6. Eckpunkte der OE-Entwicklung
●
1960/70er Jahre: stark ideologisch und politisierend mit geringer
empirischer Evidenz; Open als Kampfwort
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Danach: Abkehr von OE zugunsten traditioneller Lehrmethoden
(Frontalunterricht)
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Revival seit 2001: Start der Open Educational Resources (OER)
Bewegung; MIT, UNESCO
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2007: Kapstadt Open Education Declaration: Gemeinsam das
Potenzial von "Open Educational Resources (OER)" realisieren
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2008: Massive Open Online Courses (MOOCs): xMOOCs vs. cMOOCs
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2012: for-profit Unternehmen (z.B. Coursera): Kommodifizierung von
Bildung
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7. „klassische“ Definition von Atkinson et
al, 2007, p.4:
OER are teaching, learning, and research resources that reside in
the public domain or have been released under an intellectual
property license that permits their free use or re-purposing by
others. Open educational resources include full courses, course
materials, modules, textbooks, streaming videos, tests, software,
and any other tools, materials, or techniques used to support
access to knowledge.
Offener Zugang durch entsprechend liberale Lizenzierung ist
entscheidend, muss daher nicht per se kostenfrei sein
8. Potentiale von OER
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Ökonomisch: Kostenreduktion durch (lizenz-)freie
Lehrmaterialien
●
Sozial: Chancengleichheit, Demokratisierung von Bildung
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Kulturell: Leitbild des Teilens und der Wiederverwertung
(entgegen dem Homo oeconomicus); Kollaborative Formen der
Wissensbearbeitung (z.B. Wikipedia)
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Bildungstheoretisch/-philosophisch: neue Denkfiguren
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9. Bildungsprinzipien nach Marotzki:
Die vier MOOC 1) Information muss in Wissen
Prinzipien: transformiert werden
1.Aggregate 2) Refexion über dieses Wissen
hinsichtlich
2.Remix (a) seiner Genese und Konstitution
3.Repurpose (b) seiner Reichweite
4.Feed Forward (c) der gerechtfertigten Anwendung
3) Artikulation der eigenen Haltung im
öffentlichen Raum
10. Ein Schritt zurück
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Durch die hohen TN-Zahlen wurden wirtschaftliche
Begehrlichkeiten geweckt
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Sog. Open Courses, die nur vordergründig in der
Tradition von OE stehen (Restriktion durch Standard-
Urheberrecht)
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„Einsperren der Bestie OER“ auf einer (geschlossenen)
Plattform zur besseren Vermarktung
●
Moralische Fragen werden aufgeworfen: Bildung für
alle verschiebt sich vom Zweck zum Nebeneffekt;
Zweck sind nun allein neue Einkommensquellen
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11.
12.
13. Aus der Koalitionsvereinbarung der aktuellen NRW-Regierung:
“Gerade im Bildungsbereich wollen wir freie Medien und Software
nutzen, um technische Vielfalt vorzuleben. Dazu soll es Modellprojekte
zur Schaffung offener und freier Lehr- und Lerninhalte geben. Wir
wollen die Prinzipien von Open Data und Open Government auch für
den Hochschul- und Wissenschaftsbereich umsetzen.”
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14. Grundlagentheoretische Rahmung
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Annäherung: Bildung und OER als Seelenverwandte
– Bildung beschreibt den „Zweck des Menschen“ in klassischer idealistischer Form
(Humboldt) lässt jedoch die konkrete Umsetzung offen
– OER schaffen freien Zugang zu kulturellen Ressourcen und stehen damit
prototypisch für Bildung in der digitalen Gesellschaft lassen jedoch die
philosophische Ebene unberücksichtigt
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Konkretisierung: Bildung als Fähigkeit zur Orientierung in offenen komplexen
Räumen
– Bildung als Transformation der Grundfiguren des Welt- und Selbstverhältnisses
(Koller, Marotzki)
– Massive Open Online Courses als Idealtypus zur Initiierung von Bildungsprozessen
(inklusive Nebenwirkungen)
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15. Grundlagentheoretische Rahmung II
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Kritische Betrachtung von Bildung durch OER: Nicht nur Inklusion, sondern
auch Exklusion (Foucault)
– MOOCs sind nur vordergründig weniger voraussetzungsvoll als traditionelle
Bildungsangebote: Zwang zur Offenheit
– Ideologie des Teilens: Wie geht man mit „Trittbrettfahrern“ um?
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Moralische Betrachtung der Kommerzialisierung von Bildung (Sandel)
– Welche moralischen Implikationen gibt es?
– Wirtschaftliche Interessen können pädagogische Werte dominieren
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16. Thesen zur Diskussion
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Open Education als eine komplexe Reformbewegung, die prototypisch viele
Trends der Digitalisierung katalysiert
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Komplementäre Beziehung zu bildungstheoretischen Konzepten
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Anschlussmöglichkeiten zur Weiterentwicklung von Denkfiguren
– Nicht mehr rein individualistisch: Leitbild des Teilens
– Openness als Voraussetzung für Innovationen
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