Vortrag des Stadtarchivars Marcel Oeben und der Lehrerin am Lemgoer Engelbert-Kaempfer-Gymnasium Friederike Petri am 09.05.2015 über ein Archiv-Schule-Projekt zur Zwangsarbeit anlässlich des Workshops "Zwangsarbeit in Westfalen - Projekte und Initiativen" im Freilichtmuseum Detmold
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Zwangsarbeit in Lemgo 1939 – 1945 – ein Werkstattbericht
1. Zwangsarbeit in Lemgo 1939 – 1945
– ein Werkstattbericht
Vortrag Marcel Oeben (Stadtarchiv Lemgo) und Friederike
Petri (EKG Lemgo) am 09.05.2015 in Detmold
03.08.2017 6.470 Stadtarchiv
Lemgo
2. Zwangsarbeit in Lemgo – ein Randthema?
1995 Anfrage eines Ratsmitgliedes im Kulturausschuss
zur Aufarbeitung des Ausländerfriedhofes; Verwaltung
kündigt eine detaillierte Aufarbeitung an
1995 Sachstandsbericht des Stadtarchivs zur Geschichte
der Zwangsarbeiter in Lemgo im Kulturausschuss,
Quellenübersicht
1999 Bürgeranfrage im Rat nach zwangsweiser
Beschäftigung von Männern und Frauen in der NS-Zeit
bei der Stadtverwaltung, Antwort durch Stadtarchiv
beantwortet (alle namhaften Betriebe in Lemgo beteiligt,
Stadt nur bedingt)
2001 Hinweis auf eine abgelehnte AB-Maßnahme, 2002
erneuter Versuch, ohne Erfolg
2003 Einweihung Gedenktafel am Friedhof Rintelner
Straße im Rahmen eines Schulprojektes (Kriegsopfer)
2005 Einweihung eines Obelisken in Erinnerung an die
Opfer des Krieges durch Konsul der Russischen03.08.2017 6.470 Stadtarchiv
Lemgo
3. Projektidee
Bildungspartnerschaft seit 2012 mit dem EKG
70 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg
Verwertung der Ergebnisse in Form einer „flexiblen“
Ausstellung
Schüler/innen werden an das Thema herangeführt,
stärken Methodenkompetenz
Archiv als außerschulischer Lernort
Thema nicht mehr von Aktualität wie um die 2000er Jahre
herum (Entschädigungsdiskussion)
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Lemgo
4. Fragestellungen
Allgemein
Was versteht man unter Zwangsarbeit?
Wie wurde Zwangsarbeit im Deutschen Reich
organisiert? Wie kam man an die Zwangsarbeiter?
Bedeutung des Themas im Rahmen der
Wiedergutmachungs-/Entschädigungsdiskussion
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Lemgo
5. Fragestellungen
Lokal
Wie viele Zwangsarbeiter gab es auf dem Gebiet der
heutigen Alten Hansestadt Lemgo zwischen 1939 und
1945?
Wann kamen sie jeweils nach Lemgo?
Woher kamen sie nach Lemgo (Ursprungsländer),
zeitliche Verteilung?
Wo mussten sie arbeiten? Was mussten sie arbeiten?
Wo und wie waren sie untergebracht?
Wie wurden sie von den deutschen Arbeitgebern
behandelt?
Gibt es noch Spuren (Gräber) von Zwangsarbeitern in
Lemgo?
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6. Themen
Zwangsarbeit in Deutschland – Definitionen (2 Schüler)
Überblick Zwangsarbeit in Lippe (3 Schüler)
Archivische Aufarbeitung in Deutschland/Lippe/Lemgo (2
Schüler)
Entschädigungsdiskussion / Wiedergutmachung (3
Schüler)
Herkunftsländer und sozialer Hintergrund der
Zwangsarbeiter (2 Schüler)
Zahl der Zwangsarbeiter, Zeiträume der Anwerbung,
Kategorien von Zwangsarbeitern (2 Schüler)
Unterbringung in Lemgo (2 Schüler)
Umgang mit den Zwangsarbeitern und deren Versorgung
(3 Schüler)
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7. Themen
Kriegsgefangener Jean Gossin in Lemgo (3 Schüler)
Kriegsende – Befreiung und Plünderungen? (2 Schüler)
Begraben und Vergessen? Gräber von Zwangsarbeitern
in Lemgo (3 Schüler)
Vorstellung der Projektarbeit (2 Schüler)
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Lemgo
8. Quellen Stadtarchiv
Zentral: Fremdarbeiter-Meldekartei des damaligen,
städtischen Sicherheitsamtes (später Ordnungsamt bzw.
Meldewesen)
Angaben: Name, Vorname, Beruf, Wohnort (Lager),
Geburtsort und Geburtsdatum, verh., verw. oder ledig,
Konfession
Erfassung in einer zentralen, lippeweiten Datenbank im
archivischen Verbund
Vollständigkeit unsicher, Kriegsgefangene nicht erfasst,
nur Zivilarbeiter
Keine Fotos enthalten
Statistische Auswertungsmöglichkeiten
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9. Quellen Stadtarchiv
Sterberegister des städtischen Standesamtes
Unterlagen der Friedhofsverwaltung (v. a. zum
Ausländerfriedhof)
Unterlagen der Bauverwaltung (Kriegsgefangene)
Unterlagen der Forstverwaltung
Berichte und Meldungen der amerikanischen Besatzer
und an die Besatzer1945
Kopien aus dem „Archives des Service des Victimes de la
Guerre“ (Brüssel)
Erlebnisbericht / Erinnerungsbericht des französischen
Kriegsgefangenen Jean Gossin (auch in Auszügen
veröffentlicht in den Lemgoer Heften 1984)
Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter/innen in der
Archivregistratur
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10. Quellen Landesarchiv in Detmold
Gewerbeaufsichtsamt Detmold (Bestand: D 3 Detmold)
Kreisverwaltung Lemgo (Bestand: D 100 Lemgo/K 2
Lemgo)
Lippische Regierung, Polizeiangelegenheiten (Bestand: L
80.14)
Lippische Regierung, Wirtschaftsabteilung (Bestand: L
80.16)
Lippische Regierung, Forstabteilung (Bestand: L 80.19)
NSDAP- und NS-Organisationen in Lippe (Bestand: L
113)
Firmenarchiv Gebr. Schlingmann (Bestand: D 107)
Kreispolizeibehörde Lemgo (Bestand: D 2 C) mit
Haftlisten
Staatsanwaltschaft Detmold (Bestand: D 21 B)
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36. Ablauf und Struktur des Projektes
Vorbedingungen:
Zeitfaktor für das Projekt
Raumproblem (Stadtarchiv)
„Zwangskurs“ Geschichte bietet keinen guten Einstieg,
hier muss zunächst Überzeugungsarbeit geleistet werden
Vorgabe relevanter Quellen und Literatur
Themenbereiche bereits festgelegt
Erstellung von Reproduktionen aus dem Landesarchiv
Beachtung der Schutzfristen und des Datenschutzes
Eigenständige Leistung der Schüler und Schülerinnen
Verwertung der Ergebnisse offen
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37. Ablauf und Struktur des Projektes
Einführung in das Thema innerhalb des schulischen
Unterrichts
Ermittlung von Erinnerungsorten zur NS-Zeit in Lemgo (u.
a. Stolpersteine, Synagogen-Mahnmal…)
Führung im Stadtarchiv / Arbeitsweise im Archiv
Kurzer Lektürekurs „Deutsche Schrift“
Verteilung Texte zum Thema „Zwangsarbeit“ mit Fragen
Quellenpräsentation anhand von Steckbriefen (Ziel:
Quellenübersicht)
Einteilung in Gruppen
Auftrag: Ermittlung der relevanten Archivalien bzw.
Dokumente für das Thema / Fragestellung
Erarbeitung einer 1-seitigen Darstellung mit Literatur- und
Quellenangaben
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38. Ablauf und Struktur des Projektes
Gruppen waren teilweise mehr mit Literatur befasst,
teilweise mehr mit Archivquellen
„Boxenstoppgespräche“ zur Ergebnissicherung
Prägend: Arbeit in kleinen Gruppen im Stadtarchiv und in
der Schule
Auswertung einer Datenbank mit unterschiedlichen Filtern
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39. Die Arbeit im Archiv
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40. Die Arbeit im Archiv
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41. Die Arbeit im Archiv
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42. Erfahrungen / Kritik
Eigenständige Arbeitsweise ist nicht allen Schülern/innen
vertraut und nicht für jeden angemessen
Vorwissen ist nur rudimentär vorhanden
Lücken und Unklarheiten während der Forschungsarbeit
ohne direkte und klare Antworten
Kein gefühlsmäßiger Zugang zum Thema ohne
Zeitzeugen
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43. Fazit
Projektarbeit ist aufwändig und zeitraubend, schafft aber
immer einen Mehrwert für alle Beteiligten
Ansatz zur Aufarbeitung eines Randthemas
Neue Quellen (Berichte, Erinnerungen, Fotos…) für das
Archiv
Heranführung von Schülern und Schülerinnen an die
Arbeit im Archiv
Fokussierung auf eine wenig beachtete Opfergruppe
innerhalb der Stadt
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44. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Fragen ?
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Notes de l'éditeur
Anstoss auch etwas durch Projekt im Extertal
Problem: Begrifflichkeit der Zwangsarbeit, Einbeziehung der Kriegsgefangenen
Beschränkung auf das Stadtgebiet in den Grenzen von 1939 – 1945, Ortsteile fallen heraus
Hinzu kamen: PR-Arbeit, Verfassen von Anschreiben an ehemalige Zwangsarbeiter
Frage der Übersetzungen (Polnisch, Russisch…)
Gefahr: Gruppenarbeit = einer arbeitet, der Rest schaut zu
Frage bei Punkt 1: eher Form wie im Unterricht?
Bewertungsbogen der Schüler/innen als Beispiel