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*Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!*
*He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My
God, in whom I trust!"… *
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...auch euch, die ihr tot wart, in euren Vergehungen und Sünden, in welchen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt,
nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams
Unter den Schwingen Gottes
Kreuz der Versöhnung
Walmer Heights 1984
Mir fiel jene Nacht ein, in der das Buch Hiobs in meinem Kopfe um eine senkrechte Achse
rotierte. Als ich aufwachte, sah ich immer noch wie das Kapitel als ein ganzes Buch langsam
aufrecht um seine Achse rotierte. Es war eine Erinnerung, vielleicht eine Aufmunterung; ich war
nicht ernsthaft genug bestrebt niederzuschreiben, was mir aufgetragen war, weil ich mir
irgendwie doch nicht vorstellen konnte, dass das, was ich erlebte, für irgend Jemanden irgendeine
Bedeutung haben sollte. Wie oft hatte ich doch schon an Personen geschrieben. Sie warnend, denn
sie leiteten die Geschicke so vieler Menschen und sie taten es nach dem Muster so vieler
vorangegangener Zeiten und Nationen. Das an sich war der Auftrag, die Menschen darauf
hinzuweisen, dass sie sich von der Ernsthaftigkeit, vom Sinn ihres Lebens entfernt hatten, wieder
einmal, dass ihre Handlungen in direkter Konsequenz zum Zeitgeschehen standen.
Die physikalische Welt ist so bedrängend, überlagert alles, laut und beherrschend in ihren
verzerrten Ansprüchen. Der erste Auftrag drückte. Die Kosten, aber besonders die Zeit rannte
davon, ich versuchte gegen beide anzukämpfen. Jeder, der mit Gott in Berührung kommt, weiß,
was das bedeutet. Ich führte einen Kampf gegen Windmühlenflügel. Und ich hatte Angst. Soviel
Phantasie hatte ich noch um zu begreifen, dass das was ich berichtete, zwei Gesichter hatte.
Ich war einst selbst von der Art der Welt, auch wenn sich das verändert hatte, so hatte ich doch
eine gute Erinnerung an das andere, das normale Denken. Ich war auf eine Weise verändert
worden, die mir selbst oft unheimlich wurde, denn sie machte mich noch einsilbiger,
unbeugsamer in meinen Überzeugungen. Wie sollten sie mich verstehen. Meine Fähigkeit, mich
auszudrücken, war ins Stolpern geraten, seit diese Dinge geschahen, insbesondere vermutlich
auch, weil ich so lange nicht erkannt hatte, was seinerzeit in der Kirche der kleinen Gemeinde in
Walmer Heights geschehen war. Mir geschehen war, als Person, und ihnen, den Vielen, die Zeuge
Miriam (Gabriel) 2014
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wurden, weil sie meinem Vortrag lauschten, als Gemeinde. Einem Vortrag, den ich nicht freiwillig
übernommen hatte, denn es lag mir so gar nicht, im Mittelpunkt zu stehen und meine Ansichten
oder Einsichten lauthals zu verkünden. Da jedoch standen sie an einem der kritischsten Punkte
meines Lebens vor meiner Tür und klingelten. Sie erschraken vor dem Wrack, das ihnen die Türe
öffnete, völlig verheult und nicht wirklich in der Lage sich mit ihnen auseinander zu setzen. Ich
aber hatte urplötzlich gewusst, das eine Rettung nahte – nach Stunden der Verzweiflung auf dem
Boden jener kleinen Wohnung, die mir eine Freundin überlassen hatte. Diese jungen
Missionarinnen erlebten selbst an dem Tage eine überraschende Wende. Ihr Ziel lag in der
entgegengesetzten Richtung. Irgend etwas hatte sie bewogen, sich nicht an die Absprache zu
halten. Sie waren schweigend nebeneinander her gegangen, vorbei an vielen anderen Gebäuden
und wandten sich dem zu, in dem ich vorübergehend wohnte. Vorbei an anderen Wohnungen
stiegen sie die Treppe bis in den zweiten Stock und klopften an die Tür ausgerechnet meiner
Wohnung. Wie gesagt, sie erschraken, aber sie sagten, sie wüssten nicht, was sie hergeführt
hätte..aber ihr Auftrag war klar. So entspann sich eines meiner seltsamen Erlebnisse.
Zwei Monate später stand ich auf der Kanzel ihrer Gemeinde.
Ruah, Heiliger Geist Gottes, hatte zu ihnen gesprochen, durch meinen Mund. Ich war noch
sehr lange weit davon entfernt, zu begreifen, dass mir vor sehr langer Zeit ein Auftrag erteilt
worden war, sie zu erinnern, die Kinder dieser Welt, dass es nicht um all den Tand und das
alltägliche Leben ging, in dass alle verwickelt würden, sondern, dass es um ihr, um unser aller
Leben ging, dass wir tatsächlich Wanderer in dieser Welt waren, sie nur durchschritten um uns
an ihr zu messen und um unsere wirkliche Herkunft zu erkennen - Sie würden sich ereifern,
diese Kinder, in ihrer Rage, das etwas anders sein solle, könne, als sie`s leben wollen.
ER aber sagte
agDieses Volk behauptet, die Zeit sei noch nicht gekommen, ….
HAber warum ist es für euch selbst an der Zeit, in Häusern mit getäfelten Wänden zu wohnen,
während mein Haus noch in Trümmern liegt?
/wie bei Haggai 1)
Sie waren Sein Tempel. - sie waren die Kinder, von denen ER sprach. Sie und viele andere.
Es gab zu viel, das zu bewältigen es galt. Ich war oft verwirrt. Vergass mitunter im Gespräch
die einfachsten Namen, verlor den Faden, konnte nicht behalten, wo ich was gehört, gelesen hatte.
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Konnte mich mitunter kaum auf meine Arbeit konzentrieren. War für einige Zeit so konfus, fühlte
solche Last auf meiner Seele, solchen Nachdruck wegen der Beobachtungen, mit denen ich
konfrontiert wurde - lange, ohne sie einstufen zu können. Bei einem aber war ich sicher, es ging
nicht mehr einfach nur um den Verlust des Mannes, der Ehe, wie die Menschen um mich herum
glaubten - es war etwas anderes. Meine Wangen brannten mitunter übergangslos in Scham ohne
dass ich hätte sagen können, was die Ursache war, hatte nur immer das Gefühl, etwas vergessen
zu haben. Und hier braute sich nun einiges zusammen, womit kein Mensch in seinem Leben
rechnete. Natürlich machten sich die Menschen um mich so ihre eigene Version darauf. Das ist
so üblich.- Trotzdem, das alles war es nicht. Ich begann hinter der Wahrheit herzulaufen.
Machte lange Spaziergänge, immer bestrebt, möglichst wenigen zu begegnen.
Doch nun hörte ich ja auf eine andere, zusätzliche Art. Seit jener Nacht in welcher ER sagte, ER
würde mich führen und seit jenem Morgen, an welchem ich durch den Heiligen Geist getauft
worden war, noch einmal so viele Jahre später.
Er gab mir Sein Wort, den Schlüssel, trug mir auf, ihn nicht wieder zu verlieren und ER zeigte
mir diejenigen, die Er schon vorher gerufen hatte, die jetzt, in meiner Generation tätig waren für
IHN. Ich wusste, was es bedeutete, von IHM gerufen zu werden. Es war kein Gefühl, kein
persönliches Wunsch- oder Neigungsdenken. Und es war eine große Last, der man entkommen
wollte. Eine Zeitenwende war eingeläutet. Doch hier ist, an was ich mich in Bruchstücken noch
erinnere:
Die Athmosphäre des Innenhofs mit seiner romantischen, abgeschirmten Terrasse, dem alten
Mangobaum im Zentrum, dessen Blüten und Früchte einen schweren, doch bezaubernden Duft
verbreiteten, verschmolz so wunderbar mit den Geräuschen der Brandung des indischen Ozeans
nur wenige Schritte die Strasse hinunter. Der meist laue Abendwind war wohltuend für die
geschundene Seele. Diese Abende, fernab von anderen Menschen klangen noch immer in meiner
Erinnerung herauf. Selbst meine Freundinnen sah ich kaum noch, hatte den Anschluss an das
normale Leben verloren.
Ich weinte, wenn ich daran dachte.
Auf dieser Terrasse hatte ich versucht, dem Wunsch der Missionare, die auf seltsame Art in
mein Leben gekommen waren, als die Not am größten war, gerecht zu werden. Ich saß im
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Innenhof auf meiner Terrasse und versuchte mein Leben wieder ins Lot zu bringen, als mir am
Nachmittag einfiel, dass ich einen Vortrag vor der Gemeinde der Missionare halten sollte.
Vergebens hatte ich mich bemüht, mich an das Thema zu erinnern, dass sie mir aufgetragen
hatten, es wollte mir nicht mehr einfallen. Hatte versucht, die Gemeinde-Ältesten zu erreichen,
die Missionare selbst, doch es war alles vergebens.
Meine Söhne waren nach der Schule ständig mit Freunden unterwegs. Meinem Mann, wenn er
nicht in seiner Firma oder beim Tennis-Spielen war, konnte man ansehen, dass er sich lieber mit
anderen Gedanken beschäftigte als mit mir. Er wollte mir nicht helfen. „In guten wie in
schlechten Zeiten“ interpretierte er offenbar anders als ich. All die Jahre der Gemeinsamkeit
waren verschwunden.
Viel zu selten konnten die Kinder ihren Vater überreden, mit ihnen im Garten herum zu bolzen.
Meist jedoch waren meine halbwüchsigen Söhne mit ihren Freunden unterwegs.
Ich war immer auf der Suche nach Erfüllung, nach Liebe, nach einem spürbaren Sinn meines
Lebens gewesen, anders als es gemeinhin im Ehe-Alltag erlebt wurde und hatte mit der kalten
Distanziertheit und Auf-sich-Konzentriertheit, die ihn schon immer umgab, meine Not. Dennoch
hätte ich mich als Ehefrau sicher mehr bemühen sollen, in alle Facetten dieses Menschen hinein
zu sehen, ihn zu begreifen. Er ließ das nicht zu. Im Anfang unserer Ehe war es anders. Aber auch
ich hatte Mühe mit dem brodelnden Innern meines eigenen Wesens, irgendwie war da ständig
das Gefühl, das das doch nicht alles sein konnte, worum es im Leben ginge -das Gebären von
Kindern, ihre Erziehung, ein klein bisschen Beruf zwischendurch, wenn es einem gestattet wurde
und der übliche tägliche immer wiederkehrende Ablauf.
Jetzt jedoch stand ich hier oben, sah hinunter in diese erwartungsvollen Gesichter und fragte
mich, ob ich ihnen gerecht werden konnte. Es war eine Gemeinde, die keine Kreuze in der Kirche
erlaubte, weil sie erklärte, dass Gott lebe und somit keine Kreuze notwendig seien. Sie waren
Mormonen. Obwohl ich einen Widerwillen gegen die alte hierarchische Ordnung hatte, die sie
verkündeten, war ich gewillt, meinen Frieden mit Gott zu machen und mich unterzuordnen -
unter IHN.
Meine Beine zitterten, ich hatte Mühe, mich am Pult fest- und aufrecht zu halten und dachte
bei mir „es ist doch eigentlich lächerlich, dass es dir so geht, es sind doch nur Menschen“.
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Ich sah auf das Manuskript, das nun ungeordnet vor mir lag. Es war völlig durcheinander
geraten, darüber hinaus konnte ich nicht einen einzigen Buchstaben entziffern, selbst wenn ich es
hätte vorlesen wollen. Ziemlich lahm hielt ich den Haufen Papier in der Hand und schwenkte ihn
hin und her. Ich schaute in die vielen Gesichter, nahm meinen ganzen Mut zusammen und
erklärte mit wackliger Stimme, was den Tag zuvor passiert war und das ich mich eigentlich gar
nicht in der Lage sah, einen Vortrag zu halten. Jetzt noch weniger, angesichts des Faktes, dass ich
auf dem Weg zur Kanzel gestolpert war, die Blätter meines Manuskriptes sich über den Boden
verteilt hatten und von Helfern zusammen gerafft in meine Hand gedrückt wurden. Keiner
schien zu bemerken, dass ich mich vor lauter Angst kaum noch aufrecht halten konnte. Ich
erzählte ihnen mit dem Mut der Verzweiflung, wie es in mir aussah und dass ich irgendein
Thema gewählt hätte mangels Erinnerung, dass ich aber erst einmal das Konzept ordnen müsse,
denn auswendig würde es nun wirklich kaum gehen. - Sie lachten. Das erschütterte mich noch
mehr, so etwas war ich aus europäischen Gemeinden gar nicht gewöhnt, wo alles so
festgeschrieben und unveränderbar ablief, geschweige denn, dass Menschen sich so
ungezwungen benahmen.
Da geschah etwas Merkwürdiges. Über den Köpfen der Menschen schwebte plötzlich ein
riesiges leuchtendes Kreuz. Ich vergaß die unten sitzenden Menschen, meine Angst, auch das
Konzept und starrte nur auf dieses leuchtende Kreuz in der Höhe, das über ihnen liegend
erschienen war.
Es muß geraume Zeit gedauert haben, bevor ich das unruhig scharrende Geräusch der Füße
wahrnahm, sah flüchtig, das sie ebenfalls alle nach oben starrten, um zu sehen, was mich so
ablenkte. Ich weiß bis heute nicht, ob Jemand außer mir dieses Kreuz wahrnehmen konnte.
Vermutlich nicht, denn ich kann mich nicht erinnern, dass mich Jemand darauf angesprochen
hatte.
Dann vernahm ich ein „klickendes Geräusch“ ähnlich dem Schnalzen von Fingern.
Übergangslos stand plötzlich eine junge hellblonde und sehr hübsche Frau in hellen Kleidern
neben mir. Sie sprach. Die Menschen hatten sich ihr zugewandt und schienen gebannt ihren
Worten zu lauschen.
Ich starrte sie an, fragte mich, woher sie kam und dachte, dass sie vielleicht für mich
eingesprungen sei. Vermutlich hatte doch Jemand meine innere Misere erkannt und half nun.
Miriam (Gabriel) 2014
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Irgendwie erschien sie mir bekannt, aber ich konnte mich einfach nicht erinnern, wer sie war.
Inzwischen war ich ruhig genug geworden, um mir weitere Gedanken machen zu können. Es war
mir tatsächlich schleierhaft wie wir beide hier überhaupt stehen konnten,. Die Enge der Kanzel
ließ es nicht zu, aber sie schien es nicht zu interessieren, während ich selbst mich eigentlich in
keiner Weise bedrängt empfand.
Sie sprach unaufhörlich und lange, doch obwohl ich direkt neben ihr stand, hörte ich nichts.
Wieder schaute ich auf die Menschen, die dicht gedrängt auf den Stühlen saßen.
Normalerweise war hier auch während des Gottesdienstes ein reges Kommen und Gehen. Mütter,
die sich mit ihren Kindern beschäftigten, waren nicht ungewöhnlich. Männer standen
zwischendurch auf um einen Moment nach draußen zu gehen. Kinder spielten ganz ungeniert. Es
war so anders, als die traditionellen Gottesdienste, die ich aus meiner Heimat kannte.
Nun lag eine ungewöhnliche Ruhe über all den Menschen. Ja, selbst das Gerenne der Kinder
hatte aufgehört. Mütter mit Säuglingen schlichen sich auf leisen Sohlen in den Hintergrund um
ihre Kleinen zu beruhigen, aber sie blieben im Raum.
Alle diese Geräusche nahm ich wahr. Die junge Frau jedoch hörte ich nicht, sah sie lächeln
und sprechen. Sah die Menschen wie festgenagelt auf den Stühlen. Vor allem Männer, denen die
Tränen über die Wangen liefen. Die schluchzten. - Das verwirrte mich so tief, dass ich keinen
Moment mehr an mein eigenes Dilemma dachte. Ich versuchte den Arm der Frau neben mir zu
ergreifen, sie zu schütteln, ihr zu sagen, dass sie die Menschen aus der Fassung brachte, aber es
hatte keinerlei Effekt. Sah Gefährtinnen, die die Hände ihrer Männer ergriffen, wie um Trost zu
geben. . Hatte sich jetzt alles verdreht? Ich geriet wieder in helle Aufregung.
Was, in des Himmels Namen, sagte diese Frau? Meine Seele schien jetzt zu schreien. Sie
anzuschreien. Aus ihren goldblonden aufgesteckten Haaren war eine Locke herausgerutscht. Sie
lächelte auf die Gemeinde herunter. Schob das Manuskript zusammen, in das sie nicht einen Blick
geworfen hatte.
Da hörte ich wieder ein klickendes Geräusch. Ich sah hinunter. Sprach die letzten Worte des
Dankes, gab meinem jüngsten Sohn ein Zeichen zum Aufbruch. Mir war schwindelig. Die Frau
war nicht mehr da, dennoch hatte ich sie im letzten Moment erkannt, kurz bevor das klickende
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Geräusch zu vernehmen war und ich ein seltsames Gefühl wie ein Einrasten verspürte.
Ein Orkan schien durch die Menschenansammlung zu gehen. Alle diese großen, gescheiten
erfolgreichen Menschen brandeten die Stufen zum Podium, zur Kanzel hinauf. Ich hatte nicht
mehr verschwinden können. Sie waren aufgewühlt. Schrien regelrecht auf mich ein. Ich stand
ganz still und allein und klein da. Ich hörte Dinge, die ich nie geschrieben hatte, die »nicht ich«
gesagt hatte und erkannte, dass nicht ich gesprochen hatte. Bis auf den letzten Worte des Dankes
und der Verabschiedung.
Gott hatte eine Botschaft für die Menschen.
Wer außer Ruah hätte mich aus meinem Körper drängen können? War das der Grund dafür,
das ich nichts hatte hören können? Warum hatte ich alle anderen Geräusche wahrgenommen?
Wie war es möglich gewesen, das ich mir über mich als Person während des ganzen Vortrages
im klaren gewesen war, während ich aber nichts von allem wußte, was zeitgleich gesagt worden
war? Durch meinen eigenen Mund? Sie, Er (?) hatte durch mich gesprochen. Zu dem Zeitpunkt
wusste ich nichts vom Heiligen Geist und es sollte noch sehr lange dauern, bis mir das ein Begriff
wurde. Bis zu dem Begriff eine durchaus fassbare Persönlichkeit real wurde. Ich wusste nur,
nichts von allem kam von mir.
Die Missionare, die Menschen, bemerkten meine Verwirrung, alle schauten mich mit großen
Augen an. Jeder versuchte, mich auf einen Teil „meines“ Vortrages, der ihn oder sie besonders
berührte, anzusprechen. Ich fühlte mich bedrängt, fühlte mich von ihren Körperlichkeiten
regelrecht überrannt. Wollte nur noch weg. Immer wieder versuchte ich, meinen Sohn heran zu
winken, der alle Mühe hatte, sich zu mir durch zu drängen. Sie waren unglücklich darüber, den
Tape-Recorder nicht eingeschaltet zu haben, was normalerweise üblich war. Sie sahen, dass ich
ziemlich erschöpft war, täschelten mich, drückten und umhalsten mich, dass mir wieder Angst
und Bange wurde. Ich war unendlich müde, hatte „meine Vortragszeit“ bei weitem überschritten
und wollte nur noch nach Hause, wohin es mich trotz unserer Krise trieb. Man ließ uns gehen,
meinen damals elf- oder zwölfjährigen Sohn. Man hoffte auf noch viele solcher Gelegenheiten
wie diese. Oh wie unendlich feige war ich damals. Sah nur mein kleines mieses Leben. Man
begann mich einzuteilen, mir so viele Ämter aufzuerlegen, wie ein Mensch sie gar nicht tragen
konnte. Natürlich hatte ich auch davor Angst - fühlte mich dem nicht gewachsen, wusste trotz
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der intensiven Lehre nicht, dass ich mich nur auf Ihn hätte zurückzuziehen brauchen, Ihm
damals hätte vertrauen lernen müssen, dann wäre ich an der Aufgabe gewachsen, so hatte ich
zwei große Probleme, ein sehr persönliches und dieses Amt, das unserem Auftrag in dieser Welt so
sehr viel mehr entsprach als das normale eitle Leben, dem wir so gern frönen.
Ich hatte gelernt in diesem zwei Monaten, doch es war ein rezitieren des Textes, gepaart mit
den natürlichen Anlagen, die mir gegeben waren von Ihm und die durch meine Lage, durch den
Schmerz zum Durchbruch kamen.
Es war möglich geworden für Gott aus der völligen Zerstörung des Ichs heraus zu sprechen.
Heute schäme ich mich, diese Menschen wegen meiner eigenen Situation verlassen zu haben,
denn damit hatte ich auch Gott verlassen, so kam es mir zeitweise vor, weil ich Ihn bisher nur
theoretisch als Buchwissen kannte und mir nicht bewusst wurde, dass ich Ihn nun auch
persönlich erfahren hatte. Nicht gleich zwar, ich hatte gekämpft für die Erfahrungen und den
Glauben, den ich hatte, doch die Menschen, meiner eigenen Familie, die Menschen Europas,
Deutschlands, hatten selten die Art von Glauben, der sich langsam in mir entfaltete. Dennoch
konnte ich das Überirdische, das mich berührt hatte, nicht deutlich genug für andere definieren.
Ich begann zu verstehen, warum sich Menschen, denen ähnliches geschehen war, hinter
Klostermauern zurückzogen. Auch ich hatte das Bedürfnis dazu, später, als ich mir der ganzen
Tragweite bewusst wurde und gleichzeitig erkannte, wie wenig ich mit diesem Wissen ausrichten
konnte, wie wenig in den Tagen der Lästerer, der Spötter, die Wahrheit eine Chance bekam.
Wenn ich es versuchte, hielt man mir die Tradition entgegen, oh ja, man war gut im Rezitieren
der Verse der Bibel. Besser als ich. Ich versuchte, in verschiedenen Kreisen etwas davon
weiterzugeben. Statt dessen kamen Diskussionen. Auf Diskussionen konnte ich mich aber nicht
einlassen, denn es gab nichts zu diskutieren. Was ich weitergab, war ja nicht von mir. Ich konnte
nur erzählen, was geschehen war.
Ich erinnere mich, den lauen Wind auf meinem Gesicht gespürt zu haben als ich, meinen Sohn
an der Hand, aus dem Gemeindehaus in Walmer Heights trat. Spürte die Augen, die mir folgten,
die Menschen, wie sie hofften, dass ich wiederkehren würde, da sie nicht wussten, dass nicht ich
zu ihnen gesprochen hatte, sondern ein Gesandter, der Heilige Geist Gottes, ein Engel vielleicht,
wer konnte das sagen.
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Ich spürte, dass mein junger Sohn, der seine Ma von der Seite ansah, bis zu einem bestimmten
Grad wohl verstanden hatte, was vor sich gegangen ist. Er hatte begriffen, dass etwas nicht
alltägliches geschehen war, aber auch er konnte nicht wiedergeben, was er gehört hatte.
Ich trat zurück in die Dunkelheit, in die Wüste, gefolgt von dem Schmerz, der jetzt ein anderer
war und der mich viele viele Jahre begleiten würde, ohne dass ich die Ursache hätte schildern
können. Ja, das Zerbrechen meiner Ehe war schmerzlich, zerriss mich, da ich nicht die wirkliche
Liebe aufbrachte, die ich hätte aufbringen müssen, die nichts zu tun hat mit den „großen, heren
Gefühlen“ eines romantischen Volksglaubens an Liebe, weil Liebe so nicht ist. Jene Liebe, die nicht
auf Gefühlen basiert, die nicht ihre eigene Erfüllung sucht, sondern die auf der Entscheidung
basiert, da sie nicht sich selbst sucht, sondern den Gehorsam gegenüber Gott. Ich hatte es
versucht, aber die erste große Chance vertan. Aber ER kam ja immer wieder und sagte „Ich bin
bei dir, bei deinem Hereinkommen und bei deinen Herausgehen“, was bedeutet, dass Er uns
immer wieder eine Chance gibt, solange wir die Wahrheit noch nicht erkannt haben.
Somit war der größte Schmerz, der mich jahrelang verfolgte, Gott gegenüber wortbrüchig
geworden zu sein. Aber das Erkennen oder Zulassen der Erkenntnis dessen nahm Zeit in
Anspruch, denn Stolz und Eitelkeit ließen es nicht einfach zu.
d
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  • 1.
  • 2. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv ...auch euch, die ihr tot wart, in euren Vergehungen und Sünden, in welchen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams Unter den Schwingen Gottes Kreuz der Versöhnung Walmer Heights 1984 Mir fiel jene Nacht ein, in der das Buch Hiobs in meinem Kopfe um eine senkrechte Achse rotierte. Als ich aufwachte, sah ich immer noch wie das Kapitel als ein ganzes Buch langsam aufrecht um seine Achse rotierte. Es war eine Erinnerung, vielleicht eine Aufmunterung; ich war nicht ernsthaft genug bestrebt niederzuschreiben, was mir aufgetragen war, weil ich mir irgendwie doch nicht vorstellen konnte, dass das, was ich erlebte, für irgend Jemanden irgendeine Bedeutung haben sollte. Wie oft hatte ich doch schon an Personen geschrieben. Sie warnend, denn sie leiteten die Geschicke so vieler Menschen und sie taten es nach dem Muster so vieler vorangegangener Zeiten und Nationen. Das an sich war der Auftrag, die Menschen darauf hinzuweisen, dass sie sich von der Ernsthaftigkeit, vom Sinn ihres Lebens entfernt hatten, wieder einmal, dass ihre Handlungen in direkter Konsequenz zum Zeitgeschehen standen. Die physikalische Welt ist so bedrängend, überlagert alles, laut und beherrschend in ihren verzerrten Ansprüchen. Der erste Auftrag drückte. Die Kosten, aber besonders die Zeit rannte davon, ich versuchte gegen beide anzukämpfen. Jeder, der mit Gott in Berührung kommt, weiß, was das bedeutet. Ich führte einen Kampf gegen Windmühlenflügel. Und ich hatte Angst. Soviel Phantasie hatte ich noch um zu begreifen, dass das was ich berichtete, zwei Gesichter hatte. Ich war einst selbst von der Art der Welt, auch wenn sich das verändert hatte, so hatte ich doch eine gute Erinnerung an das andere, das normale Denken. Ich war auf eine Weise verändert worden, die mir selbst oft unheimlich wurde, denn sie machte mich noch einsilbiger, unbeugsamer in meinen Überzeugungen. Wie sollten sie mich verstehen. Meine Fähigkeit, mich auszudrücken, war ins Stolpern geraten, seit diese Dinge geschahen, insbesondere vermutlich auch, weil ich so lange nicht erkannt hatte, was seinerzeit in der Kirche der kleinen Gemeinde in Walmer Heights geschehen war. Mir geschehen war, als Person, und ihnen, den Vielen, die Zeuge Miriam (Gabriel) 2014 Seite 2 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 3. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv wurden, weil sie meinem Vortrag lauschten, als Gemeinde. Einem Vortrag, den ich nicht freiwillig übernommen hatte, denn es lag mir so gar nicht, im Mittelpunkt zu stehen und meine Ansichten oder Einsichten lauthals zu verkünden. Da jedoch standen sie an einem der kritischsten Punkte meines Lebens vor meiner Tür und klingelten. Sie erschraken vor dem Wrack, das ihnen die Türe öffnete, völlig verheult und nicht wirklich in der Lage sich mit ihnen auseinander zu setzen. Ich aber hatte urplötzlich gewusst, das eine Rettung nahte – nach Stunden der Verzweiflung auf dem Boden jener kleinen Wohnung, die mir eine Freundin überlassen hatte. Diese jungen Missionarinnen erlebten selbst an dem Tage eine überraschende Wende. Ihr Ziel lag in der entgegengesetzten Richtung. Irgend etwas hatte sie bewogen, sich nicht an die Absprache zu halten. Sie waren schweigend nebeneinander her gegangen, vorbei an vielen anderen Gebäuden und wandten sich dem zu, in dem ich vorübergehend wohnte. Vorbei an anderen Wohnungen stiegen sie die Treppe bis in den zweiten Stock und klopften an die Tür ausgerechnet meiner Wohnung. Wie gesagt, sie erschraken, aber sie sagten, sie wüssten nicht, was sie hergeführt hätte..aber ihr Auftrag war klar. So entspann sich eines meiner seltsamen Erlebnisse. Zwei Monate später stand ich auf der Kanzel ihrer Gemeinde. Ruah, Heiliger Geist Gottes, hatte zu ihnen gesprochen, durch meinen Mund. Ich war noch sehr lange weit davon entfernt, zu begreifen, dass mir vor sehr langer Zeit ein Auftrag erteilt worden war, sie zu erinnern, die Kinder dieser Welt, dass es nicht um all den Tand und das alltägliche Leben ging, in dass alle verwickelt würden, sondern, dass es um ihr, um unser aller Leben ging, dass wir tatsächlich Wanderer in dieser Welt waren, sie nur durchschritten um uns an ihr zu messen und um unsere wirkliche Herkunft zu erkennen - Sie würden sich ereifern, diese Kinder, in ihrer Rage, das etwas anders sein solle, könne, als sie`s leben wollen. ER aber sagte agDieses Volk behauptet, die Zeit sei noch nicht gekommen, …. HAber warum ist es für euch selbst an der Zeit, in Häusern mit getäfelten Wänden zu wohnen, während mein Haus noch in Trümmern liegt? /wie bei Haggai 1) Sie waren Sein Tempel. - sie waren die Kinder, von denen ER sprach. Sie und viele andere. Es gab zu viel, das zu bewältigen es galt. Ich war oft verwirrt. Vergass mitunter im Gespräch die einfachsten Namen, verlor den Faden, konnte nicht behalten, wo ich was gehört, gelesen hatte. Miriam (Gabriel) 2014 Seite 3 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 4. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv Konnte mich mitunter kaum auf meine Arbeit konzentrieren. War für einige Zeit so konfus, fühlte solche Last auf meiner Seele, solchen Nachdruck wegen der Beobachtungen, mit denen ich konfrontiert wurde - lange, ohne sie einstufen zu können. Bei einem aber war ich sicher, es ging nicht mehr einfach nur um den Verlust des Mannes, der Ehe, wie die Menschen um mich herum glaubten - es war etwas anderes. Meine Wangen brannten mitunter übergangslos in Scham ohne dass ich hätte sagen können, was die Ursache war, hatte nur immer das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Und hier braute sich nun einiges zusammen, womit kein Mensch in seinem Leben rechnete. Natürlich machten sich die Menschen um mich so ihre eigene Version darauf. Das ist so üblich.- Trotzdem, das alles war es nicht. Ich begann hinter der Wahrheit herzulaufen. Machte lange Spaziergänge, immer bestrebt, möglichst wenigen zu begegnen. Doch nun hörte ich ja auf eine andere, zusätzliche Art. Seit jener Nacht in welcher ER sagte, ER würde mich führen und seit jenem Morgen, an welchem ich durch den Heiligen Geist getauft worden war, noch einmal so viele Jahre später. Er gab mir Sein Wort, den Schlüssel, trug mir auf, ihn nicht wieder zu verlieren und ER zeigte mir diejenigen, die Er schon vorher gerufen hatte, die jetzt, in meiner Generation tätig waren für IHN. Ich wusste, was es bedeutete, von IHM gerufen zu werden. Es war kein Gefühl, kein persönliches Wunsch- oder Neigungsdenken. Und es war eine große Last, der man entkommen wollte. Eine Zeitenwende war eingeläutet. Doch hier ist, an was ich mich in Bruchstücken noch erinnere: Die Athmosphäre des Innenhofs mit seiner romantischen, abgeschirmten Terrasse, dem alten Mangobaum im Zentrum, dessen Blüten und Früchte einen schweren, doch bezaubernden Duft verbreiteten, verschmolz so wunderbar mit den Geräuschen der Brandung des indischen Ozeans nur wenige Schritte die Strasse hinunter. Der meist laue Abendwind war wohltuend für die geschundene Seele. Diese Abende, fernab von anderen Menschen klangen noch immer in meiner Erinnerung herauf. Selbst meine Freundinnen sah ich kaum noch, hatte den Anschluss an das normale Leben verloren. Ich weinte, wenn ich daran dachte. Auf dieser Terrasse hatte ich versucht, dem Wunsch der Missionare, die auf seltsame Art in mein Leben gekommen waren, als die Not am größten war, gerecht zu werden. Ich saß im Miriam (Gabriel) 2014 Seite 4 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 5. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv Innenhof auf meiner Terrasse und versuchte mein Leben wieder ins Lot zu bringen, als mir am Nachmittag einfiel, dass ich einen Vortrag vor der Gemeinde der Missionare halten sollte. Vergebens hatte ich mich bemüht, mich an das Thema zu erinnern, dass sie mir aufgetragen hatten, es wollte mir nicht mehr einfallen. Hatte versucht, die Gemeinde-Ältesten zu erreichen, die Missionare selbst, doch es war alles vergebens. Meine Söhne waren nach der Schule ständig mit Freunden unterwegs. Meinem Mann, wenn er nicht in seiner Firma oder beim Tennis-Spielen war, konnte man ansehen, dass er sich lieber mit anderen Gedanken beschäftigte als mit mir. Er wollte mir nicht helfen. „In guten wie in schlechten Zeiten“ interpretierte er offenbar anders als ich. All die Jahre der Gemeinsamkeit waren verschwunden. Viel zu selten konnten die Kinder ihren Vater überreden, mit ihnen im Garten herum zu bolzen. Meist jedoch waren meine halbwüchsigen Söhne mit ihren Freunden unterwegs. Ich war immer auf der Suche nach Erfüllung, nach Liebe, nach einem spürbaren Sinn meines Lebens gewesen, anders als es gemeinhin im Ehe-Alltag erlebt wurde und hatte mit der kalten Distanziertheit und Auf-sich-Konzentriertheit, die ihn schon immer umgab, meine Not. Dennoch hätte ich mich als Ehefrau sicher mehr bemühen sollen, in alle Facetten dieses Menschen hinein zu sehen, ihn zu begreifen. Er ließ das nicht zu. Im Anfang unserer Ehe war es anders. Aber auch ich hatte Mühe mit dem brodelnden Innern meines eigenen Wesens, irgendwie war da ständig das Gefühl, das das doch nicht alles sein konnte, worum es im Leben ginge -das Gebären von Kindern, ihre Erziehung, ein klein bisschen Beruf zwischendurch, wenn es einem gestattet wurde und der übliche tägliche immer wiederkehrende Ablauf. Jetzt jedoch stand ich hier oben, sah hinunter in diese erwartungsvollen Gesichter und fragte mich, ob ich ihnen gerecht werden konnte. Es war eine Gemeinde, die keine Kreuze in der Kirche erlaubte, weil sie erklärte, dass Gott lebe und somit keine Kreuze notwendig seien. Sie waren Mormonen. Obwohl ich einen Widerwillen gegen die alte hierarchische Ordnung hatte, die sie verkündeten, war ich gewillt, meinen Frieden mit Gott zu machen und mich unterzuordnen - unter IHN. Meine Beine zitterten, ich hatte Mühe, mich am Pult fest- und aufrecht zu halten und dachte bei mir „es ist doch eigentlich lächerlich, dass es dir so geht, es sind doch nur Menschen“. Miriam (Gabriel) 2014 Seite 5 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 6. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv Ich sah auf das Manuskript, das nun ungeordnet vor mir lag. Es war völlig durcheinander geraten, darüber hinaus konnte ich nicht einen einzigen Buchstaben entziffern, selbst wenn ich es hätte vorlesen wollen. Ziemlich lahm hielt ich den Haufen Papier in der Hand und schwenkte ihn hin und her. Ich schaute in die vielen Gesichter, nahm meinen ganzen Mut zusammen und erklärte mit wackliger Stimme, was den Tag zuvor passiert war und das ich mich eigentlich gar nicht in der Lage sah, einen Vortrag zu halten. Jetzt noch weniger, angesichts des Faktes, dass ich auf dem Weg zur Kanzel gestolpert war, die Blätter meines Manuskriptes sich über den Boden verteilt hatten und von Helfern zusammen gerafft in meine Hand gedrückt wurden. Keiner schien zu bemerken, dass ich mich vor lauter Angst kaum noch aufrecht halten konnte. Ich erzählte ihnen mit dem Mut der Verzweiflung, wie es in mir aussah und dass ich irgendein Thema gewählt hätte mangels Erinnerung, dass ich aber erst einmal das Konzept ordnen müsse, denn auswendig würde es nun wirklich kaum gehen. - Sie lachten. Das erschütterte mich noch mehr, so etwas war ich aus europäischen Gemeinden gar nicht gewöhnt, wo alles so festgeschrieben und unveränderbar ablief, geschweige denn, dass Menschen sich so ungezwungen benahmen. Da geschah etwas Merkwürdiges. Über den Köpfen der Menschen schwebte plötzlich ein riesiges leuchtendes Kreuz. Ich vergaß die unten sitzenden Menschen, meine Angst, auch das Konzept und starrte nur auf dieses leuchtende Kreuz in der Höhe, das über ihnen liegend erschienen war. Es muß geraume Zeit gedauert haben, bevor ich das unruhig scharrende Geräusch der Füße wahrnahm, sah flüchtig, das sie ebenfalls alle nach oben starrten, um zu sehen, was mich so ablenkte. Ich weiß bis heute nicht, ob Jemand außer mir dieses Kreuz wahrnehmen konnte. Vermutlich nicht, denn ich kann mich nicht erinnern, dass mich Jemand darauf angesprochen hatte. Dann vernahm ich ein „klickendes Geräusch“ ähnlich dem Schnalzen von Fingern. Übergangslos stand plötzlich eine junge hellblonde und sehr hübsche Frau in hellen Kleidern neben mir. Sie sprach. Die Menschen hatten sich ihr zugewandt und schienen gebannt ihren Worten zu lauschen. Ich starrte sie an, fragte mich, woher sie kam und dachte, dass sie vielleicht für mich eingesprungen sei. Vermutlich hatte doch Jemand meine innere Misere erkannt und half nun. Miriam (Gabriel) 2014 Seite 6 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 7. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv Irgendwie erschien sie mir bekannt, aber ich konnte mich einfach nicht erinnern, wer sie war. Inzwischen war ich ruhig genug geworden, um mir weitere Gedanken machen zu können. Es war mir tatsächlich schleierhaft wie wir beide hier überhaupt stehen konnten,. Die Enge der Kanzel ließ es nicht zu, aber sie schien es nicht zu interessieren, während ich selbst mich eigentlich in keiner Weise bedrängt empfand. Sie sprach unaufhörlich und lange, doch obwohl ich direkt neben ihr stand, hörte ich nichts. Wieder schaute ich auf die Menschen, die dicht gedrängt auf den Stühlen saßen. Normalerweise war hier auch während des Gottesdienstes ein reges Kommen und Gehen. Mütter, die sich mit ihren Kindern beschäftigten, waren nicht ungewöhnlich. Männer standen zwischendurch auf um einen Moment nach draußen zu gehen. Kinder spielten ganz ungeniert. Es war so anders, als die traditionellen Gottesdienste, die ich aus meiner Heimat kannte. Nun lag eine ungewöhnliche Ruhe über all den Menschen. Ja, selbst das Gerenne der Kinder hatte aufgehört. Mütter mit Säuglingen schlichen sich auf leisen Sohlen in den Hintergrund um ihre Kleinen zu beruhigen, aber sie blieben im Raum. Alle diese Geräusche nahm ich wahr. Die junge Frau jedoch hörte ich nicht, sah sie lächeln und sprechen. Sah die Menschen wie festgenagelt auf den Stühlen. Vor allem Männer, denen die Tränen über die Wangen liefen. Die schluchzten. - Das verwirrte mich so tief, dass ich keinen Moment mehr an mein eigenes Dilemma dachte. Ich versuchte den Arm der Frau neben mir zu ergreifen, sie zu schütteln, ihr zu sagen, dass sie die Menschen aus der Fassung brachte, aber es hatte keinerlei Effekt. Sah Gefährtinnen, die die Hände ihrer Männer ergriffen, wie um Trost zu geben. . Hatte sich jetzt alles verdreht? Ich geriet wieder in helle Aufregung. Was, in des Himmels Namen, sagte diese Frau? Meine Seele schien jetzt zu schreien. Sie anzuschreien. Aus ihren goldblonden aufgesteckten Haaren war eine Locke herausgerutscht. Sie lächelte auf die Gemeinde herunter. Schob das Manuskript zusammen, in das sie nicht einen Blick geworfen hatte. Da hörte ich wieder ein klickendes Geräusch. Ich sah hinunter. Sprach die letzten Worte des Dankes, gab meinem jüngsten Sohn ein Zeichen zum Aufbruch. Mir war schwindelig. Die Frau war nicht mehr da, dennoch hatte ich sie im letzten Moment erkannt, kurz bevor das klickende Miriam (Gabriel) 2014 Seite 7 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 8. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv Geräusch zu vernehmen war und ich ein seltsames Gefühl wie ein Einrasten verspürte. Ein Orkan schien durch die Menschenansammlung zu gehen. Alle diese großen, gescheiten erfolgreichen Menschen brandeten die Stufen zum Podium, zur Kanzel hinauf. Ich hatte nicht mehr verschwinden können. Sie waren aufgewühlt. Schrien regelrecht auf mich ein. Ich stand ganz still und allein und klein da. Ich hörte Dinge, die ich nie geschrieben hatte, die »nicht ich« gesagt hatte und erkannte, dass nicht ich gesprochen hatte. Bis auf den letzten Worte des Dankes und der Verabschiedung. Gott hatte eine Botschaft für die Menschen. Wer außer Ruah hätte mich aus meinem Körper drängen können? War das der Grund dafür, das ich nichts hatte hören können? Warum hatte ich alle anderen Geräusche wahrgenommen? Wie war es möglich gewesen, das ich mir über mich als Person während des ganzen Vortrages im klaren gewesen war, während ich aber nichts von allem wußte, was zeitgleich gesagt worden war? Durch meinen eigenen Mund? Sie, Er (?) hatte durch mich gesprochen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nichts vom Heiligen Geist und es sollte noch sehr lange dauern, bis mir das ein Begriff wurde. Bis zu dem Begriff eine durchaus fassbare Persönlichkeit real wurde. Ich wusste nur, nichts von allem kam von mir. Die Missionare, die Menschen, bemerkten meine Verwirrung, alle schauten mich mit großen Augen an. Jeder versuchte, mich auf einen Teil „meines“ Vortrages, der ihn oder sie besonders berührte, anzusprechen. Ich fühlte mich bedrängt, fühlte mich von ihren Körperlichkeiten regelrecht überrannt. Wollte nur noch weg. Immer wieder versuchte ich, meinen Sohn heran zu winken, der alle Mühe hatte, sich zu mir durch zu drängen. Sie waren unglücklich darüber, den Tape-Recorder nicht eingeschaltet zu haben, was normalerweise üblich war. Sie sahen, dass ich ziemlich erschöpft war, täschelten mich, drückten und umhalsten mich, dass mir wieder Angst und Bange wurde. Ich war unendlich müde, hatte „meine Vortragszeit“ bei weitem überschritten und wollte nur noch nach Hause, wohin es mich trotz unserer Krise trieb. Man ließ uns gehen, meinen damals elf- oder zwölfjährigen Sohn. Man hoffte auf noch viele solcher Gelegenheiten wie diese. Oh wie unendlich feige war ich damals. Sah nur mein kleines mieses Leben. Man begann mich einzuteilen, mir so viele Ämter aufzuerlegen, wie ein Mensch sie gar nicht tragen konnte. Natürlich hatte ich auch davor Angst - fühlte mich dem nicht gewachsen, wusste trotz Miriam (Gabriel) 2014 Seite 8 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 9. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv der intensiven Lehre nicht, dass ich mich nur auf Ihn hätte zurückzuziehen brauchen, Ihm damals hätte vertrauen lernen müssen, dann wäre ich an der Aufgabe gewachsen, so hatte ich zwei große Probleme, ein sehr persönliches und dieses Amt, das unserem Auftrag in dieser Welt so sehr viel mehr entsprach als das normale eitle Leben, dem wir so gern frönen. Ich hatte gelernt in diesem zwei Monaten, doch es war ein rezitieren des Textes, gepaart mit den natürlichen Anlagen, die mir gegeben waren von Ihm und die durch meine Lage, durch den Schmerz zum Durchbruch kamen. Es war möglich geworden für Gott aus der völligen Zerstörung des Ichs heraus zu sprechen. Heute schäme ich mich, diese Menschen wegen meiner eigenen Situation verlassen zu haben, denn damit hatte ich auch Gott verlassen, so kam es mir zeitweise vor, weil ich Ihn bisher nur theoretisch als Buchwissen kannte und mir nicht bewusst wurde, dass ich Ihn nun auch persönlich erfahren hatte. Nicht gleich zwar, ich hatte gekämpft für die Erfahrungen und den Glauben, den ich hatte, doch die Menschen, meiner eigenen Familie, die Menschen Europas, Deutschlands, hatten selten die Art von Glauben, der sich langsam in mir entfaltete. Dennoch konnte ich das Überirdische, das mich berührt hatte, nicht deutlich genug für andere definieren. Ich begann zu verstehen, warum sich Menschen, denen ähnliches geschehen war, hinter Klostermauern zurückzogen. Auch ich hatte das Bedürfnis dazu, später, als ich mir der ganzen Tragweite bewusst wurde und gleichzeitig erkannte, wie wenig ich mit diesem Wissen ausrichten konnte, wie wenig in den Tagen der Lästerer, der Spötter, die Wahrheit eine Chance bekam. Wenn ich es versuchte, hielt man mir die Tradition entgegen, oh ja, man war gut im Rezitieren der Verse der Bibel. Besser als ich. Ich versuchte, in verschiedenen Kreisen etwas davon weiterzugeben. Statt dessen kamen Diskussionen. Auf Diskussionen konnte ich mich aber nicht einlassen, denn es gab nichts zu diskutieren. Was ich weitergab, war ja nicht von mir. Ich konnte nur erzählen, was geschehen war. Ich erinnere mich, den lauen Wind auf meinem Gesicht gespürt zu haben als ich, meinen Sohn an der Hand, aus dem Gemeindehaus in Walmer Heights trat. Spürte die Augen, die mir folgten, die Menschen, wie sie hofften, dass ich wiederkehren würde, da sie nicht wussten, dass nicht ich zu ihnen gesprochen hatte, sondern ein Gesandter, der Heilige Geist Gottes, ein Engel vielleicht, wer konnte das sagen. Miriam (Gabriel) 2014 Seite 9 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel
  • 10. *Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hell lichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!* *He who dwells in the shelter of the Most High Will abide in the shadow of the Almighty. 2 I will say to the LORD, "My refuge and my fortress, My God, in whom I trust!"… * vvvPvvv Ich spürte, dass mein junger Sohn, der seine Ma von der Seite ansah, bis zu einem bestimmten Grad wohl verstanden hatte, was vor sich gegangen ist. Er hatte begriffen, dass etwas nicht alltägliches geschehen war, aber auch er konnte nicht wiedergeben, was er gehört hatte. Ich trat zurück in die Dunkelheit, in die Wüste, gefolgt von dem Schmerz, der jetzt ein anderer war und der mich viele viele Jahre begleiten würde, ohne dass ich die Ursache hätte schildern können. Ja, das Zerbrechen meiner Ehe war schmerzlich, zerriss mich, da ich nicht die wirkliche Liebe aufbrachte, die ich hätte aufbringen müssen, die nichts zu tun hat mit den „großen, heren Gefühlen“ eines romantischen Volksglaubens an Liebe, weil Liebe so nicht ist. Jene Liebe, die nicht auf Gefühlen basiert, die nicht ihre eigene Erfüllung sucht, sondern die auf der Entscheidung basiert, da sie nicht sich selbst sucht, sondern den Gehorsam gegenüber Gott. Ich hatte es versucht, aber die erste große Chance vertan. Aber ER kam ja immer wieder und sagte „Ich bin bei dir, bei deinem Hereinkommen und bei deinen Herausgehen“, was bedeutet, dass Er uns immer wieder eine Chance gibt, solange wir die Wahrheit noch nicht erkannt haben. Somit war der größte Schmerz, der mich jahrelang verfolgte, Gott gegenüber wortbrüchig geworden zu sein. Aber das Erkennen oder Zulassen der Erkenntnis dessen nahm Zeit in Anspruch, denn Stolz und Eitelkeit ließen es nicht einfach zu. d Miriam (Gabriel) 2014 Seite 10 ©alle Rechte vorbehalten Copyright Miriam Gabriel