1. Presseinformation
Stuttgart, 21. September 2011
von Arnim E. Kogge
Die Marktmeinung aus Stuttgart
Die Schwankungen an den Aktienmärkten nehmen zu
Die Ratingagenturen haben Italien herabgestuft und
Griechenland bleibt weiter eine Hängepartie, da es auf neue
Finanzhilfen wartet. Zwar spricht die Troika aus EZB, IWF und
EU-Kommission, die in Griechenland vor Ort die Einsparungen
prüft, von produktiven Gesprächen und es sieht sogar nach einer
Einigung aus, diese dürfte aber nach den bisherigen Erfahrungen
unbefriedigend bleiben. Die Warnung des IWF, dass die
Weltwirtschaft insgesamt in einer gefährlichen Phase sei, hat die
Aktienmärkte bisher nicht beeindruckt. Im Gegenteil, nachdem
der DAX zu Beginn dieser Woche unter 5.400 Punkte gerutscht
war, zog er am Dienstag gute 150 Punkte an und genauso wird
er auch wieder zurückfallen. Die Märkte werden zurzeit von
institutionellen, kurzfristig denkenden Investoren beherrscht, die
an schnellen Gewinnmitnahmen interessiert sind. Am Mittwoch
geht auch die Sitzung der US-Notenbank zu Ende und es gibt
wieder neue Spekulationen auf zusätzliche Konjunkturhilfen der
Fed. In Europa bleibt auch das Thema Eurobonds präsent. Hier
steht Deutschland und insbesondere der Bundesbankchef Jens
Weidmann mit der Verweigerung dieser Anleihen alleine da. Alle
anderen scheinen nun diese Anleihen als Patentrezept zu
empfinden. In diese Unsicherheit passt es, dass auch bei den
Umfragen, wie zuletzt beim ZEW-Konjunkturindex, die Analysten
ihre Zuversicht zurücknehmen und die Konjunkturerwartungen
auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2008 liegen. Dabei
.
.
2. kann Deutschland nach wie vor ein zwar zurückgehendes, aber
doch positives Wirtschaftswachstum aufweisen. Damit bleibt zu
hoffen, dass die Lage sich nicht von der Stimmung allzu sehr
nach unten ziehen lässt. Die sehr starken Schwankungen der
Aktienmärkte spiegeln genau diese Verunsicherung wider. Zwar
hat der DAX seine Widerstandslinie von 5.500 Punkten kurzfristig
überschritten. Es ist aber zu erwarten, dass er die nächste Marke
bei 5.800 Punkten nicht erreichen kann, bevor er nicht abermals
in Richtung 5.250 Punkte zurückfällt. Der Euro Stoxx bleibt im
Großen und Ganzen in seinem seitwärts gerichteten
Schwankungskanal, der zwischen 2.050 Punkten und 2.280
Punkten liegt. Auch der Dow-Jones-Index hat bisher seine
Seitwärtsrichtung trotz der Schwankungen nicht verlassen und
liegt in der Bandbreite zwischen 10.500 und 11.500 Punkten.
Die augenblickliche Entspannung bei den Anlegern an den
Aktienmärkten beruht zum einen auf der schon erwähnten
Sitzung der US-Notenbank und deren Diskussion darüber, die
Konjunktur mit einer weiteren geldpolitischen Lockerung
anzukurbeln. Und zum anderen darauf, dass es in Europa zu
einer Rettung Griechenlands vor der Pleite kommen könnte.
Beides dürfte sich als Trugschluss herausstellen. Die USA
werden sicherlich nur sehr vorsichtig agieren, denn nachweislich
hat die bisherige Geldschwemme es nicht geschafft, die USA
vom Rande der Rezession wegzureißen, und in Europa wird das
politische Geplänkel ebenfalls weiter anhalten. Es wird auf Zeit
gespielt, in der Hoffnung, dass die Sparmaßnahmen in zwölf
Monaten wirkliche Ergebnisse zeigen können, so dass keine
einschneidenden Entscheidungen getroffen werden. Insofern
bleiben die Aktienmärkte weiter verunsichert, der Aufschwung
dürfte insbesondere für Deutschland dann eintreten, wenn
festgestellt werden kann, dass es der
Wirtschaftswachstumslokomotive auch 2012 wieder gelingen
wird, mit positiven Zahlen aufzuwarten. Dieses Szenario ist gar
2
3. nicht so unwahrscheinlich, denn viele Branchen zeigen auf 18-
Monats-Sicht volle Auftragsbücher. Dahingehend sollten sich die
Anleger bei den augenblicklichen Schwankungen etwas
zurückhalten. In festverzinslichen Anlagen ist eine Streuung
außerhalb des Euros durchaus sinnvoll. Hier bieten sich die
skandinavischen Währungen genauso wie der Canada- oder
Austral-Dollar an. Im Aktienbereich sind Käufe erst wieder ab
einem DAX-Stand von unter 5.250 Punkten sinnvoll. Sollte
kurzfristig eine Euphorie ausbrechen und den DAX über 6.000
Punkte treiben, sind eher Verkäufe angebracht. Ansonsten
bleiben wir für die Branchen Pharma und Gesundheitswesen
übergewichtet, sehen aber auf dem aktuellen Niveau auch die
Branche Energie positiv und hier insbesondere Royal Dutch und
das kanadische Gasunternehmen ENCANA.
Kontakt für den Leser:
Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG
Arnim E. Kogge
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