Der Mindestlohn hat die Zeitungslogistik in ein neues Zeitalter befördert: Der Einsatz von Geo-Informations-Systemen, die Zustellbezirke optimal zuschneiden, ist eine Selbstverständlichkeit. Zeitlohn hat zumeist den Stücklohn ersetzt – die neuen Lohnmodelle wurden in neuen Arbeitsverträgen dokumentiert und für die Lohnabrechnung programmiert.
Also Zeit zum Durchatmen? Leider nein. Das strategische Dilemma, in dem sich Verlage befinden, bleibt unverändert: der Auflagenrückgang der Tageszeitung führt unweigerlich zu höheren Stückkosten – sofern man nicht entgegensteuert.
Über die Möglichkeiten, wie Verlage die Kosten auf der „Letzten Meile“ optimieren und um Neugeschäft ergänzen können, berichten wir in unserem aktuellen Schickler Kompakt.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Letzte Meile - Möglichkeiten der Optimierung und Neugeschäft
1. Zustellung nach dem Mindestlohn:
„Letzte Meile“ im Fokus
SCHICKLER KOMPAKT
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KOMPAKT
2. SCHICKLER KOMPAKT: LETZTE MEILE 2
SCHICKLER
KOMPAKT
Zustellung nach dem Mindestlohn:
„Letzte Meile“ im Fokus
Viele Verlage haben sich in der Vergangenheit mit einer Optimierung oder
Restrukturierung der Zustelllogistik sehr schwer getan. Der Grund: Änderungen von
gelernten Bezirksstrukturen und Vergütungsmodellen betreffen Hunderte oder sogar
Tausende von Zustellern – den Ärger, der vorprogrammiert schien, wollten sich viele
nicht antun.
Doch durch den Mindestlohn hat sich die Situation geändert: Die drohenden
Lohnkostensteigerungen, die der Mindestlohn mit sich brachte, mussten irgendwie
begrenzt werden – und so wurde auch die Logistik komplett auf den Prüfstand
gestellt. Inzwischen ist der Einsatz eines Geo-Informations-Systems, das
Zustellbezirke optimal zuschneidet, eine Selbstverständlichkeit. Zeitlohn hat zumeist
den Stücklohn ersetzt – die neuen Lohnmodelle wurden in neuen Arbeitsverträgen
dokumentiert und für die Lohnabrechnung programmiert.
Also alles gut für die Jahre ab 2017? Leider nein, denn das strategische Dilemma, in
dem sich Verlage befinden, bleibt unverändert: der Auflagenrückgang der
Tageszeitung führt unweigerlich zu höheren Stückkosten – sofern man nicht
entgegensteuert. Die Verlage mit einem hohen Anteil von ländlichen Zustellgebieten
mit geringer Abo-Dichte trifft es besonders hart. Deswegen ist es weiterhin enorm
wichtig nach neuen, innovativen Ansätzen für die Letzte Meile zu suchen.
Abbildung 1: Zusammensetzung des Aufwands auf der Letzten Meile und Möglichkeiten zur Kostenoptimierung
DIE ZUSTELLLOGISTIK NACH DEM MINDESTLOHN – STATUS QUO
3. SCHICKLER KOMPAKT: LETZTE MEILE 3
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KOMPAKT
Zustellung nach dem Mindestlohn:
„Letzte Meile“ im Fokus
Die Logistik ist einer der größten Kostenblöcke der Verlage und innerhalb der Logistik
fallen die mit Abstand meisten Kosten auf der Letzten Meile an.
Die Letzte Meile ist dabei ein Synonym für die Strecke, die der Zusteller in seinem
Bezirk zurücklegt – also die Strecke von der Abladestelle bis zur Zustellung des letzten
Objekts (Tageszeitung, Wochenblatt, Prospekt, Brief o. a.).
Seziert man den Aufwand des Zustellers auf der Letzten Meile noch weiter, kann
dieser in drei Blöcke unterteilt werden:
1. Rüstzeiten (die Zeiten, in denen der Zusteller die Sendungen an der Abladestelle
aufnimmt, entpackt und in sein Transportmittel verlädt)
2. Wegzeiten (die Zeiten, in denen der Zusteller zu Fuß oder mit dem Fahrrad,
Moped, Motorrad oder PKW in seinem Bezirk unterwegs ist)
3. Steckzeiten (die Zeiten, die ein Zusteller benötigt, um seine Sendungen im
Briefkasten oder in der Zeitungsrolle des Empfängers zu verstauen)
Der größte Aufwandstreiber sind die Wegzeiten. In unseren Projekten haben wir
ermittelt, dass diese beispielsweise bei der Tageszeitung zwischen 67% und 80%
ausmachen. In besonders ländlichen Gebieten kann der Anteil auch noch höher sein.
WARUM IST DIE LETZTE MEILE SO WICHTIG?
Abbildung 2: Abbildung 2: Die Letzte Meile – der überwiegende Teil des Aufwands wird durch den Weg verursacht
(rot markiert)
4. SCHICKLER KOMPAKT: LETZTE MEILE 4
SCHICKLER
KOMPAKT
Zustellung nach dem Mindestlohn:
„Letzte Meile“ im Fokus
Entsprechen Bezirksstrukturen, Gangfolgen und Lohnmodell den zeitgemäßen
Anforderungen bleibt nur noch ein Ansatz, die Stückkosten weiter zu senken: die
Auslastung auf der Letzten Meile muss erhöht werden. Es muss mehr Menge in den
Bezirk.
Wo können diese Mengen herkommen? Dafür gibt es zwei Ansätze: 1. Die Integration
verschiedener Zustellschienen und 2. Neugeschäft.
Integration von Zustellschienen
Die Integration von Zustellschienen ist keine neue Idee, doch sie ist noch nicht zu Ende
gedacht. Das bekannteste Beispiel ist die Mitnahme von Briefen in der Frühzustellung
der Tageszeitung, meist „Hybridzustellung“ genannt. Für viele Verlage war die
Hybridzustellung Kernargument für den Einstieg ins Briefgeschäft – durch das
Auffüllen der Bezirke mit Briefen wurde sichergestellt, dass der monatliche Lohn der
Zeitungszusteller nicht stetig abnahm.
Doch Hybridzustellung muss nicht zwingend Briefmitnahme in der Frühzustellung
bedeuten. Es gibt weitere Spielarten: Warum sollte es nicht möglich sein, dem
Anzeigenblattzusteller die Briefe mitzugeben? Oder
dem Nachlieferfahrer? Anzeigenblätter könnten auch
in die Frühzustellung verlagert werden – sofern das
Zeitfenster ausreichend ist.
All dies ist in der Umsetzung nicht trivial. Schüler
kommen als Zusteller nicht mehr infrage und es wird
mehr teureres Personal benötigt. Druckreihenfolge
und Auslieferung müssen aufeinander abgestimmt
werden. Man muss Gebiet für Gebiet betrachten. Sind
die Zeitfenster zu eng, gibt es keinen Spielraum. Doch
die Mühe einer Analyse lohnt sich, denn das Ergebnis
rechnet sich: In aktuellen Projekten haben wir
ermittelt, dass Anzeigenblätter mit weniger als der
Hälfte des bisherigen Zeitaufwands zugestellt werden können wenn sie bei der
Tageszeitungzustellung mitgenommen werden. Addiert man alle Effekte – auch die
gegenläufigen – bleibt unter dem Strich ein sattes Plus.
WAS KANN ICH TUN, UM DIE LETZTE MEILE ZU OPTIMIEREN?
5. SCHICKLER KOMPAKT: LETZTE MEILE 5
SCHICKLER
KOMPAKT
Zustellung nach dem Mindestlohn:
„Letzte Meile“ im Fokus
Neugeschäft auf der Letzten Meile
Es hat sich herumgesprochen, dass man mit dem Briefgeschäft nicht nur in den neuen
Bundesländern gute Ergebnisse erzielen kann – wir sehen dies auch in unseren
Projekten. Hier und da ist der (Wieder-)Einstieg in das Briefgeschäft ein Thema, das
heiß diskutiert wird. Für die Unternehmen, die schon einen Briefdienst betreiben, ist
die Weiterentwicklung in den KEP-Markt (Kurier-, Express- und
Paketdienstleistungen) der nächste logische Schritt. Getrieben durch den
E-Commerce wächst das Sendungsvolumen rasant: zuletzt um 7,2% gegenüber dem
Vorjahr auf 3,16 Mrd. Sendungen.
Geringe Markteintrittsbarrieren gibt es bei der Zustellung klassischer
Paketsendungen, egal ob „Overnight“ oder auch „Same-Day“. Perspektivisch sind
aber auch andere Warengruppen denkbar. Lebensmittelauslieferung ist ein Segment,
dem viele Experten ein rasantes Wachstum vorhersagen. Doch die Verlage dürfen hier
den Zug der Zeit nicht verpassen. Geschwindigkeit zählt, bevor der
Lebensmitteleinzelhandel oder Amazon das Segment besetzen.
Wir freuen uns über Ihre Fragen und Anregungen.
SCHICKLER Unternehmensberatung GmbH
Tel. +49 40 376650-0
Christian Michna Alexander Kahlmann
c.michna@schickler.de a.kahlmann@schickler.de
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Abbildung 3: Sendungsvolumen im deutschen KEP-Markt in Mio. (KEP-Studie 2017;
Bundesverband Paket und Expresslogistik)