Durch Einkleidung in einen von Zermelo überlieferten Kontext (Bewertung der Spielstärke im Schach) wird versucht besser zu verstehen, welche spezifische Funktion die Rasch-Modellierung für die Messung mathematischer Leistung hat und welche Normen man mit diesem Modell an mathematische Leistung heranträgt. Für mit Begriffen wie "Lösungswahrscheinlichkeit" und "Stichprobenunabhängigkeit" verbundene epistemologische Untiefen werden Parallelen zur "Kopenhagener Deutung" gezogen (Schrödinger).
Zugehöriger Volltext: https://www.scribd.com/doc/254549173/Zermelo-Rasch-Schrodinger
1. Zermelo – Rasch – Schrödinger
Ein stoffdidaktischer Zugang zur probabilistischen
Modellierung mathematischer Leistung
Assoz. Prof. Dr. Andreas Vohns
Institut für Didaktik der Mathematik
49. GDM Jahrestagung
FHNW Basel, 12.02.2015
2. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einführung und Motivation
Einführung und Motivation
Problemlage:
• Zunehmende Bedeutung probabilistischer Testmodelle
(v. a. Rasch-Modell) für mathematische Leistungsmessungen
• Seltene Thematisierung des Modellcharakters
• Kaum Beschäftigung mit dem „math. Kern der Sache“(Kirsch 1977)
• In Kritik wie Verteidigung Vermischung der eigentlichen Modellierung
mit davon unabhängigen Ergänzungen
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
3. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einführung und Motivation
Einführung und Motivation
Problemlage:
• Zunehmende Bedeutung probabilistischer Testmodelle
(v. a. Rasch-Modell) für mathematische Leistungsmessungen
• Seltene Thematisierung des Modellcharakters
• Kaum Beschäftigung mit dem „math. Kern der Sache“(Kirsch 1977)
• In Kritik wie Verteidigung Vermischung der eigentlichen Modellierung
mit davon unabhängigen Ergänzungen
Zielsetzungen:
• Präsentation einer Einkleidung (Spielstärke im Schach)
• Kontrastierung mit mathematikdid. Anwendungsfall (Leistungsmessung)
• Diskussion epistemologischer Hürden (Stichprobenunabhängigkeit,
Lösungswahrscheinlichkeit)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
4. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einkleidung: Zermelos Schach-Turnier
Zermelos Schach-Turnier: Problem
Ein Schach-Verein mit 14 Mitgliedern will die 5 spielstärksten Mitglieder zu
einem internationalen Turnier schicken.
Mitglieder: Unterteilt in zwei Teilmengen:
5 Vorjahresteilnehmer des Turniers (Teilmenge , „Meister“),
9 weitere Mitglieder (Teilmenge P, „Stümper“).
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
5. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einkleidung: Zermelos Schach-Turnier
Zermelos Schach-Turnier: Problem
Ein Schach-Verein mit 14 Mitgliedern will die 5 spielstärksten Mitglieder zu
einem internationalen Turnier schicken.
Mitglieder: Unterteilt in zwei Teilmengen:
5 Vorjahresteilnehmer des Turniers (Teilmenge , „Meister“),
9 weitere Mitglieder (Teilmenge P, „Stümper“).
Vorauswahl-Turnier:
Alle Meister () treten gegen jeden Stümper (P) an (1. Runde),
Meister und Stümper treten untereinander an (2. Runde).
Zum internationalen Turnier fahren die mit den meisten Siegen
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
6. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einkleidung: Zermelos Schach-Turnier
Zermelos Schach-Turnier: Problem
Ein Schach-Verein mit 14 Mitgliedern will die 5 spielstärksten Mitglieder zu
einem internationalen Turnier schicken.
Mitglieder: Unterteilt in zwei Teilmengen:
5 Vorjahresteilnehmer des Turniers (Teilmenge , „Meister“),
9 weitere Mitglieder (Teilmenge P, „Stümper“).
Vorauswahl-Turnier:
Alle Meister () treten gegen jeden Stümper (P) an (1. Runde),
Meister und Stümper treten untereinander an (2. Runde).
Zum internationalen Turnier fahren die mit den meisten Siegen
Vorauswahl-Turnier muss nach 1. Runde abgebrochen werden
Wie gelangt man zu einem zuverlässigen Maß für die Spielstärke
sämtlicher Mitglieder?
Gesucht: Anordnung (auch: Prognose nicht realisierter Partien)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
7. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einkleidung: Zermelos Schach-Turnier
Zermelos Schach-Turnier: Lösungsidee
Vier Regeln zur Sortierung: (Remis-Partien vernachlässigt)
1 Personen aus Menge P gleich spielstark, wenn
gleiche Anzahl von Siegen (gegen Personen aus Menge )
2 Personen aus Menge gleich spielstark, wenn
gleiche Anzahl von Siegen (gegen Personen aus Menge P)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
8. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einkleidung: Zermelos Schach-Turnier
Zermelos Schach-Turnier: Lösungsidee
Vier Regeln zur Sortierung: (Remis-Partien vernachlässigt)
1 Personen aus Menge P gleich spielstark, wenn
gleiche Anzahl von Siegen (gegen Personen aus Menge )
2 Personen aus Menge gleich spielstark, wenn
gleiche Anzahl von Siegen (gegen Personen aus Menge P)
3 Teilmenge Pn gleichstarker Personen besser als Person k ∈ ,
wenn Anteil Siege gegen k ∈ in Pn größer als 50%
4 Person k ∈ besser als Teilmenge gleichstarker Personen Pn,
wenn Anteil Siege k ∈ gegen Pn größer als 50%
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
9. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Einkleidung: Zermelos Schach-Turnier
Zermelos Schach-Turnier: Lösungsidee
Vier Regeln zur Sortierung: (Remis-Partien vernachlässigt)
1 Personen aus Menge P gleich spielstark, wenn
gleiche Anzahl von Siegen (gegen Personen aus Menge )
2 Personen aus Menge gleich spielstark, wenn
gleiche Anzahl von Siegen (gegen Personen aus Menge P)
3 Teilmenge Pn gleichstarker Personen besser als Person k ∈ ,
wenn Anteil Siege gegen k ∈ in Pn größer als 50%
4 Person k ∈ besser als Teilmenge gleichstarker Personen Pn,
wenn Anteil Siege k ∈ gegen Pn größer als 50%
Problem: Erlaubt i. A. keine eindeutige Sortierung
Lösung: Glättung durch probabilistische Modellierung
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
10. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung von Leistungsdaten: Problem
Gegeben:
• Wiederum: Zwei Mengen (5 Aufgaben), P (9 Personen)
• Paarvergleich: p beantwortet korrekt (zustimmend)
• Interner Paarvergleich hier per se ausgeschlossen
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
11. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung von Leistungsdaten: Problem
Gegeben:
• Wiederum: Zwei Mengen (5 Aufgaben), P (9 Personen)
• Paarvergleich: p beantwortet korrekt (zustimmend)
• Interner Paarvergleich hier per se ausgeschlossen
Gesucht:
• Anordnung Personen nach „Fähigkeit“ (Zustimmungsgrad)
• Anordnung Aufgaben nach „Schwierigkeit“ (Ablehnungsgrad)
• Gemeinsame Anordnung Personen und Aufgaben (Wonach?)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
12. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung von Leistungsdaten: Lösungsidee
Vier Regeln zur Sortierung: (teilweise richtige Lsg. vernachlässigt)
1 Personen aus Menge P gleich fähig, wenn
gleiche Anzahl an richtigen Lösungen aus Aufgabenmenge
2 Aufgaben aus Menge gleich schwer, wenn
gleiche Anzahl an falschen Lösungen in Personenmenge P
3 Teilmenge Pn gleich fäh. Personen „besser“ als Aufgabe k ∈ ,
wenn Anteil korrekter Lösungen von k ∈ in Pn größer als 50%
4 Aufgabe k ∈ „besser“ als Teilmenge gleich fäh. Personen Pn,
wenn Anteil falscher Lösungen von k ∈ in Pn größer als 50%
Problem: Erlaubt i. A. keine eindeutige Sortierung
Lösung: Glättung durch probabilistische Modellierung
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
20. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Ein Zahlenbeispiel
Glättung 2 (Mit Rasch-Modellierung):
Zusammenfassung: Teilmengen gleich oft gewinnender bzw. p,
ML-Schätzung der Rasch-Argumente ( p), y( )
Übergang zu ƒ(, y) als geschätzten relativen Anteilen
Schätzer {1} {2} {3} {4, 5} ( p)
{p1, p2} 0,57 0,78 0,85 0,90 1,54
{p3, p4, p5} 0,31 0,54 0,65 0,75 0,44
{p6, p7} 0,15 0,32 0,43 0,55 -0,47
{p8, p9} 0,06 0,14 0,21 0,30 -1,53
y( ) 1,258 0,27 -0,188 -0,67
Lösung (Rasch-Modell): ƒ(, y) = e−y
1+e−y Werte sind immer monton
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
21. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Das Rasch Modell
. . . ist im Kern schlicht eine Funktion ƒ : R2 → R mit
ƒ(, y) =
e−y
1 + e−y
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
22. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Das Rasch Modell
. . . ist im Kern schlicht eine Funktion ƒ : R2 → R mit
ƒ(, y) =
e−y
1 + e−y
-4
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
-4
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
ƒ(, y)
y
ƒ(, y)
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
1
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
23. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Das Rasch Modell
. . . ist im Kern schlicht eine Funktion ƒ : R2 → R mit
ƒ(, y) =
e−y
1 + e−y
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4
-4
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
y
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
1
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
24. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Das Rasch Modell
. . . ist im Kern schlicht eine Funktion ƒ : R2 → R mit
ƒ(, y) =
e−y
1 + e−y
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
1
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4
ƒ(,y)
y=-2
y=-1
y=0
y=1
y=2
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
1
-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4
ƒ(,y)
y
x=-2
x=-1
x=0
x=1
x=2
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
25. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung: Interpretation beim Schachspiel
−1.5
−1.0
−0.5
0
0.5
1.0
1.5 {p1, p2}
{1}
{p3, p4, p5}
{2}
{p6, p7}
{3}
{4, 5}
{p8, p9}
Gewinnwahrscheinlichkeiten (Spielstärke)
(p) = y(): P(„p gewinnt gegen “ ) = 0, 5
Qualitativ: oder p ist egal
(p) < y(): P(„p gewinnt gegen “ ) < 0, 5
Qualitativ:: ist „spielstärker“ als p
(p) > y(): P(„p gewinnt gegen “ ) > 0, 5
Qualitativ: p ist „spielstärker“ als
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
26. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung: Interpretation beim Leistungstest
−1.5
−1.0
−0.5
0
0.5
1.0
1.5 {p1, p2}
{1}
{p3, p4, p5}
{2}
{p6, p7}
{3}
{4, 5}
{p8, p9}
Lösungswahrscheinlichkeiten (Kompetenzen?)
(p) = y(): P(„p löst Aufgabe “ ) = 0, 5
Qualitativ: Völlig offen, ob p beherrscht oder nicht
(p) < y(): P(„p löst Aufgabe “ ) < 0, 5
Qualitativ: p „beherrscht nicht“
(p) > y(): P(„p löst Aufgabe “ ) > 0, 5
Qualitativ: p „beherrscht“
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
27. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Konsequenzen der Rasch-Modellierung
Aufgaben und Personen landen auf gemeinsamer Skala
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
28. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Konsequenzen der Rasch-Modellierung
Aufgaben und Personen landen auf gemeinsamer Skala
Erfüllungsnorm: Eindimensionalität
1 Fähigkeit Person: nur wie viele, nicht welche Aufgaben richtig gelöst
2 Schwierigkeit Aufgabe: nur wie viele, nicht welche Personen lösen falsch
Passt, wenn gleiche Anzahl ehedem i. W. selbe Aufgaben/Personen bedeutet
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
29. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Konsequenzen der Rasch-Modellierung
Aufgaben und Personen landen auf gemeinsamer Skala
Erfüllungsnorm: Eindimensionalität
1 Fähigkeit Person: nur wie viele, nicht welche Aufgaben richtig gelöst
2 Schwierigkeit Aufgabe: nur wie viele, nicht welche Personen lösen falsch
Passt, wenn gleiche Anzahl ehedem i. W. selbe Aufgaben/Personen bedeutet
Abweichende Lösungsmuster („Pattern“) als Residuen, d. h.
• zufällige Abweichungen (Messfehler) und/oder
• nicht modellierte Mehrdimensionalität (Passungsprobleme)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
30. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Konsequenzen der Rasch-Modellierung
Aufgaben und Personen landen auf gemeinsamer Skala
Erfüllungsnorm: Eindimensionalität
1 Fähigkeit Person: nur wie viele, nicht welche Aufgaben richtig gelöst
2 Schwierigkeit Aufgabe: nur wie viele, nicht welche Personen lösen falsch
Passt, wenn gleiche Anzahl ehedem i. W. selbe Aufgaben/Personen bedeutet
Zur Itemselektion (Goldstein 2008)
Indeed, much of the ‘item analysis’ activity in the test development stage is concerned
with rejecting items that do not conform to this assumption, so creating a test structure
in terms of dimensionality that is largely self-fulfilling.
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
31. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Gründe für eine Rasch-Modellierung
Prüfen: Landen Aufgaben und Personen auf eindimensionaler Skala?
• Sind Population und „Aufgabenuniversum“ hinreichend homogen?
(Ermessenssache)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
32. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Gründe für eine Rasch-Modellierung
Prüfen: Landen Aufgaben und Personen auf eindimensionaler Skala?
• Sind Population und „Aufgabenuniversum“ hinreichend homogen?
(Ermessenssache)
• Itemselektion: Lässt sich „repräsentative“ Aufgabenauswahl finden, die
für Population hinreichend homogen? (Ermessenssache)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
33. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Gründe für eine Rasch-Modellierung
Prüfen: Landen Aufgaben und Personen auf eindimensionaler Skala?
• Sind Population und „Aufgabenuniversum“ hinreichend homogen?
(Ermessenssache)
• Itemselektion: Lässt sich „repräsentative“ Aufgabenauswahl finden, die
für Population hinreichend homogen? (Ermessenssache)
Wollen: Aufgaben und Personen sollen auf eindimensionaler Skala landen
1 Aufgabengeheimhaltung, „Anforderungsmerkmale“ typischerweise
gelöster Aufgaben beschreiben Personengruppen (Kompetenzstufen)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
34. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Gründe für eine Rasch-Modellierung
Prüfen: Landen Aufgaben und Personen auf eindimensionaler Skala?
• Sind Population und „Aufgabenuniversum“ hinreichend homogen?
(Ermessenssache)
• Itemselektion: Lässt sich „repräsentative“ Aufgabenauswahl finden, die
für Population hinreichend homogen? (Ermessenssache)
Wollen: Aufgaben und Personen sollen auf eindimensionaler Skala landen
1 Aufgabengeheimhaltung, „Anforderungsmerkmale“ typischerweise
gelöster Aufgaben beschreiben Personengruppen (Kompetenzstufen)
2 nicht alle Personen bearbeiten alle Aufgaben (Rasch-Modell auch
für unvollständige Daten möglich)
3 zu verschiedenen Testzeitpunkten können/sollen nicht genau dieselben
Aufgaben gestellt werden (siehe 2.)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
35. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung: Multi-Matrix-Design
Einfacher Fall:
Block 1 Block 2 Block 3
Testheft 1 x x
Testheft 2 x x
Testheft 3 x x
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
36. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung: Multi-Matrix-Design
Einfacher Fall:
Block 1 Block 2 Block 3
Testheft 1 x x
Testheft 2 x x
Testheft 3 x x
Wichtige Änderungen:
• Rasch-Werte treffen auch Aussagen zu Aufgaben-Personen-Paaren, die
nicht aufeinander getroffen sind (für alle Aufgaben/Personen)
• Testhefte dürfen unterscheidlich schwer sein (Gleiche Anzahl Lösungen
in verschiedenen Testheften = gleicher Rasch-Wert)
• Passungsprobleme (nicht modellierte Mehrdimensionalität) noch
problematischer (Verzerrung der Schätzwerte)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
37. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Anwendung: Rasch-Modellierung von Leistungsdaten
Rasch-Modellierung: Multi-Matrix-Design
Realistischer Fall (TIMSS 2011):
Wichtige Änderungen:
• Rasch-Werte treffen auch Aussagen zu Aufgaben-Personen-Paaren, die
nicht aufeinander getroffen sind (für alle Aufgaben/Personen)
• Testhefte dürfen unterscheidlich schwer sein (Gleiche Anzahl Lösungen
in verschiedenen Testheften = gleicher Rasch-Wert)
• Passungsprobleme (nicht modellierte Mehrdimensionalität) noch
problematischer (Verzerrung der Schätzwerte)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
38. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Spezifische Objektivität = Stichprobenunabhängigkeit?
Spezifische Objektivität (wikipedia 2014)
Im Rasch-Modell erfolgt eine Trennung des Einflusses der Personenfähigkeit
vom Einfluss der Testaufgabe y. Damit wird eine Messung gemäß der
Messtheorie etabliert.
Vergleiche von Personen (bzw. Aufgaben), die von den Aufgaben (bzw.
Personen) unabhängig sind, werden möglich.
(Auch in „seriöseren“ Quellen so zu finden.)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
39. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Spezifische Objektivität = Stichprobenunabhängigkeit?
Spezifische Objektivität (Kubinger 1999)
Der Unterschied in den Fähigkeiten und zwischen je zwei Personen
und kann unabhängig davon bestimmt werden, welche Items des Tests
dafür herangezogen werden;
bzw. umgekehrt und wichtiger: der Vergleich je zweier Aufgaben und j
bezüglich der Schwierigkeiten y und yj ist unabhängig davon, welche
Stichprobe dafür verwendet wird.
„Stichprobenunabhängigkeit“ meint im Idealfall
Invarianz gegenüber jeglicher Teilmengenbildung
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
40. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Stichprobenunabhängigkeit = Teilmengeninvarianz
Für einen Datensatz, für den das Rasch-Modell nicht verworfen werden
kann, gilt näherungsweise
• Schätzung der „Fähigkeit“ für Personengruppe in jeder Teilmenge von
Aufgaben näherungsweise gleich
• bzw.: „Fähigkeitsreihenfolge“ der Personen in jeder Teilmenge von
Aufgaben näherungsweise gleich (ideal: kein Platztausch)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
41. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Stichprobenunabhängigkeit = Teilmengeninvarianz
Für einen Datensatz, für den das Rasch-Modell nicht verworfen werden
kann, gilt näherungsweise
• Schätzung der „Fähigkeit“ für Personengruppe in jeder Teilmenge von
Aufgaben näherungsweise gleich
• bzw.: „Fähigkeitsreihenfolge“ der Personen in jeder Teilmenge von
Aufgaben näherungsweise gleich (ideal: kein Platztausch)
• Schätzung der „Schwierigkeit“ y für Aufgaben in jeder Teilmenge von
Personen näherungsweise gleich
• bzw.: „Schwierigkeitsreihenfolge“ der Aufgaben in jeder Teilmenge von
Personen näherungsweise gleich (ideal: kein Platztausch)
→ i. W. wieder Homogenitäts-/Eindimensionalitätsanforderung
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
42. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Teilmengeninvarianz = Stichprobenunabhängigkeit?
. . . is an illusion. Item parameters and subject abilities are always
estimated relative to a population, even if this fact may be
obscured by the mathematical properties of the models used.
Holland (1990)
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
43. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Teilmengeninvarianz = Stichprobenunabhängigkeit?
. . . is an illusion. Item parameters and subject abilities are always
estimated relative to a population, even if this fact may be
obscured by the mathematical properties of the models used.
Holland (1990)
Epistemologische Hürde: Lösungswahrscheinlichkeit
• eine Person löst eine einzelne Aufgabe oder nicht
• eine Gruppe von Personen hat einen relativen Lösungsanteil für eine
einzelne Aufgabe
• eine Gruppe von Aufgaben hat einen relativen Lösungsanteil bei einer
einzelnen Person
• Personen/Aufgaben sind überhaupt erst gruppierbar durch gleichen
Lösungsanteil bei mehreren Aufgaben/Personen
• „Lösungswahrscheinlichkeit“ einzelner Person für einzelne Aufgabe
ohne weitere Aufgaben/Personen weder schätzbar noch interpretierbar
(→ Schrödingers Katze, Kopenhagener Deutung (?))
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
44. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Lösungswahrscheinlichkeit: Interpretationen
Rasch ca. 1960 (cit. acc. to Wainer 2010)
Certain human acts can be described by a model of chance. [...] Even if we
know a person to be very capable, we cannot be sure he will solve a certain
difficult problem, nor even a much easier one. There is always a possibility
that he fails.
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
45. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Lösungswahrscheinlichkeit: Interpretationen
Rasch ca. 1960 (cit. acc. to Wainer 2010)
Certain human acts can be described by a model of chance. [...] Even if we
know a person to be very capable, we cannot be sure he will solve a certain
difficult problem, nor even a much easier one. There is always a possibility
that he fails.
Knoche & Lind 2000
Bei der Modellierung von Testsituationen kann man unterstellen, dass die
Bearbeitung einer Testaufgabe unter Zeitdruck ein Zufallsexperiment ist, in
dem der Proband und die Aufgabe zusammen ein Zufallsgerät bilden, das
die Bewertung der gezeigten Reaktionen als Ergebnis hat.
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
46. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Reflexion: Schrödinger’s Katze, Stichprobenunabhängigkeit & Lösungswahrscheinlichkeit
Lösungswahrscheinlichkeit: Interpretationen
Rasch ca. 1960 (cit. acc. to Wainer 2010)
Certain human acts can be described by a model of chance. [...] Even if we
know a person to be very capable, we cannot be sure he will solve a certain
difficult problem, nor even a much easier one. There is always a possibility
that he fails.
Knoche & Lind 2000
Bei der Modellierung von Testsituationen kann man unterstellen, dass die
Bearbeitung einer Testaufgabe unter Zeitdruck ein Zufallsexperiment ist, in
dem der Proband und die Aufgabe zusammen ein Zufallsgerät bilden, das
die Bewertung der gezeigten Reaktionen als Ergebnis hat.
Birnbaum 1968 (cit. acc. to Wainer 2010)
Item scores [...] are related to an ability by functions that give the
probability of each possible score on an item for a randomly selected
examinee of given ability.
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns
48. Einführung Einkleidung: Zermelo Anwendung: Rasch Reflexion: Schrödinger Literatur
Literatur
Goldstein, H. (2008). How may we use international comparative studies to
inform education policy? http://goo.gl/rhshqi
Holland, P. W. (1990). On the sampling theory foundations of item response theory
models. Psychometrika, 55, 577–601.
Kirsch, A. (1977). Aspekte des Vereinfachens im Mathematikunterricht. Didaktik
der Mathematik, 5, 87–101.
Knoche, N. & Lind, D. (2000). Eine Analyse der Aussagen und Interpretationen
von TIMSS unter Betonung methodologischer Aspekte. Journal
für Mathematik-Didaktik, 21 (1), 3–27.
Kubinger, K. D. (1999). Replik auf Jürgen Rost: „Was ist aus dem Rasch-Modell
geworden?“ http://goo.gl/XMFffn
Rost, J. (1996). Lehrbuch Testtheorie Testkonstruktion. Bern: Hans Huber.
Schreiber, A. (1980). Idealisierungsprozesse – ihr logisches Verständnis und ihre
didaktische Funktion. Journal für Mathematik-Didaktik, 1 (1-2),
42-61.
Stanat, P. et al. (2012). Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern am Ende
der vierten Jahrgangsstufe in den Fächern Deutsch und
Mathematik. Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2011.
Münster: Waxmann.
Wainer, H. (2010). Schrödinger’s Cat and the Conception of Probability in Item
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Folien:
http://goo.gl/y2sifb
Zermelo, Rasch, Schrödinger – Ein stoffdidaktischer Zugang Andreas Vohns