SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 3
Verband medizinischer Fachberufe e.V.
Postfach 10 04 64 ⋅ 44004 Dortmund
                                                                  Geschäftsstelle

Kinderkommission@bundestag.de                                     Anschrift
                                                                  Bissenkamp 12 - 16
                                                                  44135 Dortmund
                                                                  Telefon (02 31) 55 69 59-0
                                                                  Telefax (02 31) 55 35 59
                                                                  E-Mail: info@vmf-online.de
                                                                  http://www.vmf-online.de




                                                                  19. September 2011




Sehr geehrte Mitglieder der Kinderkommission des Deutschen Bundestages,

bei seinem 25. Bundeskongress am zweiten September-Wochenende in Dortmund hat der
Verband medizinischer Fachberufe e.V. einen besonderen Schwerpunkt auf den Kinder-
und Jugendschutz sowie die Prävention in diesem Alter gesetzt. Damit sollten vor allem
zwei Dinge deutlich gemacht werden:
-    Die vom Verband vertretenen Berufe Medizinische und Zahnmedizinische Fachange-
     stellte nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung zu diesem Thema wahr und
-    die Berufsangehörigen können einen wichtigen Beitrag für die Kinder- und
     Jugendgesundheit leisten.
Unser Verband fordert – wie Kinder- und Jugendärzte sowie andere Gesundheitsfachberu-
fe auch – eine stärkere Einbeziehung der Kompetenzen dieser Gesundheitsfachberufe in
Präventionsprogramme. Nicht einmalige Aktionen, sondern die kontinuierliche, verlässliche
und lebensweltbezogene sowie eine der familiären Situation angepasste Begleitung führen
zum Erfolg.
Dass Kinder gesund aufwachsen können und eine Zukunftsperspektive haben, ist auch
Aufgabe von Gesundheitsfachberufen. Ihre Bemühungen dürfen keine Insellösungen blei-
ben, sondern müssen in Initiativen eingebunden werden. Ihr Wissen und das Vertrauen,
das Eltern und Kinder in die Gesundheitsfachberufe setzen, sind von großem Wert.
Der Blick darf dabei nicht nur auf Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten ge-
richtet werden. Alle Kinder haben ein Recht auf eine wertschätzende, individuelle Entwick-
lung und Erziehung. Auch in finanziell besseren Verhältnissen können Beziehungs- und
Entwicklungsprobleme, z.B. durch falsche Erwartungen der Eltern, Leistungsdruck und
Versagensängste, entstehen. Kinderarztpraxen können und müssen für alle Kinder und
Jugendlichen Anlauf- und Koordinierungsstelle sein und Kontakte zu individuellen bzw.
speziellen Angeboten von Sozialarbeit und unterstützenden Diensten ermöglichen.
In Protokollen und Berichten Ihrer Kommissionsarbeit sehen wir viele Parallelen zu unse-
ren Bemühungen. Wir möchten Ihnen deshalb im Nachhinein an unsere Diskussionsrun-
den beim 25. Bundeskongress und mit Blick auf den Weltkindertag Impulse senden:
Das Praxisteam kennt familiäre, soziale Besonderheiten, den Entwicklungsstand des Kin-
des und kann die Eltern-Kind-Bindungsverhältnisse einschätzen. Medizinische, interdiszi-
plinäre Zusammenarbeit und die Patientensicherheit stehen im Mittelpunkt unseres Han-
delns.
Das wird im Praxisalltag gelebt und von Patienten und ihren Angehörigen geschätzt, nur
bisher kaum gesellschaftlich wahrgenommen. Verantwortliche in Politik und Krankenkas-
sen müssen endlich dafür Strukturen und finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.


Die Prävention bei Kindern könnte durch ein Präventionsgesetz für eine systematische
Prävention verbessert werden, d.h.:
-   keine Zufallsentscheidung der Krankenkassen zu Präventionsleistungen, je nach Nei-
    gung oder Werbestrategie
-   eine umfassende Präventionsstrategie und ein „Präventionstopf“ zur Erstattung von
    Leistungen
-   Einbindung des Sachverstands der Leistungserbringer – Ärzte, Zahnärzte, Medizini-
    sche Fachangestellte (MFA), Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA), Physiothera-
    peuten, Diätassistenten u.a. – in die Erstellung eines neuen Leitfadens für Prävention
-   qualitätsgesicherte und praxisnahe Anforderungen für Maßnahmen in der Prävention
    (niederschwellige Angebote, Nutzung von Modulen im Setting...).


Kindervorsorgeuntersuchungen sind notwendig und wichtig. Ein weiterer Ansatz muss
aber auch sein, primär-präventiv wirksam zu werden. Elternkompetenz muss bereits vor
der Geburt gestärkt und entwickelt werden, um Kindern einen guten und gesunden Start
zu ermöglichen.
Auch hier gibt es viele Ideen und Angebote, z.B. Geburtsvorbereitungskurse durch Famili-
enhebammen, die mehr als den Vorgang der Geburt umfassen, oder Ordner mit Informati-
onsmaterial für werdende Eltern.
Diese Initiativen laufen aber häufig separat voneinander und sind oft an punktuelle
Finanzierungsprogramme gekoppelt.
Dieser Flickenteppich an Angeboten macht – ebenso wie unterschiedliche Finanzierungs-
zuständigkeiten – eine effiziente und nachhaltige Nutzung in der Praxis schwierig. Wie von
Ihrer Kommission angemahnt, sind die kommunale Bestandsaufnahme und Ergänzung
aller sonstigen Präventionsmaßnahmen (U-Untersuchungen, Impfprogramme, usw.) drin-
gend erforderlich.
Darüber hinaus bedarf es verlässlicher und nachhaltiger Netzwerkstrukturen. Es kann
nicht sein, dass etablierte und erfolgreiche Systeme auf Grund von kommunalen Spar-
maßnahmen immer wieder um ihre Existenz bangen müssen oder gar zerstört werden.
Ein weiterer wichtiger Ansatz sind zudem Verträge nach § 140a-d SGB V (Integrierte Ver-
sorgung), deren Ziel eine verschiedene Leistungssektoren übergreifende oder interdiszi-
plinär-fachübergreifende Versorgung der Versicherten ist.
Diese Programme dürfen nicht nur zu Werbezwecken der Krankenkassen benutzt werden.
Vielmehr müssen die Gesundheitsfachberufe einbezogen werden. Die besondere Kompe-
tenz und vor allem das Vertrauensverhältnis von Eltern und Kindern zu MFA und ZFA als
Teil des therapeutischen Teams der Arztpraxis gilt es dabei besonders zu berücksichtigen.
Unsere Berufsangehörigen und speziell die in Kinder- und Jugendarztpraxen tätigen Medi-
zinischen Fachangestellten sind dazu zusätzlich qualifiziert. Der Berufsverband der Kin-
der- und Jugendärzte hat eine pädiatrische Fortbildungsmaßnahme für MFA entwickelt,
ebenso die Bundesärztekammer. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass diese Kol-
leginnen und Kollegen in Netzwerken und Foren zusammenarbeiten, sich austauschen
und von unserem Verband unterstützt werden. Das ist eine Ressource, die noch viel Po-
tenzial bietet.
So wäre es denkbar, dass Kinderärzte und ihre Medizinischen Fachangestellten gemein-
sam mit Gynäkologen Informationsveranstaltungen, Gruppentreffen oder Einzelgespräche
für werdende Eltern anbieten. Familienhebammen und kommunale Netzwerke sollten ein-
bezogen werden.
Ein gegenseitiger, vertrauensvoller, achtungsvoller, wertschätzender und verlässlicher
Umgang von Erwachsenen miteinander ist die beste Voraussetzung für den Start in das
neue Leben.
Wir Gesundheitsfachberufe und besonders wir MFA und ZFA arbeiten täglich mit Eltern
und Kindern. Wir sehen die Dinge häufig aus einer anderen bzw. erweiterten Perspektive
als Politiker, Sozialämter, Krankenkassenvertreter und andere Entscheidungsträger. Gern
würden wir unser Wissen und Können, unsere Kompetenzen, im Interesse der Kinder ein-
bringen. Nicht viel hilft viel, sondern nur das Richtige hilft!
Lassen Sie uns im Interesse unserer Kinder achtsam sein, hinschauen, hinhören und pro-
aktiv mitgestalten – praxisrelevant und mit guten Knowhow.
Wir würden uns freuen, wenn der Dialog unter den Gesundheitsberufen, dem wir durch
unseren Kongress einen weiteren Impuls gegeben haben, auch mit Politikern und anderen
Verantwortlichen weitergeführt würde. Gern sind wir für Gespräche und vor allem zur prak-
tischen Umsetzung bereit.
Mit freundlichen Grüßen




Sabine Ridder
Präsidentin, im Namen
des Bundesvorstandes des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V.

Weitere ähnliche Inhalte

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH

Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20)

Über den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdfÜber den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf
 
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdfAL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
 
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
 
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdfPresseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
 
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
 
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdfZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
 
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
 
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
 
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
 
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdfPrinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
 
PI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdfPI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
 
01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
 
Text EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdfText EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdf
 
PM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdfPM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdf
 

Brief_Kinderkommission.pdf

  • 1. Verband medizinischer Fachberufe e.V. Postfach 10 04 64 ⋅ 44004 Dortmund Geschäftsstelle Kinderkommission@bundestag.de Anschrift Bissenkamp 12 - 16 44135 Dortmund Telefon (02 31) 55 69 59-0 Telefax (02 31) 55 35 59 E-Mail: info@vmf-online.de http://www.vmf-online.de 19. September 2011 Sehr geehrte Mitglieder der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, bei seinem 25. Bundeskongress am zweiten September-Wochenende in Dortmund hat der Verband medizinischer Fachberufe e.V. einen besonderen Schwerpunkt auf den Kinder- und Jugendschutz sowie die Prävention in diesem Alter gesetzt. Damit sollten vor allem zwei Dinge deutlich gemacht werden: - Die vom Verband vertretenen Berufe Medizinische und Zahnmedizinische Fachange- stellte nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung zu diesem Thema wahr und - die Berufsangehörigen können einen wichtigen Beitrag für die Kinder- und Jugendgesundheit leisten. Unser Verband fordert – wie Kinder- und Jugendärzte sowie andere Gesundheitsfachberu- fe auch – eine stärkere Einbeziehung der Kompetenzen dieser Gesundheitsfachberufe in Präventionsprogramme. Nicht einmalige Aktionen, sondern die kontinuierliche, verlässliche und lebensweltbezogene sowie eine der familiären Situation angepasste Begleitung führen zum Erfolg. Dass Kinder gesund aufwachsen können und eine Zukunftsperspektive haben, ist auch Aufgabe von Gesundheitsfachberufen. Ihre Bemühungen dürfen keine Insellösungen blei- ben, sondern müssen in Initiativen eingebunden werden. Ihr Wissen und das Vertrauen, das Eltern und Kinder in die Gesundheitsfachberufe setzen, sind von großem Wert. Der Blick darf dabei nicht nur auf Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten ge- richtet werden. Alle Kinder haben ein Recht auf eine wertschätzende, individuelle Entwick- lung und Erziehung. Auch in finanziell besseren Verhältnissen können Beziehungs- und Entwicklungsprobleme, z.B. durch falsche Erwartungen der Eltern, Leistungsdruck und Versagensängste, entstehen. Kinderarztpraxen können und müssen für alle Kinder und Jugendlichen Anlauf- und Koordinierungsstelle sein und Kontakte zu individuellen bzw. speziellen Angeboten von Sozialarbeit und unterstützenden Diensten ermöglichen.
  • 2. In Protokollen und Berichten Ihrer Kommissionsarbeit sehen wir viele Parallelen zu unse- ren Bemühungen. Wir möchten Ihnen deshalb im Nachhinein an unsere Diskussionsrun- den beim 25. Bundeskongress und mit Blick auf den Weltkindertag Impulse senden: Das Praxisteam kennt familiäre, soziale Besonderheiten, den Entwicklungsstand des Kin- des und kann die Eltern-Kind-Bindungsverhältnisse einschätzen. Medizinische, interdiszi- plinäre Zusammenarbeit und die Patientensicherheit stehen im Mittelpunkt unseres Han- delns. Das wird im Praxisalltag gelebt und von Patienten und ihren Angehörigen geschätzt, nur bisher kaum gesellschaftlich wahrgenommen. Verantwortliche in Politik und Krankenkas- sen müssen endlich dafür Strukturen und finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Die Prävention bei Kindern könnte durch ein Präventionsgesetz für eine systematische Prävention verbessert werden, d.h.: - keine Zufallsentscheidung der Krankenkassen zu Präventionsleistungen, je nach Nei- gung oder Werbestrategie - eine umfassende Präventionsstrategie und ein „Präventionstopf“ zur Erstattung von Leistungen - Einbindung des Sachverstands der Leistungserbringer – Ärzte, Zahnärzte, Medizini- sche Fachangestellte (MFA), Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA), Physiothera- peuten, Diätassistenten u.a. – in die Erstellung eines neuen Leitfadens für Prävention - qualitätsgesicherte und praxisnahe Anforderungen für Maßnahmen in der Prävention (niederschwellige Angebote, Nutzung von Modulen im Setting...). Kindervorsorgeuntersuchungen sind notwendig und wichtig. Ein weiterer Ansatz muss aber auch sein, primär-präventiv wirksam zu werden. Elternkompetenz muss bereits vor der Geburt gestärkt und entwickelt werden, um Kindern einen guten und gesunden Start zu ermöglichen. Auch hier gibt es viele Ideen und Angebote, z.B. Geburtsvorbereitungskurse durch Famili- enhebammen, die mehr als den Vorgang der Geburt umfassen, oder Ordner mit Informati- onsmaterial für werdende Eltern. Diese Initiativen laufen aber häufig separat voneinander und sind oft an punktuelle Finanzierungsprogramme gekoppelt. Dieser Flickenteppich an Angeboten macht – ebenso wie unterschiedliche Finanzierungs- zuständigkeiten – eine effiziente und nachhaltige Nutzung in der Praxis schwierig. Wie von Ihrer Kommission angemahnt, sind die kommunale Bestandsaufnahme und Ergänzung aller sonstigen Präventionsmaßnahmen (U-Untersuchungen, Impfprogramme, usw.) drin- gend erforderlich. Darüber hinaus bedarf es verlässlicher und nachhaltiger Netzwerkstrukturen. Es kann nicht sein, dass etablierte und erfolgreiche Systeme auf Grund von kommunalen Spar- maßnahmen immer wieder um ihre Existenz bangen müssen oder gar zerstört werden.
  • 3. Ein weiterer wichtiger Ansatz sind zudem Verträge nach § 140a-d SGB V (Integrierte Ver- sorgung), deren Ziel eine verschiedene Leistungssektoren übergreifende oder interdiszi- plinär-fachübergreifende Versorgung der Versicherten ist. Diese Programme dürfen nicht nur zu Werbezwecken der Krankenkassen benutzt werden. Vielmehr müssen die Gesundheitsfachberufe einbezogen werden. Die besondere Kompe- tenz und vor allem das Vertrauensverhältnis von Eltern und Kindern zu MFA und ZFA als Teil des therapeutischen Teams der Arztpraxis gilt es dabei besonders zu berücksichtigen. Unsere Berufsangehörigen und speziell die in Kinder- und Jugendarztpraxen tätigen Medi- zinischen Fachangestellten sind dazu zusätzlich qualifiziert. Der Berufsverband der Kin- der- und Jugendärzte hat eine pädiatrische Fortbildungsmaßnahme für MFA entwickelt, ebenso die Bundesärztekammer. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass diese Kol- leginnen und Kollegen in Netzwerken und Foren zusammenarbeiten, sich austauschen und von unserem Verband unterstützt werden. Das ist eine Ressource, die noch viel Po- tenzial bietet. So wäre es denkbar, dass Kinderärzte und ihre Medizinischen Fachangestellten gemein- sam mit Gynäkologen Informationsveranstaltungen, Gruppentreffen oder Einzelgespräche für werdende Eltern anbieten. Familienhebammen und kommunale Netzwerke sollten ein- bezogen werden. Ein gegenseitiger, vertrauensvoller, achtungsvoller, wertschätzender und verlässlicher Umgang von Erwachsenen miteinander ist die beste Voraussetzung für den Start in das neue Leben. Wir Gesundheitsfachberufe und besonders wir MFA und ZFA arbeiten täglich mit Eltern und Kindern. Wir sehen die Dinge häufig aus einer anderen bzw. erweiterten Perspektive als Politiker, Sozialämter, Krankenkassenvertreter und andere Entscheidungsträger. Gern würden wir unser Wissen und Können, unsere Kompetenzen, im Interesse der Kinder ein- bringen. Nicht viel hilft viel, sondern nur das Richtige hilft! Lassen Sie uns im Interesse unserer Kinder achtsam sein, hinschauen, hinhören und pro- aktiv mitgestalten – praxisrelevant und mit guten Knowhow. Wir würden uns freuen, wenn der Dialog unter den Gesundheitsberufen, dem wir durch unseren Kongress einen weiteren Impuls gegeben haben, auch mit Politikern und anderen Verantwortlichen weitergeführt würde. Gern sind wir für Gespräche und vor allem zur prak- tischen Umsetzung bereit. Mit freundlichen Grüßen Sabine Ridder Präsidentin, im Namen des Bundesvorstandes des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V.