Futterwiesenexperte Johann Humer stellt Mittel und Wege vor, mit denen die Ampferausbreitung im Grünland zu stoppen ist. Neben der direkten Ampferbekämpfung ist auch der Einsaat besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Der Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) ist in vielen Futterwiesen ein lästiges Unkraut, das aber durch die heutigen Mittel völlig beherrschbar ist. Da er seine Keimfähigkeit bei der Verdauung und in Wirtschaftsdüngern nicht nennenswert verliert, gelangt er vor allem bei der Gülledüngung immer wieder auf das Grünland. Schon beim ersten Aufwuchs ist es wichtig, den Ampfer nicht aussamen zu lassen.
Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Duisburg-Essen
HUMER Ampferbekämpfung – jährliche Routine für hochwertiges Wiesenfutter 2015 BZ
1. E
in lästiges Unkraut – der
Stumpfblättrige Amp-
fer (Rumex obtusifoli-
us) ist mit heutigen Mitteln
zwar völlig beherrschbar,
da er aber seine Keimfähig-
keit bei der Verdauung und
in Wirtschaftsdüngern nicht
nennenswert verliert, gelangt
er vor allem bei der Gülledün-
gung immer wieder auf das
Grünland. Schon beim ersten
Aufwuchs ist es wichtig, den
Ampfer nicht aussamen zu
lassen. Um den Ampfer unter
Kontrolle zu halten, bestehen
folgende Möglichkeiten:
• konkurrenzstarke Futter-
bestände etablieren,
• mechanische Methoden
wie Ausziehen, Ausstechen
und Ausgraben, sowie
• Punktbehandlungen mit
chemischen Mitteln.
Wüchsige Futtergräser,
gute Nährstoffversorgung
Futterbestände sollte man
immer wieder beobachten, da-
mit sich lästiges Unkraut nicht
unkontrolliert ausbreitet. Die
nachhaltigste Ampferbekämp-
fung ist dabei, leistungsstarke
und gutwüchsige Futtergräser
zu etablieren und diese gut
mit Nährstoffen zu versorgen.
Kommen Ampferpflan-
zen dennoch in die Höhe, so
verhindert ein wiederholter
Schnitt oder das Ausreißen
der Ampferpflanzen vor der
Blüte das Aussamen und
bremst die rasche Ausbrei-
tung. Eine mehrfach punktu-
ell wiederholte Ampfermahd
unterdrückt vor allem große
Ampferstöcke und ihre Aus-
breitung.
Gelegentliches Ausziehen
ist kaum zufriedenstellend
Das gelegentliche, bloß
händische Ausziehen oder
Ausmähen des Ampfers ist
selten zufriedenstellend. Beim
Ausziehen reißt die Wurzel
leicht ab und treibt weiter. Das
gilt auch für zu seichtes Aus-
graben. Das händische Auszie-
hen ist nur bei neu eingesäten
Flächen und bei feuchteren
Bodenverhältnissen sinnvoll.
Wirksamer ist dagegen das
Ausstechen mit dem Ampfer-
eisen. Bei geringem Besatz
kann diese Methode die Aus-
breitung eindämmen. Bei
stärkerem Ampferbesatz wird
der Arbeitsaufwand allerdings
sehr groß.
Punktbehandlung mit
Wuchsstoffmitteln
Wichtigste Maßnahme,
um den Ampfer in Schach zu
halten, ist deshalb die Punkt-
behandlung mit Wuchsstoff-
mitteln im Frühjahr. Dies be-
währt sich, wenn der Ampfer
erst vereinzelt und noch nicht
in Massen auftritt. Der richtige
Anwendungszeitpunkt ist ge-
geben, wenn sich die Blätter
soeben breit entfaltet haben.
Bei konsequenter jährlicher
Anwendung ist der Ampfer
mit der Punktbehandlung gut
beherrschbar. Der Vorteil der
Wuchsstoffmittel ist, dass sie
schon nach wenigen Stun-
den ihre welkende Wirkung
zeigen. So können beispiels-
weise die bei einer Vormit-
tagsanwendung übersehenen
Pflanzen noch am selben
Tag nachbehandelt werden.
Es werden auch Farbstoffe
zur Markierung behandelter
Pflanzen angeboten.
Die Punktbehandlung ist
prinzipiell vom Frühjahr bis
zum Herbst möglich. Alle
Ampfermittel außer Dicopur-
Mittel haben eine sehr gute
Wirksamkeit (siehe Tabelle
„Zulässige Herbizide ...“). Vor-
teilhaft ist ein Spritzschirm,
der den Restbestand schont
und die Lückenbildung ver-
ringert. Die Herstellerangaben
zur Anwendung sind wie bei
allen Herbiziden Cross Com-
pliance konform zu beachten.
Flächenbehandlungen
nur im Herbst
Vor einer Flächenbehand-
lung mit chemischen Mitteln
ist im Frühjahr abzuraten, da
hierbei auch viele andere Wie-
senkräuter zu schaden kämen
und unnötig Ertrag verloren
ginge. Flächenbekämpfungen
kommen nur für Spezialisten
mit Erfahrung infrage. Auch
das Abstreifverfahren erfor-
dert insbesondere im Frühjahr
Spezialerfahrungen, damit der
Futterbestand nicht geschä-
digt wird. Die optimale Zeit
für die Flächenbekämpfung
ist der Herbst.
Wirksamkeit von drei
bis fünf Jahren
Eine chemische Ampfer-
bekämpfung ist jedenfalls
im Anwendungsjahr voll
wirksam. In der Regel hält
die Ampfer unterdrückende
Wirkung etwa drei bis fünf
Jahre an. Danach siedeln si-
cher wieder neu aufkommen-
de junge Ampfersämlinge aus
der meist riesigen Samenbank
des Bodens an. Vor dem Ein-
kauf ist ein Preisvergleich je
Hektar empfehlenswert.
Auch beim erforderli-
chen Arbeitsaufwand für die
Ampferbekämpfung sind die
Verfahren der Punktbekämp-
fung mit Selektivherbiziden
vorteilhaft. Eine Studie von
Pötsch (Gumpenstein, 2000)
hat für diese Verfahren einen
Zeitbedarf von rund sieben
Sekunden je Ampferpflanze
ergeben. Noch akzeptabel
sind demgegenüber die Me-
thoden Totalherbizid-Punkt-
bekämpfung mit Roundup
(11 Sekunden) und manuelles
Ampferstechen (23 Sekunden
je Ampferpflanze).
Ampfer weg –
rasch neu einsäen
Besonders wichtig für den
Erfolg der Ampferbekämpfung
ist es, die nach einer Behand-
lung entstandenen Lücken
in der Grasnarbe möglichst
rasch neu einzusäen. Ziel
dieses Arbeitsschrittes ist es,
neu keimenden Ampfersamen
möglichst viel Licht wegzu-
nehmen. Denn in den offe-
nen Stellen würden sich ohne
Einsaat Ampfer oder andere
Unkräuter wieder leicht aus-
breiten.
Für die Einsaat nach einer
Ampferbekämpfung eignen
sich schnell keimende Grä-
ser oder bodenbedeckender
Weißklee. Als raschwüchsige
Gräser gelten alle Raygräser.
Allerdings haben sie in Mäh-
wiesen nur eine zwei- bis drei-
jährige Ausdauer. Daher sind
auch langjährig ausdauernde
und kampfkräftige Gräser zur
Ablöse notwendig. In drei-
bis vierschnittigen Wiesen
kommen dafür Knaulgras
und Goldhafer infrage. Diese
Arten haben sich nach vieljäh-
rigen eigenen Erfahrungen als
die zuverlässigsten erwiesen.
Empfehlenswert zur Nachsaat
ist eine Mischung nach folgen-
der Zusammensetzung:
Ampfer-Nachsaatmischung
nach Humer
• Bastardraygras 1 kg
• Englisches Raygras 4 kg
• Knaulgras 4 kg
• Goldhafer 1 kg
Summe 10 kg
Die Ampfer unterdrücken-
de Wirkung dieser Mischung
ist aber nur zur punktuellen
Besämung der Stellen mit ab-
gestorbenen Ampferpflanzen
bzw. abgemähter oder aus-
gestochener Ampfernester
einzusetzen. Bastardraygras
kann bei ganzflächiger Saat
in Dauerwiesen problema-
tisch sein und leicht über-
handnehmen, insbesondere
in wärmeren Lagen. In rauen
Wintern kann Bastardraygras
leicht auswintern, was bei flä-
chendeckender Saat proble-
matisch ist. Knaulgras und
Goldhafer sind ausdauernde
Komponenten. Sie entwickeln
sich in den Folgejahren zum
dauerhaften Gräserbestand
mit besten Ertrags- und Qua-
litätseigenschaften. Die hier
vorgestellte Ampfer-Nachsaat-
mischung hat eine Biobäuerin
entwickelt. Die Einzelkompo-
nenten sind im Saatguthan-
del auf Bestellung verfügbar.
Behelfsmäßig können auch
raygrasreiche Kleegrasmi-
schungen oder Wechselwie-
senmischungen verwendet
werden.
Alle Saatgutmischungen
mit sich langsam entwickeln-
den Arten wie Wiesenrispe,
Timothe oder Schwingelarten
eignen sich weniger, weil sie
die Lücken nicht rasch schlie-
ßen und später auch nicht
konkurrenzstark sind.
Für ertragreiche, unkraut-
arme Futterwiesen gelten zu-
dem die wichtigen Prinzipien
der Vermeidung von Narben-
und Trittschäden, einer sach-
gerechten Nährstoffversor-
gung sowie der periodischen
Einsaat durchsetzungsfähiger
Gräser. Obige Abbildungen
verdeutlichen eindrucksvoll
die sehr gut bodenbedeckende
und Ampfer beschattende Wir-
kung von schnell wüchsigem,
jungem Knaulgras. Beschat-
tung und Verdrängung sind
natürliche Prinzipien, mit
denen sich Ampfer, aber auch
die Gemeine Rispe und viele
andere Unkräuter bekämpfen
lassen.
Die richtige Strategie
wählen
Die Punktbekämpfung des
Ampfers mit selektiven Herbi-
ziden ist im Frühjahr in den
meisten Fällen die richtige
Wahl. In bestimmten Fällen
haben auch mechanische Be-
kämpfung, thermische Ver-
fahren oder die Flächenbe-
handlung ihre Berechtigung.
Zur dichten Begrünung der
Ampferbekämpfungsstellen
und zur Verbesserung von
Futterertrag und Qualität sind
jährliche Einsaaten mit durch-
setzungsfähigen Futtergräsern
wichtig. Zur dauerhaften Be-
grünung punktueller Lücken
nach der Ampferbekämpfung
empfehlen sich spezielle Amp-
fernachsaatmischungen aus
raschwüchsigen und ausdau-
ernden Futtergräsern.
Dipl.-Ing. Johann Humer
Ampferbekämpfung – die jährliche
Routine für hochwertiges Wiesenfutter
Grünland – Futterwiesenexperte Johann Humer stellt Mittel und Wege vor, mit denen die Ampferausbreitung im Grün-
land zu stoppen ist. Neben der direkten Ampferbekämpfung ist auch der Einsaat besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Typischer
Stumpfblätt-
riger Ampfer
(Rumex
obtusifolius) in
Futterwiesen.
Den Ampfer
sollte man
noch vor dem
Aussamen be-
kämpfen.
FOTOs (3): Humer
Produkt
Wartezeit (Tage)
Wirkstoff
(g/l, kg)
Aufwandmenge pro Hektar
Fläche Einzelpflanze
Anwendung
Kleeschonend
Harmony SX
14 Gras, Heu
Thifensulfuron
(480,6)
45 g 1,5 g/10 l Wasser
Ampfer 10 bis 20 cm; bevor-
zugt im Spätsommer zum
2./3. Aufwuchs
Hoestar
7 Gras; 21 Heu
Amidosulfuron
(750)
60 g 2 g/10 l Wasser
ca. zwei Wochen vor der ge-
planten Nutzung
Dicopur M
28 Gras, Heu
MCPA
(500)
2 l 100 ml/10 l Wasser
Mais bis August, wüchsiges
Wetter
Nicht kleeschonend
Dicopur 500 fl
28 Gras, Heu
2,4-D
(500)
2 l 100 ml/10 l Wasser
Mai bis August,
bei wüchsigem Wetter
Banvel M neu
14 Gras, Heu
Dicamba (30)
MCPA (340)
6 l
April bis September,
bei wüchsigem Wetter
Simplex1) Fluroxypyr (100)
Aminoyralid (30,2)
2 l 1 %-ig April bis Ende Juli
Roundup Power Flex
14
Glyphosate (480) 3,75 l vor der Neuanlage
1) Wartezeit Simplex: 7 Tage bei Dauerweide oder nach dem letzten Schnitt; keine Schnittnutzung im Jahr der Anwen-
dung; keine Flächenbehandlung nach dem 31. Juli; keine Einzelpflanzenbehandlung nach dem 31. August.
Quelle: RWA-Spritzplan Grünland
Zulässige Herbizide zur Ampferbekämpfung 2015
Wertvolles Futter mit besonders
breiten und langen Knaulgras-
blättern ist nur mit jährlicher,
permanenter Wieseneinsaat
erzielbar.
Einsaatversuch mit Ertrags-
mischung nach Humer – man
beachte die breiten und langen
Knaulgrasblätter mit ihrer star-
ken Beschattungswirkung.
Nutzen Sie als Grünlandwirt
den im Internet frei verfüg-
baren „Gräserführerschein“ des
Futterwiesenexperten Johann
Humer. Unter der Adresse
http://futterwiesenexpertehu
mer.wikispaces.com/ ist zudem
eine Web-Bibliothek verfügbar
mit vielen Beratungserfah-
rungen zum Thema Grünland.
Weitere Infos und Beratungen
zur Futterwiesenverbesserung
sind per E-Mail anforderbar:
johann.humer@gmail.com
Futterwiese
im Web
06 BauernZeitung – Nr. 16 – 16. April 2015pr o d u kt i o n + markt