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E 14.8
Uniseum Freiburg – historische Symbole im
modernen Kommunikationsmix




                                                         Rudolf-Werner Dreier



Historische Symbole sind kein Ausdruck verstaubter Nostalgie, sondern gehören zum Portfolio
moderner Kommunikation. Gelebte Corporate Identity heißt auch emotionale Bindung zum eige-
nen Unternehmen. Eine traditionsreiche Universität bietet hierzu geeignete Projektionsflächen und
Ausdrucksformen, die die Tradition in zeitgemäßer Form ohne Patina und Muff deutlich werden
lassen. Mit dem Uniseum Freiburg ist es der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität gelungen, eine
solche Fläche zu schaffen und in ihren Kommunikationsmix einzubeziehen.


Gliederung                                                                                 Seite

1.      Recycling oder modernes Kommunikationsinstrument?
        Von der Kraft historischer Symbole                                                     2
2.      Mit Service und Emotionen Bindung schaffen                                             2
3.      Geschichtliche Tradition zur emotionalen Bindung von Mitarbeitern
        und Alumni                                                                             3
4.      Kommunikation des 21. Jahrhunderts:
        Die Macht der historischen Symbole                                                     5
5.      Entstaubte Geschichte: das Uniseum Freiburg                                            6
6.      Integration in die Lehre                                                              11
7.      Einschwören auf den „spirit“ der Universität                                          11
8.      Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg                                               13




HWK 1 06 09 09                                                                                 1
E 14.8                                         Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?

Wissenschaft erlebbar machen




                               1.    Recycling oder modernes
                                     Kommunikationsinstrument? Von der
                                     Kraft historischer Symbole
                               Studierende, die ihre Barette in die Luft werfen. Dekane, die zur Feier
                               einer Ehrenpromotion im Talar in das Auditorium Maximum einer Uni-
                               versität einziehen. Historische Siegel einer Hochschule als Großprojek-
                               tion bei Feierlichkeiten einer Hochschule. Und ein Universitätsmuseum,
                               das einen Einblick in die Geschichte einer Universität gibt.

                               Sie meinen, wir befinden uns im 19. Jahrhundert? Weit gefehlt. Immer
                               mehr Hochschulen bedienen sich ganz bewusst der „Heritage Com-
                               munication“ und setzen wieder auf die Kraft historischer Symbole.

                               „Unter den Talaren – der Muff von 1000 Jahren“: Mit den Talaren ver-
                               schwanden für lange Zeit auch akademische Abschlussfeiern aus dem
                               akademischen Jahreskalender und damit Formen ansprechender Be-
                               lohnung für ein leistungsbezogenes Studium. Unansehnliche Ab-
                               schlusszeugnisse, welche die Absolventen per Post Wochen nach dem
                               Examen zugeschickt bekamen, markierten in der Folgezeit das Ende
                               der Studienzeit. War früher die Universität ein Ort des wissenschaftli-
                               chen, aber auch kulturellen Lebens, machte sich nun nach Vorlesungs-
                               ende eine Feierabendmentalität breit.



                               2.    Mit Service und Emotionen Bindung
                                     schaffen
                               Exzellente Leistungen müssen kommuniziert, die verschiedenen Sta-
                               keholder der Universität eingebunden werden. Die bislang vernach-
                               lässigte Beziehungsarbeit zu diesen Stakeholdern wird eine der wich-
                               tigsten Aufgaben für alle Hochschulen in Deutschland sein; internati-
                               onal hat man hier – gerade gegenüber den angelsächsischen Hoch-
                               schulen – einen großen Rückstand aufzuholen.

Alumni als zentrale            Die wichtigste Bezugsgruppe für eine Universität sind ihre Alumni.
Zielgruppe                     Als eine der ersten Hochschulen hat die Albert-Ludwigs-Universität
                               beispielsweise die Bedeutung ihrer Alumni als zentrale Stakeholder-
                               gruppe für das Universitätsmarketing erkannt. Heute umfasst die
                               weltweite Organisation „Alumni Freiburg e. V.“ 78.000 Alumni-
                               Adressen mit Alumni-Clubs in Deutschland und international. Bin-
                               dung schafft Dankbarkeit. Das ist der schwierige Teil der Alumni-
                               Arbeit: nicht nur Alumni-Adressen, sondern Freunde zu finden,
                               Freundschaften zu pflegen und mit Leben zu füllen. Dies geht zu-
                               nächst nur über Service, also Investition in Leistungen, zu denen sich




2                                                                                       HWK 1 06 09 09
Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?                                                    E 14.8

                                                                         Wissenschaft erlebbar machen




die Universität bislang nicht verpflichtet sah. Und: die Alumni-Arbeit
fängt mit dem ersten Tag im Studium an.

Also gilt es, die Serviceleistungen für die aktuell Studierenden zu
verbessern und den Alumni zusätzliche Angebote, beispielsweise im
Bereich der Weiterbildung, zur Verfügung zu stellen. Und hier fängt
die Bindungsarbeit an.


Eine Universität muss mehr bieten als nur Lehre
Geradezu ein Kulturwandel hat eingesetzt, als sich die Universität                  Bindung ist das
Freiburg in die Pflicht nahm, neben Lehre und Forschung auch die                        Zauberwort
Verantwortung für die Karriere und die Berufschancen ihrer Studie-
renden zu tragen: Career-Center, Zentrum für Schlüsselqualifikatio-
nen, Uni-Radio, Uni-TV, Karrieremesse “Heads and Hands” oder
Mentoringprogramme sind Ausdruck dieser Initiative, die den zukünf-
tigen Alumni lifecycle-orientiert einen Wettbewerbsvorteil auf dem
Arbeitsmarkt schafft.

Doch genauso wichtig ist die bislang völlig vernachlässigte emotiona-
le Bindung der Studierenden an die Universität Freiburg. Hier sind
zahlreiche Bindungsinstrumente geschaffen worden: Abschlussfeiern,
Erstsemester-Familientage, Erstsemester-Messen, Wissenschaftsmärk-
te, Internationale Alumni-Meetings, Ausbau des Hochschulsports,
Uni-Sommerball, Uni-Shop, Ausweitung des Studium Generale-Pro-
gramms, Internationaler Studentenclub, Studierenden-Newsletter,
iTunes U-Plattform und weitere Aktivitäten.



3.    Geschichtliche Tradition zur emotionalen
      Bindung von Mitarbeitern und Alumni
Ein weiterer wichtiger Bindungs- und Wettbewerbsfaktor ist die tradi-
tionsreiche Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität mit ihren zehn
Nobelpreisträgern.

Oft bedarf es äußerer historischer Anlässe und symbolischer Gesten          Emotionale Bindung mit
und Feiern, um moderne Entwicklungen einzuleiten. Im Jahr 2007                 Feiern und Jubiläen
feierte die Albert-Ludwigs-Universität ihr 550-jähriges Jubiläum mit
einer Reihe herausragender Veranstaltungen.




HWK 1 06 09 09                                                                                      3
Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?                                                      E 14.8

                                                                          Wissenschaft erlebbar machen




  Informationen zum Autor:
  Rudolf-Werner Dreier, Ausbildung beim Rundfunk. Studium der Germanistik, Geschichte und
  Kunstgeschichte. Danach Fernsehjournalist beim Südwestfunk Baden-Baden. Seit 1983 Leiter der
  Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungspflege der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ver-
  antwortlich für Kommunikation und Marketing der Universität und des Universitätsklinikums Freiburg.
  Zahlreiche Veröffentlichungen zur Stadt- und Universitätsgeschichte.




HWK 1 06 09 09                                                                                      15

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  • 1. E 14.8 Uniseum Freiburg – historische Symbole im modernen Kommunikationsmix Rudolf-Werner Dreier Historische Symbole sind kein Ausdruck verstaubter Nostalgie, sondern gehören zum Portfolio moderner Kommunikation. Gelebte Corporate Identity heißt auch emotionale Bindung zum eige- nen Unternehmen. Eine traditionsreiche Universität bietet hierzu geeignete Projektionsflächen und Ausdrucksformen, die die Tradition in zeitgemäßer Form ohne Patina und Muff deutlich werden lassen. Mit dem Uniseum Freiburg ist es der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität gelungen, eine solche Fläche zu schaffen und in ihren Kommunikationsmix einzubeziehen. Gliederung Seite 1. Recycling oder modernes Kommunikationsinstrument? Von der Kraft historischer Symbole 2 2. Mit Service und Emotionen Bindung schaffen 2 3. Geschichtliche Tradition zur emotionalen Bindung von Mitarbeitern und Alumni 3 4. Kommunikation des 21. Jahrhunderts: Die Macht der historischen Symbole 5 5. Entstaubte Geschichte: das Uniseum Freiburg 6 6. Integration in die Lehre 11 7. Einschwören auf den „spirit“ der Universität 11 8. Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 13 HWK 1 06 09 09 1
  • 2. E 14.8 Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? Wissenschaft erlebbar machen 1. Recycling oder modernes Kommunikationsinstrument? Von der Kraft historischer Symbole Studierende, die ihre Barette in die Luft werfen. Dekane, die zur Feier einer Ehrenpromotion im Talar in das Auditorium Maximum einer Uni- versität einziehen. Historische Siegel einer Hochschule als Großprojek- tion bei Feierlichkeiten einer Hochschule. Und ein Universitätsmuseum, das einen Einblick in die Geschichte einer Universität gibt. Sie meinen, wir befinden uns im 19. Jahrhundert? Weit gefehlt. Immer mehr Hochschulen bedienen sich ganz bewusst der „Heritage Com- munication“ und setzen wieder auf die Kraft historischer Symbole. „Unter den Talaren – der Muff von 1000 Jahren“: Mit den Talaren ver- schwanden für lange Zeit auch akademische Abschlussfeiern aus dem akademischen Jahreskalender und damit Formen ansprechender Be- lohnung für ein leistungsbezogenes Studium. Unansehnliche Ab- schlusszeugnisse, welche die Absolventen per Post Wochen nach dem Examen zugeschickt bekamen, markierten in der Folgezeit das Ende der Studienzeit. War früher die Universität ein Ort des wissenschaftli- chen, aber auch kulturellen Lebens, machte sich nun nach Vorlesungs- ende eine Feierabendmentalität breit. 2. Mit Service und Emotionen Bindung schaffen Exzellente Leistungen müssen kommuniziert, die verschiedenen Sta- keholder der Universität eingebunden werden. Die bislang vernach- lässigte Beziehungsarbeit zu diesen Stakeholdern wird eine der wich- tigsten Aufgaben für alle Hochschulen in Deutschland sein; internati- onal hat man hier – gerade gegenüber den angelsächsischen Hoch- schulen – einen großen Rückstand aufzuholen. Alumni als zentrale Die wichtigste Bezugsgruppe für eine Universität sind ihre Alumni. Zielgruppe Als eine der ersten Hochschulen hat die Albert-Ludwigs-Universität beispielsweise die Bedeutung ihrer Alumni als zentrale Stakeholder- gruppe für das Universitätsmarketing erkannt. Heute umfasst die weltweite Organisation „Alumni Freiburg e. V.“ 78.000 Alumni- Adressen mit Alumni-Clubs in Deutschland und international. Bin- dung schafft Dankbarkeit. Das ist der schwierige Teil der Alumni- Arbeit: nicht nur Alumni-Adressen, sondern Freunde zu finden, Freundschaften zu pflegen und mit Leben zu füllen. Dies geht zu- nächst nur über Service, also Investition in Leistungen, zu denen sich 2 HWK 1 06 09 09
  • 3. Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 14.8 Wissenschaft erlebbar machen die Universität bislang nicht verpflichtet sah. Und: die Alumni-Arbeit fängt mit dem ersten Tag im Studium an. Also gilt es, die Serviceleistungen für die aktuell Studierenden zu verbessern und den Alumni zusätzliche Angebote, beispielsweise im Bereich der Weiterbildung, zur Verfügung zu stellen. Und hier fängt die Bindungsarbeit an. Eine Universität muss mehr bieten als nur Lehre Geradezu ein Kulturwandel hat eingesetzt, als sich die Universität Bindung ist das Freiburg in die Pflicht nahm, neben Lehre und Forschung auch die Zauberwort Verantwortung für die Karriere und die Berufschancen ihrer Studie- renden zu tragen: Career-Center, Zentrum für Schlüsselqualifikatio- nen, Uni-Radio, Uni-TV, Karrieremesse “Heads and Hands” oder Mentoringprogramme sind Ausdruck dieser Initiative, die den zukünf- tigen Alumni lifecycle-orientiert einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt schafft. Doch genauso wichtig ist die bislang völlig vernachlässigte emotiona- le Bindung der Studierenden an die Universität Freiburg. Hier sind zahlreiche Bindungsinstrumente geschaffen worden: Abschlussfeiern, Erstsemester-Familientage, Erstsemester-Messen, Wissenschaftsmärk- te, Internationale Alumni-Meetings, Ausbau des Hochschulsports, Uni-Sommerball, Uni-Shop, Ausweitung des Studium Generale-Pro- gramms, Internationaler Studentenclub, Studierenden-Newsletter, iTunes U-Plattform und weitere Aktivitäten. 3. Geschichtliche Tradition zur emotionalen Bindung von Mitarbeitern und Alumni Ein weiterer wichtiger Bindungs- und Wettbewerbsfaktor ist die tradi- tionsreiche Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität mit ihren zehn Nobelpreisträgern. Oft bedarf es äußerer historischer Anlässe und symbolischer Gesten Emotionale Bindung mit und Feiern, um moderne Entwicklungen einzuleiten. Im Jahr 2007 Feiern und Jubiläen feierte die Albert-Ludwigs-Universität ihr 550-jähriges Jubiläum mit einer Reihe herausragender Veranstaltungen. HWK 1 06 09 09 3
  • 4. Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 14.8 Wissenschaft erlebbar machen Informationen zum Autor: Rudolf-Werner Dreier, Ausbildung beim Rundfunk. Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Danach Fernsehjournalist beim Südwestfunk Baden-Baden. Seit 1983 Leiter der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungspflege der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ver- antwortlich für Kommunikation und Marketing der Universität und des Universitätsklinikums Freiburg. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Stadt- und Universitätsgeschichte. HWK 1 06 09 09 15