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Derek und Michelle Brookes
HELDEN AUF
DEM BAUERNHOF
Oh, mein Kücken!«, entfuhr
es der Mutterhenne. »Wo ist
denn diese Schlingelin wieder, auf
der ich so geduldig gesessen bin,
bis sie zum Schlüpfen bereit war?
Noch letzte Woche war sie nur
eine Ei und nun rennt sie
schon davon! Wuuuusch! So
schnell geht das!
Das kleine Kücken Jenny
war hinausgangen, um ihre
erstaunliche neue Welt zu
erkunden. Sie hatte keine
Zeit, herumzusitzen und sich
mit den anderen Hühnern zu
langweilen.
Da war Mama Henne, die scheinbar
die ganze Zeit damit verbrachte, über ihr
Kücken zu wachen, und da war der stolze
Papa Hahn, der stets besorgt darum war,
zur Zeit zu sein und jeden Morgen für
die Leute zu krähen, damit sie rechtzeitig
aufwachten.
Du meine Güte, da kräht er schon wieder! murmelte Jenny
zu sich selber. Da gehöre ich nicht hin. Ich will Abenteuer,
Aufregung und Spaß. Ich will dahin gehen, wo etwas läuft. Ich
weiß ja schon, dass Mama gesagt hat, ich solle nahe bei ihr
bleiben, aber dieses enge Hühnergehege ist nichts für mich!
Kückürücküüüüüüüüü!
– Und schon war sie weg! Sie eilte
schnurstracks auf den alten Holzzaun
zu, der den Vorhof umringte. Ich
wundere mich, was es auf der anderen
Seite gibt? Wahrscheinlich ist es dort
viel aufregender als hier drin!
Plötzlich machte Jen­
ny vor Schreck einen Satz
rück­wärts. Sie schaute auf
und sah Bello, den bös
aussehen­den Hund, der das
Tor bewachte. Er bellte und
knurrte sie so laut an, dass
die arme Jenny ihre Beine
nicht mehr spürte und wie
versteinert dastand. Ganz
steif vor Angst rührte sie
sich nicht vom Fleck und
schaute auf dieses riesige
Biest, das weit über sie hin­
ausragte. Ja, nur schon sein
Maul war so groß wie sie!
HILFE!
Mama, Hilfe!
Rette mich!
»Hilfe, Mama! Rette mich!«, piepste
sie, als sie endlich wieder einen Laut
von sich brachte. Zum guten Glück
hatte ihre Mama sie bereits gesehen
und war ihr zu Hilfe geeilt. Sie fing
ganz laut an zu gackern, sträubte
ihre Federn von sich und flappte wie
wild mit den Flügeln. Mit dem Lärm
und all dem Getue lenkte sie Bello
lang genug ab, damit Jenny zurück in
den sicheren Hof laufen konnte.
Knurr!
Wuff, wuff!
Knurrrr!
»Oh, Mama, er war so riesig
und furchteinflößend und ...«
Jenny brach in Tränene aus
und ihre Knie schlotterten.
Mama Henne legte ihren
Flügel um sie, um sie zu
trösten und zu beruhigen.
»Mach dir keine Sorgen um
ihn. Er sieht schon groß und
furchterregend aus, ist aber
einfach ein gries­grämiger
alter Hund. Er meint es nicht
böse, doch ist es seine
Aufgabe, uns und den Bauern
vor Fremden zu beschützen.
»Aber warum musste er mich
so anbellen und fürcherlich drein­
schauen?«, weinte die kleine Jenny.
»Er wollte nicht, dass du vor das
Tor rennen und dich verlieren oder
gar von einer herumstreunenden
Katze gefressen würdest.«
»Oh!«, meinte Jenny erstaunt. Sie war jetzt so dank­
bar, dass sie eine besorgte Mutter hatte, die über sie
wachte. Nun weiß ich, warum Mama mir gesagt hat, ich
solle nahe bei ihr bleiben und nicht wegrennen, dachte
Jenny.
In dem Moment fing es an zu regnen. Mit lautem platsch,
platsch fielen die Tropfen und weichten den Hof langsam
auf. Aber Jenny hatte keine Angst; sie wurde nicht einmal
nass, denn sie war von Mamas Flügel beschirmt.
Der Regen prasselte eine geraume Weile her­nie­
der und Mama Henne machte sich Sorgen, denn es
begannen sich immer mehr große Tümpel im Vorhof
zu bilden.
»Oh nein! Der Blitz hat das Haus
des Bauern Meier getroffen!«,
wieherte Molly, die Stute.
Nach einiger Zeit ließ der Regen nach, aber da
zuckte plötzlich ein Blitz vom Himmel herunter,
der nahe beim Bauernhof einschlug.
Bald sahen alle Tiere des Hofes, wie Flammen aus der
Hinterseite des Nachbarhauses emporstiegen. Dann wehte
der Rauch hinüber und man konnte den Brand riechen.
»Was können wir nur tun? Was ist, wenn Bauer Meier
noch im Haus ist? Wir müssen ihn retten!«, muhte die Kuh.
»Ich hab's!«, meldete sich Papa Hahn. »Wir können um
Hilfe rufen. Wenn wir so viel Lärm wie möglich machen,
hören uns die andern Nachbarn vielleicht und kommen
hinüber, um zu helfen das Feuer zu löschen!«
»Gute Idee!«, waren sich die Tiere einig.
Alle zusammen finge sie an lauf zu rufen:
Dem Ackergaul, George, gelang es, die Stalltüre mit
einem Tritt zu öffnen. Er wieherte und bockte mit ganzer
Kraft und fing an, über den ganzen Hof herumzu­galop­
pieren und Krach zu machen.
Grunz, grunz!
Wieieher, wieher!
Kückürücküüüüüüüüü!Wuff, wuwuff!
Muuuh, muh!
»Bleib nahe bei
mir, dann brauchst
du keine Angst zu
haben. Das Beste,
was wir jetzt tun
können, ist beten
und abwarten«, flüs­
terte Mama Henne
ihrer Jenny zu.
Mama Henne wisperte noch: »Lieber Jesus, bitte
beschütze den Bauern. Hilf, dass jemand uns hört,
und herüberkommt, um zu helfen.«
»Mama! Was geschieht denn da?«, ängstigte sich
Jenny, die einen Blick aufs Feuer warf, das sich nun
auf die Vorderseite des Hauses auszubreiten schien.
In den dunkeln Wolken am Himmel rumpelte es, und
ein Blitz zuckte in der Ferne. Der Wind fachte die Flam­
men weiter an und sandte den Rauch wirbelnd in die Luft.
Du meine Güte, bin ich froh, dass ich nicht da draußen
im Sturm bin! Ich bin so dankbar für einen sicheren Platz.
Nie mehr werde ich allein wegrennen, dachte Jenny.
»Was soll denn all die Aufregung, frage
ich mich?«, sagte er zu seiner Frau. Aber
dann sah er schon die aufsteigenden
Rauchschwaden.
Im Nachbarshaus
saß Herr Braun mit
seiner Frau am Kü­
chentisch und trank
eine Tasse Kaffee, als
der ungewöhnliche,
tumultartige Lärm von
der anderen Seite der
Straße seine Aufmerk­
samkeit weckte. Als
er aus dem Fenster
schaute, sah er das
Pferd seines Nach­
barn, wie es herumga­
loppierte und wie wild
wieherte und um sich
schlug.
»Schnell, Mama!«, rief er seiner Frau zu. »Ruf die Feuer­
wehr an. Die Löschwagen müssen sofort her, die Meiers sind
in Gefahr.« So schnell er konnte, rannte er zu seinem Auto,
sprang in den Pickup und fuhr rasch zu Bauer Meier rüber.
Minutes später konnte man
das Heulen der Sirenen hören.
Zwei Löschwagen der Feuer­
wehr kamen zur Unglücksstelle
und began­nen sofort, das Feu­
er zu löschen. Bauer Meier und
seine ganze Familie waren im
zweiten Stock eingeschlossen
und konnten noch im letzten
Moment gerettet werden.
Die Feuerwehrleute halfen ihnen, durch eine kleines
Fenster zu entkommen und sich über die lange Feuer­
wehrleiter hinunter in Sicherheit zu bringen. Das Haus litt
großen Schaden, aber ihr Leben und der Rest des Hofes
konnten gerettet werden.
»Wie kann ich euch je genug danken?«, bemerkte
Bauer Meier zu Herr Braun und seiner Frau.
»Nun, Herr Meier, es waren ihre eigenen Tiere, die Sie
gerettet haben,«, antwortete er, während er über Georges
goldene Mähne strich. »Ich hätte nichts bemerkt, hätte
ich sie nicht so einen fürchterlichen Lärm machen
hören.«
»Wieiehieh« wieherte
George laut, als Bauer
Meier lachend sein Nase
streichelte.
»Ja, ich habe meinen
Hof immer noch und
einige wunderbare Tiere,
auf die ich stolz bin. Gott
sei Dank!«
»Jesus hat dein Gebet beant­
wortet, nicht wahr, Mama?«, meinte
Jenny.
»Kein Zweifel,« antwortete seine
Mutter, »das hat Er wirklich!«
Die anderen Tiere schauten hocherfreut zu. Sie waren
alle so froh, dass sie ihren Teil beigetragen hatten,
ihren Bauern, seine Familie und seinen Hof zu retten.
Die kleine Jenny schaute unter dem Flügel ihrer Mutter
hervor, und sah, dass alles wieder in Ordnung war.
Sogar der alte, griesgrämige Bello wedelte freudig mit
seinem Schwanz.
Helden auf dem bauernhof

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Angewandte Philosophie an der Universität Duisburg-Essen.
 

Helden auf dem bauernhof

  • 1. Derek und Michelle Brookes HELDEN AUF DEM BAUERNHOF
  • 2.
  • 3. Oh, mein Kücken!«, entfuhr es der Mutterhenne. »Wo ist denn diese Schlingelin wieder, auf der ich so geduldig gesessen bin, bis sie zum Schlüpfen bereit war? Noch letzte Woche war sie nur eine Ei und nun rennt sie schon davon! Wuuuusch! So schnell geht das!
  • 4. Das kleine Kücken Jenny war hinausgangen, um ihre erstaunliche neue Welt zu erkunden. Sie hatte keine Zeit, herumzusitzen und sich mit den anderen Hühnern zu langweilen.
  • 5. Da war Mama Henne, die scheinbar die ganze Zeit damit verbrachte, über ihr Kücken zu wachen, und da war der stolze Papa Hahn, der stets besorgt darum war, zur Zeit zu sein und jeden Morgen für die Leute zu krähen, damit sie rechtzeitig aufwachten.
  • 6. Du meine Güte, da kräht er schon wieder! murmelte Jenny zu sich selber. Da gehöre ich nicht hin. Ich will Abenteuer, Aufregung und Spaß. Ich will dahin gehen, wo etwas läuft. Ich weiß ja schon, dass Mama gesagt hat, ich solle nahe bei ihr bleiben, aber dieses enge Hühnergehege ist nichts für mich! Kückürücküüüüüüüüü!
  • 7. – Und schon war sie weg! Sie eilte schnurstracks auf den alten Holzzaun zu, der den Vorhof umringte. Ich wundere mich, was es auf der anderen Seite gibt? Wahrscheinlich ist es dort viel aufregender als hier drin!
  • 8. Plötzlich machte Jen­ ny vor Schreck einen Satz rück­wärts. Sie schaute auf und sah Bello, den bös aussehen­den Hund, der das Tor bewachte. Er bellte und knurrte sie so laut an, dass die arme Jenny ihre Beine nicht mehr spürte und wie versteinert dastand. Ganz steif vor Angst rührte sie sich nicht vom Fleck und schaute auf dieses riesige Biest, das weit über sie hin­ ausragte. Ja, nur schon sein Maul war so groß wie sie!
  • 9. HILFE! Mama, Hilfe! Rette mich! »Hilfe, Mama! Rette mich!«, piepste sie, als sie endlich wieder einen Laut von sich brachte. Zum guten Glück hatte ihre Mama sie bereits gesehen und war ihr zu Hilfe geeilt. Sie fing ganz laut an zu gackern, sträubte ihre Federn von sich und flappte wie wild mit den Flügeln. Mit dem Lärm und all dem Getue lenkte sie Bello lang genug ab, damit Jenny zurück in den sicheren Hof laufen konnte. Knurr! Wuff, wuff! Knurrrr!
  • 10. »Oh, Mama, er war so riesig und furchteinflößend und ...« Jenny brach in Tränene aus und ihre Knie schlotterten. Mama Henne legte ihren Flügel um sie, um sie zu trösten und zu beruhigen. »Mach dir keine Sorgen um ihn. Er sieht schon groß und furchterregend aus, ist aber einfach ein gries­grämiger alter Hund. Er meint es nicht böse, doch ist es seine Aufgabe, uns und den Bauern vor Fremden zu beschützen.
  • 11. »Aber warum musste er mich so anbellen und fürcherlich drein­ schauen?«, weinte die kleine Jenny. »Er wollte nicht, dass du vor das Tor rennen und dich verlieren oder gar von einer herumstreunenden Katze gefressen würdest.«
  • 12. »Oh!«, meinte Jenny erstaunt. Sie war jetzt so dank­ bar, dass sie eine besorgte Mutter hatte, die über sie wachte. Nun weiß ich, warum Mama mir gesagt hat, ich solle nahe bei ihr bleiben und nicht wegrennen, dachte Jenny.
  • 13. In dem Moment fing es an zu regnen. Mit lautem platsch, platsch fielen die Tropfen und weichten den Hof langsam auf. Aber Jenny hatte keine Angst; sie wurde nicht einmal nass, denn sie war von Mamas Flügel beschirmt.
  • 14. Der Regen prasselte eine geraume Weile her­nie­ der und Mama Henne machte sich Sorgen, denn es begannen sich immer mehr große Tümpel im Vorhof zu bilden.
  • 15. »Oh nein! Der Blitz hat das Haus des Bauern Meier getroffen!«, wieherte Molly, die Stute. Nach einiger Zeit ließ der Regen nach, aber da zuckte plötzlich ein Blitz vom Himmel herunter, der nahe beim Bauernhof einschlug.
  • 16. Bald sahen alle Tiere des Hofes, wie Flammen aus der Hinterseite des Nachbarhauses emporstiegen. Dann wehte der Rauch hinüber und man konnte den Brand riechen. »Was können wir nur tun? Was ist, wenn Bauer Meier noch im Haus ist? Wir müssen ihn retten!«, muhte die Kuh. »Ich hab's!«, meldete sich Papa Hahn. »Wir können um Hilfe rufen. Wenn wir so viel Lärm wie möglich machen, hören uns die andern Nachbarn vielleicht und kommen hinüber, um zu helfen das Feuer zu löschen!« »Gute Idee!«, waren sich die Tiere einig.
  • 17. Alle zusammen finge sie an lauf zu rufen: Dem Ackergaul, George, gelang es, die Stalltüre mit einem Tritt zu öffnen. Er wieherte und bockte mit ganzer Kraft und fing an, über den ganzen Hof herumzu­galop­ pieren und Krach zu machen. Grunz, grunz! Wieieher, wieher! Kückürücküüüüüüüüü!Wuff, wuwuff! Muuuh, muh!
  • 18. »Bleib nahe bei mir, dann brauchst du keine Angst zu haben. Das Beste, was wir jetzt tun können, ist beten und abwarten«, flüs­ terte Mama Henne ihrer Jenny zu. Mama Henne wisperte noch: »Lieber Jesus, bitte beschütze den Bauern. Hilf, dass jemand uns hört, und herüberkommt, um zu helfen.« »Mama! Was geschieht denn da?«, ängstigte sich Jenny, die einen Blick aufs Feuer warf, das sich nun auf die Vorderseite des Hauses auszubreiten schien.
  • 19. In den dunkeln Wolken am Himmel rumpelte es, und ein Blitz zuckte in der Ferne. Der Wind fachte die Flam­ men weiter an und sandte den Rauch wirbelnd in die Luft. Du meine Güte, bin ich froh, dass ich nicht da draußen im Sturm bin! Ich bin so dankbar für einen sicheren Platz. Nie mehr werde ich allein wegrennen, dachte Jenny.
  • 20. »Was soll denn all die Aufregung, frage ich mich?«, sagte er zu seiner Frau. Aber dann sah er schon die aufsteigenden Rauchschwaden. Im Nachbarshaus saß Herr Braun mit seiner Frau am Kü­ chentisch und trank eine Tasse Kaffee, als der ungewöhnliche, tumultartige Lärm von der anderen Seite der Straße seine Aufmerk­ samkeit weckte. Als er aus dem Fenster schaute, sah er das Pferd seines Nach­ barn, wie es herumga­ loppierte und wie wild wieherte und um sich schlug.
  • 21. »Schnell, Mama!«, rief er seiner Frau zu. »Ruf die Feuer­ wehr an. Die Löschwagen müssen sofort her, die Meiers sind in Gefahr.« So schnell er konnte, rannte er zu seinem Auto, sprang in den Pickup und fuhr rasch zu Bauer Meier rüber.
  • 22. Minutes später konnte man das Heulen der Sirenen hören. Zwei Löschwagen der Feuer­ wehr kamen zur Unglücksstelle und began­nen sofort, das Feu­ er zu löschen. Bauer Meier und seine ganze Familie waren im zweiten Stock eingeschlossen und konnten noch im letzten Moment gerettet werden.
  • 23. Die Feuerwehrleute halfen ihnen, durch eine kleines Fenster zu entkommen und sich über die lange Feuer­ wehrleiter hinunter in Sicherheit zu bringen. Das Haus litt großen Schaden, aber ihr Leben und der Rest des Hofes konnten gerettet werden.
  • 24. »Wie kann ich euch je genug danken?«, bemerkte Bauer Meier zu Herr Braun und seiner Frau. »Nun, Herr Meier, es waren ihre eigenen Tiere, die Sie gerettet haben,«, antwortete er, während er über Georges goldene Mähne strich. »Ich hätte nichts bemerkt, hätte ich sie nicht so einen fürchterlichen Lärm machen hören.«
  • 25. »Wieiehieh« wieherte George laut, als Bauer Meier lachend sein Nase streichelte. »Ja, ich habe meinen Hof immer noch und einige wunderbare Tiere, auf die ich stolz bin. Gott sei Dank!«
  • 26.
  • 27. »Jesus hat dein Gebet beant­ wortet, nicht wahr, Mama?«, meinte Jenny. »Kein Zweifel,« antwortete seine Mutter, »das hat Er wirklich!« Die anderen Tiere schauten hocherfreut zu. Sie waren alle so froh, dass sie ihren Teil beigetragen hatten, ihren Bauern, seine Familie und seinen Hof zu retten. Die kleine Jenny schaute unter dem Flügel ihrer Mutter hervor, und sah, dass alles wieder in Ordnung war. Sogar der alte, griesgrämige Bello wedelte freudig mit seinem Schwanz.