Präsentation von Bastian Gillner auf der Fortbildung "Bloggen - Liken - Taggen. Einführung in die Möglichkeiten des Web 2.0 für die archivische Arbeit" des LVR-AFZ in Köln am 5. Juni 2014.
Vorüberlegungen zur Diplomarbeit "Wikis in Unternehmen"
Bloggen - Liken - Taggen. Einführung in die Möglichkeiten des Web 2.0 für die archivische Arbeit
1. 2014
Bloggen – Liken – Taggen.
Einführung in die Möglichkeiten
des Web 2.0 für die archivische Arbeit
Bastian Gillner: (I) Kleine Vokabelkunde – (II) Überblick – (III) Wikis – (IV) Crowdsourcing
2. 05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 2
Für alle Fragen und Diskussionen:
0203/98721-328
bastian.gillner@lav.nrw.de
Bastian Gillner
@Erlkanzler
3. I. Kleine Vokabelkunde des Web 2.0
05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 3
Musterseite ohne Animation
5. II. Archive und das soziale Netz –
Ängste, Aufbrüche und Auswirkungen
6. Digitaler Status Quo für deutsche Archive:
Homepage (http://www.archive.nrw.de/lav)
– Betreiber kann Informationen online stellen, Besucher kann Informationen
rezipieren (z.B. Nutzungsbedingungen, Findmittel, Digitalisate)
– hierarchisches und statisches Medium
– keinerlei Möglichkeit zur Kommunikation und Interaktion
– keinerlei Möglichkeit zur Weiternutzung der Informationen (Kommentieren,
Ergänzen, Teilen etc.)
– Distanz zwischen Betreiber und Besucher
Mailverkehr
– digitale Abbildung der klassischen Behördenkommunikation (Eingabe, Bescheid)
relativ neu: Archivportale
– institutionsübergreifende Präsentation von Findmitteln und Digitalisaten
– nichts anderes als eine Homepage (inkl. deren eingeschränkten Funktionalitäten)
05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 6
7. 05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 7
Archive haben ihren analogen Denk- und
Arbeitsstrukturen ein digitales Mäntlein
umgehangen, ihre Arbeit aber nicht digital
definiert.
Traditionelle Aspekte archivischer Arbeit
werden in die virtuelle Welt gespiegelt, es
werden aber keine neuen Funktionalitäten
genutzt.
10. 05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 10
Vergleichbare Angebote wie im
internationalen Archivwesen gibt
es in Deutschland nicht – weder
qualitativ noch quantitativ.
(Auch wenn die entsprechende Fachdiskussion gerade beginnt.)
Warum eigentlich nicht???
11. 05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 11
An einer allgemein geringen
Nutzung des Social Web dürfte es nicht liegen:
12. 05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 12
Vielleicht sind
Archivarinnen und Archivare eher konservativ?
„Quod non est in rete, non est in mundo – was nicht im Web steht, gibt es nicht.“ Diese
Abwandlung des alten Spruchs „Quod non est in actis, non est in mundo“ möchte man für
zutreffend halten, wenn man die fieberhaften Bemühungen von Organisationen und Firmen
bis hin zu Einzelpersonen betrachtet, sich im Internet zu präsentieren. Es scheint, dass
man automatisch für hoffnungslos rückständig erachtet wird, wenn man dort nicht vertreten
ist – auch wenn man wenig oder gar nichts mitzuteilen hat. Inhalte scheinen von
sekundärer Bedeutung zu sein; was zählt, ist die Art des Auftritts. Möglichst poppige Bilder,
am besten animiert und mit ohrenbetäubendem Ton unterlegt, sollen den Besucher
festhalten. Was hinter der tollen Startseite wartet, ist häufig enttäuschend, oft verwirrend
und eher selten von durchgehender inhaltlicher und darstellerischer Qualität.“
Aus: Karl-Ernst Lupprian und Lothar Saupe, Internetauftritte als Form archivischer Öffentlichkeitsarbeit, in:
Jens Murken (Red.), Archive und Herrschaft. Referate des 72. Deutschen Archivtags 2001 in Cottbus (Der
Archivar, Beiband 7), Siegburg 2002, S. 382-388, hier S. 382.
13. 05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 13
Vielleicht existieren (zu) viele Vorurteile
gegenüber dem Social Web?
Aus: Klaus Graf: Wissenschaftsbloggen in
Archivalia & Co. Beitrag zur Tagung
„Weblogs in den Geisteswissenschaften“,
09.03.2012
(http://redaktionsblog.hypotheses.org/392)
14. 05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 14
Beharrungskräfte UnübersichtlichkeitUnwissen
KontrolleQualitätRessourcen
Ausgesprochene und unausgesprochene Argumente
gegen ein archivisches Engagement im Social Web:
(ausgesprochen)
(unausgesprochen)
15. Grundlegende Veränderungen
der archivischen Arbeit durch das Social Web:
Neue Werkzeuge
– Virtualisierung traditioneller Informationsangebote
– Informationsmanagement (z.B. Vernetzung, Monitoring)
– digitale Diskurs-/Sprachfähigkeit
Neue Konzepte
– Aufwertung des Nutzers
• Nutzer als zentraler Bezugspunkt archivischer Arbeit
• Angebote zu Kommunikation/Interaktion mit dem Archivgut
• Beteiligung an archivischer Arbeit (z.B. Crowdsourcing)
– Schärfung des archivischen Profils (Kundenbindung, Markenkern)
Neue Rollen
– Offenheit, Transparenz,
– Mitteilungsbereitschaft und Zugänglichkeit statt Kontaktscheue und
Nutzungshindernissen
– nicht „Hüter der verborgenen Schätze“, sondern „Makler zwischen Archivgut und
Beständen einerseits, Nutzern, Kultur und Forschung andererseits“
05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 15
17. Gegenwärtiger Stand des Archiv 2.0 in Deutschland:
Kommunikation in den sozialen Medien (v.a. Facebook, Twitter)
– kleine aber aktive Community
– Aktivität v.a. von (eher kleineren) Kommunalarchiven, auch von sonstigen kleineren
Archiven; Staats-/Landesarchive kaum präsent
– reger Informationsfluss, wechselhafte Diskussionsintensität
einzelne Blogs (Archivalia, Siwiarchiv, Archiv 2.0 u.a.)
größere Projekte kaum vorhanden
– Kooperation von Bundesarchiv und Wikimedia
(http://commons.wikimedia.org/wiki/Commons:Bundesarchiv/de)
– Beteiligung von deutschen Archiven an monasterium.net (http://www.monasterium.net/)
zunehmende Fachdiskussion
– zentrale Tagungen „Offene Archive 2.0“ 2012 und „Offene Archive 2.1“ 2014
– Archivtage (regional und national)
aktuelles DFG-Digitalisierungsprojekt beinhaltet Prüfung von Web 2.0-Elementen
05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 17
18. III. Wikis als Instrument
archivischer Aufgabenerfüllung
19. Wikis: Ein paar Beispiele
Wikipedia (http://de.wikipedia.org/)
– weltgrößte Online-Enzyklopädie mit ca. 30 Millionen nutzergenerierten Artikeln (!)
Plagiats-Wikis (GuttenPlag, SchavanPlag, VroniPlag) (http://de.guttenplag.wikia.com)
– kollaborative Fahndung nach wissenschaftlichen Plagiaten
Stadt-Wikis (z.B. Stadtwiki Karlsruhe) (http://ka.stadtwiki.net)
– Informationssammlung zu Geschichte, Personen, Bauwerken, Vereinen u.v.a.m.
Behörden-Wikis
– z.B. Bezirksregierung Köln, Dez. 14, Dez. 47: interne Wissensplattform mit
dezernatsbezogenen Informationen (statt File-Ablagen)
archivische Wikis
– z.B. ArchiefWiki: Informationsplattform des niederländischen und flämischen
Archivwesens (http://archiefwiki.org)
archivnahe Wikis
– z.B. Wikisource: Transkription von Quellen (http://de.wikisource.org)
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20. Wikis: Allgemeines
Ein Wiki ist eine Website, die nicht nur von jedem gelesen, sondern auch von jedem
online bearbeitet werden kann.
Es können also Gruppen von Nutzern gemeinsam an der Erstellung von Inhalten
arbeiten; die Produktion und Publikation von Inhalten ist somit unkompliziert möglich
(user generated content).
Änderungen sind in der Versionsgeschichte nachvollziehbar, eine Diskussionsseite
ermöglicht den Austausch über die Inhalte.
Inhalte von Wikis werden durch assoziativ gesetzte Links miteinander verbunden.
Wikis kennen keine grundsätzliche Trennung von aktivem Webmaster und passiven
Rezipienten, jeder Nutzer kann zugleich Autor und Leser sein.
05./12. Juni 2014 Fortbildung „Bloggen – Liken – Taggen“ 20
Wikis sind Wissensplattformen, die eine kollaborative Zusammen-
arbeit von Nutzern ermöglichen, um gemeinsam Inhalte zu
bestimmten Themen zu schaffen (vgl. Crowdsourcing).
21. Wikis: Archivischer Einsatz
Informationsmanagement (extern, intern)
– Archivgut („Benutzungswiki“)
– Überlieferungsbildung („Behördenberatungswiki“)
Erschließung von Archivgut
Transkription von Archivgut
technische Aspekte
– Nutzung von externen Anbietern (Wikifarmen)
– Installation einer Wiki-Software auf dem eigenen Server (v.a. MediaWiki)
organisatorische Aspekte
– Administration/Moderation
– Qualitätssicherung
– Trennung von Informationssammlung und Vorgangsbearbeitung
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23. Das Citizen Archivist Dashboard des US National Archives
http://www.archives.gov/citizen-archivist/
Crowdsourcing-Plattform auf der Homepage des US National Archives
– Verschlagworten von Fotografien
– Transkribieren von Archivalien
– Erstellen und Ergänzen von Artikeln im „Our Archives Wiki“
– Verfassen von Beiträgen für „Today‘s Document“
– Hochladen von Reproduktionen in Flickr-Gruppe „National Archives Citizen Archivist
Research“
Ziele des Projekts
– Einbindung von Nutzern zu beiderseitigem Gewinn
• Erschließung von Archivgut
• Arbeit mit Archivgut
– Verbesserung der Nutzbarkeit von Archivgut (Erschließung, Recherchierbarkeit etc.)
– Bereitstellung von digitalisiertem Archivgut
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