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Rationaler Altruismus –
Eine Begründung moralischen
Engagements
Christoph Lumer
Universität Siena
E-Mail: lumer@unisi.it
Homepage: http://www.lumer.info/
1. Einführung:
Thema des Vortrags
Gliederung
2. Theorie der individuellen, prudentiellen
Rationalität
3. Begründung, Inhalt und Forderungen der Moral
4. Warum ist es rational, altruistisch zu handeln?
5. Fragen und Probleme des aktuellen Effektiven
Altruismus
2. Eine prudentielle Theorie
der praktischen Rationalität
Dimensionen der praktischer Rationalität: 1.
Wünschbarkeit, 2. Effizienz, …
Theorie der individuellen Wünschbarkeit oder des
Guten: wünschbar = in dem und dem Maße gut
oder schlecht.
Subjektivistischer Wertkonstruktivismus
Wünschbarkeit ist immer Wünschbarkeit für
jemanden, für das Wertsubjekt.
Die Wünschbarkeit ist über die Wünsche dieses
Wertsubjekts definiert, insbesondere über die
Kriterien hinter diesen Wünschen.
Kritik der Nutzentheorie innerhalb der rationalen
Entscheidungstheorie: nur kohärentistisch, keine
Kritik der Präferenzen und Wünsche.
Der analytisch-synthetische Ansatz der
Wünschbarkeitstheorie
1. Kriterien hinter Wünschen ermitteln
2. Nur Kriterien für intrinsische Wünsche:
Intrinsische Wünsche sind Wünsche, bei denen wir etwas um seiner
selbst willen wünschen (oder ablehnen), nicht weil es irgendwelche
von uns geschätzten oder befürchteten Folgen hat.
Extrinsische oder instrumentelle Wünsche sind Wünsche, bei denen
wir etwas wünschen, weil es, wie wir annehmen, intrinsisch gute
oder schlechte Folgen hat.
Der analytisch-synthetische Ansatz übernimmt von den
Wertsubjekten nur die Kriterien für die intrinsischen Wünsche, weil
dies die entscheidende subjektive Komponente ist, die repräsentiert,
worum es uns eigentlich geht, und an der auch die Motivation hängt.
3. Zeitliche Stabilität der Kriterien
Das intrinsisch Gewünschte und intrinsisch
Wünschbare: korrigierter Hedonismus
1. Psychologischer Hedonismus: Die eigenen Leiden und
Freuden aller Art, also psychische und physische, sind
intrinsisch relevant.
2. Keine weiteren intrinsischen Güter: Freundschaft,
Wissen, moralisches Handeln, das Wohlergehen anderer.
Freundschaft, Wissen und moralisches Handeln doch
extrinsisch gewünscht. Intrinsischer Wunsch nach
Wohlergehen anderer ist nicht stabil.
Fazit: (Korrigierter) Hedonismus als rationale Theorie der
intrinsischen Wünschbarkeit.
Moralische Bedeutung des rationalen
Hedonismus
Prima facie enttäuschend für Moral: Individuelle
Rationalität und Moralität fallen nicht zusammen.
Prudentielle Vorsicht gegenüber Moral.
Entwarnung: Das Wohlsein anderer kann für uns
extrinsisch gut sein.
3. Rationale Begründung und
Inhalt der Moral
Drei Komponenten der Moral:
1. moralische Bewertungs- oder Wünschbarkeitsfunktion,
2. moralische Normen und Gebote und die zugehörigen
Handlungen,
3. über das Gebotene hinausgehende moralisch gute
Handlungen, sogenannte supererogatorische Handlungen.
Moralische Normen und Handlungen sind Instrumente zur
Realisierung des moralisch Guten.
Die moralische Wertfunktion: Prioritarismus
Prioritaristische Bewertung eines Gegenstandes in drei
Schritten:
1. Folgen dieses Gegenstandes für das Wohlsein aller von ihm
Betroffenen ermitteln.
2. Prioritaristische Gewichtung der Veränderung:
Veränderungen für schlechter Gestellte zählen mehr, um so
mehr, je schlechter sie gestellt sind.
3. Addition all dieser gewichteten Werte.
Kommentar: Im Utilitarismus fehlt Schritt 2; der
Utilitarismus setzt die moralische Wünschbarkeit einer
Wohlseinsveränderung mit der individuellen
Wünschbarkeit gleich.
Die prioritaristische moralische Gewichtungsfunktion
Moralische Gebote
Verbindlichkeit moralischer Pflichten stammt aus sozialen
Strafen oder Belohnungen.
Moralische Pflichten erwachsen aus moralisch guten sozial
geltenden Normen.
Sozial geltende Normen := Handlungsregeln, die einigermaßen
allgemein befolgt werden und deren bekanntgewordene
Nichtbefolgung meist bestraft wird.
Formelle, juristische Normen; informelle Normen: Die
Sanktionen kann jeder verhängen – vom Stirnerunzeln bis zur
Lynchjustiz.
Normunterstützung: Normen verkünden, erklären, begründen,
ihre Einhaltung überwachen, Übertretungen bestrafen.
Normunterstützung ist wesentlich für den Bestand von Normen
und Feld für moralisches Engagement.
Progressiver Normenwelfarismus
Historischer Wandel von moralischen Normen; Tendenz zur
moralischen Verbesserung.
Moralpolitisches Engagement: Handeln zur Verbesserung des
Bestandes sozial geltender Normen: Werbung für eine neue Norm;
beispielhaftes Vorleben des von der Norm Geforderten;
Beeinflussung von Entscheidungsträgern; Verhängung informeller
Sanktionen.
Komponente praktischer Rationalität: Effizienz = gutes Verhältnis
von Aufwand zu Ertrag; mit demselben Aufwand möglichst viel
Gutes erreichen: dasselbe Gute mit möglichst wenig Aufwand
erreichen.
Maxime für moralpolitisches Engagement: moralische Effizienz:
Versuche, diejenigen neuen moralischen Normen durchzusetzen,
die unter den politisch durchsetzbaren Normen moralisch optimal
sind.
Supererogatorische Handlungen
Supererogatorische Handlung := Handlung, die moralisch
gut, aber nicht moralisch geboten ist, sondern über das
moralisch Gebotene hinausgeht.
Motivation zu supererogatorischem Handeln:
Verantwortung für andere, Wunsch, ihnen zu helfen usw.
Orientierung für supererogatorisches Handeln: moralische
Effizienz.
Merkmale des Effektiven Altruismus
1. Ziel, moralisch Gutes zu tun.
2. Definition der moralischen Wünschbarkeit oft
utilitaristisch.
3. Moralische Wünschbarkeit universalistisch aufgefaßt:
Insbesondere Menschen in der Dritten Welt und
empfindungsfähige Tiere sind Benefiziare.
4. Massiver Einsatz für das moralisch Gute.
5. Hohe Effizienz.
Moralische Stellung des Effektiven Altruismus
Handlungsempfehlungen des Effektiven Altruismus sind
keine moralische Pflicht (keine weitgehende Befolgung,
keine Sanktionen), sondern supererogatorisches Handeln.
Massives und sozial organisiertes supererogatorisches
Handeln, das auf einem entsprechenden persönlichen Ideal
beruht.
4. Warum ist es rational,
altruistisch zu handeln?
Positive Gründe für altruistisches Engagement aus dem
unmittelbaren Erleben:
Primäre positive Erlebnisgründe:
1. Empathische Gefühle verbessern: Mitfreude vermehren, Mitleid
verringern.
2. Fähigkeit zu und die Kultivierung der Empathie vertieft auch
allgemein unsere menschlichen Beziehungen.
3. Respekt vor anderen und anderem: Schmerz durch Zerstörung
oder Schädigung des Geschätzten verringern; Erleichterung bei
Rettung.
Positive Gründe für altruistisches Engagement aus dem
unmittelbaren Erleben, Forts.
Sekundäre positive Erlebnisgründe: Setzen beim Subjekt oder der Umgebung die
Adoption einer entsprechenden moralischen Bewertung voraus.
1. Die positive moralische Bewertung des eigenen Handelns führt zu positiver
moralischer Selbstbewertung.
2. Das kontinuierliche vertiefte Engagement für andere verschafft Sinn durch
moralisches Transzendieren des Ichs, dadurch Zufriedenheit.
3. Anerkennung durch andere erhöht unmittelbar das Selbstwertgefühl und führt
indirekt über die gesteigerte Reputation zu diversen Vorteilen, u.a.
Kooperationsvorteilen selten sogar direkten Belohnungen.
4. Bei Akzeptanz interner moralischer Pflicht Unruhe und Stachel zu
entsprechendem Engagement.
Tertiäre positive Erlebnisgründe: Setzen entsprechende Zielsetzungen voraus:
1. Erfahren der eigenen Wirkungsmacht.
2. Bestätigung des eigene Organisationstalents, dadurch Zufriedenheit.
Rat der Organisationen für positive well-being: Altruistisches Engagement
verbessert Stimmung.
Negative Gründe für altruistisches Engagement:
Warum man sich nicht vom altruistischen
Engagement abhalten lassen soll
Der Einkommenseinwand: Nullsummenspiel der Geldverteilung.
Scheinbare Bestätigung des Nullsummenspieleinwandes durch
Glücksforschung.
Kritik: Nicht Wohlsein, Glück gemessen, sondern Zufriedenheit mit
der eigenen Situation oder positive Gesamteinschätzung der
eigenen Situation.
Widerlegung des Einwandes: Untersuchung von Kahneman & Deaton
zu affektivem Wohlsein: Durchschnittlich ab 75.000 USD
Jahreseinkommen keine Glückssteigerung mehr.
Erklärung des Plateaus: Einfluß von Luxusgütern auf Glück durch
intensive Beschäftigung mit ihnen; das ist begrenzte Ressource,
und der materielle Wert des Gutes ist nicht relevant.
Affektives Glück in Abhängigkeit vom Jahreseinkommen
in USD (Kahneman & Deaton 2010)
Die wichtigsten dispositionellen Glücksgüter (Grom)
1. Selbstwertschätzung als die zentrale Positiverfahrung: Wichtige Komponente der
Selbstwertschätzung ist moralische Selbstwertschätzung, insbesondere weil man
sich für andere engagiert.
2. Liebes- und Beziehungsfähigkeit: Liebes- und Beziehungsfähigkeit kann über
Beziehungen zu Bekannten hinausreichen und sich in prosozialem Verhalten
äußern.
3. Sachorientierung, also die Fähigkeit, sich Dingen und Wirkmöglichkeiten
zuzuwenden: Sachorientierung kann man auch für altruistisches Engagement
einsetzen.
4. eine außergewöhnliche Gesundheit durch ihren Beitrag zu einer langen
Lebensdauer.
5. Sinnfindung durch Selbsttranszendenz: Einbringen der eigenen Person und des
eigenen Lebens in einen das Ich übergreifenden und es überdauernden
Zusammenhang: Wohl der Gemeinschaft oder Menschheit oder noch allgemeiner:
die in einer Moral verkörperten Werte. Dadurch affektive Zufriedenheit.
5. Fragen und Probleme des
aktuellen Effektiven Altruismus
1. Universalismus
(Benefiziar-)Universalismus := alle Menschen und empfindenden Tiere sind
mögliche Benefiziare der Moral.
(Abstrakte Begründung des Universalismus funktioniert nicht wegen
Abhängigkeit von Empathie.
Begründung des Universalismus des Mitgefühls über eine universalistische
Identität.)
Grenzen und Probleme des universalistischen altruistischen Engagements:
Kombination von Universalismus und Effizienz führt zu ausschließlichem
Engagement für die Allerärmsten in der Dritten Welt. Projekte, die über die
Linderung der allergrößten Not hinausgehen, als ineffizient ausgeschlossen.
Dynamik aus luxuriöseren Projekten, die langfristig eine größere Stabilität
sichern können, verhindert.
2. Earning-to-Give: Berufswahl zugunsten des
Effektiven Altruismus
Problem Ausbeutung anderer: Die lukrativsten Jobs beruhen auf
Ausbeutung und Steigerung der Ungerechtigkeit.
Gegen das Argument der Überdeterminierung (wenn ich das
nicht mache, macht es ein anderer).
Beruf als Glücksgut: Gute Arbeit und Selbstverwirklichung in
der Arbeit eines der wichtigsten Glücksgüter neben persönlichen
Beziehungen. Das sollte man nicht leichtfertig verschenken.
Berufswahl: Win-win anstreben: Keine Selbstaufopferung.
Gegen Tendenz zur moralischen Selbstausbeutung.
Soziale Berufe, durchaus eine Option: Kritik der
Ersetzbarkeitsannahme. Auch im sozialen Bereich ist es wichtig,
durch die Art der Ausübung des Berufes sehr viel Besseres zu
bewirken.
3. Effizientes altruistisches Engagement ist keine
moralische Pflicht; rationale Wichtigkeit der
persönlichen Befriedigung
Altruistisches Engagement ist keine moralische Pflicht.
Für eine rationale Person muß der Antrieb zum Altruismus
aus persönlichem Wunsch und Interesse kommen.
4. Konzentration auf Spenden; mögliches anderes
altruistisches Engagement
Effektiver Altruismus ist moralisch gut und sehr
lobenswert; ist aber nicht das einzige, was wir tun sollten.
Andere Möglichkeiten moralischen Engagements.
• 1. Moralpolitisches Engagement.
• 2. Normunterstützung.
• 3. Andere Formen supererogatorischer Handlungen: 3.1.
Engagement in Organisationen zur Verbesserung der Welt.
3.2. Engagement im lokalen und regionalen Umfeld. 3.3.
Engagement im persönlichen Umfeld inklusive
tugendhaftes Verhalten.
Nichts gegeneinander ausspielen, Entscheidung nach
Neigung.
6. Ein Appell zum Schluß
Der Effektive Altruismus ist eine enorm wichtige
moralische Bewegung, die ein großes Potential zur
moralischen Verbesserung der Welt, zur Verbesserung des
Wohlseins von Menschen und Tieren hat.
Problematische Aspekte gibt es immer; sie müssen
diskutiert und gelöst werden – aber auf der Seite des
Effektiven Altruismus.
Machen Sie mit, aktiv, kritisch und rational!

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  • 2. 1. Einführung: Thema des Vortrags Gliederung 2. Theorie der individuellen, prudentiellen Rationalität 3. Begründung, Inhalt und Forderungen der Moral 4. Warum ist es rational, altruistisch zu handeln? 5. Fragen und Probleme des aktuellen Effektiven Altruismus
  • 3. 2. Eine prudentielle Theorie der praktischen Rationalität Dimensionen der praktischer Rationalität: 1. Wünschbarkeit, 2. Effizienz, … Theorie der individuellen Wünschbarkeit oder des Guten: wünschbar = in dem und dem Maße gut oder schlecht.
  • 4. Subjektivistischer Wertkonstruktivismus Wünschbarkeit ist immer Wünschbarkeit für jemanden, für das Wertsubjekt. Die Wünschbarkeit ist über die Wünsche dieses Wertsubjekts definiert, insbesondere über die Kriterien hinter diesen Wünschen. Kritik der Nutzentheorie innerhalb der rationalen Entscheidungstheorie: nur kohärentistisch, keine Kritik der Präferenzen und Wünsche.
  • 5. Der analytisch-synthetische Ansatz der Wünschbarkeitstheorie 1. Kriterien hinter Wünschen ermitteln 2. Nur Kriterien für intrinsische Wünsche: Intrinsische Wünsche sind Wünsche, bei denen wir etwas um seiner selbst willen wünschen (oder ablehnen), nicht weil es irgendwelche von uns geschätzten oder befürchteten Folgen hat. Extrinsische oder instrumentelle Wünsche sind Wünsche, bei denen wir etwas wünschen, weil es, wie wir annehmen, intrinsisch gute oder schlechte Folgen hat. Der analytisch-synthetische Ansatz übernimmt von den Wertsubjekten nur die Kriterien für die intrinsischen Wünsche, weil dies die entscheidende subjektive Komponente ist, die repräsentiert, worum es uns eigentlich geht, und an der auch die Motivation hängt. 3. Zeitliche Stabilität der Kriterien
  • 6. Das intrinsisch Gewünschte und intrinsisch Wünschbare: korrigierter Hedonismus 1. Psychologischer Hedonismus: Die eigenen Leiden und Freuden aller Art, also psychische und physische, sind intrinsisch relevant. 2. Keine weiteren intrinsischen Güter: Freundschaft, Wissen, moralisches Handeln, das Wohlergehen anderer. Freundschaft, Wissen und moralisches Handeln doch extrinsisch gewünscht. Intrinsischer Wunsch nach Wohlergehen anderer ist nicht stabil. Fazit: (Korrigierter) Hedonismus als rationale Theorie der intrinsischen Wünschbarkeit.
  • 7. Moralische Bedeutung des rationalen Hedonismus Prima facie enttäuschend für Moral: Individuelle Rationalität und Moralität fallen nicht zusammen. Prudentielle Vorsicht gegenüber Moral. Entwarnung: Das Wohlsein anderer kann für uns extrinsisch gut sein.
  • 8. 3. Rationale Begründung und Inhalt der Moral Drei Komponenten der Moral: 1. moralische Bewertungs- oder Wünschbarkeitsfunktion, 2. moralische Normen und Gebote und die zugehörigen Handlungen, 3. über das Gebotene hinausgehende moralisch gute Handlungen, sogenannte supererogatorische Handlungen. Moralische Normen und Handlungen sind Instrumente zur Realisierung des moralisch Guten.
  • 9. Die moralische Wertfunktion: Prioritarismus Prioritaristische Bewertung eines Gegenstandes in drei Schritten: 1. Folgen dieses Gegenstandes für das Wohlsein aller von ihm Betroffenen ermitteln. 2. Prioritaristische Gewichtung der Veränderung: Veränderungen für schlechter Gestellte zählen mehr, um so mehr, je schlechter sie gestellt sind. 3. Addition all dieser gewichteten Werte. Kommentar: Im Utilitarismus fehlt Schritt 2; der Utilitarismus setzt die moralische Wünschbarkeit einer Wohlseinsveränderung mit der individuellen Wünschbarkeit gleich.
  • 10. Die prioritaristische moralische Gewichtungsfunktion
  • 11. Moralische Gebote Verbindlichkeit moralischer Pflichten stammt aus sozialen Strafen oder Belohnungen. Moralische Pflichten erwachsen aus moralisch guten sozial geltenden Normen. Sozial geltende Normen := Handlungsregeln, die einigermaßen allgemein befolgt werden und deren bekanntgewordene Nichtbefolgung meist bestraft wird. Formelle, juristische Normen; informelle Normen: Die Sanktionen kann jeder verhängen – vom Stirnerunzeln bis zur Lynchjustiz. Normunterstützung: Normen verkünden, erklären, begründen, ihre Einhaltung überwachen, Übertretungen bestrafen. Normunterstützung ist wesentlich für den Bestand von Normen und Feld für moralisches Engagement.
  • 12. Progressiver Normenwelfarismus Historischer Wandel von moralischen Normen; Tendenz zur moralischen Verbesserung. Moralpolitisches Engagement: Handeln zur Verbesserung des Bestandes sozial geltender Normen: Werbung für eine neue Norm; beispielhaftes Vorleben des von der Norm Geforderten; Beeinflussung von Entscheidungsträgern; Verhängung informeller Sanktionen. Komponente praktischer Rationalität: Effizienz = gutes Verhältnis von Aufwand zu Ertrag; mit demselben Aufwand möglichst viel Gutes erreichen: dasselbe Gute mit möglichst wenig Aufwand erreichen. Maxime für moralpolitisches Engagement: moralische Effizienz: Versuche, diejenigen neuen moralischen Normen durchzusetzen, die unter den politisch durchsetzbaren Normen moralisch optimal sind.
  • 13. Supererogatorische Handlungen Supererogatorische Handlung := Handlung, die moralisch gut, aber nicht moralisch geboten ist, sondern über das moralisch Gebotene hinausgeht. Motivation zu supererogatorischem Handeln: Verantwortung für andere, Wunsch, ihnen zu helfen usw. Orientierung für supererogatorisches Handeln: moralische Effizienz.
  • 14. Merkmale des Effektiven Altruismus 1. Ziel, moralisch Gutes zu tun. 2. Definition der moralischen Wünschbarkeit oft utilitaristisch. 3. Moralische Wünschbarkeit universalistisch aufgefaßt: Insbesondere Menschen in der Dritten Welt und empfindungsfähige Tiere sind Benefiziare. 4. Massiver Einsatz für das moralisch Gute. 5. Hohe Effizienz.
  • 15. Moralische Stellung des Effektiven Altruismus Handlungsempfehlungen des Effektiven Altruismus sind keine moralische Pflicht (keine weitgehende Befolgung, keine Sanktionen), sondern supererogatorisches Handeln. Massives und sozial organisiertes supererogatorisches Handeln, das auf einem entsprechenden persönlichen Ideal beruht.
  • 16. 4. Warum ist es rational, altruistisch zu handeln? Positive Gründe für altruistisches Engagement aus dem unmittelbaren Erleben: Primäre positive Erlebnisgründe: 1. Empathische Gefühle verbessern: Mitfreude vermehren, Mitleid verringern. 2. Fähigkeit zu und die Kultivierung der Empathie vertieft auch allgemein unsere menschlichen Beziehungen. 3. Respekt vor anderen und anderem: Schmerz durch Zerstörung oder Schädigung des Geschätzten verringern; Erleichterung bei Rettung.
  • 17. Positive Gründe für altruistisches Engagement aus dem unmittelbaren Erleben, Forts. Sekundäre positive Erlebnisgründe: Setzen beim Subjekt oder der Umgebung die Adoption einer entsprechenden moralischen Bewertung voraus. 1. Die positive moralische Bewertung des eigenen Handelns führt zu positiver moralischer Selbstbewertung. 2. Das kontinuierliche vertiefte Engagement für andere verschafft Sinn durch moralisches Transzendieren des Ichs, dadurch Zufriedenheit. 3. Anerkennung durch andere erhöht unmittelbar das Selbstwertgefühl und führt indirekt über die gesteigerte Reputation zu diversen Vorteilen, u.a. Kooperationsvorteilen selten sogar direkten Belohnungen. 4. Bei Akzeptanz interner moralischer Pflicht Unruhe und Stachel zu entsprechendem Engagement. Tertiäre positive Erlebnisgründe: Setzen entsprechende Zielsetzungen voraus: 1. Erfahren der eigenen Wirkungsmacht. 2. Bestätigung des eigene Organisationstalents, dadurch Zufriedenheit. Rat der Organisationen für positive well-being: Altruistisches Engagement verbessert Stimmung.
  • 18. Negative Gründe für altruistisches Engagement: Warum man sich nicht vom altruistischen Engagement abhalten lassen soll Der Einkommenseinwand: Nullsummenspiel der Geldverteilung. Scheinbare Bestätigung des Nullsummenspieleinwandes durch Glücksforschung. Kritik: Nicht Wohlsein, Glück gemessen, sondern Zufriedenheit mit der eigenen Situation oder positive Gesamteinschätzung der eigenen Situation. Widerlegung des Einwandes: Untersuchung von Kahneman & Deaton zu affektivem Wohlsein: Durchschnittlich ab 75.000 USD Jahreseinkommen keine Glückssteigerung mehr. Erklärung des Plateaus: Einfluß von Luxusgütern auf Glück durch intensive Beschäftigung mit ihnen; das ist begrenzte Ressource, und der materielle Wert des Gutes ist nicht relevant.
  • 19. Affektives Glück in Abhängigkeit vom Jahreseinkommen in USD (Kahneman & Deaton 2010)
  • 20. Die wichtigsten dispositionellen Glücksgüter (Grom) 1. Selbstwertschätzung als die zentrale Positiverfahrung: Wichtige Komponente der Selbstwertschätzung ist moralische Selbstwertschätzung, insbesondere weil man sich für andere engagiert. 2. Liebes- und Beziehungsfähigkeit: Liebes- und Beziehungsfähigkeit kann über Beziehungen zu Bekannten hinausreichen und sich in prosozialem Verhalten äußern. 3. Sachorientierung, also die Fähigkeit, sich Dingen und Wirkmöglichkeiten zuzuwenden: Sachorientierung kann man auch für altruistisches Engagement einsetzen. 4. eine außergewöhnliche Gesundheit durch ihren Beitrag zu einer langen Lebensdauer. 5. Sinnfindung durch Selbsttranszendenz: Einbringen der eigenen Person und des eigenen Lebens in einen das Ich übergreifenden und es überdauernden Zusammenhang: Wohl der Gemeinschaft oder Menschheit oder noch allgemeiner: die in einer Moral verkörperten Werte. Dadurch affektive Zufriedenheit.
  • 21. 5. Fragen und Probleme des aktuellen Effektiven Altruismus 1. Universalismus (Benefiziar-)Universalismus := alle Menschen und empfindenden Tiere sind mögliche Benefiziare der Moral. (Abstrakte Begründung des Universalismus funktioniert nicht wegen Abhängigkeit von Empathie. Begründung des Universalismus des Mitgefühls über eine universalistische Identität.) Grenzen und Probleme des universalistischen altruistischen Engagements: Kombination von Universalismus und Effizienz führt zu ausschließlichem Engagement für die Allerärmsten in der Dritten Welt. Projekte, die über die Linderung der allergrößten Not hinausgehen, als ineffizient ausgeschlossen. Dynamik aus luxuriöseren Projekten, die langfristig eine größere Stabilität sichern können, verhindert.
  • 22. 2. Earning-to-Give: Berufswahl zugunsten des Effektiven Altruismus Problem Ausbeutung anderer: Die lukrativsten Jobs beruhen auf Ausbeutung und Steigerung der Ungerechtigkeit. Gegen das Argument der Überdeterminierung (wenn ich das nicht mache, macht es ein anderer). Beruf als Glücksgut: Gute Arbeit und Selbstverwirklichung in der Arbeit eines der wichtigsten Glücksgüter neben persönlichen Beziehungen. Das sollte man nicht leichtfertig verschenken. Berufswahl: Win-win anstreben: Keine Selbstaufopferung. Gegen Tendenz zur moralischen Selbstausbeutung. Soziale Berufe, durchaus eine Option: Kritik der Ersetzbarkeitsannahme. Auch im sozialen Bereich ist es wichtig, durch die Art der Ausübung des Berufes sehr viel Besseres zu bewirken.
  • 23. 3. Effizientes altruistisches Engagement ist keine moralische Pflicht; rationale Wichtigkeit der persönlichen Befriedigung Altruistisches Engagement ist keine moralische Pflicht. Für eine rationale Person muß der Antrieb zum Altruismus aus persönlichem Wunsch und Interesse kommen.
  • 24. 4. Konzentration auf Spenden; mögliches anderes altruistisches Engagement Effektiver Altruismus ist moralisch gut und sehr lobenswert; ist aber nicht das einzige, was wir tun sollten. Andere Möglichkeiten moralischen Engagements. • 1. Moralpolitisches Engagement. • 2. Normunterstützung. • 3. Andere Formen supererogatorischer Handlungen: 3.1. Engagement in Organisationen zur Verbesserung der Welt. 3.2. Engagement im lokalen und regionalen Umfeld. 3.3. Engagement im persönlichen Umfeld inklusive tugendhaftes Verhalten. Nichts gegeneinander ausspielen, Entscheidung nach Neigung.
  • 25. 6. Ein Appell zum Schluß Der Effektive Altruismus ist eine enorm wichtige moralische Bewegung, die ein großes Potential zur moralischen Verbesserung der Welt, zur Verbesserung des Wohlseins von Menschen und Tieren hat. Problematische Aspekte gibt es immer; sie müssen diskutiert und gelöst werden – aber auf der Seite des Effektiven Altruismus. Machen Sie mit, aktiv, kritisch und rational!