Ein Vortrag von der FOSSGIS Konferenz 2013 in Rapperswil, Schweiz. Die Online Version dieses Vortrags finden Sie unter: http://metaspatial.net/conferences/fossgis2013_open.html
Der Vortrag beleuchtet ausnahmsweise mal die Schattenseiten dieser drei Gesellen, denn: Ja, es gibt sie, z.B.
* behindern Standards Innovation,
* zerstört Open Source bewährte Geschäftsmodelle und
* Open Data fördert das Chaos.
Eine konstruktive Herangehensweise zeigt, dass es lediglich gilt diese Schattenseiten auzuleuchten, um das volle Potential expliziter Offenheit ausschöpfen zu können.
Open Standards, Open Source, Open Data. Zuviel des Guten?
1. Open Standards, Open Source, Open Data
Zuviel des Guten?
Eine metaspatial Produktion päsentiert von:
Arnulf Christl / @sevenspatial
Dieser Foliensatz liegt im Original als HTML hier:
http://metaspatial.net/conferences/fossgis2013_open.html
3. Arnulf Christl
• Metaspatial Systems Architect
• Mitgründer und Emeritus Präsident der OSGeo
• Mitglied im OGC Architektur-Vorstand
• Professioneller OpenStreetMap L(h)obbyist
4. Schon wieder ein "Foliensatz"?
Wenn Sie auch keine Lust mehr auf Open Office, PowerCrap oder
LibreOffice haben, warum versuchen Sie sich dann nicht auch mal mit
reveal.js?
reveal.js ist ein Open Source JavaScript Framework für Online
Präsentationen und vollständig frei verfügbar.
Diese Seiten sind lediglich in ein Textdokument kopiertes HTML,
entschuldigen Sie bitte die mangelhafte Formatierung. Wie gesagt, dieser
Foliensatz liegt im Original als HTML hier:
http://metaspatial.net/conferences/fossgis2013_open.html
7. De Jure Standards
Von einem Rechtskörper beschlossene Regelung
1.Brandschutzrichtlinie
2.Sicherheitsstandard im Fahrzeugbau
3.ISO Normen zur Einhaltung von Brötchendurchmessern
4.INSPIRE Implementing Rules
5.und so weiter...
Von einem Rechtskörper beschlossene Regelungen, die einheitlich von
allen Betroffenen befolgt werden müssen. Nichteinhaltung dieser
Standards kann ggf. mit Gewalt durch die Exekutive durchgesetzt
werden.
INSPIRE Implementing Rules
Eine gesetzliche Regelung (De Jure Standard) der:
• Vorschreibt was zu tun ist,
• aber nicht wie (keine technische Lösung)
Die INSPIRE Technical Guidelines sind unverbindliche
Vorschläge wie eine technische Lösung aussehen könnte.
8. De Facto Standards
...entstehen Kraft faktischer Gegebenheiten.
Der Pferdearsch bestimmte ursprünglich die Spurweite der Bahn. Mit
dem Schienennetz wurden Fakten geschaffen. Wer mitfahren wollte
musste sich beugen, oder Kriege anzetteln und andere Völker
10. De Facto Standards
Wenn ein Marktführer Formate schafft:
1.durch Copyright "schützt",
2.ggf. patentiert
3.und dann dem Mitbewerb die Nutzung unmöglich macht,
...werden Standards proprietär und monopolistisch.
Ein Beispiel ist Microsoft, das mit fast vollständiger Marktdurchdringung
einen Dokument-Standard geschaffen hat, den es dann beliebig
verändert, um die eigenen Produkte besser vermarkten zu können und
dem Mitbewerb den Mitbewerb unmöglich zu machen. Die Verwendung
von DOC, PPT, DOCX, etc. wird nicht vorgschrieben, weil sie gut sind,
sondern weil halt irgendwie (fast) jeder Microschrott nutzt.
11. (Fast) offene De Facto Standards
Die Standards des Open Geospatial Consortium (OGC) werden durch
eine heterogene Community aus Wissenschaft, Industrie und Anwendern
gemeinsam entwickelt und in einem Konsensprozess verabschiedet.
13. Evolution und Diversität
• Technik entwickelt sich evolutionär
• Evolution braucht Diversität
• Diversität erfordert Interoperabilität
Technik entwickelt sich evolutionär, außer die Evolution wird durch
Monopole gestört.
16. Nicht-offene Standards verhindern Evolution
und Innovation!
1.De Jure Standards, die nicht weiterentwickelt werden
2.Proprietäre de Facto Standards von Monopolisten
18. Open Source zertört bewährte
Geschäftsmodelle
Um das zu verstehen müssen wir Fragen beantworten:
• Was ist Open Source?
• Woher kommt Open Source?
• Wer unterstützt Open Source?
• Wann macht Open Source keinen Sinn?
• Warum wird Open Source bekämpft?
• Was muss ich bei Open Source beachten?
19. Was ist Open Source?
Software mit einer Lizenz die Ihnen Freiheiten gibt:
1.die Software für jeden Zweck zu nutzen,
2.sie zu verstehen,
3.sie zu verändern,
4.und die Software and jeden weiterzugeben.
21. Was ist gutes Open Source?
Ein Projekt bei dem:
• Alle Entscheidungen öffentlich sichtbar sind,
• alle Prozesse klar geregelt sind,
• die Eigentumsform eine Durchsetzung monopolistischer Ansprüche
verhindert, und
• eine aktive Community dahintersteht.
22. Open Source macht Geschichte
• 1950er
• Die ersten Rechenmaschinen
• Die erste Software
• 1980er
• Hart: Der IBM PC (Personal Computer)
• Weich: Microsoft
• 1990er
• Der Siegeszug von Microsoft auf dem PC
• Das Ende von Open Source?
• Das neue Jahrtausend
• Open Source Reloaded: Freie Software Lizenzen
• Der Open Source Turbo: Das Internet
• Heute: Open Source ist die Zukunft
Geschichtliches rund um Open Source und Freie Software.
23. Wer unterstützt Open Source?
1.Wissenschaft und Forschung
2.Software Entwickler
3.Software Anwender
4.Rechenzentren
5.Google
6.IBM
7.Seven of Nine
8.OSGeo und der FOSSGIS e.V.
9.Sie und alle Teilnehmer dieser Konferenz!
24. Wann macht Open Source keinen Sinn?
1.Wenn der Verkauf von Lizenznutzungsrechten die wichtigste
Einkommensgrundlage ist
• Microschrott Windoofs
• SAP
• Esri ArcGIS Desktop und Online
2.Wenn die spezielle Leistung der Software den zentralen
Geschäftsvorteil des Unternehmens darstellt
• Googles Suchalgorithmus
• TomToms Routingalgorithmus
• Oracles räumlicher Indizierungsalgorithmus
25. Warum wird Open Source bekämpft?
Äh, das sollte doch jetzt wohl klar sein, oder?
26. Was muss ich bei Open Source beachten?
• Die Einführung von Open Source ist nicht kostenfrei.
• Berücksichtige die Gesamtarchitektur.
• Es gibt nicht für alles gute Open Source Lösungen.
• Open Source ist nicht gleich Open Source.
• Verträge mit Dienstleistern überprüfen.
• Erweitern des Know-Hows der Mitarbeiter.
• Lernen mit anderen zu kooperieren.
Fragen Sie Ihren Arzt (Berater) oder Apotheker (Dienstleister).
27. Open Data fördert das Chaos
Open Data ist in einer frühen Entwicklungsstufe.
28. Open Data oder "Free" Service
• "Open Data" und "Free Service" sind verschiedene Dinge!
• "Freemium" Geschäftsmodelle verursachen Folgekosten.
• Lizenz, Copyright und Nutzungsbedingungen oft nicht klar.
• Lizenzen, Geschäfts- und Betriebsmodelle oft inkompatibel.
• Die Politik ist ahnungslos und trifft falsche Entscheidungen.
• Und außerdem ist alles noch im Fluss...
29. Der Open Data Lackmus-Test
Handelt es sich bei Open Data wirklich um Open Data?
• Open Data muss immer heruntergeladen werden können!
• Open Data muss eine Lizenz haben (oder Public Domain*)!
* Zur Beachtung: Der Begriff "Public Domain" stammt aus dem angelsächsischen Rechtssystem und kann mit "Allmende"
übersetzt werden. In Europäisch geprägten Rechtsräumen steht das Urheberrecht dem Konzept der Allmende, also dem Abtreten
des Copyrights entgegen.
30. Free Service
• Ein Free Service erlaubt immer die kostenfreie (Gratis) Nutzung
• "Terms of Service (Use)" enthalten oft Klauseln, die eine
kommerzielle Nutzung ausschließen.
• Ohne Vertrag gibt es keine (Rechts)sicherheit der Verfügbarkeit.
32. OpenStreetMap
Verwendung der Daten wird durch ODbL-Lizenz geregelt
• Die Nutzung der Daten ist für alle frei und offen
• Die Nutzung des Dienstes ist gratis
• Der Aufbau eigener Server wird ermutigt
• Die Quellen der Ergebnisse veröffentlichter abgeleiteter Werke muss
auf Nachfrage freigegeben werden
34. Government Open Data (Beispiel)
Die Open Government License des Vereinigten Königreichs berechtigt
Daten der öffentlichen Hand:
• zu kopieren, veröffentlichen, verteilen und übertragen;
• zu verändern; und
• zu jedem Zweck zu verwenden, auch in eigenen kommerziellen
Produkten und Anwendungen.
Source: United Kingdom Open Government License
35. Nachhaltigkeit
Beachten Sie, dass sich Open Data Betriebsmodelle ändern. Überprüfen
Sie folgende Punkte bevor Sie sich darauf verlassen:
• Nutzungsbedingungen
• Verfügbarkeit
• Aktualität
• Qualität
• Lizenz
• Kosten
36. Standard Lizenzen
Es gibt einige allgemeingültige Lizenzen, z.B. die Open Database
License (ODbL 1.0) von OpenStreetMap.
• To Share: To copy, distribute and use the database.
• To Create: To produce works from the database.
• To Adapt: To modify, transform and build upon the database.
Die ODbL wird durch die Open Knowledge Foundation definiert.
Source: http://opendatacommons.org/licenses/odbl/summary/
37. Open Database License (ODbL 1.0)
As long as You:
• Attribute: You must attribute any public use of the database, or works produced from the database, in the manner specified
in the ODbL. For any use or redistribution of the database, or works produced from it, you must make clear to others the
license of the database and keep intact any notices on the original database.
• Share-Alike: If you publicly use any adapted version of this database, or works produced from an adapted database, you
must also offer that adapted database under the ODbL.
• Keep open: If you redistribute the database, or an adapted version of it, then you may use technological measures that
restrict the work (such as DRM) as long as you also redistribute a version without such measures.
39. Creative Commons CC0
The person who associated a work with this deed has dedicated the work
to the public domain by waiving all of his or her rights to the work
worldwide under copyright law, including all related and neighboring
rights, to the extent allowed by law.
You can copy, modify, distribute and perform the work, even for
commercial purposes, all without asking permission.
Note that CC Zero is technically not a license!
Source: http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/
40. Öffentliche Verwaltung in Deutschland
Seit November 2012 gilt ein neues Geodatenzugangsgesetz:
§ 11 Allgemeine Nutzung
1.Geodaten (...) sind (...) öffentlich zur Verfügung zu stellen
2.Geodaten (...) sind (...) für die kommerzielle und nicht kommerzielle
Nutzung geldleistungsfrei zur Verfügung zu stellen
3.Die Einzelheiten zur Nutzung (...) werden in einer Rechtsverordnung
nach § 14 geregelt.
Source: Geodatenzugangsgesetz (http://www.gesetze-im-internet.de/)
41. Terms of Service, Terms of Use
Die "Free" Services der Portalbetreiber
(Google, Bing, Nokia & Co.)
42. "Free" Service
• Ein "Free" Service kann meist zunächst "gratis" genutzt werden
• "Gratis" bedeutet oft, dass Nutzer mit dem Verlust ihrer Privatsphäre
zahlen
• Terms of Service ändern sich. Immer! Obacht!
43. "Free" Service
Ein kleiner Werbespot von der
Electronic Frontier Foundation,
der karikiert wie wir alle täglich mit Lizenztexten und
Nutzungsbedingungen umgehen.
52. OpenStreetMap, Ordnance Survey, ++
Warum laden wir die Daten nicht einfach mal runter?
• OpenSpace Data vom Ordnance Survey Great Britain
• OpenStreetMap
• Rights of Way (Wegerechte für offroad Mountainbiker)
• Selbst erhobenen GPS Tracks
• ...und viele weitere Quellen
Dieses Beispiel zeigt die Nutzung von Open Data mit OpenStreetMap,
OpenSpace des Ordnance Survey Great Britain und weiteren Daten der
öffentlichen Hand.
53. Open Source
...transformieren und laden sie mit Open Source Software und erstellen
eine Anwendung mit eigener Kartographie...
• GDAL
• Quantum GIS
• Postgres mit PostGIS
• MapServer
• Mapbender
• OpenLayers
• und so weiter...
54. Open Standards
...und nutzen dabei alle guten, offenen Standards...
• OGC GML
• Simple Features for SQL
• OGC Web Map Server
• Styled Layer Descriptors
• HTTP
• und so weiter...
57. Zusammenfassung
Openness kommt in allen Farben! Beachten Sie
deshalb:
• Verwenden Sie wirklich offene Standards.
• Nutzen Sie bewährte Open Source Software.
• Verstehen Sie die Lizenzbedingungen von Open Data.
• Beachten Sie Terms of Services/Use.
• Fragen Sie einen qualifizierten Dienstleister!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Arnulf Christl, metaspatial
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