2. „Mein geliebter Chris“
Nun ist er da, der Heilige Abend, auf den wir uns so freuten.
Zum ersten Mal wollten wir zusammen feiern.
Der Baum, den wir zusammen ausgesucht hatten. Uns waren fast die
Finger abgefroren, als wir ihn auf dem Autodach festzurrten.
3. Er steht hier mitten im
Zimmer. So wie Du ihn
hast stehen lassen, weil
wir uns nicht
Entschließen konnten,
wo er seinen
endgültigen Platz
bekommen sollte.
Daneben die Schachteln
mit dem neuen
Baumschmuck vom
Weihnachtsmarkt.
Erinnerst Du Dich?
Wo immer Du jetzt auch
sein magst?
4. Bitte Chris, Du kannst doch nicht
einfach hier zur Tür raus gehen
und sagen…. „Ich dreh noch´ne
kurze Runde. Es ist zwar kalt,
aber trocken. Nach den
Feiertagen motte ich die
Maschine dann ein.
Versprochen! Ein halbes
Stündchen, dann bin ich wieder
zurück und dann suchen wir den
richtigen Platz für den
Weihnachtsbaum aus….
Um dann nie wieder
zu kommen!
Chris, ich schaffe das nicht….
Ich schaffe es einfach nicht……..
5. Als Du – obwohl es inzwischen zu nieseln begonnen hatte – nicht nach
Hause kamst, da wurde mir eiskalt. Mir war noch nie so unheimlich
zumute. Ich stand am Fenster und presste mein Gesicht an die Scheibe
um die Garageneinfahrt einsehen zu können. Von außen liefen die
Regentropfen die Scheibe herunter und von innen meine Tränen. Ich
konnte kaum etwas sehen, aber das war auch nicht nötig.
Ich wusste, dass etwas passiert war….Ich kann nicht sagen, woher…
Ich wusste es einfach…
6. Als dann die beiden
Polizeibeamten vor
der Tür standen sagte
ich: „Ich weiß… Sie
werden mir sagen,
dass Chris tot ist…“
Dann muss ich
zusammengebrochen
sein, denn als ich
wieder zu mir kam,
hatten sie bereits den
Notarzt alamiert.
7. Chris… Chris… wie soll ich damit fertig werden?
Gestern war Deine Beerdigung und heute ist Heilig Abend.
Ich fühle mich so ohnmächtig, so tief traurig, so verzweifelt
und grausam einsam.
Ja, und ich bin wütend…. Wie konntest Du mir das antun?
Wie konntest du mir zeigen was Glück und erfüllende
Zweisamkeit ist? Wie konntest du mir Deine wunderbare
Liebe, Deine Zärtlichkeiten, Deine beschützende
Männlichkeit schenken und in mir die große Liebe zu Dir
wecken, um dann einfach zu gehen?
Mich so alleine zu lassen. Von einer Minute zur anderen?
Wo kann ich mich jetzt anlehnen und mich geborgen
fühlen?
Jetzt, da es Deine starke Schulter nicht mehr gibt?
8. Ich gehe jetzt zum Friedhof
und lege diesen Brief
unter die Erde Deines Grabes.
Diese letzten Worte von mir,
wohin soll ich sie sonst schicken?