nicht ohne Zuzug von Personen aus dem Aus- dieser beiden Gruppen zu verzichten.
land decken. Dass dies nicht nur positive Seiten hat,
ist unbestritten. Die Sorgen der Bevölkerung müssen Insbesondere ist es in unserem Sinn – und arbeits-
ernst genommen werden. Wir tragen deshalb die marktlich und damit letztlich für Volkswirtschaft und
flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügig- Gesellschaft wertvoll – wenn wir möglichst alle Jugend-
keit und deren konsequente Umsetzung als politi- lichen mit einer geeigneten Ausbildung für den Ar-
schen Preis für diese Abkommen loyal mit. Forderun- beitsmarkt fit machen. Hier ist die Schweiz insgesamt
gen nach einem Ausbau der flankierenden im internationalen Vergleich Weltmeister. Die Jugend-
Massnahmen lehnen wir aber entschieden ab. Unse- arbeitslosigkeit ist konkurrenzlos tief. Nach wie vor fin-
re vergleichsweise liberale Arbeitsmarktregulierung den aber nicht alle Jugendlichen den Weg in eine für
verschafft uns einen klaren Vorteil gegenüber EU- sie geeignete Ausbildung. Hier haben wir ein Schnitt-
Staaten wie Deutschland oder Frankreich. Davon stellen-Problem zwischen Schule und Wirtschaft. Es
profitieren ganz offensichtlich nicht einfach nur die geht insbesondere auch um das garantierte Ausbil-
Arbeitgeber, sondern ebenso sehr die Arbeitnehmer. dungsniveau, die Vergleichbarkeit und die Glaubwür-
Die tiefe Arbeitslosenquote beweist es! digkeit der Abschlusszeugnisse. Was wir aber nicht
wollen, ist ein Wildwuchs von zusätzlichen Angeboten
Wir müssen uns aber darüber hinaus gut überlegen, und Institutionen für so genannte «Problemfälle».
welche zusätzlichen Abkommen mit der EU unserem
Land insgesamt dienen. Bei der Beurteilung von sek- Nach mehreren Jahren mit knappem Angebot an
toriellen (branchenspezifischen) Abkommen ist nicht Lehrstellen hat der Wind in vielen Berufen gedreht.
nur der Nutzen für eine Branche, sondern auch der Die Unternehmen haben viele zusätzliche Lehrstellen
mögliche Schaden für den Rest der Wirtschaft einzu- geschaffen. Dafür danke ich ihnen. Vermehrt bekun-
beziehen. den Unternehmen nun Mühe, geeignete Jugendli-
che für die Besetzung ihrer Lehrstellen zu finden.
Die Stimmenden haben seinerzeit zum EWR-Beitritt Das zeigt sich nicht nur bei gewissen, offenbar zu
Nein gesagt und würden nach meiner Einschätzung wenig attraktiven, handwerklichen Berufen, sondern
erst recht – und zu Recht – Nein zu einem EU-Beitritt vermehrt auch bei anspruchsvollen Berufslehren.
sagen. Von daher ist aus Sicht der AIHK der heutige Gleichzeitig bleiben die Eintritte in die Mittelschulen
bilaterale Weg der einzig gangbare und zur Wah- konstant oder steigen sogar weiter an. Wenn wir es
rung unserer wirtschaftlichen Interessen auch vollauf nicht fertig bringen, auch gute und sehr gute Schü-
genügend. lerinnen und Schüler für Berufslehren zu motivieren,
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4. wird uns in absehbarer Zeit der Nachwuchs verloren Fazit und Dank
gehen. Ich will mit dieser Aussage ganz klar keinen
Konflikt zwischen Berufsbildung und akademischer Die Situation ist für die Exportwirtschaft nach wie vor
Bildung herbeireden. Wir brauchen Fachkräfte aus schwieriger als jene für die Binnenwirtschaft. Die aar-
beiden Bereichen. Ich frage mich aber mit Blick auf gauische Wirtschaft insgesamt behauptet sich aber in
die Studienabbrecherquote, ob nicht ein Teil dieser der aktuell unsicheren Situation gut. Das kommt auch
Personen auf dem Berufsbildungsweg glücklicher dem Aargau zugute. Die Einnahmen sprudeln, die fi-
geworden wäre. Mit Blick auf Griechenland, Spani- nanzielle Lage von Kanton und Gemeinden ist gut. Die
en, aber auch auf Frankreich: Die Maturitätsquote ist Grundlage besteht, um auch künftig erfolgreich zu
für uns nicht die Messlatte für den Erfolg von Schule sein. Wenn Politik, Arbeitgeber und Sozialpartner zu-
und Bildungswesen. Eine tiefe Jugendarbeitslosig- sammenwirken, können wir die sich uns bietenden
keit ist es! Chancen nutzen. Wir sind dazu bereit.
Wir müssen den Berufsbildungsweg attraktiv halten Zum Schluss möchte ich danken:
bzw. attraktiver machen. Einerseits müssen die Inhal- ein Dank geht zuerst an unsere mittlerweile
M
te und Möglichkeiten von Berufslehre, Berufsmaturi- mehr als 1550 Mitgliedunternehmen. Wir freuen
tät und höherer Berufsbildung besser bekannt ge- uns, dass die Zahl unserer Mitglieder von Jahr zu
macht werden. Zielgruppen dafür sind nicht nur Jahr steigt. Ich danke Ihnen für Ihre Treue, Ihr Ver-
Jugendliche, sondern auch deren Eltern (vor allem, trauen und die uns gewährte Unterstützung, auf
wenn diese ausländischer Herkunft sind) und die die wir seit Jahren zählen dürfen. Ich hoffe, das
Lehrpersonen. bleibt auch in Zukunft so. Wenn wir etwas verbes-
sern können, melden Sie sich bitte bei unserer Ge-
Damit zusammenhängend müssen wir den Status schäftsstelle.
der Berufsbildung weiter verbessern. Das gilt insbe- in spezieller Dank geht an unsere Vorstandsmit-
E
sondere im internationalen Umfeld. Bei Tätigkeiten glieder, insbesondere an die beiden Vizepräsiden-
im Ausland, aber auch gegenüber von Personalver- ten Otto H. Suhner und Veith Lehner. Sie stellen
antwortlichen und Vorgesetzten, welche unser Sys- einen Teil ihrer knapp bemessenen Zeit für die
tem wenig oder nicht kennen, müssen Berufsbil- Wahrung unserer gemeinsamen Interessen zur
dungsabsolventen belegen können, was sie effektiv Verfügung.
können. Mit Blick darauf unterstützen wir den Plan en anwesenden Politikerinnen und Politikern bin ich
D
des Bundes, mit einem Qualifikationsrahmen und dankbar, wenn unsere Anliegen ihr Gehör finden.
zusätzlichen Informationen zu den jeweiligen Zeug- llen Mitarbeitenden unserer Geschäftsstelle danke
A
nissen mehr Transparenz zu schaffen. ich für ihr Engagement für unsere Handelskammer.
Tankstellenshops als Zankapfel?
von Philip Schneiter, lic. iur., Rechtsanwalt, juristischer Mitarbeiter der AIHK, Aarau
Arbeitsschutz- Vor ein paar Wochen hat der Nationalrat eine parlamentarische Initiative zur
politik «Liberalisierung der Öffnungszeiten von Tankstellenshops» angenommen. Die
Gewerkschaften reagierten empört und drohten bereits mit dem Referendum.
Tankstellenshops eignen sich jedoch kaum als Zankapfel. Denn die Initiative
zielt auf die Befriedigung eines echten Bedürfnisses der – Nachtarbeit leisten-
den – Bevölkerung ab.
Es obliegt den Kantonen, eine Regelung darüber zu Anwohner dennoch nicht dulden. Vor Lärm schützt sie
treffen, bis wann Geschäfte ihre Läden offen halten das Bundesgesetz über den Umweltschutz (USG).
dürfen. Die Aargauerinnen und Aargauer haben im
Jahr 2005 beschlossen, die Ladenöffnungszeiten zu li- Andere Kantone sind (noch) nicht so liberal wie der
beralisieren. Seither dürfen die Läden rund um die Uhr Aargau. So hält der Kanton Luzern daran fest, dass
offen bleiben. Nächtliche Ruhestörungen müssen die Läden bloss bis 18:30 Uhr (Montag bis Freitag) oder
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5. 16 Uhr (Samstag) offen gehalten werden dürfen. Im Aber nicht alle Esswaren und Getränke sind Waren, die
Kanton Zürich laufen zurzeit immerhin Bestrebun- überwiegend von Reisenden nachgefragt werden. Es
gen, die Ladenöffnungszeiten zu liberalisieren. liegt auf der Hand, dass Hunde- und Katzenfutter von
Reisenden jedenfalls nicht im Multipack nachgefragt
werden und dass alkoholhaltige Getränke von Reisen-
Vorrangiger Arbeitnehmerschutz
den zumindest nicht nachgefragt werden sollten.
Solange die Läden offen bleiben dürfen, ist es dem
Ladeninhaber erlaubt, Kunden zu empfangen und zu
Die drei Zeitfenster des geltenden
bedienen. Es steht ihm frei, sich bei diesen Arbeiten
Rechts
von seinen Familienmitgliedern helfen zu lassen. Auf
einem anderen Blatt steht jedoch, ob der Ladeninha- Vereinfacht ausgedrückt, darf von Tankstellen, die an
ber Arbeitnehmerinnen beschäftigen darf. einem Hauptverkehrsweg mit starkem Reiseverkehr lie-
gen, …
Wann ein Arbeitgeber, beispielsweise ein Ladeninha-
ber, Arbeitnehmerinnen beschäftigen darf, ergibt von 6 bis 23 Uhr ein so genanntes Vollsortiment
sich aus dem Arbeitsgesetz (ArG). Am 25. Septem- angeboten werden;
ber 2009 hat der Zürcher Nationalrat Markus Hutter von 23 bis 1 Uhr ein überwiegend auf die Bedürf-
zwar eine Motion eingereicht, die darauf abzielt, die nisse von Reisenden ausgerichtetes Sortiment an-
Beschäftigung von Arbeitnehmerinnen ohne weite- geboten werden;
res zu erlauben, solange die Läden offen gehalten von 1 bis 6 Uhr ein auf kleinere Snacks beschränk-
werden dürfen. Der Bundesrat hat dem Parlament tes Sortiment angeboten werden.
jedoch – zu Recht – empfohlen, die Motion abzuleh-
nen.
Moderate Vereinfachung geplant
Am 12. Juni 2009 hat der Genfer Nationalrat Christi-
Geltende Regelung ist kompliziert
an Lüscher die parlamentarische Initiative «Liberali-
Das Arbeitsgesetz statuiert den Grundsatz, dass in der sierung der Öffnungszeiten von Tankstellenshops»
Nacht – das heisst zwischen 23 Uhr und 6 Uhr – keine eingereicht.
Arbeitnehmerinnen beschäftigt werden dürfen.
Wortlaut der vom Nationalrat
Der Grundsatz enthält jedoch zahlreiche Ausnah-
men. So dürfen Tankstellenbetreiber jederzeit Ar-
beschlossenen Neuregelung:
beitnehmerinnen beschäftigen, die Benzin verkau- «Auf Autobahnraststätten und an Hauptverkehrss-
fen. Sodann dürfen Tankstellenbetreiber in der Nacht trassen dürfen in Tankstellenshops, deren Waren-
Arbeitnehmerinnen beschäftigen, die in einem Tank- und Dienstleistungsangebot in erster Linie auf die
stellenbistro kleinere Snacks verkaufen. Unter Um- Bedürfnisse der Reisenden ausgerichtet ist, Arbeit-
ständen ist es auch erlaubt, dass die Arbeitneh- nehmerinnen und Arbeitnehmer auch sonntags
merinnen in einem Tankstellenshop weitere Waren und in der Nacht beschäftigt werden.»
verkaufen. Dies allerdings nur unter folgenden Vor-
aussetzungen: Am 3. Mai 2012 hat der Nationalrat beschlossen, die
parlamentarische Initiative von Christian Lüscher an-
Die Tankstelle liegt an einem Hauptverkehrsweg
zunehmen. Es liegt nun am Ständerat, der Initiative
mit starkem Reiseverkehr; zum Durchbruch zu verhelfen.
den Waren handelt es sich um solche, die über-
bei
wiegend von Reisenden nachgefragt werden; Von ein paar sprachlichen Anpassungen des gelten-
der Warenverkauf erfolgt höchstens bis 1 Uhr.
den Gesetzestextes abgesehen, zielt die parlamenta-
rische Initiative von Christian Lüscher einzig und al-
Es liegt im Ermessen der Kantone, ihre Hauptver- lein darauf ab, das Zeitfenster, in dem ein überwiegend
kehrswege mit starkem Reiseverkehr zu bestimmen. auf die Bedürfnisse von Reisenden ausgerichtetes
Darüber, welche Waren überwiegend von Reisenden Sortiment verkauft werden darf, von 23 bis 1 Uhr auf
nachgefragt werden, herrscht hingegen Streit. Klar 23 bis 6 Uhr auszudehnen. Dadurch entfiele zumin-
ist nur, dass es sich um Esswaren und Getränke oder dest die kaum zu treffende Unterscheidung zwischen
um Hygieneartikel handeln kann. einem überwiegend auf die Bedürfnisse von Reisen-
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6. den ausgerichteten Sortiment und einem auf kleinere Die Initiative weist gewiss einige Mängel auf: Es ist
Snacks beschränkten Sortiment. absehbar, dass – weiterhin – darüber gestritten wer-
den wird, bei welchen Waren es sich um solche han-
delt, die überwiegend von Reisenden nachgefragt
Empörung bei den Gewerkschaften
werden. Es ist auch zu bedauern, dass die Tankstel-
Der Beschluss des Nationalrates hat erstaunlich hefti- lenshops – weiterhin – in jedem Kanton unterschied-
ge Empörung ausgelöst: Für den Schweizerischen lich ausgestaltet sein werden. Es bleibt den Kantonen
Gewerkschaftsbund ist er schlicht «inakzeptabel». nämlich vorbehalten, in ihren Ladenöffnungsgeset-
Denn es werde die Belastung, die Nachtarbeit für Ar- zen beispielsweise vorzusehen, dass Tankstellen-
beitnehmerinnen mit sich bringe, nicht ernst genom- shops, die nach 23 Uhr offen sind, höchstens eine
men. Die Gewerkschaft Unia sieht in der parlamenta- Verkaufsfläche von 100 m2 aufweisen dürfen.
rischen Initiative von Christian Lüscher darüber hinaus
einen «Türöffner für eine generelle Deregulierung» Die parlamentarische Initiative von Christan Lüscher
der Arbeitszeiten. Dass die Arbeitnehmerschaft das zielt jedoch auf die Befriedigung eines echten Bedürf-
Referendum gegen die «Liberalisierung der Öff- nisses der – Nachtarbeit leistenden – Bevölkerung ab:
nungszeiten von Tankstellenshops» ergreifen wird, Von der «Liberalisierung der Öffnungszeiten von
scheint bereits eine beschlossene Sache zu sein. Tankstellenshops» werden gerade diejenigen Arbeit-
nehmerinnen profitieren, die heute bereits in der
Nacht beschäftigt werden, beispielsweise Polizistin-
Keine Liberalisierung zu befürchten
nen und Krankenschwestern. Sie erhalten die Mög-
Die – unkluge – Wahl des Titels für die parlamentari- lichkeit, zu Zeiten einzukaufen, die auf ihre Arbeits-
sche Initiative von Christian Lüscher mag einen will- zeiten abgestimmt sind. Die parlamentarische
kommenen Anlass für Spekulationen über «geheime Initiative von Christan Lüscher mit Anliegen des Ar-
Absichten» des Initianten bilden. Der Titel darf aber beitnehmerschutzes zu bekämpfen, muss bereits aus
über Folgendes nicht hinwegtäuschen: Die Initiative der Sicht der Arbeitnehmerschaft als einäugig be-
regelt nicht die Ladenöffnungszeiten, sondern die zeichnet werden.
Beschäftigung von Arbeitnehmerinnen in der Nacht.
Darüber hinaus möchte die Initiative gar nichts libera-
Diskussion über eine Liberalisie-
lisieren. In der Nacht soll ja weiterhin bloss ein über-
rung
wiegend auf die Bedürfnisse von Reisenden ausge-
richtetes Sortiment verkauft werden dürfen. Die AIHK befürwortet es ganz allgemein, darüber
nachzudenken, ob ein so weitgehendes Verbot der
Die parlamentarische Initiative von Christian Lüscher Nachtarbeit, wie es zurzeit gesetzlich vorgesehen ist,
möchte in einem sachlich eng umschriebenen Be- noch zu unserer modernen Gesellschaft passt. Dabei
reich das Verbot der Beschäftigung von Arbeitneh- sollen auch die Anliegen der Gewerkschaften und
merinnen in der Nacht lockern. Sie zielt damit darauf der Kirche zur Sprache kommen. Die Diskussion muss
ab, ein ganz bestimmtes Bedürfnis zu befriedigen. aber unabhängig von der parlamentarischen Initiative
Die Initiative ist aber nicht geeignet, der so genann- von Christian Lüscher geführt werden.
ten 24-Stunden-Gesellschaft irgendwie Vorschub zu
leisten. Weil in der Nacht weiterhin bloss ein Sorti- Bringen Sie Ihre Meinung ein!
ment verkauft werden darf, das überwiegend auf die
Auf unserer Webseite (www.aihk.ch/politik/ver-
Bedürfnisse von Reisenden ausgerichtet ist, besteht
nehmlassungen) informieren wir über alle lau-
keine Gefahr, dass Kundinnen von einem Konsum-
fenden Vernehmlassungsverfahren. Interessierte
trieb erfasst werden, der nur gestillt werden kann,
können dort die Unterlagen bestellen. Die Ge-
wenn mehrere andere Läden geöffnet sind. Wer eine
schäftsstelle freut sich über Ihre Rückmeldung und
Handtasche kauft, mag sich dazu passende Schuhe
nimmt Beurteilungen aus Firmensicht gerne in die
wünschen. Wer aber bloss eine Fertigpizza kauft,
Argumentation der AIHK auf. Auf unserer Websei-
wird höchstens Lust auf ein Tiramisu bekommen.
te finden Sie auch alle unsere Stellungnahmen zu
Gesetzesentwürfen von Bund und Kanton, die für
Echtes gesellschaftliches Bedürfnis die Wirtschaft relevant sind. Besonders wichtige
Geschäfte stellen wir zudem in unseren Mitteilun-
Die AIHK befürwortet die parlamentarische Initiative
gen vor.
von Christian Lüscher.
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7. Vorstand der AIHK 2012 – 2016
Die Generalversammlung (GV) führte am 24. Mai 2012 die Gesamterneuerungswahl des Vorstan- GV AIHK 24. Mai 2012
des der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) für die Amtsperiode 2012 – 2016 (von
GV zu GV) durch. Die nachstehend aufgeführten Personen wurden einstimmig neu bzw. wieder in
den Vorstand gewählt. Ausserdem wurde Daniel Knecht einstimmig für eine weitere Amtsperiode
als Präsident der AIHK bestätigt. Wahlorgan der Vizepräsidenten ist der Kammervorstand (Sitzung
vom 16. August 2012). Die Auflistung zeigt die breite branchen- und grössenmässige sowie geo-
grafische Abstützung unseres Vorstandes.
Daniel Knecht, Präsident Kurt Lötscher
Präsident des Verwaltungsrates Leiter Kommunikation Public Affairs
der Knecht Brugg Holding AG, Brugg der ABB Schweiz AG, Baden
Otto H. Suhner, Vizepräsident
Stéphane Meyer
Präsident und Delegierter
des Verwaltungsrates der Suhner Holding AG, Brugg Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates
der Lagerhäuser Aarau AG, Aarau
Veith Lehner, Vizepräsident
Mitglied der Geschäftsleitung Bruno Müller
der Max Lehner Co AG, Gränichen CEO der Müller Martini Marketing AG, Zofingen
Dr. Hans-Jörg Bertschi Josef Nietlispach
Präsident des Verwaltungsrates der Bertschi AG, Dürrenäsch
Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates
Rolf Borer der Profilpress AG, Muri
Geschäftsführer der Franke Küchentechnik AG, Aarburg
Dr. Markus Rückel
Roland Brack Leiter Service Basel, PSS der F. Hoffmann-La Roche AG, Basel
Inhaber und Verwaltungsratspräsident
der Brack Electronics AG, Mägenwil Beat M. Schelling
Peter Bühlmann Verwaltungsratspräsident der SCHELLING AG, Rupperswil
CEO der Neuen Aargauer Bank AG, Aarau Rolf G. Schmid
Dr. Bruno Covelli CEO der MAMMUT SPORTS GROUP AG, Seon
Geschäftsleiter und Delegierter Martin Schoop
des Verwaltungsrates der Tecova AG, Suhr
Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates
Peter Enderli der Schoop + Co. AG, Baden-Dättwil
Leiter Rechnungswesen der Axpo AG, Baden
Präsident der Regionalgruppe Baden Martin Steiger
Vorsitzender der Geschäftsleitung
Bruno Eugster
Leiter Produktion der Energiedienst Holding AG, Laufenburg
der DOTTIKON EXCLUSIVE SYNTHESIS AG, Dottikon Präsident der Regionalgruppe Fricktal
künftiger Präsident der Regionalgruppe Freiamt
Rudolf Vogt
Peter A. Gehler Partner und Präsident des Verwaltungsrates
Mitglied der Geschäftsleitung der BDO AG, Aarau
der Siegfried Holding AG, Zofingen
Präsident der Regionalgruppe Aarau
Präsident der Regionalgruppe Zofingen
(Handels- und Industrieverein Region Aarau)
(wrz wirtschaft region zofingen)
Silvia Huber Lukas Weibel
Präsidentin des Verwaltungsrates der Vivosan AG, Lengnau Geschäftsführer der Intertime AG, Endingen
Präsident der Regionalgruppe Zurzibiet
Thomas Huber
Präsident des Verwaltungsrates und Geschäftsführer der Johannes Wick
Huber Co AG Bandfabrik, Oberkulm Regional Vice President, Europe, Africa,
Präsident der Regionalgruppe Wynental
Latin America, Thermal Power,
Dr. Marianne Klöti GAS der Alstom (Schweiz) AG, Baden
Partnerin der Wunderlin Klöti Bürgi Rechtsanwälte, Baden
Marianne Wildi
Christian Kuoni
Vorsitzende der Geschäftsleitung
Präsident / Delegierter des Verwaltungsrates und CEO der
der Hypothekarbank Lenzburg AG, Lenzburg
Jakob Müller Holding AG, Frick
Jörg Leimgruber Hans Rudolf Wyss
Präsident des Verwaltungsrates der Alesa AG, Seengen Präsident des Verwaltungsrates der Jäggi AG Brugg, Brugg
Präsident der Regionalgruppe Lenzburg Präsident der Regionalgruppe Brugg (AIHK Region Brugg)
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8. Auch Ihre Stimme zählt –
nehmen Sie an unserer lebhaften
Demokratie und bewährten
Meinungsbildung teil
Ausführliche Informationen unter www.aihk.ch/volksabstimmungen
Die Parolen der AIHK für
die Volksabstimmungen vom
17. Juni 2012
AIHK-Parolen Eidgenössische Vorlagen
JA «Eigene vier Wände dank Bausparen»
Volksinitiative vom 23. Januar 2009
«Für die Stärkung der Volksrechte in der
NEIN Aussenpolitik (Staatsverträge vors Volk!)»
Volksinitiative vom 11. August 2009
JA Managed Care – Änderung vom 30. September 2011
des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG)
Kantonale Vorlagen
JA Verfassung des Kantons Aargau (Land- und
Waldwirtschaft) – Änderung vom 13. Dezember 2011
NEIN «Für eine sichere Aargauer Kantonalbank»
Aargauische Volksinitiative vom 23. Dezember 2009
AZB 5000 Aarau 1
CH5000 Aarau 1
PP/Journal
Aargauische Industrie- und Handelskammer (AIHK)
www.aihk.ch/volksabstimmungen
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