SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 3
Pressestelle

                                                                                   Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin


             Presse-
                                                                   HAUSANSCHRIFT

                                                                             TEL   +49 (0)30 18 529 - 3170
                                                                             FAX   +49 (0)30 18 529 - 3179
                                                                          E-MAIL   pressestelle@bmelv.bund.de
                                                                        INTERNET   www.bmelv.de
                           mitteilung
    DATUM    2. Oktober 2012
  NUMMER     286
SPERRFRIST




             Mehr Transparenz, mehr Wettbewerb
             und Hilfen für verschuldete Verbraucher
             Spitzentreffen zu Dispozinsen im Bundesverbraucherministerium


             Banken und Sparkassen haben angekündigt, bei Dispositionskrediten den Schutz und die
             Information der Verbraucher zu verbessern. Bei einem Treffen mit Vertretern des
             Verbraucherzentrale Bundesverbandes, der Schuldnerberatungen und der Stiftung
             Warentest am Dienstag in Berlin erklärte die Kreditwirtschaft, die Geldinstitute würden in
             Zukunft die Transparenz der Kosten und Gebühren sicherstellen und stark verschuldete
             Bankkunden verstärkt bei der Suche nach Alternativen zum Dispokredit unterstützen. Das
             Spitzentreffen war auf Initiative von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner
             zustande gekommen, nachdem eine Studie im Auftrag des Ministeriums zu dem Ergebnis
             gekommen war, dass zahlreiche Banken und Sparkassen von ihren Kunden überhöhte
             Dispozinsen verlangen, obwohl sie sich derzeit zu historisch niedrigen Zinsen Geld besorgen
             können. Die Studie ergab, dass sowohl Filial- als auch Direktbanken mit Zinssätzen von etwa
             zehn Prozent pro Jahr profitabel arbeiten können. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung:
             Jeder dritte Verbraucher fühlt sich von seiner Bank über die Dispozinsen nicht gut informiert.


             Wie die Vertreter der Deutschen Kreditwirtschaft bei dem Gespräch erklärten, wollen die
             Kreditinstitute konsequent über die Konditionen für Dispokredite in den Preisaushängen in
             ihren Filialen informieren. Zudem sollen verständliche und transparente
             Zinsanpassungsklauseln angewendet werden, die den gesetzlichen Anforderungen
             genügen. Darüber hinaus soll Bankkunden bei übermäßiger Inanspruchnahme eines
             Dispokredits die Umschuldung in einen Ratenkredit angeboten werden oder alternativ ein
             individueller Tilgungsplan – die entsprechende Bonität und Finanzierbarkeit vorausgesetzt.
DATUM    2. Oktober 2012                                                                        SEITE 2 VON 3

  NUMMER     286
SPERRFRIST



             Auch die Information über Hilfsangebote etwa der Schuldnerberatungen soll verstärkt
             werden.


             Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner sprach nach dem Treffen von einem
             „ersten Schritt in die richtige Richtung“: „Die Banken haben endlich erkannt, dass sie sich
             bewegen müssen und vor allem für diejenigen Verbraucher Erleichterungen schaffen
             müssen, die längerfristig im Minus sind. Banken und Sparkassen haben zugesagt, mit den
             betroffenen Kunden das Gespräch zu suchen und ihnen eine Umschuldung in einen
             Ratenkredit oder eine individuelle Tilgungsvereinbarung anzubieten.“ Darüber hinaus erklärte
             sich die Kreditwirtschaft zu einer engeren Zusammenarbeit mit Schuldnerberatungsstellen
             bereit. Aigner: „Ich bewerte diese Zusagen sehr positiv und bin davon überzeugt, dass sie
             die Situation von verschuldeten Verbrauchern wesentlich verbessern können, wenn sie
             konsequent umgesetzt werden.“


             Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Information der Bankkunden: „Wir werden künftig mehr
             Transparenz bei den Dispo-Zinsen haben – die Kunden können alle Konditionen dann
             besser vergleichen und sich für das beste Angebot entscheiden. Ich fordere die Banken auf,
             auch im Internet alle Kosten transparent zu machen – auf einen Blick. Mehr Transparenz
             bedeutet mehr Wettbewerb – und mehr Wettbewerb führt meist zu sinkenden Preisen“, so
             Aigner. Sie erinnerte an das Beispiel der Gebühren für das Fremdabheben an
             Geldautomaten, wo sich die Banken auf Druck des Bundesverbraucherministeriums zu einer
             automatischen Gebührenanzeige verpflichtet hatten. Seit der Umsetzung Anfang 2011 sind
             die Preise deutlich gefallen.


             Aigner forderte, die Festsetzung der Höhe der Dispozinsen müsse stets nachvollziehbar sein
             und festen Klauseln folgen, dies dürfe keine Ermessensentscheidung der Bank sein. Sie
             kritisierte die Werbung einiger Banken und Sparkassen, die bestimmte Lockangebote wie
             etwa günstige Kontoführungsgebühren in den Mittelpunkt stelle, andere Kosten und
             Gebühren aber bewusst ausklammere. Aigner: „Die Banken sind in einer tiefen
             Vertrauenskrise. Sie werden das Vertrauen der Verbraucher nur zurückgewinnen können,
             wenn sie fair und transparent sind. Hier gibt es für die Branche noch viel zu tun.“
DATUM    2. Oktober 2012                                                                           SEITE 3 VON 3

  NUMMER     286
SPERRFRIST



             Einer festen Obergrenze für Dispozinsen erteilte die Ministerin erneut eine Absage. Die
             Dispo-Studie im Auftrag des BMELV war zu dem Ergebnis gekommen, es bestehe die
             Gefahr, dass eine festes Limit im Endeffekt sogar zu einem höheren Zinsniveau führe, denn
             auch die preisgünstigen Banken würden ihren Spielraum dann bis zur Obergrenze
             ausreizen. Zudem würden sich bei einer Obergrenze viele Institute entgangene Einnahmen
             vermutlich über die Erhöhung anderer Gebühren wieder hereinholen, was ebenfalls zu einer
             Preiserhöhung auf breiter Front führe. „Deshalb ist eine gesetzliche Obergrenze unterm
             Strich nicht zielführend“, warnte Aigner. „Ich bin überzeugt: Die Lösung liegt in einem
             funktionierenden Wettbewerb und maximaler Transparenz. “


             Weitere Informationen im Internet:
             www.bmelv.de/dispo

Weitere ähnliche Inhalte

Andere mochten auch

3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobares
3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobares3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobares
3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobaresandreux02
 
sistemas operativos
sistemas operativossistemas operativos
sistemas operativosItzel Santos
 
Autoestima adelinda del carmen palacios baras
Autoestima adelinda del carmen palacios barasAutoestima adelinda del carmen palacios baras
Autoestima adelinda del carmen palacios barasapalaciosbaras
 
Naturaleza y evolucion de la tecnología
Naturaleza y evolucion de la tecnologíaNaturaleza y evolucion de la tecnología
Naturaleza y evolucion de la tecnologíakarenjaguirreg
 
Reglamento estudiantil
Reglamento estudiantilReglamento estudiantil
Reglamento estudiantilelportador94
 
ACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDE
ACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDEACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDE
ACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDECarmen985
 
Higiene y seguridad Industrial
Higiene y seguridad IndustrialHigiene y seguridad Industrial
Higiene y seguridad IndustrialJuan Mateus
 

Andere mochten auch (18)

3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobares
3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobares3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobares
3 la cognicion_en_los_grandes_sindromes_lobares
 
Unas preguntas
Unas preguntasUnas preguntas
Unas preguntas
 
Tecnologia
TecnologiaTecnologia
Tecnologia
 
FRIENDS
FRIENDS  FRIENDS
FRIENDS
 
MI BLOG
MI BLOG MI BLOG
MI BLOG
 
sistemas operativos
sistemas operativossistemas operativos
sistemas operativos
 
IA698.pdf
IA698.pdfIA698.pdf
IA698.pdf
 
PESIT País Vasco: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomun...
PESIT País Vasco: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomun...PESIT País Vasco: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomun...
PESIT País Vasco: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomun...
 
Autoestima adelinda del carmen palacios baras
Autoestima adelinda del carmen palacios barasAutoestima adelinda del carmen palacios baras
Autoestima adelinda del carmen palacios baras
 
Bernardo Alarcos -Jornada Ciberseguridad COIT AEIT: Retos, Oportunidades Prof...
Bernardo Alarcos -Jornada Ciberseguridad COIT AEIT: Retos, Oportunidades Prof...Bernardo Alarcos -Jornada Ciberseguridad COIT AEIT: Retos, Oportunidades Prof...
Bernardo Alarcos -Jornada Ciberseguridad COIT AEIT: Retos, Oportunidades Prof...
 
Naturaleza y evolucion de la tecnología
Naturaleza y evolucion de la tecnologíaNaturaleza y evolucion de la tecnología
Naturaleza y evolucion de la tecnología
 
GRETEL 2005: El Sector Audiovisual y su Evolución. La Televisión. Retos y Op...
 GRETEL 2005: El Sector Audiovisual y su Evolución. La Televisión. Retos y Op... GRETEL 2005: El Sector Audiovisual y su Evolución. La Televisión. Retos y Op...
GRETEL 2005: El Sector Audiovisual y su Evolución. La Televisión. Retos y Op...
 
Funcionamiento del lector netvibes
Funcionamiento del lector netvibesFuncionamiento del lector netvibes
Funcionamiento del lector netvibes
 
Reglamento estudiantil
Reglamento estudiantilReglamento estudiantil
Reglamento estudiantil
 
PESIT Cantabria: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomuni...
PESIT Cantabria: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomuni...PESIT Cantabria: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomuni...
PESIT Cantabria: Estudios Socioprofesionales sobre el Ingeniero de Telecomuni...
 
ACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDE
ACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDEACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDE
ACTIVIDADES DESARROLLADAS POR LAS NIÑAS DE LA SEDE
 
Ada 6
Ada 6Ada 6
Ada 6
 
Higiene y seguridad Industrial
Higiene y seguridad IndustrialHigiene y seguridad Industrial
Higiene y seguridad Industrial
 

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH

Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20)

Über den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdfÜber den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf
 
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdfAL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
 
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
 
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdfPresseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
 
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
 
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdfZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
 
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
 
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
 
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
 
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdfPrinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
 
PI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdfPI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
 
01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
 
Text EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdfText EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdf
 
PM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdfPM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdf
 

10-286-AI-Dispozinsen.pdf

  • 1. Pressestelle Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin Presse- HAUSANSCHRIFT TEL +49 (0)30 18 529 - 3170 FAX +49 (0)30 18 529 - 3179 E-MAIL pressestelle@bmelv.bund.de INTERNET www.bmelv.de mitteilung DATUM 2. Oktober 2012 NUMMER 286 SPERRFRIST Mehr Transparenz, mehr Wettbewerb und Hilfen für verschuldete Verbraucher Spitzentreffen zu Dispozinsen im Bundesverbraucherministerium Banken und Sparkassen haben angekündigt, bei Dispositionskrediten den Schutz und die Information der Verbraucher zu verbessern. Bei einem Treffen mit Vertretern des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, der Schuldnerberatungen und der Stiftung Warentest am Dienstag in Berlin erklärte die Kreditwirtschaft, die Geldinstitute würden in Zukunft die Transparenz der Kosten und Gebühren sicherstellen und stark verschuldete Bankkunden verstärkt bei der Suche nach Alternativen zum Dispokredit unterstützen. Das Spitzentreffen war auf Initiative von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner zustande gekommen, nachdem eine Studie im Auftrag des Ministeriums zu dem Ergebnis gekommen war, dass zahlreiche Banken und Sparkassen von ihren Kunden überhöhte Dispozinsen verlangen, obwohl sie sich derzeit zu historisch niedrigen Zinsen Geld besorgen können. Die Studie ergab, dass sowohl Filial- als auch Direktbanken mit Zinssätzen von etwa zehn Prozent pro Jahr profitabel arbeiten können. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Jeder dritte Verbraucher fühlt sich von seiner Bank über die Dispozinsen nicht gut informiert. Wie die Vertreter der Deutschen Kreditwirtschaft bei dem Gespräch erklärten, wollen die Kreditinstitute konsequent über die Konditionen für Dispokredite in den Preisaushängen in ihren Filialen informieren. Zudem sollen verständliche und transparente Zinsanpassungsklauseln angewendet werden, die den gesetzlichen Anforderungen genügen. Darüber hinaus soll Bankkunden bei übermäßiger Inanspruchnahme eines Dispokredits die Umschuldung in einen Ratenkredit angeboten werden oder alternativ ein individueller Tilgungsplan – die entsprechende Bonität und Finanzierbarkeit vorausgesetzt.
  • 2. DATUM 2. Oktober 2012 SEITE 2 VON 3 NUMMER 286 SPERRFRIST Auch die Information über Hilfsangebote etwa der Schuldnerberatungen soll verstärkt werden. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner sprach nach dem Treffen von einem „ersten Schritt in die richtige Richtung“: „Die Banken haben endlich erkannt, dass sie sich bewegen müssen und vor allem für diejenigen Verbraucher Erleichterungen schaffen müssen, die längerfristig im Minus sind. Banken und Sparkassen haben zugesagt, mit den betroffenen Kunden das Gespräch zu suchen und ihnen eine Umschuldung in einen Ratenkredit oder eine individuelle Tilgungsvereinbarung anzubieten.“ Darüber hinaus erklärte sich die Kreditwirtschaft zu einer engeren Zusammenarbeit mit Schuldnerberatungsstellen bereit. Aigner: „Ich bewerte diese Zusagen sehr positiv und bin davon überzeugt, dass sie die Situation von verschuldeten Verbrauchern wesentlich verbessern können, wenn sie konsequent umgesetzt werden.“ Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Information der Bankkunden: „Wir werden künftig mehr Transparenz bei den Dispo-Zinsen haben – die Kunden können alle Konditionen dann besser vergleichen und sich für das beste Angebot entscheiden. Ich fordere die Banken auf, auch im Internet alle Kosten transparent zu machen – auf einen Blick. Mehr Transparenz bedeutet mehr Wettbewerb – und mehr Wettbewerb führt meist zu sinkenden Preisen“, so Aigner. Sie erinnerte an das Beispiel der Gebühren für das Fremdabheben an Geldautomaten, wo sich die Banken auf Druck des Bundesverbraucherministeriums zu einer automatischen Gebührenanzeige verpflichtet hatten. Seit der Umsetzung Anfang 2011 sind die Preise deutlich gefallen. Aigner forderte, die Festsetzung der Höhe der Dispozinsen müsse stets nachvollziehbar sein und festen Klauseln folgen, dies dürfe keine Ermessensentscheidung der Bank sein. Sie kritisierte die Werbung einiger Banken und Sparkassen, die bestimmte Lockangebote wie etwa günstige Kontoführungsgebühren in den Mittelpunkt stelle, andere Kosten und Gebühren aber bewusst ausklammere. Aigner: „Die Banken sind in einer tiefen Vertrauenskrise. Sie werden das Vertrauen der Verbraucher nur zurückgewinnen können, wenn sie fair und transparent sind. Hier gibt es für die Branche noch viel zu tun.“
  • 3. DATUM 2. Oktober 2012 SEITE 3 VON 3 NUMMER 286 SPERRFRIST Einer festen Obergrenze für Dispozinsen erteilte die Ministerin erneut eine Absage. Die Dispo-Studie im Auftrag des BMELV war zu dem Ergebnis gekommen, es bestehe die Gefahr, dass eine festes Limit im Endeffekt sogar zu einem höheren Zinsniveau führe, denn auch die preisgünstigen Banken würden ihren Spielraum dann bis zur Obergrenze ausreizen. Zudem würden sich bei einer Obergrenze viele Institute entgangene Einnahmen vermutlich über die Erhöhung anderer Gebühren wieder hereinholen, was ebenfalls zu einer Preiserhöhung auf breiter Front führe. „Deshalb ist eine gesetzliche Obergrenze unterm Strich nicht zielführend“, warnte Aigner. „Ich bin überzeugt: Die Lösung liegt in einem funktionierenden Wettbewerb und maximaler Transparenz. “ Weitere Informationen im Internet: www.bmelv.de/dispo