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Es gilt (grundsätzlich):
‚Online wie Offline‘
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Games früher
• Erwerb von Datenträger
• Allenfalls Internet-Verbindung für den Download von
Updates oder Add-Ons
• De facto keine Verbindung zu sozialen Netzwerken
• Gespielt wurde offline oder über LAN
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und kein Online-Zugang benötigt
• Erste Entwicklungen zB durch BattleNET von Blizzard
Problemstellung
Games heute
• Games werden primär digital erworben, zB via Steam
• Benötigen in der Regel eine Verbindung zum Web =
Spielen nur noch wenn online, va MMORPGs wie World
of Warcraft
• Login/Authentifizierung notwendig und auch via soziale
Netzwerke bzw Google etc. möglich
• Inhalte können ausgelesen und geteilt werden
• Starke Verflechtung von Games und Communities
Rechtsfolgen
Grundsätzlich
• Verlagerung von Games von dem ‚heimischen Stand-
PC‘ hin ins Web bzw auf mobile Endgeräte
• Urheberrecht: Weg von physischen Datenträger hin zu
Applikationen, dh weg vom Eigentum und hin zur Lizenz
• Datenschutzrecht: Daten der SpielerInnen sind für
Hersteller/Betreiber der Games besser verfügbar
Rechtsfolgen
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• Urheberrecht?
• Datenschutzrecht?
Am Beispiel von:
• Freeblade (App-Game)
• Star Trek Online
• World of Warcraft
Rechtsfolgen
Urheberrecht
• Freeblade:
– User Generated Content gehört Pixel Games für immer und darf
für jeden Zweck verwendet werden, Verantwortung bleibt beim
User, keine Gegenleistung durch Pixel Games
• Star Trek Online:
– Modifikationen usw gehören Perfect World Europe und der User
tritt sämtliche (Urheber- & Patent-) Rechte ab. Keine Vergütung
und Perfect World darf diese ohne Gegenleistung nutzen
– Rechte an Nutzerinhalten liegen bei Perfect World, keine
Vergütung, Verantwortung bei User, Anspruchsverzicht
Rechtsfolgen
Urheberrecht
• World of Warcraft:
– Mehrere anwendbare Regelwerke, zB WoW-
Nutzungsbedingungen und Urheberrechtsinformation
– Urheberrechtsinformation = Überblick über Rechteinhaber
seitens Blizzard
– Blizzard gehört der Content, User dürfen keine Mods
verwenden, Items dürften nicht ‚für echtes Geld‘ verkauft werden
– Nutzung für eSport (va StarCraft) nur mit Genehmigung
– User Generated Content gehört Blizzard, auch kommerzielle
Verwendung und kein Entgelt, Verantwortung beim User
Rechtsfolgen
Datenschutzrecht
• Freeblade:
– eMail-Adresse, Geräte-ID, IP-Adresse, Standort-Daten werden
‚unter Anderem‘ verarbeitet
– Datenübermittlung an Dritte bzw an soziale Netzwerke
– Zustimmung zu Werbung durch AGB ohne tatsächliche Opt-out-
Möglichkeit (Opt-out zwar vorgesehen, führt jedoch nicht dazu,
dass User keine Werbung mehr erhält)
Rechtsfolgen
Datenschutzrecht
• Star Trek Online:
– Perfect World arbeitet mit Privacy Shield Agreement
– Unterliegt jedoch der US-Aufsicht und gibt uU Daten an die US-
Behörden weiter bzw Datenübertragung in USA
– Erfasst werden Nutzerkennungen, Geräte-ID, Standortdaten
– Datenverarbeitung in Bedingungen weit gefasst, dh auch Job-
Bewerbung und Vertragserfüllung erfasst
– Nutzung auch für Werbung, die nach der Ansicht von Perfect
World für den User ‚interessant sein könnte‘
– Überwachung jeglicher In-Game-Kommunikation
Rechtsfolgen
Datenschutzrecht
• World of Warcraft:
– Umfassender als mancher Wikipedia-Artikel ...
– Personenbezogene Daten primär zur Vertragserfüllung
– Standortdaten, Computer-ID, Nutzungsdaten zum Zweck der
Datensicherheit
– Daten nur an Blizzard bzw dessen Tochterunternehmen,
Weitergabe an Dritte nur mit User-Zustimmung
– Hinweis auf Recht zur Änderung bzw Beschwerde direkt bei
Blizzard
Rechtsfolgen
Zu den Nutzungsbedingungen
• Alle drei Games stimmen bei Urheberrecht und
Datenschutz stark überein
• World of Warcraft verfügt über das umfassenste
Regelwerk, unterteilt in diverse einzelne
Nutzungsbestimmungen und als einzige Plattform eSport
berücksichtigt
• Star Trek Online und Freeblade unterteilen klar in
Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung
• Freeblade geht nicht zusätzlich auf Patentrecht ein
Rechtsfolgen
Fazit I
• Alle drei Games sichern sich maximale Rechte an dem
User-Content, teilweise sogar in Richtung Patentrecht
und damit über das Urheberrecht hinaus
– Auch kommerziell nutzbar
– Content weltweit nutzbar
• Verantwortung für Content bleibt jedoch beim User
• Bei Datenschutz lediglich Blizzard (halbwegs) gut
aufgestellt, sonst Widerspruch zur (kommenden)
DSGVO
Rechtsfolgen
Fazit II
• Urheberrecht-Novellierung seitens der EU geplant, hier
Auswirkungen fraglich
• Freie Werknutzung dennoch unberührt
• Alle drei Games müssen hinsichtlich DSGVO
nachbessern, va bei Informationen zu
Betroffenenrechten und Zustimmungen nicht mehr in
den AGB
• Bei Cookies dann (zusätzlich) ePrivacyVO zu beachten
In diesem Sinne ...
Vielen Dank!
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Live long an prosper!
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  • 1. Rechtsfragen im Zusammenhang mit digitalen Online- Spielen RA Mag. Michael Lanzinger
  • 2. Magister Who? RA Magister Michael Lanzinger office@kanzlei-lanzinger.at www.rechtsanwalt-lanzinger.at Seit 2011 externer Lektor im Bereich Zivil- & Internetrecht Seit 2016 selbständiger Rechtsanwalt in Wels (OÖ) mit Schwerpunkt im IT-Recht und Cybercrime sowie Mitglied der Law Busters Seit 2017 Senior Berater bei O.P.P.-Beratungsgruppe (Datenschutz)
  • 3. Darf ich vorstellen? Es gilt (grundsätzlich): ‚Online wie Offline‘
  • 4. Problemstellung Games früher • Erwerb von Datenträger • Allenfalls Internet-Verbindung für den Download von Updates oder Add-Ons • De facto keine Verbindung zu sozialen Netzwerken • Gespielt wurde offline oder über LAN • Spiele auf mobilen Devices nur vereinzelt (zB Snakes) und kein Online-Zugang benötigt • Erste Entwicklungen zB durch BattleNET von Blizzard
  • 5. Problemstellung Games heute • Games werden primär digital erworben, zB via Steam • Benötigen in der Regel eine Verbindung zum Web = Spielen nur noch wenn online, va MMORPGs wie World of Warcraft • Login/Authentifizierung notwendig und auch via soziale Netzwerke bzw Google etc. möglich • Inhalte können ausgelesen und geteilt werden • Starke Verflechtung von Games und Communities
  • 6. Rechtsfolgen Grundsätzlich • Verlagerung von Games von dem ‚heimischen Stand- PC‘ hin ins Web bzw auf mobile Endgeräte • Urheberrecht: Weg von physischen Datenträger hin zu Applikationen, dh weg vom Eigentum und hin zur Lizenz • Datenschutzrecht: Daten der SpielerInnen sind für Hersteller/Betreiber der Games besser verfügbar
  • 7. Rechtsfolgen Rechtsfragen • Urheberrecht? • Datenschutzrecht? Am Beispiel von: • Freeblade (App-Game) • Star Trek Online • World of Warcraft
  • 8. Rechtsfolgen Urheberrecht • Freeblade: – User Generated Content gehört Pixel Games für immer und darf für jeden Zweck verwendet werden, Verantwortung bleibt beim User, keine Gegenleistung durch Pixel Games • Star Trek Online: – Modifikationen usw gehören Perfect World Europe und der User tritt sämtliche (Urheber- & Patent-) Rechte ab. Keine Vergütung und Perfect World darf diese ohne Gegenleistung nutzen – Rechte an Nutzerinhalten liegen bei Perfect World, keine Vergütung, Verantwortung bei User, Anspruchsverzicht
  • 9. Rechtsfolgen Urheberrecht • World of Warcraft: – Mehrere anwendbare Regelwerke, zB WoW- Nutzungsbedingungen und Urheberrechtsinformation – Urheberrechtsinformation = Überblick über Rechteinhaber seitens Blizzard – Blizzard gehört der Content, User dürfen keine Mods verwenden, Items dürften nicht ‚für echtes Geld‘ verkauft werden – Nutzung für eSport (va StarCraft) nur mit Genehmigung – User Generated Content gehört Blizzard, auch kommerzielle Verwendung und kein Entgelt, Verantwortung beim User
  • 10. Rechtsfolgen Datenschutzrecht • Freeblade: – eMail-Adresse, Geräte-ID, IP-Adresse, Standort-Daten werden ‚unter Anderem‘ verarbeitet – Datenübermittlung an Dritte bzw an soziale Netzwerke – Zustimmung zu Werbung durch AGB ohne tatsächliche Opt-out- Möglichkeit (Opt-out zwar vorgesehen, führt jedoch nicht dazu, dass User keine Werbung mehr erhält)
  • 11. Rechtsfolgen Datenschutzrecht • Star Trek Online: – Perfect World arbeitet mit Privacy Shield Agreement – Unterliegt jedoch der US-Aufsicht und gibt uU Daten an die US- Behörden weiter bzw Datenübertragung in USA – Erfasst werden Nutzerkennungen, Geräte-ID, Standortdaten – Datenverarbeitung in Bedingungen weit gefasst, dh auch Job- Bewerbung und Vertragserfüllung erfasst – Nutzung auch für Werbung, die nach der Ansicht von Perfect World für den User ‚interessant sein könnte‘ – Überwachung jeglicher In-Game-Kommunikation
  • 12. Rechtsfolgen Datenschutzrecht • World of Warcraft: – Umfassender als mancher Wikipedia-Artikel ... – Personenbezogene Daten primär zur Vertragserfüllung – Standortdaten, Computer-ID, Nutzungsdaten zum Zweck der Datensicherheit – Daten nur an Blizzard bzw dessen Tochterunternehmen, Weitergabe an Dritte nur mit User-Zustimmung – Hinweis auf Recht zur Änderung bzw Beschwerde direkt bei Blizzard
  • 13. Rechtsfolgen Zu den Nutzungsbedingungen • Alle drei Games stimmen bei Urheberrecht und Datenschutz stark überein • World of Warcraft verfügt über das umfassenste Regelwerk, unterteilt in diverse einzelne Nutzungsbestimmungen und als einzige Plattform eSport berücksichtigt • Star Trek Online und Freeblade unterteilen klar in Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung • Freeblade geht nicht zusätzlich auf Patentrecht ein
  • 14. Rechtsfolgen Fazit I • Alle drei Games sichern sich maximale Rechte an dem User-Content, teilweise sogar in Richtung Patentrecht und damit über das Urheberrecht hinaus – Auch kommerziell nutzbar – Content weltweit nutzbar • Verantwortung für Content bleibt jedoch beim User • Bei Datenschutz lediglich Blizzard (halbwegs) gut aufgestellt, sonst Widerspruch zur (kommenden) DSGVO
  • 15. Rechtsfolgen Fazit II • Urheberrecht-Novellierung seitens der EU geplant, hier Auswirkungen fraglich • Freie Werknutzung dennoch unberührt • Alle drei Games müssen hinsichtlich DSGVO nachbessern, va bei Informationen zu Betroffenenrechten und Zustimmungen nicht mehr in den AGB • Bei Cookies dann (zusätzlich) ePrivacyVO zu beachten
  • 16. In diesem Sinne ... Vielen Dank! The Emperor protects! Live long an prosper! For the Horde! office@kanzlei-lanzinger.at www.rechtsanwalt-lanzinger.at Folien online: www.lehre-lanzinger.at