Wesentliche Rechtsprechung zum Lizenzvertragsrecht der letzten Jahre, Dr. Anna Giedke, Rechtsanwältin BARDEHLE PAGENBERG Partnerschaft mbB
Vortrag für LES Young Members, 2018
Siehe auch GRUR-Prax 2019, 101: Aufsatz von Dr. Anna Giedke
"Aktuelle Rechtsprechung zum Lizenzrecht"
http://beck-online.beck.de/?vpath=bibdata%2fzeits%2fgrurprax%2f2019%2fcont%2fgrurprax.2019.101.1.htm
4. • Missbrauch Vertretungsmacht GmbH Geschäftsführer beim
Insichgeschäft
• Lizenzrechtlich interessant
• Zur Frage des Ausschlusses eines ordentlichen Kündigungsrechts (Rz. 30 ff.)
• Generell zur Auslegung des Lizenzvertrags (Rz. 34 ff.)
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 4
5. • Fakten
• Klägerin = Betreiber der media control GmbH (Marktforschungsunternehmen)
• Markeninhaberin
• Bekl. zu 2) = alleiniger Gesellschafter der Klägerin
• G = Erwerber der Geschäftsanteile des Bekl. zu 2) an Klägerin
• Bekl. zu 2) will Kontrolle über Marken behalten
• Einigung Bekl. zu 2) – G: Marken vor Vollzug des Unternehmenserwerbs aus
Klägerin herausgelöst und auf Bekl. zu 2)/von ihm beherrschte Gesellschaft
übertragen
• Klägerin soll Marken weiterhin nutzen dürfen
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 5
6. • Fakten (Fortsetzung)
• Übertrag der Marken auf Bekl. zu 2) (LizenzV mit Kl – hierzu später)
• Übertrag Marken von Bekl. zu 2) auf Bekl. zu 1) (+), kein schriftlicher
Lizenzvertrag, aber Nutzung über 10 Jahre mit Wissen und Duldung der Bekl.
• Bekl. zu 1) sprach mehrfache Kündigungen aus
• Rechtsfrage: wirksame Kündigung?
• LizenzV? – ja konkludent (hatte Revision nicht angegriffen; derselbe Inhalt
wie Vertrag mit Bekl. zu 2) (Rz. 29); Bekl. zu 2) war verpflichtet
vergleichbaren LV abzuschließen)
• Kündigungsrecht?
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 6
7. • Markenvertrag (mit Bekl. zu 2)
• Ausschließliches, zeitlich nicht begrenztes und kostenloses Recht
• Präambel auch „zeitlich nicht beschränkt“
• Vertragsschluss „auf unbestimmte Zeit“
• LG verpflichtet Marken auf eigene Kosten aufrecht zu erhalten und ggf.
weitere Anmeldungen vorzunehmen
• Vorkaufsrecht des LN geregelt
• Regelungen zum außerordentlichen KündigungsR (nicht erfüllt), keine zum
ordentlichen
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 7
8. Kündigungsrecht der Bekl. Zu 1)?
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 8
9. BGH – schulbuchartig
• Ordentliches KündigungsR (+)
• „zeitlich nicht beschränkt“
• keine Befristung; nur durch (stets) mögliche außerordentliche Kündigung
oder ordentliche Kündigung zu beenden
• KündigungsR analog §§ 624, 723 BGB, wenn nicht vertragl. ausgeschlossen
• Gilt auch für auf unbestimmte Zeit abgeschlossene MarkenlizenzV (Verweis auf BGH GRUR
2006, 56 – BOSS-Club)
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 9
10. • Vertragssystematik: Regelung außerordentl. KündigungsR macht
Fortbestand des ordentlichen KündigungsR nicht „sinnlos“ oder
„widersprüchlich“
• Beide Arten unterscheiden sich in ihren Vss und RF
• Haben nebeneinander Berechtigung
• Nicht fernliegend, nur gravierendere Form (außerordentliche Kündigung) zu
regeln
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 10
11. VorkaufsR LN
• Kein Bedarf bei ausschließlicher, kostenfreier und darüber hinaus auch
ordentlich nicht kündbaren Lizenz
• Denn dann hätte er auch gegenüber jedem Erwerber eine weitgehend
gesicherte, inhaberähnliche Stellung gehabt, § 30 V MarkenG
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 11
12. • Unentgeltliche Überlassung
• Erhebliches Pflichtenprogramm LG (Aufrechterhaltung auf eigene
Kosten)
• Potentiell unbegrenzte Lebensdauer einer Marke
FAZIT: Wenn kein ordentliches KündigungsR gewünscht: immer
klar ausschließen; generell: Vertragszweck klar in Präambel
formulieren
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
1. BGH – media control 18.10.2017 - I ZR 6/16
8.11.2018 12
13. • Urheberrechtlicher LizenzV zw. Kl - Bekl
• Bekl. = Betreiber eines Krankenhauses mit 49 Patientenzimmer
• Kostenloses Angebot Radio in Zimmern zu hören (Weiterleitung mit
technischen Mitteln)
• Außerordentliche Kündigung aufgrund geänderter höchstrichterl. Rspr
• EuGH/BGH: Wiedergabe von Hörfunksendungen in Zahnarztpraxen ist keine
urheberrechtl. relevante öffentliche Wiedergabe
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
2. BGH – Krankenhausradio 11.1.2018 – I ZR 85/17
8.11.2018 13
14. • Einzig denkbares KündigungsR: § 313 III 2 BGB:
• Änderung einer gefestigten höchstrichterlichen Rsp.
• Wenn Geschäftswille der Parteien (wie regelmäßig) auf der
gemeinschaftlichen Erwartung vom Fortbestand einer bestimmten
Rechtslage aufgebaut war
• BGH: beide Voraussetzungen (-)
• Nicht festgestellt, dass Parteien gemeinsam der Ansicht waren, die
Rechtsprechung zu Zahnarztpraxen sei auf ihren Fall übertragbar
• Keine Änderung gefestigter Rspr da nicht übertragbar
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
2. BGH – Krankenhausradio 11.1.2018 – I ZR 85/17
8.11.2018 14
15. Fazit: Wenn man Vertrag an gefestigter Rechtsprechung aus
verwandtem Bereich ausrichtet, im Zweifel klarstellen, um diese zur
Geschäftsgrundlage zu erheben
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
2. BGH – Krankenhausradio 11.1.2018 – I ZR 85/17
8.11.2018 15
16. • Patentverletzungsverfahren
• Bekl. stützt sich auf „Zusicherungserklärung“ der Klägerin D
gegenüber dem Lieferanten B der Bekl.
• Wortlaut: „D will not enforce Japanese Patent 3,503,AAE and its
foreign counterparts, to the extent such foreign
counterparts are directed to the same scope with
substantially the same wording as said Japanese
Patent 3,503,AAE, against such LED manufacturers
(the „Potential B LICENSEE“)
• Merkmale Klagepatentanspruch in JP offenbart (Ausführungsbsp)
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
3. OLG Düsseldorf – lichtemittierende Vorrichtung
20.1.2017 – I-2 U 42/12
8.11.2018 16
17. Wie ist Zusicherungserklärung auszulegen? Welche Fragen müsste
man seinen Mandanten hierzu stellen?
„D will not enforce Japanese Patent 3,503,AAE and its
foreign counterparts, to the extent such foreign
counterparts are directed to the same scope with
substantially the same wording as said Japanese
Patent 3,503,AAE, against such LED manufacturers
(the Potential B LICENSEE“)
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
3. OLG Düsseldorf – lichtemittierende Vorrichtung
20.1.2017 – I-2 U 42/12
8.11.2018 17
18. • Technischer Vergleich JP und Klagepatent
• Klagepatent ist auf sog. „YAG“-Fluoreszenzmaterial beschränkt, während das
JP auf verschiedene Fluoreszenzmaterial gerichtet ist (YAG und andere)
• Klägerin: abstrakter Schutzbereichsvergleich vorzunehmen
• Bekl.: Entscheidend, ob angegriffene Ausführungsform vom
Schutzbereich des JP erfasst; wenn ja, auch kein Angriff aus ausländ.
Patent mögl.
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
3. OLG Düsseldorf – lichtemittierende Vorrichtung
20.1.2017 – I-2 U 42/12
8.11.2018 18
19. OLG Düsseldorf:
• §§ 133, 157 BGB: obj. Erklärungswert aus Empfängerhorizont
• Str. wonach zu bestimmen
• nur nach unmittelbarem Vertragspartner B oder nach Drittbegünstigten?
• entscheidend für Berücksichtigung der Vorgeschichte
• Klägerin hatte zugestimmt, dass „Zusicherung“ in Lizenzverträge mit
Abnehmern abgedruckt wurde;
• keine Verpflichtung des B über Vorgeschichte oÄ aufzuklären
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
3. OLG Düsseldorf – lichtemittierende Vorrichtung
20.1.2017 – I-2 U 42/12
8.11.2018 19
20. OLG Düsseldorf:
• Empfängerhorizont der Begünstigten (Bekl.) maßgebl.
• Dennoch: Sachlicher Grund der Zusicherung muss berücksichtigt
werden
• JP betrifft zwei Leuchtstoffarten (TAG und YAG)
• Portfolio d. Kl. erfasst auch JPs, die sich nur auf YAG beziehen (nicht TAG)
• YAG-Patente nicht in Zusicherungserklärung enthalten
• B kannte die YAG-Patente; seine Lizenz an Bekl. bezog sich nur auf TAG
• Klägerin sollte an Geltendmachung ihrer YAG-Patente nicht gehindert sein
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
3. OLG Düsseldorf – lichtemittierende Vorrichtung
20.1.2017 – I-2 U 42/12
8.11.2018 20
21. OLG Düsseldorf: Umstände für Bekl. erkennbar
• Bekl. = internat. tätiges Unternehmen, vertreibt in JP, erwarb Lizenz von weltweit
führendem Hersteller
• Bekl. kannte laut eigenem Vortrag den „Lizenzpool“ der Klägerin sowie den von B
• Jap. Situation berücksichtigen: Aus TAG-JP kein Vorgehen möglich, aus YAG-JP dagegen schon
• Wortlaut „gleicher Schutzumfang“ mit „im Wesentlichen gleichem Wortlaut“
• ausländische Patente dürfen weder breiteren noch engeren Schutzumfang haben als JP
• LizenzV mit B betraf auch nur Schutzrechte zu TAG Leuchtstoffen, nicht YAG
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
3. OLG Düsseldorf – lichtemittierende Vorrichtung
20.1.2017 – I-2 U 42/12
8.11.2018 21
22. Bei Gestaltung von Zusicherungserklärungen
• Sinn und Zweck klar niederlegen
• Ggf. Lizenznehmer verpflichten, seine LN hierüber aufzuklären
• Obliegenheit als weltweit tätiger LN Patentportfolios für
Vertragsauslegung zu analysieren?
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
3. OLG Düsseldorf – lichtemittierende Vorrichtung
20.1.2017 – I-2 U 42/12
8.11.2018 22
23. • LizenzV verpflichtet LN, während der gesamten Laufzeit der
Vereinbarung eine Gebühr für die Verwendung einer patentierten
Technologie zu zahlen
• Frage an EuGH: mit Art. 101 Abs. 1 AEUV vereinbar, auch wenn
lizenzierte Patente
• (rückwirkend) für nichtig erklärt wurden
• durch Lizenzprodukt nicht verletzt?
• Ja, solange Kündigungsrecht mit angemessener Frist
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
4. EuGH - Genentech/Hoechst 7.7.2016 – C-567/14
8.11.2018 23
24. • EuGH: Kommerzielle Betrachtung
• Lizenzgebühr = Preis, für die kommerzielle Verwertung der lizenzierten Technologie in der
Gewissheit, dass der LG seine Rechte des geistigen Eigentums nicht wahrnehmen wird
• KündigungsR des LN mit angemessener Frist schließt aus, dass die Zahlung den Wettbewerb
beeinträchtigt
Mit angemessenem KündigungsR können Lizenzzahlungspflichten
nach Ablauf der Patente/trotz Nichtverletzung der Patente
kartellrechtlich abgesichert werden
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
4. EuGH - Genentech/Hoechst 7.7.2016 – C-567/14
8.11.2018 24
25. Vorgelagerte Frage: Vertragsauslegung (Schiedsgericht)
• Lizenzvertrag (nicht ausschließlich, weltweit, bzgl. HCMV-Enhancer);
• Genentech (LN) nutzte lizenzierte Technologie um Herstellung eines Arzneimittels zu erleichtern
• Zahlungspflichten: (i) einmalige Gebühr (bez.), (ii) jährlich feste Gebühr (bez.) und (iii)
laufende Gebühr von 0.5% des Nettoumsatzes „mit Fertigerzeugnissen“ (nicht bez.)
• „Fertigerzeugnis“ definiert als „kommerziell handelbare Waren, die ein Lizenzprodukt enthalten (…)“
• „Lizenzprodukt“ definiert als Materialien, deren Herstellung, Verwendung oder Verkauf ohne den
vorliegenden Vertrag einen oder mehrere nicht erloschene Ansprüche verletzen würde, die zu den
mit den lizenzierten Patenten verbundenen Rechten gehören
• Verletzungsklagen in den USA abgewiesen
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
4. EuGH - Genentech/Hoechst 7.7.2016 – C-567/14
8.11.2018 25
26. Besteht Pflicht zur Zahlung der laufenden Gebühr für Fertigerzeugnisse?
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
4. EuGH - Genentech/Hoechst 7.7.2016 – C-567/14
8.11.2018 26
27. Schiedsgericht (+)
• Wortlautauslegung
• Zahlungspflicht nur (+), wenn „Fertigerzeugnisse“ ein Lizenzprodukt enthalten oder ohne die
Lizenzvereinbarung die lizenzierten Patente/verbundenen Rechte verletzen
• Hier (-)
• Derartige Auslegung widerspräche aber wirtschaftlich verfolgtem Zweck
• Wirtschaftl. Zweck = Genentech zu erlauben, den Enhancer zu nutzen ohne Risiko einer
Verletzungsklage
Wenn Zahlungspflicht nur bei tatsächlicher Nutzung der lizenzierten
Technologien bestehen soll, in Präambel klarstellen, dass dies dem
wirtschaftlich verfolgten Zweck entspricht.
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
4. EuGH - Genentech/Hoechst 7.7.2016 – C-567/14
8.11.2018 27
28. • Lizenzvereinbarung - Wettbewerbsbeschränkung - zulässig, weil
„Nebenabrede“?
• Gedanke: wenn bestimmte „Hauptmaßnahmen“ neutral/für den
Wettbewerb positiv, möglich, dass beschränkende Nebenabreden nicht
unter das Verbot des Art. 101 I AEUV fallen
• Kartellrechtliche Gesamtschau (EuGH 11.9.2014 – Mastercard)
• Nebenabrede für Durchführung der Hauptmaßnahme objektiv notwendig und
• zur Erreichung der Hauptmaßnahme/deren Ziele in einem angemessenen
Verhältnis stehend
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
5. EuGH – Italienischer Arzneimittelmarkt 23.1.2018
C-179/16
8.11.2018 28
29. • Fortsetzung von BGH Raltegravir (11.7.2017 – X ZB 2/17)
• Sachverhalt:
• Zwangslizenzverfahren
• Erteilung einstweiliger Benutzungsgestattung nach § 85 PatG
• Kl. leistet Bankbürgschaft/Prozesskostensicherheit
• Schützt vor etwaigem Unterlassungstitel
• Festsetzung Lizenzgebühr und Rechnungslegung Hauptsacheverf. vorbehalten
• Zwischenzeitlich: Widerruf des Patents
• Frage: Erledigung der Hauptsache?
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
6. BPatG – Isentress II 21.11.2017 3 Li 1/16 (EP)
8.11.2018 29
30. • BPatG (-), stattdessen Zahlungspflicht für Dauer der einstw. Lizenz
• Kl. hat von einstweiliger Benutzungsanordnung Gebrauch gemacht
• Zwangslizenzen wie Vertragslizenzen mit Unsicherheiten behaftet
• Keine Gewissheit über dauernden Bestand des lizenzierten Schutzrechts
• Vertragslizenz: keine rückwirkende Beseitigung d. Zahlungspflicht
• solange SchutzR im Rechtsverkehr tatsächlich respektiert (vorteilhafte Stellung für LN)
• Hier:
• Schutz gegen etwaigen vorläufig vollstreckbaren Unterlassungstitel
• kein passender Vergleich mit SE-Pflicht eines Verletzers (Kl hat es nicht auf Verletzungsfrage
ankommen lassen/Sicherheit über Zwangslizenz erhalten/Vertrieb aufrechterhalten)
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
6. BPatG – Isentress II 21.11.2017 3 Li 1/16 (EP)
8.11.2018 30
31. • Schulbuchartige Erörterung, welche Faktoren auf Lizenzhöhe von
Einfluss sind
• Orientierung an im Produktbereich üblichen Gebühren (BGH Raltegravir)
• Ansatz gilt gleichermaßen für Zwangslizenz, Vergütung für AN-Erfindung
sowie Schadensberechnung nach Lizenzanalogie
• Ergebnis: 4% des Nettoverkaufspreises bei einem Lizenzrahmen für
Arzneimittel von 2-10%
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
6. BPatG – Isentress II 21.11.2017 3 Li 1/16 (EP)
8.11.2018 31
32. Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
6. BPatG – Isentress II 21.11.2017 3 Li 1/16 (EP)
8.11.2018 32
Generell generell erhöhend wertmindernd
Art und Umfang der Lizenz
(ausschließlich/alleinig/
einfach; zeitliche Dauer,
territorialer Umfang)
Bedeutung des Patents,
insbes.:
• Stellung, die seine
Nutzung dem
Berechtigten verleiht
• Drohpotential (gg
Konkurrenzprodukt)
• Technischer
Fortschritt/erfinderische
Tätigkeit
Fehlen einer Ausweichlösung Mitbenutzung eigener SR
des LN (durch LN – kommt
auch LG zu Gute)
Breite des Schutzbereichs/
Benutzungsumfang durch LN
LN kann lizenziertes Patent
weiterhin angreifen
LN verpflichtet sich zu keinen
weiteren Angriffen auf Patent
Bezugsgröße (gesamtes
Lizenzprodukt oder nur Teil
davon?)
Mit Zwangslizenz geht
erzwungene Hilfe für
Konkurrenzprodukt einher
(Entgang möglicher eigener
Absatzsteigerungen)
Nur Wirkstoffpatent statt
fertig entwickeltes &
zugelassenes Arzneimittel
Möglichkeit der
Vertragsanpassung (§ 24 VI
5 und 6 PatG bzw.
KündigungsR)
Beitrag Patent zur
Entwicklung des
Lizenzgegenstands (Zahlung
nur für Fremdbeitrag)
Abstaffelung bei hohen
Umsätzen („Viagra-Effekt“)
33. • SEA nach Lizenzanalogie
• Polnische Regelung sah vor, dass geschädigter Inhaber eines geistigen
Eigentumsrechts entweder
• tatsächlich erlittenen Schaden geltend machen oder
• Zahlung des Doppelten einer angemessenen Vergütung verlangen kann
• Mit Art. 13 Enforcement RL (RL 2004/48/EG) vereinbar? (Sicherstellung
„angemessenen“ SEA durch Mitgliedstaat)
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
7. EuGH – Olawska Telewizja Kablowa 25.1.2017 –
C-367/15
8.11.2018 33
34. EuGH:
• Ja, denn hypothetische Vergütung nicht geeignet eine Entschädigung für den
gesamten tatsächlich erlittenen Schaden zu garantieren,
• denn dies stellt nicht sicher:
• Erstattung mit Feststellung der Verletzung/des Verletzers verbundene Kosten
• Ersatz eines möglichen immateriellen Schadens
• Zahlung von Zinsen
• Enforcement RL verbietet MS nicht, „StrafSE“ vorzusehen
• sie bezweckt Straf-SE zwar nicht (Erwägungsgrund 26), aber verbietet ihn auch nicht
• ferner nicht ersichtlich, dass es sich im Fall um Straf-SE handelt
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
7. EuGH – Olawska Telewizja Kablowa 25.1.2017 –
C-367/15
8.11.2018 34
35. • Lizenzeinräumung durch Miterfinder (70-80%) ohne Zustimmung des
Klägers (=Miterfinder zu 30-20%)
• Miterfinder = Bruchteilsgemeinschaft, §§ 741 ff. BGB
• Lizenzeinräumung = Maßnahme der Verwaltung
• steht Miterfindern nur gemeinschaftlich zu, § 744 I BGB
• Vss:
• Stimmenmehrheit oder
• Anspruch des die Lizenz erteilenden Teilhabers auf Zustimmung zur Lizenzerteilung
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
8. OLG Düsseldorf – Flammpunktprüfungs-
vorrichtung 26.7.2018 I-15 U 2/17
8.11.2018 35
36. • Lizenzgewährender Miterfinder zwar Stimmenmehrheit
• Aber muss vor Fassung eines (formlosen) Beschlusses der Minderheit
rechtliches Gehör gewähren
• Wenn (-): Beschluss unwirksam
• Anderenfalls würde schutzwürdiges Recht des Teilhabers unzulässig
verkürzt und letztlich wertlos
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
8. OLG Düsseldorf – Flammpunktprüfungs-
vorrichtung 26.7.2018 I-15 U 2/17
8.11.2018 36
37. • Nachweis Abschluss Lizenzvertrag
• grdsl. nur durch Vorlage einer schriftlichen Dokumentation (kaufm. RVerkehr)
• Sitzungsprotokolle genügen
• Insolvenzfestigkeit?
• Lizenzkauf: LV idR beiderseits vollständig erfüllt (§103 I InsO), wenn gegenseitige Hauptleistungen
erbracht (Lizenz erteilt/KP gezahlt)
• Im Fall: unentgeltliche Konzernlizenz mit Nutzungspflicht der übrigen Konzerngesellschaften:
beiderseits vollständig erfüllt mit Rechtseinräumung/Nutzung
• LV besteht nach Übergang der Marke auf neuen Rechtsinhaber zw. ursprgl.
Rechtsinhaber und dem LN fort (Anschluss BGH 1982 – Verankerungsteil)
• neuer Rechtsinhaber kann ohne Zustimmung des LN nicht in LV eintreten
Wesentliche Rechtsprechung Lizenzvertragsrecht
9. BGH – Ecosoil 21.10.2015 I ZR 173/14
8.11.2018 37
38. Thank you!
RAin Dr. Anna Giedke
anna.giedke@bardehle.de
www.bardehle.de
8.11.2018 38
39. BARDEHLE.COM
BARDEHLE PAGENBERG
Partnerschaft mbB
Prinzregentenplatz 7
81675 München
"IP Law Firm of the Year" and "Law Firm of the Year for Trademarks &
Unfair Competition" 2018 – awarded by JUVE
"Germany Trade Mark Firm of the Year" 2018 – honored by Managing IP
"TOP-KANZLEI Patentrecht 2017" – awarded by WirtschaftsWoche
"Law Firm of the Year" 2016 for Intellectual Property Law – named by
Best Lawyers® and Handelsblatt8.11.2018