Seminar des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und dem OECD Berlin Centre vom 22.02.2021
Vortrag von Prof. Bernd Fitzenberger | IAB Nürnberg
1. AUSBILDUNG UND DIE CORONAKRISE
OECD-IAB-Seminar
22.02.2021
Prof. Bernd Fitzenberger, PhD
2. // Seite
AGENDA
• Die Entwicklung des Ausbildungsgeschehens in Deutschland
• Aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt
• Betriebe in der Covid-19-Krise: Ausbildung
• Betriebe in der Covid-19-Krise: Förderprogramm „Ausbildungsplätze sichern“
Ausbildung und die Coronakrise 2
6. // Seite
GUT DIE HÄLFTE ALLER AUSBILDUNGSBERECHTIGTEN BETRIEBE
BILDET AUS
Anteil der ausbildenden Betriebe an allen ausbildungsberechtigten Betrieben
2011 bis 2019, in Prozent
Ausbildung und die Coronakrise 6
Leber, Ute; Schwengler, Barbara (2021): Betriebliche Ausbildung in Deutschland: Unbesetzte Ausbildungsplätze und vorzeitig gelöste Verträge erschweren Fachkräftesicherung. (IAB-
Kurzbericht, 03/2021), Nürnberg, 8 S.
7. // Seite
ENTWICKLUNGEN IN DEN EINZELNEN BILDUNGSBEREICHEN
Anfänger(-innen) im (Aus-)Bildungssystem nach ausgewählten Bildungsbereichen,
Anteile in Prozent Deutschland, 2007, 2009 und 2019
Datenquelle: Statistisches Bundesamt (iABE)
Ausbildung und die Coronakrise 7
Seit dem Jahr 2007
große Verschiebungen
im Bildungsgeschehen
Trend zum Studium
9. // Seite
BILANZ DES AUSBILDUNGSMARKTES: STELLENANGEBOT
Ausbildung und die Coronakrise 9
10. // Seite
BILANZ DES AUSBILDUNGSMARKTES: BEWERBER/INNEN
Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2021
Ausbildung und die Coronakrise 10
11. // Seite
STARKER RÜCKGANG BEI FRISEURAUSBILDUNGEN SOWIE HOTEL-UND
GASTSTÄTTENBERUFEN
Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach Berufshauptgruppen –Größte Veränderungen im
Vergleich zum Vorjahr in Prozent (Berufe mit mind. 5.000 Stellen), Oktober bis Januar 2021, Deutschland
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Ausbildung und die Coronakrise 11
12. // Seite
VERÄNDERUNG DER NEU ABGESCHLOSSENEN
AUSBILDUNGSVERTRÄGE
Veränderung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von 2020 zu 2019 insgesamt und nach
Zuständigkeitsbereichen
Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Erhebung zum 30. September 2020
Betriebe in der Covid-19-Krise: Ausbildungsjahr 2021/2022 12
Anzahl in Prozent
Insgesamt -57.552 -11,0
Industrie und Handel -42.384 -13,9
Handwerk -10.680 -7,5
Öffentlicher Dienst -441 -2,9
Landwirtschaft 120 0,9
Freie Berufe -3.960 -8,4
Hauswirtschaft -198 -10,4
Seeschifffahrt -9 -8,5
14. // Seite
IM JANUAR 2021 KNAPP EIN FÜNFTEL IN BERUFSAUSBILDUNG,
JEDOCH ZWEI FÜNFTEL UNVERSORGT
Verbleib aller im Nachvermittlungszeitraum gemeldeten Bewerber(-innen),
Anteile in Prozent, Januar 2021, Deutschland
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Ausbildung und die Coronakrise 14
15. // Seite
IM NEUEN BERATUNGSJAHR 2020/21: WEITERER DEUTLICHER
RÜCKGANG VON BEWERBER-UND STELLENZAHL
Gemeldete Bewerber(-innen) und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen, Jeweils Oktober
bis Januar und Vorjahresvergleich, Deutschland
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Ausbildung und die Coronakrise 15
17. // Seite
W3: BESETZUNG VON AUSBILDUNGSPLÄTZEN FAND ZUM TEIL UNTER
ERSCHWERTEN BEDINGUNGEN STATT (SEPT 2020)
Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Besetzung von Ausbildungsplätzen im begonnenen
Ausbildungsjahr 2020/21
in Prozent
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Welle 3 vom 14. bis zum 25. September 2020, N=1733); Basis: 886 Betriebe, die zu Beginn der Krise Auszubildende hatten
Ausbildung und die Coronakrise 17
• Krise hat
Besetzungsprozess von
Ausbildungsplätzen
erschwert; Betriebe
reduzierten eher selten die
Zahl der abgeschlossenen
Ausbildungsverträge
• Geringe Beeinflussung der
Übernahme von
Ausbildungsabsolventen
• Covid-19-Krise hat
Ausbildung in besonderer
Weise erschwert, z. B. im
Gastgewerbe
2
3
20
35
51
Wir haben bereits vor der Corona-Krise geschlossene
Ausbildungsverträge wieder aufgelöst
Wir haben aufgrund der Corona-Krise mehr
Ausbildungsverträge als geplant abgeschlossen
Wir haben die geplante Besetzung von
Ausbildungsplätzen aufgegeben
Der Besetzungsprozess von Ausbildungsstellen war
aufgrund der Corona-Krise erschwert
Die Corona-Krise hatte keine Auswirkungen auf die
Besetzung von Ausbildungsplätzen
18. // Seite
W7: VOR ALLEM KLEINERE UND KRISENGESCHÜTTELTE BETRIEBE
SCHRÄNKEN IHR AUSBILDUNGSPLATZANGEBOT EIN (DEZ 2020)
Anteil der Betriebe, die krisenbedingt weniger oder gar keine Ausbildungsplätze besetzen
in Prozent aller ausbildungsberechtigten Betriebe
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“. Welle 7, 7.-18.12.2020 (N = 1511). Basis: Ausbildungsberechtigte Betriebe (N = 1195). Weitere Branchen sind aufgrund zu
geringer Fallzahlen in der Abbildung nicht dargestellt.
Ausbildung und die Coronakrise 18
4
8
24
10
12
12
28
6
10
10
14
10
0 5 10 15 20 25 30
positiv u. negativ halten sich die Waage/überwiegend positiv
gering negativ durch die Krise betroffen
stark durch die Krise negativ betroffen
Verarbeitendes Gewerbe
Groß- und Einzelhandel; Instandhaltung von Kfz
Sonstige Dienstleistungen
Gastgewerbe
250+ Beschäftigte
50 bis 249 Beschäftigte
10 bis 49 Beschäftigte
1 bis 9 Beschäftigte
Gesamt
19. // Seite
W7: UNSICHERE GESCHÄFTSERWARTUNGEN, FINANZIELLE ENGPÄSSE UND DIE
UNZUREICHENDE BEWERBERLAGE VERANLASSEN DIE BETRIEBE, WENIGER
AUSBILDUNGSPLÄTZE ANZUBIETEN
Gründe, warum Betriebe im kommenden Ausbildungsjahr weniger Ausbildungsplätze anbieten
wollen als ursprünglich geplant (Anteile in Prozent)
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“. Welle 7, 7.-18.12.2020 (N = 1511)
Basis: Ausbildungsberechtigte Betriebe, die krisenbedingt im kommenden Ausbildungsjahr weniger Ausbildungsplätze besetzen oder gar keine Ausbildungsplätze anbieten wollen
(N = 125)
Ausbildung und die Coronakrise 19
10
31
33
34
71
93
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
sonstiges
nicht genügend qualifizierte Bewerbungen
Rekrutierung derzeit schwierig
fehlende räumliche und personelle Kapazitäten
finanzielle Gründe
unsichere Geschäftserwartungen
20. BETRIEBE IN DER COVID-19-KRISE: FÖRDERPROGRAMM
„AUSBILDUNGSPLÄTZE SICHERN“
21. // Seite
FÖRDERPROGRAMM „AUSBILDUNGSPLÄTZE SICHERN“ I
• Richtet sich an kleine und mittelständische Unternehmen, die
– bis zu 249 Beschäftigte haben und
– erheblich durch Corona-Krise betroffen sind.
• Unternehmen gilt als erheblich von der Corona-Krise betroffen, wenn
– Umsatz im April und Mai 2020 um durchschnittlich mindestens 60 Prozent
gegenüber April und Mai 2019 eingebrochen ist,
– oder wenn der Betrieb im ersten Halbjahr 2020 wenigstens einen Monat
Kurzarbeit durchgeführt hat.
Ausbildung und die Coronakrise 21
22. // Seite
W7: ETWA DIE HÄLFTE DER POTENZIELL ANSPRUCHSBERECHTIGTEN
BETRIEBE KENNT DAS FÖRDERPROGRAMM
Anteil der Betriebe, die das Programm „Ausbildungsplätze sichern“ kennen (Dezember 2020)
in Prozent
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Welle 7 vom 7. bis zum 18. Dezember 2020, N=1511); hochgerechnete Angaben, Basis: Alle Betriebe (Spalte 2, N=1501);
alle ausbildungsberechtigten Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten und mindestens einem Kurzarbeitergeld-Bezug oder starken negativen Auswirkungen der Covid-19-Krise
bis Ende Mai 2020 (Spalte 3, N=395).
Ausbildung und die Coronakrise 22
Kenntnis Alle Betriebe
Nur Betriebe aus der
potenziellen Zielgruppe1
Ja 36 53
nein 64 47
1Ausbildungsberechtigte
Betriebe mit weniger als 250
Beschäftigten und mindestens
einem Kurzarbeitergeld-Bezug
oder starken negativen
Auswirkungen aufgrund der
Corona Krise bis Ende Mai 2020
23. // Seite
W7: ETWA DREI VON VIER POTENZIELL BERECHTIGTEN BETRIEBEN
HALTEN SICH FÜR FÖRDERBERECHTIGT
Einschätzung der Förderberechtigung für das Programm „Ausbildungsplätze sichern“ im
Dezember 2020
Anteil der Betriebe in Prozent
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Welle 7 vom 7. bis zum 18. Dezember 2020, N=1511); hochgerechnete Angaben, Basis: alle Betriebe mit Kenntnis der
Förderberechtigung (N=320) und ausbildungsberechtigte Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten und mindestens einem Kurzarbeitergeld-Bezug oder starken negativen
Auswirkungen aufgrund der Covid-19--Krise bis Ende Mai 2020 und mit Kenntnis der Förderberechtigung (N=120).
Ausbildung und die Coronakrise 23
Halten sich die Betriebe für
förderberechtigt?
Betriebe mit
Kenntnis der
Förderkriterien aus
der potenziellen
Zielgruppe1
Alle Betriebe mit
Kenntnis
der Förderkriterien
Ja 72 47
Nein 28 53
1Ausbildungsberechtigte
Betriebe mit weniger als 250
Beschäftigten und
mindestens einem
Kurzarbeitergeld-Bezug oder
starken negativen
Auswirkungen aufgrund der
Corona Krise bis Ende Mai
2020
24. // Seite
W7: 28 PROZENT DER FÖRDERBERECHTIGTEN BETRIEBE HABEN
BEREITS MITTEL BEANTRAGT
Tab. 3: Geplante und bereits erfolgte Anträge auf Fördermittel im Dezember 2020
Anteil der Betriebe in Prozent
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Welle 7 vom 7. bis zum 18. Dezember 2020, N=1511); hochgerechnete Angaben, Basis: alle förderberechtigten Betriebe
(N=123).
Ausbildung und die Coronakrise 24
Anträge bereits erfolgt 28
Anträge erstmals geplant 27
Anträge bislang weder gestellt noch geplant 45
Gesamt 100
25. // Seite
W7: WENIGE DER BETRIEBE, DIE ERFAHRUNGEN MIT DEM PROGRAMM
HABEN, SCHÄTZT DEN ADMINISTRATIVEN AUFWAND ALS GROß EIN
Einschätzung des administrativen Aufwands für die Beantragung von Fördermitteln im
Dezember 2020
Anteil der Betriebe in Prozent
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Welle 7 vom 7. bis zum 18. Dezember 2020, N=1511); hochgerechnete Angaben, Basis: alle Betriebe, die angeben,
förderberechtigt zu sein und bereits Förderung beantragt haben (Spalte 2, N=53) und alle Betriebe, die angeben, förderberechtigt zu sein und keinen Antrag gestellt zu haben
(Spalte 3, N=76). Die Einschätzung des administrativen Aufwands erfolgt anhand einer Skala von 1 (sehr geringer Aufwand) bis 5 (sehr großer Aufwand), die zu drei Kategorien
zusammengefasst wurden.
Ausbildung und die Coronakrise 25
Höhe des geschätzten Aufwands Förderberechtigt und
bereits beantragt
Förderberechtigt und
keine Beantragung
sehr gering bis gering 57 27
mittel 33 44
groß bis sehr groß 10 29
26. // Seite
W3: DURCHFÜHRUNG DER AUSBILDUNG IN EINEM TEIL DER BETRIEBE
BEEINTRÄCHTIGT
Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Durchführung von Ausbildungsplätzen im begonnenen
Ausbildungsjahr 2020/21
in Prozent
Quelle: Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ (Welle 3 vom 14. bis zum 25. September 2020, N=1733); Basis: 886 Betriebe, die zu Beginn der Krise Auszubildende hatten
Ausbildung und die Coronakrise 26
10
16
16
20
36
50
Ausbilder sind für einen längeren Zeitraum
ausgefallen.
Die Ausbildung wurde durch Homeoffice
beeinträchtigt.
Sonstiges
Auszubildende konnten wegen Kurzarbeit nicht im
üblichen Umfang tätig sein bzw. betreut werden.
Ausbildungsinhalte konnten nicht wie geplant
vermittelt werden.
Prüfungen von Auszubildenden wurden verschoben.
• Kurzarbeit,
Homeoffice und
Betriebsschließ
ungen gestalten
die Betreuung
von
Auszubildenden
und das Lernen
im Betrieb
schwierig
27. // Seite
FAZIT: CORONA KRISE UND DER AUSBILDUNGSMARKT
• Besetzung von Ausbildungsplätzen fand zum Teil unter erschwerten Bedingungen statt, aber
Ausbildungsmarkt 2019/20 robuster als erwartet.
• Durchführung der Ausbildung durch Corona teilweise beeinträchtigt.
• Krisenbedingte Rückgang der Bewerberinnen und Bewerber: Berufsorientierung eingeschränkt.
• Unsichere Geschäftserwartungen, finanzielle Engpässe und die unzureichende Bewerberlage
veranlassen die Betriebe im kommenden Ausbildungsjahr weniger Ausbildungsplätze
anzubieten als ursprünglich geplant.
• Bumerang: Fachkräfte werden morgen fehlen.
• Etwa die Hälfte der potenziell anspruchsberechtigten Betriebe kennt das Förderprogramm
„Ausbildungsplätze sichern“ im Dezember 2020.
• 28 Prozent der förderberechtigten Betriebe haben bereits Mittel beantragt.
Ausbildung und die Coronakrise 27
28. VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!
Prof. Bernd Fitzenberger, PhD
Bernd.Fitzenberger@iab.de