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Persönliche Verantwortung und
     Haftungsrisiken des
          CISO / IT-
   Sicherheitsbeauftragten
                 Stephan Schmidt
          Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht



 Gesellschaft für Informatik e.V. – Frankfurt a.M. – 09.11.2012
„DER CISO IST PREDIGER, GEHEIM-
 AGENT UND NOTARZT IN EINEM.“
         SIMON HÜLSBÖMER, COMPUTERWOCHE




…UND DEN DEUTSCHEN GESETZEN
    GÄNZLICH UNBEKANNT.
               © TCI Rechtsanwälte 2012   2
I.

ERFORDERLICHKEIT EINES
CISO / ITSB

         © TCI Rechtsanwälte 2012   3
 Keine direkte gesetzliche Pflicht
   • Ausnahmen:
      • 109 Absatz 3 TKG
      • Leitlinien zur Gewährleistung der Informationssicherheit
        (Niedersachsen – Ziffer 6 ISLL)
 zahlreiche gesellschaftsrechtliche Einfallstore
  (Pflicht zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung -
  Sorgfaltspflichten, Leitungspflichten,
  Überwachungspflichten – z.B. Gesetz zur
  Kontrolle und Transparenz im
  Unternehmensbereich, 43 GmbHG, 93 Absatz 2
  AktG und 116 AktG)
 Bestandteil dieser Pflichten ist die Zuständigkeit
  für wesentliche unternehmerische Entscheidungen
                         © RA Stephan Schmidt 2012                 4
 Geschäftsleitung muss sich selbst und
  höchstpersönlich um die Grundzüge der
  Unternehmenspolitik kümmern und darf diese
  Pflicht nicht delegieren,
 Grundzüge der Unternehmenspolitik liegen
  dann vor, wenn Aufgaben und
  Entscheidungen für das Unternehmen von
  besonderer Bedeutung sind
  (außergewöhnlich oder besondere Risiken)
 daher mittelbare Pflicht zur Ernennung eines
  CISO/ITSB, wenn betriebliche Erforderlichkeit
  gegeben (Ermessensfrage)
                 © RA Stephan Schmidt 2012    5
II.

TYPISCHE FUNKTIONEN UND
AUFGABEN

         © TCI Rechtsanwälte 2012   6
 Definition IT-Sicherheit
         2 Absatz 2 Gesetz über das Bundesamt für
        Sicherheit in der Informationstechnik: „Sicherheit in
        der Informationstechnik im Sinne dieses Gesetzes
        bedeutet die Einhaltung bestimmter
        Sicherheitsstandards, die die Verfügbarkeit,
        Unversehrtheit oder Vertraulichkeit von Informationen
        betreffen, durch Sicherheitsvorkehrungen
        1.   in informationstechnischen Systemen, Komponenten oder
             Prozessen oder
        2.   bei der Anwendung von informationstechnischen
             Systemen, Komponenten oder Prozessen.“
   Gegenwärtiger Stand der Technik zu
    gewährleisten (BSI-Grundschutzhandbuch,
    ISO/IEC 27001 oder ISO/IEC 15048)
                          © RA Stephan Schmidt 2012                  7
ITSB
 Mangels gesetzlicher Regelung nur zugewiesene
  einmalige und laufende Aufgaben
 In der Regel Stabsstelle mit ausschließlich
  beratender Funktion (Haftung dann nur für
  Erkennung von Risiken)
 Wenn gewünscht, aktive Einräumung von
  Befugnissen erforderlich
 Überwachungsfunktion erfordert auch
  Durchsetzungsmöglichkeiten
 gegenüber Geschäftsleitung immer nur Beratung
  möglich
 Berichtspflichten an Geschäftsleitung
                  © RA Stephan Schmidt 2012       8
CISO auf Leitungsebene
 Gleiche Aufgaben wie der ITSB
aber
 wenn Mitglied der Geschäftsleitung, dann
  direkte Weisungsbefugnisse und
  entsprechende Verantwortlichkeiten und
  Haftung



                © RA Stephan Schmidt 2012    9
III.

AUSWAHLKRITERIEN


        © TCI Rechtsanwälte 2012   10
ITSB
            Intern                                   Extern
• mögliche Kollision mit               • Risiko für vertrauliche
  anderen Aufgaben (z.B.                 Daten
  Tätigkeiten in IT-Abteilung,         • Zugriff auf Betriebsinterna
  Sicherheitsbeauftragter              • keine Privilegierte
  nach SGB und DSB (BAG,                 Arbeitnehmerhaftung
  Urteil v. 22.04.1994 – a.A.
  LAG Hamm, Beschluss v.               • Verschuldensvermutung bei
  8.4.2011)                              Pflichtverletzung
• eingeschränkte Haftung               • Personelle Kontinuität muss
• Keine Minderungs-                      sichergestellt sein
  möglichkeit bei
  Schlechtleistung
• Lohnfortzahlung im
  Krankheitsfall

                         © RA Stephan Schmidt 2012                 11
 Persönliche Eignung
    Anforderungen nicht gesetzlich geregelt
    erforderliche Fachkenntnisse und hohe
     Zuverlässigkeit erforderlich
    muss Risiken erkennen, Maßnahmen treffen und
     vermitteln können
    Eventuell Anlehnungen an seit 1.11.2012 geltende
     Anforderungen an Compliance-Beauftragten nach
     Wertpapierhandelsgesetz-
     Mitarbeiteranzeigeverordnung
    Zertifizierung möglich
    öffentlichen Verwaltung - Bundesakademie für
     öffentliche Verwaltung: "IT-Sicherheitsbeauftragter der
     Öffentlichen Verwaltung“
                      © RA Stephan Schmidt 2012           12
IV.

RECHTLICHE
AUSGESTALTUNG

        © TCI Rechtsanwälte 2012   13
 Interner ITSB  schriftliche Zusatzvereinbarung /
  Stellenbeschreibung zum Arbeitsvertrag
   Bloße Weisung nicht ausreichend!
   regelmäßige Überprüfung erforderlich
 Externer ITSB  Vertrag mit Dienst- und
  Werkvertraglichen Elementen
   Vorsicht bei reinen Dienstverträgen – oft keine
    ausreichende Mängelhaftung, wenn kein Werk
    geschuldet
 Grundsatzregelung mit Betriebsrat hinsichtlich
  erforderlicher Eilmaßnahmen des ITSB / CISO
  erforderlich (vorläufige Zulässigkeit trotz
  Beteiligungsrecht)
                     © RA Stephan Schmidt 2012        14
V.

HAFTUNG


          © TCI Rechtsanwälte 2012   15
 Interne ITSB (1):
   Haften als Arbeitnehmer aus arbeitsvertraglichen
    Pflichtverletzungen persönlich auf Schadensersatz,
    wenn Pflichtenkreis verletzt ist – gestaffelt nach
    Verschuldensgrad
      Vorsatz  Volle Haftung
      Grobe Fahrlässigkeit  Volle Haftung, wenn
       verhältnismäßig
      „mittlere“ Fahrlässigkeit  anteilige Haftung
      leichte Fahrlässigkeit  keine Haftung
   Wenn Arbeitsvertrag keinen Pflichtenkreis bestimmt,
    Rückgriff auf BSI-Grundschutzhandbuch Kapitel M
    2.193
   Mindestens vertragliche Nebenpflicht Arbeitgeber auf
    Bedrohungen und RA Stephan Schmidt 2012
                     ©
                       Risiken hinzuweisen              16
 Interne ITSB (2):
   Haftung gegenüber Dritten für eigenes
    Fehlverhalten
     ABER: Haftungsmaßstäbe sind streng auszulegen
      Beispiel: Vertragsgestaltung und -dokumentation
       bei komplexen Projekten ohne juristische
       Beratung
   Haftung nach allgemeinen Gesetzen wie z.B.
       823, 831 BGB und Spezialregelungen wie
      44 TKG und       7, 9 BDSG
   Mögliche strafrechtliche Haftung
    (Fernmeldegeheimnis, Computerstraftaten,
    Urkundenunterdrückung …)
                    © RA Stephan Schmidt 2012       17
 Externe ITSB:
   Ähnliche Haftung wie interner ITSB, nur aus
    schuldrechtlichem Vertrag
   aber kein arbeitsrechtliches Haftungsprivileg
   Individualvertragliche
    Haftungsbeschränkungen möglich
   von Haftungsbeschränkungen in
    Standardverträgen oder AGBs ist wegen den
    Einschränkungen des AGB-Rechts abzuraten
                  © RA Stephan Schmidt 2012     18
 CISO auf Leitungsebene:
   Haftung für Organisations- und
    Auswahlverschulden hinsichtlich Mitarbeiter
   Haftung für eigene Organisationsfehler
   Haftung bsp. nach 91 Abs. 2 AktG  keine
    vollständige Befreiung durch Delegation
    möglich
   Strafbarkeit wegen Unterlassen trotz
    Garantenstellung möglich
     BGH Urteil zum CCO v. 17.17.2009 - 5 StR 394/08

                  © RA Stephan Schmidt 2012         19
VI.

SCHUTZ VOR HAFTUNG


        © TCI Rechtsanwälte 2012   20
 Vertragsrechtliche Lösungen
   Ergänzende Haftungsbeschränkungen zum
    Arbeitsvertrag möglich
   jedoch unüblich und schwer durchzusetzen
   Bei externen ITSB Haftungsbegrenzung im Vertrag
    möglich

 Versicherungsrechtliche Lösungen
   D&O-Versicherungen nur für CISO auf
    Geschäftsleitungsebene
   Keine Lösung für interne ITSB
   Haftpflichtversicherungen für externe ITSB möglich
                    © RA Stephan Schmidt 2012            21
Geschafft…               noch Fragen?

             Rechtsanwalt Stephan Schmidt
             Fachanwalt für Informationstechnologierecht

             TCI Rechtsanwälte
             Isaac-Fulda-Allee 5
             D-55124 Mainz
             Telefon: +49 - (0) 6131 - 302 90 460
             Telefax: +49 - (0) 6131 - 302 90 466
             E-Mail: sschmidt@tcilaw.de
             Internet: www.tcilaw.de

         © TCI Rechtsanwälte 2012                          22

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Persönliche Verantwortung und Haftungsrisiken des CISO / IT-Sicherheitsbeauftragten

  • 1. Persönliche Verantwortung und Haftungsrisiken des CISO / IT- Sicherheitsbeauftragten Stephan Schmidt Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht Gesellschaft für Informatik e.V. – Frankfurt a.M. – 09.11.2012
  • 2. „DER CISO IST PREDIGER, GEHEIM- AGENT UND NOTARZT IN EINEM.“ SIMON HÜLSBÖMER, COMPUTERWOCHE …UND DEN DEUTSCHEN GESETZEN GÄNZLICH UNBEKANNT. © TCI Rechtsanwälte 2012 2
  • 3. I. ERFORDERLICHKEIT EINES CISO / ITSB © TCI Rechtsanwälte 2012 3
  • 4.  Keine direkte gesetzliche Pflicht • Ausnahmen: • 109 Absatz 3 TKG • Leitlinien zur Gewährleistung der Informationssicherheit (Niedersachsen – Ziffer 6 ISLL)  zahlreiche gesellschaftsrechtliche Einfallstore (Pflicht zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung - Sorgfaltspflichten, Leitungspflichten, Überwachungspflichten – z.B. Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich, 43 GmbHG, 93 Absatz 2 AktG und 116 AktG)  Bestandteil dieser Pflichten ist die Zuständigkeit für wesentliche unternehmerische Entscheidungen © RA Stephan Schmidt 2012 4
  • 5.  Geschäftsleitung muss sich selbst und höchstpersönlich um die Grundzüge der Unternehmenspolitik kümmern und darf diese Pflicht nicht delegieren,  Grundzüge der Unternehmenspolitik liegen dann vor, wenn Aufgaben und Entscheidungen für das Unternehmen von besonderer Bedeutung sind (außergewöhnlich oder besondere Risiken)  daher mittelbare Pflicht zur Ernennung eines CISO/ITSB, wenn betriebliche Erforderlichkeit gegeben (Ermessensfrage) © RA Stephan Schmidt 2012 5
  • 6. II. TYPISCHE FUNKTIONEN UND AUFGABEN © TCI Rechtsanwälte 2012 6
  • 7.  Definition IT-Sicherheit  2 Absatz 2 Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: „Sicherheit in der Informationstechnik im Sinne dieses Gesetzes bedeutet die Einhaltung bestimmter Sicherheitsstandards, die die Verfügbarkeit, Unversehrtheit oder Vertraulichkeit von Informationen betreffen, durch Sicherheitsvorkehrungen 1. in informationstechnischen Systemen, Komponenten oder Prozessen oder 2. bei der Anwendung von informationstechnischen Systemen, Komponenten oder Prozessen.“  Gegenwärtiger Stand der Technik zu gewährleisten (BSI-Grundschutzhandbuch, ISO/IEC 27001 oder ISO/IEC 15048) © RA Stephan Schmidt 2012 7
  • 8. ITSB  Mangels gesetzlicher Regelung nur zugewiesene einmalige und laufende Aufgaben  In der Regel Stabsstelle mit ausschließlich beratender Funktion (Haftung dann nur für Erkennung von Risiken)  Wenn gewünscht, aktive Einräumung von Befugnissen erforderlich  Überwachungsfunktion erfordert auch Durchsetzungsmöglichkeiten  gegenüber Geschäftsleitung immer nur Beratung möglich  Berichtspflichten an Geschäftsleitung © RA Stephan Schmidt 2012 8
  • 9. CISO auf Leitungsebene  Gleiche Aufgaben wie der ITSB aber  wenn Mitglied der Geschäftsleitung, dann direkte Weisungsbefugnisse und entsprechende Verantwortlichkeiten und Haftung © RA Stephan Schmidt 2012 9
  • 10. III. AUSWAHLKRITERIEN © TCI Rechtsanwälte 2012 10
  • 11. ITSB Intern Extern • mögliche Kollision mit • Risiko für vertrauliche anderen Aufgaben (z.B. Daten Tätigkeiten in IT-Abteilung, • Zugriff auf Betriebsinterna Sicherheitsbeauftragter • keine Privilegierte nach SGB und DSB (BAG, Arbeitnehmerhaftung Urteil v. 22.04.1994 – a.A. LAG Hamm, Beschluss v. • Verschuldensvermutung bei 8.4.2011) Pflichtverletzung • eingeschränkte Haftung • Personelle Kontinuität muss • Keine Minderungs- sichergestellt sein möglichkeit bei Schlechtleistung • Lohnfortzahlung im Krankheitsfall © RA Stephan Schmidt 2012 11
  • 12.  Persönliche Eignung  Anforderungen nicht gesetzlich geregelt  erforderliche Fachkenntnisse und hohe Zuverlässigkeit erforderlich  muss Risiken erkennen, Maßnahmen treffen und vermitteln können  Eventuell Anlehnungen an seit 1.11.2012 geltende Anforderungen an Compliance-Beauftragten nach Wertpapierhandelsgesetz- Mitarbeiteranzeigeverordnung  Zertifizierung möglich  öffentlichen Verwaltung - Bundesakademie für öffentliche Verwaltung: "IT-Sicherheitsbeauftragter der Öffentlichen Verwaltung“ © RA Stephan Schmidt 2012 12
  • 13. IV. RECHTLICHE AUSGESTALTUNG © TCI Rechtsanwälte 2012 13
  • 14.  Interner ITSB  schriftliche Zusatzvereinbarung / Stellenbeschreibung zum Arbeitsvertrag  Bloße Weisung nicht ausreichend!  regelmäßige Überprüfung erforderlich  Externer ITSB  Vertrag mit Dienst- und Werkvertraglichen Elementen  Vorsicht bei reinen Dienstverträgen – oft keine ausreichende Mängelhaftung, wenn kein Werk geschuldet  Grundsatzregelung mit Betriebsrat hinsichtlich erforderlicher Eilmaßnahmen des ITSB / CISO erforderlich (vorläufige Zulässigkeit trotz Beteiligungsrecht) © RA Stephan Schmidt 2012 14
  • 15. V. HAFTUNG © TCI Rechtsanwälte 2012 15
  • 16.  Interne ITSB (1):  Haften als Arbeitnehmer aus arbeitsvertraglichen Pflichtverletzungen persönlich auf Schadensersatz, wenn Pflichtenkreis verletzt ist – gestaffelt nach Verschuldensgrad  Vorsatz  Volle Haftung  Grobe Fahrlässigkeit  Volle Haftung, wenn verhältnismäßig  „mittlere“ Fahrlässigkeit  anteilige Haftung  leichte Fahrlässigkeit  keine Haftung  Wenn Arbeitsvertrag keinen Pflichtenkreis bestimmt, Rückgriff auf BSI-Grundschutzhandbuch Kapitel M 2.193  Mindestens vertragliche Nebenpflicht Arbeitgeber auf Bedrohungen und RA Stephan Schmidt 2012 © Risiken hinzuweisen 16
  • 17.  Interne ITSB (2):  Haftung gegenüber Dritten für eigenes Fehlverhalten ABER: Haftungsmaßstäbe sind streng auszulegen  Beispiel: Vertragsgestaltung und -dokumentation bei komplexen Projekten ohne juristische Beratung  Haftung nach allgemeinen Gesetzen wie z.B. 823, 831 BGB und Spezialregelungen wie 44 TKG und 7, 9 BDSG  Mögliche strafrechtliche Haftung (Fernmeldegeheimnis, Computerstraftaten, Urkundenunterdrückung …) © RA Stephan Schmidt 2012 17
  • 18.  Externe ITSB:  Ähnliche Haftung wie interner ITSB, nur aus schuldrechtlichem Vertrag  aber kein arbeitsrechtliches Haftungsprivileg  Individualvertragliche Haftungsbeschränkungen möglich  von Haftungsbeschränkungen in Standardverträgen oder AGBs ist wegen den Einschränkungen des AGB-Rechts abzuraten © RA Stephan Schmidt 2012 18
  • 19.  CISO auf Leitungsebene:  Haftung für Organisations- und Auswahlverschulden hinsichtlich Mitarbeiter  Haftung für eigene Organisationsfehler  Haftung bsp. nach 91 Abs. 2 AktG  keine vollständige Befreiung durch Delegation möglich  Strafbarkeit wegen Unterlassen trotz Garantenstellung möglich  BGH Urteil zum CCO v. 17.17.2009 - 5 StR 394/08 © RA Stephan Schmidt 2012 19
  • 20. VI. SCHUTZ VOR HAFTUNG © TCI Rechtsanwälte 2012 20
  • 21.  Vertragsrechtliche Lösungen  Ergänzende Haftungsbeschränkungen zum Arbeitsvertrag möglich  jedoch unüblich und schwer durchzusetzen  Bei externen ITSB Haftungsbegrenzung im Vertrag möglich  Versicherungsrechtliche Lösungen  D&O-Versicherungen nur für CISO auf Geschäftsleitungsebene  Keine Lösung für interne ITSB  Haftpflichtversicherungen für externe ITSB möglich © RA Stephan Schmidt 2012 21
  • 22. Geschafft… noch Fragen? Rechtsanwalt Stephan Schmidt Fachanwalt für Informationstechnologierecht TCI Rechtsanwälte Isaac-Fulda-Allee 5 D-55124 Mainz Telefon: +49 - (0) 6131 - 302 90 460 Telefax: +49 - (0) 6131 - 302 90 466 E-Mail: sschmidt@tcilaw.de Internet: www.tcilaw.de © TCI Rechtsanwälte 2012 22