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Ausführungen von Dr. Léon Broers

           anlässlich der Hauptversammlung der KWS SAAT AG

                             am 16. Dezember 2010




Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, liebe Gäste,

wie wir schon gehört haben, ist das Jahr 2009/2010 wieder von Wachstum
geprägt. Das gilt auch für die Forschung und Entwicklung (Züchtung). Im
Vergleich zum Vorjahr haben wir 8 Mio. € oder 9 % mehr investiert und
kommen damit auf ca. 97,5 Mio. € Aufwand.

Teilweise wurden Aktivitäten weiter ausgebaut und teilweise sind neue
Aktivitäten angefangen worden. Insgesamt wurde dabei eine große Vielfalt an
Themen aufgegriffen:



   •   Die Maiszüchtung in Europa und USA wurde weiter ausgebaut.

   •   In China haben wir mit der Maiszüchtung einen Anfang gemacht.

   •   Eine Zusammenarbeit mit BASF zur Entwicklung von Ertragsgenen in
       ZR wurde gestartet.

   •   Die Nutzung von molekularen Markern wurde in allen Kulturarten
       erweitert.

   •   Die Sonnenblume wird neu bearbeitet.

   •   „Wheat goes West“: Wir starten Züchtung in den USA.

   •   Der Ausbau im Technology Management und im Bereich Bioinformatik
       wurde umgesetzt.

   •   Wir haben den Anfang gemacht, unsere Basistechnologien zu erweitern.


Also eine beeindruckende Liste von neuen und wachsenden Aktivitäten.

                                      1
Wichtig ist natürlich zu wissen, ob diese Aktivitäten zum Erfolg führen. Bei
etablierten Zuchtprogrammen lässt sich der Erfolg messen: Zum Beispiel an
der Zahl der zugelassenen Sorten, an Marktanteilen oder Umsatz. Mit
274 neuen Zulassungen können wir feststellen, dass wir insgesamt in einer
guten Lage sind; obwohl es in einzelnen Kulturarten Verbesserungspotenzial
gibt.



Weil in der Züchtung die Entwicklungszeiten so lang sind, müssen bei jungen
und neuen Aktivitäten andere Kriterien betrachtet werden, um einschätzen zu
können, ob Erfolg zu erwarten ist. Hier möchte ich ein paar Beispiele geben,
die hoffentlich zeigen, dass wir auch hier auf dem richtigen Weg sind.



Bei der Zuckerrübe gab es in diesem Geschäftsjahr eine besonders
erfreuliche Entwicklung bei Resistenz gegen die späte Rübenfäule oder
Rhizoctonia solani. Die in den letzten Jahren erfolgte Intensivierung der
Resistenz-Züchtung hat erstmals zu aussichtsreichen Zulassungen von KWS
Sorten in diesem schwierigen Segment geführt.



Der Befall von Zuckerrüben durch Rhizoctonia wird durch feuchte, warme
Witterungsverhältnisse begünstigt und nimmt derzeit weltweit zu. Ertrags-
einbußen bis hin zu einer Nichtverarbeitbarkeit der befallenen Rübe sind die
Folgen. In der Züchtung von Zuckerrüben haben wir vor einigen Jahren das
Konzept der Energierübe entwickelt. Auf Basis dieses Konzeptes haben wir
angefangen, Sorten für die Biogas-Verwertung zu entwickeln. Schneller als
gedacht hat sich dieses Konzept bewährt und haben wir die erste
Energierübensorte angemeldet. Die Erwartung ist, dass sie einen höheren
Trockenmassenertrag als übliche Zuckerrüben haben und sie damit besonders
geeignet sind für die Nutzung in Biogasanlagen.




                                       2
Damit würde die Zuckerrübe einen großen Schritt machen, sich als
Energiepflanze zu etablieren.



Seit einigen Jahren bauen wir unsere Maiszüchtungs-Aktivitäten in Südost-
und Ost-Europa auf. Im Jahr 2009 und               2010 konnte das neue
Zuchtprogramm in Rumänien erfolgreich etabliert werden. Zusätzlich erfolgte
der Aufbau von eigenen Prüfstrukturen in Russland und in der Ukraine.

Mit diesen beiden Maßnahmen wird die Züchtung und Prüfung von neuen
Sorten in Südosteuropa und Osteuropa entscheidend verstärkt.



Sehr erfreulich sind die Züchtungsfortschritte, die in den etablierten
Maiszüchtungsprogrammen für die südlicheren Regionen Europas
wahrgenommen werden. Diese Hybriden decken insgesamt ca. 60 % des
europäischen Maismarktes ab. Hier stehen sowohl in Frankreich als auch in
Südosteuropa und Italien neue konkurrenzfähige Hybriden, mit sehr guten
Ergebnissen, in den Zulassungsprüfungen. Diese Hybriden werden unsere
Wettbewerbsfähigkeit in diesen wichtigen Maisanbauregionen ab 2011
verbessern.

Auch in Nordamerika, dem weltweit wichtigsten Maismarkt, zeigte sich ein
weiterer sehr guter Züchtungsfortschritt. Hier erreichten die neuen kommer-
ziellen Sorten in wichtigen Marktsegmenten eine führende Leistung.

Bei dem Aufbau unserer Maiszüchtung in China haben wir wesentliche
Schritte gemacht. Erstens haben wir unsere Servicegesellschaft in der Stadt
Hefei gegründet, die es uns erlaubt, eigene Sorten zu entwickeln. Zweitens
haben wir begonnen, neue Prüforte zu nutzen. Drittens haben wir eine
effiziente Organisation geschaffen, die es uns erlaubt, Synergien mit unseren
Züchtungsprogrammen für Mais in Europa und USA maximal zu nutzen.

Das bezieht sich auf die Forschung sowie die Nutzung von Züchtungsmaterial
und vorhandener Infrastruktur.

                                     3
Eins der wichtigsten Ziele unserer Forschung ist die Optimierung der
Züchtung, wodurch auch der Forschungsbereich molekulare Marker immer
mehr an Bedeutung gewinnt.



Was sind molekulare Marker?

Molekulare Marker sind kurze DNA-Abschnitte, deren Orte im Pflanzengenom
bekannt sind. Oft korrelieren sie mit wichtigen Eigenschaften der Pflanzen. Ziel
der Forschung ist es, diese Korrelation zu finden. Ähnlich wie Ortsschilder
ermöglichen sie dann dem Züchter, ihren Weg durch große Pflanzen-
populationen zu finden und schon in sehr frühen Stadien nur die Pflanzen zu
selektieren, die bestimmte gewünschte Eigenschaften haben – zum Beispiel
eine Resistenz gegen eine bestimmte Krankheit.



Wir haben uns auf diesem Gebiet deutlich verstärken können. Neue Hoch-
durchsatz-Technologien wurden in unserem Marker Service Labor eingeführt,
um schneller und billiger molekulare Marker zu finden. Bei Sonnenblume,
Kartoffel und Zuckerrübe haben wir das Personal verstärkt, bei Roggen
wurden die Weichen gestellt, um stärker in die Anwendung von molekularen
Markern einzusteigen.

Die größte Entwicklung findet aber im Mais statt, auch weltweit.

Getrieben von der Entschlüsselung des Maisgenoms und der Entwicklung von
Hochdurchsatzverfahren bekommen wir einen ganz neuen Einblick in die
Genetik der Maispflanze. So können neue Ansätze verfolgt werden, um
molekulare Marker noch effizienter in der Maiszüchtung einsetzen zu können.

Es ist wirklich faszinierend, was wir jetzt an Kenntnissen durch technologische
Sprünge gewinnen konnten. Zwei Beispiele:




                                       4
•    Wussten Sie, dass zwei Mais-Linien genetisch mehr von einander
        abweichen als der Mensch und der Affe?

Oder:

   •    Dass bei einer dieser beiden Linien ca. 100 Gene fehlen?

Die Genetik überrascht uns immer wieder mit ihrer Komplexität, aber auch mit
ihrer Flexibilität, mit der sie das Leben gestaltet. Genetische Vielfalt kriegt
durch diese Erkenntnisse eine völlig neue Dimension.



Wir sollten uns aber hier und heute auf Produktentwicklung und Züchtung
konzentrieren. Wir erforschen jetzt neue Anwendungen der molekularen
Marker, die eine deutliche Effizienzsteigerung in der Züchtung versprechen.
Beim Mais wurden schon erste erfolgversprechende Versuche durchgeführt.



Wie wir gesehen haben, wächst KWS stetig weiter. Seit 2006 hat sich unser
Budget im Bereich FuE um fast 50 % erhöht.

Das sehen wir an vielen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, neuen
Gebäuden, einem neuen Gewächshauskomplex und in höheren Aufwen-
dungen. Auch in Zukunft erwarte ich, dass unsere Forschungs- und
Züchtungsaktivitäten deutlich wachsen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit
der KWS zu gewährleisten. Gleichzeitig wird die Arbeit immer anspruchsvoller:

   •    Wir arbeiten immer mehr in einem internationalen Kontext.

   •    Es kommen immer schneller und mehr neue Technologien auf uns zu.

   •    Es wird logischerweise immer mehr Schnittstellen zwischen den
        verschiedenen Abteilungen und Arbeitsgruppen geben.

In diesem Rahmen ist es die größte Herausforderung, dass wir trotz dieser
zunehmenden Komplexität unser Erfolgsgeheimnis (d. h. die effiziente und
integrierte    Arbeitsweise,    das    unternehmerische      Denken,     kurze
Entscheidungswege, die Nähe zwischen Forschung, Züchtung und Services)

                                       5
so viel wie möglich beibehalten und wo möglich weiter verstärken. Meine
Überzeugung ist, dass KWS da einen großen Vorteil im Vergleich zum
Wettbewerb hat. Und um diesen Vorteil weiter auszubauen, brauchen wir eine
transparentere und effektivere Steuerung des FuE-Bereiches, wo möglichst
viel unter einem Dach zusammenkommt. Diese Überlegungen nehmen wir mit
bei der Umsetzung von weiterem Wachstum.

Erste Schritte haben wir schon gemacht, in dem wir das bisherige Institut – in
dem die Züchtung organisiert ist – und unsere Tochtergesellschaft
PLANTA – in dem die Serviceabteilungen und die Forschung konzentriert
sind – zusammenführen, um damit die enge Verbindung zwischen
Forschung und Züchtung zu stärken.



Wenn wir schon von Wachstum reden, dann möchte ich noch kurz auf das
laufende Geschäftsjahr eingehen. Forschung und Entwicklung werden weiter
ausgebaut. Erneut wird sich das FuE Budget um weitere 11 Mio. € erhöhen
auf ca. 109 Mio. €.



Bei Zuckerrüben werden wir das Projekt zur Erforschung der Ertragsgene
ausbauen und uns neuen Anwendungen der molekularen Marker zuwenden.

Bei Mais sind die Hauptthemen:

   •   Aufnahme neuer gentechnischer Ansätze.

   •   Erweiterung der Züchtungsaktivitäten im späten Bereich (Süd-Ost-
       Europa, Russland).

   •   Ausbau der US-Züchtungsprogramme.

Die Sonnenblumenzüchtung wird weiter ausgebaut und wir beschleunigen
den Raps-Züchtungszyklus. Bei Getreide stehen die Verstärkung der
markerbasierten Selektion und der Aufbau der Züchtung in den USA auf dem
Programm. Weiterhin wollen wir uns bei den Transformationstechnologien
verstärken und den Aufbau der Maiszüchtung für China weitertreiben.
                                      6
Sie sehen, wir arbeiten mit Dynamik weiter, um KWS für die Zukunft zu
wappnen!

Und damit möchte ich meinen Beitrag beenden und danke Ihnen allen für Ihre
Aufmerksamkeit.




Es gilt das gesprochene Wort.



    16.12.2010

    Léon Broers




                                    7

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  • 1. Ausführungen von Dr. Léon Broers anlässlich der Hauptversammlung der KWS SAAT AG am 16. Dezember 2010 Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, liebe Gäste, wie wir schon gehört haben, ist das Jahr 2009/2010 wieder von Wachstum geprägt. Das gilt auch für die Forschung und Entwicklung (Züchtung). Im Vergleich zum Vorjahr haben wir 8 Mio. € oder 9 % mehr investiert und kommen damit auf ca. 97,5 Mio. € Aufwand. Teilweise wurden Aktivitäten weiter ausgebaut und teilweise sind neue Aktivitäten angefangen worden. Insgesamt wurde dabei eine große Vielfalt an Themen aufgegriffen: • Die Maiszüchtung in Europa und USA wurde weiter ausgebaut. • In China haben wir mit der Maiszüchtung einen Anfang gemacht. • Eine Zusammenarbeit mit BASF zur Entwicklung von Ertragsgenen in ZR wurde gestartet. • Die Nutzung von molekularen Markern wurde in allen Kulturarten erweitert. • Die Sonnenblume wird neu bearbeitet. • „Wheat goes West“: Wir starten Züchtung in den USA. • Der Ausbau im Technology Management und im Bereich Bioinformatik wurde umgesetzt. • Wir haben den Anfang gemacht, unsere Basistechnologien zu erweitern. Also eine beeindruckende Liste von neuen und wachsenden Aktivitäten. 1
  • 2. Wichtig ist natürlich zu wissen, ob diese Aktivitäten zum Erfolg führen. Bei etablierten Zuchtprogrammen lässt sich der Erfolg messen: Zum Beispiel an der Zahl der zugelassenen Sorten, an Marktanteilen oder Umsatz. Mit 274 neuen Zulassungen können wir feststellen, dass wir insgesamt in einer guten Lage sind; obwohl es in einzelnen Kulturarten Verbesserungspotenzial gibt. Weil in der Züchtung die Entwicklungszeiten so lang sind, müssen bei jungen und neuen Aktivitäten andere Kriterien betrachtet werden, um einschätzen zu können, ob Erfolg zu erwarten ist. Hier möchte ich ein paar Beispiele geben, die hoffentlich zeigen, dass wir auch hier auf dem richtigen Weg sind. Bei der Zuckerrübe gab es in diesem Geschäftsjahr eine besonders erfreuliche Entwicklung bei Resistenz gegen die späte Rübenfäule oder Rhizoctonia solani. Die in den letzten Jahren erfolgte Intensivierung der Resistenz-Züchtung hat erstmals zu aussichtsreichen Zulassungen von KWS Sorten in diesem schwierigen Segment geführt. Der Befall von Zuckerrüben durch Rhizoctonia wird durch feuchte, warme Witterungsverhältnisse begünstigt und nimmt derzeit weltweit zu. Ertrags- einbußen bis hin zu einer Nichtverarbeitbarkeit der befallenen Rübe sind die Folgen. In der Züchtung von Zuckerrüben haben wir vor einigen Jahren das Konzept der Energierübe entwickelt. Auf Basis dieses Konzeptes haben wir angefangen, Sorten für die Biogas-Verwertung zu entwickeln. Schneller als gedacht hat sich dieses Konzept bewährt und haben wir die erste Energierübensorte angemeldet. Die Erwartung ist, dass sie einen höheren Trockenmassenertrag als übliche Zuckerrüben haben und sie damit besonders geeignet sind für die Nutzung in Biogasanlagen. 2
  • 3. Damit würde die Zuckerrübe einen großen Schritt machen, sich als Energiepflanze zu etablieren. Seit einigen Jahren bauen wir unsere Maiszüchtungs-Aktivitäten in Südost- und Ost-Europa auf. Im Jahr 2009 und 2010 konnte das neue Zuchtprogramm in Rumänien erfolgreich etabliert werden. Zusätzlich erfolgte der Aufbau von eigenen Prüfstrukturen in Russland und in der Ukraine. Mit diesen beiden Maßnahmen wird die Züchtung und Prüfung von neuen Sorten in Südosteuropa und Osteuropa entscheidend verstärkt. Sehr erfreulich sind die Züchtungsfortschritte, die in den etablierten Maiszüchtungsprogrammen für die südlicheren Regionen Europas wahrgenommen werden. Diese Hybriden decken insgesamt ca. 60 % des europäischen Maismarktes ab. Hier stehen sowohl in Frankreich als auch in Südosteuropa und Italien neue konkurrenzfähige Hybriden, mit sehr guten Ergebnissen, in den Zulassungsprüfungen. Diese Hybriden werden unsere Wettbewerbsfähigkeit in diesen wichtigen Maisanbauregionen ab 2011 verbessern. Auch in Nordamerika, dem weltweit wichtigsten Maismarkt, zeigte sich ein weiterer sehr guter Züchtungsfortschritt. Hier erreichten die neuen kommer- ziellen Sorten in wichtigen Marktsegmenten eine führende Leistung. Bei dem Aufbau unserer Maiszüchtung in China haben wir wesentliche Schritte gemacht. Erstens haben wir unsere Servicegesellschaft in der Stadt Hefei gegründet, die es uns erlaubt, eigene Sorten zu entwickeln. Zweitens haben wir begonnen, neue Prüforte zu nutzen. Drittens haben wir eine effiziente Organisation geschaffen, die es uns erlaubt, Synergien mit unseren Züchtungsprogrammen für Mais in Europa und USA maximal zu nutzen. Das bezieht sich auf die Forschung sowie die Nutzung von Züchtungsmaterial und vorhandener Infrastruktur. 3
  • 4. Eins der wichtigsten Ziele unserer Forschung ist die Optimierung der Züchtung, wodurch auch der Forschungsbereich molekulare Marker immer mehr an Bedeutung gewinnt. Was sind molekulare Marker? Molekulare Marker sind kurze DNA-Abschnitte, deren Orte im Pflanzengenom bekannt sind. Oft korrelieren sie mit wichtigen Eigenschaften der Pflanzen. Ziel der Forschung ist es, diese Korrelation zu finden. Ähnlich wie Ortsschilder ermöglichen sie dann dem Züchter, ihren Weg durch große Pflanzen- populationen zu finden und schon in sehr frühen Stadien nur die Pflanzen zu selektieren, die bestimmte gewünschte Eigenschaften haben – zum Beispiel eine Resistenz gegen eine bestimmte Krankheit. Wir haben uns auf diesem Gebiet deutlich verstärken können. Neue Hoch- durchsatz-Technologien wurden in unserem Marker Service Labor eingeführt, um schneller und billiger molekulare Marker zu finden. Bei Sonnenblume, Kartoffel und Zuckerrübe haben wir das Personal verstärkt, bei Roggen wurden die Weichen gestellt, um stärker in die Anwendung von molekularen Markern einzusteigen. Die größte Entwicklung findet aber im Mais statt, auch weltweit. Getrieben von der Entschlüsselung des Maisgenoms und der Entwicklung von Hochdurchsatzverfahren bekommen wir einen ganz neuen Einblick in die Genetik der Maispflanze. So können neue Ansätze verfolgt werden, um molekulare Marker noch effizienter in der Maiszüchtung einsetzen zu können. Es ist wirklich faszinierend, was wir jetzt an Kenntnissen durch technologische Sprünge gewinnen konnten. Zwei Beispiele: 4
  • 5. Wussten Sie, dass zwei Mais-Linien genetisch mehr von einander abweichen als der Mensch und der Affe? Oder: • Dass bei einer dieser beiden Linien ca. 100 Gene fehlen? Die Genetik überrascht uns immer wieder mit ihrer Komplexität, aber auch mit ihrer Flexibilität, mit der sie das Leben gestaltet. Genetische Vielfalt kriegt durch diese Erkenntnisse eine völlig neue Dimension. Wir sollten uns aber hier und heute auf Produktentwicklung und Züchtung konzentrieren. Wir erforschen jetzt neue Anwendungen der molekularen Marker, die eine deutliche Effizienzsteigerung in der Züchtung versprechen. Beim Mais wurden schon erste erfolgversprechende Versuche durchgeführt. Wie wir gesehen haben, wächst KWS stetig weiter. Seit 2006 hat sich unser Budget im Bereich FuE um fast 50 % erhöht. Das sehen wir an vielen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, neuen Gebäuden, einem neuen Gewächshauskomplex und in höheren Aufwen- dungen. Auch in Zukunft erwarte ich, dass unsere Forschungs- und Züchtungsaktivitäten deutlich wachsen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der KWS zu gewährleisten. Gleichzeitig wird die Arbeit immer anspruchsvoller: • Wir arbeiten immer mehr in einem internationalen Kontext. • Es kommen immer schneller und mehr neue Technologien auf uns zu. • Es wird logischerweise immer mehr Schnittstellen zwischen den verschiedenen Abteilungen und Arbeitsgruppen geben. In diesem Rahmen ist es die größte Herausforderung, dass wir trotz dieser zunehmenden Komplexität unser Erfolgsgeheimnis (d. h. die effiziente und integrierte Arbeitsweise, das unternehmerische Denken, kurze Entscheidungswege, die Nähe zwischen Forschung, Züchtung und Services) 5
  • 6. so viel wie möglich beibehalten und wo möglich weiter verstärken. Meine Überzeugung ist, dass KWS da einen großen Vorteil im Vergleich zum Wettbewerb hat. Und um diesen Vorteil weiter auszubauen, brauchen wir eine transparentere und effektivere Steuerung des FuE-Bereiches, wo möglichst viel unter einem Dach zusammenkommt. Diese Überlegungen nehmen wir mit bei der Umsetzung von weiterem Wachstum. Erste Schritte haben wir schon gemacht, in dem wir das bisherige Institut – in dem die Züchtung organisiert ist – und unsere Tochtergesellschaft PLANTA – in dem die Serviceabteilungen und die Forschung konzentriert sind – zusammenführen, um damit die enge Verbindung zwischen Forschung und Züchtung zu stärken. Wenn wir schon von Wachstum reden, dann möchte ich noch kurz auf das laufende Geschäftsjahr eingehen. Forschung und Entwicklung werden weiter ausgebaut. Erneut wird sich das FuE Budget um weitere 11 Mio. € erhöhen auf ca. 109 Mio. €. Bei Zuckerrüben werden wir das Projekt zur Erforschung der Ertragsgene ausbauen und uns neuen Anwendungen der molekularen Marker zuwenden. Bei Mais sind die Hauptthemen: • Aufnahme neuer gentechnischer Ansätze. • Erweiterung der Züchtungsaktivitäten im späten Bereich (Süd-Ost- Europa, Russland). • Ausbau der US-Züchtungsprogramme. Die Sonnenblumenzüchtung wird weiter ausgebaut und wir beschleunigen den Raps-Züchtungszyklus. Bei Getreide stehen die Verstärkung der markerbasierten Selektion und der Aufbau der Züchtung in den USA auf dem Programm. Weiterhin wollen wir uns bei den Transformationstechnologien verstärken und den Aufbau der Maiszüchtung für China weitertreiben. 6
  • 7. Sie sehen, wir arbeiten mit Dynamik weiter, um KWS für die Zukunft zu wappnen! Und damit möchte ich meinen Beitrag beenden und danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit. Es gilt das gesprochene Wort. 16.12.2010 Léon Broers 7