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BVR Volkswirtschaft special
ab sofort unter neuem Titel
und im neuen Design.
Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik
Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: 030 2021–15 00 · Telefax 030 2021–1904
Internet: http://www.bvr.de · E-Mail: volkswirtschaft@bvr.de
Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärkenHerausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirt-
schaft/Mittelstandspolitik
Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: 030 2021–15 00 · Telefax 030 2021–1904
Internet: http://www.bvr.de · E-Mail: volkswirtschaft@bvr.de
Bei der Haushaltsüberwachung sind im Euroraum gravierende Defizite festzustellen. Die Zweifel an der hiefür
zuständigen Europäischen Kommission haben seit dem Beginn der Präsidentschaft Claude Junckers noch einmal
zugenommen. Dies ist bemerkenswert, denn mit der Reform der Haushaltsüberwachung im Rahmen des so ge-
nannten „Sixpacks“ im Jahr 2011 ist die Kommission in ihren Kompetenzen deutlich gestärkt worden.
Als Folge der unzureichenden Begrenzung der Defizite im Rahmen der Stabilitäts- und Wachstumspakts ist es
bis heute nicht gelungen, die staatlichen Schuldenquoten, die in den Krisenjahren ein historisches Hoch erreicht
hatten, substanziell zu senken. Auch 18 Jahre nach der Einführung des Euro ist noch nie ein Staat wegen über-
mäßiger Defizite finanziell sanktioniert wurde, obwohl es hierzu genügend Anlässe gegeben hätte.
Um Vertrauen zurückzugewinnen, ist ein Kurswechsel der Kommission dringend erforderlich. Die Regeln des Sta-
bilitätspaktes müssen endlich dem Geist des Maastrichter Vertrags folgend enger interpretiert werden, so dass es
zu deutlich niedrigeren Defiziten und damit zu einem sichtbaren Rückgang der Schuldenquote kommt. Die Zeit ist
dafür mehr als reif. Die Konjunktur im Euroraum befindet sich nicht mehr im Krisenmodus, sondern normalisiert
sich zunehmend.
Werden die Staatsfinanzen hingegen nicht saniert, bleiben die Stabilität und der Zusammenhalt des Währungs-
raums gefährdet. Ganz besonders kommt es dabei auf die Haushaltsdisziplin in den vier größten Mitgliedstaaten
an, die für drei Viertel der Wirtschaftsleistung des Euroraums stehen.
Inhalt
Analyse: Vertrauen in die EU durch
Haushaltskonsolidierung stärken 2
Dr. Andreas Bley
E-Mail: a.bley@bvr.de
Finanzmärkte 7
Jan Philip Weber
E-Mail: j.weber@bvr.de
Konjunktur 12
Dr. Gerit Vogt
E-Mail: g.vogt@bvr.de
Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärken
Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärken
Berlin / 26. Januar 2017
BVR Volkswirtschaft special
ab sofort unter neuem Titel
und im neuen Design!
2
Europa befindet sich in einer Krise, die fast die Hälfte
der 18 Jahre umfasst, seit der Euro 1999 eingeführt
wurde. Auf den „Honeymoon“ der Gemeinschafts-
währung, der sich bis ins Jahr 2007 erstreckte, folgten
die Finanz- und der daran anschließenden Staatsschul-
denkrise. Diese Jahre waren verbunden mit einer ho-
hen Arbeitslosigkeit und einem schwachen Wachstum
in zahlreichen Mitgliedstaaten. Erst langsam normal-
isiert sich die Wirtschaftslage wieder.
Nationalistische Bewegungen haben seit Beginn der
Krise an Zulauf gewonnen und die politischen wie
auch wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den
Mitgliedstaaten sind größer geworden, nicht kleiner,
wie es bei der Einführung des Euro erwartet worden
war. In diesem Jahr stehen Wahlen in wichtigen
Mitgliedstaaten – Frankreich, Deutschland, den Nie-
derlanden und eventuell auch Italien – und damit
politische Weichenstellungen an, die auf die weitere
Entwicklung der EU großen Einfluss haben dürften.
Bürger EU-skeptisch
Die vergangenen Jahre haben unübersehbare Spuren
hinterlassen. In den EU-Mitgliedstaaten sieht fast jeder
zweite Bürger (44 %) die Zukunft der Europäi-schen
Union pessimistisch, nur etwas höher ist (50 %) der An-
teil der Optimisten. Das Verhältnis ist damit ähnlich ge-
spalten wie zum Höhepunkt der europäi-schen Schul-
denkrise im Jahr 2011 und 2012. Dies zeigt das jüngste,
im Dezember veröffentlichte Eurobarometer, eine
halbjährliche Umfrage der Europäischen Kommission.
Vor der Finanzkrise, im Jahr 2007, hatte es nur etwa
halb so viele Pessimisten gegeben (24 %).
Die Krise der EU ist auch eine Krise des Währungs-
raums. Zwar ist die Zustimmung zum Euro innerhalb
der Eurozone mit 58 % deutlich stärker ausgeprägt
als die Ablehnung (26 %). Doch ist der Euro eines der
tragenden Elemente der EU. Und unter den großen
EU-pessimistischen Ländern befinden sich neben
Großbritannien mit Italien und Frankreich auch zwei
der größten Staaten des Währungsraums.
Vertrauen in Institutionen angeschlagen
Besonders beunruhigend ist das geringe Vertrauen,
das Bürger den europäischen Institutionen entgegen-
bringen. Im Euroraum vertrauen nur 33 % der Befrag-
ten der Europäischen Zentralbank (EZB) („eher ver-
trauen“), die Mehrheit von 53 % ist misstrauisch
(„eher nicht vertrauen“). Nicht viel besser geht es der
Europäischen Kommission (37 % zu 45 %) und dem
Europaparlament (42 % zu 45 %).
Das angeschlagene Vertrauen der Bürger in die EU ist
wesentlich darauf zurückzuführen, dass die Probleme,
die aus Sicht der Bürger wichtig sind, von der EU nicht
gut genug gelöst werden. Hierzu zählen an erster
Stelle der Terrorismus und die Fragen der Einwande-
rung. Vertrauen gewinnen kann die EU folglich, wenn
es auf diesen und damit verwandten Gebieten, wie
etwa der Außen- und Verteidigungspolitik, ein stärke-
res Miteinander erreicht werden kann. Perspektivisch
muss auch darüber nachgedacht werden, ob in diesen
Politikfeldern mehr Kompetenzen nach Brüssel verla-
gert werden, wenn die Aufgaben bei weitreichenden
nationalen Kompetenzen nicht befriedigend gelöst
werden können.
Als weitere wichtige Probleme bewegen die Bürger
in der EU aber auch typische Felder der Wirtschaftspo-
litik: die wirtschaftliche Lage, die Arbeitslosigkeit und
die Staatsfinanzen. Alle drei Politikfelder liegen in der
Verantwortung der Mitgliedstaaten selbst, bei der
Gewährleistung solider Staatsfinanzen spielt aber
auch die Haushaltskontrolle auf der EU-Ebene eine
prominente Rolle. Dies ist auch aus gutem Grund so,
denn ohne solide Staatsfinanzen kann eine Währung
auf Dauer nicht stabil bleiben.
Die Lage der öffentlichen Finanzen wird somit nicht
nur in Deutschland als ein wichtiges Problem der EU
wahrgenommen, auf europäischer Ebene wird sie
von den Bürgern mit einer Häufigkeit von 17 % ähn-
lich oft genannt wie die hohe Arbeitslosigkeit (16 %).
Es liegt damit auf Platz vier hinter der Einwanderung,
Terrorismus und wirtschaftlicher Lage. Einen geringe-
ren Stellenwert hat das Thema nur bei den Bürgern in
Frankreich, Italien, Irland und Zypern.
Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärken
3
Stabilitätspakt als Lachnummer?
Umso bedenklicher ist es, dass gerade bei der Haus-
haltsüberwachung im Euroraum gravierende Defizite
festzustellen sind, die die Glaubwürdigkeit der Kom-
mission als Hüterin der Verträge in Frage stellen. Die
Zweifel an der Kommission haben seit dem Beginn
der Präsidentschaft Claude Junckers noch einmal zu-
genommen. Dies ist bemerkenswert, denn mit der
Reform der Haushaltsüberwachung im Rahmen des
so genannten „Sixpacks“ im Jahr 2011 ist die Kommis-
sion in ihren Kompetenzen deutlich gestärkt worden.
Hierzu zählt insbesondere auch die Einführung umge-
kehrter Mehrheiten im Sanktionsverfahren, sodass die
europäischen Finanzminister eine von der Kommission
eingeleitete Sanktion nur mit qualifizierter Mehrheit
stoppen können (zuvor war dies bereits mit einer ein-
fachen Mehrheit erreichbar).
Ergebnis ist aber dennoch, dass auch 18 Jahre nach
der Einführung des Euro noch nie ein Staat wegen
übermäßiger Defizite finanziell sanktioniert wurde,
obwohl es hierzu genügend Anlässe gegeben hätte.
Aktuell diagnostiziert die Kommission bei Frankreich,
Portugal, Spanien und Griechenland ein übermäßiges
Defizit, in allen Ländern laufen die Verfahren bereits
seit dem Jahr 2009. Als es bei Spanien und Portugal
im vergangenen Juli zum Schwur kam, schlug die
Kommission als Höhe der Strafe Null vor und hebelte
so das Verfahren effektiv aus.
Nach den aktuell geltenden Deadlines mussten Por-
tugal und Griechenland 2016 ihr Defizit unter die
3-Prozentmarke senken, Frankreich wurde ein Auf-
schub bis 2017 und Spanien sogar bis 2018 gewährt.
Dann wird Frankreich bereits neunmal und Spanien
zehnmal in Folge die 3-Prozentmarke gerissen haben.
Im Fall Frankreichs blieben die Anstrengungen zum
Defizitabbau hinter den Zielen zurück, so bringen es
die Analysen der Kommission zum französischen Sta-
bilitätsprogramm 2016 klar zum Ausdruck. Dennoch
handelte die Kommission auch im Fall Frankreichs
nicht. Nach den Gründen gefragt, hatte Juncker im
vergangenen Mai geantwortet: „Weil es Frankreich
ist“. Da wundert es nicht, wenn der Stabilitätspakt in
der Börsenzeitung als „Lachnummer“ (Bernd Witt-
kowski, 7.12.2016) bezeichnet wird.
Defizite über 3 % fast die Regel
Die mangelnde Haushaltsdisziplin lässt sich anhand
der Einhaltung Maastrichter Schwellenwerte eines
Defizits von unter 3 % und eines Schuldenstands von
unter 60 % illustrieren. Ohne Berücksichtigung der
Komplexitäten der Haushaltsbeurteilung (einschlie-
ßlich der Bereinigung um konjunkturelle Einflüsse auf
das Budget) sind in Abbildung 1 Defizite oberhalb
der Maastricht-Marke von 3 % für die 12 Länder des
Euroraums, die bereits im Jahr 2000 den Euro einge-
führt hatten (und 98 % der Wirtschaftskraft ausma-
chen) rot, Überschüsse grün und Werte dazwischen
gelb hinterlegt. Bei der Darstellung des Schulden-
stands in Abbildung 2 wurden Schuldenstände ober-
halb von 90 % rot, unterhalb von 60 % grün und da-
zwischen gelb markiert.
Defizite über 3 % des BIPs wurden beim Blick über
alle Länder hinweg mit 44 % fast bei jeder zweiten
Meldung verzeichnet, in Griechenland und Portugal
sogar 17mal in Folge. Am unteren Ende liegen Lux-
emburg und Finnland. Im Zeitverlauf ist zu beobach-
ten, dass dem Anstieg von Defiziten oberhalb der
3-Prozentmarke in wirtschaftlich schlechten Jahren
kein ähnlich dimensionierter Anstieg von Haushalts-
überschüssen in besseren Jahren gegenübersteht.
Deutschland hat in den ersten Jah-ren hohe Defizite
aufgewiesen, sich in den vergangenen Jahren aber
deutlich verbessert, sowohl eine Folge der guten Kon-
junktur als auch der Einführung der Schuldenbremse
im Jahr 2009.
Immerhin gilt für den Euroraum als Ganzen, dass sich
die Defizite seit dem Jahr 2013 unterhalb der Grenze
von 3 % bewegen. Nachdem im Jahr 2009 noch zehn
Länder Defizite oberhalb der Marke aufgewiesen hat-
ten, waren es in 2016 noch drei. Das merkliche Aus-
maß des Defizitrückgangs im Euroraum ist allerdings
zu einem großen Teil auf die Haushaltsdisziplin
Deutschlands zurückzuführen. Ohne Berücksichtigung
von Deutschland würde das Defizit des Euroraums im
4
Jahr 2016 um einen halben Prozentpunkt höher lie-
gen (2,3 %).
Kein spürbarer Schuldenabbau
Als Folge der unzureichenden Begrenzung der Defi-
zite ist es bis heute nicht gelungen, die Schulden-
quote im Euroraum zu senken, nachdem sie in den
Krisenjahren ein historisches Hoch erreicht hatten.
Dabei haben sich die Möglichkeiten verbessert. Mit
der Reform des Stabilitätspakts im Jahr 2011 ist dem
Schuldenstand eine höhere Bedeutung bei der Beur-
teilung der Haushaltslage zugewiesen worden. Regu-
lär ist nun vorgesehen, dass bei einem Überschreiten
der 60-Prozentmarke der Schuldenstand um 1/20 des
Abstands pro Jahr zurückgeführt werden sollte. Bei
einem Schulden-stand von 100 % würde dies einem
Abbau von 2 Prozentpunkten pro Jahr entsprechen.
Doch lässt der reformierte Pakt auch genügend Frei-
räume, hohe Schuldenstände bei der Haushaltsbeur-
teilung letztlich doch wieder außer Acht zu lassen.
Im Durchschnitt des Euroraums ist die Schuldenquote
seit dem Höhepunkt im Jahr 2014 nur leicht von 94 %
auf 92 % in 2016 gesunken. In der Gesamtschau über
alle Länder ist das Ergebnis deutlich: in etwa zwei
Drittel der Fälle wurden seit 1999 Schuldenquoten
über 60 % gemeldet (64,8 %). Aktuell liegt nur Lu-
xemburg im „grünen Bereich“. Irland ist eine beein-
druckende Verringerung gelungen, ansonsten ging
die Schuldenquote in den vergangenen fünf Jahren
seit dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise neben
Deutschland nur in den Niederlanden zurück. Der
deutliche Rückgang der irischen Schulden im Jahr
2015 stellt einen Sonderfall dar, er reflektiert vor al-
lem einen Sondereffekt. Durch die Verlagerung von
Firmenzentralen nach Irland stieg die gesamtwirt-
schaftliche Produktion um mehr als ein Viertel, ent-
sprechend stark wurde die relative Schuldenlast ge-
dämpft.
Kurswechsel der Kommission überfällig
Um Vertrauen zurückzugewinnen, ist ein Kurswechsel
der Kommission dringend erforderlich. Die Regeln des
Stabilitätspaktes müssen endlich dem Geist des Maas-
trichter Vertrags folgend enger interpretiert werden,
so dass es zu deutlich niedrigeren Defiziten und damit
zu einem sichtbaren Rückgang der Schuldenquote
kommt.
Öffentlicher Haushaltssaldo Abb. 1
in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Mitglieder des Euroraums des Jahres 2000*
99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 % < -3
Euroraum (19) -1,5 -0,3 -2,0 -2,7 -3,2 -3,0 -2,6 -1,5 -0,6 -2,2 -6,3 -6,2 -4,2 -3,6 -3,0 -2,6 -2,1 -1,8 27,8
Deutschland -1,7 0,9 -3,1 -3,9 -4,2 -3,7 -3,4 -1,7 0,2 -0,2 -3,2 -4,2 -1,0 0,0 -0,2 0,3 0,7 0,6 38,9
Frankreich -1,6 -1,3 -1,4 -3,1 -3,9 -3,5 -3,2 -2,3 -2,5 -3,2 -7,2 -6,8 -5,1 -4,8 -4,0 -4,0 -3,5 -3,3 72,2
Italien -1,8 -1,3 -3,4 -3,1 -3,4 -3,6 -4,2 -3,6 -1,5 -2,7 -5,3 -4,2 -3,7 -2,9 -2,7 -3,0 -2,6 -2,4 50,0
Spanien -1,3 -1,0 -0,5 -0,4 -0,4 0,0 1,2 2,2 2,0 -4,4 -11,0 -9,4 -9,6 -10,5 -7,0 -6,0 -5,1 -4,6 50,0
Niederlande 0,3 1,9 -0,3 -2,1 -3,0 -1,7 -0,3 0,2 0,2 0,2 -5,4 -5,0 -4,3 -3,9 -2,4 -2,3 -1,9 -0,8 27,8
Belgien -0,6 -0,1 0,2 0,0 -1,8 -0,2 -2,6 0,2 0,1 -1,1 -5,4 -4,0 -4,1 -4,2 -3,0 -3,1 -2,5 -3,0 38,9
Österreich -2,6 -2,1 -0,7 -1,4 -1,8 -4,9 -2,6 -2,6 -1,4 -1,5 -5,4 -4,5 -2,6 -2,2 -1,4 -2,7 -1,0 -1,5 16,7
Finnland 1,7 6,9 5,0 4,1 2,4 2,2 2,6 3,9 5,1 4,2 -2,5 -2,6 -1,0 -2,2 -2,6 -3,2 -2,8 -2,4 5,6
Griechenland** -5,8 -4,1 -5,5 -6,0 -7,8 -8,8 -6,2 -5,9 -6,7 -10,2 -15,1 -11,2 -10,3 -8,8 -13,2 -3,6 -7,5 -2,5 94,4
Portugal -3,0 -3,2 -4,8 -3,3 -4,4 -6,2 -6,2 -4,3 -3,0 -3,8 -9,8 -11,2 -7,4 -5,7 -4,8 -7,2 -4,4 -2,7 94,4
Irland 2,4 4,9 1,0 -0,3 0,4 1,3 1,6 2,8 0,3 -7,0 -13,8 -32,1 -12,6 -8,0 -5,7 -3,7 -1,9 -0,9 38,9
Luxemburg 3,5 5,9 6,0 2,5 0,2 -1,3 0,1 2,0 4,2 3,4 -0,7 -0,7 0,5 0,3 1,0 1,5 1,6 1,3 0,0
% <-3 16,7 16,7 33,3 41,7 50,0 50,0 41,7 25,0 16,7 41,7 83,3 83,3 66,7 58,3 50,0 58,3 33,3 25,0 44,0
Werte oberhalb von -0,5 sind grün, zwischen -0,5 und 3 gelb und oberhalb von 3 sind rot hinterlegt
*2016: Prognose der Kommission vom November 2016 **im Euroraum seit 2000
Quelle: Europäische Kommission
5
Die Zeit ist dafür mehr als reif, die lange angeführten
Ausreden gelten heute noch weniger als bislang. Die
Konjunktur im Euroraum befindet sich nicht mehr im
Krisenmodus, sondern normalisiert sich zunehmend.
Hinzu kommt die enorme Entlastung der öffentlichen
Haushalte durch die ultralockere Geldpolitik der EZB.
Das Wirtschaftswachstum fällt schneller aus als im
Trend, die Arbeitslosigkeit geht stetig zurück und in-
zwischen zeigt auch die Inflation deut-lich aufwärts.
Eine Rückführung der Schuldenquoten ist aus mehre-
ren Gründen drängend. Zum einen würde sie Spiel-
räume schaffen, um im Fall kommenden Rezessionen
finanzpolitische Handlungsspielräume in den Mitglied-
staaten zu eröffnen. Das Fehlen ausreichender Hand-
lungsspielräume war einer der Faktoren, der zur
Schwere der Finanz- und Staatsschuldenkrise beige-
tragen hat.
Zudem erleichtert eine Rückführung der Defizite es
den Mitgliedstaaten im Fall einer Zinswende, wieder
mit normaleren Zinssätzen umzugehen. Die jährlichen
Zinszahlungen der Staaten des Euroraums sind seit
dem Jahr 2008 von knapp 3 % auf gut 2 % der Wirt-
schaftsleistung gesunken, obwohl sich die Schulden-
quote um ein Drittel erhöht hat. Die Regierungen ha-
ben sich nicht nur in Deutschland schnell an den Wind-
fall-Profit der niedrigen Zinsen gewöhnt und wenig
Vorsorge für eine Gegenbewegung geschaffen.
47 Mrd. Euro sparen nach Berechnungen der Bundes-
bank alleine in Deutschland die öffentlichen Haushalte
pro Jahr dadurch, dass die Zinsen so niedrig sind. Den-
noch wird die Chance zur Rückführung der Staats-
schulden gerade von den Staaten, die sie am nötigs-
ten hätten, nicht genutzt. Der EZB drohen so erhebli-
che politische Widerstände bei einem geldpolitischen
Ausstieg, mit dem sie sich wieder aus der rechtlichen
Grauzone herauszubewegen würde, in die sie die
massiven Staatsanleihekäufe gebracht haben.
Werden die Staatsfinanzen hingegen nicht saniert,
bleiben die Stabilität und der Zusammenhalt des
Währungsraums gefährdet. Ganz besonders kommt
es dabei auf die Haushaltsdisziplin in den vier größten
Mitgliedstaaten an, die für drei Viertel der Wirt-
schaftsleistung des Euroraums stehen. Es ist unklar, ob
der gemeinsame Währungsraum die Staatsinsolvenz
Öffentlicher Schuldenstand Abb. 2
in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Mitglieder des Euroraums des Jahres 2000*
99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 % über 60
Euroraum (19) 71 68 67 67 68 68 69 67 65 69 78 84 87 91 94 94 93 92 100,0
Deutschland 60 59 58 59 63 65 67 66 64 65 72 81 78 80 77 75 71 68 77,8
Frankreich 60 59 58 60 64 66 67 64 64 68 79 82 85 90 92 95 96 96 88,9
Italien 110 105 105 102 100 100 102 103 100 102 113 115 117 123 129 132 132 133 100,0
Spanien 61 58 54 51 48 45 42 39 36 39 53 60 69 86 95 100 100 99 44,4
Niederlande 58 51 49 48 49 50 49 44 42 54 56 59 62 66 68 68 65 63 33,3
Belgien 114 109 108 105 101 97 95 91 87 93 100 100 102 104 105 106 106 107 100,0
Österreich 66 66 66 66 65 65 68 67 65 69 80 82 82 82 81 84 86 84 100,0
Finnland 44 43 41 40 43 43 40 38 34 33 42 47 49 54 56 60 64 65 16,7
Griechenland** 99 105 107 105 101 103 107 104 103 109 127 146 172 160 177 180 177 182 100,0
Portugal 51 50 53 56 59 62 67 69 68 72 84 96 111 126 129 131 129 130 72,2
Irland 47 36 33 31 30 28 26 24 24 42 62 86 110 119 119 105 79 75 44,4
Luxemburg 7 6 7 7 7 7 7 8 8 15 16 20 19 22 23 23 22 23 0,0
% über 60 50,0 33,3 33,3 41,7 50,0 58,3 58,3 58,3 58,3 58,3 66,7 75,0 83,3 83,3 83,3 91,7 91,7 91,7 64,8
Werte unterhalb von 60 % sind grün, zwischen 60 und 90 % gelb und oberhalb von 90 % rot unterlegt
*2016: Prognose der Kommission vom November 2016 **im Euroraum seit 2000
Quelle: Europäische Kommission
6
eines Mitgliedstaats von der Größe Italiens überste-
hen würde, beläuft sich dessen Schuldenlast doch auf
2.200 Mrd. Euro. Aktuell wird ein hoher und weiter
steigender Anteil der Staatsschuld von der EZB gehal-
ten. Im Fall Italiens sind bereits über das Anleihekauf-
programm über 200 Mrd. Euro der Staatsschuld in
den Büchern des Eurosystems.
Auch dürfen die notwendigen Strukturreformen insbe-
sondere in Italien, aber auch in einigen anderen Mit-
gliedstaaten, nicht weiter auf die lange Bank gescho-
ben werden. Der Euro kann als gemeinsame Währung
auf Dauer nur funktionieren, wenn sich die Leistungs-
fähigkeit der Mitgliedstaaten aufeinander zu bewegt,
nicht wenn die Diskrepanzen weiter zunehmen. ■
7
Kreditwachstum legt leicht zu
Die Kreditvergabe an den Privaten Sektor im Euro-
raum hat im vergangenen November leicht zugelegt.
Den Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu-
folge nahmen die um Verbriefungen und Verkäufe
bereinigten Kredite an Unternehmen im Vorjahres-
vergleich saisonbereinigt um 2,2 % zu. Einen Monat
zuvor hatte die Jahreswachstumsrate bei 2,1 %
gelegen. Im Vormonatsvergleich stieg die Unterneh-
menskreditvergabe den zweiten Monat in Folge
um 11 Mrd. Euro. Das Jahreswachstum der Kredite
an die privaten Haushalte lag derweil saisonbereinigt
bei 1,9 %. Im Vormonatsvergleich steigerte sich die
Kreditvergabe an Privatpersonen um 11 Mrd. Euro.
Das ist 1 Mrd. Euro mehr als im Oktober 2016.
Geringerer Geldmengenzuwachs
Das Wachstum der Geldmenge M3 stieg im Vorjahres-
vergleich um 4,8 %. Das waren 0,4 Prozentpunkte
mehr als im Oktober 2016. Verantwortlich für den
deutlichen Anstieg war die besonders liquide Geld-
menge M1, deren Wachstumsbeitrag um einen hal-
ben Prozentpunkt auf 5,3 Prozentpunkte kletterte.
Von den weniger liquiden Termin- und Spareinlagen
ging hingegen eine dämpfende Wirkung auf die Geld-
menge M3 aus. Ihr Wachstumsbeitrag betrug im No-
vember -0,5 Prozentpunkte (Oktober 16: -0,6 Pro-
zentpunkte). Der Wachstumsbeitrag der marktfähi-
gen Finanzinstrumente bestätigte im November 2016
mit 0,1 Prozentpunkten sein Vormonatsniveau.
Inflationsrisiken legen leicht zu
Der BVR Zins-Tacho ist seit November um 3 Zähler
gestiegen. Der Tacho zeigt damit einen gestiegenen
Preisdruck im Euroraum an. Mit 54 von 100 mögli-
chen Punkten signalisiert das Barometer aber weiter-
hin ein ausgeglichenes mittelfristiges Inflationsrisiko
für den Währungsraum. Ursächlich für den Anstieg
sind die bessere Euro-Konjunktur sowie die im Ver-
gleich zum Vorjahr höheren Energiepreise. So stiegen
die Subindikatoren Konjunktur und Preise/Kosten seit
November 2016 um jeweils 3 Punkte.
Finanzmärkte
Quelle: Thomson Reuters Datastream
-10,0
0,0
10,0
01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Marktfähige Finanzinstrumente
Termin- und Spareinlagen
Bargeld und Sichteinlagen
M3 insgesamt
Kredite an Privatsektor
Beiträge zum M3-Wachstum
in Prozentpunkten, saisonbereinigt
Der BVR Zins-Tachoist ein Indikator für die Inflations-
risiken im Euroraum. Ein Anstiegdes BVR Zins-Tachos
zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken
an. Eine detaillierte Beschreibungdes BVR Zinstachos
befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007
BVR Zins-Tacho
Konjunktur (50 %)
Preise/Kosten (40 %)
Liquidität (10 %)
Nov. 16
51
60
40
51
Dez. 16
53
62
42
51
Jan. 17
54
63
43
51
-1,00
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
0
20
40
60
80
99 01 03 05 07 09 11 13 15 17
BVR Zins-Tacho
EZB-Leitzins in % (rechte Skala)
BVR Zins-Tacho
in Punkten
8
EZB lässt Geldpolitik unverändert
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat auf
seiner letzten Sitzung am vergangenen Donnerstag
den aktuellen geldpolitischen Kurs der EZB bestätigt.
Die Notenbanker beließen damit die Leitzinsen wie
auch das Wertpapieraufkaufprogramm unverändert.
Der Hauptrefinanzierungssatz für den europäischen
Währungsraum liegt damit weiterhin bei 0 % und
der Einlagesatz nach wie vor bei -0,4 %. Das Wertpa-
pieraufkaufprogramm dürfte, wie im Dezember be-
schlossen, bis zum Jahresende laufen. Ab April wird
die EZB das monatliche Ankaufvolumen dann wie ge-
plant um 20 auf 60 Mrd. Euro senken.
EZB-Präsident Mario Draghi rechtfertigte die ultralo-
ckere Geldpolitik der europäischen Notenbank damit,
dass die niedrigen Raten momentan erforderlich
seien, um zukünftig wieder höhere Leitzinsen realisie-
ren zu können. Nach Einschätzung der führenden No-
tenbanker des Euroraums könne es nur über das ak-
tuell niedrige Zinsniveau zu einer nachhaltigen wirt-
schaftlichen Erholung im Währungsraum kommen.
Aktuell müsse sich die konjunkturelle Erholung aber
noch festigen. Die zuletzt sichtbar gestiegnenen Infla-
tionsraten idendifizierte der EZB-Präsident als ein vo-
rübergehendes Phänomen, das in erster Linie auf die
höheren Energiepreise zurückzuführen sei. Dieser Ef-
fekt werde nach Ansicht Mario Draghis jedoch bald
auslaufen.
Geldmarktzinsen leicht rückläufig
Die Zinsen auf dem europäischen Geldmarkt haben
im Januar leicht nachgegeben. Ausschlaggebend hier-
für war in erster Linie die ultralockere EZB-Geldpolitik.
Der 3-Monats-Euribor fiel bis zum 24. Januar um 1 Ba-
sispunkt auf -0,33 %. Der 12-Monats-Euribor sackte im
gleichen Zeitraum um 2 Basispunkte auf -0,10 % ab.
Der Tagesgeldsatz notierte im Monatsschnitt bei -
0,35 %. Der EONIA lag damit im Durchschnitt ge-
nauso hoch wie im Dezember.
Quelle: Thomson Reuters Datastream
-1,0
-0,5
0,0
0,5
J F M A M J J A S O N D J
Tagesgeld (EONIA)
Einlagenfazilität
Spitzenrefinanzierungssatz
Hauptrefinanzierungssatz
Wichtige Zinsen im Euroraum
in Prozent
-0,50
0,00
0,50
1,00
J F M A M J J A S O N D J
Euroraum
USA
Japan
Notenbankzinseninternational
in Prozent
-1,0
-0,5
0,0
0,5
1,0
J F M A M J J A S O N D J
Umlaufsrendite
3-Monatsgeld
Hauptrefinanzierungssatz
Geld- und Kapitalmarktzinsen
in Prozent
9
Bundesanleiherenditen legen zu
Bundesanleihen waren im Januar weniger stark ge-
fragt. Das führte auf Monatssicht zu einem sichtbaren
Anstieg der Renditen über kurze wie auch lange
Laufzeiten. Die Umlaufsrendite börsennotierter Bun-
deswertpapiere stieg im Wochenverlauf um 20 Basis-
punkte auf 0,19 %. Die Rendite von Bundesanleihen
mit zehnjähriger Restlaufzeit kletterte im gleichen
Zeitraum um 26 Basispunkte auf 0,47 %. US-Treasuries
mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren verzeichneten
einen Renditeanstieg von 9 Basispunkten auf 2,52 %.
Ausschlaggebend für das nachlassende Interesse der
Anleger an besonders sicheren Staatspapieren waren
in erster Linie steigende Zinserwartungen in den USA.
Vor dem Hintergrund höherer Inflationsraten sowie
optimistischerer Konjunkturerwartungen signalisierte
die US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen ihre Bereit-
schaft, in diesem Jahr noch mehrere Male den Leitzins
anheben zu wollen. Viele Anleger trennten sich da-
raufhin von US-Treasuries, was deren Renditen stei-
gen ließ. Angesichts der Zinsführersschaft der USA
schwappte dieser Trend auch nach Europa herüber.
Sichere Staatsanleihen aus Deutschland aber auch
Frankreich und dem Vereinigten Königreich verzeich-
neten eine deutliche Zunahme ihrer Renditen.
Geldpolitische Impulse der Europäischen Zentralbank
konnten den Trend steigender Renditen lediglich ab-
schwächen. So schränkten die Aussagen des europäi-
schen Notenbankchefs Mario Draghi auf der Presse-
konferenz im Anschluss zur Januarsitzung des geldpo-
litischen Rates der EZB die Renditeanstiege etwas ab,
indem er den Hoffnungen auf doch noch höhere Zin-
sen im Euroraum in 2017 eine klare Absage erteilte.
Im Vorfeld der Ratssitzuung vom 19. Januar hatten
Anleger angesichts der deutlich gestiegenen Inflati-
onsraten in einigen Euro-Staaten auf eine weniger
expansive EZB-Zinspolitik gesetzt. Konterkariert
wurde Draghis Aussage von EZB-Direktorin Sabine
Lautenschläger zum Monatsende, was die Renditen
noch einmal nach oben trieb. Sie sieht den Zeitpunkt
für die Debatte über den Ausstieg aus der ultralocke-
ren Geldpolitik in greifbare Nähe gerückt.
Quelle: Thomson Reuters Datastream
0,25
0,50
0,75
1,00
1,25
J F M A M J J A S O N D J
Zinsstruktur am Rentenmarkt
SpreadBundesanleihen mit Restlaufz. 10/1 Jahr, in Prozent
-2,0
0,0
2,0
4,0
J F M A M J J A S O N D J
Deutschland USA
Japan
Bedeutende Benchmarkanleihen
Renditen in Prozent, zehnjährige Staatsanleihen
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
J F M A M J J A S O N D J
Italien Spanien
Frankreich
Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums
Renditen in Prozent, zehnjährige Staatsanleihen
10
Euro legt zu
Der Euro hat im Januar gegenüber dem Dollar deut-
lich an Wert gewinnen können. Während sich der
Euro-Dollar Kurs in der ersten Monatshälfte noch
richtungslos um die Marke von 1,05 US-Dollar je Euro
bewegte, verzeichnete die europäische Gemein-
schaftswährung in der zweiten Monatshälfte einen
sichtbaren Anstieg gegenüber dem US-Dollar. Auf
Monatssicht stieg der der Euro-Dollar Kurs um 2 US-
Cent und notierte am 25. Januar bei 1,07 US-Dollar.
Der Anstieg des Euro ist zum einen auf einen schwä-
cheren Greenback zurückzuführen. Vor allem das
Nachlassen der Trump-Euphorie ab der Monatsmitte
belastete den US-Dollar. Viele Händler sahen die opt-
mistischen Erwartungen für die US-Wirtschaft skepti-
scher. Davon konnte der Euro profitieren. Die geldpo-
litischen Beschlüsse der Notenbanken in den USA und
dem Euroraum konnten diesem Trend nur wenig ent-
gegensetzen, obwohl die Notenbanker dies- wie jen-
seits des Atlantiks signalisierten, dass das Auseinan-
derlaufen der Geldpolitiken der Fed und der EZB in
2017 weitergehen wird.
Gestärkt wurde der Euro in der zweiten Monatshälfte
durch positive Konjunkturdaten aus dem Euroraum.
Unter anderem signalisierte der Einkaufsmanagerin-
dex für den gesamten Euroraum eine Forstetzung der
wirtschaftlichen Erholung. Vor allem Frankreich über-
raschte dabei mit einer positiven Entwicklung. Die Ein-
trübung des Ifo-Geschäftsklima wirkte sich hingegen
wenig negativ auf den Euro aus. Darüber hinaus
stärkten neue geldpolitische Erwartungen den Euro.
Nachdem die EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger
den baldigen Beginn einer Diskussion über den Aus-
stieg aus der ultralockeren Geldpolitik angedeutet
hatte, nahmen die Erwartungen zu, die EZB-Geldpoli-
tik könnte doch ein wenig restriktiver als bislang er-
wartet ausfallen. Lautenschläger hatte erklärt, dass
aktuell alle Voraussetzungen für einen stabilen An-
stieg der Inflation vorhanden seien.
Quelle: Thomson Reuters Datastream
100
110
120
130
140
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
J F M A M J J A S O N D J
US-Dollar
Japanischer Yen (rechte Skala)
Euro-Wechselkurs (I)
Auslandswährungje Euro
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
J F M A M J J A S O N D J
Britisches Pfund
Schweizer Franken
Euro-Wechselkurs (II)
Auslandswährungje Euro
85
90
95
100
J F M A M J J A S O N
Effektiver Wechselkurs desEuro
in Euro, Quartal 1, 1999=100
11
Dow Jones über 20.000 Punkten
Der Aufschwung an den Aktienmärkten hat sich
im Januar verlangsamt. Die Aktieindizes dies- wie
jenseits des Atlantiks legten vorübergehend eine
Verschnaufspause ein. Sowohl der Dow Jones als
auch der DAX tendierten in den ersten Wochen des
neuen Jahres seitwärts. Dabei tat sich der Dow Jones
zunächst schwer die Marke von 20.000 Punkten zu
knacken. Erst zum Ende des Monats sollte es dem US-
Leitindex gelingen, diese historische Marke hinter sich
zu lassen und damit ein neues Allzeithoch zu markie-
ren. So notierte der Der Dow Jones am 25. Januar bei
20.069 Punkten. Das waren 1,5 % mehr als zum Vor-
jahresultimo. Der DAX lag zum Ende der Woche mit
11.806 Punkten 2,8 % über seinem Vormonatsultimo.
Getrieben wurde die Nachfrage nach Aktien zum
Monatsende von Spekulationen auf große Konjunk-
turpakete mit massiven Steuersenkungen in den USA.
Diese Spekulationen ließen die Sorgen um die Folgen
des künftigen wirtschafts- und handelspolitischen
Kurses des US-Präsidenten Donald Trump in den Hin-
tergrund treten. Zuvor hatte die Unsicherheit über
die zukünftige Politik der USA unter der neuen Regie-
rung die Stimmung an den Aktienmärkten immer
wieder spürbar belastet.
Der DAX profitierte zum Ende des Monats ebenfalls
von den optimistischeren Vorgaben aus den USA. Zu-
vor hatten bereits gute Konjunkturwerte aus dem Eu-
roraum und ein deutlich stärker als erwartet ausgefal-
lenes Wirtschaftswachstum in Deutschland den DAX
gestützt. Der etwas schlechter als erwartet ausgefal-
lene ifo-Geschäftsklimaindex dämpfte die Stimmung
auf dem Frankfurter Parkett kaum. ■
Quelle: Thomson Reuters Datastream
8.000
9.000
10.000
11.000
12.000
J F M A M J J A S O N D J
Deutscher Aktienmarkt
Dax, 40-/200-Tagesschnitt
2.600
2.800
3.000
3.200
3.400
3.600
J F M A M J J A S O N D J
Aktienmarkt Euroraum
Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt
15.500
16.500
17.500
18.500
19.500
20.500
J F M A M J J A S O N D J
Aktienmarkt USA
Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt
12
Deutliche Stimmungsverbesserung
Im Euroraum hat sich die wirtschaftliche Stimmung
unter Unternehmen und Verbrauchern zuletzt spür-
bar verbessert. Der von der EU-Kommission ermittelte
Wirtschaftsklimaindex ist im Dezember gegenüber
dem Vormonat um 1,2 Punkte auf 107,8 Punkte ge-
stiegen, nachdem er sich im November kaum verän-
dert hatte. Für das Jahresendquartal legt der Kon-
junkturindikator eine Beschleunigung des gesamtwirt-
schaftlichen Wachstums nahe.
Höhere Industrieproduktion
Die europäischen Industriebetriebe haben im Novem-
ber ihre Produktion merklich ausgeweitet. Gemäß ers-
ten Schätzungen von Eurostat ist die Industrieproduk-
tion im Vormonatsvergleich preis-, kalender- undsai-
sonbereinigt um 1,5 % gestiegen. Zuvor, im Oktober,
hatte der Ausstoß noch im Wesentlichen stagniert
(+0,1 %). In den kommenden Monaten ist angesichts
der günstigen Auftragslage mit einem weiteren Pro-
duktionszuwachs zu rechnen. So legte der Orderindika-
tor der EU-Kommission im Dezember gegenüber dem
Vormonat um 1,4 Punkte auf -7,6 Punkte zu.
Merklicher Anstieg der Verbraucherpreise
Zum Jahresende hat im Euroraum der allgemeine Preis-
auftrieb sichtlich an Fahrt aufgenommen. Die Inflati-
onsrate, basierend auf der jährlichen Veränderung des
Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI), ist von
0,6 % im November auf 1,1 % im Dezember gestiegen.
Ausschlaggebend hierfür waren die Energiepreise, die
nach einer langen Phase des Rückgangs im Dezember
erstmals wieder über dem entsprechenden Vorjahres-
wert lagen (+2,6 % nach -1,1 % im November). Dar-
über hinaus trugen aber auch die Preise für Nahrungs-
mittel (+1,2 %) und Dienstleistungen (+1,3 %) zum
Anstieg der Inflationsrate bei, die sich zum Jahresende
etwas stärker verteuerten als zuvor (+0,7 % bzw.
+1,1 %). Im Jahresdurchschnitt 2016 lag der HVPI
lediglich um 0,3 % über seinem Vorjahresniveau.
Konjunktur
-80
-60
-40
-20
0
20
90
100
110
120
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Produktion
Orderindikator (rechte Skala)
Produktionund Aufträge Euroraum
2010=100, preis-, kalender-und saisonbereinigt
-6
-4
-2
0
2
-2
-1
0
1
2
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Verbraucherpreise
Kerninflation
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucher- undErzeugerpreise Deutschland
gg. Vorjahr in Prozent
Quelle: Thomson Reuters Datastream
95
100
105
110
115
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
WirtschaftsklimaEuroraum
Durchschnittswert (1990-2015)=100, saisonbereinigt
13
1,9 % BIP-Wachstum in 2016
Das Statistische Bundesamt hat am 12. Januar erste
vorläufige Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Ent-
wicklung Deutschlands für das Jahr 2016 veröffent-
licht. Demnach legte das preisbereinigte Bruttoin-
landsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahr um 1,9 %
zu, nachdem es in 2015 um 1,7 % expandiert war.
Zentraler Wachstumsmotor blieb der Konsum. Die pri-
vaten Konsumausgaben wurden um 2,0 % ausgewei-
tet und damit genauso stark wie im Vorjahr. Die Kon-
sumausgaben des Staates wurden ebenfalls merklich
erhöht (+4,2 %), wozu unter anderem die Mehraus-
gaben für Flüchtlinge beitrugen. Das Außenhandels-
geschäft der deutschen Wirtschaft entwickelte sich
hingegen eher verhalten. Die Exporte und Importe
stiegen mit Wachstumsraten von 2,5 % und 3,4 %
weniger deutlich als im Vorjahr (+5,2 % und +5,5 %),
wofür vor allem das schwierige internationale Umfeld
verantwortlich war (Stichworte: Schwäche in den
Schwellenländern, Brexit-Votum). Die globalen Rah-
menbedingungen wirkten sich auch in Hinblick auf
das Investitionsklima in Deutschland dämpfend aus.
Viele Unternehmen stellten angesichts der hohen Un-
sicherheiten über die wirtschaftspolitische und kon-
junkturelle Entwicklung in Europa und in der Welt ihre
bereits geplanten Investitionsprojekte zurück. Die
Ausgaben für Ausrüstungen wurden daher ver-
gleichsweise wenig ausgeweitet (1,7 %). In Bauten
wurde hingegen deutlich mehr investiert (+3,1 %).
Das BIP-Wachstum zeigte im Jahresverlauf merkliche
Schwankungen. Nach einem günstigen ersten Quartal
hatte es im Sommerhalbjahr an Schwung verloren.
Im Jahresendquartal dürfte die Dynamik dann wieder
gestiegen sein. Erste explizite Angaben zum Wirt-
schaftswachstum im vierten Quartal werden vom
Statistischen Bundesamt voraussichtlich am 14. Feb-
ruar vorgelegt. Für das neue Jahr 2017 lassen viele
Prognosen einen BIP-Anstieg in einer Größenordnung
zwischen 1,0 % und 1,5 % erwarten. So geht bei-
spielsweise die Bundesregierung in ihrem aktuellen
Jahreswirtschaftsbericht davon aus, dass die gesamt-
wirtschaftliche Produktion um 1,4 % steigen wird. Quelle: Thomson Reuters Datastream, BVR
0,0
0,5
1,0
1,5
2015Q1
2015Q2
2015Q3
2015Q4
2016Q1
2016Q2
2016Q3
Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschland
gg. Vorquartal in Prozent, preis-, kalender-und saisonb.
IMK
IMF; REG
IMF
0,5
1,0
1,5
2,0
Okt 16 Nov 16 Dez 16 Jan 17
IfW
KOM
Bbk; ifo
BVR; IWHBVR; SVR
HWWI
OECD
IW
DIW; RWI
Konjunktur 2017 - Prognosen für Deutschland
BIP gg. Vorjahr in Prozent, preisbereinigt
REG
Bbk - Deutsche Bundesbank
DIW - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin
GD - Gemeinschaftsdiagnose
HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut
ifo - Institut für Wirtschaftsforschung, München
IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel
IMF - Internationaler Währungsfonds
IMK - Institut für Makroökonomie u. Konjunkturforschung
IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle
KOM - Europäische Kommission
OECD - Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit
u. Entwicklung
REG - Bundesregierung
RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschafts-
forschung, Essen
SVR - Sachverständigenrat
14
Divergierende Stimmungsindikatoren
Zu Jahresbeginn zeigen wichtige Stimmungsindikato-
ren für die deutsche Wirtschaft unterschiedliche Ten-
denzen. Während der auf einer monatlichen Unter-
nehmensbefragung basierende ifo Geschäftsklimain-
dex zurückging, sind die auf einer regelmäßigen Um-
frage unter Finanzmarktexperten basierenden ZEW-
Konjunkturerwartungen gestiegen. Der ifo-Indikator
ist von 111,0 Punkten im Dezember auf 109,8 Punkte
im Januar gesunken. Maßgeblich für den Rückgang
waren die Geschäftserwartungen, die von den Unter-
nehmen insgesamt weniger optimistisch beurteilt
wurden als zuvor. Hierzu dürfte unter anderem die
jüngste Ankündigung protektionistischer Maßnah-
men in den USA beigetragen haben, die Sorgen um
die Weltkonjunktur nähren. Die ZEW-Konjunkturer-
wartungen legten im Januar gegenüber dem Vormo-
nat um 2,8 Punkte auf 16,6 Punkte zu.
Industrie: Höhere Produktion aber weniger
Aufträge
Die deutsche Industrie hat im November ihre Produk-
tion etwas ausgeweitet. Beim Auftragseingang
musste sie nach einem kräftigen Anstieg im Vormo-
nat aber eine Gegenbewegung hinnehmen. Wie das
Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben
mitteilte, ist die Industrieproduktion gegenüber dem
Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um
0,4 % gestiegen. In dem für konjunkturelle Analyse-
zwecke stärker aussagefähigen Zweimonatszeitraum
August/September gegenüber Oktober/November
stagnierte der Ausstoß hingegen im Wesentlichen
(-0,1 %). Der industrielle Auftragseingang gab im No-
vember mit einer Verlaufsrate von -2,5 % nach. Zuvor,
im Oktober, waren er jedoch sehr deutlich gestiegen
(+5,0 %) sodass der Trend der Bestellungen weiterhin
sichtlich aufwärtsgerichtet ist. Im Zweimonatsver-
gleich nahmen die Aufträge um 3,5 % zu. Die Nach-
frageimpulse gingen dabei in etwa gleichermaßen
vom Inland (+3,7 %) und vom Ausland (+3,4 %) aus.
Alles in allem lässt die Entwicklung des Auftragsein-
gangs zusammen mit dem hohen Stand wichtiger
Stimmungsindikatoren für die nächsten Monate einen
weiteren Anstieg der Industrieproduktion erwarten.
90
100
110
120
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Industrie
Baugewerbe
ProduktionDeutschland
2010=100, preis-, kalender-und saisonbereinigt
90
100
110
120
130
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Inland
Ausland
Aufträge Deutschland
2010=100, preis-, kalender-und saisonbereinigt
90
95
100
105
110
115
-50
0
50
100
01/15 07/15 01/16 07/16 01/17
ZEW
ifo, 2005=100 (rechte Skala)
Wirtschaftliche EinschätzungDeutschland
Saldenwerte, saisonbereinigt
Quelle: Thomson Reuters Datastream
15
Verbraucherpreise ziehen auch in Deutschland an
Auch in Deutschland hat die Inflationsrate zuletzt
angezogen. Der Verbraucherpreisindex (VPI) lag im
Dezember um 1,7 % über seinem Vorjahresstand. Im
Jahresdurchschnitt 2016 sind die Verbraucherpreise
um 0,5 % gestiegen. In den kommenden Monaten ist
mit einem weiteren Anziehen der Inflationsrate zu
rechnen. Darauf deuten zumindest die aktuellen Da-
ten zur Preisentwicklung auf der Erzeugerstufe hin.
So lag der amtliche Erzeugerpreisindex gewerblicher
Produkte im Dezember um 1,0 % über seinem Vor-
jahreswert. Im November waren die Erzeugerpreise
nur minimal um 0,1 % gestiegen.
Deutlich weniger Insolvenzen
Angesichts des nach wie vor günstigen konjunkturellen
und strukturellen Umfelds hat sich der Abwärtstrend in
den amtlichen Insolvenzdaten fortgesetzt. Im Oktober
wurden von den deutschen Amtsgerichten 1.621 Un-
ternehmens- und 5.794 Verbraucherinsolvenzen ge-
meldet. Die Anzahl der Firmenpleiten ist im Vergleich
zum entsprechenden Vorjahresmonat um deutliche
18,8 % gesunken; die Verbraucherinsolvenzen gaben
mit einer Jahresrate von 15,6 % ähnlich stark nach.
Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin günstig
Die amtlichen Verlaufsdaten zur Arbeitsmarktent-
wicklung in Deutschland fielen zuletzt erneut günstig
aus. Gemäß den aktuellen Angaben der Bundesagen-
tur für Arbeit ist die Arbeitslosenzahl im Dezember
zwar gegenüber dem Vormonat um 36.000 auf
2,568 Mio. Menschen gestiegen. Maßgeblich hierfür
waren jedoch vor allem jahreszeitliche Gründe, wie
die einsetzende Winterpause in vielen Außenberufen.
In der um die üblichen saisonalen Effekte bereinigten
Rechnung sank die Arbeitslosigkeit um 17.000 Perso-
nen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte
bei 6,0 %. In den Daten zur Erwerbstätigkeit hielt der
Aufwärtstrend an. Die saisonbereinigte Erwerbstäti-
genzahl legte im November um 34.000 zu. Vor dem
Hintergrund der nach wie vor hohen Arbeitskräfte-
nachfrage dürfte es in naher Zukunft zu einem weite-
ren Stellenaufbau kommen. ■
-6
-4
-2
0
2
-2
-1
0
1
2
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Verbraucherpreise
Kerninflation
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucher- undErzeugerpreise Deutschland
gg. Vorjahr in Prozent
1.400
1.600
1.800
2.000
2.200
2.400
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Verbraucher
Unternehmen (rechte Skala)
InsolvenzenDeutschland
Monatliche Fallzahlen
42.000
42.500
43.000
43.500
44.000
5,0
5,5
6,0
6,5
7,0
07/14 01/15 07/15 01/16 07/16
Arbeitslosenquote
Erwerbstätige in Tsd. (rechte Skala)
Arbeitslosenquote undErwerbstätige Deutschland
in Prozent, saisonbereinigt
Quelle: Thomson Reuters Datastream

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BVR Volkswirtschaft kompakt Ausgabe Januar 2017

  • 1. 1 BVR Volkswirtschaft special ab sofort unter neuem Titel und im neuen Design. Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: 030 2021–15 00 · Telefax 030 2021–1904 Internet: http://www.bvr.de · E-Mail: volkswirtschaft@bvr.de Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärkenHerausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirt- schaft/Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: 030 2021–15 00 · Telefax 030 2021–1904 Internet: http://www.bvr.de · E-Mail: volkswirtschaft@bvr.de Bei der Haushaltsüberwachung sind im Euroraum gravierende Defizite festzustellen. Die Zweifel an der hiefür zuständigen Europäischen Kommission haben seit dem Beginn der Präsidentschaft Claude Junckers noch einmal zugenommen. Dies ist bemerkenswert, denn mit der Reform der Haushaltsüberwachung im Rahmen des so ge- nannten „Sixpacks“ im Jahr 2011 ist die Kommission in ihren Kompetenzen deutlich gestärkt worden. Als Folge der unzureichenden Begrenzung der Defizite im Rahmen der Stabilitäts- und Wachstumspakts ist es bis heute nicht gelungen, die staatlichen Schuldenquoten, die in den Krisenjahren ein historisches Hoch erreicht hatten, substanziell zu senken. Auch 18 Jahre nach der Einführung des Euro ist noch nie ein Staat wegen über- mäßiger Defizite finanziell sanktioniert wurde, obwohl es hierzu genügend Anlässe gegeben hätte. Um Vertrauen zurückzugewinnen, ist ein Kurswechsel der Kommission dringend erforderlich. Die Regeln des Sta- bilitätspaktes müssen endlich dem Geist des Maastrichter Vertrags folgend enger interpretiert werden, so dass es zu deutlich niedrigeren Defiziten und damit zu einem sichtbaren Rückgang der Schuldenquote kommt. Die Zeit ist dafür mehr als reif. Die Konjunktur im Euroraum befindet sich nicht mehr im Krisenmodus, sondern normalisiert sich zunehmend. Werden die Staatsfinanzen hingegen nicht saniert, bleiben die Stabilität und der Zusammenhalt des Währungs- raums gefährdet. Ganz besonders kommt es dabei auf die Haushaltsdisziplin in den vier größten Mitgliedstaaten an, die für drei Viertel der Wirtschaftsleistung des Euroraums stehen. Inhalt Analyse: Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärken 2 Dr. Andreas Bley E-Mail: a.bley@bvr.de Finanzmärkte 7 Jan Philip Weber E-Mail: j.weber@bvr.de Konjunktur 12 Dr. Gerit Vogt E-Mail: g.vogt@bvr.de Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärken Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärken Berlin / 26. Januar 2017 BVR Volkswirtschaft special ab sofort unter neuem Titel und im neuen Design!
  • 2. 2 Europa befindet sich in einer Krise, die fast die Hälfte der 18 Jahre umfasst, seit der Euro 1999 eingeführt wurde. Auf den „Honeymoon“ der Gemeinschafts- währung, der sich bis ins Jahr 2007 erstreckte, folgten die Finanz- und der daran anschließenden Staatsschul- denkrise. Diese Jahre waren verbunden mit einer ho- hen Arbeitslosigkeit und einem schwachen Wachstum in zahlreichen Mitgliedstaaten. Erst langsam normal- isiert sich die Wirtschaftslage wieder. Nationalistische Bewegungen haben seit Beginn der Krise an Zulauf gewonnen und die politischen wie auch wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten sind größer geworden, nicht kleiner, wie es bei der Einführung des Euro erwartet worden war. In diesem Jahr stehen Wahlen in wichtigen Mitgliedstaaten – Frankreich, Deutschland, den Nie- derlanden und eventuell auch Italien – und damit politische Weichenstellungen an, die auf die weitere Entwicklung der EU großen Einfluss haben dürften. Bürger EU-skeptisch Die vergangenen Jahre haben unübersehbare Spuren hinterlassen. In den EU-Mitgliedstaaten sieht fast jeder zweite Bürger (44 %) die Zukunft der Europäi-schen Union pessimistisch, nur etwas höher ist (50 %) der An- teil der Optimisten. Das Verhältnis ist damit ähnlich ge- spalten wie zum Höhepunkt der europäi-schen Schul- denkrise im Jahr 2011 und 2012. Dies zeigt das jüngste, im Dezember veröffentlichte Eurobarometer, eine halbjährliche Umfrage der Europäischen Kommission. Vor der Finanzkrise, im Jahr 2007, hatte es nur etwa halb so viele Pessimisten gegeben (24 %). Die Krise der EU ist auch eine Krise des Währungs- raums. Zwar ist die Zustimmung zum Euro innerhalb der Eurozone mit 58 % deutlich stärker ausgeprägt als die Ablehnung (26 %). Doch ist der Euro eines der tragenden Elemente der EU. Und unter den großen EU-pessimistischen Ländern befinden sich neben Großbritannien mit Italien und Frankreich auch zwei der größten Staaten des Währungsraums. Vertrauen in Institutionen angeschlagen Besonders beunruhigend ist das geringe Vertrauen, das Bürger den europäischen Institutionen entgegen- bringen. Im Euroraum vertrauen nur 33 % der Befrag- ten der Europäischen Zentralbank (EZB) („eher ver- trauen“), die Mehrheit von 53 % ist misstrauisch („eher nicht vertrauen“). Nicht viel besser geht es der Europäischen Kommission (37 % zu 45 %) und dem Europaparlament (42 % zu 45 %). Das angeschlagene Vertrauen der Bürger in die EU ist wesentlich darauf zurückzuführen, dass die Probleme, die aus Sicht der Bürger wichtig sind, von der EU nicht gut genug gelöst werden. Hierzu zählen an erster Stelle der Terrorismus und die Fragen der Einwande- rung. Vertrauen gewinnen kann die EU folglich, wenn es auf diesen und damit verwandten Gebieten, wie etwa der Außen- und Verteidigungspolitik, ein stärke- res Miteinander erreicht werden kann. Perspektivisch muss auch darüber nachgedacht werden, ob in diesen Politikfeldern mehr Kompetenzen nach Brüssel verla- gert werden, wenn die Aufgaben bei weitreichenden nationalen Kompetenzen nicht befriedigend gelöst werden können. Als weitere wichtige Probleme bewegen die Bürger in der EU aber auch typische Felder der Wirtschaftspo- litik: die wirtschaftliche Lage, die Arbeitslosigkeit und die Staatsfinanzen. Alle drei Politikfelder liegen in der Verantwortung der Mitgliedstaaten selbst, bei der Gewährleistung solider Staatsfinanzen spielt aber auch die Haushaltskontrolle auf der EU-Ebene eine prominente Rolle. Dies ist auch aus gutem Grund so, denn ohne solide Staatsfinanzen kann eine Währung auf Dauer nicht stabil bleiben. Die Lage der öffentlichen Finanzen wird somit nicht nur in Deutschland als ein wichtiges Problem der EU wahrgenommen, auf europäischer Ebene wird sie von den Bürgern mit einer Häufigkeit von 17 % ähn- lich oft genannt wie die hohe Arbeitslosigkeit (16 %). Es liegt damit auf Platz vier hinter der Einwanderung, Terrorismus und wirtschaftlicher Lage. Einen geringe- ren Stellenwert hat das Thema nur bei den Bürgern in Frankreich, Italien, Irland und Zypern. Vertrauen in die EU durch Haushaltskonsolidierung stärken
  • 3. 3 Stabilitätspakt als Lachnummer? Umso bedenklicher ist es, dass gerade bei der Haus- haltsüberwachung im Euroraum gravierende Defizite festzustellen sind, die die Glaubwürdigkeit der Kom- mission als Hüterin der Verträge in Frage stellen. Die Zweifel an der Kommission haben seit dem Beginn der Präsidentschaft Claude Junckers noch einmal zu- genommen. Dies ist bemerkenswert, denn mit der Reform der Haushaltsüberwachung im Rahmen des so genannten „Sixpacks“ im Jahr 2011 ist die Kommis- sion in ihren Kompetenzen deutlich gestärkt worden. Hierzu zählt insbesondere auch die Einführung umge- kehrter Mehrheiten im Sanktionsverfahren, sodass die europäischen Finanzminister eine von der Kommission eingeleitete Sanktion nur mit qualifizierter Mehrheit stoppen können (zuvor war dies bereits mit einer ein- fachen Mehrheit erreichbar). Ergebnis ist aber dennoch, dass auch 18 Jahre nach der Einführung des Euro noch nie ein Staat wegen übermäßiger Defizite finanziell sanktioniert wurde, obwohl es hierzu genügend Anlässe gegeben hätte. Aktuell diagnostiziert die Kommission bei Frankreich, Portugal, Spanien und Griechenland ein übermäßiges Defizit, in allen Ländern laufen die Verfahren bereits seit dem Jahr 2009. Als es bei Spanien und Portugal im vergangenen Juli zum Schwur kam, schlug die Kommission als Höhe der Strafe Null vor und hebelte so das Verfahren effektiv aus. Nach den aktuell geltenden Deadlines mussten Por- tugal und Griechenland 2016 ihr Defizit unter die 3-Prozentmarke senken, Frankreich wurde ein Auf- schub bis 2017 und Spanien sogar bis 2018 gewährt. Dann wird Frankreich bereits neunmal und Spanien zehnmal in Folge die 3-Prozentmarke gerissen haben. Im Fall Frankreichs blieben die Anstrengungen zum Defizitabbau hinter den Zielen zurück, so bringen es die Analysen der Kommission zum französischen Sta- bilitätsprogramm 2016 klar zum Ausdruck. Dennoch handelte die Kommission auch im Fall Frankreichs nicht. Nach den Gründen gefragt, hatte Juncker im vergangenen Mai geantwortet: „Weil es Frankreich ist“. Da wundert es nicht, wenn der Stabilitätspakt in der Börsenzeitung als „Lachnummer“ (Bernd Witt- kowski, 7.12.2016) bezeichnet wird. Defizite über 3 % fast die Regel Die mangelnde Haushaltsdisziplin lässt sich anhand der Einhaltung Maastrichter Schwellenwerte eines Defizits von unter 3 % und eines Schuldenstands von unter 60 % illustrieren. Ohne Berücksichtigung der Komplexitäten der Haushaltsbeurteilung (einschlie- ßlich der Bereinigung um konjunkturelle Einflüsse auf das Budget) sind in Abbildung 1 Defizite oberhalb der Maastricht-Marke von 3 % für die 12 Länder des Euroraums, die bereits im Jahr 2000 den Euro einge- führt hatten (und 98 % der Wirtschaftskraft ausma- chen) rot, Überschüsse grün und Werte dazwischen gelb hinterlegt. Bei der Darstellung des Schulden- stands in Abbildung 2 wurden Schuldenstände ober- halb von 90 % rot, unterhalb von 60 % grün und da- zwischen gelb markiert. Defizite über 3 % des BIPs wurden beim Blick über alle Länder hinweg mit 44 % fast bei jeder zweiten Meldung verzeichnet, in Griechenland und Portugal sogar 17mal in Folge. Am unteren Ende liegen Lux- emburg und Finnland. Im Zeitverlauf ist zu beobach- ten, dass dem Anstieg von Defiziten oberhalb der 3-Prozentmarke in wirtschaftlich schlechten Jahren kein ähnlich dimensionierter Anstieg von Haushalts- überschüssen in besseren Jahren gegenübersteht. Deutschland hat in den ersten Jah-ren hohe Defizite aufgewiesen, sich in den vergangenen Jahren aber deutlich verbessert, sowohl eine Folge der guten Kon- junktur als auch der Einführung der Schuldenbremse im Jahr 2009. Immerhin gilt für den Euroraum als Ganzen, dass sich die Defizite seit dem Jahr 2013 unterhalb der Grenze von 3 % bewegen. Nachdem im Jahr 2009 noch zehn Länder Defizite oberhalb der Marke aufgewiesen hat- ten, waren es in 2016 noch drei. Das merkliche Aus- maß des Defizitrückgangs im Euroraum ist allerdings zu einem großen Teil auf die Haushaltsdisziplin Deutschlands zurückzuführen. Ohne Berücksichtigung von Deutschland würde das Defizit des Euroraums im
  • 4. 4 Jahr 2016 um einen halben Prozentpunkt höher lie- gen (2,3 %). Kein spürbarer Schuldenabbau Als Folge der unzureichenden Begrenzung der Defi- zite ist es bis heute nicht gelungen, die Schulden- quote im Euroraum zu senken, nachdem sie in den Krisenjahren ein historisches Hoch erreicht hatten. Dabei haben sich die Möglichkeiten verbessert. Mit der Reform des Stabilitätspakts im Jahr 2011 ist dem Schuldenstand eine höhere Bedeutung bei der Beur- teilung der Haushaltslage zugewiesen worden. Regu- lär ist nun vorgesehen, dass bei einem Überschreiten der 60-Prozentmarke der Schuldenstand um 1/20 des Abstands pro Jahr zurückgeführt werden sollte. Bei einem Schulden-stand von 100 % würde dies einem Abbau von 2 Prozentpunkten pro Jahr entsprechen. Doch lässt der reformierte Pakt auch genügend Frei- räume, hohe Schuldenstände bei der Haushaltsbeur- teilung letztlich doch wieder außer Acht zu lassen. Im Durchschnitt des Euroraums ist die Schuldenquote seit dem Höhepunkt im Jahr 2014 nur leicht von 94 % auf 92 % in 2016 gesunken. In der Gesamtschau über alle Länder ist das Ergebnis deutlich: in etwa zwei Drittel der Fälle wurden seit 1999 Schuldenquoten über 60 % gemeldet (64,8 %). Aktuell liegt nur Lu- xemburg im „grünen Bereich“. Irland ist eine beein- druckende Verringerung gelungen, ansonsten ging die Schuldenquote in den vergangenen fünf Jahren seit dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise neben Deutschland nur in den Niederlanden zurück. Der deutliche Rückgang der irischen Schulden im Jahr 2015 stellt einen Sonderfall dar, er reflektiert vor al- lem einen Sondereffekt. Durch die Verlagerung von Firmenzentralen nach Irland stieg die gesamtwirt- schaftliche Produktion um mehr als ein Viertel, ent- sprechend stark wurde die relative Schuldenlast ge- dämpft. Kurswechsel der Kommission überfällig Um Vertrauen zurückzugewinnen, ist ein Kurswechsel der Kommission dringend erforderlich. Die Regeln des Stabilitätspaktes müssen endlich dem Geist des Maas- trichter Vertrags folgend enger interpretiert werden, so dass es zu deutlich niedrigeren Defiziten und damit zu einem sichtbaren Rückgang der Schuldenquote kommt. Öffentlicher Haushaltssaldo Abb. 1 in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Mitglieder des Euroraums des Jahres 2000* 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 % < -3 Euroraum (19) -1,5 -0,3 -2,0 -2,7 -3,2 -3,0 -2,6 -1,5 -0,6 -2,2 -6,3 -6,2 -4,2 -3,6 -3,0 -2,6 -2,1 -1,8 27,8 Deutschland -1,7 0,9 -3,1 -3,9 -4,2 -3,7 -3,4 -1,7 0,2 -0,2 -3,2 -4,2 -1,0 0,0 -0,2 0,3 0,7 0,6 38,9 Frankreich -1,6 -1,3 -1,4 -3,1 -3,9 -3,5 -3,2 -2,3 -2,5 -3,2 -7,2 -6,8 -5,1 -4,8 -4,0 -4,0 -3,5 -3,3 72,2 Italien -1,8 -1,3 -3,4 -3,1 -3,4 -3,6 -4,2 -3,6 -1,5 -2,7 -5,3 -4,2 -3,7 -2,9 -2,7 -3,0 -2,6 -2,4 50,0 Spanien -1,3 -1,0 -0,5 -0,4 -0,4 0,0 1,2 2,2 2,0 -4,4 -11,0 -9,4 -9,6 -10,5 -7,0 -6,0 -5,1 -4,6 50,0 Niederlande 0,3 1,9 -0,3 -2,1 -3,0 -1,7 -0,3 0,2 0,2 0,2 -5,4 -5,0 -4,3 -3,9 -2,4 -2,3 -1,9 -0,8 27,8 Belgien -0,6 -0,1 0,2 0,0 -1,8 -0,2 -2,6 0,2 0,1 -1,1 -5,4 -4,0 -4,1 -4,2 -3,0 -3,1 -2,5 -3,0 38,9 Österreich -2,6 -2,1 -0,7 -1,4 -1,8 -4,9 -2,6 -2,6 -1,4 -1,5 -5,4 -4,5 -2,6 -2,2 -1,4 -2,7 -1,0 -1,5 16,7 Finnland 1,7 6,9 5,0 4,1 2,4 2,2 2,6 3,9 5,1 4,2 -2,5 -2,6 -1,0 -2,2 -2,6 -3,2 -2,8 -2,4 5,6 Griechenland** -5,8 -4,1 -5,5 -6,0 -7,8 -8,8 -6,2 -5,9 -6,7 -10,2 -15,1 -11,2 -10,3 -8,8 -13,2 -3,6 -7,5 -2,5 94,4 Portugal -3,0 -3,2 -4,8 -3,3 -4,4 -6,2 -6,2 -4,3 -3,0 -3,8 -9,8 -11,2 -7,4 -5,7 -4,8 -7,2 -4,4 -2,7 94,4 Irland 2,4 4,9 1,0 -0,3 0,4 1,3 1,6 2,8 0,3 -7,0 -13,8 -32,1 -12,6 -8,0 -5,7 -3,7 -1,9 -0,9 38,9 Luxemburg 3,5 5,9 6,0 2,5 0,2 -1,3 0,1 2,0 4,2 3,4 -0,7 -0,7 0,5 0,3 1,0 1,5 1,6 1,3 0,0 % <-3 16,7 16,7 33,3 41,7 50,0 50,0 41,7 25,0 16,7 41,7 83,3 83,3 66,7 58,3 50,0 58,3 33,3 25,0 44,0 Werte oberhalb von -0,5 sind grün, zwischen -0,5 und 3 gelb und oberhalb von 3 sind rot hinterlegt *2016: Prognose der Kommission vom November 2016 **im Euroraum seit 2000 Quelle: Europäische Kommission
  • 5. 5 Die Zeit ist dafür mehr als reif, die lange angeführten Ausreden gelten heute noch weniger als bislang. Die Konjunktur im Euroraum befindet sich nicht mehr im Krisenmodus, sondern normalisiert sich zunehmend. Hinzu kommt die enorme Entlastung der öffentlichen Haushalte durch die ultralockere Geldpolitik der EZB. Das Wirtschaftswachstum fällt schneller aus als im Trend, die Arbeitslosigkeit geht stetig zurück und in- zwischen zeigt auch die Inflation deut-lich aufwärts. Eine Rückführung der Schuldenquoten ist aus mehre- ren Gründen drängend. Zum einen würde sie Spiel- räume schaffen, um im Fall kommenden Rezessionen finanzpolitische Handlungsspielräume in den Mitglied- staaten zu eröffnen. Das Fehlen ausreichender Hand- lungsspielräume war einer der Faktoren, der zur Schwere der Finanz- und Staatsschuldenkrise beige- tragen hat. Zudem erleichtert eine Rückführung der Defizite es den Mitgliedstaaten im Fall einer Zinswende, wieder mit normaleren Zinssätzen umzugehen. Die jährlichen Zinszahlungen der Staaten des Euroraums sind seit dem Jahr 2008 von knapp 3 % auf gut 2 % der Wirt- schaftsleistung gesunken, obwohl sich die Schulden- quote um ein Drittel erhöht hat. Die Regierungen ha- ben sich nicht nur in Deutschland schnell an den Wind- fall-Profit der niedrigen Zinsen gewöhnt und wenig Vorsorge für eine Gegenbewegung geschaffen. 47 Mrd. Euro sparen nach Berechnungen der Bundes- bank alleine in Deutschland die öffentlichen Haushalte pro Jahr dadurch, dass die Zinsen so niedrig sind. Den- noch wird die Chance zur Rückführung der Staats- schulden gerade von den Staaten, die sie am nötigs- ten hätten, nicht genutzt. Der EZB drohen so erhebli- che politische Widerstände bei einem geldpolitischen Ausstieg, mit dem sie sich wieder aus der rechtlichen Grauzone herauszubewegen würde, in die sie die massiven Staatsanleihekäufe gebracht haben. Werden die Staatsfinanzen hingegen nicht saniert, bleiben die Stabilität und der Zusammenhalt des Währungsraums gefährdet. Ganz besonders kommt es dabei auf die Haushaltsdisziplin in den vier größten Mitgliedstaaten an, die für drei Viertel der Wirt- schaftsleistung des Euroraums stehen. Es ist unklar, ob der gemeinsame Währungsraum die Staatsinsolvenz Öffentlicher Schuldenstand Abb. 2 in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Mitglieder des Euroraums des Jahres 2000* 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 % über 60 Euroraum (19) 71 68 67 67 68 68 69 67 65 69 78 84 87 91 94 94 93 92 100,0 Deutschland 60 59 58 59 63 65 67 66 64 65 72 81 78 80 77 75 71 68 77,8 Frankreich 60 59 58 60 64 66 67 64 64 68 79 82 85 90 92 95 96 96 88,9 Italien 110 105 105 102 100 100 102 103 100 102 113 115 117 123 129 132 132 133 100,0 Spanien 61 58 54 51 48 45 42 39 36 39 53 60 69 86 95 100 100 99 44,4 Niederlande 58 51 49 48 49 50 49 44 42 54 56 59 62 66 68 68 65 63 33,3 Belgien 114 109 108 105 101 97 95 91 87 93 100 100 102 104 105 106 106 107 100,0 Österreich 66 66 66 66 65 65 68 67 65 69 80 82 82 82 81 84 86 84 100,0 Finnland 44 43 41 40 43 43 40 38 34 33 42 47 49 54 56 60 64 65 16,7 Griechenland** 99 105 107 105 101 103 107 104 103 109 127 146 172 160 177 180 177 182 100,0 Portugal 51 50 53 56 59 62 67 69 68 72 84 96 111 126 129 131 129 130 72,2 Irland 47 36 33 31 30 28 26 24 24 42 62 86 110 119 119 105 79 75 44,4 Luxemburg 7 6 7 7 7 7 7 8 8 15 16 20 19 22 23 23 22 23 0,0 % über 60 50,0 33,3 33,3 41,7 50,0 58,3 58,3 58,3 58,3 58,3 66,7 75,0 83,3 83,3 83,3 91,7 91,7 91,7 64,8 Werte unterhalb von 60 % sind grün, zwischen 60 und 90 % gelb und oberhalb von 90 % rot unterlegt *2016: Prognose der Kommission vom November 2016 **im Euroraum seit 2000 Quelle: Europäische Kommission
  • 6. 6 eines Mitgliedstaats von der Größe Italiens überste- hen würde, beläuft sich dessen Schuldenlast doch auf 2.200 Mrd. Euro. Aktuell wird ein hoher und weiter steigender Anteil der Staatsschuld von der EZB gehal- ten. Im Fall Italiens sind bereits über das Anleihekauf- programm über 200 Mrd. Euro der Staatsschuld in den Büchern des Eurosystems. Auch dürfen die notwendigen Strukturreformen insbe- sondere in Italien, aber auch in einigen anderen Mit- gliedstaaten, nicht weiter auf die lange Bank gescho- ben werden. Der Euro kann als gemeinsame Währung auf Dauer nur funktionieren, wenn sich die Leistungs- fähigkeit der Mitgliedstaaten aufeinander zu bewegt, nicht wenn die Diskrepanzen weiter zunehmen. ■
  • 7. 7 Kreditwachstum legt leicht zu Die Kreditvergabe an den Privaten Sektor im Euro- raum hat im vergangenen November leicht zugelegt. Den Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu- folge nahmen die um Verbriefungen und Verkäufe bereinigten Kredite an Unternehmen im Vorjahres- vergleich saisonbereinigt um 2,2 % zu. Einen Monat zuvor hatte die Jahreswachstumsrate bei 2,1 % gelegen. Im Vormonatsvergleich stieg die Unterneh- menskreditvergabe den zweiten Monat in Folge um 11 Mrd. Euro. Das Jahreswachstum der Kredite an die privaten Haushalte lag derweil saisonbereinigt bei 1,9 %. Im Vormonatsvergleich steigerte sich die Kreditvergabe an Privatpersonen um 11 Mrd. Euro. Das ist 1 Mrd. Euro mehr als im Oktober 2016. Geringerer Geldmengenzuwachs Das Wachstum der Geldmenge M3 stieg im Vorjahres- vergleich um 4,8 %. Das waren 0,4 Prozentpunkte mehr als im Oktober 2016. Verantwortlich für den deutlichen Anstieg war die besonders liquide Geld- menge M1, deren Wachstumsbeitrag um einen hal- ben Prozentpunkt auf 5,3 Prozentpunkte kletterte. Von den weniger liquiden Termin- und Spareinlagen ging hingegen eine dämpfende Wirkung auf die Geld- menge M3 aus. Ihr Wachstumsbeitrag betrug im No- vember -0,5 Prozentpunkte (Oktober 16: -0,6 Pro- zentpunkte). Der Wachstumsbeitrag der marktfähi- gen Finanzinstrumente bestätigte im November 2016 mit 0,1 Prozentpunkten sein Vormonatsniveau. Inflationsrisiken legen leicht zu Der BVR Zins-Tacho ist seit November um 3 Zähler gestiegen. Der Tacho zeigt damit einen gestiegenen Preisdruck im Euroraum an. Mit 54 von 100 mögli- chen Punkten signalisiert das Barometer aber weiter- hin ein ausgeglichenes mittelfristiges Inflationsrisiko für den Währungsraum. Ursächlich für den Anstieg sind die bessere Euro-Konjunktur sowie die im Ver- gleich zum Vorjahr höheren Energiepreise. So stiegen die Subindikatoren Konjunktur und Preise/Kosten seit November 2016 um jeweils 3 Punkte. Finanzmärkte Quelle: Thomson Reuters Datastream -10,0 0,0 10,0 01/14 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Marktfähige Finanzinstrumente Termin- und Spareinlagen Bargeld und Sichteinlagen M3 insgesamt Kredite an Privatsektor Beiträge zum M3-Wachstum in Prozentpunkten, saisonbereinigt Der BVR Zins-Tachoist ein Indikator für die Inflations- risiken im Euroraum. Ein Anstiegdes BVR Zins-Tachos zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibungdes BVR Zinstachos befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007 BVR Zins-Tacho Konjunktur (50 %) Preise/Kosten (40 %) Liquidität (10 %) Nov. 16 51 60 40 51 Dez. 16 53 62 42 51 Jan. 17 54 63 43 51 -1,00 0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 0 20 40 60 80 99 01 03 05 07 09 11 13 15 17 BVR Zins-Tacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala) BVR Zins-Tacho in Punkten
  • 8. 8 EZB lässt Geldpolitik unverändert Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat auf seiner letzten Sitzung am vergangenen Donnerstag den aktuellen geldpolitischen Kurs der EZB bestätigt. Die Notenbanker beließen damit die Leitzinsen wie auch das Wertpapieraufkaufprogramm unverändert. Der Hauptrefinanzierungssatz für den europäischen Währungsraum liegt damit weiterhin bei 0 % und der Einlagesatz nach wie vor bei -0,4 %. Das Wertpa- pieraufkaufprogramm dürfte, wie im Dezember be- schlossen, bis zum Jahresende laufen. Ab April wird die EZB das monatliche Ankaufvolumen dann wie ge- plant um 20 auf 60 Mrd. Euro senken. EZB-Präsident Mario Draghi rechtfertigte die ultralo- ckere Geldpolitik der europäischen Notenbank damit, dass die niedrigen Raten momentan erforderlich seien, um zukünftig wieder höhere Leitzinsen realisie- ren zu können. Nach Einschätzung der führenden No- tenbanker des Euroraums könne es nur über das ak- tuell niedrige Zinsniveau zu einer nachhaltigen wirt- schaftlichen Erholung im Währungsraum kommen. Aktuell müsse sich die konjunkturelle Erholung aber noch festigen. Die zuletzt sichtbar gestiegnenen Infla- tionsraten idendifizierte der EZB-Präsident als ein vo- rübergehendes Phänomen, das in erster Linie auf die höheren Energiepreise zurückzuführen sei. Dieser Ef- fekt werde nach Ansicht Mario Draghis jedoch bald auslaufen. Geldmarktzinsen leicht rückläufig Die Zinsen auf dem europäischen Geldmarkt haben im Januar leicht nachgegeben. Ausschlaggebend hier- für war in erster Linie die ultralockere EZB-Geldpolitik. Der 3-Monats-Euribor fiel bis zum 24. Januar um 1 Ba- sispunkt auf -0,33 %. Der 12-Monats-Euribor sackte im gleichen Zeitraum um 2 Basispunkte auf -0,10 % ab. Der Tagesgeldsatz notierte im Monatsschnitt bei - 0,35 %. Der EONIA lag damit im Durchschnitt ge- nauso hoch wie im Dezember. Quelle: Thomson Reuters Datastream -1,0 -0,5 0,0 0,5 J F M A M J J A S O N D J Tagesgeld (EONIA) Einlagenfazilität Spitzenrefinanzierungssatz Hauptrefinanzierungssatz Wichtige Zinsen im Euroraum in Prozent -0,50 0,00 0,50 1,00 J F M A M J J A S O N D J Euroraum USA Japan Notenbankzinseninternational in Prozent -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 J F M A M J J A S O N D J Umlaufsrendite 3-Monatsgeld Hauptrefinanzierungssatz Geld- und Kapitalmarktzinsen in Prozent
  • 9. 9 Bundesanleiherenditen legen zu Bundesanleihen waren im Januar weniger stark ge- fragt. Das führte auf Monatssicht zu einem sichtbaren Anstieg der Renditen über kurze wie auch lange Laufzeiten. Die Umlaufsrendite börsennotierter Bun- deswertpapiere stieg im Wochenverlauf um 20 Basis- punkte auf 0,19 %. Die Rendite von Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit kletterte im gleichen Zeitraum um 26 Basispunkte auf 0,47 %. US-Treasuries mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren verzeichneten einen Renditeanstieg von 9 Basispunkten auf 2,52 %. Ausschlaggebend für das nachlassende Interesse der Anleger an besonders sicheren Staatspapieren waren in erster Linie steigende Zinserwartungen in den USA. Vor dem Hintergrund höherer Inflationsraten sowie optimistischerer Konjunkturerwartungen signalisierte die US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen ihre Bereit- schaft, in diesem Jahr noch mehrere Male den Leitzins anheben zu wollen. Viele Anleger trennten sich da- raufhin von US-Treasuries, was deren Renditen stei- gen ließ. Angesichts der Zinsführersschaft der USA schwappte dieser Trend auch nach Europa herüber. Sichere Staatsanleihen aus Deutschland aber auch Frankreich und dem Vereinigten Königreich verzeich- neten eine deutliche Zunahme ihrer Renditen. Geldpolitische Impulse der Europäischen Zentralbank konnten den Trend steigender Renditen lediglich ab- schwächen. So schränkten die Aussagen des europäi- schen Notenbankchefs Mario Draghi auf der Presse- konferenz im Anschluss zur Januarsitzung des geldpo- litischen Rates der EZB die Renditeanstiege etwas ab, indem er den Hoffnungen auf doch noch höhere Zin- sen im Euroraum in 2017 eine klare Absage erteilte. Im Vorfeld der Ratssitzuung vom 19. Januar hatten Anleger angesichts der deutlich gestiegenen Inflati- onsraten in einigen Euro-Staaten auf eine weniger expansive EZB-Zinspolitik gesetzt. Konterkariert wurde Draghis Aussage von EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger zum Monatsende, was die Renditen noch einmal nach oben trieb. Sie sieht den Zeitpunkt für die Debatte über den Ausstieg aus der ultralocke- ren Geldpolitik in greifbare Nähe gerückt. Quelle: Thomson Reuters Datastream 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 J F M A M J J A S O N D J Zinsstruktur am Rentenmarkt SpreadBundesanleihen mit Restlaufz. 10/1 Jahr, in Prozent -2,0 0,0 2,0 4,0 J F M A M J J A S O N D J Deutschland USA Japan Bedeutende Benchmarkanleihen Renditen in Prozent, zehnjährige Staatsanleihen -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 J F M A M J J A S O N D J Italien Spanien Frankreich Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums Renditen in Prozent, zehnjährige Staatsanleihen
  • 10. 10 Euro legt zu Der Euro hat im Januar gegenüber dem Dollar deut- lich an Wert gewinnen können. Während sich der Euro-Dollar Kurs in der ersten Monatshälfte noch richtungslos um die Marke von 1,05 US-Dollar je Euro bewegte, verzeichnete die europäische Gemein- schaftswährung in der zweiten Monatshälfte einen sichtbaren Anstieg gegenüber dem US-Dollar. Auf Monatssicht stieg der der Euro-Dollar Kurs um 2 US- Cent und notierte am 25. Januar bei 1,07 US-Dollar. Der Anstieg des Euro ist zum einen auf einen schwä- cheren Greenback zurückzuführen. Vor allem das Nachlassen der Trump-Euphorie ab der Monatsmitte belastete den US-Dollar. Viele Händler sahen die opt- mistischen Erwartungen für die US-Wirtschaft skepti- scher. Davon konnte der Euro profitieren. Die geldpo- litischen Beschlüsse der Notenbanken in den USA und dem Euroraum konnten diesem Trend nur wenig ent- gegensetzen, obwohl die Notenbanker dies- wie jen- seits des Atlantiks signalisierten, dass das Auseinan- derlaufen der Geldpolitiken der Fed und der EZB in 2017 weitergehen wird. Gestärkt wurde der Euro in der zweiten Monatshälfte durch positive Konjunkturdaten aus dem Euroraum. Unter anderem signalisierte der Einkaufsmanagerin- dex für den gesamten Euroraum eine Forstetzung der wirtschaftlichen Erholung. Vor allem Frankreich über- raschte dabei mit einer positiven Entwicklung. Die Ein- trübung des Ifo-Geschäftsklima wirkte sich hingegen wenig negativ auf den Euro aus. Darüber hinaus stärkten neue geldpolitische Erwartungen den Euro. Nachdem die EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger den baldigen Beginn einer Diskussion über den Aus- stieg aus der ultralockeren Geldpolitik angedeutet hatte, nahmen die Erwartungen zu, die EZB-Geldpoli- tik könnte doch ein wenig restriktiver als bislang er- wartet ausfallen. Lautenschläger hatte erklärt, dass aktuell alle Voraussetzungen für einen stabilen An- stieg der Inflation vorhanden seien. Quelle: Thomson Reuters Datastream 100 110 120 130 140 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 J F M A M J J A S O N D J US-Dollar Japanischer Yen (rechte Skala) Euro-Wechselkurs (I) Auslandswährungje Euro 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 J F M A M J J A S O N D J Britisches Pfund Schweizer Franken Euro-Wechselkurs (II) Auslandswährungje Euro 85 90 95 100 J F M A M J J A S O N Effektiver Wechselkurs desEuro in Euro, Quartal 1, 1999=100
  • 11. 11 Dow Jones über 20.000 Punkten Der Aufschwung an den Aktienmärkten hat sich im Januar verlangsamt. Die Aktieindizes dies- wie jenseits des Atlantiks legten vorübergehend eine Verschnaufspause ein. Sowohl der Dow Jones als auch der DAX tendierten in den ersten Wochen des neuen Jahres seitwärts. Dabei tat sich der Dow Jones zunächst schwer die Marke von 20.000 Punkten zu knacken. Erst zum Ende des Monats sollte es dem US- Leitindex gelingen, diese historische Marke hinter sich zu lassen und damit ein neues Allzeithoch zu markie- ren. So notierte der Der Dow Jones am 25. Januar bei 20.069 Punkten. Das waren 1,5 % mehr als zum Vor- jahresultimo. Der DAX lag zum Ende der Woche mit 11.806 Punkten 2,8 % über seinem Vormonatsultimo. Getrieben wurde die Nachfrage nach Aktien zum Monatsende von Spekulationen auf große Konjunk- turpakete mit massiven Steuersenkungen in den USA. Diese Spekulationen ließen die Sorgen um die Folgen des künftigen wirtschafts- und handelspolitischen Kurses des US-Präsidenten Donald Trump in den Hin- tergrund treten. Zuvor hatte die Unsicherheit über die zukünftige Politik der USA unter der neuen Regie- rung die Stimmung an den Aktienmärkten immer wieder spürbar belastet. Der DAX profitierte zum Ende des Monats ebenfalls von den optimistischeren Vorgaben aus den USA. Zu- vor hatten bereits gute Konjunkturwerte aus dem Eu- roraum und ein deutlich stärker als erwartet ausgefal- lenes Wirtschaftswachstum in Deutschland den DAX gestützt. Der etwas schlechter als erwartet ausgefal- lene ifo-Geschäftsklimaindex dämpfte die Stimmung auf dem Frankfurter Parkett kaum. ■ Quelle: Thomson Reuters Datastream 8.000 9.000 10.000 11.000 12.000 J F M A M J J A S O N D J Deutscher Aktienmarkt Dax, 40-/200-Tagesschnitt 2.600 2.800 3.000 3.200 3.400 3.600 J F M A M J J A S O N D J Aktienmarkt Euroraum Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt 15.500 16.500 17.500 18.500 19.500 20.500 J F M A M J J A S O N D J Aktienmarkt USA Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt
  • 12. 12 Deutliche Stimmungsverbesserung Im Euroraum hat sich die wirtschaftliche Stimmung unter Unternehmen und Verbrauchern zuletzt spür- bar verbessert. Der von der EU-Kommission ermittelte Wirtschaftsklimaindex ist im Dezember gegenüber dem Vormonat um 1,2 Punkte auf 107,8 Punkte ge- stiegen, nachdem er sich im November kaum verän- dert hatte. Für das Jahresendquartal legt der Kon- junkturindikator eine Beschleunigung des gesamtwirt- schaftlichen Wachstums nahe. Höhere Industrieproduktion Die europäischen Industriebetriebe haben im Novem- ber ihre Produktion merklich ausgeweitet. Gemäß ers- ten Schätzungen von Eurostat ist die Industrieproduk- tion im Vormonatsvergleich preis-, kalender- undsai- sonbereinigt um 1,5 % gestiegen. Zuvor, im Oktober, hatte der Ausstoß noch im Wesentlichen stagniert (+0,1 %). In den kommenden Monaten ist angesichts der günstigen Auftragslage mit einem weiteren Pro- duktionszuwachs zu rechnen. So legte der Orderindika- tor der EU-Kommission im Dezember gegenüber dem Vormonat um 1,4 Punkte auf -7,6 Punkte zu. Merklicher Anstieg der Verbraucherpreise Zum Jahresende hat im Euroraum der allgemeine Preis- auftrieb sichtlich an Fahrt aufgenommen. Die Inflati- onsrate, basierend auf der jährlichen Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI), ist von 0,6 % im November auf 1,1 % im Dezember gestiegen. Ausschlaggebend hierfür waren die Energiepreise, die nach einer langen Phase des Rückgangs im Dezember erstmals wieder über dem entsprechenden Vorjahres- wert lagen (+2,6 % nach -1,1 % im November). Dar- über hinaus trugen aber auch die Preise für Nahrungs- mittel (+1,2 %) und Dienstleistungen (+1,3 %) zum Anstieg der Inflationsrate bei, die sich zum Jahresende etwas stärker verteuerten als zuvor (+0,7 % bzw. +1,1 %). Im Jahresdurchschnitt 2016 lag der HVPI lediglich um 0,3 % über seinem Vorjahresniveau. Konjunktur -80 -60 -40 -20 0 20 90 100 110 120 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Produktion Orderindikator (rechte Skala) Produktionund Aufträge Euroraum 2010=100, preis-, kalender-und saisonbereinigt -6 -4 -2 0 2 -2 -1 0 1 2 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Verbraucherpreise Kerninflation Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucher- undErzeugerpreise Deutschland gg. Vorjahr in Prozent Quelle: Thomson Reuters Datastream 95 100 105 110 115 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 WirtschaftsklimaEuroraum Durchschnittswert (1990-2015)=100, saisonbereinigt
  • 13. 13 1,9 % BIP-Wachstum in 2016 Das Statistische Bundesamt hat am 12. Januar erste vorläufige Angaben zur gesamtwirtschaftlichen Ent- wicklung Deutschlands für das Jahr 2016 veröffent- licht. Demnach legte das preisbereinigte Bruttoin- landsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahr um 1,9 % zu, nachdem es in 2015 um 1,7 % expandiert war. Zentraler Wachstumsmotor blieb der Konsum. Die pri- vaten Konsumausgaben wurden um 2,0 % ausgewei- tet und damit genauso stark wie im Vorjahr. Die Kon- sumausgaben des Staates wurden ebenfalls merklich erhöht (+4,2 %), wozu unter anderem die Mehraus- gaben für Flüchtlinge beitrugen. Das Außenhandels- geschäft der deutschen Wirtschaft entwickelte sich hingegen eher verhalten. Die Exporte und Importe stiegen mit Wachstumsraten von 2,5 % und 3,4 % weniger deutlich als im Vorjahr (+5,2 % und +5,5 %), wofür vor allem das schwierige internationale Umfeld verantwortlich war (Stichworte: Schwäche in den Schwellenländern, Brexit-Votum). Die globalen Rah- menbedingungen wirkten sich auch in Hinblick auf das Investitionsklima in Deutschland dämpfend aus. Viele Unternehmen stellten angesichts der hohen Un- sicherheiten über die wirtschaftspolitische und kon- junkturelle Entwicklung in Europa und in der Welt ihre bereits geplanten Investitionsprojekte zurück. Die Ausgaben für Ausrüstungen wurden daher ver- gleichsweise wenig ausgeweitet (1,7 %). In Bauten wurde hingegen deutlich mehr investiert (+3,1 %). Das BIP-Wachstum zeigte im Jahresverlauf merkliche Schwankungen. Nach einem günstigen ersten Quartal hatte es im Sommerhalbjahr an Schwung verloren. Im Jahresendquartal dürfte die Dynamik dann wieder gestiegen sein. Erste explizite Angaben zum Wirt- schaftswachstum im vierten Quartal werden vom Statistischen Bundesamt voraussichtlich am 14. Feb- ruar vorgelegt. Für das neue Jahr 2017 lassen viele Prognosen einen BIP-Anstieg in einer Größenordnung zwischen 1,0 % und 1,5 % erwarten. So geht bei- spielsweise die Bundesregierung in ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht davon aus, dass die gesamt- wirtschaftliche Produktion um 1,4 % steigen wird. Quelle: Thomson Reuters Datastream, BVR 0,0 0,5 1,0 1,5 2015Q1 2015Q2 2015Q3 2015Q4 2016Q1 2016Q2 2016Q3 Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschland gg. Vorquartal in Prozent, preis-, kalender-und saisonb. IMK IMF; REG IMF 0,5 1,0 1,5 2,0 Okt 16 Nov 16 Dez 16 Jan 17 IfW KOM Bbk; ifo BVR; IWHBVR; SVR HWWI OECD IW DIW; RWI Konjunktur 2017 - Prognosen für Deutschland BIP gg. Vorjahr in Prozent, preisbereinigt REG Bbk - Deutsche Bundesbank DIW - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin GD - Gemeinschaftsdiagnose HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut ifo - Institut für Wirtschaftsforschung, München IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel IMF - Internationaler Währungsfonds IMK - Institut für Makroökonomie u. Konjunkturforschung IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle KOM - Europäische Kommission OECD - Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit u. Entwicklung REG - Bundesregierung RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschafts- forschung, Essen SVR - Sachverständigenrat
  • 14. 14 Divergierende Stimmungsindikatoren Zu Jahresbeginn zeigen wichtige Stimmungsindikato- ren für die deutsche Wirtschaft unterschiedliche Ten- denzen. Während der auf einer monatlichen Unter- nehmensbefragung basierende ifo Geschäftsklimain- dex zurückging, sind die auf einer regelmäßigen Um- frage unter Finanzmarktexperten basierenden ZEW- Konjunkturerwartungen gestiegen. Der ifo-Indikator ist von 111,0 Punkten im Dezember auf 109,8 Punkte im Januar gesunken. Maßgeblich für den Rückgang waren die Geschäftserwartungen, die von den Unter- nehmen insgesamt weniger optimistisch beurteilt wurden als zuvor. Hierzu dürfte unter anderem die jüngste Ankündigung protektionistischer Maßnah- men in den USA beigetragen haben, die Sorgen um die Weltkonjunktur nähren. Die ZEW-Konjunkturer- wartungen legten im Januar gegenüber dem Vormo- nat um 2,8 Punkte auf 16,6 Punkte zu. Industrie: Höhere Produktion aber weniger Aufträge Die deutsche Industrie hat im November ihre Produk- tion etwas ausgeweitet. Beim Auftragseingang musste sie nach einem kräftigen Anstieg im Vormo- nat aber eine Gegenbewegung hinnehmen. Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilte, ist die Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,4 % gestiegen. In dem für konjunkturelle Analyse- zwecke stärker aussagefähigen Zweimonatszeitraum August/September gegenüber Oktober/November stagnierte der Ausstoß hingegen im Wesentlichen (-0,1 %). Der industrielle Auftragseingang gab im No- vember mit einer Verlaufsrate von -2,5 % nach. Zuvor, im Oktober, waren er jedoch sehr deutlich gestiegen (+5,0 %) sodass der Trend der Bestellungen weiterhin sichtlich aufwärtsgerichtet ist. Im Zweimonatsver- gleich nahmen die Aufträge um 3,5 % zu. Die Nach- frageimpulse gingen dabei in etwa gleichermaßen vom Inland (+3,7 %) und vom Ausland (+3,4 %) aus. Alles in allem lässt die Entwicklung des Auftragsein- gangs zusammen mit dem hohen Stand wichtiger Stimmungsindikatoren für die nächsten Monate einen weiteren Anstieg der Industrieproduktion erwarten. 90 100 110 120 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Industrie Baugewerbe ProduktionDeutschland 2010=100, preis-, kalender-und saisonbereinigt 90 100 110 120 130 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Inland Ausland Aufträge Deutschland 2010=100, preis-, kalender-und saisonbereinigt 90 95 100 105 110 115 -50 0 50 100 01/15 07/15 01/16 07/16 01/17 ZEW ifo, 2005=100 (rechte Skala) Wirtschaftliche EinschätzungDeutschland Saldenwerte, saisonbereinigt Quelle: Thomson Reuters Datastream
  • 15. 15 Verbraucherpreise ziehen auch in Deutschland an Auch in Deutschland hat die Inflationsrate zuletzt angezogen. Der Verbraucherpreisindex (VPI) lag im Dezember um 1,7 % über seinem Vorjahresstand. Im Jahresdurchschnitt 2016 sind die Verbraucherpreise um 0,5 % gestiegen. In den kommenden Monaten ist mit einem weiteren Anziehen der Inflationsrate zu rechnen. Darauf deuten zumindest die aktuellen Da- ten zur Preisentwicklung auf der Erzeugerstufe hin. So lag der amtliche Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte im Dezember um 1,0 % über seinem Vor- jahreswert. Im November waren die Erzeugerpreise nur minimal um 0,1 % gestiegen. Deutlich weniger Insolvenzen Angesichts des nach wie vor günstigen konjunkturellen und strukturellen Umfelds hat sich der Abwärtstrend in den amtlichen Insolvenzdaten fortgesetzt. Im Oktober wurden von den deutschen Amtsgerichten 1.621 Un- ternehmens- und 5.794 Verbraucherinsolvenzen ge- meldet. Die Anzahl der Firmenpleiten ist im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat um deutliche 18,8 % gesunken; die Verbraucherinsolvenzen gaben mit einer Jahresrate von 15,6 % ähnlich stark nach. Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin günstig Die amtlichen Verlaufsdaten zur Arbeitsmarktent- wicklung in Deutschland fielen zuletzt erneut günstig aus. Gemäß den aktuellen Angaben der Bundesagen- tur für Arbeit ist die Arbeitslosenzahl im Dezember zwar gegenüber dem Vormonat um 36.000 auf 2,568 Mio. Menschen gestiegen. Maßgeblich hierfür waren jedoch vor allem jahreszeitliche Gründe, wie die einsetzende Winterpause in vielen Außenberufen. In der um die üblichen saisonalen Effekte bereinigten Rechnung sank die Arbeitslosigkeit um 17.000 Perso- nen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 6,0 %. In den Daten zur Erwerbstätigkeit hielt der Aufwärtstrend an. Die saisonbereinigte Erwerbstäti- genzahl legte im November um 34.000 zu. Vor dem Hintergrund der nach wie vor hohen Arbeitskräfte- nachfrage dürfte es in naher Zukunft zu einem weite- ren Stellenaufbau kommen. ■ -6 -4 -2 0 2 -2 -1 0 1 2 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Verbraucherpreise Kerninflation Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucher- undErzeugerpreise Deutschland gg. Vorjahr in Prozent 1.400 1.600 1.800 2.000 2.200 2.400 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Verbraucher Unternehmen (rechte Skala) InsolvenzenDeutschland Monatliche Fallzahlen 42.000 42.500 43.000 43.500 44.000 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 07/14 01/15 07/15 01/16 07/16 Arbeitslosenquote Erwerbstätige in Tsd. (rechte Skala) Arbeitslosenquote undErwerbstätige Deutschland in Prozent, saisonbereinigt Quelle: Thomson Reuters Datastream