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Vom Hofmaler zum
Selfie
Janine Mehlem
Carl-Burger-Schule Mayen
1
Inhaltsverzeichnis
Einführung....................................................................................................................... 2
Malerei............................................................................................................................ 3
Kamera ............................................................................................................................ 6
Selfies ............................................................................................................................. 8
Vergleich der drei Darstellungsformen......................................................................... 10
Schlussfolgerung ....................................................................................................................11
Quellen .....................................................................................................................................12
Abbildungsverzeichnis..............................................................................................................13
2
Vom Hofmaler zum Selfie
Schon immer hatte der Mensch das Bedürfnis sich selbst darzustellen. Dies tat er im Laufe der
Jahre auf verschiedene Art und Weise. Es war immer davon abhängig, welche Mittel und
Medien ihm zur Verfügung standen. So begann er z.B. sich in Form von Gemälden darzustellen
bzw. darstellen zu lassen und später durch Fotografien bis hin zu Selfies.
Ich werde meine Ausarbeitung in drei verschiedene Zeitabschnitte, zur besseren Orientierung,
aufteilen. Beginnend mit dem ersten Abschnitt, welcher alles ab ca. 1400 bis zum 19.
Jahrhundert beinhaltet. Zu dieser Zeit verwendete man häufig malerische Hilfsmittel, wie
Pinsel und Leinwand, um sich selbst zu porträtieren. Aber es wurden zu dieser Zeit nicht nur
Gemälde und Fresken erstellt, sondern auch Statuen, die einen Menschen sehr präzise
darstellten konnten. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Fotografie erstmalig der Öffentlichkeit
vorgestellt, wodurch sich diese in der Gesellschaft nach und nach verbreitet und die
Materialien für eine Selbstdarstellung wandelte sich von Pinsel, Leinwand und Stein zum
Fotoapparat. Dies beinhaltet der zweite Abschnitt. Der dritte Abschnitt beginnt im 20.
Jahrhundert bis einschließlich heute. Es wurde erstmalig das Smartphone erfunden und damit
wurden einfache Selbstportraits mit einer handlichen Kamera, der Innenkamera, möglich.
Sogenannte Selfies. Somit hat sich auch die Bezeichnung von Selbstdarstellung in Selfie
gewandelt, erstmals 2002 und europaweit 2012.
Nun werde ich die einzelnen Abschnitte weiter ausführen.
3
Malerei
Ihren Ursprung haben die Portraits in den Anfängen der Malerei vor über 700 Jahren. Man
begann für Bürger, die weder lesen noch schreiben konnten, Bibelinhalte malerisch
darzustellen, damit auch diese sie verstehen. Hinzu kam, dass der Maler des Bildes sich selbst
mit auf diesem zeichnete, wodurch er seinen Gottesglauben deutlich machen wollte. Doch die
Entwicklung verlief dahingehend, dass die Gemälde immer weniger der Verehrung Gottes
dienten und der Mensch mehr in den Vordergrund rückte. Die Portraits waren geschaffen.
Dabei war das Detail besonders wichtig. Die Gesichtszüge sollten so genau wie möglich
gezeichnet werden und jeder Farbfleck hatte eine Bedeutung. Somit auch z.B. Gegenstände
im Hintergrund oder die Kleidung, die die Person auf dem Bild trug.
Ein Bespiel dafür wäre ein Gemälde von Hans Holbein d. J., der ein Abbild des Kaufmanns
Georg Gisze im 16. Jahrhundert anfertigte. Sein teurer Mantel aus Seide, den er auf diesem
Bild trägt, spiegelt beispielsweise seinen Erfolg als Kaufmann wieder. Er wollte somit seinen
Status als wohlhabender Mann deutlich machen und sich von seiner ansehnlichsten, besten
Seite präsentieren. Bestimmt diente es auch dem Zweck seiner Freundin zu verdeutlichen,
dass er genug verdiene, um sie und vielleicht eine zukünftige Familie zu ernähren. Schließlich
übermittelt das Bild auch einen versteckten Heiratsantrag. Zu erkennen ist dies an den
Blumen, die auf seinem Schreibtisch stehen, welche symbolisch für ewige Liebe und Treue
stehen.1
Halten wir bis hierhin fest: Selbstdarstellung diente dem eigenen Prestige, sowie der
Außenwelt mehrere Dinge über sich zu sagen. Aber nur Positives, welches den Stand in der
Gesellschaft und Reichtum vermittelt.
Andererseits spielte auch die Perspektive eine Rolle. Wenn jemand, meist Könige, sich
darstellen ließen, dann mit Hilfe der Froschperspektive. Durch diese erschien es so, als würde
der Betrachter des Bildes von unten zum König hinaufschauen. Dadurch sollte verdeutlicht
werden, dass der König mächtiger und höhergestellt ist. Er schaut von oben auf die Bürger
hinab. Das Gefühl einer befehlshaberischen Strenge wird verbreitet. Hinzu kommt auch
1
Tony Deimling/ Ines Bellin, „Die Entwicklung der Porträtmalerei“,
http://ww2.smb.museum/smb/media/education/22929/Portraetfuehrung2.pdf, 03.01.2018
4
Abb. 1
wieder, dass sie teuer gekleidet sind, um zusätzlich
zu ihrer Macht, die auch bespielweise durch eine
Krone im Hintergrund symbolisiert wird, ihren
Reichtum auszudrücken. Gut zu erkennen ist dies
in einem Bildnis von Johann Baptist Seele, welcher
König Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg
portraitierte. Es stammt von etwa 1806-1808.2
Friedrich trägt sein Krönungsornat u. a. bestehend
aus einem teuren Hermelinmantel und im
Hintergrund liegt eine Krone auf einem
Purpurvorhang. Auch hier wurde wieder mit der
Froschperspektive gearbeitet, sodass es
wiederholt erscheint, als würde man als Betrachter eine Ebene tiefer als der König stehen und
zu ihm hinaufschauen. Auffallend ist auch sein korpulenter Bauch, der unter dem Mantel zum
Vorschein kommt. Auch dies zeigt seinen Wohlstand auf. Bis heute sagt der Volksmund noch
„Wohlstandsbauch“ dazu. Wenn jemand gut genährt war hieß es, er habe viel Geld, um sich
ausreichend, sogar mehr als nötig, zu ernähren.
Des Weiteren stellten sich die Menschen nicht nur in Form von Gemälde selber dar, sondern
z.B. auch durch Skulpturen. Vor allem gewann in der Plastik ab der Spätgotik das realistische
und detailgetreue Darstellen von Personen immer mehr an Bedeutung. Man konnte den
Menschen in Realgröße aus Stein, Marmor… etc. erstellen. Diese Detailtreue wurde
vereinfacht, indem man sogenannte Gipsabdrücke verwendet hat. Ein solches Hilfsmittel gab
es in der Malerei nicht. Mit Gips konnte man jeden einzelnen Gesichtszug abbilden und ein
Abbild von sich selbst für die Ewigkeit erzeugen. Somit kam man der realgetreuen
Selbstdarstellung ein großes Stück näher.
Doch was hat das alles mit Europa zu tun? Es verbindet zumindest die einzelnen europäischen
Länder dahingehend, dass sie alle die gleichen Entwicklungen, bezüglich der Selbstdarstellung
und die dafür nötigen Techniken, durchlaufen haben, auch wenn teilwiese zu anderen
Zeitpunkten. Jeder zeichnerische Stil, sowie Ausdrucksformen und Symbolik wurden zu
2
„DEZEMBER 2017 – DAS GROSSE WIESEL“, https://www.wilde-welten.net/kalenderblaetter-2017/dezember-
2017/, 03.01.2018
5
verschiedenen Zeiten entdeckt bzw. verbreitet oder übernommen. Z. B. begann die
Renaissance, die verschiedene Charakteristika mit sich bringt, in jedem Land zu einem anderen
Zeitpunkt. Doch verbindend ist, dass die Gemälde von jedem einzelnen Menschen, egal
welcher Herkunft, verstanden werden können. Es muss nicht, wie die verschiedenen
Sprachen, wenn man kommunizieren oder etwas verstehen möchte, übersetzt werden.
Gemälde werden einfach so verstanden. Somit kann man ohne Worte kommunizieren, seinen
Standpunkt deutlich machen und vieles über sich selber aussagen.
Auf die zwischenmenschlichen Beziehungen hatte dieser Zeitabschnitt nur bedingt Wirkung.
Anhand von Gemälde und Skulpturen konnte man erkennen, welchem Stand der Besitzer
dieser angehörte. Reichere Leute der Gesellschaft, wie z.B. Adlige, konnten es sich leisten
Selbstdarstellungen von sich anfertigen zu lassen und ärmere Menschen, die sogenannte
Unterschicht, nicht. Man kann aber nicht behaupten, dass es ein Grund für die Spaltung der
damaligen Gesellschaft war. Es hat nur das Ganze nochmal verdeutlicht. Als menschenbindend
kann man die Portraits teilweise bezeichnen, da durch sie Botschaften, wie der versteckte
Heiratsantrag, übermittelt wurden. Auf eine ganz persönliche Art konnten Menschen
zusammengebracht werden.
6
Abb. 2
Kamera
Kommen wir nun zur Selbstdarstellung mit Hilfe der Kamera.
Natürlich wurden Leinwand und Pinsel nicht abrupt von der
Kamera abgelöst, sondern erst nach und nach mit der
Weiterentwicklung und Verbreitung der Kamera, sowie dem
Drucker. Schließlich sind revolutionäre Erfindungen, wie die
Kamera, zu Beginn sehr teuer und begrenzt, sodass zuerst nicht die
breite Masse darüber verfügen kann. 1839 entstand eines der
ersten Selbstportraits, welches von Robert Cornelius stammt. Es ist
eine schwarz-weiße Aufnahme und man erkennt ihn, dafür, dass es eine der ersten
Aufnahmen ist, ziemlich gut. Natürlich hat das Bild keine hohe Auflösung, so wie wir es heute
gewohnt sind. Trotzdem war es ein einschneidender Schritt in der Geschichte der Portraits
und Fotografie.3
Damals waren die Kameras allerdings noch ziemlich sperrig, zu sperrig um damit „Selfies“ zu
machen. Man benötigte für jede Aufnahme ein eigenes schweres Negativ, welches schon
vorab die Größe des Bildes bestimmte. Es fiel sehr groß und sperrig aus. Eine solche Platte
konnte beispielsweise die Maßen 40cm × 50cm betragen. Zudem benötigte man für große
Aufnahmen auch große Kameras und das Arbeiten mit Quecksilberdämpfen bei der
Bildentwicklung war sehr gefährlich. Es konnte zur Erblindung und sogar zum Tod führen. Sich
selbst darzustellen war noch nicht möglich. Man benötigte jemanden, der einen fotografiert.
Ab 1850 verbreitete sich die von William Henry Fox Talbot erfundene Positiv-Negativ-Technik,
wodurch es möglich wurde einzelne Bilder zu vervielfältigen. Vorher war jedes Foto ein Unikat.
Aber „[e]rst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Fotografie eine Beschäftigung für die
Massen durch die Verbreitung leichter Rollfilmkameras”4 Viele kennen bestimmt noch die
alten Filmrollen von Kodak, welche man, sobald diese voll waren, im Fotogeschäft abgeben
und entwickeln lassen konnte. Doch für diese gab es schon kleinere Kameras, die sich im Laufe
der Zeit entwickelt haben und deutlich handlicher zu bedienen sind. Wenn man dann jetzt
schon an die moderneren Kameras mit Selbstauslöser denkt, weiß man, dass es schon deutlich
3
Katja Kemnitz, „Die erste Fotografie der Welt“, https://kwerfeldein.de/2014/01/10/die-erste-fotografie-der-
welt/, 03.01.2018
4
Christian Westphalen: Die große Fotoschule – Digitale Fotopraxis. Galileo Design, 2014, S. 27.
7
einfacher geworden ist ein Bild von sich selbst zu machen. Es dauert nur wenige Stunden (das
Entwickeln mit eingerechnet) im Gegenzug zu Gemälden und Skulpturen, die Tage, Wochen,
wenn nicht sogar Monate dauerten. Und die Fotos sind komplett wirklichkeits-, detail- und
farbgetreu. Mit der einfacheren Handhabung war es also möglich, dass man sich auch
einfacher selbst fotografieren konnte und keine fremde Hilfe benötigte.
Beim Fotografieren wird für die Selbstdarstellung mit ähnlichen bzw. den gleichen Techniken,
wie bei Gemälden gearbeitet. Die Wirkung kann auch durch verschiedene Perspektiven, aus
denen die Fotos geschossen werden, beeinflusst werden. Z.B. bewirkt die Froschperspektive
(man fotografiert von unten auf das Objekt), dass man dominant oder sogar bedrohlich wirkt.
Oder aber, wenn man jemanden einfach so, wie er ist, ohne besondere Wirkung, fotografieren
möchte, verwendet man die Normalperspektive. Der Mensch wird auf Augenhöhe abgelichtet
und somit ist es ideal für ein Porträt. Möchte man seinen Proportionen schmeicheln, dann
lässt man sich aus der sogenannten „Bauchnabelperspektive“ fotografieren. Dadurch, dass auf
Höhe des Bauchnabels fotografiert wird, wird der Körper gestreckt und wirkt schlanker.5
5
„8 Kamera Perspektiven für die optimale Bildwirkung“, https://www.pixolum.com/blog/fotografie/8-kamera-
perspektiven-fuer-die-optimale-bildwirkung, 07.01.2018
8
Abb. 3
Selfies
Mit der Entwicklung des Smartphones bzw. Handys mit Innenkamera hat das „Sichselbst-
Fotografieren“ einen eigenen Begriff bekommen, nämlich „Selfie“. Dieses Wort fiel 2002 das
erste Mal in einem australischen Internet-Forum und hat sich seit 2012 europaweit
verbreitet.6
In Sekundenschnelle können Selfies aufgenommen werden und auf Social Media Seiten
gepostet und damit weltweit verbreitet werden. Die Selbstdarstellung hat in gewisser Weise
eine neue Bedeutung bekommen. Der Grundgedanke, sich optimal in Szene zu setzen, ist
gleichgeblieben. Man möchte vor allem schön wirken, allerdings fällt der Aspekt machtvoll
weg und ein neuer, nämlich humorvoll, kommt hinzu.
Für die Schönheit liegt auch wieder in erster
Linie die Perspektive im Vordergrund. Man
sucht den perfekten Winkel, um möglichst
schlank auszusehen und um damit seine
schönsten Körperteile, z.B. Augen, in den
Fokus zu legen. Dabei fotografiert man auch
gerne nur das halbe Gesicht und die „Nicht-
Schokoladenseite“ wird weggelassen. Um das
perfekte Selfie zu machen werden auch keine Mühen gescheut. So werden Filter und sogar
Photoshop verwendet, um das Bild gegebenenfalls zu optimieren, wenn es einem noch nicht
schön genug ist. Beispielsweise wird die Figur bearbeitet, damit man schlanker aussieht, denn
der momentane Trend geht vom Wohlstandsbauch weg. Wenn man dann z.B. „süß“ wirken
möchte setzt man den Snapchat-Hundefilter auf und macht ein „Duckface“. Allerdings muss
hierbei beachtet werden, dass das Foto verfälscht wird und somit nicht mehr realgetreu ist.
Daraus schlussfolgere ich, dass der Trend vom real- und detailgetreuen wieder weggeht. Man
möchte möglichst hübsch und süß aussehen, um damit viele Likes zu erreichen. Dabei sind alle
Mittel recht. Man möchte eine möglichst weite Menschenmasse erreichen, die über das
eigene Land hinausgeht, denn je mehr Leute das Selbstbildnis sehen, desto mehr Likes kann
man bekommen und die bestätigen einem, dass man schön ist.
6
„Selfie“, https://de.wikipedia.org/wiki/Selfie, 03.01.2018
9
Genau das verbindet auch wieder die einzelnen europäischen Länder. Es hört sich befremdlich
an, aber es gibt tatsächlich Freundschaften, die nur durch Selfie-Posts von Influencern oder
Berühmtheiten geschlossen wurden. Es gibt auf fast allen Social Media Plattformen die
Funktion Posts, also auch Selfies, zu kommentieren. Anhand dieser Kommentare kann man
sehen, wer neben einem auch noch ein Fan von dieser Person ist und diesen Fan dann
anschreiben. Man kann sich z.B. über den Star austauschen und wenn man merkt, dass man
sich gut versteht, zukünftig auch über andere Dinge. Internetfreundschaften sind schließlich
schon länger bekannt. Dabei wird von den Nutzern solcher Plattformen allerdings außer Acht
gelassen, dass diese Beziehungen nur oberflächlich sind. Wer ist da, wenn man mal Hilfe
braucht bzw. jemanden, der einen tröstet? Es ist doch viel schöner von einer Person in den
Arm genommen zu werden, menschlichen Hautkontakt zu haben. Das kommt definitiv nicht
gegen irgendwelche, am Smartphone getippten, tröstende Nachrichten an. Denn die
Internetfreundin, die über 100km entfernt wohnt kann nicht mal eben vorbeikommen. Zudem
sind Internetfreunde auch viel leichter ersetzbar. Ein Klick auf „Als Freund/in entfernen“ bei
Facebook und die Freundschaft ist beendet. Außerdem kann man mit einem Klick andere
blockieren und sie so aus seinem virtuellen Leben streichen. Und genauso schnell ist auch eine
neue begonnen, indem man eine Freundschaftsanfrage an jemanden verschickt.
Kommen wir nun auf die Wirkung des Selfies zurück. Es werden auch mit Absicht Selfies aus
ungünstigen Perspektiven geschossen, wie z.B. der Froschperspektive, wodurch es aussieht
als hätte man ein Doppelkinn und wäre dick. Oder man verzieht sein Gesicht zu einer
Grimasse. Hierdurch möchte man Humor beweisen und zeigen, dass man mit einem Spaß
machen und lustige Dinge erleben kann. Solche Bilder sind allerdings eher weniger für die
Ewigkeit bzw. die breite Masse gedacht, weshalb sie nicht gepostet, sondern eher für wenige
Sekunden auf Snapchat verschickt oder in der privaten Galerie gespeichert werden.
10
Vergleich der verschiedenen Darstellungsformen
Aber nicht nur Perspektiven beeinflussen die Wirkung bzw. Ausdrucksform des Bildes.
Entscheidend ist auch, wie z.B. bei den Gemälden, der Gesichtsausdruck der abgebildeten
Person. Wenn sie lächelt wirkt sie glücklich, freundlich und aufgeschlossen. Durch einen
grimmigen Gesichtsausdruck kann sie allerdings unfreundlich und böse wirken.
Hinzu kommt die Kleidung, die man auf dem Bild trägt. Bei den Gemälden habe ich beispielhaft
den Hermelinmantel angeführt, der für Prestige steht. Dies ist durchaus mit der heutigen Zeit
des Selfies vergleichbar. Man trägt Markenklamotten von Nike, Adidas oder wenn man noch
wohlhabender ist von Gucci oder Louis Vuitton, um seinen Reichtum zu unterstreichen. Auch
Kinder von reichen Eltern prahlen gerne mit ihren Luxusgegenständen, wie z.B. mit einem
Weihnachtpost von der ersten Chanel-Handtasche.
Eine weitere Gemeinsamkeit der Selbstdarstellung von früher (bezogen auf das Zeitalter der
Erfindung der Kamera) und heute ist, dass Fotos bzw. Selfies als Erinnerung genutzt werden.
So könne Momentaufnahmen von z.B. gemeinsamen Events oder Ausflügen mit der Familie
und Freunden festgehalten werden. Sei es das letzte Rock-am-Ring-Festival oder die letzte
Wanderung durch die Eifel. Ein Unterschied hingegen zwischen der Selbstdarstellung früher
(bezogen auf das Zeitalter der Gemälde) und heute wäre, dass früher ein korpulenter Bauch
für Wohlhaben stand und um diesen größer wirken zu lassen auch gerne aus der
Froschperspektive das Selbstbildnis erstellt wurde. Heute hingegen sollte man möglichst
schlank aussehen, weshalb auch die Vogelperspektive bevorzugt wird.
Vorteilig an der Erfindung der Kamera ist auch, dass man Bilder in Briefgröße erstellen kann.
Sie sind deutlich handlicher als Gemälde und vor allem als Skulpturen. Von dort an konnte
man Selbstbildnisse an seine Freunde und Verwandtschaft in ganz Europa schicken. So bleibt
man zum Beispiel auf dem Laufenden, wie der kleine Neffe heranwächst oder welche
atemberaubenden Orte die Tochter auf ihrer Weltreise erkundet.
Ein weiterer sehr interessanter Aspekt ist die Langlebigkeit der Portraits. Heutzutage werden
weltweit eine Millionen Selfies pro Tag ins Netz gestellt. Man braucht durchschnittlich sieben
Minuten, um eins zu erstellen, zu bearbeiten und auf einer Plattform hochzustellen. Sie
werden massenhaft verbreitet und morgen weiß man schon nicht mehr was die Freunde
gestern gepostet haben, da schon längst wieder neue online sind. Selfies sind daher nicht
langlebig und geraten schnell in Vergessenheit. Bei Gemälden hingegen ist es genau
11
umgekehrt. In einer solchen Schnelle entstehen keine Gemälde und auch nicht so massenhaft.
Dafür erinnert man sich aber viel wahrscheinlicher an diese. Schließlich wird man nicht von
ihnen überschüttet innerhalb kürzester Zeit. Die Beständigkeit der Gemälde erkennt man vor
allem auch daran, dass sie heute noch in Museen ausgestellt und bewundert werden. Zudem
schauen wir sie uns auch heute noch, mehreren hundert Jahren später, an. Beispielsweise ist
die Mona Lisa auch schon annähernd 500 Jahre alt und jedem ist sie ein Begriff. Aber was
Selena Gomez letzte Woche für ein Selfie hochgeladen hat weiß wohl kaum noch einer.
Schlussfolgernd kann man sagen, dass sich die Anwendung der Perspektiven im Laufe der
Jahre grundsätzlich nicht geändert hat und dass sie die gleichen grundlegenden Wirkungen
erzeugen. Nur die Mittel und Medien, die zur Selbstdarstellung benötigt werden, haben sich
gewandelt und der Aufwand, eins zu erstellen, hat sich deutlich gemindert.
Verändert hat es die Gesellschaft dahingehend, dass sie verbundener ist. Momente und
Portraits können viel einfacher und schneller aufgenommen, daher auch verschickt, und mit
ganz Europa geteilt werden. Sei es mit Fremden, die möglicherweise die gleichen Orte, an
denen man Selfies gemacht hat, schon besucht haben oder besuchen wollen oder die Familie,
die im Ausland wohnt. Allerdings kann die Verbindung genauso schnell auch wieder getrennt
werden, in Bezug auf Freundschaften, die hauptsächlich im Internet bestehen.
Zudem bleiben die einzelnen Bilder heute auch nicht mehr vollständig und dauerhaft im
Gedächtnis. Man wird zu sehr von der Masse an Bildern überflutet, was es unmöglich macht,
sich an jedes einzelne zu erinnern.
12
Quellen
1. Sabine Oelze, „Das Ich als Kunstwerk: vom Selbstporträt zum Selfie“,
http://www.dw.com/de/das-ich-als-kunstwerk-vom-selbstportr%C3%A4t-zum-
selfie/a-18812939, 03.01.2018
2. Jannikhe Möller, „DER BLICK IN DEN SPIEGEL: VOM SELBSTPORTRÄT ZUM SELFIE”,
http://blog.staedelmuseum.de/der-blick-in-den-spiegel-vom-selbstportrat-zum-
selfie/, 03.01.2018
3. Sarah Mönkeberg, „Das Web als Spiegel und Bühne: Selbstdarstellung im Internet“,
http://www.bpb.de/apuz/157546/das-web-als-spiegel-und-buehne-
selbstdarstellung-im-internet?p=all, 03.01.2018
4. „Das Selfie ist keine neue Erfindung und wird zur Kunst“, https://www.prophoto-
online.de/aufgegriffen/selfie-wird-zur-kunst-10010716, 03.01.2018
5. Sandra Danicke, „Andere Wege der Selbstdarstellung“,
http://www.fr.de/kultur/kunst/ich-in-der-schirn-andere-wege-der-selbstdarstellung-
a-367540, 03.01.2018
6. Tony Deimling/ Ines Bellin, „Die Entwicklung der Porträtmalerei“,
http://ww2.smb.museum/smb/media/education/22929/Portraetfuehrung2.pdf,
03.01.2018
7. Andreas Stamm, „Die Kunst des Selfies“, https://www.zdf.de/nachrichten/heute-
plus/videos/selfies-gabs-doch-schon-immer-100.html, 03.01.2018
8. „Selfie“, https://de.wikipedia.org/wiki/Selfie, 03.01.2018
9. „DEZEMBER 2017 – DAS GROSSE WIESEL“, https://www.wilde-
welten.net/kalenderblaetter-2017/dezember-2017/, 03.01.2018
10. „Friedrich (Württemberg)“,
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_(W%C3%BCrttemberg), 03.01.2018
11. Katja Kemnitz, „Die erste Fotografie der Welt“,
https://kwerfeldein.de/2014/01/10/die-erste-fotografie-der-welt/, 03.01.2018
12. André Reinhardt/ Stefan Kirchner, „Kamera-Handy-Historie: Die Meilensteine von
1999 bis heute“, https://www.teltarif.de/handy-kamera-kamera-handy-historie-
geschichte-technik/news/65873.html, 03.01.2018
13. „Bildhauerkunst“, https://de.wikipedia.org/wiki/Bildhauerkunst, 07.01.2018
13
14. Christian Westphalen: Die große Fotoschule – Digitale Fotopraxis. Galileo Design,
2014, S. 27.
15. Daniel Zellfelder, „Perspektiven und ihre Bildwirkung“, http://www.foto-
howto.de/fotografieren/perspektiven-und-ihre-bildwirkung/, 07.01.2018
16. „8 Kamera Perspektiven für die optimale Bildwirkung“,
https://www.pixolum.com/blog/fotografie/8-kamera-perspektiven-fuer-die-
optimale-bildwirkung, 07.01.2018
17. „Das ´Selfie´ in Zahlen – Coole Fakten zu den ´Ich-Fotos´“,
https://mediamag.mediamarkt.at/detail/news/detail/News/was-sie-schon-immer-
ueber-selfies-wissen-wollten.html, 11.01.2018
Abbildungsverzeichnis
1. Abbildung:
Johann Baptist Seele, König Friedrich I. von Württemberg im Krönungsornat,
1806-1808, Ölgemälde
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seele-Friedrich_I..jpg?uselang=de,
08.01.2018
2. Abbildung:
Robert Cornelius, unbekannt, 1839, Fotografie
https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=File:RobertCornelius.jpg&uselang
=de, 08.01.2018
3. Abbildung:
Dana Mehlem, ohne Titel, 11.08.2017, Fotografie, privat (daher besitze ich die
Bildrechte)
Titelseite:
4. https://pixabay.com/de/computer-laptop-leere-leer-3036166/
5. https://pixabay.com/de/menschen-m%C3%A4nner-jungs-jungen-2557410/
6. https://pixabay.com/de/silhouette-fotograf-kamera-mann-3045599/
7. https://pixabay.com/de/farbpalette-malen-%C3%B6l-malerei-maler-1482678/
8. https://pixabay.com/de/gem%C3%A4lde-stand-k%C3%BCnstler-isoliert-314651/

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  • 1. Vom Hofmaler zum Selfie Janine Mehlem Carl-Burger-Schule Mayen
  • 2. 1 Inhaltsverzeichnis Einführung....................................................................................................................... 2 Malerei............................................................................................................................ 3 Kamera ............................................................................................................................ 6 Selfies ............................................................................................................................. 8 Vergleich der drei Darstellungsformen......................................................................... 10 Schlussfolgerung ....................................................................................................................11 Quellen .....................................................................................................................................12 Abbildungsverzeichnis..............................................................................................................13
  • 3. 2 Vom Hofmaler zum Selfie Schon immer hatte der Mensch das Bedürfnis sich selbst darzustellen. Dies tat er im Laufe der Jahre auf verschiedene Art und Weise. Es war immer davon abhängig, welche Mittel und Medien ihm zur Verfügung standen. So begann er z.B. sich in Form von Gemälden darzustellen bzw. darstellen zu lassen und später durch Fotografien bis hin zu Selfies. Ich werde meine Ausarbeitung in drei verschiedene Zeitabschnitte, zur besseren Orientierung, aufteilen. Beginnend mit dem ersten Abschnitt, welcher alles ab ca. 1400 bis zum 19. Jahrhundert beinhaltet. Zu dieser Zeit verwendete man häufig malerische Hilfsmittel, wie Pinsel und Leinwand, um sich selbst zu porträtieren. Aber es wurden zu dieser Zeit nicht nur Gemälde und Fresken erstellt, sondern auch Statuen, die einen Menschen sehr präzise darstellten konnten. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Fotografie erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt, wodurch sich diese in der Gesellschaft nach und nach verbreitet und die Materialien für eine Selbstdarstellung wandelte sich von Pinsel, Leinwand und Stein zum Fotoapparat. Dies beinhaltet der zweite Abschnitt. Der dritte Abschnitt beginnt im 20. Jahrhundert bis einschließlich heute. Es wurde erstmalig das Smartphone erfunden und damit wurden einfache Selbstportraits mit einer handlichen Kamera, der Innenkamera, möglich. Sogenannte Selfies. Somit hat sich auch die Bezeichnung von Selbstdarstellung in Selfie gewandelt, erstmals 2002 und europaweit 2012. Nun werde ich die einzelnen Abschnitte weiter ausführen.
  • 4. 3 Malerei Ihren Ursprung haben die Portraits in den Anfängen der Malerei vor über 700 Jahren. Man begann für Bürger, die weder lesen noch schreiben konnten, Bibelinhalte malerisch darzustellen, damit auch diese sie verstehen. Hinzu kam, dass der Maler des Bildes sich selbst mit auf diesem zeichnete, wodurch er seinen Gottesglauben deutlich machen wollte. Doch die Entwicklung verlief dahingehend, dass die Gemälde immer weniger der Verehrung Gottes dienten und der Mensch mehr in den Vordergrund rückte. Die Portraits waren geschaffen. Dabei war das Detail besonders wichtig. Die Gesichtszüge sollten so genau wie möglich gezeichnet werden und jeder Farbfleck hatte eine Bedeutung. Somit auch z.B. Gegenstände im Hintergrund oder die Kleidung, die die Person auf dem Bild trug. Ein Bespiel dafür wäre ein Gemälde von Hans Holbein d. J., der ein Abbild des Kaufmanns Georg Gisze im 16. Jahrhundert anfertigte. Sein teurer Mantel aus Seide, den er auf diesem Bild trägt, spiegelt beispielsweise seinen Erfolg als Kaufmann wieder. Er wollte somit seinen Status als wohlhabender Mann deutlich machen und sich von seiner ansehnlichsten, besten Seite präsentieren. Bestimmt diente es auch dem Zweck seiner Freundin zu verdeutlichen, dass er genug verdiene, um sie und vielleicht eine zukünftige Familie zu ernähren. Schließlich übermittelt das Bild auch einen versteckten Heiratsantrag. Zu erkennen ist dies an den Blumen, die auf seinem Schreibtisch stehen, welche symbolisch für ewige Liebe und Treue stehen.1 Halten wir bis hierhin fest: Selbstdarstellung diente dem eigenen Prestige, sowie der Außenwelt mehrere Dinge über sich zu sagen. Aber nur Positives, welches den Stand in der Gesellschaft und Reichtum vermittelt. Andererseits spielte auch die Perspektive eine Rolle. Wenn jemand, meist Könige, sich darstellen ließen, dann mit Hilfe der Froschperspektive. Durch diese erschien es so, als würde der Betrachter des Bildes von unten zum König hinaufschauen. Dadurch sollte verdeutlicht werden, dass der König mächtiger und höhergestellt ist. Er schaut von oben auf die Bürger hinab. Das Gefühl einer befehlshaberischen Strenge wird verbreitet. Hinzu kommt auch 1 Tony Deimling/ Ines Bellin, „Die Entwicklung der Porträtmalerei“, http://ww2.smb.museum/smb/media/education/22929/Portraetfuehrung2.pdf, 03.01.2018
  • 5. 4 Abb. 1 wieder, dass sie teuer gekleidet sind, um zusätzlich zu ihrer Macht, die auch bespielweise durch eine Krone im Hintergrund symbolisiert wird, ihren Reichtum auszudrücken. Gut zu erkennen ist dies in einem Bildnis von Johann Baptist Seele, welcher König Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg portraitierte. Es stammt von etwa 1806-1808.2 Friedrich trägt sein Krönungsornat u. a. bestehend aus einem teuren Hermelinmantel und im Hintergrund liegt eine Krone auf einem Purpurvorhang. Auch hier wurde wieder mit der Froschperspektive gearbeitet, sodass es wiederholt erscheint, als würde man als Betrachter eine Ebene tiefer als der König stehen und zu ihm hinaufschauen. Auffallend ist auch sein korpulenter Bauch, der unter dem Mantel zum Vorschein kommt. Auch dies zeigt seinen Wohlstand auf. Bis heute sagt der Volksmund noch „Wohlstandsbauch“ dazu. Wenn jemand gut genährt war hieß es, er habe viel Geld, um sich ausreichend, sogar mehr als nötig, zu ernähren. Des Weiteren stellten sich die Menschen nicht nur in Form von Gemälde selber dar, sondern z.B. auch durch Skulpturen. Vor allem gewann in der Plastik ab der Spätgotik das realistische und detailgetreue Darstellen von Personen immer mehr an Bedeutung. Man konnte den Menschen in Realgröße aus Stein, Marmor… etc. erstellen. Diese Detailtreue wurde vereinfacht, indem man sogenannte Gipsabdrücke verwendet hat. Ein solches Hilfsmittel gab es in der Malerei nicht. Mit Gips konnte man jeden einzelnen Gesichtszug abbilden und ein Abbild von sich selbst für die Ewigkeit erzeugen. Somit kam man der realgetreuen Selbstdarstellung ein großes Stück näher. Doch was hat das alles mit Europa zu tun? Es verbindet zumindest die einzelnen europäischen Länder dahingehend, dass sie alle die gleichen Entwicklungen, bezüglich der Selbstdarstellung und die dafür nötigen Techniken, durchlaufen haben, auch wenn teilwiese zu anderen Zeitpunkten. Jeder zeichnerische Stil, sowie Ausdrucksformen und Symbolik wurden zu 2 „DEZEMBER 2017 – DAS GROSSE WIESEL“, https://www.wilde-welten.net/kalenderblaetter-2017/dezember- 2017/, 03.01.2018
  • 6. 5 verschiedenen Zeiten entdeckt bzw. verbreitet oder übernommen. Z. B. begann die Renaissance, die verschiedene Charakteristika mit sich bringt, in jedem Land zu einem anderen Zeitpunkt. Doch verbindend ist, dass die Gemälde von jedem einzelnen Menschen, egal welcher Herkunft, verstanden werden können. Es muss nicht, wie die verschiedenen Sprachen, wenn man kommunizieren oder etwas verstehen möchte, übersetzt werden. Gemälde werden einfach so verstanden. Somit kann man ohne Worte kommunizieren, seinen Standpunkt deutlich machen und vieles über sich selber aussagen. Auf die zwischenmenschlichen Beziehungen hatte dieser Zeitabschnitt nur bedingt Wirkung. Anhand von Gemälde und Skulpturen konnte man erkennen, welchem Stand der Besitzer dieser angehörte. Reichere Leute der Gesellschaft, wie z.B. Adlige, konnten es sich leisten Selbstdarstellungen von sich anfertigen zu lassen und ärmere Menschen, die sogenannte Unterschicht, nicht. Man kann aber nicht behaupten, dass es ein Grund für die Spaltung der damaligen Gesellschaft war. Es hat nur das Ganze nochmal verdeutlicht. Als menschenbindend kann man die Portraits teilweise bezeichnen, da durch sie Botschaften, wie der versteckte Heiratsantrag, übermittelt wurden. Auf eine ganz persönliche Art konnten Menschen zusammengebracht werden.
  • 7. 6 Abb. 2 Kamera Kommen wir nun zur Selbstdarstellung mit Hilfe der Kamera. Natürlich wurden Leinwand und Pinsel nicht abrupt von der Kamera abgelöst, sondern erst nach und nach mit der Weiterentwicklung und Verbreitung der Kamera, sowie dem Drucker. Schließlich sind revolutionäre Erfindungen, wie die Kamera, zu Beginn sehr teuer und begrenzt, sodass zuerst nicht die breite Masse darüber verfügen kann. 1839 entstand eines der ersten Selbstportraits, welches von Robert Cornelius stammt. Es ist eine schwarz-weiße Aufnahme und man erkennt ihn, dafür, dass es eine der ersten Aufnahmen ist, ziemlich gut. Natürlich hat das Bild keine hohe Auflösung, so wie wir es heute gewohnt sind. Trotzdem war es ein einschneidender Schritt in der Geschichte der Portraits und Fotografie.3 Damals waren die Kameras allerdings noch ziemlich sperrig, zu sperrig um damit „Selfies“ zu machen. Man benötigte für jede Aufnahme ein eigenes schweres Negativ, welches schon vorab die Größe des Bildes bestimmte. Es fiel sehr groß und sperrig aus. Eine solche Platte konnte beispielsweise die Maßen 40cm × 50cm betragen. Zudem benötigte man für große Aufnahmen auch große Kameras und das Arbeiten mit Quecksilberdämpfen bei der Bildentwicklung war sehr gefährlich. Es konnte zur Erblindung und sogar zum Tod führen. Sich selbst darzustellen war noch nicht möglich. Man benötigte jemanden, der einen fotografiert. Ab 1850 verbreitete sich die von William Henry Fox Talbot erfundene Positiv-Negativ-Technik, wodurch es möglich wurde einzelne Bilder zu vervielfältigen. Vorher war jedes Foto ein Unikat. Aber „[e]rst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Fotografie eine Beschäftigung für die Massen durch die Verbreitung leichter Rollfilmkameras”4 Viele kennen bestimmt noch die alten Filmrollen von Kodak, welche man, sobald diese voll waren, im Fotogeschäft abgeben und entwickeln lassen konnte. Doch für diese gab es schon kleinere Kameras, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben und deutlich handlicher zu bedienen sind. Wenn man dann jetzt schon an die moderneren Kameras mit Selbstauslöser denkt, weiß man, dass es schon deutlich 3 Katja Kemnitz, „Die erste Fotografie der Welt“, https://kwerfeldein.de/2014/01/10/die-erste-fotografie-der- welt/, 03.01.2018 4 Christian Westphalen: Die große Fotoschule – Digitale Fotopraxis. Galileo Design, 2014, S. 27.
  • 8. 7 einfacher geworden ist ein Bild von sich selbst zu machen. Es dauert nur wenige Stunden (das Entwickeln mit eingerechnet) im Gegenzug zu Gemälden und Skulpturen, die Tage, Wochen, wenn nicht sogar Monate dauerten. Und die Fotos sind komplett wirklichkeits-, detail- und farbgetreu. Mit der einfacheren Handhabung war es also möglich, dass man sich auch einfacher selbst fotografieren konnte und keine fremde Hilfe benötigte. Beim Fotografieren wird für die Selbstdarstellung mit ähnlichen bzw. den gleichen Techniken, wie bei Gemälden gearbeitet. Die Wirkung kann auch durch verschiedene Perspektiven, aus denen die Fotos geschossen werden, beeinflusst werden. Z.B. bewirkt die Froschperspektive (man fotografiert von unten auf das Objekt), dass man dominant oder sogar bedrohlich wirkt. Oder aber, wenn man jemanden einfach so, wie er ist, ohne besondere Wirkung, fotografieren möchte, verwendet man die Normalperspektive. Der Mensch wird auf Augenhöhe abgelichtet und somit ist es ideal für ein Porträt. Möchte man seinen Proportionen schmeicheln, dann lässt man sich aus der sogenannten „Bauchnabelperspektive“ fotografieren. Dadurch, dass auf Höhe des Bauchnabels fotografiert wird, wird der Körper gestreckt und wirkt schlanker.5 5 „8 Kamera Perspektiven für die optimale Bildwirkung“, https://www.pixolum.com/blog/fotografie/8-kamera- perspektiven-fuer-die-optimale-bildwirkung, 07.01.2018
  • 9. 8 Abb. 3 Selfies Mit der Entwicklung des Smartphones bzw. Handys mit Innenkamera hat das „Sichselbst- Fotografieren“ einen eigenen Begriff bekommen, nämlich „Selfie“. Dieses Wort fiel 2002 das erste Mal in einem australischen Internet-Forum und hat sich seit 2012 europaweit verbreitet.6 In Sekundenschnelle können Selfies aufgenommen werden und auf Social Media Seiten gepostet und damit weltweit verbreitet werden. Die Selbstdarstellung hat in gewisser Weise eine neue Bedeutung bekommen. Der Grundgedanke, sich optimal in Szene zu setzen, ist gleichgeblieben. Man möchte vor allem schön wirken, allerdings fällt der Aspekt machtvoll weg und ein neuer, nämlich humorvoll, kommt hinzu. Für die Schönheit liegt auch wieder in erster Linie die Perspektive im Vordergrund. Man sucht den perfekten Winkel, um möglichst schlank auszusehen und um damit seine schönsten Körperteile, z.B. Augen, in den Fokus zu legen. Dabei fotografiert man auch gerne nur das halbe Gesicht und die „Nicht- Schokoladenseite“ wird weggelassen. Um das perfekte Selfie zu machen werden auch keine Mühen gescheut. So werden Filter und sogar Photoshop verwendet, um das Bild gegebenenfalls zu optimieren, wenn es einem noch nicht schön genug ist. Beispielsweise wird die Figur bearbeitet, damit man schlanker aussieht, denn der momentane Trend geht vom Wohlstandsbauch weg. Wenn man dann z.B. „süß“ wirken möchte setzt man den Snapchat-Hundefilter auf und macht ein „Duckface“. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass das Foto verfälscht wird und somit nicht mehr realgetreu ist. Daraus schlussfolgere ich, dass der Trend vom real- und detailgetreuen wieder weggeht. Man möchte möglichst hübsch und süß aussehen, um damit viele Likes zu erreichen. Dabei sind alle Mittel recht. Man möchte eine möglichst weite Menschenmasse erreichen, die über das eigene Land hinausgeht, denn je mehr Leute das Selbstbildnis sehen, desto mehr Likes kann man bekommen und die bestätigen einem, dass man schön ist. 6 „Selfie“, https://de.wikipedia.org/wiki/Selfie, 03.01.2018
  • 10. 9 Genau das verbindet auch wieder die einzelnen europäischen Länder. Es hört sich befremdlich an, aber es gibt tatsächlich Freundschaften, die nur durch Selfie-Posts von Influencern oder Berühmtheiten geschlossen wurden. Es gibt auf fast allen Social Media Plattformen die Funktion Posts, also auch Selfies, zu kommentieren. Anhand dieser Kommentare kann man sehen, wer neben einem auch noch ein Fan von dieser Person ist und diesen Fan dann anschreiben. Man kann sich z.B. über den Star austauschen und wenn man merkt, dass man sich gut versteht, zukünftig auch über andere Dinge. Internetfreundschaften sind schließlich schon länger bekannt. Dabei wird von den Nutzern solcher Plattformen allerdings außer Acht gelassen, dass diese Beziehungen nur oberflächlich sind. Wer ist da, wenn man mal Hilfe braucht bzw. jemanden, der einen tröstet? Es ist doch viel schöner von einer Person in den Arm genommen zu werden, menschlichen Hautkontakt zu haben. Das kommt definitiv nicht gegen irgendwelche, am Smartphone getippten, tröstende Nachrichten an. Denn die Internetfreundin, die über 100km entfernt wohnt kann nicht mal eben vorbeikommen. Zudem sind Internetfreunde auch viel leichter ersetzbar. Ein Klick auf „Als Freund/in entfernen“ bei Facebook und die Freundschaft ist beendet. Außerdem kann man mit einem Klick andere blockieren und sie so aus seinem virtuellen Leben streichen. Und genauso schnell ist auch eine neue begonnen, indem man eine Freundschaftsanfrage an jemanden verschickt. Kommen wir nun auf die Wirkung des Selfies zurück. Es werden auch mit Absicht Selfies aus ungünstigen Perspektiven geschossen, wie z.B. der Froschperspektive, wodurch es aussieht als hätte man ein Doppelkinn und wäre dick. Oder man verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse. Hierdurch möchte man Humor beweisen und zeigen, dass man mit einem Spaß machen und lustige Dinge erleben kann. Solche Bilder sind allerdings eher weniger für die Ewigkeit bzw. die breite Masse gedacht, weshalb sie nicht gepostet, sondern eher für wenige Sekunden auf Snapchat verschickt oder in der privaten Galerie gespeichert werden.
  • 11. 10 Vergleich der verschiedenen Darstellungsformen Aber nicht nur Perspektiven beeinflussen die Wirkung bzw. Ausdrucksform des Bildes. Entscheidend ist auch, wie z.B. bei den Gemälden, der Gesichtsausdruck der abgebildeten Person. Wenn sie lächelt wirkt sie glücklich, freundlich und aufgeschlossen. Durch einen grimmigen Gesichtsausdruck kann sie allerdings unfreundlich und böse wirken. Hinzu kommt die Kleidung, die man auf dem Bild trägt. Bei den Gemälden habe ich beispielhaft den Hermelinmantel angeführt, der für Prestige steht. Dies ist durchaus mit der heutigen Zeit des Selfies vergleichbar. Man trägt Markenklamotten von Nike, Adidas oder wenn man noch wohlhabender ist von Gucci oder Louis Vuitton, um seinen Reichtum zu unterstreichen. Auch Kinder von reichen Eltern prahlen gerne mit ihren Luxusgegenständen, wie z.B. mit einem Weihnachtpost von der ersten Chanel-Handtasche. Eine weitere Gemeinsamkeit der Selbstdarstellung von früher (bezogen auf das Zeitalter der Erfindung der Kamera) und heute ist, dass Fotos bzw. Selfies als Erinnerung genutzt werden. So könne Momentaufnahmen von z.B. gemeinsamen Events oder Ausflügen mit der Familie und Freunden festgehalten werden. Sei es das letzte Rock-am-Ring-Festival oder die letzte Wanderung durch die Eifel. Ein Unterschied hingegen zwischen der Selbstdarstellung früher (bezogen auf das Zeitalter der Gemälde) und heute wäre, dass früher ein korpulenter Bauch für Wohlhaben stand und um diesen größer wirken zu lassen auch gerne aus der Froschperspektive das Selbstbildnis erstellt wurde. Heute hingegen sollte man möglichst schlank aussehen, weshalb auch die Vogelperspektive bevorzugt wird. Vorteilig an der Erfindung der Kamera ist auch, dass man Bilder in Briefgröße erstellen kann. Sie sind deutlich handlicher als Gemälde und vor allem als Skulpturen. Von dort an konnte man Selbstbildnisse an seine Freunde und Verwandtschaft in ganz Europa schicken. So bleibt man zum Beispiel auf dem Laufenden, wie der kleine Neffe heranwächst oder welche atemberaubenden Orte die Tochter auf ihrer Weltreise erkundet. Ein weiterer sehr interessanter Aspekt ist die Langlebigkeit der Portraits. Heutzutage werden weltweit eine Millionen Selfies pro Tag ins Netz gestellt. Man braucht durchschnittlich sieben Minuten, um eins zu erstellen, zu bearbeiten und auf einer Plattform hochzustellen. Sie werden massenhaft verbreitet und morgen weiß man schon nicht mehr was die Freunde gestern gepostet haben, da schon längst wieder neue online sind. Selfies sind daher nicht langlebig und geraten schnell in Vergessenheit. Bei Gemälden hingegen ist es genau
  • 12. 11 umgekehrt. In einer solchen Schnelle entstehen keine Gemälde und auch nicht so massenhaft. Dafür erinnert man sich aber viel wahrscheinlicher an diese. Schließlich wird man nicht von ihnen überschüttet innerhalb kürzester Zeit. Die Beständigkeit der Gemälde erkennt man vor allem auch daran, dass sie heute noch in Museen ausgestellt und bewundert werden. Zudem schauen wir sie uns auch heute noch, mehreren hundert Jahren später, an. Beispielsweise ist die Mona Lisa auch schon annähernd 500 Jahre alt und jedem ist sie ein Begriff. Aber was Selena Gomez letzte Woche für ein Selfie hochgeladen hat weiß wohl kaum noch einer. Schlussfolgernd kann man sagen, dass sich die Anwendung der Perspektiven im Laufe der Jahre grundsätzlich nicht geändert hat und dass sie die gleichen grundlegenden Wirkungen erzeugen. Nur die Mittel und Medien, die zur Selbstdarstellung benötigt werden, haben sich gewandelt und der Aufwand, eins zu erstellen, hat sich deutlich gemindert. Verändert hat es die Gesellschaft dahingehend, dass sie verbundener ist. Momente und Portraits können viel einfacher und schneller aufgenommen, daher auch verschickt, und mit ganz Europa geteilt werden. Sei es mit Fremden, die möglicherweise die gleichen Orte, an denen man Selfies gemacht hat, schon besucht haben oder besuchen wollen oder die Familie, die im Ausland wohnt. Allerdings kann die Verbindung genauso schnell auch wieder getrennt werden, in Bezug auf Freundschaften, die hauptsächlich im Internet bestehen. Zudem bleiben die einzelnen Bilder heute auch nicht mehr vollständig und dauerhaft im Gedächtnis. Man wird zu sehr von der Masse an Bildern überflutet, was es unmöglich macht, sich an jedes einzelne zu erinnern.
  • 13. 12 Quellen 1. Sabine Oelze, „Das Ich als Kunstwerk: vom Selbstporträt zum Selfie“, http://www.dw.com/de/das-ich-als-kunstwerk-vom-selbstportr%C3%A4t-zum- selfie/a-18812939, 03.01.2018 2. Jannikhe Möller, „DER BLICK IN DEN SPIEGEL: VOM SELBSTPORTRÄT ZUM SELFIE”, http://blog.staedelmuseum.de/der-blick-in-den-spiegel-vom-selbstportrat-zum- selfie/, 03.01.2018 3. Sarah Mönkeberg, „Das Web als Spiegel und Bühne: Selbstdarstellung im Internet“, http://www.bpb.de/apuz/157546/das-web-als-spiegel-und-buehne- selbstdarstellung-im-internet?p=all, 03.01.2018 4. „Das Selfie ist keine neue Erfindung und wird zur Kunst“, https://www.prophoto- online.de/aufgegriffen/selfie-wird-zur-kunst-10010716, 03.01.2018 5. Sandra Danicke, „Andere Wege der Selbstdarstellung“, http://www.fr.de/kultur/kunst/ich-in-der-schirn-andere-wege-der-selbstdarstellung- a-367540, 03.01.2018 6. Tony Deimling/ Ines Bellin, „Die Entwicklung der Porträtmalerei“, http://ww2.smb.museum/smb/media/education/22929/Portraetfuehrung2.pdf, 03.01.2018 7. Andreas Stamm, „Die Kunst des Selfies“, https://www.zdf.de/nachrichten/heute- plus/videos/selfies-gabs-doch-schon-immer-100.html, 03.01.2018 8. „Selfie“, https://de.wikipedia.org/wiki/Selfie, 03.01.2018 9. „DEZEMBER 2017 – DAS GROSSE WIESEL“, https://www.wilde- welten.net/kalenderblaetter-2017/dezember-2017/, 03.01.2018 10. „Friedrich (Württemberg)“, https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_(W%C3%BCrttemberg), 03.01.2018 11. Katja Kemnitz, „Die erste Fotografie der Welt“, https://kwerfeldein.de/2014/01/10/die-erste-fotografie-der-welt/, 03.01.2018 12. André Reinhardt/ Stefan Kirchner, „Kamera-Handy-Historie: Die Meilensteine von 1999 bis heute“, https://www.teltarif.de/handy-kamera-kamera-handy-historie- geschichte-technik/news/65873.html, 03.01.2018 13. „Bildhauerkunst“, https://de.wikipedia.org/wiki/Bildhauerkunst, 07.01.2018
  • 14. 13 14. Christian Westphalen: Die große Fotoschule – Digitale Fotopraxis. Galileo Design, 2014, S. 27. 15. Daniel Zellfelder, „Perspektiven und ihre Bildwirkung“, http://www.foto- howto.de/fotografieren/perspektiven-und-ihre-bildwirkung/, 07.01.2018 16. „8 Kamera Perspektiven für die optimale Bildwirkung“, https://www.pixolum.com/blog/fotografie/8-kamera-perspektiven-fuer-die- optimale-bildwirkung, 07.01.2018 17. „Das ´Selfie´ in Zahlen – Coole Fakten zu den ´Ich-Fotos´“, https://mediamag.mediamarkt.at/detail/news/detail/News/was-sie-schon-immer- ueber-selfies-wissen-wollten.html, 11.01.2018 Abbildungsverzeichnis 1. Abbildung: Johann Baptist Seele, König Friedrich I. von Württemberg im Krönungsornat, 1806-1808, Ölgemälde https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seele-Friedrich_I..jpg?uselang=de, 08.01.2018 2. Abbildung: Robert Cornelius, unbekannt, 1839, Fotografie https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=File:RobertCornelius.jpg&uselang =de, 08.01.2018 3. Abbildung: Dana Mehlem, ohne Titel, 11.08.2017, Fotografie, privat (daher besitze ich die Bildrechte) Titelseite: 4. https://pixabay.com/de/computer-laptop-leere-leer-3036166/ 5. https://pixabay.com/de/menschen-m%C3%A4nner-jungs-jungen-2557410/ 6. https://pixabay.com/de/silhouette-fotograf-kamera-mann-3045599/ 7. https://pixabay.com/de/farbpalette-malen-%C3%B6l-malerei-maler-1482678/ 8. https://pixabay.com/de/gem%C3%A4lde-stand-k%C3%BCnstler-isoliert-314651/