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... die noch unbequemere
Wahrheit:
Annette Schlemm – Januar 2022
vom
Utopie in dystopischen Zuständen?
Klimanotstandszentrum Jena – für „Freiraum e.V.“ im Kulturschlachthof Jena
Wieviel Zeit haben wir noch?
2
Damals wurde noch auf recht einfach
erfüllbare Maßnahmen zur Rettung des
Erdklimas gesetzt...
„Die Welt wird nicht gerettet
werden...“
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(Desert)
(Verweis auf die vorhergehende
Veranstaltung im Kulturschlachthof
Jena)
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Konkrete Utopie
• Nicht „sinnlich-konkret“, sondern „nicht abstrakt“
• Konkrete Utopie = reale Möglichkeit
d.h. abhängig von konkreten Bedingungen
„Die Welt wird nicht gerettet werden...“
5
Konkrete Utopie
Bis ca. 2010 wechselnde Themen: Einmal „Gesellschaftliche Utopie“, dann
„Klimathema“, ohne sie direkt zusammen zu führen...
... Was dann aber immer mehr geschah
(siehe Schlemm: Crashtest für Utopien)
Utopie in dystopischen Zuständen?
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• Grenzen des Wachstums usw.
• Dynamik komplexer Systeme
 Planetare Belastungsgrenzen
• Klima-Umbruch
• ... und nun?
Grenzen des Wachstums
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Grenzen des Wachstums
8
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Grenzen des Wachstums
9
2022
Grenzen des Wachstums
10
(http://sustainable.unimelb.edu.au/sites/default/files/docs/MSSI-ResearchPaper-4_Turner_2014.pdf)
Ökologischer Fußabdruck
11
= biologisch produktive Fläche der Erde, die notwendig ist,
um den Lebensstil und -standard eines Menschen
dauerhaft zu ermöglichen
Ökologischer Fußabdruck
12
= biologisch produktive Fläche der Erde, die notwendig ist,
um den Lebensstil und -standard eines Menschen
dauerhaft zu ermöglichen
Berlin:
• 40% der BRD,
• 168-fache der
Stadtfläche
Ökologischer Fußabdruck
13
= biologisch produktive Fläche der Erde, die notwendig ist,
um den Lebensstil und -standard eines Menschen
dauerhaft zu ermöglichen
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Dynamik komplexer Systeme
Wie lange kann das so weiter gehen?
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• „Kippen“, z.B. bei der Wüstenbildung in der Sahelzone vor
ca. 5000 J.
Eine leichte Veränderung
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Die Wüstenbildung setzte abrupt
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wenigen Jahrhunderten) vor ca.
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Dynamik komplexer Systeme
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... Nicht ewig !!!
Dynamik komplexer Systeme
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Dynamik komplexer Systeme
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Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ?
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Je später das Bremsen beginnt,
desto härter muss gebremst werden,
um das Budget nicht zu überschreiten.
Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ?
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Je später das Bremsen beginnt,
desto härter muss gebremst werden,
um das Budget nicht zu überschreiten.
Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 !
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2019
WAS
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???
(https://philosophenstuebchen.wordpress.com/
2020/07/12/netto-emissionen/)
Das 1,5- oder 2-Grad-ziel wird zum Gummiwert, weil man alle
Nichterfüllung in die Negativ-Emissionen stecken kann.
Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 !
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Lars Fischer, Spectrum der Wissenschaft 10.21, S. 26:
• „Die Chance, glimpflich davonzukommen, schwindet.“
• Bereits jetzt ist das Pariser Klimaziel [...] selbst mit drastischen
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* Vervielfachung der Kernkraft als Energiequelle, technische Maßnahmen zur
Reduzierung der Sonnenlichteinstrahlung und zur künftigen Entfernung von CO2 aus
der Atmosphäre
Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 !
39
Renate Sendler-Peters
„Die Risiken des Klimawandels können zu Verdrängungsreaktionen oder sogar zu
fatalistischen Reaktionen („Ich kann ja doch nichts tun.“) führen.
Um diese Reaktionen von
vornherein zu verhindern,
sollte ein „Katastrophismus“
– d.h. die Betonung von
potenziellen Klimafolgen
katastrophalen Ausmaßes –
vermieden und die
Kommunikation von Risiken
immer mit der Kommunikation
von Anpassungsmöglichkeiten
verbunden werden.“
(Studie zu „Vulnerabilität“
durch Klimawandel)
?
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Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 !
Szenarien für Temperatur:
(OHNE Berücksichtigung der möglichen Kipp-Punkte)
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Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 !
Szenarien für Temperatur:
Sogar beim besten Szenarium (mit Negativemissionen s.o.) wird
der 1,5-Grad-Wert für wenigstens eine Weile um ca. 0,1 Grad
überschritten (IPCC-Sachstandsbericht AR6_WGI_SPM. Summary for Policymakers: 18).
THG-Emissionen waren 2018*:
• 51% höher als 1990
• 11 % höher als 2010
* (AR6_WGIll-leaked: SPM:4)
42
Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 !
• Bei 4 Grad würde 47% der gesamten
Landfläche davon betroffen sein, dass die
Hitze so groß ist, dass menschliches Leben
nicht auf Dauer möglich ist, das betrifft 74%
der menschlichen Bevölkerung.
(Mora, Camilo; Dousset, Bénédicte; Caldwell, Iain R., at al. (2017):
Global risk of deadly heat. Nature Climate Change, 7 (7). pp. 501-
506. ISSN 1758678X, S. 501)
• Bei einer Erhöhung der global durchschnittlichen
Temperatur um über 6 Grad sind 90% aller Arten vom
Aussterben bedroht.
Zum Vergleich: Beim Aussterben der Dinosaurier vor 66
Millionen Jahren starben „nur“ 76% aller Arten aus
(Barnosky, Anthony D. (2014): dodging extinction. University of California. S. 13)
43
Gesellschaftliche Faktoren
• Die reichsten 10 % der Menschen tragen mit 36 - 45% an den
TGH-Emissionen bei, die ärmsten 10% nur mit 3 - %.
(AR6_WGIll-leaked: SPM: 8)
Es geht nicht um ein „allgemeiner Mensch“ – „Natur“-
Verhältnis, sondern um das Verhältnis zwischen
Mensch – Gesellschaftsform - Natur
• Die reichsten 1 % der Menschen tragen mit 50% an den
TGH aus dem Flugverkehr bei.
• Soziale Folgen und Verteilungskämpfe vs.
Solidarität und Transformation
(... Oder: lass Dir Corona verschreiben!)
Gesellschaftliche Faktoren
44
Kapitalismus
Utopien???
45
Hans Jonas:
„Der schlechten Prognose den Vorrang zu
geben gegenüber der guten, ist
verantwortungsbewußtes Handeln im
Hinblick auf zukünftige Generationen.“
„Es ist wichtig, das Potenzial des Schlimmsten, was
passieren kann, zu verstehen und für das Schlimmste
zu planen und seien Sie angenehm überrascht, wenn
es nicht eintritt.“ (Spratt, Dunlop 2018: 11)
Utopien???
46
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Die Aussichten:
48
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Was tun?
49
Crashtest für Utopien
50
• Innerhalb der Grenzen der planetaren Regenerationsfähigkeit
• In dynamischer „Mensch-Natur-Allianz“
Crashtest für Utopien
51
• Innerhalb der Grenzen der planetaren Regenerationsfähigkeit
• Produktivkraftentwicklung nicht mehr auf Basis der Ersetzung
von lebendiger Arbeit durch fossile Energien
• geht gesellschaftlich (ohne Ökodiktatur) nur fair, gerecht
und „von unten“ selbstorganisiert
• ...aber auch nicht sinnvoll als „Rückfall“ in (idyllisiert
vorgestellte) Vergangenheit
• In dynamischer „Mensch-(Gesellschaft)-Natur-Allianz“
Was tun?
52
Human Development Index und ökologischer Fußabdruck:
Was tun?
1. Kein illusionärer Zweckoptimismus!!!
2. Bremsen, wo immer es geht
(ohne zu glauben, dies reiche aus...)
3. Anpassung vorbereiten:
• Klimagerechtigkeit einfordern
• Menschen nicht gegenseitig ausspielen
• Solidargemeinschaften als Keimformen für:
4. Große Transformation: neue Gesellschaftsform
in „Allianz“ mit der Natur
53
(...und achtet
auf Euch!)
54
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Utopie in dystopischen Zeiten?

  • 1. ... die noch unbequemere Wahrheit: Annette Schlemm – Januar 2022 vom Utopie in dystopischen Zuständen? Klimanotstandszentrum Jena – für „Freiraum e.V.“ im Kulturschlachthof Jena
  • 2. Wieviel Zeit haben wir noch? 2 Damals wurde noch auf recht einfach erfüllbare Maßnahmen zur Rettung des Erdklimas gesetzt...
  • 3. „Die Welt wird nicht gerettet werden...“ 3 (Desert) (Verweis auf die vorhergehende Veranstaltung im Kulturschlachthof Jena)
  • 4. 4 Konkrete Utopie • Nicht „sinnlich-konkret“, sondern „nicht abstrakt“ • Konkrete Utopie = reale Möglichkeit d.h. abhängig von konkreten Bedingungen „Die Welt wird nicht gerettet werden...“
  • 5. 5 Konkrete Utopie Bis ca. 2010 wechselnde Themen: Einmal „Gesellschaftliche Utopie“, dann „Klimathema“, ohne sie direkt zusammen zu führen... ... Was dann aber immer mehr geschah (siehe Schlemm: Crashtest für Utopien)
  • 6. Utopie in dystopischen Zuständen? 6 • Grenzen des Wachstums usw. • Dynamik komplexer Systeme  Planetare Belastungsgrenzen • Klima-Umbruch • ... und nun?
  • 11. Ökologischer Fußabdruck 11 = biologisch produktive Fläche der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und -standard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen
  • 12. Ökologischer Fußabdruck 12 = biologisch produktive Fläche der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und -standard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen Berlin: • 40% der BRD, • 168-fache der Stadtfläche
  • 13. Ökologischer Fußabdruck 13 = biologisch produktive Fläche der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und -standard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen ... im Verhältnis zur Biokapazität: Wann war das ???
  • 14. Ökologischer Fußabdruck 14 Ökologischer Fußabdruck im Verhältnis zur Biokapazität (Biokapazität normiert auf 1 Planet)
  • 15. Ökologischer Fußabdruck 15 Ökologischer Fußabdruck im Verhältnis zur Biokapazität (nicht normiert)
  • 16. Ökologischer Fußabdruck 16 Human Development Index und ökologischer Fußabdruck:
  • 17. 17 Dynamik komplexer Systeme Wie lange kann das so weiter gehen? ... ??? (Nur sehr dumme Frösche bleiben im heißer werdenden Wasser sitzen, bis sie gekocht werden... Wahrscheinlich können das nur Menschen)
  • 18. Dynamik komplexer Systeme 18 • „Kippen“, z.B. bei der Wüstenbildung in der Sahelzone vor ca. 5000 J. Eine leichte Veränderung (über Jahrtausende) der Erdbahn führte zu einem trockeneren Klima Die Wüstenbildung setzte abrupt (innerhalb von Jahrzehnten, wenigen Jahrhunderten) vor ca. 5000 Jahren ein.
  • 19. 19 Dynamik komplexer Systeme Wie lange kann das so weiter gehen? ... Nicht ewig !!!
  • 21. 21 Basener, Bill; Ross, David S (2005): Booming and crashing populations and Easter Island. SIAM. J. Appl. Math. 65: 684-701. Dynamik komplexer Systeme
  • 22. 22 Es wird ja scheinbar nur langsam schlimmer...
  • 23. 23 Dynamik komplexer Systeme Darstellung in Potentiallandschaften (Zustand zu bestimmter, fester Zeit) • zur Kennzeichnung der Stabilität:
  • 24. Planetare Belastungsgrenzen 24 Veränderung der Potentialzustände im Verlaufe der Zeit:
  • 29. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ? Holozän: mehr als 10 000 Jahre außerordentlich stabile klimatische Verhältnisse (Temperaturveränderungen  0,75 Grad) Anthropozän: bisherige Veränderung gegenüber vorindustrieller Zeit: 1990: 0,5 Grad, 2015: 0,85 Grad..., 2021: 1,07 Grad
  • 30. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ?
  • 31. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ?
  • 32. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ? 1.5 bzw. 2-Grad-Ziel: angenommene Grenze zwischen „tolerablem“ und „gefährlichen“ Klimawandel Was tun?: Senkung der Emission von Treibhausgasen, insb. CO2 „in den Knick kommen...“
  • 33. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ? Was bisher geschah Ziel 1990 (Enquete-Kommission) – Was wurde erreicht?
  • 34. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ? 34 Das Co2-Budget ...oder... Das Co2-Budget Emissionen 1995
  • 35. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ? 35 Je später das Bremsen beginnt, desto härter muss gebremst werden, um das Budget nicht zu überschreiten.
  • 36. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ? 36 Je später das Bremsen beginnt, desto härter muss gebremst werden, um das Budget nicht zu überschreiten.
  • 37. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ! 37 2019 WAS NUN ??? (https://philosophenstuebchen.wordpress.com/ 2020/07/12/netto-emissionen/) Das 1,5- oder 2-Grad-ziel wird zum Gummiwert, weil man alle Nichterfüllung in die Negativ-Emissionen stecken kann.
  • 38. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ! 38 Lars Fischer, Spectrum der Wissenschaft 10.21, S. 26: • „Die Chance, glimpflich davonzukommen, schwindet.“ • Bereits jetzt ist das Pariser Klimaziel [...] selbst mit drastischen Maßnahmen* nahezu außer Reichweite.“ * Vervielfachung der Kernkraft als Energiequelle, technische Maßnahmen zur Reduzierung der Sonnenlichteinstrahlung und zur künftigen Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre
  • 39. Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ! 39 Renate Sendler-Peters „Die Risiken des Klimawandels können zu Verdrängungsreaktionen oder sogar zu fatalistischen Reaktionen („Ich kann ja doch nichts tun.“) führen. Um diese Reaktionen von vornherein zu verhindern, sollte ein „Katastrophismus“ – d.h. die Betonung von potenziellen Klimafolgen katastrophalen Ausmaßes – vermieden und die Kommunikation von Risiken immer mit der Kommunikation von Anpassungsmöglichkeiten verbunden werden.“ (Studie zu „Vulnerabilität“ durch Klimawandel) ?
  • 40. 40 Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ! Szenarien für Temperatur: (OHNE Berücksichtigung der möglichen Kipp-Punkte)
  • 41. 41 Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ! Szenarien für Temperatur: Sogar beim besten Szenarium (mit Negativemissionen s.o.) wird der 1,5-Grad-Wert für wenigstens eine Weile um ca. 0,1 Grad überschritten (IPCC-Sachstandsbericht AR6_WGI_SPM. Summary for Policymakers: 18). THG-Emissionen waren 2018*: • 51% höher als 1990 • 11 % höher als 2010 * (AR6_WGIll-leaked: SPM:4)
  • 42. 42 Im Klima-Umbruch: 5 nach 12 ! • Bei 4 Grad würde 47% der gesamten Landfläche davon betroffen sein, dass die Hitze so groß ist, dass menschliches Leben nicht auf Dauer möglich ist, das betrifft 74% der menschlichen Bevölkerung. (Mora, Camilo; Dousset, Bénédicte; Caldwell, Iain R., at al. (2017): Global risk of deadly heat. Nature Climate Change, 7 (7). pp. 501- 506. ISSN 1758678X, S. 501) • Bei einer Erhöhung der global durchschnittlichen Temperatur um über 6 Grad sind 90% aller Arten vom Aussterben bedroht. Zum Vergleich: Beim Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren starben „nur“ 76% aller Arten aus (Barnosky, Anthony D. (2014): dodging extinction. University of California. S. 13)
  • 43. 43 Gesellschaftliche Faktoren • Die reichsten 10 % der Menschen tragen mit 36 - 45% an den TGH-Emissionen bei, die ärmsten 10% nur mit 3 - %. (AR6_WGIll-leaked: SPM: 8) Es geht nicht um ein „allgemeiner Mensch“ – „Natur“- Verhältnis, sondern um das Verhältnis zwischen Mensch – Gesellschaftsform - Natur • Die reichsten 1 % der Menschen tragen mit 50% an den TGH aus dem Flugverkehr bei. • Soziale Folgen und Verteilungskämpfe vs. Solidarität und Transformation
  • 44. (... Oder: lass Dir Corona verschreiben!) Gesellschaftliche Faktoren 44 Kapitalismus
  • 45. Utopien??? 45 Hans Jonas: „Der schlechten Prognose den Vorrang zu geben gegenüber der guten, ist verantwortungsbewußtes Handeln im Hinblick auf zukünftige Generationen.“ „Es ist wichtig, das Potenzial des Schlimmsten, was passieren kann, zu verstehen und für das Schlimmste zu planen und seien Sie angenehm überrascht, wenn es nicht eintritt.“ (Spratt, Dunlop 2018: 11)
  • 50. Crashtest für Utopien 50 • Innerhalb der Grenzen der planetaren Regenerationsfähigkeit
  • 51. • In dynamischer „Mensch-Natur-Allianz“ Crashtest für Utopien 51 • Innerhalb der Grenzen der planetaren Regenerationsfähigkeit • Produktivkraftentwicklung nicht mehr auf Basis der Ersetzung von lebendiger Arbeit durch fossile Energien • geht gesellschaftlich (ohne Ökodiktatur) nur fair, gerecht und „von unten“ selbstorganisiert • ...aber auch nicht sinnvoll als „Rückfall“ in (idyllisiert vorgestellte) Vergangenheit • In dynamischer „Mensch-(Gesellschaft)-Natur-Allianz“
  • 52. Was tun? 52 Human Development Index und ökologischer Fußabdruck:
  • 53. Was tun? 1. Kein illusionärer Zweckoptimismus!!! 2. Bremsen, wo immer es geht (ohne zu glauben, dies reiche aus...) 3. Anpassung vorbereiten: • Klimagerechtigkeit einfordern • Menschen nicht gegenseitig ausspielen • Solidargemeinschaften als Keimformen für: 4. Große Transformation: neue Gesellschaftsform in „Allianz“ mit der Natur 53 (...und achtet auf Euch!)