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LEITTHEMA I DerYangtze
8
„Der Welt fehlt ein Wirtschaftsmotor“, so Siemens-Chef Peter Löscher im
Handelsblatt-Interview. 2013 ist, bei genauer Betrachtung, nicht eine einzige
wesentliche Ursache der Wirtschaftskrise gelöst worden. Im Gegenteil: Der massive
Nachfrageausfall in den südlichen EU-Ländern macht selbst dem Export-Weltmeister
zu schaffen. Die Rettung wird wieder einmal von China erhofft, und zwar durch eines
der ehrgeizigsten Projekte dieses Jahrhunderts: die Entwicklung des Landesinneren.
Dieses Projekt ist derzeit der einzige wesentliche realwirtschaftlich aussichtsreiche
neue Nachfragemotor. Am Erfolg dieses Projektes hängt die Welt.
Chengdu
Chongqing
Wan Xian
Nanchong
Changde
DerFluss,derdieWeltrettensoll
9
D
die reale Weltwirtschaft ist, nüch-
tern gesehen, auf den Knien. Der
Nachfrageausfall in Südeuropa
wird sich wahrscheinlich über mindestens
eine Generation hinziehen, dies bei Jugend-
arbeitslosigkeit von derzeit bis zu 60 % ohne
Aussicht auf Besserung und gleichzeitigen
Rekordinsolvenzen kleiner und mittlerer
Unternehmen. In den USA ist eine Gene-
ration durch „Student Loans“ (s. Beitrag auf
S. 38 ff) mit dem Abzahlen ihrer Studen-
tenkredite beschäftigt, dies bei sich rapide
verschlechternden Jobperspektiven. Nach
aktuellem Tweet von Bill Gross von
PIMCO, dem weltgrößten Anleihe-Spezia-
listen, strömen monatlich (!) ca. 160 Milli-
arden Dollar frisch gedrucktes Geld aus den
USA und Japan in die Finanzmärkte. Die
Indizes jagen Rekorde, denn irgendwo muss
das frisch gedruckte Geld schließlich hin.
Professionelle Anleger surfen cool die von
den Zentralbanken ausgelösten Wellen,
wohl wissend, dass jede Welle einmal bricht
und man davor seine Schäfchen im Trocke-
nen haben sollte.
Was aber ist mit denen, die echteWare
gegen echtes Geld verkaufen müssen?
Die erwartete Rettung ist – wieder einmal –
China. Dort wurde von der chinesischen
Regierung das wohl ehrgeizigste wirtschaft-
liche Entwicklungsprojekt des Jahrhunderts
begonnen: die Entwicklung des Inlands.
Dieses Projekt hat wirtschaftliche, politische
und soziale Dimensionen, die für uns Deut-
sche aufgrund ihrer Größenordnung teil-
weise unverständlich, ja widersprüchlich
erscheinen. Der erwartete Nachfragesog
wird möglicherweise erheblich sein und
besonders in Deutschland fürwirtschaftliche
Belebung sorgen. In diesem Bericht werden
Sie die Gründe für dieses Projekt erfahren,
Fotos:©hapa7,eic77,AngeikaBentin,guiyongnian,klickable,chungking-Fotolia.com
Shanghai
Wuhan Suzhou
Jiujiang
Hangzhou
Nantong
Nanchang
LEITTHEMA I DerYangtze
finanzwelt 03/201310
die Umsetzung nachvollziehen und erken-
nen, wie Sie Ihren Kunden deutlich machen
können, dass sie davon profitieren können.
Die Situation:
Das Ende einesWirtschaftsmodells
Fast 30 Jahre hat China sich auf ein export-
orientiertes Wirtschaftsmodell verlassen, das
enormen Kapitalgewinn für den Staat und
eine hohe Beschäftigung einbrachte, auf
Kosten der Einkommen der arbeitenden
Bevölkerung. Über 200 Millionen Arbeits-
kräfte sollen vom Land in die Küstenregio-
nengewandertsein,umdortihreArbeitskraft
anzubieten. Dieses enorme Arbeitskräftere-
servoir half, die Arbeitskosten gering zu hal-
ten und neue Produktionsstätten blitzartig
komplett personell auszustatten. Nun findet
Viele Anleger sind nach wie vor verhalten
gestimmt, wenn es um Investments in der
weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft geht.
China komplett im Portfolio außen vor lassen
bedeutet im Umkehrschluss,die veränderten
Machtverhältnisse des 21. Jahrhunderts zu
ignorieren. Wer in chinesische Aktien inve-
stieren will, sollte sich jedoch im Vorfeld mit
den individuellen Gegebenheiten der chine-
sischen Märkte vertraut machen.Was A-, B-
und H-Aktien sind,wissen die wenigsten Inve-
storen. Diese Information ist aber relevant,
weil nicht alle Aktien für ausländische Anle-
ger leicht zu haben sind.
Die Chinafonds-Palette von
www.finanzen.net listet exakt
224 Aktienfonds auf, die ihren
Schwerpunkt auf das Riesenreich
gesetzt haben.
Hierunter fallen solche,die nur auf dem Fest-
land investieren, und jene, die auch in Hong-
kong oder sogarTaiwan (Greater China) aktiv
sein dürfen. Zwischen den Leistungen des
jeweiligen Fondsmanagements im 1-Jahres-
rückblick klafft eine große Lücke.Einige Fonds
wie der First State Greater China Growth
Fund können eine satte Wertentwicklung
vorweisen, andere entwickelten sich auch im
Vergleich zur Benchmark MSCI China (+12
% auf Jahressicht) unterdurchschnittlich. Der
Aberdeen Global Chinese Equity Fund hält
entsprechend der Greater China-Anlagephi-
losophie mehrheitlich Aktien aus Hongkong
und rangiert aktuell im Mittelfeld der China-
fonds. Ähnlich positioniert sich der Allianz
Hong Kong Equity. Der Fonds konzentriert
sich auf Aktien von Unternehmen mit Sitz
oder wesentlicher Geschäftstätigkeit in Hong-
kong.Auf chinesische Festlandaktien entfallen
nur 26,1 %. Finanzaktien und Industriewerte
sind mit ca.70 % die dominierenden Branchen
des rund 330 Millionen schweren Fonds.Rela-
tiv weit oben stehen Aktienfonds aus dem
Hause HSBC Global Asset Management.
Mandy Chan, Fondsmanagerin des fast „rei-
nen“ HSBC GIF Chinese Equity,schlägt mit
ihrer Strategie deutlich die Benchmark.Auch
sie legt derzeit den Fokus auf die Branchen
Finanzindustrie, Energie und Industrietitel.
Es gibt aber auch konsumzentrierte Fonds-
strategien, in denen China und Hongkong nur
eine Beimischung sind. „Chinas Wachstum
wird künftig durch den privaten Konsum und
technologischen Verbesserungen angetrie-
ben“, bemerkte Jian Shi Cortesi, Co-Fonds-
managerin des JB Chindonesia Fund der
Fondsgesellschaft Swiss & Global Asset
Management. So werden Luxusgüter beson-
ders inAsien immer beliebter,was denAktien
Von den Strukturreformen Chinas profitieren
Die ganzeWelt schaut gespannt auf die Entwicklungen im Riesenreich China.Weg von der Exportwirtschaft, hin zur Stärkung
der Binnennachfrage. Das sieht der aktuelle 5-Jahres-Plan vor. Investoren können auf vielfältige Weise daran teilhaben.
Wissenswertes
A-Aktien:Hierunter fallenWertpapiere, die an den Festlandbörsen in Shanghai und Shenz-
hen gehandelt werden, dabei allerdings primär chinesischen Investoren vorbehalten sind.
B-Aktien:Diese Aktienklasse wird ebenfalls an den Handelsplätzen in Shanghai und Shenz-
hen gehandelt.Anders ist hierbei die Währung in US-Dollar.
H-Aktien: An der Börse in Hongkong gehandelte chinesische Werte werden auch H-Ak-
tien genannt. Der Handel mit diesen Werten steht allen Anlegern offen.
Quelle: www.finanzen.net
Shanghai Motor Show
Die Shanghai Motor Show ist Beweis der Bedeu-
tung der reichen Küstenregion Chinas.Wurden
früher die neustenTop-Modelle deutscher, eng-
lischer und italienischer Edelhersteller bei der IFA
in Frankfurt oder Los Angeles der Weltöffent-
lichkeit vorgestellt,so findet dies seit einiger Zeit
bei der Shanghai Motor Show statt.
Lamborghini-Chef StephanWinkelmann
präsentiert den Aventador, Shanghai
Motor Show 2013.
Weltpremiere des Porsche Panamera
Hybrid auf der Shanghai Motor Show 2013.
11
das Modell aus drei Gründen sein Ende:
Erstens scheint das Arbeitskräfte-Reservoir
ausgeschöpft,StreiksundArbeitskämpfeste-
henan.ZweitensistdieNachfrageausEuropa
und den USA im Zuge der Wirtschaftskrise
zusammengebrochen,obsiejewiederkehren
wird, steht in den Sternen. Und drittens: Die
Widersprüche zwischen der reichen Küsten-
region und dem Inland, wo viele Millionen
aufSubsistenzniveauleben,drohendasLand
zuspalten.EineBeschäftigungskrise,diesbei
allein ca. 250 Millionen Wanderarbeitern,
wäre der Funken im Pulverfass.
Die Größenordnungen sind für Deutsche
schwer vorstellbar. Shanghai hat mehr mit
Tokyo oder Los Angeles gemeinsam als mit
denchinesischenProvinzenimInland.Inden
KüstenmetropolenboomenPorsche-undFer-
rari-Clubs,wachsenMillionäreundMilliardäre
wie Pilze aus dem Boden, zeitweise 3/4 aller
Baukräne der Welt waren allein in Shanghai
aktiv.LautFinancialTimeswerdenaktuellca.
1/3 aller in Frankreich zum Verkauf stehen-
den Weingüter von chinesischen Staatsange-
hörigen, zumeist aus den Küstenmetropolen,
gekauft. Währenddessen ist in den Inlands-
Provinzen die Subsistenzwirtschaft nichts
Ungewöhnliches. Zu Deutsch bedeutet dies:
Von der Hand in den Mund leben.
Die Umstellung auf ein
neuesWirtschaftsmodell
Um die Widersprüche zu überwinden, setzt
die Zentralregierung auf die Umstellung auf
ein konsumorientiertes, vom Export unab-
hängiges Wirtschaftsmodell, das eine Ver-
breiterungderEinkommensbezieherundder
VerstetigungderInlandsnachfragealsWachs-
tumsträger vorsieht. 2012 war der Anteil des
privaten Konsums am chinesischen Brutto-
sozialproduktlediglich37%–zumVergleich:
in Deutschland waren es 57 %, in den USA
sogar ca. 70 %. Um den privaten Konsum zu
steigern, bedarf es jedoch mehr Arbeitskräf-
te, die dauerhaft höhere verfügbare Einkom-
menbeziehen.KernpunktistdieEntwicklung
des Inlands, um Beschäftigung und Einkom-
men dort zu steigern und einen breiten und
ausgeglichenen Wohlstand zu schaffen.
DerYangtze – der zukünftige
„zweite Küstenstreifen“ Chinas
Aufgrund der Größe Volksrepublik China
soll die Entwicklung zunächst entlang des
LEITTHEMA I DerYangtze
12
Flusses Yangtze erfolgen, der über 6.418
Kilometer vom tibetanischen Plateau bis
zur Shanghaier Küstenregion China wirt-
schaftlich verbindet. In seinem Norden lie-
gen Kornkammern und Kohlegebiete, im
Süden die Anbaugebiete von Reis, Tee,
Baumwolle und Holz. Der Yangtze verbin-
det 19 chinesische Provinzen und berührt
das Leben von mehr Menschen, als in Russ-
land und die USA zusammengenommen
leben. Allein neun Provinzhauptstädte lie-
gen am Yangtze, u. a. Chongqing, der mit
28 Millionen Einwohnern größten Stadt
der Welt, oder Suzhou und Hangzou mit
jeweils 10 Millionen, bis zu Nanchang mit
ca. 5 Millionen Einwohnern. Hinzu kom-
men zahllose kleinere Städte. Namen, die
man sich wird merken müssen.
Die Region an den Ufern des Yangtze
soll nach dem Willen der chinesischen
Staatsführung der „zweite Küstenstreifen“
Chinas werden. Der aktuelle Fünfjahres-
plan sieht eine Reihe von Maßnahmen zur
gesteuerten Ansiedlung von Industrie und
dem Ausbau von städtischen- und Hafen-
kapazitäten vor. So sollen z. B. nach Mittei-
lung des chinesischen Transportministeri-
ums 200 Mrd. Yuan (ca. 32 Mrd. US-Dol-
lar)alleinfürHafenerweiterungeninvestiert
werden. Es sind zahlreiche Sonderwirt-
schaftszonen wie u. a. die „Liangjiang New
Area“ bei Chongqing, die „East Lake Zone“
bei Wuhan und „861 Plan“ bei Anhui für
Industrie- und Hightech- Ansiedlungen in
für deutsche Begriffe monumentalen Aus-
maßen vorgesehen. Man erkennt darin den
Ansatz der chinesischen Führung, nicht auf
Nachfrage zu reagieren, sondern durch Len-
kungdiezukünftigeEntwicklungzusteuern.
Die potenzielle Entwicklung der
Yangtze-Flussmetropolen
am BeispielWuhan
Um sich das abzeichnende Potenzial zu ver-
gegenwärtigen, kurz die Fakten zu nur einer
einzigen Stadt am Yangtze: Die Millionen-
Metropole Wuhan am Ufer des Yangtze
besteht seit über 3.500 Jahren. Bereits im
Jahr 600 vor unserer Zeitrechnung war sie
ein bedeutendes Handelszentrum mit vie-
len hundertausenden Einwohnern. Aktuell
bringt es Wuhan ganz allein auf eine Wirt-
schaftkraft größer als die von Bangladesch,
Angola und Marokko. Zusätzlich sollen
zwischen 2011 und 2020 ca. 28 Mrd. Dol-
lar zur Erneuerung der Hafen- und Logi-
stikanlagen investiert werden, was die beste-
henden Umschlagskapazitäten verdoppeln
würde. In den letzten beiden Jahren haben
u. a. Honeywell, Ikea, Lenovo und Shang-
hai General Motors für mehrere Milliarden
US-Dollar hier investiert, eine Sonderwirt-
schaftszone ist vorgesehen. Im Dezember
2012 wurde in Wuhan die erste U-Bahn
unter dem Yangtze hindurch eingeweiht,
acht zusätzliche U-Bahn Linien sind bis
2017 geplant, um die erwartete Mehrbe-
völkerung befördern zu können.
Wenn Sie darüber nachdenken, dass es
sich bei Wuhan nur um eine einzige von
über einem Dutzend vergleichbarer (und
zusätzlich potenziell mehrerer hundert
kleinerer) Städte handelt, werden Sie das
Ausmaß der Bedeutung des Entwick-
lungsprojektes des chinesischen Inlands
am Yangtze erkennen.
Die chinesische Staatsführung verspricht
sich von dieser Entwicklungsmaßnahme
die Schaffung einer räumlich ausgewoge-
neren Wirtschaftsentwicklung sowie die
Möglichkeit, die Bevölkerung der Inlands-
provinzen zu höherem Einkommen zu ver-
helfen. Dadurch würde letztlich die Umstel-
lung zu einer konsumorientierten Volks-
wirtschaft eine Eigendynamik erhalten. Um
diesen Plan glaubwürdig umzusetzen und
notwendige Investitionen zu bezahlen, hat
China hinreichend Devisen- und Goldre-
serven angesammelt.
Was bedeutet das für uns?
Ein informierter Berater wäre gut beraten,
sich die Konsequenzen der wahrscheinli-
chen Entwicklung entlang des Yangtze in
allenEinzelheitenzuvergegenwärtigen.Eine
erhebliche Nachfrage zunächst nach Inve-
stitionsgütern würde Hersteller, angefangen
vom deutschen mittelständischen Spezial-
Hersteller bis zum internationalen börsen-
gehandeltenKonzern,wesentlichattraktiver
machen, sobald sich realisierte Nachfrage in
BilanzzahlenundCashflowumsetzt.InFolge
von steigendem verfügbarem Einkommen
vielerMillionenChinesenwürdenKonsum-
und Luxusgüterproduzenten vom kleinen
Edeltäschner bis zum Luxuskonzern wie z.
B. LVMH neue, kaufwillige Märkte vorfin-
den. Agrarprodukte, insbesondere Getreide
und Eiweißvorstufen, würden erhebliche
Nachfrageerfahren.SelbstRandbereichewie
Diamanten und Edelsteine könnten durch
diese Entwicklung zusätzlich profitieren.
Auf der anderen Seite muss sich der gut
informierte Berater vergegenwärtigen, dass,
sofern die beschriebene Entwicklung nicht
oder wesentlich verspätet eintritt, der Nach-
frageausfall der südeuropäischen EU-Län-
der und der stagnierenden Weltwirtschaft
zwischenzeitlich nicht absehbar realwirt-
schaftlich aufgefangen werden kann. In die-
semFallewäremitweiterenmonetärenMaß-
nahmen der westlichen Zentralbanken zu
rechnen, also ein Reiten auf der Welle frisch
gedruckten Geldes – wie bisher. Dazu ein
Warnhinweis: Die Resultate des Versuches,
eine stagnierende Wirtschaft lediglich und
ständig durch Gelddrucken zu retten, lassen
sich durch Lektüre über die letzten Jahre der
Weimarer Republik eindrucksvoll besichti-
gen.
Es liegt daher eine große Hoffnung auf
dem Yangtze; dem Fluss, der die Welt retten
soll. Wirtschaftlich, zumindest.
Christoph Sieciechowicz
Diamanten
„Die neue chinesische Mittelklasse kauft Diamanten – als Schmuck und Juwelen,um ihren
wirtschaftlichen Status zur Schau zu stellen“,so derWirtschaftsnachrichtendienst Bloom-
berg. Und das so kräftig, dass die Preise der meistgekauften Steine, nämlich die mittle-
ren Qualitäten,in den letzten zwei Jahren 24 % zugelegt haben.Seit 2011 sei China der
zweitgrößte Nachfrager nach Diamanten, gleich nach den USA – hauptsächlich für die
vorgenannten mittleren Qualitäten.Während ein lupenreiner Einkaräter um 29.000 Dol-
lar kostet,kostet der Einkaräter der mittleren Benchmark-Kategorie SI1 „nur“ um 7.000
Dollar.30 % des 2012er Diamanten-Umsatzes in China waren SI1-Steine.Auch der Dia-
manten-Markt wird, eventuell derzeit fast ausschließlich, durch China bewegt.Wer auf
dieser Basis in Diamanten investiert, der investiert in dasVertrauen auf stabile Nachfra-
ge aus China. Die glitzernden Steinchen sind dann eher nebensächlich.
Foto:©Jezper-Fotoia.com

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  • 1. LEITTHEMA I DerYangtze 8 „Der Welt fehlt ein Wirtschaftsmotor“, so Siemens-Chef Peter Löscher im Handelsblatt-Interview. 2013 ist, bei genauer Betrachtung, nicht eine einzige wesentliche Ursache der Wirtschaftskrise gelöst worden. Im Gegenteil: Der massive Nachfrageausfall in den südlichen EU-Ländern macht selbst dem Export-Weltmeister zu schaffen. Die Rettung wird wieder einmal von China erhofft, und zwar durch eines der ehrgeizigsten Projekte dieses Jahrhunderts: die Entwicklung des Landesinneren. Dieses Projekt ist derzeit der einzige wesentliche realwirtschaftlich aussichtsreiche neue Nachfragemotor. Am Erfolg dieses Projektes hängt die Welt. Chengdu Chongqing Wan Xian Nanchong Changde DerFluss,derdieWeltrettensoll
  • 2. 9 D die reale Weltwirtschaft ist, nüch- tern gesehen, auf den Knien. Der Nachfrageausfall in Südeuropa wird sich wahrscheinlich über mindestens eine Generation hinziehen, dies bei Jugend- arbeitslosigkeit von derzeit bis zu 60 % ohne Aussicht auf Besserung und gleichzeitigen Rekordinsolvenzen kleiner und mittlerer Unternehmen. In den USA ist eine Gene- ration durch „Student Loans“ (s. Beitrag auf S. 38 ff) mit dem Abzahlen ihrer Studen- tenkredite beschäftigt, dies bei sich rapide verschlechternden Jobperspektiven. Nach aktuellem Tweet von Bill Gross von PIMCO, dem weltgrößten Anleihe-Spezia- listen, strömen monatlich (!) ca. 160 Milli- arden Dollar frisch gedrucktes Geld aus den USA und Japan in die Finanzmärkte. Die Indizes jagen Rekorde, denn irgendwo muss das frisch gedruckte Geld schließlich hin. Professionelle Anleger surfen cool die von den Zentralbanken ausgelösten Wellen, wohl wissend, dass jede Welle einmal bricht und man davor seine Schäfchen im Trocke- nen haben sollte. Was aber ist mit denen, die echteWare gegen echtes Geld verkaufen müssen? Die erwartete Rettung ist – wieder einmal – China. Dort wurde von der chinesischen Regierung das wohl ehrgeizigste wirtschaft- liche Entwicklungsprojekt des Jahrhunderts begonnen: die Entwicklung des Inlands. Dieses Projekt hat wirtschaftliche, politische und soziale Dimensionen, die für uns Deut- sche aufgrund ihrer Größenordnung teil- weise unverständlich, ja widersprüchlich erscheinen. Der erwartete Nachfragesog wird möglicherweise erheblich sein und besonders in Deutschland fürwirtschaftliche Belebung sorgen. In diesem Bericht werden Sie die Gründe für dieses Projekt erfahren, Fotos:©hapa7,eic77,AngeikaBentin,guiyongnian,klickable,chungking-Fotolia.com Shanghai Wuhan Suzhou Jiujiang Hangzhou Nantong Nanchang
  • 3. LEITTHEMA I DerYangtze finanzwelt 03/201310 die Umsetzung nachvollziehen und erken- nen, wie Sie Ihren Kunden deutlich machen können, dass sie davon profitieren können. Die Situation: Das Ende einesWirtschaftsmodells Fast 30 Jahre hat China sich auf ein export- orientiertes Wirtschaftsmodell verlassen, das enormen Kapitalgewinn für den Staat und eine hohe Beschäftigung einbrachte, auf Kosten der Einkommen der arbeitenden Bevölkerung. Über 200 Millionen Arbeits- kräfte sollen vom Land in die Küstenregio- nengewandertsein,umdortihreArbeitskraft anzubieten. Dieses enorme Arbeitskräftere- servoir half, die Arbeitskosten gering zu hal- ten und neue Produktionsstätten blitzartig komplett personell auszustatten. Nun findet Viele Anleger sind nach wie vor verhalten gestimmt, wenn es um Investments in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft geht. China komplett im Portfolio außen vor lassen bedeutet im Umkehrschluss,die veränderten Machtverhältnisse des 21. Jahrhunderts zu ignorieren. Wer in chinesische Aktien inve- stieren will, sollte sich jedoch im Vorfeld mit den individuellen Gegebenheiten der chine- sischen Märkte vertraut machen.Was A-, B- und H-Aktien sind,wissen die wenigsten Inve- storen. Diese Information ist aber relevant, weil nicht alle Aktien für ausländische Anle- ger leicht zu haben sind. Die Chinafonds-Palette von www.finanzen.net listet exakt 224 Aktienfonds auf, die ihren Schwerpunkt auf das Riesenreich gesetzt haben. Hierunter fallen solche,die nur auf dem Fest- land investieren, und jene, die auch in Hong- kong oder sogarTaiwan (Greater China) aktiv sein dürfen. Zwischen den Leistungen des jeweiligen Fondsmanagements im 1-Jahres- rückblick klafft eine große Lücke.Einige Fonds wie der First State Greater China Growth Fund können eine satte Wertentwicklung vorweisen, andere entwickelten sich auch im Vergleich zur Benchmark MSCI China (+12 % auf Jahressicht) unterdurchschnittlich. Der Aberdeen Global Chinese Equity Fund hält entsprechend der Greater China-Anlagephi- losophie mehrheitlich Aktien aus Hongkong und rangiert aktuell im Mittelfeld der China- fonds. Ähnlich positioniert sich der Allianz Hong Kong Equity. Der Fonds konzentriert sich auf Aktien von Unternehmen mit Sitz oder wesentlicher Geschäftstätigkeit in Hong- kong.Auf chinesische Festlandaktien entfallen nur 26,1 %. Finanzaktien und Industriewerte sind mit ca.70 % die dominierenden Branchen des rund 330 Millionen schweren Fonds.Rela- tiv weit oben stehen Aktienfonds aus dem Hause HSBC Global Asset Management. Mandy Chan, Fondsmanagerin des fast „rei- nen“ HSBC GIF Chinese Equity,schlägt mit ihrer Strategie deutlich die Benchmark.Auch sie legt derzeit den Fokus auf die Branchen Finanzindustrie, Energie und Industrietitel. Es gibt aber auch konsumzentrierte Fonds- strategien, in denen China und Hongkong nur eine Beimischung sind. „Chinas Wachstum wird künftig durch den privaten Konsum und technologischen Verbesserungen angetrie- ben“, bemerkte Jian Shi Cortesi, Co-Fonds- managerin des JB Chindonesia Fund der Fondsgesellschaft Swiss & Global Asset Management. So werden Luxusgüter beson- ders inAsien immer beliebter,was denAktien Von den Strukturreformen Chinas profitieren Die ganzeWelt schaut gespannt auf die Entwicklungen im Riesenreich China.Weg von der Exportwirtschaft, hin zur Stärkung der Binnennachfrage. Das sieht der aktuelle 5-Jahres-Plan vor. Investoren können auf vielfältige Weise daran teilhaben. Wissenswertes A-Aktien:Hierunter fallenWertpapiere, die an den Festlandbörsen in Shanghai und Shenz- hen gehandelt werden, dabei allerdings primär chinesischen Investoren vorbehalten sind. B-Aktien:Diese Aktienklasse wird ebenfalls an den Handelsplätzen in Shanghai und Shenz- hen gehandelt.Anders ist hierbei die Währung in US-Dollar. H-Aktien: An der Börse in Hongkong gehandelte chinesische Werte werden auch H-Ak- tien genannt. Der Handel mit diesen Werten steht allen Anlegern offen. Quelle: www.finanzen.net Shanghai Motor Show Die Shanghai Motor Show ist Beweis der Bedeu- tung der reichen Küstenregion Chinas.Wurden früher die neustenTop-Modelle deutscher, eng- lischer und italienischer Edelhersteller bei der IFA in Frankfurt oder Los Angeles der Weltöffent- lichkeit vorgestellt,so findet dies seit einiger Zeit bei der Shanghai Motor Show statt. Lamborghini-Chef StephanWinkelmann präsentiert den Aventador, Shanghai Motor Show 2013. Weltpremiere des Porsche Panamera Hybrid auf der Shanghai Motor Show 2013.
  • 4. 11 das Modell aus drei Gründen sein Ende: Erstens scheint das Arbeitskräfte-Reservoir ausgeschöpft,StreiksundArbeitskämpfeste- henan.ZweitensistdieNachfrageausEuropa und den USA im Zuge der Wirtschaftskrise zusammengebrochen,obsiejewiederkehren wird, steht in den Sternen. Und drittens: Die Widersprüche zwischen der reichen Küsten- region und dem Inland, wo viele Millionen aufSubsistenzniveauleben,drohendasLand zuspalten.EineBeschäftigungskrise,diesbei allein ca. 250 Millionen Wanderarbeitern, wäre der Funken im Pulverfass. Die Größenordnungen sind für Deutsche schwer vorstellbar. Shanghai hat mehr mit Tokyo oder Los Angeles gemeinsam als mit denchinesischenProvinzenimInland.Inden KüstenmetropolenboomenPorsche-undFer- rari-Clubs,wachsenMillionäreundMilliardäre wie Pilze aus dem Boden, zeitweise 3/4 aller Baukräne der Welt waren allein in Shanghai aktiv.LautFinancialTimeswerdenaktuellca. 1/3 aller in Frankreich zum Verkauf stehen- den Weingüter von chinesischen Staatsange- hörigen, zumeist aus den Küstenmetropolen, gekauft. Währenddessen ist in den Inlands- Provinzen die Subsistenzwirtschaft nichts Ungewöhnliches. Zu Deutsch bedeutet dies: Von der Hand in den Mund leben. Die Umstellung auf ein neuesWirtschaftsmodell Um die Widersprüche zu überwinden, setzt die Zentralregierung auf die Umstellung auf ein konsumorientiertes, vom Export unab- hängiges Wirtschaftsmodell, das eine Ver- breiterungderEinkommensbezieherundder VerstetigungderInlandsnachfragealsWachs- tumsträger vorsieht. 2012 war der Anteil des privaten Konsums am chinesischen Brutto- sozialproduktlediglich37%–zumVergleich: in Deutschland waren es 57 %, in den USA sogar ca. 70 %. Um den privaten Konsum zu steigern, bedarf es jedoch mehr Arbeitskräf- te, die dauerhaft höhere verfügbare Einkom- menbeziehen.KernpunktistdieEntwicklung des Inlands, um Beschäftigung und Einkom- men dort zu steigern und einen breiten und ausgeglichenen Wohlstand zu schaffen. DerYangtze – der zukünftige „zweite Küstenstreifen“ Chinas Aufgrund der Größe Volksrepublik China soll die Entwicklung zunächst entlang des
  • 5. LEITTHEMA I DerYangtze 12 Flusses Yangtze erfolgen, der über 6.418 Kilometer vom tibetanischen Plateau bis zur Shanghaier Küstenregion China wirt- schaftlich verbindet. In seinem Norden lie- gen Kornkammern und Kohlegebiete, im Süden die Anbaugebiete von Reis, Tee, Baumwolle und Holz. Der Yangtze verbin- det 19 chinesische Provinzen und berührt das Leben von mehr Menschen, als in Russ- land und die USA zusammengenommen leben. Allein neun Provinzhauptstädte lie- gen am Yangtze, u. a. Chongqing, der mit 28 Millionen Einwohnern größten Stadt der Welt, oder Suzhou und Hangzou mit jeweils 10 Millionen, bis zu Nanchang mit ca. 5 Millionen Einwohnern. Hinzu kom- men zahllose kleinere Städte. Namen, die man sich wird merken müssen. Die Region an den Ufern des Yangtze soll nach dem Willen der chinesischen Staatsführung der „zweite Küstenstreifen“ Chinas werden. Der aktuelle Fünfjahres- plan sieht eine Reihe von Maßnahmen zur gesteuerten Ansiedlung von Industrie und dem Ausbau von städtischen- und Hafen- kapazitäten vor. So sollen z. B. nach Mittei- lung des chinesischen Transportministeri- ums 200 Mrd. Yuan (ca. 32 Mrd. US-Dol- lar)alleinfürHafenerweiterungeninvestiert werden. Es sind zahlreiche Sonderwirt- schaftszonen wie u. a. die „Liangjiang New Area“ bei Chongqing, die „East Lake Zone“ bei Wuhan und „861 Plan“ bei Anhui für Industrie- und Hightech- Ansiedlungen in für deutsche Begriffe monumentalen Aus- maßen vorgesehen. Man erkennt darin den Ansatz der chinesischen Führung, nicht auf Nachfrage zu reagieren, sondern durch Len- kungdiezukünftigeEntwicklungzusteuern. Die potenzielle Entwicklung der Yangtze-Flussmetropolen am BeispielWuhan Um sich das abzeichnende Potenzial zu ver- gegenwärtigen, kurz die Fakten zu nur einer einzigen Stadt am Yangtze: Die Millionen- Metropole Wuhan am Ufer des Yangtze besteht seit über 3.500 Jahren. Bereits im Jahr 600 vor unserer Zeitrechnung war sie ein bedeutendes Handelszentrum mit vie- len hundertausenden Einwohnern. Aktuell bringt es Wuhan ganz allein auf eine Wirt- schaftkraft größer als die von Bangladesch, Angola und Marokko. Zusätzlich sollen zwischen 2011 und 2020 ca. 28 Mrd. Dol- lar zur Erneuerung der Hafen- und Logi- stikanlagen investiert werden, was die beste- henden Umschlagskapazitäten verdoppeln würde. In den letzten beiden Jahren haben u. a. Honeywell, Ikea, Lenovo und Shang- hai General Motors für mehrere Milliarden US-Dollar hier investiert, eine Sonderwirt- schaftszone ist vorgesehen. Im Dezember 2012 wurde in Wuhan die erste U-Bahn unter dem Yangtze hindurch eingeweiht, acht zusätzliche U-Bahn Linien sind bis 2017 geplant, um die erwartete Mehrbe- völkerung befördern zu können. Wenn Sie darüber nachdenken, dass es sich bei Wuhan nur um eine einzige von über einem Dutzend vergleichbarer (und zusätzlich potenziell mehrerer hundert kleinerer) Städte handelt, werden Sie das Ausmaß der Bedeutung des Entwick- lungsprojektes des chinesischen Inlands am Yangtze erkennen. Die chinesische Staatsführung verspricht sich von dieser Entwicklungsmaßnahme die Schaffung einer räumlich ausgewoge- neren Wirtschaftsentwicklung sowie die Möglichkeit, die Bevölkerung der Inlands- provinzen zu höherem Einkommen zu ver- helfen. Dadurch würde letztlich die Umstel- lung zu einer konsumorientierten Volks- wirtschaft eine Eigendynamik erhalten. Um diesen Plan glaubwürdig umzusetzen und notwendige Investitionen zu bezahlen, hat China hinreichend Devisen- und Goldre- serven angesammelt. Was bedeutet das für uns? Ein informierter Berater wäre gut beraten, sich die Konsequenzen der wahrscheinli- chen Entwicklung entlang des Yangtze in allenEinzelheitenzuvergegenwärtigen.Eine erhebliche Nachfrage zunächst nach Inve- stitionsgütern würde Hersteller, angefangen vom deutschen mittelständischen Spezial- Hersteller bis zum internationalen börsen- gehandeltenKonzern,wesentlichattraktiver machen, sobald sich realisierte Nachfrage in BilanzzahlenundCashflowumsetzt.InFolge von steigendem verfügbarem Einkommen vielerMillionenChinesenwürdenKonsum- und Luxusgüterproduzenten vom kleinen Edeltäschner bis zum Luxuskonzern wie z. B. LVMH neue, kaufwillige Märkte vorfin- den. Agrarprodukte, insbesondere Getreide und Eiweißvorstufen, würden erhebliche Nachfrageerfahren.SelbstRandbereichewie Diamanten und Edelsteine könnten durch diese Entwicklung zusätzlich profitieren. Auf der anderen Seite muss sich der gut informierte Berater vergegenwärtigen, dass, sofern die beschriebene Entwicklung nicht oder wesentlich verspätet eintritt, der Nach- frageausfall der südeuropäischen EU-Län- der und der stagnierenden Weltwirtschaft zwischenzeitlich nicht absehbar realwirt- schaftlich aufgefangen werden kann. In die- semFallewäremitweiterenmonetärenMaß- nahmen der westlichen Zentralbanken zu rechnen, also ein Reiten auf der Welle frisch gedruckten Geldes – wie bisher. Dazu ein Warnhinweis: Die Resultate des Versuches, eine stagnierende Wirtschaft lediglich und ständig durch Gelddrucken zu retten, lassen sich durch Lektüre über die letzten Jahre der Weimarer Republik eindrucksvoll besichti- gen. Es liegt daher eine große Hoffnung auf dem Yangtze; dem Fluss, der die Welt retten soll. Wirtschaftlich, zumindest. Christoph Sieciechowicz Diamanten „Die neue chinesische Mittelklasse kauft Diamanten – als Schmuck und Juwelen,um ihren wirtschaftlichen Status zur Schau zu stellen“,so derWirtschaftsnachrichtendienst Bloom- berg. Und das so kräftig, dass die Preise der meistgekauften Steine, nämlich die mittle- ren Qualitäten,in den letzten zwei Jahren 24 % zugelegt haben.Seit 2011 sei China der zweitgrößte Nachfrager nach Diamanten, gleich nach den USA – hauptsächlich für die vorgenannten mittleren Qualitäten.Während ein lupenreiner Einkaräter um 29.000 Dol- lar kostet,kostet der Einkaräter der mittleren Benchmark-Kategorie SI1 „nur“ um 7.000 Dollar.30 % des 2012er Diamanten-Umsatzes in China waren SI1-Steine.Auch der Dia- manten-Markt wird, eventuell derzeit fast ausschließlich, durch China bewegt.Wer auf dieser Basis in Diamanten investiert, der investiert in dasVertrauen auf stabile Nachfra- ge aus China. Die glitzernden Steinchen sind dann eher nebensächlich. Foto:©Jezper-Fotoia.com