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Vera Schneider: Evaluation als Instrument der kulturpolitischen Steuerung. Methodische Überlegungen am Beispiel der AKBP
1. Planung und Steuerung D 3.3
Evaluation und Qualitätsmanagement
Evaluation als Instrument der
kulturpolitischen Steuerung
Methodische Überlegungen am Beispiel der AKBP
Vera Schneider
Aufbauend auf den Überlegungen von Prof. Dr. Reinhard Stockmann („Evaluation als Instrument
der kulturpolitischen Steuerung“ in diesem Handbuch) zeigt der Beitrag auf, dass die Evaluation
kultur- und bildungspolitischer Aktivitäten eine differenzierte und an den jeweiligen Untersu-
chungsgegenstand angepasste Herangehensweise erfordert. Anhand der Auswärtigen Kultur- und
Bildungspolitik (AKBP) wird exemplarisch aufgezeigt, wie diese Herausforderungen an Evaluation
von Kultur und Kulturpolitik bearbeitet werden können. Abschließend erfolgt ein Blick in die Pra-
xis der Evaluation als Instrument der kulturpolitischen Steuerung.
Gliederung Seite
1. Es gibt nicht die Methoden der Evaluation 2
2. Evaluation der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik 3
2.1 Ziele der AKBP 3
2.2 Mittel und Strukturen der Umsetzung 4
2.3 Herausforderungen an Evaluation der AKBP 5
2.4 Funktionen von Evaluation in der AKBP 8
3. Thesen zur Evaluation als Instrument der kulturpolitischen Steuerung 12
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2. D 3.3 Planung und Steuerung
Evaluation und Qualitätsmanagement
1. Es gibt nicht die Methoden der Evaluation
In den letzten Jahren hat die öffentliche Diskussion um die Themen
Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung in der öffentlichen
Dienstleistung spürbar zugenommen. Diese Diskussion wird in unter-
schiedlicher Intensität geführt. Das gilt nicht zuletzt auch für den Be-
reich der Kultur und Kulturpolitik.
Akteure Vermehrt befassen sich Kultureinrichtungen wie Museen, Theater oder
Opern und kulturpolitische Institutionen sowie die Kulturschaffenden
selbst mit der Definition und Messung von Qualität sowie der Effekti-
vität und Effizienz von Kulturarbeit. Bemerkenswert ist dabei, dass
die Diskussion naturgemäß aus vollkommen unterschiedlichen Blick-
winkeln und Perspektiven geführt wird.
Zudem müssen Kultur und Kulturpolitik sehr differenziert evaluiert
werden, um überhaupt deren jeweilige Effektivität (im Sinne einer
Überprüfung der Zielerreichung), Effizienz und Qualität sowie die
Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der (oft) mit öffentlichen Mitteln
geschaffenen Angebote und Dienstleistungen beurteilen zu können.
Darüber hinaus unterstützt eine individuell angepasste Vorgehenswei-
se, die immer noch häufig beobachtbare Skepsis hinsichtlich des Nut-
zens und der Durchführbarkeit von Evaluationen in diesem Politikfeld
zu überwinden.
Den Überlegungen von Stockmann zur Evaluation als Instrument der
kulturpolitischen Steuerung1 folgend sind zentrale Aufgaben von Eva-
luationen die Überprüfung der Zielerrei-
chung, die Analyse der Wirksamkeit und der
Nachhaltigkeit. Die Beurteilung dieser As-
pekte sollte entsprechend dem empirisch-
wissenschaftlichen Verständnis von Evaluati-
on auf der Basis von Daten erfolgen, die nach
wissenschaftlichen Kriterien erhoben wurden.
Methoden zur Evaluation
Evaluation ist eine angewandte Sozialfor-
Für eine Evaluation sind grundsätzlich alle em- schung, die die gegebenen Rahmenbedingun-
pirischen Erhebungsmethoden einsetzbar. „Die gen und das jeweilige Erkenntnis- und Ver-
Methoden einer Evaluation“ gibt es nicht. wertungsinteresse berücksichtigt. Daher sind
grundsätzlich alle empirischen Erhebungsme-
thoden einsetzbar. Somit ist auch ersichtlich,
dass es „die Methoden der Evaluation“ gar nicht gibt.
Erkennntnis-Interesse Vielmehr besteht die eigentliche Herausforderung jeder Evaluation
konkretisieren darin, das, was man herausfinden bzw. nachweisen möchte, so zu ope-
rationalisieren und messbar zu machen, dass der Erkenntnisgegens-
tand mit einem angemessenen methodischen Aufwand untersucht
werden kann. Eine an die individuellen Bedingungen angepasste Vor-
gehensweise dürfte zudem dazu beitragen, die immer noch häufig
beobachtbare Skepsis hinsichtlich der Durchführbarkeit und des Nut-
zens von Evaluationen in diesem Politikfeld zu überwinden.
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3. Planung und Steuerung D 3.3
Evaluation und Qualitätsmanagement
Bei einer Evaluation im Bereich Kultur und Kulturpolitik ist ein Theorie und Praxis
Spannungsverhältnis erkennbar:
• Auf der einen Seite stehen die Forderung nach einer differenzierten
und eine an das jeweils gegebene Erkenntnisinteresse angepasste
Vorgehensweise, um den Nutzen einer Evaluation zu optimieren –
hierzu gehört auch, dass die einer Bewertung zu Grunde liegende
Datenbasis wissenschaftlichen Anforderungen entspricht.
• Auf der anderen Seite steht der durchaus nachvollziehbare Wunsch
aus der Praxis (also seitens der Akteure in der Kultur und Kultur-
politik) nach standardisierten und erprobten Instrumenten zur Eva-
luation der verschiedenen Aktivitäten in diesem Bereich.
2. Evaluation der Auswärtigen Kultur- und
Bildungspolitik
Die nachfolgenden Ausführungen nehmen exemplarisch Bezug auf eine
Evaluation der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP). Dazu
werden Ziele und Umsetzungsstrukturen der AKBP aufgezeigt, wie
und zu welchem Zweck Evaluationen durchgeführt werden (können).
2.1 Ziele der AKBP
Für die Bundesregierung ist die Auswärtige Kultur- und Bildungspoli- Bedeutung der AKBP
tik (AKBP) neben den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen
eine der drei Säulen der deutschen Außenpolitik. Damit gilt die AKBP
als unverzichtbarer Bestandteil deutscher Außenpolitik, weil sie „zur
Entwicklung der internationalen Beziehungen beiträgt und zugleich
die Zukunftsfähigkeit Deutschlands“ stärkt. Ziel der AKBP ist es, die
Vielfalt und Qualität der deutschen Kultur im In- wie im Ausland zu
präsentieren.
Im Einzelnen verfolgt die Bundesregierung mit den Aktivitäten der Ziele der AKBP
AKBP vier Teilziele:
1. Die Förderung deutscher kultur- und bildungspolitischer Interessen,
2. Sympathiewerbung für Deutschland und Vermittlung eines zeitge-
mäßen Deutschlandbildes,
3. die Förderung des europäischen Integrationsprozesses,
4. Beitrag zur Konfliktprävention durch Wertedialog.
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4. D 3.3 Planung und Steuerung
Evaluation und Qualitätsmanagement
Über diese zentralen Ziele der Auswärtigen Kultur- und Bildungspoli-
tik hinaus erhebt die Bundesregierung den Anspruch, mit ihrer Politik
in die Zukunft wirken zu wollen. Dies erfordert – auf der Grundlage
einer Evaluation – eine stete Anpassung der zur Erreichung dieser
Ziele eingesetzten politischen Aktivitäten an sich verändernde Rah-
menbedingungen, wie insbesondere die internationalen Beziehungen
und Interdependenzen.
2.2 Mittel und Strukturen der Umsetzung
Mittlerorganisationen Zentrale Akteure der operativen Umsetzung der Auswärtigen Kultur-
der AKBP politik sind die vom Auswärtigen Amt beauftragten, privatrechtlich
organisierten Mittlerorganisationen. Zu den wichtigsten Mittlerorgani-
sationen gehören der Deutsche Akademische Austauschdienst, das
Goethe-Institut, die Alexander von Humboldt-Stiftung, das Institut für
Auslandsbeziehungen, die Deutsche UNESCO-Kommission sowie die
Zentralstelle für das Auslandsschulwesen.
Sie alle setzen die Leitlinien der AKBP – natürlich entsprechend ihren
jeweiligen Aufgabenprofilen und Programmstrukturen – um. Darüber
hinaus werden zunehmend auch private Akteure wie Stiftungen oder
Vereine eingebunden, die ihre Aktivitäten nicht selten mit den staatli-
chen Akteuren abstimmen.
Vor dem Hintergrund der Kulturfreiheit in Deutschland werden be-
wusst regierungsferne Organisationen eingesetzt, um eine unabhängi-
ge und vielfältige Kulturarbeit zu gewährleisten.
Schwerpunkte der AKBP Die „Konzeption 2000“ benennt folgende Schwerpunkte der AKBP:
• Zusammenarbeit in Bildung und Wissenschaft,
• Internationaler Kulturdialog,
• Kunst-, Kultur- und Personenaustausch,
• Nutzung und Entwicklung der Medien in der internationalen Zu-
sammenarbeit,
• Erhaltung und Stärkung der deutschen Sprache als Schlüssel zur
deutschen Kultur,
• Auslandsschulwesen.
Diese Schwerpunkte werden mittels unterschiedlicher Instrumente und
Formen der Kultur- und Bildungsarbeit realisiert. Zu nennen sind
hierbei Aktivitäten wie z. B. Stipendienförderung, Austausch- und
Preisträgerprogramme, Forschungs- und Sprachförderung, Konferen-
zen, Tagungen und Informationsveranstaltungen, Rundfunk- und TV-
Programme sowie Veranstaltungen in den Bereichen Ausstellungen,
Theater, Tanz und Sport.
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