3. Die Sage vom Rattenfänger
Hammeln
Im Jahre 1284 ließ sich zu Hameln ein wunderlicher
Mann sehen.
Er hatte einen Rock von vielfarbigem, buntem Tuch
an und gab sich für einen Rattenfänger aus, indem
er versprach, gegen ein gewisses Geld die Stadt
von allen Mäusen und Ratten zu befreien.
Die Bürger sagten ihm diesen Lohn zu, und der
Rattenfänger zog sein Pfeifchen heraus und pfiff.
Da kamen alsbald die Ratten und Mäuse aus allen
Häusern hervorgekrochen und sammelten sich um
ihn herum.
Als er nun meinte, es wäre keine zurückgeblieben,
ging er aus der Stadt hinaus in die Weser; der ganze
Haufen folgte ihm nach, stürzte ins Wasser und
ertrank. Weiter…
4. Der Wolf und die sieben jungen Geißle
Wolfhagen
Es war einmal eine alte Geiß, die hatte
sieben junge Geißlein. Sie hatte sie so lieb, wie
eben eine Mutter ihre Kinder lieb hat. Eines Tages
wollte sie in den Wald gehen und Futter holen. Da
rief sie alle sieben herbei und sprach: "Liebe Kinder,
ich muss hinaus in den Wald. Seid inzwischen brav,
sperrt die Türe gut zu und nehmt euch in Acht vor
dem Wolf! Wenn er hereinkommt, frisst er euch mit
Haut und Haaren. Der Bösewicht verstellt sich oft,
aber an seiner rauen Stimme und an seinen
schwarzen Füßen werdet ihr ihn gleich erkennen."
Die Geißlein sagten: "Liebe Mutter, wir wollen uns
schon in Acht nehmen, du kannst ohne Sorge
fortgehen." Da meckerte die Alte und machte sich
getrost auf den Weg. Weiter…
5. Schneewittchen
Bad Wildungen
Es war einmal eine Königin, die hatte keine Kinder.
Aber sie wünschte sich eines, weil sie so einsam
war. Eines Tages saß sie an einer Stickerei und
betrachtete tief in Gedanken den Rahmen aus
schwarzem Ebenholz. Sie saß am offenen Fenster
und draußen fielen dicke weiße Schneeflocken vom
Himmel. Da stach sich die Königin in den Finger und
drei kleine Blutstropfen fielen in den weißen Schnee.
"Ach", seufzte die Königin, "hätte ich doch nur ein
Kind, so rot wie Blut, so weiß wie Schnee und so
schwarz wie Ebenholz!" Weiter…
6. Frau Holle
Hessisch Lichtenau
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine
schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Sie
hatte aber die hässliche und faule, weil sie ihre
rechte Tochter war, viel lieber, und die andere
musste alle Arbeit tun und der Aschenputtel im
Hause sein. Das arme Mädchen musste sich täglich
auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und
musste so viel spinnen, dass ihm das Blut aus den
Fingern sprang. Weiter…
7. Dornröschen
Sababurg
Es waren einmal ein König und eine Königin. Die
wünschten sich so sehr ein Kind - aber sie konnten
keins bekommen.
Doch eines Tages, als die Königin einmal im See
badete, platschte ein Frosch aus dem Wasser und
sprach: "Dein Wunsch wird erfüllt. Bevor das Jahr
um ist, wirst du eine Tochter bekommen."
Und so geschah es. Noch ehe das Jahr vergangen
war, gebar die Königin ein Mädchen. Der König und
die Königin freuten sich sehr und veranstalteten ein
großes Fest. Weiter…
8. Rapunzel
Trendelburg
Ein Mann und eine Frau wünschten sich schon
lange ein Kind. Endlich gab es Hoffnung, dass der
liebe Gott diesen Wunsch erhört hatte.
Die Leute wohnten in einem großen Haus. Auf der
Hinterseite gab es aber nur ein kleines Fenster. Wer
dort hinausschaute, der konnte einen prächtigen
Garten sehen, voll mit den schönsten Blumen und
Kräutern. Dieser Garten war von einer hohen Mauer
umgeben, und niemand wagte es, hineinzugehen.
Denn der Garten gehörte einer mächtigen Zauberin,
vor der sich alle fürchteten.
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9. Aschenputtel
Polle
Einem reichen Manne, dem wurde seine Frau
krank, und als sie fühlte, dass ihr Ende
herankam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich
ans Bett und sprach: "Liebes Kind, bleibe fromm und
gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und
ich will vom Himmel auf dich herabblicken, und will
um dich sein." Darauf tat sie die Augen zu und
verschied. Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu
dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb fromm
und gut. Als der Winter kam, deckte der Schnee ein
weißes Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im
Frühjahr es wieder herabgezogen hatte, nahm sich
der Mann eine andere Frau. Weiter…
10. Baron Münchhausen
Bodenwerder
Als ich mich einmal
selbst aus dem Sumpf befreite
Wer je bei einem Ausflug in einem Sumpf zu
versinken droht, der sollte sich an diese Geschichte
erinnern, die ich wirklich erlebt habe. Bei einem
Ausflug gerieten mein Pferd und ich eines Tages in
sumpfiges Terrain. Aber wir mussten da durch, es
gab keinen anderen Weg zu unserem Ziel.
Durchlaufen konnten wir den Sumpf natürlich
nicht, also mussten wir das Hindernis überspringen.
. Weiter…